Der Strom an farbenfrohen Flüchen, der über Sivs Lippen kam, als die Römerin sich aus ihrem Griff wand und aus dem Bett sprang, übertraf alles, was sie bisher gesagt hatte. Der Römerin schienen immer neue Dinge einzufallen, wie sie Siv und Urmus das Leben schwer machen und ihrem ein Ende setzen konnte. Die Germanin machte noch eine Bewegung um sie aufzuhalten, kam aber ebenso zu spät wie Ungus. Sie faselte noch etwas von einem Brief, dann sank sie mit einem halblauten Stöhnen zu Boden. Der Römer war schneller als Siv und fing sie noch rechtzeitig auf, und während er zu sprechen anfing, legte er die Römerin wieder auf das Bett. Siv runzelte leicht die Stirn, als sie sich bemühte die Anweisungen zu verstehen. Binden. Ans Bett binden? Das war eine gute Idee. Im Moment war die Römerin zwar halb weggetreten und kaum in der Lage, etwas zu tun, aber wer wusste schon wie lange das so bleiben würde. Während Utus bei der Römerin blieb, schlüpfte Siv aus dem Zimmer in eine nahegelegene Wäschekammer, um ein großes Laken zu holen. Um Seile aufzutreiben, würde sie zu lange brauchen, und davon abgesehen war das Laken weicher – und die Römerin sicher nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren.
Verrückt, das musste die Römerin sein, jedenfalls im Moment. Spätestens jetzt hatte sie das einwandfrei bewiesen. In Siv brodelte es innerlich, als sie sich fragte, warum ausgerechnet sie mit solchen Marotten der Römer konfrontiert wurde. Sie rieb sich mit einem genervten Seufzen an ihrer Stirn und verschmierte das Blut nur noch mehr, als sie zurückkehrte in das Schlafgemach. Mit der Hilfe des Römers band Siv das Laken über den Oberkörper der jungen Frau, deren Augenlider leicht flatterten, die aber sonst kaum in der Lage war sich zu rühren und nicht ganz anwesend zu sein schien. Mit einem erneuten Fluch wandte Siv sich wieder Römerin zu und begann, ihr ins Gesicht zu schlagen – leicht genug, dass es keine wirkliche Ohrfeige war, aber fest genug, dass es sie doch etwas schmerzen musste. "Hay. Hay! Oh nein, du stirbst jetzt nicht. Nicht nachdem du mir so viel Ärger gemacht hast. Das hättest du wohl gerne", knurrte sie. Wenn die Römerin jetzt einschlief, standen die Chancen schlecht, dass sie noch einmal aufwachen würde. Wenigstens bis der Heilkundige da war, musste sie wach bleiben. Dass Siv selbst die Schriftrolle, die für diese letzte Aufregung gesorgt hatte, gerade in dem Beutel in ihrer Tasche trug, daran dachte sie im Moment nicht.