hortus | Sklavin trifft Sklave

  • Wenn allzufrüh der Morgen graut, dann ist der ganze Tag versaut. Da is echt was dran! Was würde also dagegen sprechen, sich jetzt noch ma´ für ´ne Stunde aufs Ohr zu hauen?
    Sertorio hatte ´ne klasse Idee. Logisch, im Stall war jetzt keine Sau! Da roch´s nur nach Pferd, aber dafür war´s auch schön warm. Früher hatte ich öffters im Stall gepennt.
    "Ey, is ´ne super Idee! Komm, machen wir!" Zufrieden streckte ich mich und gähnte. Dann begann er was von Kanickeln zu faseln. "Wat Kanickel? Am Spieß! Schmeckt lecker! Hatt ich schon lang nich mehr! Nee, nee, weiß schon! Tilla hat mir alles erzählt."
    Ich nahm den letzten Schluck aus meinem Becher und stellte ihn auf den Boden. Von mir aus, hätten wir jetzt los gehen können.
    "Ey, kommste?" Ich wollte ihn schon beim Arm nehmen und ihn mit mir ziehn. Mir war nämlich schon wieder saukalt.

  • Off'nsichtlich is' in dem Gesöff doch 'mehr' gewes'n, oder die Tante wurde schon vom Schnüffl'n besoff'n. Sertorio grinst sich eins, daß die Götter die Frauen erschaffen hatten, glichen sie mit der Erfindung des Alkohols wieder aus. Alles'm Lot.


    Un' daß die Göttern ihm ne Wes'nsverwandte hierher schickt'n, Sertorio hatte zwar schon oft Mädels seine Karnickl gezeigt - 'ach wie füüüüüüüüüüß!' kreischt'n se dann meistns , herztn und schnuckelten mit den Viechern 'rum, küßtn se sogar aufs dreckige Fell - bah! - un' so'n Mist. Eimmal wollte er sogar mit einer eines brat'n, aber als er dem Viech'n Hals umgedreht hatte, eine Sekunde - knacks -, hat nix gespürt das Kanickl, da gab's dann Trara un' Tränen, hat ihm sogar die Fäuste auf die Brust getrommlt. Ein totaler Reinfall. Das Kanickl hat Sertorio dann für seinen Kumpl gemacht. War echt prima.


    Und die hier: 'Am Spieß' - geil. Sertorio guckt vorsichtig. Is' die'n Kerl? Is' Kählin'n Jungsname? Mit dem Haar un' den Dingern vorne? Ne, Transn sin' anners. Aufgesetzt feminin, "Süßer" hier un' "Süßer" da. Außerdem zicktn die nich' so rum, war'n aber auch meist besoffn, wegen den Seeleutn.


    Echt, n'Kumpl, 'ne Frau mit Verstand. Rom is' doch anners. Aber er denkt an das Mädl Tilla, als Caelyn den Namen erwähnte - nich' ganz anners, aber manches schon.


    "Logo", sagt Sertorio und grinst jetzt. Zufrieden. Hier zu sein war nich' übl. Er läßt sich mitziehen, und schlendert mit einem Blick über die Schultern mit Caelyn zum Stall. Leicht läßt er hinter ihr seinen Arm baumeln.

  • Sertorio ließ sich schön mitziehn. Eigentlich war er ja ganz in Ordnung. War halt ´n bißchen eigenartig, manchmal. Ich hatte ihn jetzt wirklich an die Hand genommen, damit er sich nich verirrte. Sicher is sicher!
    Vom Garten aus führte ein Pfad zum Hof. Bevor wir den Hof betraten, überblickte ich erst ma die Lage. War ja echt super! Kein Mensch war zu seh´n! "Komm!" Ich zog ihn an der Hand und huschte über´n Hof zur Stalltür.
    Mit ´nem lauten Knarren öffnete ich die Tür. "Der könnte man auch ma wieder ´n Tropfen Öl spendiern!" Noch einma schaute ich mich um. War niemand da, der blöd rum nörgeln konnte.
    Wieder zog ich ihn mit, bis wir im Inneren des Stalls waren. Oha, hier roch´s echt streng nach Pferd! Machte aber nix. Ich deutete auf den Heuboden. Eine Leiter führte hinauf. "Ey, da geh´n wir hoch zum pennen! Da findet uns auch keiner."
    Zielstrebig steuerte ich die Leiter an und wollte schon hoch klettern.

