hortus | An einem verwilderten Teich

  • Shall I compare thee to a summer's day?

    Thou art more lovely and more temperate:

    Rought winds do shake the darling buds of May,

    And summer's lease hath all too short a date:

    Sometimes too hot the eye of heaven shines,

    And often his gold complexion dimm'd;

    And every fair from fair sometime declines,

    By chance,or nature's changing course, untrimm'd;

    But thy eternal summer shall not fade,

    Nor lose possession of that fair thou ow'st;

    Nor shall death brag thou wander'st in his shade,

    When in eternal lines to time thou grow'st;

    So long as men can breathe, or eyes can see,

    So long lives this, and this gives life to thee.

    William Shakespeare, Sonnet XVIII


    Der Himmel war wolkenverhangen, grau und Nebel hing in der Luft. Es war einer der ersten kalten Morgen. Bald würde der Winter endlich Einzug halten.
    Noch lag eine friedvolle Stille über der Villa Flavia. Bis auf einige geschäftige Skalven, die damit beschäftigt waren, alles zu tun, um der Herrschaft auch an diesem kalten Tag, einen angenehmen warmen Morgen in ansprechender Athmosphäre zu verschaffen.


    Auf leisen Sohlen hatte ich das cubiculum verlassen. Er schlief noch.
    Notdürftig mit meiner Tunika von gestern Abend und einem Umhang bekleidet, stahl ich mich in den Garten hinaus.
    Zwar fror ich, doch bedurfte ich der frischen Luft. Die noch vorherrschende Ruhe wollte ich dazu nutzen, um einige klare Gedanken fassen zu können. Zu den Dingen, die mich die ganze letzte Zeit bereits marterten, gesellten sich nun weitere hinzu, die mir mein Leben auch nicht gerade erleichterten.


    Schließlich gelangte ich nach einiger Zeit zu einem künstlich angelegten Teich, der etwas verwildert wirkte. Offensichtlich hatte man sich schon längere Zeit nicht mehr darum gekümmert. Doch diese verwilderte Unberührtheit, verlieh ihm auch eine gewisse Art von Schönheit.


    Am Ufer des Teichs kam ich zum stehen. Völlig ruhig lag der Teich da. Das Wasser bildete eine glatte Oberfläche. Leicht beugte ich mich über den Rand und konnte mein Spiegelbild erkennen.
    Wer war jene Person, die sich da im Wasser spiegelte? War das wirklich ich? Was hatte ich getan? Was hatte ich nur getan? Wer war ich?


    Die letzte Nacht hatte mich und meine Gefühle nun vollends verwirrt. Welche Gefühle hegte ich eigentlich? und für wen hegte ich sie? Was wollte ich eigentlich?

  • Trotz der Kälte des Morgens ließ ich ich am Rand des Teiches nieder. Immer noch war mein Blick auf mein Spielbild im Wasser gerichtet. Ein leichter Windstoß ließ auf einmal mein Abbild verzerren.
    Gab es noch einen Ausweg aus diesem Chaos, das sich immer mehr um mich auszubreiten schien?
    Wäre es nicht am Einfachsten gewesen, Severus den Rücken zu kehren und ihm den Halsreif wieder zurück zugeben? Dann wäre ich wenigstens diese Sorge los! Doch das konnte ich nicht. Trotz allem gab es da immer noch etwas, tief in meinem Inneren. Ja, ich liebte ihn noch! Das wurde mir jetzt wieder bewußt. Doch dazu kam nun auch noch, daß er irgendetwas getan haben mußte,was ihm soviel Geld eingebracht hatte. Trug ich daran nicht auch eine Mitschuld. Ich war doch der Grund für all das.
    Letzte Nacht hatte ich ihn auch noch betrogen! Ich hatte mich selbst hingegeben, war meinen Gefühlen gefolgt. War es nicht schon schlimm genug, daß ich solche Gefühle überhaupt empfunden hatte?
    Es gab keine Entschuldigung dafür! Du könntest ihn anlügen, Bridhe, könntest ihm etwas vormachen! Könntest sagen, er hätte dich dazu gezwungen!
    Nein, nein! Anlügen konnte und wollte ich ihn nicht! Er war doch mein Freund, mein Halt, mein Fels in der Brandung!
    Mal abgesehen davon, daß ich nun auch schon Andere in die Sache mit hinein gerissen hatte, gab es für all das keine Entschuldigung!
    Du bist das Letzte, Bridhe! Du Bist erbärmlich!
    Ich war an allem Schuld, ich, nur ich allein! Nein, Bridhe! Schuld daran ist die Tatsache, daß du bist,was du bist. Eine Sklavin!
    Du willst wieder frei sein! Dann bring es zu Ende, Bridhe, bevor du noch mehr Unheil anrichtest!

