• "Sehr gerne", lachte Ursus und nahm für seinen halben Keks ihren halben Keks entgegen, den er auch sogleich genüßlich verspeiste. "Ja, genau. Der Aurelius Ursus, Magistrat des cursus honorum", grinste er ebenso verschmitzt wie sie und konterte auch entsprechend. "Und Du... bist die Decima Lucilla? Die Decima Lucilla von der acta?"


    Er lachte amüsiert. "Heute nur Ursus - und Lucilla. Gerade das mag ich an diesen Tagen. Naja, - und das feiern auch, ich gebe es zu." Wann sonst durfte man sich mal richtig gehen lassen? "Abends weiß ich nicht nur nicht mehr, wen ich schon alles gegrüßt habe. Also am späteren Abend. - - Aber wem geht das nicht so?" Obwohl, so schlimm betrank er sich eigentlich nie. Doch im Augenblick stach ihn irgendwie der Hafer und er wurde ein wenig übermütig.


    "Da es uns zwei nicht getroffen hat, können wir ja nun ganz entspannt schauen, wer der Saturnalienkönig wird." Noch hatte es keinen Aufschrei gegeben, doch der konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Vor lauter Jubel und ausgelassener Freude, kam man gar nicht dazu, ein paar Worte zu wechseln. Von den Worten, die vorne am Tempel gesprochen wurden, verstand Macer kaum ein Wort, aber die Handlungen waren ja bekannt. Eben zogen die Verteiler der Kekse los und als sie sich langsam weit genug über den Platz geschoben hatten, bekam auch Macer einen der Kekse ab. Schätzend betrachtete er ihn und dann diejenigen, die sich Durus und die anderen Menschen um ihn herum genommen hatten. "Sehen mal wieder alle gleich aus."


    Durus ergriff sich wahllos einen der Kekse, die nun herumgereicht wurden. Noch allzugut erinnerte er sich an das letzte Jahr, als Jakobus den goldenen Keks gezogen hatte. Er hatte den Rausch seines Lebens gehabt, da war sich Durus sicher. Eigentlich hatte er keine besonders große Lust, der Saturnalienfürst zu werden, obwohl es sicher eine gute Möglichkeit war, bekannter zu werden - andererseits war er bereits Praetor...


    Er brach den Keks auseinander und stellte fest, dass er sich umsonst Gedanken gemacht hatte: Der Keks war leer und er hielt eine Hälfte seinem Nomenclator hin. Er fand, dass das Teilen mit einem seiner Sklaven doch eine schöne Geste war an diesem Tage. Dann sah er nach, ob dieses Jahr wieder jemand aus der Familia Tiberia es geschafft hatte, so viel Glück zu haben...




    [Blockierte Grafik: http://img258.imageshack.us/img258/2711/saturnaliakd4.png]

  • Mehr noch, als nur Feste zu feiern, liebt es Lucilla während dieser Feste nützliche Zufallsbekanntschaften zu machen. Magistrate, Senatoren und Patrizier stehen dabei ganz weit oben im Kurs. Aurelius Ursus mag zwar noch auf der untersten Stufe des Cursus Honorum stehen, aber als Aurelier würde er sicher nicht im politischen Fußvolk untergehen.


    Schon wieder muss Lucilla verlegen lächeln. "Die Decima Lucilla von der Acta zählt allerdings nicht mehr, denn ich habe diese Aufgabe abgegeben. Hat der Senat nicht deinen Verwandten Aurelius Corvinus zum neuen Auctor bestimmt?" Ganz nebenbei würde Lucilla so vielleicht herausfinden, wie genau Corvinus mit Ursus verwandt ist. Dass sie es irgendwie sind, da ist sie sich recht sicher, irgendwas hatte sie in dieser Richtung mal aufgeschnappt.


    "Die Hauptsache ist, du weißt am nächsten Morgen noch, was du am Abend vorher alles getan hast. Die Saturnalien rechtfertigen zwar beinahe jedes Benehmen, aber irgendwie ist es doch peinlich, wenn einen die Leute anschauen, sich das Grinsen kaum noch verkneifen können und du hast keine Ahnung, ob du eher mitgrinsen oder besser vor Scham im Boden versinken sollst. Und das allerschlimmste überhaupt ist, wenn du gar nichts getan hast, das aber trotzdem nicht mehr weißt, und deine Brüder sich den ganzen nächsten Tag über dich lustig machen und du deswegen doch wieder im Boden versinkst. Und dabei haben sie dich selbst abgefüllt." Sie verdreht die Augen kurz zum Himmel. "Das ist mir zum Glück nur einmal im Leben passiert."


