Allein unter Menschen

  • Flavius Aquilius hatte sie verstanden. Helena versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Allerdings gelang ihr das nur halb und während sie über den Sinn hinter seinen Worten nachdachte sah sie kurz zu Flavius Lucanus. Irgendwie kam es ihr ungerecht vor, dass sie und sein Onkel sich über etwas amüsierten, dass er nicht verstand. Andererseits hatte ein Gespräch, geführt über Zweideutigkeiten, durchaus seinen Reiz. Und wenn Flavius Aquilius es darauf anlegte, würde sie keinen Rückzieher machen. Früher hätte sie vielleicht nur verlegen geschmunzelt, aber diese Zeiten waren vorbei. Das was passiert war hatte sie verändert. Inwiefern konnte sie selbst noch nicht so genau sagen.


    "Verlässlichkeit, ein starker Wille und ein ruhiger Charakter können aber sehr schnell langweilig werden. Ist es denn nicht viel aufregender immer in der Gefahr zu sein, von den scharfen Krallen verletzt zu werden? Zudem muss ein wildes Tier einfach nur gut gezähmt werden. Dann weicht es dir nicht mehr von der Seite."


    Helenas Augen blitzten amüsiert auf. Neben dem Spaß dieses Gespräches kam so auch, zumindest hintergründig, ans Licht welche Vorstellung Flavius Aquilius von der Beziehung zwischen Männern und Frauen hatte. Für sie selbst war das eher uniteressant, aber da ihre Freundin sich bald mit ihm vermählen würde, konnte es nicht schaden etwas mehr über seine Vorstellungen zu erfahren. Plötzlich wünschte sie sich, dass auch Flavius Lucanus sich in dieses Gespräch einschalten würde. Seine Ansichten interessierten sie persönlich schon viel mehr und das, obwohl sie sich gerade erst kennengelernt hatten. Zumindest aber schien er begierig zu sein sie auch weiterhin zu begleiten. Helena warf ihm einen tiefen Blick aus ihren blauen Auge zu und lächelte dann.


    "Es freut mich zu hören, dass du so pflichtbewusst bist. Scheinbar hat die Zeit in Rom schon die ersten Spuren bei dir hinterlassen. Sicher hat dein Onkel dabei einen guten Einfluß auf dich."


    Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Flavius Lucanus seine Worte nicht ganz ernst meinte. Dieser Blick, den er seinem Onkel zuwarf...wenn Helena ihn richtig deutete versuchte er Flavius Aquilius zu gefallen, um möglicherweise die Gelegenheit zu bekommen, sie doch begleiten zu können. Und scheinbar funktionierte es wunderbar. Helena zwinkerte Flavius Lucanus schelmisch zu bevor sie sich wieder an seinen Onkel wandte und sich leicht verbeugte.


    "Wenn dem so ist, dann freue ich mich sehr, dass ich noch länger die Gelegenheit haben werde eure Anwesenheit zu genießen." Sie hatte das stumme Bitten in seinen Augen durchaus gesehen. "Und ich verspreche dir, dass ich mich gut um deinen Neffen kümmern werde, sollten dich deine Pflichten wieder in Anspruch nehmen."

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  • Die Fürsorge meines Onkels tresvir capitalis rührt mich nun doch. Eigentlich will ich ihn ja loswerden, aber so nun auch wieder nicht. Habe ich wirklich 'wie ein Ackergaul' gearbeitet? Aber wenn er's nicht ironisch meint, will ich's unwidersprochen hinnehmen. Insgesamt nimmt der Tag ohne Abstriche einen phantastische Wendung. Und Onkel Aquilius kann in Ruhe einige Stunden mal kuscheln. Ob mit den Akten oder etwas anderem, daran will ich nicht denken, ein wenig, naja, frivol ist Flavius Aquilius schon. Er sollte Aurelia Helena nicht so kompromittieren, was wirft das für ein Licht auf mich.


    "Vielen Dank Onkel, daß Du uns noch mit Deiner Gegenwart erfreust", aber auch dafür, daß Du danach Dich vom Ager machst. "Der Tag ist wirklich schön, vielleicht können Aurelia Helena ja später auch in die Gärten des Sallust gehen, ein wenig wirklich frische Luft schnappen und die schon sich ankündigende Frühlingssonne genießen, wirklich toll!"


    Ich werde leicht rot, das Lob von Aurelia Helena, nachdem mich mein Onkel mit Ehrungen überschüttet hat, als hätte ich die letzten Wochen die gesamte Stadtverwaltung Roms alleine gestemmt, breitet sich in mir aus wie Alkohol im Blut.


    "Tatsächlich, ich lerne sehr viel", vor allem, wie man Mars opfert. "Ein Glücksfall sondergleichen, kann ich nicht anders sagen. Mein Onkel ist ein Muster an virtus und pietas, mein Vorbild, ganz wie Onkel Flavius Gracchus." Ich schaue Onkel Aqulius stolz an. Mit meinen Onkeln überspring' ich Mauern, hätte Remus solche Onkel gehabt, hieße Rom heute Remuria!


    "Einen Jungen aus unserem Ort haben sie Taurus genannt" fällt mir ein. "Seine Spezialität war nämlich, seine Gegner mit vornübergeneigten Kopf zu Boden zu rummsen, lief einfach auf sie zu und rammte ihnen den Schädel in den Bauch. Eines Tages hat er, angesoffen wie er war, nicht richtig geschaut und ist mit dem Kopf voll gegen einen Pfosten gerannt, hat ein ziemlich häßliches Geräusch gegeben, hat aber überlebt. Dümmer is' er nicht geworden dadurch, klüger aber auch nicht." Ach, wie ich diesen Fleischerburschen gehaßt habe; daß ich ihn gereizt und mich dann genau vor den Pfosten gestellt und den stiernackigen Trottel so absichtlich getäuscht habe, sage ich mal lieber nicht. Die Moral von der Geschicht': Stiere sind dämlich wie die Nacht schwarz ist.