    Es wäre ganz einfach! Nur einige Schritte. Und falls du es nicht selbst fertig bringst, wird das kalte Wasser sein Übriges tun! Hier findet dich niemand so schnell!
    Nein! Diese Gedanken verursachten in mir eine Übelkeit. Angewidert wich ich zurück. In Panik, so als ob mir ein Geist erschienen wäre, lief ich zurück ins Haus und wärmte mich erst einmal auf. Dann ging ich zurück zu ihm.

  • Die Wintersonne schickte ihre ersten schwachen Strahlen auf die Erde. Es hätte ein schöner Tag werden können. Das Gras war mit Reif bedeckt und mein heißer Atem verdunstete in der Kälte des Morgens. Wie von Sinnen rannte ich durch den Garten, ohne mich noch einmal umzuschauen. Gejagt von meiner Angst und meiner Schuld.
    Wieder kam ich zu jenem verwilderten Teich, der so freidlich und verzaubert da lag. An seimen Rand blieb ich stehen und besah wieder mein Spiegelbild.


    ~~ Exkurs ~ Eine Kindheitserinnerung ~~


    Nicht weit, konnte man Kindergelächter hören. An diesem wunderschönen Sommertag waren die Kinder hinunter zum Fluß gegangen. Dort spielten sie den ganzen Nachmittag am seichten, schilfbewachsenen Uferbereich, Jungen wie Mädchen gleichermaßen. Die Strahlen der Sonne hüllten die Landschaft in intensive Farben, so grün die sanften Hügel, so gelb die reifen Getreidefelder, so blau der Himmel so grün-blau der langsam dahin plätschernde Fluß. In der Ferne konnte man das Meer tosen hören.
    Jäh wurde die Idylle duch einen spitzen Schrei gestört. Ein Schrei, der Mark und Bein durchdrang, wie der der Bean Sídhe, der Todesfee, die den Tod durch ihren Ruf ankündigte. Ein lebloser Kinderkörper wurde langsam vom Fluß weggetragen. Kinder rannten in Panik umher. Ein Erwachsener barg schließlich den Körper des toten Kindes.


    Das Kind hatte man gewaschen. Man hatte ihm seine besten Kleider angezogen. Spielzeug, eine Halskette mit einen Amulett daran und Proviant für die Reise hatte man zusammengetragen. Den leblosen Körper hatte man in der Hütte aufgebahrt.
    Die anderen Kinder konnten nicht verstehen, was passiert war.
    Mamaí, warum singt und spielt Sinéad nicht mehr? Sie ist fortgegangen, mein Kind! Mamaí, wohin ist Sinéad gegangen? Sinéad ist in Tir na nÓg, im Land der ewigen Jugend und Glückseligkeit, mein Liebes.
    Man hielt eine Totenwache ab und sang ein caoine, eine Totenklage.
    Am Tag darauf übergab man den Leichnahm den Flammen. Die Kinder, die einst Freunde und Geschwister waren, die Erwachsenen, die einst Eltern, Verwandte und Nachbarn waren, drängten sich um das Feuer.


