area | Nächtliches Training auf dem Hof

  • Was glaubte er eigentlich? Dass sein guter Glaube an seine Mitmenschen die Sklaven vor Willkür durch ihre Herren schützen würde? Aber wahrscheinlich ließen sich diese irrigen Gedanken nicht mehr aus seinem Kopf bannen, und so sagte Cadhla nichts dazu, sie glaubte ihm ohnehin nicht. Vielleicht würde er die Sklaven nicht strafen, aber bei anderen Aureliern war sie sich nicht so wirklich sicher. Diese Aurelia Prisca hatte sich sehr schnell auf den Gedanken versteift, Sklaven für etwas leiden zu lassen, das sie nicht getan hatten, und sie hatte nicht gefragt, ob sie es gewesen waren oder nicht. Sicher war man als Sklave nie. Und das war es, was Aurelius Ursus wohl nicht verstehen würde, ausser, er würde jemals ebenfalls zum Sklaven werden.


    "Ich vielleicht nicht wissen viel über Römer, aber ich wissen, dass ihr gekommen, auch wenn wir nie gemacht haben Krieg mit euch. Dass ihr genommen Dorfland und Leben von Familie und Freunden. Dass ihr zwingen Menschen zu sein Sklave, die wollen sein frei und leben, wie selbst gedacht. Ich gern würden leben wie bisher, aber ich nicht können, weil ich sein Sklave. Ihr mich nicht fragen, ob ich wollen leben, wie lebe, ihr nur nehmen Freiheit und sagen: Du gehören nun Aurelius Corvinus, und tun, was er sagt. Wir euch nicht erobern, weil wir nicht wollen nehmen mehr, als brauchen für Sippe selbst." Seine Argumente überzeugten sie nicht wirklich, und das konnte man ihr auch ansehen, sie blickte ihn ziemlich zweifelnd an. "Es sein einfach. Du schauen Deine Hände, dominus." Cadhla hob beide Handflächen an und zeigte ihm die tiefen Schwielen beider Hände, die wohl vom jahrelangen Gebrauch der Waffen stammten. "Ich geübt Kampf seit gewesen Mädchen, ich schlafen mit Speer neben Bett. Du haben weiches Hände, und Dein Körper nicht ist so stark wie meiner, weil Du viel weniger üben. Um sein Krieger, Du müssen üben, und haben Willen zu töten, wenn müssen. Wieviele Männer Du getötet hast in Leben? Ich viele, ich nicht zählen."


    Sie verschränkte die Arme vor der Brust, ihn weiter betrachtend. Letztendlich brachte er ihre Überlegungen der letzten Tage ziemlich genau auf den Punkt. Sie war keine Schildmaid mehr, und ein zurück würde es nicht geben, so sehr sie sich auch an all das klammerte, was gewesen war. Aber was war sie nun? "Ich kein Ziel mehr, denn Römer alles genommen, was gewesen, und was sein wollte. Nun nur noch Sklavin, die räumt auf nach Sisenna, und gießt Blumen und tut die schweren Dinge in villa. Aber ich denken, dass sein mehr als das. Ich noch immer Kämpferin, und noch immer fühlen Kraft und Stärke in mir."

  • Sie hatte natürlich recht. Wenn man auf der Siegerseite stand, konnte man leicht reden. Und Ursus ließ natürlich einen solchen Gedanken: Wie wäre es, wenn Du in die Sklaverei gerietest?, gar nicht erst zu.


    "Der Stärkere erobert den Schwächeren. Das ist überall so, Cadhla. Und glaube mir: Auch wir sind schon oft besiegt worden und Römer gerieten ebenso in Sklaverei. Überall auf der Welt wird das so gehandhabt. Kriegsgefangene werden Sklaven. - Außer vielleicht gerade bei euch. Aber sieh Dich ansonsten um auf der Welt. Menschen leben so." War das denn nicht alles völlig normal?