  • Wie Kählin anner Leiter steht, ein Bein schon auffer erstn Sprosse, ihr Hintern streckt sich ihm in leichten festen Rundungen entgegen, der kräftige Unterschenkel wird zur Gänze sichtbar, das Bein schiebt die Tunika hoch, Sertorio kriegt Augn wie Servierteller, da passierts.


    Wie ein junger Priapus, nicht leichtfüßig und auf sieben Wölkchen, eher gezogen und schiebend, war Sertorio hinter Caelyn hergelaufen, von großen Erwartungen getrieben, in der Fülle seines Saftes. 'Drei Monate. Drei beschissene Monate. Neunzich Tage wie'n scheißgriechischer Asket, naja, mehr oder weniger, simma ehrlich. Aba trotzdem. Sertorio zittert, nicht vor Kälte sondern vor Aufregung, immer hinter ihr her.


    "Hmpf", stöhnt Sertorio, hält sich die Hände zwischen die Beine, ihm wird schwummrig vorn Augn unber klappt vornüber, fängt sich grad noch und läßt sich aufn Strohhaufn falln, der grad rumliegt. ScheißeScheißeScheißeScheiße. Urpeinlich. Endspeinlich. Urendspeinlich. Er keucht, schließt die Augen. Oh, nein. (Oh, doch.)

  • Stufe um Stufe kletterte ich nach oben. Als ich ungefähr die Hälfte erklommen hatte, sah ich mich um. Erfolgte mir und stand bereits auch auf der Leiter. Oh Mann, wie ich mich schon auf´s Stroh freute!
    Als wir endlich oben angekommen war´n, machte der so´n komisches Geräusch und ließ sich ins Stroh fallen. Was war´n mit dem los? Ich hatte ja schon Angst, er hätte sich irgendwas getan. "Hey, was´n los mit dir?" Besorgt beugte ich mich über Sertorio um nachzusehn, was Sache war. Sachte drehte ich ihn um. Komisch, dier hielt seine Hände zwischen den Beinen. Was der nur gemacht hatte?
    Ich kappierte absolut gar nix. Groß und breit stand ich auf´m Schlauch und checkte nicht das Geringste!

  • Sertorio wälzt sich, von Caelyn angestupst, auf die Seite, die Hände weiter im Schoß gekreuzt, blickt ihr leicht bekifft in die Augen und lächelt sie verschwommen an. Etwas unbefriedigt, aber irgendwie doch nich', irgendwie selich-ruhig.


    "Oh Mann, kommschon, lachmich aus, hab's nich' anners verdient." Sertorio versucht, das Kinderlächeln zu einem männlich-souveränen Grinsen zu verziehn. Oh Mann, oh Mann, das war ihm noch nie passiert, das Mädl war 'ne Wucht oder er völlich, naja, egal. Jetz' isses egal.



    "Tut mir echt leid, wahnsinnich echt, ah, eh, hm, laß' ma. Ich muß'ma zu dem Trog da hinne", Sertorio hatn Wassertrog fürde Pferde entdeckt, frisches, arschkaltes Wasser, aber wassoller machn. So kanner nich' unter die Leute, nich' unter Kählins Augn tretn.

  • He, warum sollte ich ihn denn auslachen? Hatte er´n Witz gerissen und ich hatte´s nich gemerkt, oder was?
    Ganz schön irritiert sah ich meinen Held der Arbeit an und rafft immer noch nix. Aber so wie´s aussah, ging´s ihm wieder besser, denn er konnte wieder sprechen. Seine Hände befanden sich immer noch da unten. Ob ich ma nachsehn sollte, was er da hatte? Nee! Jungs war´n da unten immer´n bißchen pingelig.