    Neugierig schaut sie Ursus an. Scham kennt Lucilla nur in Ausnahmesituationen (zum Beispiel, wenn sie nicht mehr genau weiß, was sie am Abend vorher getan hat), und Scheu vor patrizischen Magistraten hat sie schon lange nicht, Saturnalien hin oder her, denn dazu ist sie viel zu neugierig wie es bei Patriziers zu Hause so zugeht. Das Ein- und Ausgehen im kaiserlichen Palast und in alten, traditionellen patrizischen Haushalten sind noch ihre letzten Hürden auf dem Weg zu einer wahrhaftigen (und wichtigen) Römerin. "Hast du auch solche Brüder? Oder gehörst du zu den Brüdern, die ihre Schwestern an den Saturnalien abfüllen?"

  • Das verlegene Lächeln stand ihr wirklich gut. Machte sie doch vorher eher den Eindruck, als könnte sie nichts erschüttern. "Ja, natürlich ist mir das bekannt, aber das ist ja noch so frisch, daß es fast gar noch gar nicht gilt. Du hast den Posten so lange und so gut ausgefüllt, daß Dein Name damit eben immer noch untrennbar verbunden ist. - Corvinus hat kein leichtes Erbe übernommen, da er sich an Deinen Leistungen wird messen müssen." Seine Stimme ließ allerdings keinen Zweifel daran, daß er es ihm durchaus zutraute, das zu schaffen.


    Als sie ihm von ihren Brüdern erzählte, mußte er doch wieder lachen. "Hört sich an, als hätten Deine Brüder dabei viel Spaß gehabt. Du tust mir noch im Nachhinein leid, so etwas gemeines aber auch." Doch er mußte zugeben, daß er zu so etwas auch fähig gewesen wäre. Zumindest sich selbst gegenüber. "Bei mir ist gerade das Gegenteil der Fall. Ich erinnere mich immer an alles. An jedes dumme und alberne Wort, das ich im betrunkenen Zustand gesprochen habe. An jede noch so kleine Peinlichkeit. Ich sage Dir: das ist furchtbar, denn ich frage mich immer, ob die anderen sich auch noch daran erinnern. Man weiß ja nicht, ob sie sich wirklich nicht erinnern oder ob sie es nur höflicherweise behaupten. - - Und nein, so etwas grausames würde ich selbstverständlich niemals nie nicht tun!" Sein schelmisches Grinsen sagte dabei allerdings etwas ganz anderes.

  • Zwischen das summende Stimmengewirr, das fröhliche Lachen und noch immer freudige Saturnaliengrüßen mischte sich ein weiteres Geräusch in tausendfacher Ausführung - jenes leise, klandestine Krachen, welches ein knuspriger Keks verursachte, sobald er gebrochen wurde, wie das Aufbranden der Wellen gegen den schroffen Fels einer Steilklippe, wie das Zerbröckeln eines Palastes, welcher in sich zusammen stürzte, nur viel leiser, viel harmonischer, und in den Ohren jener, welche auf ihn lauschten, verlockend und verheißungsvoll erklingend, da er eine süße, delektable Gaumenfreude in Aussicht stellte. Nur eine einzige Emotion war in diesen Augenblicken kostbarer als die Partizipation an dem kollektiven Hochgenuss - das unbändige Aufwallen überwältigender Erkenntnis in Verbindung mit urplötzlich emporsteigender, extatischer Entzückung beim Anblick einer im Alltag beinahe wertlosen Münze, welche dazu gereichte, das Klanginferno des knackfrischen Kekses in sich zu absorbieren.


    In manchen Jahren, so auch in diesem, versteckte sich die Münze jedoch in einem Keks, dessen Verzehrer keineswegs sich am brechenden Klang zu delektieren vermochte, welcher den Keks nicht einmal brach, um ihn zu teilen, sondern wohlgemut in ihn hinein- und sich am harten Metall beinahe einen Zahn ausbiss.
    "Perbacco! Ich hab' sie! Ich hab' sie!"
    Dutzende Augenpaare richteten sich auf den alten Anaxamander, langjähriger Sklave aus dem Haushalt eines mehr oder minder bedeutenden Eques, und beobachteten, wie er den halben Keks mit dem darin steckenden Metallstück aus seinem Munde zog.
    "Mehercule! Er hat sie! Er hat sie! Saturnalicius princeps! Saturnalicius princeps!"
    Augenblicklich zogen und drängten, schoben und zerrten unzählige Händen den Sklaven zu den aufgestellten Tischen und Bänken, an welchen der Saturnalienfürst das Mahl eröffnete. Ein wenig überfordert ob dieser Aufgabe sprach jener nur wenige Worte, bevor er bereits damit beschäftigt war, den ausgeschenkten Wein zu bemessen und den ihm dargereichten zu trinken.