    Als sie ihm ihre Hände zeigte, ergriff er eine davon, um sie anzusehen. Sie war wirklich voller Schwielen. Unglaublich, daß eine Frau solche Hände haben konnte! "Du hast recht, meine Hände sind weich von den Jahren des Studiums. An Waffenübungen und Kampfübungen habe ich in den letzten Jahren nur das allernötigste gemacht." Doch immerhin hatte er in der letzten Zeit viel Sport getrieben in den Thermen. Und sich auch im Ringen geübt. Was natürlich lachhaft war im Vergleich zu richtigem Kampftraining.


    "Wie wäre es, wenn Du mich trainieren würdest? Ich weiß nicht, wieviel Zeit ich haben werde, falls ich gewählt werde. Aber einen körperlichen Ausgleich für die Schreibtischarbeit brauche ich auf jeden Fall. Und wenn ich danach ein Tribunat antrete, kann mir dieses Training nur nützlich sein. - Und Du hast die Möglichkeit, offen etwas für Dein Training zu tun. Was sagst Du dazu, Cadhla? Das ist kein Befehl. Ich werde es Dir nicht übel nehmen, wenn Du nein sagst."


    Er konnte selbst nicht sagen, welcher Dämon ihn ritt, daß er einer Sklavin solche Zugeständnisse machte. Tilla hatte ihn aufgeweicht, ganz ohne Zweifel. In letzter Zeit hatte er mit Sklaven ein besseres Verhältnis als mit seiner Familie. Das war irgendwie nicht gut... Vernünftiger wäre es gewesen, sie einfach in sein Bett zu befehlen und dort einen kleinen Kampf ganz anderer Art mit ihr zu führen. ( :D )

  • "Auch wenn alle machen Sache, es nicht bedeuten, dass gut sein. Wenn alle springen von Brücke, Du springen mit hinunter?" Leicht hochgezogen hatte sie ihre geschwungenen, dünnen Brauen dabei, was unfreiwillig komisch wirkte, als wollte sie den kritischen Blick einer Eule imitieren und sei daran ziemlich gescheitert. Es war einer der liebsten Sprüche ihrer Mutter gewesen, und sie fand ihn absolu passend - gerade für einen Römer, der so tat, als funktioniere die Welt nach einem bestimmten, vorherbestimmten Muster, das er ganz allein durchblickte. Sein Vorschlag allerdings stimmte sie weitaus milder. Wenn ihr die dröge Gartenarbeit erspart bliebe, hätte sie wohl den ganzen Haushalt trainiert.
    "Ich lieber kämpfen lehren als putzen Boden und schleppen große Krüge ganzen Tag, aber ..." Da tauchte sie auch prompt auf, die kleine schwarze Wolke am Horizont. "... aber Du müssen fragen dominus vorher, ob er erlauben, dass ich kämpfen mit Dir. Wenn er nicht wollen, ich nicht tun. Du sicher verstehen, dass ich nicht tun können, wenn nicht dürfen. Es so vieles verboten ist." Die Kröte, die er zu schlucken haben würde, saß verbal gesehen direkt vor ihm und quakte herausfordernd.

  • Das war wirklich eine dicke, eklige, schleimige Kröte, die Cadhla ihm da zu schlucken gab. Doch hier erwies sich, daß er konnte, wenn er wollte. Er zuckte nicht mal mit der Wimper, selbst seine sonst so verräterische Augenbraue hatte er dieses mal unter Kontrolle. "Sicher. Ich gebe Dir dann Bescheid", sagte er leichthin. Innerlich sträubte sich natürlich alles in ihm. Augerechnet von Corvinus etwas erbitten zu müssen! Doch sie hatte Recht. Sie gehörte nicht zu den allgemeinen Haussklaven, sondern war der persönliche Besitz von Corvinus. Und über den durfte Ursus selbstverständlich nicht einfach verfügen.