    "Und mit der Gefahr ist das wohl so'ne Sache. Wenn ein venator im Kolosseum an einer Tierjagd mitmacht, dann kann er im Grunde wieder aussteigen, das ist eine begrenzte Zeit, eine Gefahr, in die er sich absichtlich begibt. Nicht wie die Menschen in den Bergen, die im Winter regelmäßig von Wölfen und Bären überfallen werden, die ihre Häuser verbarrikadieren müssen und sich nur in Gruppen 'raustrauen. Wenn Du immer in Gefahr bist, ist das überhaupt nicht aufregend, sondern eben nur gefährlich." Aurelia Helena ist sicher noch nie aus der Stadt herausgekommen. Schleichen Wölfe um die villa Aurelia? Muß sie Sorge haben, von Haien angegriffen zu werden, wenn sie fischen geht? Ist ihre Schwester von einem Luchs getötet worden, der den Säugling wie einen Hasen verschleppte?


    "Auch kann man so ein wildes Tier wieder aus dem Haus schaffen, wenn es einem über wird. Und die Leute, die mit Bären durch die Dörfer tingeln, haben ihren Tieren die Krallen und die Reißzähne gezogen, denn wirklich zähmen kann man ein wildes Tier nicht. Nur bändigen kann man sie - und dafür sorgen, daß einen der Bär nur wie eine dicke Säule auf Pfoten umrennt, wenn er durchdreht."

  • Scheinbar hatte Flavius Lucanus nicht vor, sie so schnell wieder zu verlassen. Nun schlug er vor nach dem Besuch des Colosseums auch noch in die Gärten des Sallust zu gehen und dort den schönen Tag zu genießen. Helena schmunzelte leicht, doch in ihren Augen war deutlich zu erkennen, dass sie sich über den Vorschlag freute. Bedeutete das nicht, dass er sich für sie interessierte? Sie musste zumindest einen gewissen Eindruck gemacht haben, denn ansonsten würde er nicht so viel Zeit mit ihr verbringen wollen. Und sie war sich ziemlich sicher, dass es sehr amüsant sein würde. So wie er sich bis jetzt gegeben hatte, würde es in seiner Gegenwart sicher nicht langweilig werden. Sie neigte leicht den Kopf und lächelte dann charmant.


    "Ich würde mich sehr freuen, wenn wir die Gärten des Sallust besuchen könnten. Ein wenig Ruhe nach einem anstrengenden Einkaufsbummel kommt mir sehr gelegen."


    Bei seinen nächsten Worten jedoch lachte sie leise. Es amüsierte sie ihn von seiner Vergangenheit reden zu hören. In seiner Stimme klang eine Begeisterung mit wie bei einem kleinen Jungen. In ihrer Jugend war nichts wirklich Interessantes passiert. Von ihr würde er soetwas nicht zu hören bekommen. Aber so war das nunmal bei Mädchen. Während die Jungen draußen spielen konnten mussten sie lernen was eine Ehefrau eben zu lernen hatte. Dann jedoch sorgte Flavius Lucanus wieder dafür, dass Helenas Augen sich ungläubig weiteten. Noch während sie ihm zuhörte beschloß sie dieses Thema hiermit zu beenden. Sie warf Flavius Aquilius einen kurzen Blick zu und strich sich dann einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten.


    "Ich denke du hast Recht. Man sollte sich nicht unnötig in Gefahr bringen. Aber jetzt zeig mir doch bitte den Weg zu diesem Laden von dem du gesprochen hast. Ich werde dir unauffällig folgen."


    Und so würden sie auch endlich diesen Stand hinter sich lassen. Als Flavius Lucanus losging warf sie noch einmal einen Blick auf die Statuen. In gewisser Weise waren sie sogar recht schön, aber sollte sie irgendwann mal heiraten, würde ihr soetwas nicht ins Haus kommen. Helena winkte ihrem Leibwächter zu, der ihr auch weiterhin unauffällig folgte. Sie allerdings folgte dem jungen Mann nicht, so wie sie es gesagt hatte, sondern sie hielt sich direkt neben ihn. In dem Gedränge war das gar nicht so einfach und es kam öfter vor, dass sie sich berührten. Helena registrierte das und obwohl keine Absicht dahinter lag war sie doch gespannt auf seine Reaktion. Vielleicht würde sie dann ein wenig schlauer aus ihm werden.

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  • Halt, halt. 'Ruhe nach einem anstengenden Einkaufsbummel' klingt wie 'Ruhe nach einem schweren Sturm' ... kriegen wir hier jetzt gleich ein Wetter? 'Segel reffen, bei Poseidon! Schwere See, Frauen, Kinder und überflüssiger Balast über Bord! Bindet mich an den Hauptmast, befestigt alle losen und wichtigen Teile an Deck! Mann, aus dem Krähennest, mit anpacken, vorwärts, ihr trantütigen Säcke, wir sind hier nicht in einer Baumschule, wo ihr nur wachsen müßt! Angepackt!'


    Leicht skeptisch schaue ich zu meinem nebenstehenden Onkel, 'was haben wir uns da eingebrockt' will mein Blick transportieren.


    Zu Aurelia Helena mit einem (zu?) freundlichen Lächeln gewandt, nicke ich: "In der Tat, die vielen Menschen sind schon immer recht anstrengend, wir haben uns schon einige Zeit durch die Massen gedrängt; ein wenig Ruhe kann nicht schaden. Schauen wir auf dem Weg zum Koloseeum kurz bei Coco vorbei, ihr Salon befindet sich, wenn ich mich recht erinnere, hinter dem Mars-Ultor-Tempel und dem Forum Pacis an der via zum Kolosseum. ¡Vamos pues!" So, jetzt wäre das Programm abgesteckt. Damit machen wir vier uns auf, eigentlich hätte Aurelia Helenas Leibwächter den Rammsporn in den Wogen spielen und die Menge teilen können. So geht er hinterher und wir müssen uns ein wenig drängen und werden aneinandergedrängt. Der gehörige Anstandsabstand ist kaum einzuhalten, aber mein Onkel ist ja dabei, man wird ihr also nichts vorwerfen können.


    "Disculpe, Entschuldige bitte" sage ich leise lächelnd, als ich ihre Hand zufällig berühre. Ich stecke den Arm vorsichtshalber unter die Toga, damit sie nicht denkt, ich würde sie absichtlich in eine peinliche Situation bringen wollen. Kurz schaue ich mich um: ob Onkel Aquilius etwas gemerkt hat? Er wirkt etwas abwesend, nicht ganz bei der Sache, wenigstens ist noch der aurelianische Leibwächter hinter ihm, sodaß er nicht verloren gehen kann.