  • Lucilla übergeht Ursus versteckte Schmeicheleien über ihre Arbeit bei der Zeitung und lacht nun laut und gar nicht mehr verlegen. "Oh, Corvinus wird schon in die Aufgabe hineinwachsen. Als Vigintivir hat er sich so schlecht ja nicht angestellt, auch wenn er mir persönlich ein bisschen zerstreut vorgekommen ist. Aber die richtige Planung ist alles, das ist auch bei der Acta Diurna nicht anders."


    Sie verzieht nachdenklich die Miene und nickt dann bestätigend. "Du hast Recht, sich an alles zu erinnern ist vielleicht doch noch schlimmer." Ein hintergründiges Grinsen schleicht sich auf ihr Gesicht. "Aber bei mir brauchst du kein Maß zu halten. Weil heute Saturnalia sind, verspreche ich dir, dass ich dir bei unserer nächsten Begegnung keine Peinlichkeit vorenthalten werde, die du dir in meiner Anwesenheit heute möglicherweise leisten wirst."


    Sie kichert noch in sich hinein, als irgendwo in einer anderen Ecke des Platzes der Saturnalienfürst ausgerufen wird und das offizielle Fest beginnt. "Wie sieht es aus, bleibst du noch auf einen Wein in der Stadt oder gehörst du zu denen, die direkt nach dem Opfer ins traute Heim zurück laufen, um dort die Sa... ähm ... " Ein bisschen Röte steigt in Lucillas Wangen auf. "... die Saturnalienfreude heraus zu lassen?"

  • Ursus lachte. "Das ist wirklich sehr zuvorkommend von Dir und ich verspreche Dir ebenfalls, mir bis ins kleinste Detail jede Peinlichkeit zu merken, die Du Dir in meiner Gegenwart leisten magst, so daß ich eventuelle Erinnerungslücken zuverlässig zu schließen vermag." Er zweifelte zwar daran, daß sie in die Situation kamen, doch wollte er zumindest die Möglichkeit nicht ausschließen.


    Jubel und laute Rufe zeugten davon, daß der Saturnalienfürst gefunden war. Sofort entstand ein großes Gedränge, denn jeder wollte mit dem "Glückspilz" anstoßen und natürlich trinken. Es würde vermutlich nur kurze Zeit dauern, bis der bedauernswerte Bursche völlig abgefüllt war.


    "Die Münze ist gefunden", kommentierte Ursus grinsend, bevor er auf Lucillas nächste Frage einging. "Lange kann ich nicht mehr bleiben, da ich heute Abend noch eingeladen bin, wo ich dann ganz sicher die Sa..... Saturnalienfreude rauslassen werde." Scherzend übernahm er ihren kleinen Versprecher, der sie so hübsch hatte erröten lassen. Vielleicht errötete er ja nochmal? "Doch auf einen Becher Wein bleibe ich gerne noch, wenn Du mir dabei Gesellschaft leisten magst."


    Schon lange hatte er nicht mehr so locker und offen mit jemandem scherzen können. Und er genoß es wirklich sehr. Es wäre ausgesprochen bedauerlich, wenn dieses Gespräch jetzt schon enden würde.

  • Für einen Moment glimmt ein kleiner Funke Neid in Lucillas Augenwinkeln auf. Zwar hat sie keine Ahnung, wo Ursus eingeladen ist, aber es ist sicher eine schicke Gesellschaft. Wahrscheinlich eine dieser Feiern, zu denen nur noble Patrizier geladen sind. Ihre Sklaven haben sie außer Haus zum Saturnalienfeiern geschickt und dann lassen sie es tagelang so richtig krachen. Lucilla hat von solchen Gesellschaften natürlich schon gehört, doch leider wird man als Nicht-Patrizier nicht so leicht eingeladen. Großtante Drusilla hat das einmal in ihrem Leben geschafft, doch leider erzählt sie nichts davon, denn wer dort war, der ist natürlich zu Schweigen verpflichtet. Auf jeden Fall könnte sich Lucilla bei Ursus schon vorstellen, dass er bei so einer Feier die Saturnalienfreude heraus lässt.


