atrium | Die Saturnalienfeier der Flavier

  • Mit unschuldigem Knuffelhäschen-Blick schaue ich Aurelia Prisca an: "Ein Theaterstück, ein großes Satyricon auf die patrizische Gesellschaft Roms, schlimmer als Petrons cena, die Schauspieler sollen mit Essen herumgeworfen haben, unzüchtig und unflätig auf der Bühne gehandelt haben, und als Bestes soll sogar ein Tiger aufgetreten sein! Ein Tiger! So ein Unsinn, nicht?" Das hat man nun vom Journalismus, bild' Dir meine Meinung - nichts als Klatsch und Tratsch.


    "Und zum Schluß sollen alle Schauspieler entlang der porticus gekreuzigt worden sein, um die verärgerten Gäste zu besänftigen." Was kaum wahrscheinlich war, denn mit wenigstens einer aurelischen Sklavin hatte ich ja danach gesprochen. Und sehr gekreuzigt sah Tilla nicht aus, wie auch die anderen heute nicht, die ich mit Aurelius Ursus zusammen gesehen hatte.


    "Ein fulminantes Fest, von dem wir in Flaviobriga Jahre von zehren würden. Da komme ich nämlich her. Liegt an der nordhispanischen Atlantikküste. Und ich bin hier in Rom, um mich ausbilden zu lassen, was da völlig unmöglich ist."


    Außer, man möchte Fischer, Hirte, Seemann werden. Und wer das alles nicht wird, wird Wirt.

  • Zitat

    Original von Caelyn


    Sim-Off:

    Tut mir leid! das hatte ich total vergessen! ;)


    Diese viele Fragerei machte mich schon stutzig und ich fragte mich so langsam, was Caelyn damit bezweckte? War das tatsächliche Anteilnahme oder einfach nur die Sensationsgier nach Beziehungstratsch?


    Mir geht es wirklich nicht besonders und eigentlich möchte ich das Thema auf sich beruhen lassen. Ich brauche einfach Zeit, um alles zu verarbeiten. Aber um wenigstens eine deiner Fragen zu beantworten: nein, er hat mich nicht wegen einer anderen Frau verlassen. Ich habe einen Fehler gemacht!


    Nein, der wahre Grund, weswegen alles in die Brüche gegangen war, würde ich ihr niemals anvertrauen. Das was ich ihr gesagt hatte, sollte genügen.
    Aber auch sie schien an diesem Abend nicht sehr vom Glück verfolgt worden zu sein. Nach allem, was sie erzählte hatte sie wohl auch Ärger mit einem Kerl gehabt.


    Möchtest du darüber reden?


    Ich hatte zwar wirklich besseres zu tun, als Seelsorgerin zu spielen. Doch vielleicht half es mir, um mich von meinen eigenen Problemen abzulenken.

  • "Du meine Güte! So was erzählt man sich? … Demnächst heißt es dann noch wir hätten Menschenopfer dargebracht, unsere Gäste mit Tierblut bespritzt und uns anschließend alle kollektiv darin gesuhlt. … Was soll ich dazu sagen?" Am besten Contenance bewahren, gelangweilt wirken … sich neuen Wein einschenken lassen. Nach außen hin glichen sich wohl nur Priscas Augen - von der der Größe her - denen des Knuffelhäschens an. Genau so mochte Lucanus im Moment mit seinem unschuldigen Blick auf sie wirken Er ist wirklich süß … seltsamer Weise verspürte Prisca plötzlich das Verlangen, mit ihm spielen zu wollen. Aber warum? … Vielleicht, weil es das Häschen faustdick hinter seinen langen Löffeln haben mochte? ... Prisca winkte gedankenverloren einen der Freien heran, um sich sich nachschenken zu lassen, dabei strich ihr Blick kurz über die übrigen Umstehenden. Hat es ihnen allen die Sprache verschlagen oder hören sie uns nur so gebannt zu? Prisca unterhielt sich jedenfalls prächtig, prostete allen zu und trank einen Schluck, bevor sie sich wieder an Lucanus wandte.