    "Interessierst Du Dich für Glasbläserei?" frage ich sie, nicht zu laut, denn wir gehen doch recht eng beieinander, ich muß überhaupt meine Stimme nicht erheben, um mich verständlich zu machen, trotz dem Geschiebe und Gedränge auf dem Markt. Die Menschen halten uns nah beieinander, ein glücklich gefügter Umstand. Ich schicke ein kleines Dankgebet zu Iuno.

  • Sie schien dieses wilde-Tiere-Thema nicht mehr loslassen zu wollen, und irgendwie amüsierte mich das. War sie mir nicht auf der Meditrinalia als die bravere und beherrschtere der beiden Aurelierinnen erschienen, hatte ich ihr nicht auch deswegen Prisca vorgezogen? Natürlich war ich mit meiner Wahl zufrieden, aber ich hatte doch anscheinend einen wesentlichen Punkt ihres Charakters in all meinem Wunsch, an diesem Abend irgendwie gesellschaftlich etwas herzumachen und nicht wie sonst mit ein paar Bechern Wein in einer stillen Ecke zu verschwinden, übersehen - nun, wären wir erst einmal verwandt, wäre dies sicherlich ein Umstand, der sich als weiterführend interessant erweisen würde. Frauen hatten einen ganz besonderen, eigenen Humor, der mir oft lieber war als der der meisten Männer, wo Männer gern laut und zotig wurden, waren die meisten Frauen hintergründig und intelligent.
    "Bleibt nicht ein wildes Tier doch letztendlich stets ein wildes Tier? Du magst ihm vielleicht einige Dinge abgewöhnen, und es ab und an einfangen, aber letztendlich kannst Du das Wesen doch nicht grundlegend ändern, ohne es zu brechen - und das wäre, gerade wenn man Wildheit zu schätzen weiss und danach im Besonderen sucht, doch traurig zuletzt und wenig erstrebenswert, findest Du nicht?"


    Ich ließ die beiden reden, im Grunde hatte ich mein Werk bereits getan, sie unterhielten sich freimütig, sie hatten sich kennengelernt, fanden sich nicht abstoßend, wenn ich beider Mimik und Gestik betrachtete, und so mochten die Dinge ihren Lauf nehmen, wie sie es seit jeher getan hatten, um aus Mann und Frau ein Paar werden zu lassen. Natürlich war dies noch ein sehr früher Gedanke, der sicherlich nicht allzu schnell laut ausgeformt werden sollte, aber wenn sie sich mochten, würde sehr vieles deutlich leichter sein und sich leichter ergeben. Gerade meinem Neffen wünschte ich jenes Glück, das weder Gracchus noch ich jemals haben würden, und in solchen Momenten wie diesen, in denen ich die leichte Tändelei zweier noch junger, vom Leben noch nicht schwer gezeichneter Menschen beobachten konnte, fühlte ich mich seltsam gealtert. Manches hätte sich einfach nicht ereignen dürfen ... mein Blick schweifte von beiden ab, und während ich ihnen folgte, verloren sich meine Gedanken ein wenig. Auch wenn Lucanus noch ein bisschen ... salopp ... daherredete, schien es ihr doch zu gefallen, und so beschloss ich, mich alsbald davonzumachen, wühlte in einer Falte meiner toga nach dem Goldbeutel und zählte in einen kleinen Ersatzbeutel ein paar Sesterzen ab, die Lucanus sicherlich brauchen würde können, um seiner Begleiterin Erfrischungen zu kaufen.


    "Ich hoffe, ihr beiden könnt mich nun entschuldigen - mir ist eingefallen, dass ich noch beim praetor vorbeischauen muss, und das sollte möglichst bald geschehen. Nimm dies," damit drückte ich das Beutelchen Lucanus in seine Hand, "..und mach Dir einen schönen Tag, den hast Du Dir redlich verdient. Ich hoffe allerdings, dass ich in der Zukunft noch ein andermal und dann ausführlicher die Gelegenheit erhalten werde, Deine Gesellschaft zu genießen, Aurelia Helena - verwirre mir meinen Neffen nicht zu sehr, den Rückweg sollte er heute schon noch zur villa Flavia finden, und gerade bei Deinem strahlenden Lächeln befürchte ich doch, dass er eher mit verwirrten Sinnen an der nächsten Wand landen wird." Ich zwinkerte ihr vergnügter zu, als ich mich gerade fühlte, nickte den beiden noch einmal zu, ohne in irgendeiner Weise dazu bewegt werden zu können, den Beutel zurückzunehmen, sollte Lucanus das versuchen, und tauchte in die Menge ein, um darin alsbald zu verschwinden, nicht ohne mich durch einen letzten Blick dessen zu versichern, dass sie einander noch gewogen schienen.

  • Hatte sie etwas Falsches gesagt? Den Blick den Flavius Lucanus seinem Onkel zuwarf und das seltsame Lächeln das daraufhin folgte konnte Helena nicht einordnen. War es nicht sein Vorschlag gewesen zu dieser Coco zu gehen? Trotzdem nickte sie kurz auf seine Worte hin und versuchte sich die Wegbeschreibung einzuprägen. Wenn der Laden und die dort zu findenen Kleider wirklich so gut waren wie Flavius Lucanus sagte, dann würde sie da sicher noch öfter hingehen. Sie waren erst ein kleines Stück weit gekommen, als Flavius Aquilius plötzlich wieder das Wort ergriff. Helenas Augen blitzten amüsiert auf und sie wusste nur zu genau was sie darauf antworten würde. Aber sie wollte den jungen Mann nicht noch weiter verwirren und deswegen verzichtete sie auf eine Antwort an seinen Onkel. Stattdessen zwinkerte sie ihm schelmisch zu und sah dann wieder nach vorne.


    Wie sie es sich gedacht hatte reagierte Flavius Lucanus auf ihre zufälligen Berührungen. Doch scheinbar war es ihm peinlich, denn er zog seine Hand weg und entschuldigte sich. Helena wusste, dass das zu einer guten Erziehung gehörte, doch etwas in ihr wünschte sich, dass er ein wenig selbstbewusster sei. Sie lächelte ihm zu, musste dann aber noch ein wenig näher zu ihm rücken, da es vor einem Stand mit Gewürzen so voll war, dass es kaum noch ein Durchkommen gab. Diesmal wollte sie sich entschuldigen, aber seine nächste Frage überraschte sie derart, dass sie nicht dazu kam. Nachdenklich runzelte sie die Stirn und schüttelte dann den Kopf.