    "Aber natürlich leiste ich dir Gesellschaft, denn ohne Gesellschaft sind die Saturnalia doch langweilig." Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und versucht über den Platz zu spähen, allerdings vergeblich, denn sie bleibt schon nach wenigen pedes Luftlinie mit ihrem Blick an Köpfen und Schultern hängen. Gerade bei solchen Großveranstaltungen ist ihre Größe - oder besser ihre nicht vorhandene Größe - doch irgendwie hinderlich.
    "Kannst du sehen, wo die öffentlichen Ausschänke sind? Nicht die bei der Brotausgabe, da ist sicher der halbe Hades unterwegs. Aber meist stellen sie doch noch welche auf einer anderen Seite auf. Vor der Basilica Iulia stehen keine, da bin ich her gekommen. Aber vielleicht vor der Basilica Aemilia oder der Curia Iulia?"
    Augenblicklich fängt sie an zu Kichern und beugt sich nochmal verschwörerisch zu Ursus. "Vor der Curia Iulia würde passen, nicht wahr? Den Stand könnten sie gleich für die Senatoren stehen lassen, denn manchmal ist zweifelhaft, ob sie in angetrunkenem Zustand mehr Unsinn reden könnten als nüchtern."
    Auf einmal schaut sie doch ein bisschen besorgt. Natürlich sind Saturnalia, aber trotzdem ist Ursus ein Magistrat. Ihre nächsten Worte klingen ein bisschen herausfordernd. "Heute darf ich das sagen, du weißt schon, nur Ursus und Lucilla. Nächste Woche werde ich all meine Worte abstreiten."

  • In seinem Keks hatte Macer wie alle anderen um ihn herum ebenfalls keine Münze vorgefunden und ihn dann rasch verspeist. Durchaus lecker, dieses Gebäck, davon könnte man ruhig mehrere reichen. Aber es war vermutlich schon eine gewaltige Arbeit, überhaupt für so viele Leute Kekse zu backen, da wäre es nicht zu machen, auch noch mehrere pro Person herbeizuschaffen.


    "Was passiert eigentlich, wenn mal ein paar Kekse zu viel gebacken wurden und am Ende die Münze noch in einem von denen ist, die nicht vertielt wurden?" fragte er Tiberius Durus, der sich als Pontifex in solchen Dingen vielleicht ein wenig auskannte. "Oder gibt es da einen Trick, den Keks mit der Münze in jedem Fall sicher ins Volk zu bringen?"

  • Ursus lachte über ihren Scherz. Warum auch nicht? Noch war er kein Senator, also brauchte er sich schon mal nicht beleidigt zu fühlen. Und Magistrat hin oder her, etwas Spaß mußte man doch trotzdem verstehen! Außerdem war bei den Saturnalien so einiges erlaubt, was sonst nicht möglich war. "Oh, bestreite nur alles! Wird Dir gar nichts nützen, überhaupt nichts", tat er entrüstet, lachte dann aber gleich wieder. "Du wirst lachen, genau dort habe ich einen Ausschank gesehen. Bestimmt werden dort auch einige Senatoren sein, da kannst Du Dich gleich selbst davon überzeugen, ob sie betrunken mehr oder weniger Unsinn reden als sonst." Er zwinkerte ihr mit einem übermütigen Grinsen zu. "Dann schauen wir doch mal, ob wir nicht etwas Wein abgreifen können."


    Mit Beharrlichkeit, doch auch nicht rücksichtslos, bahnte Ursus für Lucilla und sich selbst einen Weg durch die Menge und so schafften sie es tatsächlich bis an den Ausschank. Zwei Becher Wein zu ergattern, erwies sich schon als etwas schwieriger, doch schließlich hatte Ursus auch das zuwege gebracht. "Ein schwerer Kampf", grinste er, als er ihr einen der Becher anbot, "doch gekrönt von einem glorreichen Sieg."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    In seinem Keks hatte Macer wie alle anderen um ihn herum ebenfalls keine Münze vorgefunden und ihn dann rasch verspeist. Durchaus lecker, dieses Gebäck, davon könnte man ruhig mehrere reichen. Aber es war vermutlich schon eine gewaltige Arbeit, überhaupt für so viele Leute Kekse zu backen, da wäre es nicht zu machen, auch noch mehrere pro Person herbeizuschaffen.


    "Was passiert eigentlich, wenn mal ein paar Kekse zu viel gebacken wurden und am Ende die Münze noch in einem von denen ist, die nicht vertielt wurden?" fragte er Tiberius Durus, der sich als Pontifex in solchen Dingen vielleicht ein wenig auskannte. "Oder gibt es da einen Trick, den Keks mit der Münze in jedem Fall sicher ins Volk zu bringen?"


    Durus war noch damit beschäftigt, nachzusehen, ob einer seiner Begleiter den goldenen Keks gezogen hatte, als Macer ihn ansprach. Einen Augenblick musste er überlegen. Tatsächlich hatte er keine Ahnung, wie es in diesem Fall gehandhabt wurde. Aber er wusste ja, wie Literationes oder Auspizien oft ohne jegliche Beteiligung der Götter eingeholt wurden...da war es eigentlich nicht schwer zu vermuten, dass es bei den Saturnalien ähnlich abgekartetes Spiel war...dennoch gab er eine rationale Antwort.


