Helenas Atem ging mittlerweile schneller, so sehr musste sie sich anstrengen, um keinen Ton von sich zu geben. Noch immer klammerte sie sich an Ursus' besorgten Blick. Er hatte wunderbare braune Augen. Das war ihr bisher noch nie aufgefallen. Mittlerweile spürte sie die einzelnen Stiche gar nicht mehr. Ihr ganzer Arm schien nur noch aus Schmerzen zu bestehen. In ihrem bisherigen Leben hatte sie noch nie viel Schmerz erdulden müssen. Es war eine neue Erfahrung für sie und deswegen kaum auszuhalten. Was Decimus Mattiacus sagte hörte sie gar nicht. In ihrem Denken war momentan nur Platz für Ursus. Sein Blick und seine beruhigenden Worte halfen ihr dem Schmerz nicht nachzugeben. Das sie dabei seine Hand maltretierte bekam sie überhaupt nicht mit.
Schließlich war es vorbei. Der Schmerz war zwar immer noch da, doch sie spürte, wie der medicus die Nadel beiseite legte und einen neuen Verband um das Handgelenk legte. Helena spuckte das Kantholz aus und holte tief Luft. Ihr Gesicht und das Kissen auf dem sie lag waren nass von ihren Tränen, aber sie war am Leben. Und wie es aussah würde sie das auch bleiben. Das Gespräch zwischen Ursus und Decimus Mattiacus bekam sie nur am Rande mit. Ihr Blick war auf den Verband gerichtet, den eine Äskulap-Natter zierte. Nur langsam beruhigte sich ihr Atem wieder. Doch je ruhiger sie wurde, desto schneller kam auch die Müdigkeit zurück. Sie fühlte sich plötzlich so unheimlich erschöpft und ausgelaugt. Decimus Mattiacus hatte sich mittlerweile von ihrem Bett entfernt und schien das Zimmer verlassen zu wollen. Helena räusperte sich kurz und wandte dann den Kopf, um ihn sehen zu können.
"Ich danke dir! Ich weiß gar nicht...Wenn du nicht gewesen wärst...Sehen wir uns wieder?"
Es schien ihr unheimlich wichtig, dass sie noch einmal aufeinander trafen, wenn es ihr wieder ein wenig besser ging. Sie wollte nicht, dass er das Gefühl hatte sie wäre verrückt. Aus irgendeinem Grund wollte sie, dass er sie verstand. Dann jedoch schaltete sich Cadhla ein, so dass Decimus Mattiacus einen Moment abgelenkt war. Helena wandte erneut den Kopf und sah zur Decke hinauf. Sie wollte Ruhe! Die ganzen Stimmen schienen plötzlich unangenehm auf sie einzudringen. Es hatte den Vorteil, dass es ihr so unmöglich war nachzudenken, was momentan wahrscheinlich nicht sonderlich gut gewesen wäre. Aber sie war so müde! Helena zog die Beine an den Körper und versuchte sich auf die Seite zu drehen. Aber etwas hinderte sie daran. Sie war immernoch festgebunden. Helena sah zu Ursus, der auch jetzt noch ihre Hand hielt und lächelte schwach.
"Könntest du vielleicht....Ich versprech dir auch jetzt keinen Unsinn mehr zu machen."