    Tröstet euch, wenn ein Mensch stirbt, dann wird ein Anderer geboren! So war es und so wird es immer sein, im ewigen Kreis des Lebens.

  • Das Mädchen:

    Vorüber! Ach vorüber!

    Geh, wilder Knochenmann!

    Ich bin noch jung, geh Lieber!

    Und rühre mich nicht an.

    Der Tod:

    Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!

    Bin Freund und komme nicht zu strafen.

    Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,

    Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

    Mathias Claudius 1817



    Schnell atmend stand ich da. Ich zog die kalte Luft in meine Lungen. Doch die Kälte schien mir nichts mehr anhaben zu wollen. Darüber war ich mittlerweile erhaben. Langsam kam ich wieder zur Ruhe.
    Er hatte mich eine Hure genannt und hatte sich von mir losgesagt! Nie wieder! Seine Worte hallten noch in meinen Ohren. Nun stand ich da mit seinem Geschenk um den Hals, der Morgengabe. Er hatte deswegen für mich gemordet. Ich hatte ihn dazu getrieben.
    Das Unglück folgt dir auf dem Fuße, Bridhe! Du zerstörst alles, Bridhe!
    Doch das vernichtende Urteil stand bereits fest! Wie hatte ich vor einigen Stunden noch so schön gesagt, Selbstmord ist die letzte Möglichkeit, wenn einem kein Weg mehr offen bleibt. Alle Wege waren verschlossen! Der Weg in die Freiheit, der Weg zu einen Mann der mich Liebte und der Weg zu meinem eigenen Gewissen waren für immer hinter mir versiegelt. Nie wieder!
    Bring es zu Ende Bridhe, bevor du noch mehr Unheil anrichtest! Und falls du es nicht selbst fertig bringst, wird das kalte Wasser sein Übriges tun! Hier findet dich niemand so schnell!


    Meine nackten Füße setzten sich in Bewegung, ein Schritt nach dem anderen. Das kalte Wasser konnte mir nichts mehr anhaben. Ich spürte nicht, wie es sich in den Stoff der Tunkia hineinzog. Immer weiter hinein ging ich. Bis zur Hüfte stand mir das Wasser bereits, doch ich wollte nicht inne halten. Ich setzte meine Reise fort nach Tir na nÓg.
    Der Halsreif schien mich immer weiter in den Teich hineinzuziehen. Das Wasser hatte meine Schultern umschlossen. Dann tauchte ich ab. Das eiskalte Wasser schloß sich über meinem Kopf. Dem Reflex folgend, hielt ich die Luft an. Etwas in mir wollte noch leben. Doch alles war zerstört. Es gab keinen Grund mehr, zu leben!
    Meine Hände hatten eine Wasserpflanze zu fassen bekommen. Daran klammerten sie sich fest. Etwas in mir wollte noch einmal auftauchen um Luft zu holen. Aber auch dafür gab es keinen Grund mehr.
    Schließlich öffnete ich meinen Mund, um meinen Geliebten zu empfangen.


    Sie verlor das Bewußsein und ihr lebloser Körper wurde zu Oberfläche des Teichs getrieben.

  • Heute kaufe ich mir einen Hammer. Eine großen, breiten Holzhammer. Und dann bitte ich jeden Abend, an dem Sol seinen Himmelswagen in die Garage fährt, einen Sklaven mir mit eben diesem Hammer eins kräftig über die Rübe zu ziehen. Vielleicht frage ich ja Mi-khip-khip-khip-sa, vorausgesetzt, er schlägt nur mit gebremstem Dampf zu. Etwaige dauerhafte Schäden wären sonst kaum ausgeschlossen.