    "Nunja, die Priester haben Erfahrung, wie viele Kekse in etwa verwendet werden. Und derjenige, der den letzten Keks nimmt, hat wohl geringe Chancen. Aber so genau weiß ich es auch nicht."




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  • Nickend stimmte Macer zu und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. "Stimmt, so wird es wohl sein. Der Keks wird in einem der ersten Körbe sein, die verteilt werden, um sicher vergeben zu werden." Was wiederum bedeuten würde, dass man weiter vorne höhere Chancen hat als hinten. Es sei denn, der Priester mit dem Korb schlängelte sich erstmal nach hinten und begann dort zu verteilen. Macer fiel auf, wie schwierig so etwas war, wenn man es wirklich zufällig und gerecht machen wollte.


    "Ist es eigentlich schon einmal vorgekommen, dass ein Priester selber zufällig die Münze erwischt hat? Oder das ausgerechnet der goldene Keks im Gedränge zu Boden fiel und zertrampelt wurde?" Letzteres würde bestimmt Unglück bringen und irgendeine Sühnemaßnahme nach sich ziehen, vermutete Macer. Alles, was bei einer religiösen Zeremonie nicht nach Plan lief brachte schließlich Unglück.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    Wo Lucilla so darüber nachdenkt, fällt ihr auf, dass sie all die Senatoren, die sie näher kennt, noch nie in betrunkenem Zustand erlebt hat. Ihren Bruder und ihren Cousin kann sie sich eh nicht betrunken vorstellen, dafür sind sie viel zu korrekt, Avarus hat diesen Zustand vor ihr vermutlich tunlichst bis nach der Hochzeit vermieden und Hungi ... gut, angetrunken vielleicht, aber vermutlich braucht es mehrere Wagenladungen Wein, bis er tatsächlich betrunken ist und dann würde Lucilla - vorausgesetzt sie trinkt mit - das schon nicht mehr merken, denn dann wäre sie selbst schon jenseits von Gut und Böse. Bei einem weiß sie allerdings genau, dass er großen Unsinn redet, wenn er betrunken ist, das ist der derzeitige Ehemann ihrer Großtante Drusilla. Aber der redet tatsächlich auch ohne den Zusatz von Wein eigentlich nur Unsinn.


    In Ursus Schatten folgt Lucilla diesem bis zum Weinstand. Immer hinter ihm her ist das einfacher als selbst durch die Menge zu schwimmen. Denn obwohl Lucilla nicht zögert, ihre Ellenbogen mit geballter Kraft einzusetzen, ist es doch alles einfacher, wenn man größer ist. Glaubt sie zumindest.


    Strahlend nimmt sie den Becher entgegen. "Gloria in altissimis Saturno et in terra pax hominibus bonae voluntatis!"* Sie stößt mit Ursus an und trinkt einen Schluck.
    "Du bist decemvir litibus iudicandis, nicht wahr? Hast du schon spannende Erbfälle bearbeiten müssen? Mit Familienstreits? Regelrechten Feindschaften vielleicht? Mord und Totschlag?" Immerhin kommt so etwas öfter in Rom vor, als man denken mag. Lucilla stellt es sich unheimlich spannend vor, als Magistrat zu arbeiten, auch wenn sie persönlich vielleicht eher Tresvir Capitalis sein wollte, weil das vermutlich noch viel spannender ist.


    Sim-Off:

    * Ruhm sei Saturnus in den Höhen und Friede auf Erden unter den Menschen, an denen er Wohlgefallen hat.

  • Noch war eigentlich niemand wirklich betrunken. Weder einer der Senatoren, noch jemand anderer. Doch bei der Geschwindigkeit, mit der hier der Ausschank betrieben würde, konnte es nicht mehr lange dauern. Tatsächlich sah Ursus den einen oder anderen Senator in der Nähe dieses Ausschanks und grüßte natürlich. Denn Saturnalien hin oder her, steter Tropfen höhlte den Stein und es war gut, sich hin und wieder in Erinnerung zu bringen. In positive nach Möglichkeit.


    Ursus stieß gut gelaunt mit Lucilla an. "Gloria in altissimis Saturno et in terra pax hominibus bonae voluntatis."* Er trank einen tiefen Schluck von dem Wein. Natürlich hatte er schon weit besseren getrunken. Aber gar so schlecht war er auch wieder nicht.