    "So ein Unsinn, genau, du sagst es!", knüpfte Prisca erst jetzt wieder an seine Worte an. "Alles nur dummes Geschwätz des Pöbels!", stellte sie sogleich klar aus welcher Ecke des Volkes sie solche maßlos übertriebenen Unterstellungen vermutete. "Sicher, das Stück war … nun wie soll ich sagen, … etwas experimentell. Aber das war auch so gewollt. ars fluxus*, eine neue Kunstform sozusagen, bei der die Zuschauer bewusst mit einbezogen werden, um das Gefühl von "Mitten drin, statt nur dabei" zu erhalten...", verharmloste Prisca mit einigen Beschönigungen geflissentlich das was sich damals tatsächlich zugetragen hatte. Vielleicht würde man ja in hunderten von Jahren eine passendere Bezeichung für diese Art derAktionskunst* finden.


    "…und ich kann dir auch versichern, dass niemand von den Schauspielern gekreuzigt wurde!" Prisca sah ihm in die Augen und versuchte auch dieses Gerücht damit zu zerstreuen. Auspeitschen! ... Auspeitschen hätte man sie sollen, das ganze Sklavenpack, jawohl! … Oder zumindest die die es gewagt hatten, die Aufführung zu sabotieren … Da war er wieder! Der Blick der lauernden Schlange, nur eine Sekunde und dummerweise traf er diesmal genau das süße Häschen vor ihr. Doch sogleich setzte Prisca ein entschuldigendes Lächeln auf. Traf sie doch damit den Falschen, obwohl sie sich gerade so schön aufregen konnte. "Gekreuzigt gehören wohl nur diejenigen, welche solch infame Lügen verbreiten, oder? ... Über wen aus der Oberschicht werden heutzutage eigentlich keine Lügen verbreitet und Witze gerissen? … Sogar der Kaiser muss sich gefallen lassen, dass man ihn öffentlich auf den Märkten und in den Straßen karikiert und verspottet … und? … wir alle leben noch und erfreuen uns bester Gesundheit! … nicht wahr?" Naja, da wusste Prisca ja noch nicht, dass zumindest des Kaisers´ letztes Stündlein schon recht bald geschlagen haben sollte.


    Ein weiterer Schluck des vorzüglichen Weines, diesmal verdünnt, aber dennoch spürte Prisca langsam, wie ihr warm wurde. Lag das nur an dem Wein? Vielleicht sollte ich mich langsam auf den Heimweg machen? Aber dazu unterhielt sie sich gerade zu nett. "Du kommst aus Spanien? Dort muss es sehr schön sein, zumindest was mir dein Onkel darüber erzählt hat. Du willst dich hier ausbilden lassen? Zu was denn, wenn ich fragen darf?", versuchte Prisca wieder auf das angenehmere Thema um zu schwenken und blickte ihn neugierig und aufmerksam an. Die Flavier schienen allesamt sehr auf strebsam zu sein und sie wussten anscheinend genau was sie wollten, das gefiel ihr.


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  • Ja, ja, ja! Ich frag ja schon gar nich mehr weiter! Die war ja echt schlecht drauf. Ob so was ansteckend is? Hoffentlich nich! Ich hätte zwar auch zu gerne gewusst, welchen Fehler sie denn gemacht hatte, aber ok! Will sie ja nich nerven!
    Na schön ,dann erzähl ich was.
    "Ach weißte, der Typ, der mich gekauft hat, ja. Der is, so öhm. Na der is eigentlich ganz nett, ne. Aber ständig hängt er mit ´ner Andern rum und mich beachtet er gar nich! Verstehste? Machma glaub ich, der denkt, ich bin blöd oder so was! Mann, ich hab doch Aug´n im Kopf! Das nervt mich total!" Wenn ich nur dran denken musste, wie se heute Abend so schön einträchtig nebeneinander im Garten gesessen hatten! Da wurd mir jetzt noch schlecht!