    "Nein, bis jetzt habe ich mich nur für die Ergebnisse der Glasbläserei interessiert. Ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung habe wie diese teils sehr filigranen Arbeiten entstehen. Kennst du dich denn damit aus?"


    In diesem Moment ergriff Flavius Aquilius wieder das Wort. Helena blieb stehen und drehte sich zu ihm. Das er sie doch so schnell verlassen wollte wunderte sie ein wenig. Wahrscheinlich wollte er es sich nicht antun mit einer Frau zusammen einkaufen zu gehen. Ob sein Neffe wusste was ihn erwarten würde? Bei seinen Worten errötete sie wieder leicht und neigte dann leicht den Kopf um ihn zu verabschieden.


    "Oh, ich bin mir sicher, dass das nächste Fest bald kommen wird und wenn du dann ein bißchen Zeit für mich erübrigen könntest würde ich mich sehr freuen. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute."


    Sie musterte kurz das kleine Beutelchen, dass Flavius Aquilius weiterreichte und wandte dann den Kopd ab, damit die Männer ihr Schmunzeln nicht sahen. Sie fragte sich, was er wohl für einen Eindruck von ihnen hatte. Scheinbar ging er davon aus, dass sie seinem Neffen gefiel und umgekehrt. Nun, so falsch war das gar nicht, aber sie beschloß dieses Thema nicht anzusprechen. Dafür war es noch zu früh und ihrer Meinung nach sollte das eh von den Männern ausgehen. Sie sah Flavius Aquilius hinterher und winkte dann ihrem Leibwächter, damit er sich diesmal vor sie setzte. So würden sie auf ihrem Weg vielleicht doch ein wenig mehr Platz haben. Mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen sah sie schließlich zu Flavius Luvanus.


    "So, nun sind wir alleine...."

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  • Wenn man am Meer aufwächst, dann ergibt es sich unweigerlich, mit Wasser in Berührung zu kommen. Passiert das, ergibt sich beim zweiten Schritt, beim dritten, vierten undsoweiter, daß es angeraten ist, sich jene Technik anzueignen, die gemeinhin als "schwimmen" bezeichnet wird. Sonst wäre man in den Zustand versetzt, daß man den oft größten Teil des örtlichen Universums völlig ignorieren muß, außer, man findet sich damit ab, wegen der Untiefen höchstens bis zu den Knien oder vielleicht zum Bauchnabel auf Entdeckungsreise zu gehen. Allerdings mag man mit Recht einwenden, daß der größte Teil unseres täglichen Kosmos aus Luft besteht, ergo es ein eklatanter Verlust an Lebensfreude und Freiheit ist, wenn man nicht diesen Teil der Welt erforschen kann. Der Mensch ist kein Vogel, kein Mensch kann fliegen. Und auch kein Fisch, werden besonders die Seeleute einwerfen, denn die wenigsten von ihnen können schwimmen.


    Meine treusorgende und manchmal ob ihres einzigen Kindes Wohles leicht zu ängstigende Mutter hatte ziemlich resolut darauf bestanden, ich solle schwimmen lernen. 'Wozu?', hatte sie Pedros Vater gefragt, 'soll er nicht Fischer werden?' Nun, ich lernte schwimmen und fischen, wie übrigens Pedro auch, der es leid war, daß ich in eines Elementes Mysterien eigenweiht war, die er täglich vor den Füßen aber ansonsten nur als Nicht-Initiierter betrachten mußte. So sprang er einies fröhlichen Tages hinter mir vom Boot und erbrach bei seinem ersten Vollkörperkontakt mit dem salzigen Naß später nicht ganz die Häflte des ihn umgebenden Atlantiks. In Flaviobriga war man diesem Tag über das Einsetzen der Ebbe zur Unzeit an ernsthaft besorgt.


    Wie auch immer - ich lernte schwimmen unter der Anleitung meiner Mutter, die erstaunlicherwiese selbst, in einer knöchellangen Tunika jedem männlichen Fischer an Frivolität hinsichtlich des nassen Elements weit überlegen war, sprich: ich fand, sie war eine herrliche Schwimmerin. Um meine ersten Paddelversuche im Hündenstil zu unterstützen, kaufte sie extra große Korkstücke, die sie zu einem Ring und diesen mir dann um meinen Oberkörper unter die Achseln band. Damit schwamm ich dann wochenlang herum, selbst, als mir die Stütze keine wirkliche mehr war. Mir ging das Ding gehörig auf die Nerven, denn naturgemäß waren damit Tauchgänge völlig ausgeschlossen, was meinen Forscherdrang hemmte und mich in Rage versetzte, wie einen von einer Leine gebändigten Hofhund, der einen Angestellten des cursus publicus eingentlich gebührend hätte empfangen wollen.


    Nun, eines schönen Tages sagte dann meine Mutter: "Und nun, mein Seeferkelchen" obwohl ich niemals eine physiognomische oder körperliche Ähnlichkeit mit einem solchen Jungiter aufwies, höchstens, zugegeben, in meinem - epikureischen? - Benehmen, "jetzt versuch' es einmal ohne, ich weiß, Du willst schon lange.", mit diesem Worten schnallte sie mir den Gürtel ab. Ich rannte johlens im, die Metapher ist ja nun nicht völlig aus der Luft gegriffen: im Schweinsgalopp - Oinkoinkoink - ins Meer und ... traute mich nicht weiter.


    Kein Schwimmen, kein Tauchen, ich blickte mich hilfesuchend zu meiner Mutter um, die den Schwimmgürtel schon in seine Einzelteile zerlegte (sie sollte später für Pedro einen neuen fabrizieren). Mein Fluchtweg war abgeschnitten, ich trottete zurück an Land. "Zu kalt heute" meinte ich lakonisch und bibberte theatralisch.


    Einen ähnlichen Blick schicke ich heute nun meinem Onkel Aquilius hinterher, er geht einfach, er, mein Schwimmgürtel, und überliefert mich hilflosen Tropf den wilden Elementen. Ist das nicht unschicklich? Wie sollte ich für Aurelia Helena Verantwortung übernehmen können? Was mache ich jetzt?