    Ob Corvinus wirklich von ihren Fähigkeiten wußte? Irgendwie bezweifelte Ursus das. Sonst würde er sie wohl entsprechend einsetzen oder zumindest dafür sorgen, daß sie trainierte. Eine Frau, die so kämpfen konnte, war doch ungemein wertvoll! Von Fremden konnte sie nicht als Gefahr erkannt werden, so konnte sie als unauffälliger Schutz dienen. In höheren Ämtern wurde man schließlich unweigerlich zu einer Zielscheibe. Hatte Corvinus sich da je Gedanken drüber gemacht?


    "Welche Waffen und Kampfarten beherrschst Du?", fragte er dann lieber neugierig nach und schob den Gedanken an Corvinus erstmal wieder weit weg.

  • Anscheinend verstand er sich doch besser mit Corvinus, als sie gedacht hatte - sie hätte wissen müssen, dass der Großteil der Unterhaltungen in der Sklavenküche nichts als gelangweiltes Getratsche ohne viel Sinn dahinter war. Aber es war auch gut, das zu wissen, denn sie wäre ungern der Grund für einen Streit zwischen den beiden Männern gewesen, kein Sklave wollte zuviel Aufmerksamkeit auf sich lenken, und Cadhla schon gar nicht. Solange sie diese seltsamen Römer nicht wirklich verstand, konnte sie auch nicht wirklich damit rechnen, was als nächstes passieren würde - und deswegen war sie vorsichtig.
    "Ich kämpfen mit Speer, Schild, und Schwert - und ohne Waffen, wenn keine mehr da. Und Dolch, und ... eigentlich Du können kämpfen mit alles, wenn nur wollen," sagte sie nach einigem Überlegen und gestattete sich ein kleines Grinsen. "Kampf nicht ist allein üben und üben und nur üben, Du müssen auch sein offen für Verwendung von Dingen, die nicht benutzt jeder. Nur wer überrascht Gegner, der gewinnt." Ob es ein interessanter Kampf mit ihm sein würde? Wenigstens hatte sich ihre Befangenheit ihm gegenüber gelegt, wie sie es immer tat, wenn sie über das sprechen konnte, von dem sie etwas verstand - der Kampf war ihre bisher einzige Leidenschaft und würde es wohl bleiben. "Womit Du können kämpfen, dominus?"

  • Ursus nickte. Sie hatte recht. Wer fähig war, alles einzusetzen, was für ihn erreichbar war, war im Grunde nie wehrlos. Und die Überraschung des Gegners konnte den notwendigen winzigen Augenblick ausmachen, den man brauchte, um den anderen zu besiegen.


    "Ich habe nur gelernt, was alle jungen Römer beigebracht bekommen: die Grundlagen des Schwertkampfes und des Ringens. Das liegt daran, daß ich kein Soldat bin und auch nie vorhatte, die militärische Laufbahn einzuschlagen. Allerdings habe ich vor, ein Jahr lang als Tribun zu dienen. Dabei werde ich zwar auch hauptsächlich mit Verwaltungstätigkeiten beschäftigt sein, doch ich möchte eigentlich nicht als kämpferischer Vollidiot dort auftauchen. Bis dahin habe ich jetzt ein Jahr. Das sollte doch eine Zeit sein, in der man so viel lernen kann, daß man sich nicht bis auf die Knochen blamiert, oder?" Natürlich hatte er immer Sport getrieben und war alles andere als ein Schwächling. Doch er war sich im Klaren darüber, daß er gegen einen ausgebildeten Kämpfer keine wirkliche Chance hätte.


    Wie anders sie doch auf einmal sprach und sich benahm. Gar nicht mehr befangen wie vorhin noch. Man merkte sehr deutlich, daß kämpfen ihr Steckenpferd war, vielleicht ihre Bestimmung.

