Atrium | Der Verlobte kommt...

  • "Bitte, mach mir eine Freude und nimm sie an."


    Sagte er lächelnd und war im nächsten Augenblick ziemlich verunsichert. Spielte sie ihre Schüchternheit? Er hatte davon gehört, dass Frauen so etwas gerne machten, doch hoffte er es nicht. Diese Unschuldigkeit in Person, dieses Mädchenhafte, es gefiel ihm sehr, konnte er doch, bei Claudia war es beileibe anders, nun wirklich den Mann in sich vorkehren und gewisse Beschützerinstinkte kamen ebenso schnell auf.
    Sie war reizend und er musste gehen, um ihr nicht noch mehr zu verfallen. Furianus war zwar besonnen und ruhig, doch in solch Momenten war er sich stets nie sicher gewesen die Kontrolle nicht doch einmal zu verlieren und wie liebestrunken ihr zu Füßen zu fallen und sie zu umgarnen.
    So stand er auf.


    "Der Moment unseres Abschiedes ist nun sehr nahe. Es betrübt mich, Albina, doch ich muss dich auch schon wieder verlassen. Meine Zeit in Rom ist sehr knapp, ich werde dich wohl kein zweites Mal besuchen können, doch ich hoffe dich bald auf unserer Hochzeit, voller Schönheit wie eh und je strahlend, erblicken zu dürfen."

  • Wenn dies eine Möglichkeit war, ihren Verlobten zu erfreuen, dachte Albina, dann wäre es nichts leichter als das, ihm diesen Gefallen zu tun.


    "Wenn es dir eine Freude wäre, dann ist es mir eine Freude, deine Geschenke anzunehmen. Ich danke dir vielmals." meinte sie dann mit großer Freundlichkeit in der Stimme. Auch wenn sie bisweilen keinerlei romantische Gefühle für ihren zukünftigen Ehemann zu hegen pflegte, so schien er doch ein guter Mensch zu sein. Zumindest erschien es ihr so.


    Als Furianus dann meinte, er müsse gehen, erfüllte es sie zugleich mit Freude und Trauer. Freude, dass sie ihre Maske dann würde endlich wieder fallen lassen, in Ruhe nachdenken und sich in Ruhe mit dem Ganzen würde auseinander setzen können. Trauer, weil sie dennoch gerne mehr über diesen Mann erfahren hätte, der sie zu seiner Frau erkoren hatte und an dessen Seite sie bald würde leben müssen. Oder leben dürfen? Sie wusste es nicht.
    Jedoch war es nur die Trauer, die sie sich in ihrem Gesicht Form annehmen zu lassen gestatte.


    "Oh..." meinte sie dann "schon jetzt?" Sie stand auf und strich kaum vorhandene Falten ihrer Tunika glatt. "Wie schade, wie gern hätte ich mehr Zeit mit dir verbracht und mehr über dich erfahren."
    Dann lächelte sie auf seine Worte die Hochzeit betreffend hin milde. " Das wirst du, mein lieber Verlobter." verwandte sie das erste Mal eine Bezeichnung, die mehr als Förmlichkeit bedeutete. Denn so schwer sie sich auch selbst mit der Vorstellung tag, so sehr war ihr auch bewusst, dass sie dies nie ihren Verlobten würde spüren lassen sollen. Schließlich konnte er nichts dafür, noch wusste er überhaupt davon.

  • Vielleicht war es ihr bewusst. Oder doch nicht. Diesbezüglich war er sich mehr als unsicher, er wusste es nicht, konnte sie gar nicht einschätzen. Es wäre auch ein Wunder, würde er das nach solch kurzer Zeit schon können.
    Dennoch übermannte ihn der Wunsch ihre Nähe zu spüren, so schritt er langsam auf sie zu, legte seine Hände auf ihre Schultern und hauchte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn.


    "Glaube mir, tausend Tage und Nächte würde ich mich mit dir unterhalten wollen, meine Schönheit.
    Doch ich habe Verpflichtungen, denen ich für Rom, für dich und auch für mich nachgehen sollte und muss.
    Bitte pass auf dich auf, Rom ist nicht mehr das, was es einmal war. Ich möchte dich so, wie du jetzt vor mir steht, behütet, anmutig, lieblich und schön in Erinnerung wissen, bis ich dich wieder erblicken darf, pass auf dich auf, Albina."


