Eilas Zimmer

  • Sie hatte gerade auf ihrem Bett gelegen und in einem der Bücher, die sie aus ihrem Buchladen mitgenommen hatte, geblättert, als Loki hereinkam. Wenig überrascht, dass er es war, weil er der einzige war, der eintrat ohne anzuklopfen, blickte sie ihn an. " Was ist denn?"

  • Lando ließ sich, mit bedröppelter Miene, auf dem Rand von Eilas Bett nieder, und sah sie schräg an: "Ich war beim Thing, wie du weißt... Politik, viel Politik... aber da gab es etwas, was mich angeht, und ich nicht weiß, was ich davon halten soll. Rodewini vom Stamm der Mattiaker hat mich angesprochen, und mir eine Verbindung unserer Familien vorgeschlagen. Du kannst dir vorstellen, was uns das bringen würde, die Mattiaker sind die wichtigsten Verbündeten Roms rechts des Rhenus. Es wäre ein unheimlicher Prestige- und Sicherheitsgewinn. Und Sicherheit ist etwas, was wir im Moment dringend nötig haben... es geht um die Tochter von Rodewinis Bruder, Elfleda. Ich....", er stockte. Konnte es nicht sagen, und doch wieder... seine eigene Unsicherheit kotzte ihn an, aber deshalb war er hier. Um diese Unsicherheit loszuwerden...


    "Ich kann nicht heiraten. Nicht jetzt... nicht ohne dich vorher in Hände übergeben zu haben, die dir ein ebenso sicheres Leben bieten können, wie ich, wenn nicht noch sicherer."

  • Eila musterte ihren Bruder gründlich, während er sprach und sie merkte schnell, dass er sich in seiner Haut gerade nicht allzu wohl fühlte. Als sie hörte, worum es ging, konnte sie das allerdings auch gut verstehen. Im ersten Moment glomm in ihr ein Funken Eifersucht auf, als sie das Wort heiraten aus dem Mund ihres Bruder vernahm. Eine andere Frau, die ebenfalls die Aufmerksamkeit ihres Bruders teilen würde.
    Andererseits wusste sie schon lange, dass ihr Bruder nicht ewig allein sein würde, auch wenn er mit seinem oft chaotischen Verhalten zumindest ein Talent dafür zu haben schien. Aber was sollte sie dazu sagen...


    "Hmm...naja..." Sie grübelte einen Moment. "Es war doch klar, dass das irgendwann kommen würde. Und denk dran, mein Lieber, du bist auch nicht mehr der Jüngste." grinste sie dann. "Aber um mal eins klarzustellen, mach es bloß nicht von mir abhängig, ob du heiratest. Ich werde dir keinen Grund liefern, dich vor dieser Aufgabe zu drücken." Sie hatte irgendwie das Gefühl, es war ihrem Bruder ganz Recht, sie als Ausrede zu haben.

  • Lando stockte einen Moment, und zog dann die Lippen schmal... bei aller Pläneschmiederei war seine Schwester bisher immer ein verlässlicher Punkt gewesen. Wann auch immer, es schien, als wäre sie der kategorische Negativ zu Landos Meinung.
    Und auch hier wieder... er war nichtmehr der jüngste? Die Frau wusste nur zu genau, wie alt er sich fühlte. Und dass es kommen würde? Es war wirklich so, dass Lando bisher ein Händchen dafür gehabt hatte, aber das schien diesen mattiakischen Fürsten nicht im geringsten zu interessieren. Allerdings schien das in der Familie zu liegen, seine Schwester hatte es auch bisher sehr verlässlich geschafft, jeden ihrer Verehrer über den Rhenus zu jagen (:D).


    "Bist du dir ganz sicher?", versuchte Lando noch einen letzten Anlauf, "Ich meine, ich kann dich ja nicht einfach so alleine lassen..." Was im Endeffekt natürlich nicht so sein würde, vielmehr hatte Lando Angst, zwischen zwei Frauen zu geraten, wenn die eine das Blut mit ihm teilte, und die andere das Bett. Zickenterror war keine römische Erfindung, sondern die seiner Schwester.

  • Hätte seine Schwester in diesem Moment Gedanken lesen können, hätte sie ihm ohne Nachzudenken vermutlich eine reingezogen. Immerhin war die Tatsache, dass Marbod und Irminar mittlerweile in Magna waren, kaum ihre Schuld. Aber da sie diese Fähigkeit leider nicht besaß, blickte sie ihren Bruder während er nachdachte schlichtweg neugierig an.


