Mit den Fingerknöcheln pochte Severus gegen die Türe von Aquilius' Gemächern. Als keine Antwort erklang, pochte er nochmal, öffnete dann die Türe. Dunkel war es dahinter, unordentlich lagen die Papyri kreuz und quer auf dem Schreibtisch. Keiner da.
Am liebsten hätte Severus den komischen Zettel einfach kommentarlos auf dem Schreibtisch liegen lassen. Aber zu der Botschaft gehörte ja wohl auch die dubiose Weise dazu, in der man sie ihm übergeben hatte. Also wandte er sich ab, ging den Gang entlang, und machte sich pflichtbewusst aber nicht gerade enthousiastisch in Haus und Garten auf die Suche nach Aquilius. Die führte ihn schliesslich sogar die Kellertreppe hinunter, mit einem Windlicht in der Hand. Licht- und Schattenzungen beleckten die nahe aneinander stehenden Wände. Severus Blick wurde starr. War da nicht...? Nein, da war nichts. Nur ein Wasserfleck auf dem groben Mauerwerk. Der Fluch war gebrochen, die Unterirdischen waren fort...
Die Treppe endete in einem Gang. Rechts ging es zu irgendwelchen Lagergewölben voller Gerümpel. Und auch zum Carcer. Ein kalter Schauer lief dem Germanen über den Rücken, als er wieder die erdig modrige Luft atmete, den klammen Mief einer endlosen Gefangenschaft.
Aber von links war es, dass er einen Lichtschein sah, und Geräusche hörte. Schnell schlug er diese Richtung ein, folgte ihnen bis zum Eingang des Weinkellers. Hier war die Luft besser, roch nach Holz und nach den edlen Tropfen die hier in unzähligen Fässern und Amphoren lagerten. Und da war auch der Gesuchte.
Am Eingang des weiten Gewölbes blieb Severus stehen, verschränkte die Arme und betrachtete ihn. Unbewegt war seine Miene, doch der Zorn wegen Bridhe schwelte in ihm, brannte in seinen Augen und hätte sich nun, da er den Flavier vor sich hatte, nur zu gerne einen Weg nach aussen gebahnt.
"Flavius." sagte er frostig. "Ich habe mich da etwas gefragt. Vielleicht kannst Du mir Antwort geben. Es sind ja bald Saturnalien... Sind wir da wirklich alle gleich?"