    Warum entschuldigte er sich denn jetzt auch noch? Hmmh? "Ja, ja geh ruhig! Ich leg mich schon ma hin!"
    Na vielleicht wollte er sich vor´m Schlafengehen noch waschen, was allerdings ganz schön unsinnig war. Wir war´n hier ja schließlich in ´nem Stall mit Pferden, Kanickeln und anderen Viechern. Da sollte man sich eher nachher waschen. Aber gut! Laß ihn nur machen, der wird wissen, was er macht!

  • Langsam raffte er, daß sie überhaupt nix rafft. 'Die is' Jungfrau, un' nich' nu' in echt, auch im Kopf!' denkt er sich. Das ist echt bestürzend. Sertorio hat noch nie'n Mädl kennengelernt, das nicht irgendwelche Vorstellungen davon hatte, was Jungs machn wolltn und was sie machn wolltn, aber nich' zugabn. Oder so irgen'wie.


    Sertorio rollt sich vorsichtig zur Seite, steht auf und wankt - immer mit'm Rückn zur Kählin! - zum Trog. Er löst die Kordel, rollt sie zusammen und zieht sich die Tunika übern Kopf. Mit schnellen, kräftigen Bewegungen schaufelt er das eisige Wasser in sein Gesicht, auf seinen Oberkörper, die Lenden, die Schenkel.


    Seine Schlange, eine blau-schwarze Tätowierung, die seinen ganzen rechten Rücken einnimmt und sich vom Steißbein aufwärts um die Wirbelsäule windet, bis sie auf dem rechten Schulterblatt drohend zur Mitte seines Rückens hin das Maul aufreißt, bewegt sich auf seinen Muskeln.


    Sertorio prustet und atmet tief unter der Kälte des Wassers. Klarer Kopf, dasisses jetz'. Klarer Kopf.


    Er näßt seine Tunika, wässert die Flecken, wringt den Stoff aus, zieht sie wieder an, wäscht sich nochmals'n Kopf, das Haar trieft, hinterläßt nasse Flecke auf seiner Tunika. Kordel. Fertich.


    "Kählin, geh' penn'. Ich mach'n Sack voll, paß' draußn auf, daß niemand kommt, gut?" Was tuter? Auf'n Mädchen aufpassn? Auf'ne Jungfrau, die aufm Präsentierteller liegt? Sertorio denkt, Sertorio spinnt. Aber er kannich anners. So isses recht.

  • Ich sah ihm nach, als er aufstand und zum Trog ging. Erst wollte ich ja weg gucken, als Sertorio seine Tunika auszog, doch dann fiel mir diese Schlange auf seinem Rücken auf. Die sah ja richtig heftig aus! Nee, ne!
    Gebannt hingen meine Augen an ihm und beobachteten alles, was er tat. Erst als er fertig zu sein schien und sich wieder die Tunika überstreifte, tat ich so, als hätte ich nix geseh´n.
    Er kam zurück, doch statt sich hinzulegen, fing er an, komisch rumzulabern.
    He, der wollte wieder raus und weiter arbeiten? War der doof oder was? Nee, er wollte raus, weiterarbeiten und auf mich aufpassen!
    "He komm, das brauchste doch nich! Bleib doch da! Hier sind wir doch sicher und ungestört. Du wolltest doch auch ´n bißchen pennen."
    Ich begriff jetzt gar nich, warum er jetzt gehen wollte. War doch prima hier, schön warm. Alles was man so brauchte.
    "Ey, und guck ma, du bist jetzt auch ganz naß! Wenn du da jetzt raus gehst, wirste garantiert krank!"

  • Ohne ein weiteres Wort geht Sertorio aus dem Stall, schiebt die Tür hinter sich zu.