    Ich blicke Onkel Aquilius nach wie ein "Mann über Bord" seinem Schiff, das nicht gemerkt hat, daß es einen Passagier verloren hat - oder noch schlimmer, nachdem sie den Lohn für die Überfahrt erhalten hatten ... aber mein Onkel hatte mir Geld hinterlassen. Sollte ich mir einen Becher Birnenwasser kaufen, um meine Verzweiflung darin zu ertränken? Mit einem Spritzer Wein vielleicht sogar, um der Bewußtlosigkeit anheimzufallen? Warum - denke ich in einer klaren Sekunde - ratsche und tratsche ich mit dem weiblichen Personal ohne was, aber in Gegenwart der Aurelia bin ich wie ein Seemann ohne See? Ich fühle mich ziemlich ungelenkig, klapprig, häßlich, bekomme ich etwa gerade einen Pickel auf der Nase? Mundgeruch? Sollten wir nicht beidrehen und in den Hafen zurückkehren?


    "Äh, ja. Wir, äh, naja, nicht ganz, nicht? Ich meine, allein, bei den vielen Menschen hier ... Haaaaaallo, ist da wer zu Hause? Don Lucanova? Wie? Unbekannt verzogen, nur sein verblödeter Zwillingsbruder noch da?

  • Helena sah den Blick den Flavius Lucanus seinem Onkel hinterher warf. War es ihm etwa unangenehm jetzt mit ihr alleine zu sein? Das konnte sie sich bei seinem bisherigen Verhalten eigentlich gar nicht vorstellen. Sicher, er schien von vorne herein ein wenig nervös gewesen zu sein, aber das hatte nicht dafür gesorgt, dass er seine lockere Art verloren hatte. Doch genau das schien jetzt der Fall zu sein. Von jetzt auf gleich fing er an zu stottern und schien nicht mehr zu wissen was er sagen sollte. Helena schmunzelte kurz, wandte dann aber ihren Blick von ihm ab. Es war ihm bestimmt nicht gerade angenehm, dass sie ihn so sah, also wollte sie ihm einige Augenblicke geben um sich zu fangen. Sie ließ ihren Blick über die verschiedenen Stände schweifen und blieb schließlich vor einem Händler stehen, der Schmuck verkaufte. Eine Art Perlenkette fiel ihr besonders auf. Wenn Flavius Lucanus recht hatte, und diese Coco wirklich zumeist helle Stoffe verkaufte, dann würde diese Kette wunderbar dazu passen. Natürlich hatte Helena Perlenketten. Mehrere sogar. Aber noch keine in dieser Länge und von dieser Machart. Doch bevor sich der Händler seiner neuen potentiellen Kundin zuwenden konnte, wandte Helena sich wieder ab und sah mit einem Lächeln zu ihrem Begleiter.


    "Wieso hat die Natur es eigentlich so angelegt, dass sich Frauen immer neue Sachen kaufen müssen? Egal ob es Schmuck, Kleider oder ähnliches ist. Wir können nur schlecht daran vorbei gehen. Und das, obwohl wir uns der Falle, die diese Stände darstellen durchaus bewusst sind. Vielleicht stimmt es ja und ihr Männer seid uns in einigen Belangen doch überlegen."


    Helena zwinkerte Flavius Lucanus schelmisch zu und trat dann wieder an seine Seite, damit sie ihren Weg fortsetzten konnten. Da sie immer noch nicht genau wusste wo es hingehen sollte musste sie sich auf ihren männlichen Begleiter verlassen. Sie konnte nur hoffen, dass er neben seinem Sprachvermögen nicht auch noch seine Erinnerung vergessen hatte. Hatte sie denn wirklich so einen Eindruck auf ihn gemacht? Sie warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu und überlegte dabei, über welches Thema sie sprechen könnten, um ihm seine Befangenheit wieder zu nehmen. Plötzlich fiel ihr etwas ein, das sie ganz am Anfang ihrer Begegnung angesprochen hatten.


    "Wusstest du, dass ich selbst die letzten vier Jahre in Hispania gelebt habe? Genauer gesagt in Taracco, bei meiner Tante. Es wäre doch wirklich ein großer Zufall, wenn wir uns dort mal begegnet wären. Allerdings bin ich mir sicher, dass ich dich in Erinnerung behalten hätte."


    Wobei sie zugeben musste, dass sie während ihrer Zeit bei ihrer Tante eigentlich kaum Augen für Männer gehabt hatte. Ihre Tante hatte viel ihrer Zeit in Anspruch genommen und neben ihrer Ausbildung zu einer guten Ehefrau hatte sie kaum noch Zeit gehabt ihre wenige Freizeit zu genießen. Das war hier nun anders und Helena musste zugeben, dass sie es sehr genoß sich frei bewegen zu können. Hätte sie sich heute nicht dazu entschloßen einen Spaziergang auf dem Markt zu machen, hätte sie Flavius Lucanus wahrscheinlich erst wesentlich später kennengelernt, wenn überhaupt.

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  • Ich denke an Platons Wort von den beiden Hälften, die einander suchen. Zwei Hälften, die zusammen ein Ganzes werden.- Langsam, scheinbar ohne Hast und Ziel schlendern wir an den Ständen vorbei. Helena begutachtet die Auslagen, während ich, weit verstohlener, Helena begutachte. Schlicht, einfach, nicht aufgedonnert oder übertrieben extravagant ... auch ihr Geschmack an den Waren scheint so zu sein. Kein billiger Tand, aber auch keine überteuerten Luxusangebote scheinen sie zu locken.


    "Mann und Frau ergänzen einander, die Natur hat ihnen unterschiedliche Fähigkeiten und Anlagen mitgegeben, die erst im Zusammenspiel besondere Wirkung entfalten. Was nützt es, wenn beide das Feld bestellen, aber sich niemand um die Erziehung der Kinder kümmert, wenn beide Handel treiben, aber ihr Zuhause vernachlässigen?"


    Vielleicht etwas ernsthafte Gedanken für einen Einkaufsbummel, aber Aurelia Helena wirkt auch ernsthafter und gebildeter. Wenn ich nur eine schöne Frau für die Festlichkeiten haben wollte, könnte ich auch eine bei einem berühmten Bildhauer in Auftrag geben und die Statue dann auf einem Wägelchen neben mir herziehen lassen.


    "Die conclusio ist - wenn der Mann das Geld ins Haus schafft, muß es auch jemanden geben, der es wieder hinausschafft - das nennt man Arbeitsteilung." :D


    Ich zupfe sie vorsichtig an ihrem Gewand, als sie beinahe die Abzweigung vom Markt verpaßt. Mit meinem Zeigefinger steche leicht lächelnd ich in die richtige Richtung: da lang.