    Es fiel ihm schwer von ihr zu lassen, doch er lächelte noch einmal kurz, verneigte sich ebenso leicht und wandte sich zur Tür zu.


    "Mögen die Götter dich Schützen, Albina, vale."


    Und mit diesen Worten verließ er die Villa Tiberia.

  • Mit den nächsten Regungen ihres Verlobten hatte Albina in keinster Weise gerechnet. Und obwohl sich innerlich alles in ihr gegen diese Nähe sträubte, blieb sie ruhig. Das Gefühl seiner Lippen auf ihrer Stirn war zart und dennoch von einem starken Hin und Her ihrer Gefühle begleitet. Von dem was er sagte, bekam sie nicht mehr viel mit, doch nickte sie anschließend leicht. Was auch immer er gesagt hätte, er würde wohl ein nicken erwarten.
    Mit einer letzten Kraftanstrengung hielt sie die Fassung, lächelte beinahe liebevoll und meinte.
    "Dich auch, Furianus. Vale bene."


    Als er das Atrium und demnach einen Moment später den Raum verlassen hatte, ließ sie sich in den Stuhl sinken, in dem sie zuvor schon gesessen hatte. Sie stützte ihre Hände auf den Knien ab und legte ihr Gesicht in eben jene. Es dauerte einige Momente, bevor sie wieder halbwegs klar denken konnte. Der Besuch ihres Verlobten hatte einen Wust an Eindrücken hinterlassen, der wohl noch lange nachhalten würde.
    Sie blickte nicht auf aber sprach : "Ich habe das Gefühl soeben den Fährmann bezahlt zu haben, Cato. Als wäre die Dauer bis zur Hochzeit mein Fahrt auf dem Styx und die Heirat selbst der Eingang zur Unterwelt." sagte sie in einem schmerzvollen Anflug von Bitterkeit, sich bewusst, dass Cato noch immer da war, auch wenn er bis dahin geschwiegen hatte.

  • Ich hatte mich wieder im Hintergrund gehalten, getreu des Auftrages meines Patrons, seine Cousine zu schützen. Und auch wenn ich im Hintegrund war, hatte ich dennoch aufmerksam das Geschehen und das Gespräch verfolgt. Liebe zwischen den Verlobten hatte ich nicht erwartet und auch die Reaktion von Albina überraschte micht nur wenig. Sie bemühte sich stark zu erscheinen, doch ihre Furcht vor der Ehe mit dem Flavier war eindeutig stärker. Und als dieser die Villa verlassen hatte, brach diese Fassade total zusammen.


    "Du brauchst dich nicht zu fürchten, Domia," sagte ich, während ich mich aus dem Schatten herraus bewegte, in dem ich mich bisher befunden hatte. "Auch wenn du mit dem Flavier verhereitet bist, wird mein Patron über dich wachen."


    Ich kannte ja jene Drohung, die mein Patron dem Flavier gemacht hatte. Und ich wusste, wie ernst eine solche Drohung zu nehmen war. In diesem Punkt glich er sogar nicht wie sonst seinem Grossvater, sondern vielmehr seinem Vater, jedenfalls wenn ich den Worten meiner Mutter glauben schenkte.

  • Irgendwie hatte sie mit dieser Antwort gerechnet. Hörte sie dies doch dauernd, als Bestätigung von Cato oder als Trost in den Briefen ihres Vettern.


    "Ach Cato, ganz im Ernst, was soll mir das denn helfen. Wie will er über mich wachen, wenn ich in diesem fremden Land an der Seite eines fremden lebe? Wie will er Stunden der Einsamkeit oder der Verzweiflung denn für mich da sein?" meinte sie dann nicht weniger bitter, als ihre vorherigen Worte es gewesen waren.


    "Dies ist mein eigenes Schicksal, und ich ganz alleine werde es irgendwie tragen müssen. Auch wenn ich noch nicht weiß wie." Sie fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht und atmete kurz schwer aus.


    "Wie auch immer, es ist in Ordnung. Ich werde meine Pflicht schon erfüllen. Doch ich will nichts mehr davon hören, wie mein werter Vetter mir helfen will, dieses Los zu tragen. Es ist schon genug, dass er es mir auferlegt hat." meinte sie dann , stand auf und verließ das Atrium. Sie brauchte Ablenkung, drohte sie doch, wenn sie sich weiter in ihrem Leid vertiefte, dieses sie herunterzuziehen.

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