    "Natürlich bin ich sicher. Vielleicht bin ich ja sogar ganz froh, wenn ich nicht mehr die einzige Frau in deinem Leben bin. Schonmal daran gedacht?" Das war natürlich gelogen und schon jetzt mochte sie die Frau, die ihr Bruder vermutlich heiraten würde nicht. Aber das musste er ja nicht unbedingt wissen. Und irgendwann, das war nun mal klar, würde er ohnehin heiraten müssen.
    "Und allein, werde ich dann ganz bestimmt nicht sein, Loki." In dieser Casa war niemand allein - eine schöne Tatsache am duccischen Familienleben.

  • Oh wie er es hasste... wie hatte er auch denken können, dass seine Schwester für irgendeinen seiner Pläne hinhalten würde, und so konnte Lando nicht anders, als seinen Kopf hilflos auf die Schulter seiner Schwester sinken zu lassen...


    "Ich will nicht. Ich KANN nicht! Das ist ungeheuerlich! Ich kann nicht früher heiraten als meine kleine Schwester.... du bist keine fünf Sommer jünger als ich! Vater würde mir die Rübe abreissen, wenn er das wüsste... argh!"

  • Als Loki sichtlich aufgab zu widersprechen und zu jammern anfing, tätschelte Eila den auf ihrer Schulter verharrenden Kopf ihres großen Bruders.


    "Oh doch, mein Lieber, das kannst du. Und du wirst." Sie lächelte. "Und weißt du noch was: du brauchst keine Angst zu haben." Genau das war es nämlich ihrer Meinung nach, was ihn bewegte. Männer hatten, warum auch immer, ständig Angst vor Bindungen. Doch irgendwann mussten sie mal erwachsen werden.

  • "NARF!!!", gab Lando schließlich auf, und warf sich rücklings auf's Bett, um dort apathisch an die Decke zu starren, "Das kann nicht dein ernst sein... gibt es wirklich keinen Weg daran vorbei? Ach, weißt du was... ich verheirate einfach Phelan mit dieser Frau... so, basta. Der Junge hat Potential, der wird uns noch viel Ehre machen... hah! DAS IST DIE IDEE!!!"

  • Eila sah die Resignation in ihrem Bruder und hoffte gerade schon, dass er sich damit abfinden würde, als er auf diese für ihn typische Schnappsidee kam.


    "Meinst du nicht, es ist unfair, das von Phelan zu erwarten, nur weil du dich davor drücken willst, Bruderherz?" fragte sie ihn daher. "Außerdem ist er jünger als du. Gönn ihm noch ein paar Jahre Freiheit."

  • "Naja, wenn man es genau betrachtet, ist er, genauso wie Marsus, als direkter Nachkomme Wolfriks sogar eher in der Pflicht, sich für politische Zwecke der Familie zur Verfügung zu stellen, als ich. Aber das sind alles Hirngespinste... ich hatte eh vor ihn mitzunehmen, damit er lernt, wie so etwas geht... irgendwann in garnicht allzu ferner Zukunft wird er Sontje verheiraten müssen...", er stockte, und starrte seine Schwester schräg an, "Was mich wieder darauf bringt, dass ich dir auch so langsam mal nen Kerl suchen sollte, der was taugt... du kannst nicht ewig Irminar nachtrauern... du hast auch eine Verpflichtung unserer alten und dieser Familie gegenüber, Fräulein!"

  • Von dem Themawechsel leicht irritiert starrte Eila zunächst einmal stumpf zurück. Wieso ging es denn jetzt auf einmal um sie? Das passte ihr garnicht.
    "Ich trauere ihm nicht nach!" meinte sie zunächst mal schnippisch. "Und von Männern will ich derzeit auch nichts wissen. Ich bin zufrieden, so wie es ist. Sie machen ja doch nur Ärger."


    Nun ließ auch sie sich neben ihren Bruder auf das Bett zurückfallen. "Irgendwann werd ich schon heiraten... irgendwann."

  • "Irgendwann?", schaute Lando seine Schwester verwirrt an, die Frau war schon jetzt über dem Heiratsfähigen Alter, und sagte trotzdem noch locker 'irgendwann. Lando breitete hilflos die Arme aus, blickte an die Decke, und sprach mit verstellter Stimme: "Vater, schau mich an, hilflos liege ich hier, unwillig, eine Frau, die deiner würdig wäre, anzunehmen, und unfähig, deine kleine biestige und bockige Tochter in die Hände eines Mannes zu geben, der ihrer würdig wäre! Was soll ich tun? Was soll ich tun?"