    "Tarraco? Wirklich? Du bist eine Hispania? ¡Hola! Ich ja auch, aber nur aus der hintersten verpimpfsten Provinz, mehr als ein paar Steinwürfe bin ich aus Flaviobriga nie weggekommen. Tarraco habe ich nicht besucht, auch auf meinem Weg nach Rom nicht. Aber in ein paar Jahren will ich dorthin, wenigstens auf Besuch. Nicht einmal meinen Onkel Flavius Furianus kenne ich."


    Ob Aurelia Helena etwas von ihm zu erzählen weiß? Bislang sind die Informationen eher spärlich, als würde Furianus überhaupt nicht existieren, keiner kennt ihn.

  • Helena lachte bei seinen Worten amüsiert auf und beugte sich dann nahe an Flavius Lucanus heran, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Bei der Lautstärke auf dem Basar war das eigentlich nicht notwendig, aber sie wollte ihn ein wenig aufziehen und da passte es einfach. "Das ist eine sehr interessante Einstellung. Aber das solltest du nicht zu laut sagen, sonst kannst du dich vor heiratswilligen jungen Frauen nicht mehr retten." Helena zwinkerte ihm spitzbübisch zu und entfernte sich dann wieder auf einen angemessenen Abstand. Kurz danach spürte sie, wie Flavius Lucanus an ihrem Ärmel zupfte und sie auf eine kleinere Gasse hinwies, an der Helena fast vorbeigegangen wäre. Er hatte den Weg also doch nicht vergessen. Sie schmunzelte bei diesem Gedanken und lenkte ihre Schritte dann in die angegebene Richtung. Bei seinen nächsten Worten allerdings schüttelte sie kurz den Kopf.


    "Nein, ich bin keine Hispania, da hast du mich falsch verstanden. Ich habe nur die letzten vier Jahre bei meiner Tante gelebt. Aus erziehungstechnischen Gründen, wie mein Vater damals sagte. Da meine Mutter schon früh gestorben ist hielt er es wohl für angebracht mich einer anderen weiblichen Fürhung zu unterstellen. Ob es etwas gebracht hat ist fraglich..." Helena setzte eine Unschuldsmiene auf und klimperte galant mit den Wimpern, bevor sie fröhlich grinste. "Meine Tante stellte sich als ziemlich herrschsüchtige Matrone heraus, aber nichtsdestotrotz habe ich mich dort recht wohlgefühlt. Hispania ist sehr schön und das Gut auf dem ich gelebt habe, hat mich sogar ein wenig an zu Hause erinnert. Trotzdem bin ich froh jetzt hier in roma zu sein. Gegen diese Stadt kommt einfach nichts an."


    Sie fühlte sich so gut wie lange nicht mehr. Flavius Lucanus schaffte es mit seiner Art sie zum Lachen zu bringen und dafür war sie ihm sehr dankbar. Er wusste wahrscheinlich noch nicht einmal, dass sie sich in den letzten Wochen in einem Tief befunden hatte, aus dem es nur schwer einen Ausweg gab. Vielleicht war es sogar ganz gut, dass er nichts davon wusste, denn möglicherweise hätte er sie sonst anders behandelt. Als er Flavius Furianus erwähnte umwölkte sich Helenas Stirn allerdings wieder ein wenig. Sie schwieg einen Moment und nickte dann.


    "Ich weiß was du meinst. Ich war nur vier Jahre weg und habe trotzdem den Anschluß an meine Familie fast verloren. Ich war in dieser Zeit vielleicht zwei Mal zu Hause und als ich schließlich wirklich wieder zurück kam, sind wir kurze Zeit später nach Germanien aufgebrochen. Von meiner Familie kenn ich kaum jemanden. Ich bin bemüht diesen Mißstand zu beseitigen, aber ich treffe immer wieder jemanden, den ich nicht kenne. Es ist ein komisches Gefühl. Man fühlt sich irgendwie, als würde man nicht dazugehören." Es war schwer das was sie in der Anwesenheit ihrer Familie fühlte richtig auszudrücken, aber vielleicht verstand er sie ja auch so. "Bei deinem Onkel kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen. Ich weiß nur, dass er proconsul in Hispania ist. Aber das ist er auch erst geworden, als ich schon nicht mehr dort war."

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  • Ich winke ab, wahrscheinlich hat jede Familie ihren "Onkel Furianus", eine Figur, mit der schlecht erzogene Kinder besser erzogen werden sollen, weil ihnen gedroht wird: "Und wenn Du nicht brav bist, dann kommt der Onkel Furianus und holt Dich!" - "Und wenn er aber kommt, dann laufen wir davon!" oder etwas in der Art.


    "Kann ich gut verstehen - ich fühle mich mindestens genauso. Allerdings ist mit die ganze Stadt auch vollkommen fremd, wie auch das Leben als Patrizier. Bei uns in Flaviobriga gibt's mehr Viecher als Menschen, und meine Mutter und ich waren die einzigen 'Patrizier', naja, ehrlich gesagt: nur meine Mutter. Ich bin mit dem ganzen Dorf großgeworden."


    Und jetzt dräng' ich hier mit einer jungen Patrizierin durch die teuersten Einkaufspassagen der Welt und versuche sowas wie ihr "den Hof zu machen" ... wie macht man "den Hof"? Daheim hieße "den Hof machen" nur "den Hof fegen".


    "Schau' da vorne. Da ist der Salon von Coco" zeige ich ihr ein Ladengeschäft unter einer porticus, an der ein großes Schild auf die Existenz einer Enklave lutetianischen Schicks im Meer bäuerischer römischer Mode verweist.

  • Helenas Blick ruhte auf dem Gesicht ihres Begleiters und bei seinen Worten huschte ein kurzes Schmunzeln über ihr Gesicht. Sie würde ihm nicht sagen, dass man ihm das bäuerliche Umfeld nur zu gut anmerkte, denn das würde ihn sicher verletzten. Auch wenn sie es eigentlich gar nicht negativ meinte. Denn wahrscheinlich hatte diese Erziehung ihn zu dem gemacht was er nun war und sie musste zugeben, dass seine offene und fröhliche Art ihr sehr gefiel. "Ich frage mich manchmal, was aus uns geworden wäre, wenn wir unter anderen Umständen geboren worden wären. Ich weiß, es ist müßig darüber nachzudenken, aber manchmal, in einsamen Momenten...Meine Kindheit ist nicht so verlaufen wie ich es mir gewünscht hätte. Meine Mutter ist früh gestorben, meinen Vater habe ich fast nie gesehen. Ja, es fehlte mir an nichts, aber wie heißt es so schön? Mit Geld kann man nicht alles kaufen." Helena seufzte kurz, doch dann zuckte sie mit den Schultern wie um eine lästige Fliege zu vertreiben. "Aber lass uns von etwas anderem reden. Der Tag ist viel zu schön um ihn sich mit solch finsteren Gedanken zu verderben."