    "Spannend? Naja, manchmal ist es schon spannend zu sehen, wer in welcher Weise mit wem verwandt ist. Aber Mord und Totschlag um das Erbe habe ich noch nicht erlebt. Vielleicht liegt es daran, daß ich noch nicht lange im Amt bin? Sowas geschieht vielleicht noch." Er lachte. "Noch hatte ich auch kein wirklich großes Vermögen zu verteilen. Ich könnte mir vorstellen, daß so etwas geschieht, wenn es einmal um echten Reichtum geht. - Bisher war eigentlich alles eher trockene Geduldsarbeit. In Listen wühlen, neue Listen anfertigen und Briefe schreiben. - So eine richtige Familienfehde um eine Erbschaft wäre tatsächlich mal eine Abwechslung. Und dann sicher auch eine Geschichte für die acta."


    Sim-Off:

    Ich vertrau Dir mal - als Nichtlateiner :D

  • Lucillas Augen werden groß. Als Normalsterblicher, selbst als Auctrix, kommt man nicht so leicht an die Stammbäume der bedeutenden Familien Roms. Aber gerade das ist etwas, was ihre Neugier in unglaublich großer Weise zu locken weiß. Wer mit wem und wie und wo hängt vielleicht ein schwarzes Schaf in der Familie.
    Sie versucht ganz uninteressiert auszusehen und unbeteiligt zu klingen als sie die nächste Frage stellt. "Und welche interessanten Verwandtschaften hast du bisher aufgetan? Bei den wirklich interessanten Familienverhältnissen gibt es in Rom doch sicher kaum Überraschungen, die kennt man doch eh alle, oder?"
    Die wirklich interessanten sind vermutlich auch nicht in Stammbäumen verzeichnet, so wie bei dem Flavier und Quintus Tullius. Aber es mag durchaus ein paar verstoßene, skandalöse Namen geben, die noch an irgendwelchen Ästen hängen - Attentäter, Landesverräter, Mörder, Wahnsinnige.


    "Richtig spannend wird es vermutlich nur bei Testamenten. Die Gesetzte kann man schließlich kaum anfechten, da ist ja alles bis ins Detail geregelt. Aber in einem Testament kann man ja so viel falsch machen, was vielleicht gar nicht gesetzlich geht, und dann bleibt natürlich immer noch der Vorwurf der Testamentsfälschung. Oder aber auch der Mord-Vorwurf gegen einen der Begünstigten, manche Leute können es ja nicht abwarten. In einem Dorf in der Nähe von Tarraco - ich komme ursprünglich aus Tarraco - da gab es mal einen jungen Mann, der hat sich über die Leichen seiner fünf Brüder und seines Vaters hinweg des Erbes seines Großvaters bemächtigt!" Sie schüttelt sich beim Gedanken an so viel Unverfrorenheit. "Und erst beim vierten Bruder ist man stutzig geworden, alle anderen waren noch als tragische Unfälle durchgegangen." Schon zuckt Lucilla wieder ungerührt mit den Schultern. "Und trotzdem musste auch der fünfte noch draufgehen, bevor die Stadtwachen ihm etwas nachweisen konnten. Das ganze Vermögen ging dann an seine Cousine, die sich aus lauter Gram darüber umgebracht hat. Bona Dea, in manchen Familien kommt aber auch alles zusammen. Ich glaube am Ende floss das Geld in die Provinzkasse. Naja, die kann es ja immer gut gebrauchen, aber der Erbverteilende Vigintivir wollte ich da auch nicht sein.." Ein Schluck Wein spült die Gänsehaut fort.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Nickend stimmte Macer zu und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. "Stimmt, so wird es wohl sein. Der Keks wird in einem der ersten Körbe sein, die verteilt werden, um sicher vergeben zu werden." Was wiederum bedeuten würde, dass man weiter vorne höhere Chancen hat als hinten. Es sei denn, der Priester mit dem Korb schlängelte sich erstmal nach hinten und begann dort zu verteilen. Macer fiel auf, wie schwierig so etwas war, wenn man es wirklich zufällig und gerecht machen wollte.


    "Ist es eigentlich schon einmal vorgekommen, dass ein Priester selber zufällig die Münze erwischt hat? Oder das ausgerechnet der goldene Keks im Gedränge zu Boden fiel und zertrampelt wurde?" Letzteres würde bestimmt Unglück bringen und irgendeine Sühnemaßnahme nach sich ziehen, vermutete Macer. Alles, was bei einer religiösen Zeremonie nicht nach Plan lief brachte schließlich Unglück.


    Durus überlegte wieder. Er hatte die pontifikalen Archive noch nie nach den Saturnalien-Akten durchsucht. Daher zuckte er mit den Schultern und meinte


    "Nicht, dass ich wüsste. Aber ich denke, da muss man Saturn einfach vertrauen, dass das nicht passiert."