    Vor zwei Nächten hatte ich eine ganze Karaffe mit unverdünntem Wein bestellt - und auch getrunken. Völlig wirr und zu - aber wirklich sowas von zu war ich! - riß ich den Beistelltisch mit dem Waschwasser zu um und das ganze Wasser ergoß sich über mich. Besoffen, naß und frierend saß ich dann am Boden - aber eingeschlafen bin ich erst kurz vor dem ersten Morgen. Und der Morgen erst! Aua.


    Die Stadt schläft nie, das habe ich schnell mitgekriegt. Andauern rumpelt irgendwo etwas, irgendwelche Nachtschwärmer torkeln heim und verprügeln lautstark andere Nachtschwärmer, die heimtorkeln. Ganz Rom trifft sich unter meinem Fenster und veranstaltet einen Barbarenlärm. Ein kleiner Spaziergang und ein heißes Bad werden mir guttun, nachdem ich immer nur kurz eingeschlafen, dann wieder erwacht, dann kurz eingeschlafen, dann wieder erwacht bin. Das holt die verlorenen Stunden in kurzer Zeit wieder auf.


    Ich wecke gnadenlos einen kleinen Sklaven, der im Gang auf einem Schemel noch selig vor sich hin schnarcht und bitte ihn, mir das Bad anzufeuern. Da es nicht das erste Mal ist, daß ich ihn zu diesem Dienst verdonnere, schlurft er dann auch in sein Schicksal ergeben, so eilfertig wie ein Hundertjähriger in Richtung balneum. Wahrscheinlich schläft er währenddessen einfach weiter, der Glückliche!


    Inzwischen sind die Nächte verdammt kühl, ich drehe meine Runden im Garten und sauge die prickelnde Luft ein. Langam wird es hell, Sol hat seinen Schlitten offenbar poliert und tuckert langsam über das Firmament. Vögel fangen zaghaft an zu zwitschern, so als wollten sie ausprobieren, ob nicht jemand mit einer Steinschleudern die frühen Störenfriede beballert. Der Teich liegt verwunschen zwischen leichten Nebelschwaden, ein menschlicher Körper schwimmt bäuchlings wie schwerelos an der Oberfläche, Enten putzen sich, eine Schwanfamilie zieht ihre erste Runde, Eichhörnchen kreuzen meine Weg. Ich gähne herzhaft.

  • Eh! Irgendwas gehört da nicht ins Bild.


    Vögel: Okay.
    Eichhörnchen: Okay.
    Schwäne: Okay.
    Enten: Okay.
    menschlicher Körper. Nicht Okay.


    Ich gehe zügig zum Ufer, dippe eine Zehe in das - absolut oberbarbarisch kalte - Wasser, trete mit dem einen Fuß in den Teich, dann mit dem zweiten Fuß, schreite voran. Das Wasser schneidet mir wie Messer in die Knöchel, die Waden, die Knie. Langsam werde ich unterhalb meiner Oberschenkel gefühllos, unterhalb meiner Hüften ist mein Körper abgetrennt. Mein Torso mit Armen und Kopf drauf schiebt sich durch die schwarze Brühe, die Schwäne schauen mich hochnäsig-giftig an, die Enten glotzen blöde und schnattern ein wenig, verziehen sich aber.


    Noch wenige Armlängen, und ...

  • Ein bleicher, kalter Körper, die Augen aufgerissen, als sie das Anrlitz des Todes erblickten.


    In einer heftigen Umarmung, lasse ich mich von meinem Geliebten mitreißen. Er breitet seine Schwingen aus und ich folgte ihm, in einen Gang aus gleißend- hellem Licht. Immer weiter folge ich ihm. Die Zeit, meine Lebenszeit läuft an mir vorbei. Ich kann sie sehen, die Ereignisse meines Lebens, von Severus bitteren Schlägen in mein Gesicht bis hin zu meinen ersten Erinnerungen meiner Kinderzeit.
    Alles sehe ich genau vor mir, die schönen, guten Dinge und die häßlichen, schlimmen Dinge. Doch sie berühren mich nicht mehr! All das habe ich nun hinter mir gelassen. Ich bin auf dem Weg in ein neues Land.
    Bald werde ich dort sein. Ich kann es bereits am Horizont erahnen.
    Dort werde ich sie alle wieder treffen, die, die ich geglaubt hatte, verloren zu haben. Sie erwarten mich schon.
    Ein letzter Blick zurück. Vater hast du auch diesmal ihr Schreien gehört? Jetzt wirst du endlich Gewissheit haben, wo deine Tochter ist!