  • Cadhla legte den Kopf schief und unterzog Aurelius Ursus einer weiteren, eingehenden Musterung. Ihr Gesicht wirkte dabei ernst und aufmerksam, und man konnte sich in diesem Moment gut vorstellen, dass sie ihn sehr sorgsam abwägte und einzuschätzen versuchte. "Wenn Du nur haben ein Jahr, dann Du musst tun Bestes in ein Jahr, und Du wirst sein Kämpfer, der weiss was tun, um töten schnell. Für langen Kampf Du müssen lernen mehr, und länger, aber wenn Du hast Vorteil von schnell sein, dann Du können tun viel. Du werden haben Schmerz, und Du fluchen wirst über mich, wenn ich Dich lehren, aber Du wirst kämpfen schnell, wenn wir fertig. Und wenn dominus nicht sagt nein zu Vorschlag," erklärte Cadhla schließlich nach einigem Nachdenken. Leicht würde es nicht werden, und sicher würde es ihm auch nicht leicht fallen, gegen eine Frau zu kämpfen - aber seine Statur verriet, dass er sicher Talent haben musste und untrainiert war er auch nicht. Man konnte etwas daraus machen, wenn er nur den Willen dazu behalten würde.
    Und mit einem Mal glitt ein Lächeln auf ihre Lippen, welches das ernste Gesicht auf eine Weise zu erhellen wusste, als sei inmitten der Nacht eine kleine Sonne aufgegangen.
    "Bei Kampf nicht wichtig, zu kämpfen schön. Das nur sagen Männer wenn kämpfen. Wenn du töten Gegner, und überleben ohne Wunde, dann Du alles richtig hast gemacht."

  • Ursus nickte ernst. Ja, er rechnete natürlich damit, daß er mit mächtigem Muskelkater, er ein oder anderen Zerrung und vermutlich auch mit mächtigen Blutergüssen würde leben müssen. Es gab keinen Erfolg ohne Mühe. Und auch wenn es ihn etwas Überwindung kosten würde, gegen eine Frau zu kämpfen, so war es immer noch besser, als sich vor einer Gruppe Legionäre zu blamieren - als hoher Offizier. Den weiteren Hinweis auf Corvinus ignorierte er erst einmal, darüber hatten sie ja nun schon gesprochen.


    "Ich will kein Schaukämpfer werden. Schnell klingt für mich gut. Effektiv klingt für mich auch gut. Auf Schönheit kommt es mir nicht an."


    Wie hübsch sie war, wenn sie lächelte! Vom Mondlicht wurde der strahlende Eindruck noch verstärkt. Vielleicht war dieser Eindruck auch nur so stark, weil sie so selten lächelte. Was widerum sehr schade war.


    "Cadhla, Du wirst die einmalige Chance haben, einen Römer so richtig zu schinden", lächelte er schließlich. Und hoffte natürlich, daß sie ihn wirklich nur trainierte und nicht die Gelegenheit wahrnahm, sich für alles erlittene ausgerechnet an ihm zu rächen.

  • "Es nicht hilfreich, wenn ich Dich nur verprügeln," meinte Cadhla mit der sachlichen Logik einer Frau, die selbst schon lange genug gekämpft hatte, um zu wissen, was die Fähigkeiten eines Kriegers stärkte. "Du mir wirst müssen zeigen, was Du können, und ich Dir dann sagen, wo Du noch üben." Auch wenn der Gedanke Cadhla sonst wohl nicht gekommen wäre - wenn es um den Kampf selbst ging, war ihr Geschlecht für sie kein Hindernis mehr. Auch nicht die Erinnerung an einen Abend in einem sehr warmen Wasserbecken. Geschmeidig glitt sie von ihm weg und nahm einen gewissen Abstand zu Ursus ein, noch immer das Lächeln auf den Lippen. "Du mich greifen an, und ich sehen, was Du können." Dann blickte sie ihn abwartend an, die Augen glitzernd.

  • Ursus lächelte. So hätte er sie auch eigentlich nicht eingeschätzt. Immer noch war es etwas schwer, eine Frau als Krieger anzusehen. Doch er hatte vorhin gesehen, wie gut sie war. Und wußte genau, daß er ihr nicht das Wasser reichen konnte, Frau hin oder her.


