"Eben drum", schmunzelte Macer. "Wenn ich bei der Flotte anfange, und es nicht gerade eine Flussflotte ist, kann ich mir sicher sein, im Laufe des Dienstes ein paar Mal über das Meer zu fahren. Und wenn nicht gerade ein Bürgerkrieg dazwischen kommt und aus den Flotten Legionen gemacht werden, dann hocke ich am Ende meiner Dienstzeit immernoch am Wasser. Aber wer weiß das bei den Legionen? Ich kann 19 Jahre auf einem Fleck hocken und immer in Sichtweite des Lagers bleiben und im letzten Jahr werde ich quer durch das Reich geschickt. Saftige germanische Wiesen, wenn ich mich zum Dienst melde und staubiger ägyptischer Sand, wenn ich entlassen werde. Kann alles passieren."

Waffentraining Marineinfanterie
- Lucius Annaeus Florus
- Geschlossen
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Ja, kann alles passieren, doch WENN es passiert, dann kann man sich auch entsprechend hervortun. DAS ist in der Flotte schon wieder etwas schwieriger. Die Anzahl hoch dekorierter Männer hält sich hier doch arg in Grenzen!
In der Zwischenzeit war alles bereit und mit einem Wink gab ich den Männer zu verstehen, dass das Zielschiessen beginnen konnte.
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Endlich, dachte Labeo bei sich, als der Präfectus den Optiones das Zeichen gab und die erste Gruppe mit dem Wettschießen begann. Es war die Gruppe in der auch der Egnatier und der Quintier waren, die schon am Tag zuvor ihre bestandene Probatio gefeiert hatten.
So kam es das Labeo sehr gespannt verfolgte, wie aus dieser Gruppe einer - es war der Quintier - das Ziel völlig verfehlte, ein anderer nur gerade so traf - dies war Egnatius Pulpo. Die Nachwirkungen des Weines hatten ihre Zielgenauigkeit stark beeinträchtigt. Die anderen aus dieser Gruppe - so schien es - trafen mehr oder weniger, aber doch in ausreichender Genauigkeit.
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Langsam wurde es heiß auf dem Exerzierplatz. Die Sonne stand hoch und das heiße Licht bruzzelte Verus' Helm.
Wenige Augenblicke noch und Verus würde schießen. Ihm und Labeo wurden Bögen in die Hand gedrückt, nachdem die beiden vor ihnen so erbärmlich versagt hatten. Die Hoffnungen des Mars lagen nun auf diesen beiden. Verus nahm den Pfeil aus dem Sand. Er ging einige Schritte vor und richtete den Bogen mit der Sonne aus. So konnte er in Ruhe zielen. Sein Mund war so trocken, wie der Sand auf dem er stand. Er spuckte, um ihn zu befeuchten. Langsam glitt der Pfeil über seine Finger. Er lag an der Sehne. Verus spannte. Sein Blick war scharf auf das Ziel gerichtet. Er festigte seinen Stand und spannte noch etwas mehr. Er ließ los. Ein kurzes Schnalzen und Zischen des Bogen war zu hören. Der Pfeil flog, wie ein Falke auf das Ziel zu. Ein guter Bogen. Verus' Blick wandte sich nicht vom Ziel. Wind zog um sein Gesicht. Die Sekunde verronn sehr langsam. Der Pfeil schlug ein. Er vibrierte nach. Verus hatte die Mitte des Zieles knapp verfehlt aber dennoch der Pfeil war auf der Scheibe und Verus zufrieden. Er reichte den Bogen weiter und reihte sich entspannt wieder ein. Er hatte seine Angstprüfung überstanden.
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Auf dem Platz ging es mit dem Zielschließen weiter und Macer konzentrierte sich etwas mehr auf die Wettkämpfe. "Auch das ist sicher richtig", stimmte Macer trotzdem zu. "Die Zeit der großen Seegefechte, in denen man sich auszeichnen kann, ist wohl vorbei. Die Flußflotten können sich vielleicht noch auszeichnen, aber ansonsten heißt es ja nicht umsonst 'mare nostrum', weil es fest in unserer Hand ist." Ohne große Gegner war die Chance auf große Auszeichnungen eben gering.
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So ist es!
Dann wechselte ich das Thema.
Du kennst meine Leidenschaft für den unrömischen Bogen und die Pfeile?
Das Zielschiessen war sehr interessant und es gab auch einige ganz gute Leistungen. Meine eigene Vergangenheit, und dass ich noch immer der Meinung war, meinen Fähigkeiten mein Leben zu verdanken, liessen mich hier ganz besonders aufpassen. Zusätzlich nahm ich mir fest vor, meine Fähigkeiten wieder etwas zu trainieren! Da würden einige Männer doof aus der Wäsche gucken
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Möglicherweise hatte Macer sogar schon einmal von dieser Leidenschaft erfahren, aber sein Gedächtnis versteckte das in diesem Fall wieder ganz verzüglich vor ihm. Oder es war ihm tatsächlich neu. "Nein, davon wusste ich bisher nichts", gab er daher zu und blickte den Praefecten neugierig an. "Woher kommt diese Begeisterung?"