    Er lächelte den Senator an. Er selbst war sich zwar nicht sicher, ob sich ein Gott wie Saturn mit diesen abergläubischen Gücksspielchen abgab, aber man sollte die Gläubigen ja nicht desillusionieren.




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  • Ursus trank noch einen Schluck Wein und betrachtete die Frau mit den neugierig blitzenden Augen. Sie war wirklich vielseitig interessiert, ohne Frage. "Ich muß zugeben, daß gerade das mir sehr viel Spaß macht: In diesen Stammbäumen herumzuwühlen. Aber sensationelle Erkenntnisse habe ich dabei noch nicht getroffen. Das meiste ist ja doch allgemein bekannt. Trotzdem ist es recht spannend, da manche Familien erstaunlich weit verzweigt sind. Und andere erstaunlich wenig. Testamente werden leider nur selten hinterlegt. Dabei erleichtern sie die Arbeit für uns decemviri wirklich sehr. Ich kann also nur empfehlen, ein Testament zu hinterlegen."


    Die Geschichte aus Tarraco war wirklich fürchterlich. "Das Vermögen muß ja wirklich immens gewesen sein, wenn jemand seine ganze Familie dafür auslöscht. Was für ein Wahnsinn. Was hat man denn von seinem Vermögen, wenn man keine Familie mehr hat?" Er schüttelte sich. So etwas war ihm unverständlich. "Und bei den vielen Unfällen ist niemand stutzig geworden? Wollen wir hoffen, daß ich nie mit einem solchen Fall zu tun bekomme."


    Auch er spülte das Unbehagen über diesen Mordfall mit einem weiteren Schluck Wein herunter. "Wie kommt es, daß eine wißbegierige, vielseitig interessierte Frau wie Du eine Arbeit aufgibt, bei der sie Zugang zu allen Neuigkeiten aus dem ganzen Reich hat? Man sollte doch meinen, daß dies die perfekte Arbeit für Dich sei?" Eine Frau wie Lucilla konnte er sich wahrhaftig nicht als reine Hausfrau vorstellen.

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    "Nicht, dass ich wüsste. Aber ich denke, da muss man Saturn einfach vertrauen, dass das nicht passiert."


    Damit hatte er wohl zweifellos recht, denn auf die Götter vertrauen musste man schließlich sowieso. Trotzdem erschien Macer die Antwort irgendwie unbefriedigend. Vielleicht dachte er auch einfach nur zu militärisch, aber da hätte man so eine Großveranstaltung sehr akribisch geplant und organisiert, so dass auch wirklich nichts schief ging. "Wie viel Planung steckt eigentlich in so einer großen Feier wie dieser?" fragte er daher neugierig weiter, auch wenn die kurzen Antworten von Durus durchaus ein Zeichen hätte sein können, dass diesem das Thema zumindest am heutigen Tag nicht ganz so viel Spass machte.

  • Während er ein scharfes Auge auf seine Sklaven hatte - sie sollten es schließlich nicht zu bunt treiben! - lauschte er gleichzeitig auf Macers Einwände. Tatsächlich hatte er selbst noch nie die Saturnalia organisiert, dafür jedoch andere Feierlichkeiten - sowohl finanziell, wie auch kultisch. Daher konnte er schon grobe Angaben machen...


    "Eine ganze Menge natürlich! Besonders öffentliche Speisungen sind natürlich höchst komplex zu organisieren. Die ganzen Einkäufe, und so weiter. Und für Opfer kommt natürlich auch noch die Konsultation von Fachleuten dazu.


    Allerdings sind viele Tempelverwalter et cetera all das gewohnt, daher hält sich der Aufwand für den einzelnen im erträglichen Rahmen. Im Prinzip muss man nur noch hinterher sein, dass jeder seine Aufgabe zeitig erledigt."


    Zusätzlich musste der Veranstalter noch aufpassen, dass seine Scribae die teuren Anschaffungen nicht nur über ihre Vettern oder Brüder bezogen. Durus selbst hatte das einmal erlebt: Überhöhte Preise und schlechte Ware, aber Vitamin B!