  • Eila konnte nicht anders, als loszulachen, als Loki meinte rummosern zu müssen. "Ach, jetzt komm schon, Loki, man kann sich auch anstellen." Sie verwuschelte mit ihrer linken Hand seine roten Zotteln. "Es gibt Dinge, um die kommt man nun einmal nicht drumherum. Andere brauchen Zeit. Nun musst du halt heiraten und ich werde das sicher auch noch. Nur halt nicht vor dir. Mehr nicht."
    Sie lächelte ihn aufmunternd an. Eine Hochzeit stand also ins Haus - das bedeutete einiges an Planung und Arbeit...

  • "Andere brauchen Zeit? Ich weiß nicht, aber so langsam ist unsere Vergangenheit als Ausrede ausgelutscht... aber darum werde ich mir später Gedanken machen. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss noch... Dinge erledigen.", meinte Lando, der sich noch mit dem jungen Leif unterhalten musste, und sich daher von Eilas Bett erhob, und sich zur Tür begab...

  • Eila wollte schon ansetzen und fragen, was das mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte, als Loki auch schon aufstand und verschwand. Eine komische Unterhaltung, dachte sie dann bei sich, als sie wieder allein in ihrem Zimmer lag. Was konnte sie denn schon dafür, dass die Männer, die ihr etwas bedeutet hatten, der Meinung gewesen waren, nach Magna gehen zu müssen... Diese beiden waren, wenn überhaupt ihre Gründe, nichts anderes. Ja, ihre Vergangenheit war schwierig gewesen und es war nicht leicht, darüber hinwegzukommen, aber das lag mittlerweile hinter ihr. Ihr noch immer nicht ganz geheiltes Herz war es, was mehr Schwierigkeiten machte. Wo Irminar und Marbod wohl gerade steckten? Ob es ihnen gut ging? Mit diesen und ähnlichen Gedanken verbrachte sie die nächsten Minuten, bevor sie irgendwann vor lauter Nachgrübeln einnickte.

  • "Hallo, Schwester...", murrte Lando, nachdem er ohne anzuklopfen in Eilas Zimmer trat, und sie mit einem mürrischen Lächeln auf ihr Bett fallen ließ. Er hatte erst überlegt, zuerst zu schlafen, oder einfach nur einen Stiefel vor Eilas Zimmertür abzustellen, damit sie wusste, dass er lebend zurückgekehrt war, hatte sich letztendlich doch für die lokische Variante entschieden.


    "Du glaubst nicht was uns alles passiert ist", grummelte Lando, während er es sich in dem Bett bequem machte, seine Schwester mit kräftiger Hand einfach ein Stück zur Seite drückte und sich so Platz verschaffte, "Ich weiß garnicht wo ich anfangen[SIZE=7] soll zu...[/SIZE]", und schon hatte ihn die Müdigkeit, die ihn beinahe garnicht erst die Treppe heraus kommen lassen wollte, in das tiefe Reich des Schlummers gerissen..


    "ZzZ zZz ZzZ"

  • Eila selbst erwachte erst, als sie merkte, dass sich etwas großes, schweres in ihrem Bett breitmachte. Mürrisch, denn morgens war sie längst nicht immer gut gelaunt und sie hing an ihrem Schlaf, öffnete sie zögernd eines ihrer Lider. Ihr Bruder lag da einfach so rum und schien ihr etwas erzählen zu wollen. Doch kaum war sie weit genug, zu verstehen, was er erzählte, wurden seine Worte immer leiser und undeutlicher. Wenige Augenblicke später schnarchte er munter drauf los... das konnte nicht wahr sein!


    Würde er sich nie ändern? fragte sich Eila genervt. Sie raffte sich ein Stück auf und zog ihrem Bruder zuminder seine dreckigen Stiefel von den Füßen, bevor sie sich wieder niederließ um weiterzuschlafen.


    Er war heil wieder daheim, dachte sie dann und dankte still den Göttern. Und da er nichts anderes erwähnt hatte, ging es den anderen wohl auch gut... welch eine frohe Botschaft, freute sie sich dann, bevor sie kurze Zeit später selbst wieder eindöste.