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Nun war Labeo an der Reihe. Verus, der Decimer, hatte ganz gut getroffen, das machte Labeo Mut. Seine Konzentration richtete sich zuerst auf seine vergöttlichten Ahnen und dann auf das Ziel. Die Anspannung - sowohl die innere, wie die äußere, die der Konzentration und die des Bogens - war in einem guten hohen Maß, als er anlegte. Aus den letzten Übungen hatte er es im Kopf, dass er fast immer zu tief schoss. Daher zielte er etwas über den Punkt, den er intuitiver Weise ausgesucht hatte und entließ den Pfeil in seine Freiheit.
Dann schloß er die Augen. Er wusste, wenn dieser Schuss gelänge, würden die nächsten Prüfungen fast zu einem Kinderspiel werden, wenn nicht hätte er einiges aufzuholen. Jetzt - nachdem nichts mehr zu ändern war stieg Angst in ihm auf, was wenn...
Er schluckte diese Gefühle runter, die sich im Bruchteil einer Sekunde ausgebreitet hatten, öffnete die Augen und sah den Pfeil direkt neben dem des Kameraden in der Zielscheibe stecken.
"Puh.", entfuhr es ihm - das schlimmste hatte er überstanden.
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Auf dem Platz entstand langsam Wettkampfathmosphäre. Die Optiones lobten, jubelten, tadelten und motivierten, die Probati taten alles, um möglichst gut abzuschneiden.
Das Zielschiessen war eine der schwersten Prüfungen, weil jeder Probatus nur einen Schuss abgab und der musste einigermassen sitzen, sonst waren die Minuspunkte schon auf den Tafeln der Schreiberlinge notiert. Damit die Probati trotzdem eine Chance hatten, war kurzfristig das Schiessen auf Weite noch angesetzt worden. Da hätten dann mindestens alle Probati schon einmal eine Chance gehabt, sich an die Bedingungen anzunähern.
Während sich nun diese Prüfung ihrem Ende näherte, die Zielscheiben weggetragen wurden und die Übungspila herantransportiert wurden, um die Prüfung auf Weite im Wurf vorzunehmen, antwortete ich dem Senator:
Nun, ich war ja lange Zeit nicht im Imperium unterwegs und besuchte meinen Bruder, den König von Tylus, in seinem Reich. Dort lernte ich von ihm, mit Bogen und Pfeilen umzugehen. Eine Kunst, die mir auch in meiner Zeit bei der Ala öfters ziemlich nützlich war.
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Verus wurde von seinem Optio ein Pilum in die Hand gedrückt. Der Optio lächelte ihn ermutigend an und schubste ihn dann nach vorne. Er würde den ersten Wurf machen. Ein Schweißtropfen rann ihm von der Stirn über die Wange hinunter zum Boden und fiel schließlich in den staubigen Sand.
Verus schaute in das weite Zielgebiet. Sein Hand umfasste den Wurfspeer fest. Das harte leichte Holz fühlte sich angenehm auf der Haut an. Es war ein wirklich gutes Pilum.
Ein leichter Luftzug fuhr Verus über sein nervöses Gesicht. Er hob den Speer über die Schulter und ging in die Ausgangsposition. Er holte kurz Luft, sprang einen Satz nach vorne und schleuderte den Speer weit in einem Bogen nach vorne. Sein Schultermuskel zuckte noch nach als sich der Speer in der Luft befand. Er hatte seine ganze Energie in diesen Wurf gelegt. Das Pilum flog eine perfekt ballistische Kurve und schlug dann in den Sand ein. Es wurde ein wenig davon aufgewirbelt. Als sich der Staub gelegt hatte, steckte das Pilum in einer beachtlichen Weite im Boden.
Verus nickte zufrieden zum Optio und verließ seine Position. Seine Schulter schmerzte nun ein wenig, er hatte alles gegeben und war von MARS dafür belohnt worden.
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Zitat
Original von Lucius Annaeus Florus
Nun, ich war ja lange Zeit nicht im Imperium unterwegs und besuchte meinen Bruder, den König von Tylus, in seinem Reich. Dort lernte ich von ihm, mit Bogen und Pfeilen umzugehen. Eine Kunst, die mir auch in meiner Zeit bei der Ala öfters ziemlich nützlich war.