  • Ich hatte allen Grund, endlich beruhigt aufzuatmen! Caelyn hatte damit aufgehört, Fragen zu stellen, die mich nur noch tiefer in mein Elend getrieben hätten. Dafür war ich ihr dankbar. Umsomehr bemühte ich mich jetzt, ihr zuzuhören, was sie zu sagen hatte. Ihre eigenwillige Aussprache bereitete mir zwar noch einige Schwierigkeiten, doch verstand ich, worum es ging. Der Typ, der mich gekauft hat... Sie also auch! Das war mein erster Gedanke, wobei ich gar nicht so genau wusste, wer dieser Typ war. Ich hatte am Rande mitbekommen, dass sie mit den aurelischen Sklaven gekommen war, doch mehr wuste ich nicht über sie.
    Es war wirklich ein Drama! Nicht genug, dass man uns die Freiheit genommen hatte! Nein, unser Herz, das letzte Stückchen, was wir noch besaßen, raubten sie auch noch! Was sollte ich ihr jetzt sagen? Das, was sie hören wollte oder das, was ihr sowieso alle sagen würden? Lass die Finger weg von ihm! Doch in ihrem Fall, schien es noch eine andere Frau zu geben. Wer war sie? Was war sie? Gegen eine freie Römerin hätte sie eh keine Chance!


    Wer ist diese Andere? fragte ich vorsichtig. Ist sie auch eine Sklavin oder ist sie etwa eine...


    Nein, ich sprach es besser nicht aus. In ihren Worten hatte ich so etwas wie Eifersucht herausgehört. Ich wollte nicht nocht tiefer in ihrer Wunde bohren. Auch sie war doch nur auf der Suche nach Liebe und dem Geilebtwerden!

  • "Wer die Andere is? Na auch ´ne Sklavin, was hast du denn gedacht?" Was hatte die denn geglaubt? Ich machte doch nich so´n Theater,wenn die Konkurrenz ´ne Römerin war! "Und das schärfste is, dass ich geglaubt hab, die wär meine Freundin! Wollte mit der sogar abhau´n, wenn se mitgekomm´n wär! Echt, ich muss total bescheuert gewesen sein!" Mensch, je mehr ich darüber nachdachte, umso saurer wurd´ich.
    "Aber der beachtet mich ja nich ma. Der hat nur Aug´n für Cadhla, diese Schnepfe! Seh ich etwa so scheiße aus? He, seh ich wirklich so scheiße aus? Na los, sag´s!" Oh Mann, was hätt´ich jetzt für´n Becher Wein gegeb´n!

  • Auf meine schlichte Frage hin, wurde ich urplötzlich von einem emotionsgeladenen Schwall aus derben Worten und verletzten Gefühlen übergossen und ich war mehr als erstaunt, was ich da hörte! Wie gelassen sie doch das Thema Flucht ansprach, so als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt und Cadhla! Die Cadhla, mit der ich vor einiger Zeit Samhain gefeiert hatte? Die Cadhla die mir eher sehr unnahbar vorgekommen war? Sie sollte ihre Konkurrenz sein? Nein, das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen!


    Also zunächst einmal, nein du siehst nicht... schlecht aus! Du bist sogar wirklich sehr hübsch! Glaube mir!, begann ich mich vorsichtig an sie heranzutasten.


    Und das mit Cadhla, bist du dir ganz sicher? Ich meine, ich kenne Cadhla nicht so gut, wie du es vielleicht tust. Eigentlich habe ich sie nur drei oder viermal gesehen und ich glaube nicht, dass ich deshalb von mir behaupten kann, sie zu kennen. Doch bist du dir sicher, dass auch sie seine Gefühle erwidert oder steckt da eher so etwas wie Zwang dahinter? Vielleicht zwingt er sie ja dazu! So etwas kann uns allen passieren!


