>Nun die Nachbarschaft macht einen anständigen Eindruck.<
bemerkte Modestus während er neben Decimus Fabullus Scaeto ging. Scaeto war sein Sekretär, Verwalter, Berater was die Religion anging und Klient. Der junge Mann in der einfachen Toga war Discipulus gewesen, doch aus Gründen, die des sonst so redefreudige Scaeto bisher aber verschwiegen hatte, hatte er es vorgezogen nicht Sacerdos zu werden und den Cultus Deorum wieder verlassen. Modestus war es nur recht, denn Scaeto hatte sich als sehr fähig erwiesen, auch wenn er sonst so gerne wie ein Waschweib schwatzte und für jeden Klatsch zu haben war. Das hatte wenigstens der Vorteil, dass er immer sehr gut informiert war.
>Ja, ich habe extra einen großen Wert darauf gelegt, dass deine neuen Besitztümer nicht in irgendeiner schlechten Gegend liegt, wo man Angst haben muss auf dem Weg zu einer Therme zweimal überfallen zu werden. Das hatte natürlich seinen Preis, aber du wirst sehen, dass es sich lohnt. Und für die Häuser in Mantua habe ich einen guten Preis aushandeln können, weshalb du auch nicht übermäßig viel Geld drauflegen musstest. Die beiden Insulae liegen gleich neben deinem neuen Haus und die Mieter sind eigentlich alle vertrauenswürdig. Das ist sehr wichtig, denn es nützt ja nichts wenn sie ihre Miete nicht bezahlen können oder wollen. Ach siehst du da sind wir schon.<
sagte Scaeto als sie vor dem neuen Stadthaus von Modestus in Rom ankamen. Das Haus war ein normales Domus. Nicht übermäßig prunkvoll oder besonders luxuriös, aber auch nicht schäbig und heruntergekommen. Von Außen machte es einen guten bodenständigen Eindruck auf Modestus. Seine Hand wanderte in eine Falte seiner dunkelblauen Toga und zog den eisernen Schlüssel hervor, denn Scaeto ihn vorher gegeben hatte.
>Den brauchst du nicht. Ich habe das Haus mitsamt Mobiliar für dich erworben. Zwar habe ich einige Möbelstücke ersetzen lassen, aber im großen und ganzen hatte der Vorbesitzer einen recht guten Geschmack. Die Schränke aus germanischer Eiche waren einfach zu wuchtig. Über einen Bekannten konnte ich Schränke aus Olivenholz erstehen. Die Schnitzereien sind unglaublich gut. Sie werden dir gefallen, Patron.<
schwärmte Scaeto während er dreimal an die schwere Holzür klopfte. Es dauerte nur kurz bis man hörte, dass ein Riegel vorgeschoben wurde und die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde.
>Ja, bitte ?<
fragt ein recht großer muskulöser Germane in einer sauberen aber einfachen Tunika, den Modestus auf etwa 35 Jahre schätzte. Sein Kopf war kahl geschoren, aber die fehlende Kopfbehaarung wurde durch einen dunklen gepflegten Bart ersetzt.
>Öffne die Tür, Markolf. Dein neuer Dominus ist eingetroffen. Und holle auch gleich die anderen beiden anderen Sklaven her, damit sie ihren neuen Dominus auch gleich kennenlernen,<
sagte Scaeto gelassen und tratt nach Modestus ein, als Markolf die Tür geöffnet hatte. Markolf war schon vorausgegangen und im Atrium wartete er bereits mit zwei anderen Personen. Zum einen stand dort direkt neben Markolf, wie Scaeto den Germanen genannt hatte, eine Frau. Sie war wohl ein wenig jünger als Markolf, aber wie er stammte sie wohl aus Germania. Sie war durchaus ansehnlich und hatte langes braunes Haar. Sie stand dicht neben Markolf, was den Eindruck machte, dass die beiden ein Paar waren. Auch ihre Kleidung war einfach aber nicht schäbig. Etwas abseits der beiden stand ein Junge. Er war vieleicht 15 oder 16 Jahre alt und eindeutig aus Achaia. Auch er trug eine einfache gegürtete Tunika, doch er hatte schwarzes langes Haar.
>Das sind Markolf und Lioba. Sie haben schon dem Vorbesitzer gehört und sind mit dem Haus und der Nachbarschaft bestens Vertraut. Callicrates habe ich dazugekauft. Er geht den beiden im Haushalt zur Hand und ist für Botengänge oder Ähnliches da.<
erklärete Scaeto und deutete auf die jeweiligen Sklaven als er ihre Namen nannte. Dann gab er Modestus die Gelegenheit einige Worte an seine neuen Sklaven zu richten.
>Ihr kennt mich zwar noch nicht, aber prägt euch mein Gesicht und meinen Namen, Kaeso Annaeus Modestus, gut ein. Ich bin kein übermäßig strenger Dominus, doch wenn es notwendig werden sollte habe ich keine Probleme damit euch entsprechend zu bestrafen. Wenn ihr eure Arbeit gut macht und tut was man euch sagt, wird das aber nicht notwendig werden und ihr könnt ein recht beschauliches Leben für einen Sklaven leben. Ihr könnt nun wieder eurer Arbeit nachgehen.<
sagte Modestus und während die Sklaven nickten und gingen, begann Scaeto Modestus das Haus zu zeigen.