    Noch immer folgten sie der schmaleren Seitenstraße und obwohl es auch hier die verschiedensten Läden gab bemühte Helen sich, sich nicht allzu sehr ablenken zu lassen. Sie wusste, dass es für Männer meistens nur furchtbar langweilig war mit einer Frau zusammen einkaufen zu gehen. Und auch wenn Flavius Lucanus erfrischend anders war als andere Männer teilte er diese Abneigung sicher trotzdem. Wahrscheinlich bereute er es schon, ihr von diesem Laden erzählt zu haben. Wie auf ein Stichwort hin wies er plötzlich auf ein Haus und bedeutete ihr, dass sie dort diese ominöse Coco finden würde. Helena nickte erfreut und griff dann nach seiner Hand, um ihn schlichtweg hinter sich her zu ziehen. Ohne groß nachzudenken trat sie ein und blieb erst mitten im Geschäft stehen. Neugierig sah sie sich um und fast sofort blieb ihr Blick auf einem Kleid hängen. Wie magisch angezogen trat sie näher und ließ ihre Finger über den weichen Stoff gleiten. Es war fast schon schlicht zu nennen. Beiger Stoff, mit Goldfäden durchwirkt. Auf den Schultern wurde das Kleid von zwei schmalen Ringen gehalten. Helena trat einen Schritt zurück und betrachtete es einen Moment nachdenklich. Dann griff sie danach, drehte sich zu Flavius Lucanus um und hielt es sich vor den Körper. "Sieh mal! Ist das nicht wunderschön? Was meinst du? Würde es mir stehen?" Es war ein wenig zu lang und wohl auch etwas zu weit, aber es ging ihr auch erstmal nur um den Gesamteindruck. Sollte sie sich dazu entscheiden dieses Kleid zu nehmen, würde sie den Schneider (oder die Schneiderin) in die Villa bestellen, damit man dort ihre Maße nehmen konnte.

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  • "Mein Leben hat sich geändert, als meine Mutter gestorben ist und sie mir vorher auftrug, nach Rom zu gehen, um mich ausbilden zu lassen und dem Vaterland zu dienen. Als ob ich das nicht auch daheim tun könnte. Gute und ehrliche Arbeit kann man überall verrichten, ich habe schon immer für meinen Unterhalt gearbeitet." Außer jetzt. Mit der Masse Geld, die ich mit meinen scriba-Stellen verdiene, hätte ich in Flaviobriga ein lockeres Leben führen können, aber hier rinnt mir alles durch die Finger. Wären nicht die Schatullen meiner Familie so gefüllt, daß schon die Deckel kaum mehr zugehen, wär' ich sicherlich schon längst am finanziellen Boden angelangt.


    "Aber es nützt nichts, sich über 'was wäre, wenn' Gedanken zu machen? Erstes kommt es anders - und zweitens als man denkt." Ich neige meinen Kopf an Aurelia Helenas Ohr: "Natürlich will ich Imperator anstelle des Imperators werden, wie jeder anständige Flavier auch. Wenn ich den cursus res vulgares bestanden habe, bin ich dem Thron ein gutes Stückchen näher. Aber wenn's nicht klappt, dann bin gerne auch Fischer in Flaviobriga, wenn ich ehrlich bin: eigentlich wär' mir das sogar lieber." ;) Ob sie das versteht? Ob sie sich vor der Vorstellung graust, auf dem Land und in Ruhe und trauter Eintracht zu leben?


    Wir schlendern zu Coco hinein, nein, halb zieht zieht Helenda uns, halb fallen wir hinein in das Frauenparadies (von Tiffania mal abgesehen) ... Überall Gewänder in allen Farben, Schnitten und Größen. Wie ein Adler ein Kaninchen mit scharfem Auge erspäht auf einem das Opfer schützenden Feld, so visiert meine Begleiterin ein Objekt an.


    'Das paßt Dir wie angegossen' hätte ich am liebsten ironisch gesagt, aber so gut kennen wir uns noch nicht, daß das Modell offensichtlich für eine fülligere Matrone gemacht war, ist nicht zu übersehen. Und Aurelia Helena ungewollt aber wissentlich zu kränken, nein, das geht nicht.


    "Zweifellos eine gute Wahl. Korrespondiert mit Deiner Haarfarbe. Trägt man sicherlich mit großem Vergnügen - auch für die Betrachter ..." :)

  • Helena nickte zufrieden als sie Flavius Lucanus' Worte hörte. Was würde er wohl für Augen machen, wenn er sie wirklich in so einem Kleid sah? Vielleicht schon auf dem nächsten Fest? Ob es ihm gefallen würde? Helena schüttelte kaum merklich den Kopf. Über soetwas sollte sie nicht nachdenken! Sie hatten sich doch heute erst kennengelernt. Um sich von diesem Gedanken abzulenken sah sie wieder auf das Kleid hinunter. Und obwohl sie ihre Blicke noch einmal über die anderen Exemplare schweifen ließ, hatte sie ihre Entscheidung eigentlich schon längst getroffen. Dieses Kleid würde es sein! Als wenn er Gedanken lesen könnte kam in diesem Moment ein Angestellter des Ladens auf ihn zu. Bevor er zu Wort kommen konnte hielt Helena ihm das Kleid entgegen und lächelte freundlich.


    "Das soll es werden. Ich erwarte, dass morgen Nachmittag jemand in die Villa Aurelia kommt, um meine Maße zu nehmen. Sag, dass Aurelia Helena nach einem Schneider geschickt hat."


    Sie gab ihrer Stimme einen bewusst arroganten Ton, doch als sie kurz zu ihrem Begleiter hinüber sah, zwinkerte sie schelmisch. Der Mann selbst nickte nur ein wenig überrascht. Erst jetzt bemerkte Helena, dass sie sich überhaupt nicht nach dem Preis erkundigt hatte. Aber sie war sich sicher, dass sie es sich würde leisten können. Mit wenigen Worten verabschiedete sie sich und zog Flavius Lucanus dann wieder aus dem Laden heraus. Draußen angekommen lachte Helena fröhlich auf.