  • Ich verliere den Boden unter den Füßen, irgendwo ist da eine Kante, wo es tiefer 'runtergeht. Depp. Wie war das mit unbekanntem Gewässer? Viel Nachdenken ist jetzt aber nicht, ich komme prustend an die Oberfläche und greife den Unterschenkel des anderen Körpers, ziehe mich und ihn in Richtung Ufer. Ich kann wieder stehen und drehe den Körper um, und bewege mich so rasch es geht, zum Kopf von ... Bridhe. Bin ich überrascht? Entsetzt?


    Ich greife mit beiden Händen ihren Kopf, Fingerspitzen am Kiefer, Daumen an den Schläfen, halte ihn über die Wasseroberfläche und ziehe sie in Richtung Land. Ich versuche, ein "Hilfe!" zu krächzen, aber die Kälte drückt auf meine Stimme, da kann ich es gleich lassen. Ich arbeite mich rückwärts weiter.

  • Sobald ich nur noch mit den Hüften im Wasser stehe, fasse ich Bridhe unter den Achseln und schleife sie zackzack ganz an Land. Ich triefe vor kaltem Wasser und bibbere kräftig, mein Unterkiffer bearbeitet meinen Oberkiefer, taktaktaktak.


    Ich knie mich neben sie und knalle ihr mit der flachen Hand links und rechts kräftig eine. Vielleicht ist sie noch nicht ganz eingeschlafen und ich kann sie so noch wecken. Und jetzt? Auf dem Brustkorb herumtrommeln und das Wasser hinausbekommen? Finger hineinstecken, damit sie das Wasser herauswürgt? Luft hineinblasen? Ich entscheide mich für eine Kombination. Nase und Mund auf, meine Lippen irgendwie darüberstülpen und raus mit meiner Luft zu ihr hinein. Dann Brust massieren, Ohrfeige, wieder Luft hineinblasen. Brust massieren, Ohrfeige, Luft hineinblasen ...

  • Was ist passiert? Irgendetwas will mich plötzlich zurück ziehen! Etwas hat sich meiner angenommen und hindert mich daran, weiter zu gehen.
    Aber es gibt doch nicht´s was mich noch im Leben halten könnte!


    Er hatte den Körper an Land gezogen. Kalt und bleich lag sie da. Der nasse Körper, eingehüllt in eine feine blaue Tunika, ihr Hals umkränzt, von einem goldenen Halsreif, der mit blauen Saphieren besetzt war, ihr Gesicht, so friedlich als ob sie schlafen würde. Doch erkannte man genau die wulstigen Stellen an ihren Wangen. Dort, wo die Schläge sie trafen.
    Sie atmete nicht mehr. Alle Lebensgeister schienen sie verlassen zu haben. Dennoch versuchte er sein Glück, um sie zurückzuholen. Immer und immer wieder versucht er es. Bis sie schließlich zu husten begann. Sie atmete wieder. Am ganzen Körper zitternd, lag sie da. Doch immer noch war sie nicht bei Bewußtsein.


    Mir wird plötzlich entsetzlich kalt. Mit der Kälte kommt auch die Erkenntnis, daß meine Reise fehlgeschlagen ist. Eine unbekannte Kraft hat mich zurückgehalten. Ich bin wieder im Leben gestrandet!