    Trotzdem wußte er nicht, ob er es fertig brachte, sie so anzugreifen, daß er ihr weh tat. Bei einem männlichen Gegner wäre das kein Problem. Aber bei einer Frau?


    Er nahm jedenfalls die Herausforderung an. Normales Ringen war hier wohl kaum angebracht. Doch anderen waffenlosen Kampf - abgesehen von Knabenprügeleien in seiner Kindheit - beherrschte er nicht.


    Also betrachtete er sie und überlegte, wo er den Hebel, um sie auf den Boden zu werfen, am besten ansetzen sollte. Dann versuchte er, schnell zu sein und zuzugreifen, bevor sie merkte, was er vorhatte.

  • Dass er nichts mehr gesagt hatte, war letztendlich nichts als ein stummes Einverständnis dessen, dass er ihr Angebot annahm - und Cadhla hatte gelernt, die Körpersprache und den Blick eines potentiellen Gegners nicht zu unterschätzen. Ursus mochte trainiert sein, aber doch, er machte denselben Fehler wie viele - sein Körper verriet ihn. Das kurze Aufblitzen der Augen kurz vor dem Angriff, dann die angespannten Muskeln, die seinen Körper in Bewegung brachten - es war ein Schema, das immer gleich blieb, sich immer würde lesen lassen. Nicht zuletzt deswegen war der Gegner, den man ablenken konnte, dessen Aufmerksamkeit auf anderes gelenkt war, der wehrlosere Gegner.
    Dabei war sein Angriff nicht schlecht - er hatte sie kräftig gepackt, Kraft schien er zu haben, und sogleich versucht, sie zu Boden zu bringen - aber auch wenn es zuerst schmerzhaft abwärts ging, hatte sie sich mit einem Arm abgefangen, ihm die Seite zugewandt, und in der Drehung den Ellenbogen heftig vorgestoßen - in Richtung seines Brustbeins zu einer Stelle, welche die Gelehrten für gewöhnlich als Solarplexus bezeichneten. Cadhla wusste nicht, wie diese Stelle hieß, aber sie musste das auch nicht wissen, denn ihr eigenes Wissen war viel entschiedender: Kräftig geschlagen, am besten mit Knie oder Ellenbogen, konnte es einen Mann zusammenklappen lassen - und dann verging die Sekunde, die darüber entschied, ob es ihr gelungen war.

  • Er hatte Cadhla tatsächlich genau an den Punkten zu packen bekommen, die er vorher anvisiert hatte und wahrhaftig schaffte er es, sie von ihren Beinen zu holen. Wenn er ehrlich war, dann überraschte ihn diese Tatsache, er hatte damit gerechnet, daß sie ihn bereits am Zugriff hindern würde, so wie es beim Ringen ja üblicherweise geschah: Man ließ gar nicht erst zu, daß der Gegner einen so zu packen bekam.


    Natürlich war es beim Ringen nicht zulässig, seine Ellbogen so einzusetzen, wie es Cadhla nun tat. Es war Dummheit, nicht darauf zu achten. Denn hier ging es ja nicht ums Ringen, wie Ursus ja sehr wohl gewußt hatte, sondern um Training für einen Kampf auf Leben und Tod. Und wenn es ums Leben ging, war schlicht alles erlaubt.


    Oh, er wußte, wie die Stelle hieß, die sie traf. Hatte er doch eine ganze Reihe von philosophischen Vorlesungen besucht, die sich mit der Medizin befaßten. Doch dieses Wissen war völlig nutzlos angesichts des Schmerzes und des fehlenden Atems in diesem Moment.


    Bunte Kringel tanzten vor Ursus' Augen, er stöhnte schmerzvoll auf, klappte zusammen, eine Reaktion, die sich nicht vermeiden ließ. Doch statt sich mit den Händen nach der schmerzenden Stelle zu greifen, wie es vielleicht normalerweise der Reflex gewesen wäre, faßten sie instinktiv noch fester zu und er gab ihr einen kräftigen Schubs, in der Hoffnung, einfach erstmal Abstand zwischen sich und den Gegner zu bringen. Damit er einen Augenblick hatte, um wieder zu Atem zu kommen und seinen Blick zu klären. Und jetzt faßte er sich natürlich doch an die schmerzende Stelle und keuchte hörbar.