    Im Garten hebt er den Rechen auf und recht die Wege, zieht die Zacken durch den Kies wie eine Pflugschar durch den Acker. Jedes Ästchen, jedes noch so kleine Blättchen hebt er auf, stopft es in den Sack und klaubt zusammen, was herumliegt.


    Ordnung auf'n Weg'n, Ordnung im Kopf, saubermachen, arbeitn, nich' denkn. Die Bewegungen seiner Arme pumpen die Gedanken, die Verwirrung aus ihm heraus. Er friert nich', fühlt nich', er is' nur. Da. Hier.

  • Nee,ne! Jetzt hatte ich´s mir grade ma so schön gemütlich hier im Stroh gemacht, da ging der doch ohne noch was zu sagen einfach raus. Der hatte gar nich gehört was ich gesagt hatte! So´n Holzkopp! Na, was soll´s! Leg ich mich halt ohne ihn hin.
    Genüßlich streckte ich mich im warmen Stroh aus und suchte nach der optimalen Schlafposition. Doch der Kerl ging mir dauernd im Kopf rum. Warum war der auch wieder raus gegangen? Das ließ mir echt keine Ruh und ich konnte so auch nich entspannen. Müßte draußen jetzt nur Matho vorbei kommen und feststellen, dass meine Wenigkeit sich aus dem Staub gemacht hat! Dann kriegte nich nur ich Ärger, sondern auch der Neue! Ach Mensch! Warum war ich immer nur so gutmütig?
    Also schwang ich meinen Allerwertesten wieder hoch, streifte das Stroh an meiner Tunika und aus meinen Haaren wieder ab und verließ auch den Stall. Zum Glück war wieder keiner auf´m Hof.
    Über den Pfad trottelte ich dann wieder in den Garten zurück und von weitem sah ich auch schon wieder den Arbeitswütigen. Er hantierte mit dem Rechen rum.
    Wortlos gesellte ich mich wieder zu ihm und begann das zusammengefegte Laub in den Sack zu stopfen.

  • Die Sonne hat sich über die Dächer der Stadt erhoben, auch über die der villa Aurelia und bricht ihren Strahlen die Bahn, beleuchtet die Szene. Der Morgennebel weicht vor den tastenden Fingern Sols zurück - und vor dem Rechen Sertorios, der inzwischen beim Laub in den Beeten, Rabatten und Grasflächen angelangt ist und es systematisch zusammenkehrt.


    Jeder Atemzug eine Bewegung, jedes Rechen ein Ausatmen. Sertorio schwitzt inzwischen, die feuchte Vorderseite seiner Tunika kann auch von dem Schweiß herrühren, der auf seiner Haut glänzt wie eine leichte Ölschicht und gleich in der noch morgendlichen Kälte verdampft. Wer arbeitet, wird nicht krank, wer arbeitet, überlebt.


    Die Schnalle ist wiede' aufgetaucht, sinnlos, was zu sag'n. Sollse pennen, war so abgemacht, wieso isse wiede' da? Sertorio arbeitet weiter, vergißt die Frage.


    Sie arbeiten schweigend nebeneinander, miteinander.


    "Fettich'" sagt Sertorio nach einer ganzen Weile, nimmt Caelyn den inzwischen zweiten vollen Sack ab, schnürt ihn wie den ersten, legt den Rechen auf'n Bod'n.


    "Wohin?" fragt Sertorio, wirft sich die Säcke, die aussehen, als wären Steine drin, aber leicht wie Federbetten der Aurelier sind, über die Schultern.

  • Mann, Mann, Mann! So wat, wie der sollte echt verboten werden. Der stürzte sich ja förmlich auf de Arbeit und konnt gar nich genug davon kriegen! Früher als gedacht war´n wir denn auch fertig. Wohin mit dem Gemüse? Gute Frage, diese Frage, nächste Frage!
    "Du ich hab echt kein blassen Schimmer! Vielleicht gibt´s hier irgendwo ´nen Komposthaufen oder so! Ey laß uns doch ma durch´n Garten latschen und gucken. Dat Zeuch is ja gar nich so schwer, wie dat aussieht, ´ne!"
    Ich stiefelte dann ma los. Ab in die Botanik! "Na los, komm schon! oder willste hier Wurzeln schlagen?"