  • Männer, Kinder, Zukunft, Alter, das Leben selbst... Eila hatte in dieser Nacht, einer der ersten in der sie Tante war über vieles nachgedacht. Viel zu vieles... Sie hatte gedacht bei ihrer letzten Romreise hätte sie die Dämonen, die sie verfolgten abgeschüttelt, aber sie hatte sich getäuscht. Sie schaffte einfach nicht in ein glückliches Leben zurückzukehren. Und dann die Hochzeit ihres Bruders und nach dazu das Kind. Es war schlichtweg zu viel für Eila. Sie wurde das Gefühl nicht los, hier überflüssig zu sein. Kurz entschlossen packte sie einiges notwendiges in eine Tasche, setzte sich dann kurz an ihren Tisch und verfasste zwei Briefe. Den einen an die Schola, in dem sie aus privaten Gründen Urlaub nahm und dann einen weiteren, an den Menschen der ihr am meisten bedeutete. Sie wollte so vieles sagen und erklären, doch nur wenig Worte fanden den Weg auf das Papier:



    Loki, mein Bruder, mein Herz,


    es ist schwer für mich, aber ich muss hier weg. Ich habe ein paar Sachen eingepackt, auch mein Sax, und werde noch vor Morgengrauen auf Neisti die Stadt verlassen. Ich weiß, du wirst es verstehen.
    Ich kehre zurück, das schwöre ich dir bei den Göttern, aber erst einmal muss ich gehen. Erklär du es den anderen und verzeih mir,


    Ich liebe dich,


    Eila



    Dann schnappte sich besagte Gegenstände, ging in den Stall, sattelte und bestieg ihre Stute und machte sich auf den Weg... wohin? Das wusste sie noch nicht. Wie lange? Auch das wusste sie nicht. Das einzige, was sie wusste war, dass sie früher oder später zurückkehren würde.

  • ...nachdem Lando sich durch den alltäglichen Wust an Aufgaben gearbeitet hatte, fand er die Zeit nach seiner zurückgekehrten Schwester zu sehen. Er klopfte nicht an, weil es so etwas wie Privatssphäre seinem Verständnis nach einfach nicht gab, und die dünnen Mauern zwischen den Zimmern eher dem Zweck dienten, dass man seinen Krempel schnell wiederfand. Gerade die Frauen! Der römische Wohlstand war Landos Empfinden nach vor allem ein Geschenk an die Frauen! Was konnte man auf den Märkten nicht alles für sinniges und unsinniges einkaufen, um es dann in Wagenladungen nach Hause zu schleppen? Er war ja froh, dass Elfleda noch frisch und unberührt genug war, um nicht auf den Geschmack des massiven Geldverschleuderns gekommen zu sein. Eila war da hingegen ein ganz anderes Kaliber, und Lando war sehr froh gewesen, als sie die Verantwortung für einen kleinen Buchladen übernommen hatte, und so feststellen durfte wie schnell Geld auf einmal weg sein konnte, wenn man nicht darauf aufpasste. Vor allem, wenn man aus einem Kulturkreis kam, in dem Geld nicht die geringste Rolle spielte.


    Lando ließ sich, Eilas Betätigung nicht beachtend, auf dem Bett nieder, und blickte sie nicht einmal an. Er starrte geradeaus an die Wand, zu tief saß irgendwie noch das Gefühl der Hilflosigkeit, das ihn begleitet hatte, seitdem er ihren Brief gelesen hatte, und sich eingestehen musste, dass er dem Empfinden ihrer Eltern nach in der Sorge um seine Schwester vollkommen und vollumfänglich versagt hatte.


    "Nun?", fragte er sie schließlich, als sie selbst nicht mit der Sprache herausrückte.

  • Eila hatte an ihrem Schreibtisch gesessen, über einigen Büchern, die sie zurückgelassen hatte. Doch sie hatte vielmehr über die Bücher hinausgeblickt als diese wirklich beachtet. Sie hatte gewusst, dass ihr Bruder sie eher früher als später hier aufsuchen würde. Das Verbindung zwischen ihnen war tiefer als sich die meisten auch nur vorstellen konnten. Der Eine konnte ohne den Anderen nicht wirklich lange sein. Was Eila gewusst hatte, als sie gegangen war... das wiederum trug nicht unbedingt dazu bei, dass sie sich gerade wesentlich wohler in ihrer Haut fühlte. Am liebsten hätte sie sich sofort zu Loki aufs Bett geschmissen, doch dazu war noch keine Zeit.


    Vielmehr drehte sie sich bedächtig auf ihrem Stuhl um, sodass sie ihren Bruder ansehen konnte. "Dich zu verletzen, war das letzte was ich beabsichtigt habe, und trotzdem weiß ich, dass ich es getan habe. Aber ich musste das tun... hier war kein Platz mehr für mich."

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