    Im ersten Moment hatte er ganz vergessen, daß er ja gegen Cadhla kämpfte und nicht gegen einen richtigen Gegner. Der starke Schmerz hatte dieses Wissen einfach ausradiert, doch jetzt sickerte es wieder durch. Hoffentlich war er jetzt nicht zu grob gewesen!


    Trotzdem ließ er sie natürlich nicht aus den Augen, bunte Kringel hin oder her! Immerhin konnte sie jederzeit einen Gegenangriff versuchen.

  • Letztendlich glichen sich Kämpfe gegen Männer zumindest bei den ersten paar Malen ziemlich - man unterschätzte sie, man schonte sie, und dadurch hatte sie so ziemlich alle Vorteile auf der Hand, die sie brauchte, um den Kampf zu gewinnen. Während Ursus noch die Augen zusammenkniff, sich dann aber recht schnell wieder fing und sie zurückstieß, nutzte sie die Gelegenheit und bewegte sich mit seiner Hand, ließ sich durch seine Kraft wegschieben, und blieb in einiger Entfernung einen Moment lang stehen - aber eben nur einen Moment lang.
    Mochte er Skrupel haben, wirklich mit ihr zu kämpfen, sie hatte diese Skrupel nicht, und ließ sich davon auch nicht hindern, ihm die gewünschte Lektion aufzuzeigen. Diesmal war sie es, die auf ihn zusprang, mit der bloßen Wucht versuchend, gegen seinen Körper zu prallen, gegen die Schulter, auf dass es einen weiteren Bereich geben würde, der ihm wehtat - auch wenn ein dumpfer Schmerz durch ihren Arm zuckte, sie wusste, was sie tat, und auch, dass sie den Schmerz abschütteln würde, wie sie es oft getan hatte ...

  • Ursus rechnete nicht mit einer derart schnellen Reaktion von ihr. Als er die Bewegung, mit der sie auf ihn losstürzte, aus dem Augenwinkel bemerkte, war es im Grunde schon zu spät. Er machte zwar noch eine ausweichende Bewegung, konnte den Aufprall aber nur abschwächen, nicht verhindern. Schmerz breitete sich in seiner Schulter aus, war aber deutlich weniger schlimm als der bisherige und lenkte ihn daher nicht so ab wie der andere. Er wurde durch den Aufprall weggeschleudert, strauchelte, fiel aber dann doch nicht, worüber er selbst überrascht war. Doch er hatte sein Gleichgewicht noch nicht so weit wieder im Griff, daß er zum Gegenangriff hätte übergehen können. Er schaffte es so gerade, sich wieder einen sicheren Stand zu verschaffen und rechnete mit einem weiteren massiven Angriff von ihrer Seite...

  • Cadhla war voran und dann von ihm weg geschnellt, um in einigem Abstand von ihm zu verharren - dumpfer Schmerz pochte durch ihre Schulter, ein Schmerz, den sie erwartet hatte, aber deswegen tat es nicht weniger weh. Die Kunst daran war nur, es sich nicht anmerken zu lassen, denn ein Kämpfer, der dem anderen als übermächtig und schmerzlos erscheint, entmutigt den Gegner leichter, und lässt vielleicht auch jenen mehr Fehler begehen. Aus den klaren grünen Augen blickte sie den Aurelier an, versuchte einzuschätzen, ob und welche Schmerzen er jetzt hatte - hatte er nicht doch langsam genug davon, einzustecken?