  • Sertorio schaut - etwas verwundert? - hinter Caelyn her, rafft's, reißt's un' stapft hinner ihr her. Anner Ecke stehn schon annere Säcke, die nich' nach Vorräten ausschaun. Dahin.


    Sertorio wirft seine beiden Säcke dazu. Klatscht dreimal inne Hände.


    Wasjetz'? Gute Frage. Pause. Gute Antwort.


    "Komm'ma, mach'ma Pause. We' arbeitet, darf Essn fassn. Das mach'ma jetz'. sagt Sertorio und grinst. Nicht lüstern, obwohl sich bei ihm wieda 'was rührt, wenner Kählin anschaut. Scheißdrauf. Kählin is'n Sonnerfall. Neue Erfahrung, mitter Frau, fast als sei'se 'n Kindchen. Inner Mordsfigur.


    Er schiebt sie sanft in Richtung Küche.

  • Essen wär jetzt echt ´ne Alternative! "Jo Alter, laß uns was schabuliern gehn!" Klar! Niki rückt bestimmt was raus für halb totgefrorene Helden der Arbeit!
    Mann, echt! Sertorio is´n dufter Kumpel! Fast wie zu Haus, die Typen in meiner Bande, war´n auch echt dufte Kumpels!
    Also stiefelten wir los in Richtung Küche und mir stiegen die Düfte schon von Nikis vorbetreitetem Essen in die Nase. "Ey lecker!"
    Dann drehte ich mich wieder zu Sertorio, dem derzeit besten Kumpel der Welt, um und sagte ihm beschwichtigend: "Ey, laß mich ma machen! Weißte, es is noch´n bisschen früh! Jetzt gibt´s eigentlich noch nix zum knabbern. Ich frag Nikki ma ganz lieb, sonst schmeißt se uns vielleicht noch aus de Küche raus!"
    Ich ging auf Niki zu, mit ´nem eins A Lächeln im Gesicht. "Hallo Nikki, sach ma, haste was zu essen für meinen Kumpel Sertorio und mich? Wir sind total ausgefrorn und ha´m total viel gearbeitet!"

  • Prima. Fraun sin' für's Essn zuständig, auch wenn'se nich' wirklich kochn können. Viel zu wenich Einfälle, keine Kre-a-tifi-tät oda wie des heißt. Aba mal kostn, der Morgenfraß war okay, keine Leistung, machte satt. Ey! Das'ne annere Schnalle, diese Niki, als die von heute mor'n. Is' das die Köchin? Geil.


    Sertorio konnte sich nich' entscheiden, ob er nu' alle Frauen geil fand oder nur nach drei Monaten Askese - Alles-Käse - so ziemlich alle, egal welchen Baujahrs und welcher Karosserie, we'mma so will.


    Sertorio steht da und wartet. Wer arbeitet kriegt 'was zu essen. Punkt. Wozu da rumred'n?

  • So einen auf Mitleid machen, hilft bei Niki immer!
    Ohne groß Worte zu machen, sah sie erst mich an und dann fiel ihr Blick auf Sertotio. Warum sie nur so grinste? Dann meine sie nur ganz trocken: "Für schwerarbeitende Seelnverwandte gib´s ein wenig Brot und einen etwas zu groß geratenen Wurstzipfel!" Was sie nur mit Seelenverwandte meinte? Wir war´n doch gar nich verwandt, der und ich! Aber was soll´s!
    Dankend nahm ich das Brot und den vermeindlichen Wurstzipfel, der doch eher ´ne ausgewachsene, geräucherte und äußerst gut riechende Wurst war und machte wieder kehrt, zu Sertorio hin. "Ey komm Alter, laß uns ´n ruhiges Plätzchen finden, wo wir in Ruhe essen können!"

