Der Tag war lang gewesen, und ich war trotz des mittäglichen Erfolgslerlebnisses müde - es war doch etwas anderes, den ganzen Tag sich im relativ begrenzten Areal des Mars-Ultor-Tempels aufzuhalten als den halben Tag durch Rom zu wetzen, immer ansprechbereit für die Sorgen und Nöte der Bürger - allein meine Füße würden gegen Ende der Amtszeit sicherlich die dritte Schicht Haut verbraucht haben, zumindest stellte ich es mir so vor. Aber die Arbeit - beziehungsweise alles, was vor einem Umfallen in Richtung Bett und dem heute wirklich wohlverdienten Augenschließen noch passieren würde - wartete auch in der villa Flavia auf mich, und das in Form meines neuen Sklaven. Der Nubier, der gebildet schien und vom Temperament her ruhig - ein Ausgleich, den mein Haushalt dringend nötig hatte, und ich hoffte im Stillen, dass ich mich nicht allzu sehr getäuscht hatte in meiner Einschätzung. Straton erahnte wohl, wie es mir erging, und behelligte mich auch nicht mit weiteren Fragen, setzte mich nur davon in Kenntnis, dass der Nubier ordnungsgemäß geliefert worden war (was für ein seltsamer Euphmeismus, immerhin handelte es sich um einen Menschen, nicht um eine Sache) und schenkte mir gleich Wein ein - nach einem halben Becher war ich schließlich soweit, dass ich mich wieder bereit fühlte, etwas sinnvolles zu machen.
Straton wickelte mich aus der toga und brachte sie zurück in den Nebenraum, der mir inzwischen als Ankleidezimmer diente, dort war auch die toga bereits aufgehängt, die mir am morgigen Tag als Arbeitskleidung dienen würde, und seine ruhigen Bewegungen ließen auch mich etwas zur Ruhe kommen. "Sei so gut und bringe Micipsa zu mir," sagte ich schließlich und setzte mich an den Schreibtisch, um mir die Wartezeit mit einem Blick in eine neue Gedichtschriftrolle zu versüßen, die ich vor einigen Tagen von einem recht unbekannten Autor auf dem Markt erstanden hatte. Straton nickte und machte sich innerhalb der villa auf den Weg, den neuen Mitsklaven zu suchen, und so verstrich ein wenig der Zeit, die ich versunken in das Lesen verbrachte ... kein schlechter Stil, frische Ideen, es hatte sich gelohnt, und vielleicht würde dieser Dichter auch noch zu großem Ruhm gelangen, irgendwann. Als ich Schritte auf dem Gang hörte, blickte ich auf und sah gen Türe, erwartungsvoll und neugierig im Grunde zugleich.
Jetzt aber