    Ihre Lippen formten ein kurzes Schmunzeln, dann wurde ihr Gesicht wieder ausdruckslos, zeugte von dem hohen Maß an Konzentration, welches sie dem Kampf gegenüber brachte. Sicher stand er noch nicht, und dies brachte sie dazu, einen weiteren Angriff zu beginnen - dieses Mal allerdings versuchte sie, mit wenigen Schritten engen Körperkontakt herzustellen, um ihn mit beiden Händen am Rumpf zu packen, das linke Bein unter seine Knie zu bringen, um ihn damit zu Fall zu bringen - das hellhäutige Gesicht war nun von ihrem roten Haar umtost, denn das Haarband hatte sich gelöst und fristete nun ein einsames Dasein auf dem Boden des Hofes, während sich ihre Haare einer ungewohnten Freiheit erfreuen durften.

  • Sie war zu schnell und zu präzise. Ursus erkannte bald, daß er keine Chance hatte, dem Schicksal, niedergeworfen zu werden, zu entgehen. Doch dann war wohl Angriff die beste Verteidigung. Ursus umschloß sie fest mit seinen Armen und ließ sich schlicht fallen, um sie mit seinem Gewicht mit sich zu ziehen. Gleichzeitig versuchte er, den Schwung zu nutzen, damit sie sich drehten und er auf ihr zu liegen kam. Soweit zumindest der Plan, den er mit dem größeren Gewicht und seiner hoffentlich überlegenen Körperkraft auszuführen gedachte.


    Die Flut herrlich duftender roter Haare allerdings, die sein Gesicht umtosten, drohten ihn ein wenig - nein, eigentlich ziemlich - aus dem Konzept zu bringen. Das helle Mondlicht ließ ihre katzengrünen Augen aufleuchten. Ein Anblick, der ihm den Atem stocken ließ. Verflucht, war sie schön! Und begehrenswert!

  • Dass er sich wehren würde, damit hatte sie gerechnet - er wäre ziemlich dämlich gewesen, es nicht zu tun - aber nicht, dass er sie in eine Drehung reißen würde, in diesem Punkt hatte sie den geradezu klassischen Fehler gemacht zu glauben, ihr Gegner sei schon zu sehr vom Schmerz betäubt, um auf gute Ideen zu kommen. Weit gefehlt! In dem Moment, in dem ihr die Erde entgegen stürzte und sie den Griff seiner Arme fühlte, schalt sie sich selbst, ihn unterschätzt zu haben, aber es war jetzt nicht mehr zu ändern. Mit einem dumpfen Laut kamen die beiden Kämpfenden auf dem harten Boden auf, und da sie halb unter Ursus landete, fühlte Cadhla auch noch die Last seines Körpers auf sich lasten.


    Ein lautes Schnaufen kam ihr über die Lippen, ohne dass sie es gewollt hätte, und mit dem Schmerz über den unwürdigen Bodensturz kam auch ihr bester Helfer wirder zurück, der sie im Kampf stets hatte überleben lassen: Der Zorn. Die grünen Augen sprühten geradezu Funken, als sie sich unter Aurelius Ursus wand und ihn schließlich mit einem gekonnten Spreizen der Beine zwischen den muskulösen Oberschenkeln auf seiner Bauchhöhe einzuklemmen begann - mit mehr Druck würde es zweifelsohne wirklich schmerzhaft werden, aber noch deutete sie eher an, was ihm blühen konnte, während sie von unten in sein Gesicht blickte, ihr Haar inzwischen im staubigen Boden gebadet.

  • Der Aufprall war hart und trotz der Schmerzen, die Ursus ohnehin schon hatte, erlaubte er sich eine gewisse Genugtuung, daß er es geschafft hatte, sie mitzureißen und auf ihr zu liegen zu kommen.


    Allerdings wurde seine Freude gleich gedämpft durch ihre einfallsreiche - und für ihn durchaus unangenehme Gegenwehr. Er war natürlich versucht, nun seine eigenen Beine einzusetzen, um ihre Beine auseinander zu zwingen. Doch allzusehr war er gebannt vom Blitzen der unglaublich grünen Augen. Vom Anblick des schönen Gesichts, daß zwar nicht elfengleich liebreizend, aber dafür von einer stolzen und selbstbewußten Schönheit war, die weit über jedem Liebreiz stehen mußte.