  • Sie hustet! Schnell und bedächtig zugleich drehe ich ihren Körper auf die Seite, klopfe mit der einen Hand auf ihrem Rücken herum, wie in den Fällen, in denen jemand was verschluckt hat und massiere weiter auf ihrer Brust herum. Los, mach' schon, meine Saphiräugige, mach' schon,


    Irgendwas bewegt sich an meinem Gesichtskreis: Mit offenen Mund steht der Knirps, der das balneum anheizen sollte da und glotzt uns an. "Äh ... ich ..."


    Ihr Götter, erbarmt Euch Eurer dummen Menschen! "Jetzt steh' nich' so dämlich herum wie ein Ochse wenn's blitzt. Was glaubst Du, was ich hier mache?" fahre ich ihn an "Loslos, hol' warme Decken und jeden Trottel auf zwei Beinen, der Dir über den Weg läuft!! Bridhe ist beinahe ertrunken. Wasjetzt, brauchst Du eine Extraeinladung mit Liktoren und Tschingerassa-Pängpäng? LOS!"


    Ich fange an zu heulen, huste selbst und mache einfach mit dem Trommeln und dem Massieren weiter, während der Kleine die Beine unter die Hand nimmt und rufend und gestikulierend ins Haus läuft, als hätte er glühende Kohlen in der Unterwäsche.

  • Mir war eisigkalt und mein ganzer Körper zitterte. Ich spürte jemanden in meiner Nähe. Jemand, der mich zur Seite drehte und berührte mich. Ich hörte ein Paar dumpfe Wörter, konnte aber deren Bedeutung nicht verstehen.
    Ich hatte wieder begonnen, zu atmen. Langsam, Zug um Zug. Ein letzter heftiger Hustenschwall trieb das Wasser aus meinen Lungen heraus und ich atmete weiter, dem Leben entgegen. Doch mit jedem Atemzug wurde mir bewußt, daß ich in mein altes Leben zurückkehren würde, ob ich wollte oder nicht.
    Dieser Weg führte nur in diese eine Richtung. Ich hatte Angst davor, was mich im alten Leben erwarten würde.
    Ich hatte versagt! War ich denn nicht einmal fähig dazu, es richtg zu Ende zu bringen?


    Langsam öffneten sich meine Augen und im ersten Moment war ich von der Helligkeit, wie geblendet. Meine Augen zusammen kneifend, erkannte ich die Umrisse eines Menschen, der eifrig damit beschäftigt war, mich ins Leben zuruckzuholen.
    Allmälich wurde mein Blick klarer und ich erkannte in meinem Retter...Luca.
    Luca.... warum? krächzte ich mit ersterbender Stimme und das Warum klang schon fast vorwurfsvoll.
    Mehr konnte ich nicht sagen. Meine Augen schlossen sich wieder.
    Und falls du es nicht selbst fertig bringst, wird das kalte Wasser sein Übriges tun! schoß es mir plötzlich durch den Kopf. Es würde vielleicht länger dauern und schmerzhafter sein. Doch vielleicht würde dieser Weg, nicht sein Ziel verfehlen.

  • O Dominüs, O Dominüs Lücá! Was isch 'ier pass'iert? O mein Mädschen, o mein Mädschen!


    [Blockierte Grafik: http://img292.imageshack.us/img292/5731/attaluskc8.jpg]


    Attalus folgt trippelnden Schrittes dem Knirps, der einen ganzen Stoß warmer Wolldecken aus dem Haus heranschleppt und kaum den Weg sieht, denn die oberste Lage hat er mit seinem Kinn eingeklemmt. Attalus hält in seinen Händen einen Krug mit dampfendem Wein und - zwei? - Becher.


    Der Knirps wirft die Decken wie Lumpen auf den Boden und sich selbst hinterher. Auf allen vieren zerrt er einen Decke über Bridhe, ich ziehe meine Hände darunter vor. "Ist gut, Saphiräugige", flüstere ich ihr zu, als sie sich bewegt und zu sprechen anfängt. "Red' jetzt nicht, alles wird gut."