"Ach richtig, deine imposanten verwandtschaftlichen Beziehungen vergesse ich immer wieder", bat Macer um Entschuldigung. "Da hast du natürlich ausgiebig Möglichkeiten, dich mit fremdländischen Waffen vertraut zu machen. man kann mit diesem Bogen auch vom Pferd herab gut schießen?" Immerhin wusste auch Macer, dass es gerade auf dem Pferd nicht möglich war, jede beliebige Bewegung zu machen und daher die Größe des Bogens und seine Bedienung beachtet werden musste.Die Ergebnisse des Zielschießens auf dem Platz gefielen ihm jedenfalls. Mit geübtem Blick hatte er sowohl einige Rekruten ausgemacht, die besonders positiv auffielen als auch welche, die die prüfung wohl nicht erfolgreich abschließen würden.
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Mit dem römischen Bogen ist das nicht wirklich möglich, nein. Doch mit den etwas kleineren, östlichen Bogen, wie sie die Syrer gerne benutzen, ist es sehr einfach. Wahre Meister schiessen sogar im vollen Gallop auf ihre Verfolger.
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"Nun, zu diesem Kunststück ist auf Schiffen dann ja nun wieder weniger Platz", meinte Macer mit Blick auf das Exerzierfeld und die Flottensoldaten. "Gehört Reitausbildung bei euch eigentlich in ähnlichem Umfang wie bei den Legionen zur Grundausbildung?"
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Sim-Off: Mist, jetzt hast du mich erwischt!! Ich weiss es nicht, ob es in der Grundausbildung drin war!
In der nautischen Ausbildung sicher nicht. Es bringt den Männern dort nichts, wenn sie reiten können. In der Marineinfanterie steht im Gegensatz zur Legion auch keine Abteilung Reiterei, so dass es eigentlich, mit Ausnahme der persönlichen Ausbildung, auch keinen besonderen Sinn macht.
Wenn ich richtig informiert bin, dann wurde in der aktuellen Ausbildung auf das Reiten verzichtet, zumal wir da auch von Auswärts hätten Pferde organisieren müssen.
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"Das klingt verständlich. Ihr habt Pferde auf den Stützpunkt auch vornehmlich nur für Botenritte und die Landeskorte des Praefecten, nehme ich an? Viel mehr ist die Legionsreiterei ja eigentlich auch nicht." Auch wenn die Soldaten zu vollwertigen Kavalleristen ausgebildet wuden, waren 120 Mann alleine im Kampf nicht viel wert. "Bei den Legionen gibt es ja auch erstmal nur Grundkenntnisse. Die Talentierten dürfen dann weitermachen und kommen zur Reiterei."
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Ja, das ist so. Doch selbst diese Abteilung kommt nur selten zum Einsatz, weil der Präfekt nur selten im Landeinsatz ist. Kommt es zu einem Ernsteinsatz für die Flotte, ist dies meist ein Seeeinsatz und da sind Pferde nicht wirklich nützlich. Und für meine Reisen nach Rom brauche ich nicht mehr als 3-4 Männer als Eskorte.
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"Das ist dann so wie mit den Schiffen bei der Legion. In Mantua hatten wir auch ein paar Boote, die der Legion gehörten, um Nachschub über den Fluss zu bringen. Ein paar Leute wurden immer für den Umgang mit den Booten ausgebildet, aber für jeden größeren Fall war die Classis aus Ravenna zuständig. Oder eben ihr, wenn wir auf der Westseite verschifft werden wollten."
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Das ist ein sehr guter Vergleich, Senator! Man sieht immer wieder, dass ihr nicht das ganze Leben lang ein Politiker wart!
Auf dem Feld draussen tat sich gerade nicht viel, die Gruppen wurden ausgetauscht und die Pila eingesammelt und neu verteilt.
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Macer freute sich über das Lob. "Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt ein richtiger Politiker bin. Sicher macht mir die Arbeit im Senat Spass, aber die politischen Ämter, die ich bisher inne hatte, habe mich weniger wegen der Politik, sondern viel mehr wegen der jeweiligen Amtsinhalte gereizt." Vermutlich war seine politische Karriere auch deswegen etwas langsamer als der Durchschnitt, weil er dieser Karriere als solcher eben nichts abgewinnen konnte. Zumal er zu den wirklichen Glanzpunkte seiner Laufbahn eher unvermutet und ohne sein aktives Zutun gekommen war.
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In diesem Fall hältst du es ja beinahe wie ich selbst. Es macht mehr Spass, Ämter auszuüben, für deren Aufgaben man sich interessiert, oder bei denen man das Gefühl hat, man werde gebraucht.
Florus wollte nicht wieder in dieselbe Richtung abschweifen wie beim Gespräch im Bad am Abend zuvor, daher liess er die weitere Entwicklung offen.
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