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  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    "Oh." entfährt es Lucilla erstaunt vor dem nächsten Schluck Wein. "Ein Testament, tatsächlich? Angenommen, ich sterbe an den Saturnalia - zu wild gefeiert, auf dem Heimweg auf einem Keks ausgerutscht, dumm gelaufen, a blede G'schicht, so was kann ja immer vorkommen - wer erbt dann mein Vermögen? Mein Ehemann?" Avarus - der gierige Avarus. Lucilla ist nicht eben unvermögend, sie besitzt mehr als so mancher Senator. Würde Avarus Gier über Leichen gehen? Die Leiche seiner Ehefrau vielleicht? Wie ist überhaupt seine erste Frau gestorben? War sie vermögend? Siedendheiß fällt Lucilla auf, dass sie nie darüber nachgedacht hat.
    "Oder mein Bruder?" Meridius hat selbst genug. Er würde sie nicht umbringen. Sowieso nicht. Oder doch? Er wollte sich doch zur Ruhe setzen, da braucht er schon ein kleines Vermögen.
    "Und würden meine Neffen und Nichten etwas erben?" Der kleine Faustus würde ein bisschen Geld gut gebrauchen könnte, dieser Hungerhaken. Immerhin ist er zur Legion, weil er sonst nichts kann. "Auch wenn sie die Söhne meiner Cousins sind, also gar nicht meine direkten Neffen? Was würde eigentlich mit meinen Sklaven passieren? Würden die auch vererbt werden?" Ambrosius als Schoßhündchen von Meridius - Bona Dea, der Ärmste! Ambrosius, nicht Meridius.


    Diese Testamentsarbeit muss wirklich spannend sein. Obwohl Ursus ein bisschen blass aussieht auf die Geschichte aus Tarraco hin. "Ja, ich weiß auch nicht. Ich habe immer eher das Gefühl, die Sesterzen fließen nur immer fleißig weiter, während die Familie mit den Jahren weniger wird." Sie grinst. "Na irgendwann wird sie auch wieder mehr, immerhin kann man dafür ja selbst sorgen, aber um das Geld würde ich mir weniger Sorgen machen."
    Das bringt sie schon zur nächsten Frage, bei der Lucilla wie üblich keine Scham kennt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Schon gar nicht bei 'nur Ursus' - deswegen mag sie die Saturnalia fast so sehr wie die Sklaven. "Bist du verheiratet, Ursus? Hast vielleicht sogar schon Kinder?" Ein Schluck Wein spült die Frage hinab und noch bevor ihr Gegenüber antworten kann, liefert sie ihre eigene Antwort auf seine Frage.


    "Das mit der Acta kommt eben genau daher, vom Heiraten. Eine verheiratete Frau hat einfach keine Zeit mehr für solche Sachen wie die Acta Diurna. Artikel schreiben, vielleicht, aber nicht, eine Zeitung leiten. Weißt du, das ist ein großer Haufen Verwaltungsaufwand, den man da bei jeder Ausgabe machen muss, und sorgfältig arbeiten muss man dabei ja auch, immerhin trägt der Auctor die Verantwortung für jedes einzelne Wort. Ich habe einfach keine Zeit und keinen Geist mehr, diese Verantwortung zu tragen. Mit so einer Hochzeit ändert sich einfach alles im Leben. Diese vielen Verpflichtungen, die eine verheiratete Frau wahrnehmen muss, von Abendempfängen über die Religio bis hin zur politischen Arbeit für ihren Ehemann. Die Leute stellen sich immer vor, dass man Macht in den Händen halten würden, weil man die imperiale Zeitung kontrolliert. Aber was glaubst du, wie lange ein Auctor Auctor ist, wenn er diese Zeitung für seine eigenen Zwecke nutzt? Der Kaiser lässt soetwas nicht zu, zu Recht natürlich. Und dann ..." fährt Lucilla ohne Pause fort, denn Ursus hat immerhin gefragt. "... ist das allerschlimmste diese ewige Nörgelei. Du bekommst nichts als Auctor, kein Gehalt, keinen Dank, nicht einmal einen Strom heißer Luft, nur Genörgel und Gemecker. Dies stimmt nicht und das stimmt nicht, hier ist ein A zu viel und da ein Z zu wenig, das Fest war nicht am fünften, sondern am sechsten Tag, der Mann heißt Pupsus und nicht Pubsus, der Preis betrug 1005 Sesterzen und nicht 1000, die genauen Worte waren 'blicket zu den Feinden' und nicht 'schauet zu den Feinden' und überhaupt fehlt hier ein Komma und im Übrigen schreibt man mit großem Ü und nicht zusammen." Sie schüttelt den Kopf. "Die Acta Diurna ist der Müllkübel des Imperiums. Daran liegt es übrigens auch, dass sich so wenige Schreiber dafür finden, aber als Schreiber bekommst du immernoch ein paar Sesterzen, auch wenn es darum nicht geht."


    Langsam neigt sich die Füllung des Bechers ihrem Ende zu, manche Themen bedingen einfach, dass man sie hinunter spülen muss. Zum Glück ist der Wein ziemlich gut verdünnt.

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