Flavius Aquilius hatte sie verstanden. Helena versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Allerdings gelang ihr das nur halb und während sie über den Sinn hinter seinen Worten nachdachte sah sie kurz zu Flavius Lucanus. Irgendwie kam es ihr ungerecht vor, dass sie und sein Onkel sich über etwas amüsierten, dass er nicht verstand. Andererseits hatte ein Gespräch, geführt über Zweideutigkeiten, durchaus seinen Reiz. Und wenn Flavius Aquilius es darauf anlegte, würde sie keinen Rückzieher machen. Früher hätte sie vielleicht nur verlegen geschmunzelt, aber diese Zeiten waren vorbei. Das was passiert war hatte sie verändert. Inwiefern konnte sie selbst noch nicht so genau sagen.
"Verlässlichkeit, ein starker Wille und ein ruhiger Charakter können aber sehr schnell langweilig werden. Ist es denn nicht viel aufregender immer in der Gefahr zu sein, von den scharfen Krallen verletzt zu werden? Zudem muss ein wildes Tier einfach nur gut gezähmt werden. Dann weicht es dir nicht mehr von der Seite."
Helenas Augen blitzten amüsiert auf. Neben dem Spaß dieses Gespräches kam so auch, zumindest hintergründig, ans Licht welche Vorstellung Flavius Aquilius von der Beziehung zwischen Männern und Frauen hatte. Für sie selbst war das eher uniteressant, aber da ihre Freundin sich bald mit ihm vermählen würde, konnte es nicht schaden etwas mehr über seine Vorstellungen zu erfahren. Plötzlich wünschte sie sich, dass auch Flavius Lucanus sich in dieses Gespräch einschalten würde. Seine Ansichten interessierten sie persönlich schon viel mehr und das, obwohl sie sich gerade erst kennengelernt hatten. Zumindest aber schien er begierig zu sein sie auch weiterhin zu begleiten. Helena warf ihm einen tiefen Blick aus ihren blauen Auge zu und lächelte dann.
"Es freut mich zu hören, dass du so pflichtbewusst bist. Scheinbar hat die Zeit in Rom schon die ersten Spuren bei dir hinterlassen. Sicher hat dein Onkel dabei einen guten Einfluß auf dich."
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Flavius Lucanus seine Worte nicht ganz ernst meinte. Dieser Blick, den er seinem Onkel zuwarf...wenn Helena ihn richtig deutete versuchte er Flavius Aquilius zu gefallen, um möglicherweise die Gelegenheit zu bekommen, sie doch begleiten zu können. Und scheinbar funktionierte es wunderbar. Helena zwinkerte Flavius Lucanus schelmisch zu bevor sie sich wieder an seinen Onkel wandte und sich leicht verbeugte.
"Wenn dem so ist, dann freue ich mich sehr, dass ich noch länger die Gelegenheit haben werde eure Anwesenheit zu genießen." Sie hatte das stumme Bitten in seinen Augen durchaus gesehen. "Und ich verspreche dir, dass ich mich gut um deinen Neffen kümmern werde, sollten dich deine Pflichten wieder in Anspruch nehmen."