  • Das ruhige Plätzchen ist die Bank, auf der Sertorio eigentlich seinen Rücken strecken und nichts tun wollte, also das, was reiche Patrizier für viele Aurei auf dem Land in extra luxuriös ausgestatteten villae rusticae unter Anleitung eines hochqualifizierten und hochbezahlten Iatros bekommen können.


    Sertorio hockte sich ohne weiteres da hin und er und Caelyn teilen sich Brot und Wurst. Das Ding in Caelyns Hand is' ziemlich lang un' dick, Sertorio denkt sich 'was und vergleicht im Kopp, aba viel zu dunkl un' verschrumplt. Der feste Griff, mit dem Caelyn die Wurst auseinanderteilt, irritiert ihn etwas und er schaut erstmal woanner hin.


    "'ke", sagt Sertorio und nimmt einen Kanten Brot und ein Stück von der Wurst, steckt den Zipfl innen Mund und reißt mit den Eckzähnen daran herum, bis'n Stück abgeht un' er darauf herumkauen kann. Vom Brot beißt er auch ab und stopft sich damit 'n Mund voll.


    Sertorio schaltet sein Hirn ab, während er kaut, man soll nix gleichzeitig mach'n, dann pfuscht man. Er starrt vor sich hin auf'n Kiesweg, wandert mit'n Aug'n über die Beete, lauta Bod'decker, Zwerchmispl, Kriechspindl, rote Teppichbeere, sogar 'ne Golderdbeer un' so'n Zeuch nimmter wahr. Nich' genießbar, nich' ma wirklich schön, aba praktisch.


    "Lekker", sagt Sertorio, weil ihm einfällt, Kählin will vielleich' mit ihm re'n. Konwasazion mach'n, wemma am Strand sitzt un'nen heißn Sand genießt, die Wellen schwapp'n ans Ufa, alles supa, aba re'n muß'ma drüba, sons' isses für 'n Mädchen nix. Mädchen denk'n, seh'n un' hör'n mit'm Mund.


    "Echt", setzt Sertorio also draufgängerisch hinzu.

  • "Ey, was hast´n?" Fragte ich Sertorio ganz irritiert, als er ganz plötzlich verlegen zur Seite schaute. Ich hatte doch nur die Wurst auseinander gebrochen! Komischer Kauz! Aber als es dann was zu essen gibt, is er wieder voll da!
    "Ne, voll lecker das Zeuch!", schmatzte ich und biß nochmal in die Wurst. "Mhh, sowas gab´s früher nich!" Na, ganz so gesprächig is er ja nun wieder nich, muß man ´nem eben noch´nen Stoßer geben!
    "Sach ma, wat hast´n füher so gemacht und wie bist´n in die Scheiße hier hineingeraten?" So´n ordentliches Tischgespräch gehört ja eigentlich dazu, auch wenn´s gar keinen Tisch gibt!

  • "Bin Fischer", sagt Sertorio. "Vater is'n Gastwirt, anner hispanischen Küste im Nor'n." setzt Sertorio geschwätzig hinzu. Bom, also Konwasazion mach'n, was'n noch?


    "Ham mich halt beim Fischn 'rausgefischt, Piratn halt. Blöd, aba was soll' mer machn." Sertorio ist sich nich' klar, ob das wirklich so blöd war oda eigentlich gar nich' schlecht. Daheim war's öde gewor'n, irgendwie. Auch wenne große Stadt Scheiße is', lauter Krach, Enge, keine Natu'. Außer dem pimfichen Gartn. Mit Mauern drumrum.


    "So Scheiße isses hier wohl nich', oda müß'ma hier hungern?" Der Winter daheim war sicher wieder lausig gewesn, die Erntn war'n nich' gut im Herbst, mehr Wasser als Gerste im Puls, un' sowieso nu' Puls mit Puls un' Puls als Beilage.

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