    Attalus lamentiert weiter mit seiner ziemlich polypenhaltigen näselnden Stimme, verschüttet ein wenig Wein beim Gestikulieren. Der Kleine zuckt grinsend mit den Schultern - :D - offensichtlich ist ihm Attalus über den Weg gelaufen und ich soll ihm da keine Vorwürfe machen ...


    "Danke" sage ich zu ihm und lauter zu Attalus, "jetzat gib' schon her!" Mit einer leicht genervten Geste winke ich einen Becher zu mir, den er bitte füllen und reichen soll. "He, Mund und Nase auf" sage ich zu Bridhe und halte ihr das warme Getränk unter die Nase. Wenn sie gleich wieder erbricht ist es gut, wenn sie etwas trinken will, schlucken kann, ist es besser. "Mach' schön HappiHappi - einen Schluck für Uronkel Luca, einen für Deinen Freund Cnaeus und einen kräftigen für alle doofen Flavier zusammen", versuche ich ein bißchen zu witzeln. Der Knirps röchelt verhalten, rubbelt aber weiter auf Bridhe herum.


    Attalus steht ziemlich undekorativ herum und schleudert ein "O Dominüs" hierhin und ein "O mein Mädschen!" dahin in die Gegend.


    Sim-Off:

    Die Produktionsleitung hat sich entschieden, James Horner als Komponisten für die Szenenmusik zu verpflichten.

  • Sim-Off:

    Ja, und Celine Dion hat spontan zugesagt, "My Heart will go on" zu singen! :D


    Ja, es war wirklich Luca. Er sprach zu mir. Doch da war noch Jemand in der Nähe. Eine Stimme, die mir fast vertraut schien. Dieses Nasale darin, erinnerte mich an etwas. Da war doch was! Damals hatte diese Stimme nicht O mein Mädschen zu mir gesagt, sondern eher Dépêche-toi, dümme Gons!.
    Das mußte Attalus, der Koch sein!
    Oh Morrigan, hättest du mich nur mit fort genommen! Wiso hatte er ausgerechnet Attalus mitgebracht?
    Dann spürte ich etwas Warmes. Luca hielt mir einen Becher unter die Nase, in der sich eine dampfende Flüssigkeit befand.
    Ich sah ihn nur hilflos an und tat, was er sagte. Vorsichtig roch ich daran. Es war Wein! Recht widerwillig nahm ich einen Schluck. Einige weitere folgten. Ich merkte, wie wohltuend es auf einmal war, als die warme Flüssigkeit ihren Weg hinunter in mein Körperinneres fand. Auch die wärmenden Decken taten ein Übriges.


    Doch noch immer war ich in meinen nassen Kleidern und ich wollte nur noch eins! Hier weg!
    Bitte, bring mich weg von hier!

  • [Blockierte Grafik: http://img292.imageshack.us/img292/5731/attaluskc8.jpg]


    "O mein Mädschen! Ô mes Dieux! War'um 'at sie das get'an?" Attalus tänzelt herum wie ein Bär, dem eine Wespe in den Hintern gekrochen ist. Kann der Mann nicht stillstehen?


    "Weil sie genug von Deinem Puls hatte, darum ist sie ins Wasser gegangen. Völlig nachvollziehbar." schnauze ich ihn an. "Geh' jetzt und mach' eine frische kräftige Brühe mit Einlage! Kein Abfall, sondern wie für die Herrschaft!" Vielleicht geht er ja so endlich.


    "O Dominüs Lücá! Das isch' eine sährr gutä Idä! Isch gehe und mache eine kräftische Bulliong!" Attalus dreht eine Pirouette und wackelt davon. Endlich. -.^


    "Warte noch Bridhe, laufen kannst Du noch nicht, wir aber gehen gleich ins Haus, trink' noch was, bitte." sage ich zu meiner Patientin. Ich selbst trinke ein wenig aus dem Krug, den ich mit der anderen Hand halte, gleich durchrast mich der warme Alkohol.