    Mit eisernem Griff hielt er sie weiterhin fest, doch statt sich gegen sie zu wehren und gegen den inzwischen schon schmerzhaften Druck auf seinen Bauch, senkte er sein Gesicht über das ihre und legte seine Lippen auf die ihren zu einem nicht wenig leidenschaftlichen Kuß...

  • Trotz der nächtlichen Kühle war Cadhla nicht mehr kalt, das Training hatte sie aufgewärmt, der Kampf hatte sein übriges getan, dass die Hitze nicht mehr aus ihrem Leib gewichen war - und auch wenn sie es sicherlich nicht bewusst wahrgenommen hätte, der Körperkontakt hatte dem Kampf noch einen zusätzlichen Hauch Hitze hinzugefügt, der bisher eher nur sehr unterschwellig beigefügt gewesen war. Als er den Kopf vorstreckte, zuckte sie im ersten Moment zurück, erwartend, er würde seine Stirn gegen ihre rammen, um sie durch die Überraschung zu einer Aufgabe ihrer Beinzwinge zu bringen - aber ein weiteres Mal an diesem Abend überraschte er sie maßlos, und im ersten Augenblick, als sich seine Zunge zielstrebig den Weg zwischen ihre Lippen gewunden hatte, nach ihrer tastete und sie ihn ungläubig anstarrte und erst gar nicht reagieren konnte, ließ sie auch locker, was die Folge hatte, dass der Aurelier auf ihre Körpermitte herabsackte.


    Diese Form der Nähe war noch sehr viel erschreckender als der Kuss selbst, und gleichzeitig fühlte sie eine intensive Hitze in ihrem Körper empor steigen, die sie ungleich mehr verwirrte, als die Tatsache, dass er sie ein zweites Mal hatte überraschen können. Und wie es im Kampf immer geschah, reagierte auch jetzt ihr Körper rein instinktiv auf etwas, was ihr Verstand noch nicht begreifen wollte und konnte - Cadhla schmiegte sich von unten an den Körper des Mannes, und ein vages, kehliges Seufzen glitt in die Stille der Nacht hinaus, der Atem ging schneller, hastiger schlug das Herz - bis die Information, dass sie gerade die Zunge eines Mannes im Mund hatte und ihre Zunge gegen diese gestupft war, ihren Kopf erreicht hatte, sie ihn mit beiden Händen an den Schultern packte und versuchte, von sich wegzuschieben, erschrocken und erregt zugleich. "Was ... ?!"

  • Auch wenn er rein instinktiv gehandelt hatte, seinem momentanen Trieb folgend, drang doch zu ihm durch, daß ihre Reaktion mehr als überraschend war. Als sie ihn bei den Schultern faßte und von sich schob, wehrte er sich nicht dagegen. Zwar hatte er ihr einen Kuß geraubt, doch er hatte natürlich nicht vor, sich ihr weitergehend aufzudrängen.


    Allerdings schien sie es nicht unbedingt als Aufdrängen zu empfinden. Ihr schneller Atem verriet sie ebenso wie das Seufzen, daß ihr eben entschlüpft war. Und doch verriet ihr Gesichtsausdruck neben Erregung auch Schrecken. Und einen Schrecken wollte er ihr nicht einjagen. Ursus blickte sie an und lächelte. "Du hast gesagt, alles ist erlaubt." Natürlich war ihm klar, daß er sie so schnell nicht wieder überraschen können würde.


    Noch ging er nicht von ihr herunter, doch er wich ein wenig zurück, um ihr zu zeigen, daß er die Situation nicht weiter ausnutzen wollte. "Du bist sehr schön, Cadhla", sagte er leise, fast wie zu sich selbst, und rollte sich dann von ihr herunter. Er rappelte sich auf und hielt ihr dann eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. "Und Du weißt wirklich, wo es weh tut." Er lächelte wieder und rieb sich mit der anderen Hand den malträtierten Bauch.

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