    Ehrlich gesagt, fühlte ich mich gerade völlig überfordert. Denn was sollte ich ihr sagen, was sie nicht noch mehr verletzen würde oder sie noch zu schlimmeren anstiften würde. Doch natürlich hatte ich Verständnis für sie, obwohl sie mir ein Tick zu impulsiv war.


    Ach ja, du solltest vielleicht nicht so öffentlich über deine Fluchtpläne nachdenken! ergänzte ich noch, ohne ermahnend auf sie wirken zu wollen.

  • Zugegeb´n, ich war vielleicht ´n bisschen aufbraus´nd. Aber das nervte mich so! Bridhe brachte mich wieder zurück auf´n Bod´n, mit dem was sie sagte. "Echt, meinste wirklich? Ich bin wirklich schön?" Mist, immer wenn man ma´nen Spiegel brachte, war keiner da! Aber gleich kamen mir dann auch wieder die verdammt´n Zweifel. "Ja, aber wenn ich sooo schön bin, wie du sachst, warum will er dann nix von mir? He?"
    Und das mit Cadhla! Das was ich geseh´n hatte sah wirklich nich nach Zwang aus! Oder doch? Ach Kacke, ich wusste nich mehr, was ich noch glaub´n sollte! "Ich weiß nich, ob Cadhla das freiwillig macht, oder nich! Auf jed´n Fall nervt´s mich, dass er mich nich sieht! Das macht mich krank! Verstehste?!"
    Was hatte se noch gesacht? Nich so öffentlich über meine Fluchtpläne nachdenken?
    "Sach bloß, du willst immer und ewig hier bleib´n? He? Nie ma dran gedacht, zu verduft´n?"
    Komisch! Konnt ich mir gar nich vorstell´n!

  • Wohlwollend lächelte ich Caelyn zu. Nur zu gut konnte ich sie verstehen. Ja, sie war einfach verliebt und wenn man verliebt war, dann tat und sagte man so mach unüberlegtes.


    Ja, du bist schön! Sollte jemand etwas anderes behaupten, dann lügt er. Doch du solltest nicht so viel darüber grübeln! Das wird dich nur noch mehr verstimmen. Du solltest dich denjengen stellen, derentwegen du in dieser schlechten Stimmung bist. Rede mit ihm und rede vielleicht auch mit Cadhla! Nur dann wirst du wirklich Gewissheit haben.


    Ich gab ihrden gleichen Rat, den mir Fiona an diesem Abend gegeben hatte. Ich hatte ihren Rat befolgt und nur zu gut wusste ich jetzt selbst, dass reden Gewissheit brachte. Das Gespräch, dem ich an diesem Abend erst ausweichen wollte, aber welches ich dann doch gesucht hatte, brachte mir Gewissheit. Gewissheit darüber, dass ich von nun an alleine war. Severus hatte sich nun endgültig von mir getrennt und es würde kein Happy End geben. Nur schwer konnte ich meine Tränen zurückhalten. Nein, ich hatte genug Tränen um Severus vergossen! Das musste nun endlich ein Ende haben!
    Caelyns letzte Frage brachte mich etwas aus dem Gleichgewicht. Fliehen? Das war für mich nie ein Thema gewesen. Wohin hätte ich fliehen sollen? Der Weg nach Éirinn war viel zu weit, um dorthin zu fliehen. Ein anderes Ziel würde es für mich nie geben.


    Nein, Caelyn! Ich wüsste nicht wohin ich gehen sollte. Ich muss hier bleiben, bis man mich freiwillig gehen lässt.


    Das hörte sich so leicht an, doch es fiel mir so unendlich schwer, es auszusprechen. Ich wusste, es würde noch Jahre dauern, wenn es denn jemals so weit wäre.

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