    "Ist das Hypokaustensystem auch angeworfen?", frage ich den Knirps, der neben Bridhe kniet und weiter an ihr herumschrubbelt. Er nickt und grinst wieder. "Prima. Leg' Decken am Boden aus, wir kommen gleich. Und schau' daß Du noch jemanden auftreibst. Aber nicht ganz egal, wen." :P

  • Endlich verschwand Attalus aus meinem Blickwinkel. Hoffentlich würde er wieder in seiner Küche verschwinden und niemals wieder herauskommen!
    Sachte nahm ich noch einen Schluck des wärmenden Weines. Auch ich konnte schon etwas die Wirkung des Alkohols spüren. Ein Zeichen dafür, daß Attalus, diesmal seine Sache gut gemacht hatte und nicht den ganzen Alkohol verkocht hatte.
    Der Wein verursachte eine Gewisse Leichtigkeit und half mir dabei, die Kälte nicht mehr so intensiv wahrzunehmen. Doch trotzallem zitterte ich immer noch am ganzen Körper. Ich fühlte einen Schmerz, der meinen ganzen Leib durchfuhr. Mein Körper kämpfe erbittert gegen die Kälte an. Irgendetwas in mir wollte doch leben und so wehrte ich mich auch nicht mehr dagegen.


    Der Junge, der mich die ganze Zeit warmgerubbelt hatte, verschwand und sollte im Haus alles vorbereiten. Jetzt war ich mit Luca allein.
    Deprimiert sah ich ihn an. Irgendetwas erklärendes zu meinem Zustand wollte ich ihm abliefern. Eine Art Rechtfertigung vielleicht?


    Es ist alles aus, Luca! meinte ich mit zittriger Stimme. und wieder rannen Tränen über mein Gesicht.
    Ich war mir sicher, er wußte wovon ich sprach.

  • Ich beuge mich über sie, greife ihr vorsichtig um den Hals und löse die Öse in ihrem Genick. "So. Das steckt der Hausneffe erstmal ein, das wollen wir nicht durch die Gegend tragen." Ich nestle an meiner Gürteltasche, die durch das Wasser ganz dunkel und steif geworden ist und stecke das Geschmeide behutsam hinein.


    "Und jetzt komm", ich erhebe mich ächzend und versuche, Bridhe auch emporzuziehen, gemächlich und immer bereit, sie zu stützen. "Gehen wir in unser balneum, wir müssen die nassen Klamotten loswerden, sonst krepieren wir beide am Ende noch an einer bösen Erkältung." Ich huste ein wenig. "Geht's? Dann essen wir ein bisserl 'was zum Frühstück, auf leeren Magen dieses Abenteuer! Bei Ceres, unser aller Ernährerin! Was ein Frevel!" Ich seufze theatralisch. "O mein Mädschen! Ha!"


    "Und was 'alles aus' ist, das schauen wir uns an, wenn wir satt und zufrieden sind. Das balneum ist eingeheizt, wir lassen uns das Essen bringen und vertrödeln den Tag in Muße. Wir kriegen das 'alles' wieder 'ein', vertrau' mir." Ich habe schon damals nicht verstanden, als dieser Senator oder was er war, Selbstmord begangen, warum auf eine solche dumme Idee kommen kann. Was löst das? Was bringt das? Wenn man heute keinen Fang gemacht hat, vielleicht dann morgen. Oder übermorgen. "Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht in einem für Dich, Bridhe: 'Es ist gut, daß es nicht noch schlechter werden kann'!" :D


    Ich ziehe sie sanft aber bestimmt und einladend nach oben ... und ins balneum ...


    [SIZE=7]edit:/ Wegweiser![/SIZE]

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