    "Hast du sein Gesicht gesehen? Herrlich! Du hast übrigens Glück gehabt. Normalerweise kann ich mich nie so schnell entscheiden. Vielleicht sollte ich dich öfter mit zum Einkaufen nehmen?" Für einen Mann musste das wie eine Drohung klingen, das wusste Helena. Dann tat sie plötzlich etwas, was Marcus sicher hätte in Ohnmacht fallen lassen, hätte er es gesehen. Sie beugte sich vor und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange. "Danke! Der Tipp war wirklich super! Hier werde ich ab heute öfter hingehen."


    Glücklicherweise waren die vorbeigehenden Pasanten viel zu sehr damit beschäftigt sich die Auslagen anzusehen als das sie die schnelle Bewegung bemerkt hätten. Helena trat auch sofort wieder einen Schritt zurück und brachte den gebührenden Abstand zwischen sich und Flavius Lucanus. Jetzt fielen ihr auch wieder seine Worte ein, die er ihr kurz vor Betreten des Ladens ins Ohr geflüstert hatte. Jetzt, nachdem sie ein passendes Kleid gefunden hatte konnte sie auch darauf antworten.


    "Die meisten Männer, die ich bisher kennengelernt habe, konnten es kaum erwarten Karriere zu machen. Es hat sicher etwas faszinierendes Macht ausüben zu können. Aber Macht kann auch einsam machen. Gerade in hohen Positionen. Man weiß nicht, wem man trauen kann oder wer hinter deinem Rücken Intrigen spinnt. Vielleicht ist das Leben eines Fischers wirklich einfacher und möglicherweise sogar glücklicher. Ich weiß es nicht." Helena verstummte kurz und wirkte seltsam nachdenklich, bevor das fröhliche Lächeln auf ihre Lippen zurückkehrte. "So und wohin führst du mich jetzt? Das Kolosseum?"

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  • Eigentlich hatte ich meiner Rede von der Arbeitsteilung abtrünnig werden und Aurelia Helena das Kleid verehren wollen [daß - so muß ich anmerken, nirgendwo Preisschildchen aushingen, machte mich nicht stutzig oder stürzte mich in Sorge, blutiger Anfänger, der ich ja bin]. Aber gut. So habe ich - ohne es zu wissen - ein Wochengehalt eines der höchsten Beamtenkasten gespart. Merke: je weniger Stoff und je weniger "Design", desto teurer.


    Aber der Fetzen, naja, das Kleid steht Aurelia Helena sicherlich sehr gut, schon bevor es ihr an den Leib geschneidert wurde. "Ave Aurelia Helena, morituri te salutant" werden alle Männer rufen, die ihrer darin ansichtig werden. Ich lächele stillvergnügt, als wir in dieser schon überstürzten Eile den Salon verlassen. Gekommen - gekauft - gegangen. Ein guter Dreitschritt.


    "Wer etwas schnell tut, tut etwas doppelt gut. Zweifellos ein ausgezeichnetes Omen. Wenn ich über den Markt gehe oder in Geschäften stöbere, dann halte ih Augen und Ohren nach dem offen, das für mich bestimmt ist. Etwas ruft 'kauf mich! kauf mich!" und trifft harmonisch meine Frequenz. Alles andere ist dann nur verschwendete Zeit und führt zum Mißklang. Darum suche ich auch nicht lange, sondern höre und sehe nur.' Wieder eine reichlich verwurschtelte Theorie, aber das Hin und Her beim Anprobieren, beim Aussuchen - ich kann schon auf Ellenlänge erahnen, ob etwas zu mir paßt oder nicht.


    "Wenn's immer so schnell geht - es darf natürlich auch ein bisserl länger dauern - dann bin ich Dein gehorsamster Diener", versichere ich ihr. Zum Paketetragen gibt's ja Personal. In diesen Gedanken überrascht mich der Kuß meiner Begleiterin wie einen schläfrigen discipulus der Rutenstreich seines zornigen Magisters. Der Kuß brennt auch ähnlich heiß auf meiner glatten Backe, ein feuerrotes Mal scheint mir dort zu brennen. Was im Verlegenheitsrot, das mein Gesicht überzieht nun kaum hervorsticht. Äh. Vor wenigen Jahren hätte ich noch Bah! grufen und mir demostrativ die Backe mit dem Ärmel abgewischt und dann mit Brunnenwasser gründlich geschrubbt. Nun aber denke ich mir: 'die Stelle wasch' ich bis zu den Matronalia nicht!'


    Ich grummele irgendetwas vor mich hin, das nicht einmal ich verstehe, geheime und sakrosankt-archaisches Gestammel, vielleicht wissen oft auch die Priester nicht, was sie sagen sollen und verfallen dann ins Archaische Latein und murmeln "Lirumlarum Tabelarum: Warum, Darum, Garum".


    "Man kann sich die Sorte Glück aussuchen, die man haben will, wie auch die Sorte Probleme, aber nicht, wieviel Glück oder vieviele Probleme man hat. Ein Fischer wird in schlechten Zeiten den Senator beneiden, der niemals hungern muß, und ein Senator einen Fischer, weil er frei von List und Arg seinen Unterhalt verdienen kann." Das sog. 3. Lucanische Theorem.


    "Ich finde 'Karriere' reizlos. Man hat immer noch ein Ziel: den nächsten höheren Posten, die nächste, noch bessere Apanage. Man ist nie am Ende, selbst der Imperator muß immer weiter und weiter, man schleudert sich von einem Sitz zum nächsten. Man ist nie, man wird immer nur." Was allerdings nicht für Wissen gilt: wer keine Fragen mehr hat, ist arm dran, meine ich.


    "Und jetzt gehen wir erstmal zu Tiffanius. Deine Entschlußfreudigkeit hat unseren Zeitplan durcheinandergebracht", konstatiere ich gespielt streng mit Blick auf eine imaginäre Sonnenuhr.

  • "Wieder etwas, wofür wir Frauen euch Männer beneiden." Helens seufzte gespielt dramatisch, bevor sie weitersprach. "Das was du gerade erlebt hast passiert wirklich sehr selten. Normalerweise kann ich Stunden in so einem Laden verbringen ohne mich entscheiden zu können. Vielleicht sind wir einfach zu wankelmütig. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass es die meisten Männer graust mit einer Frau einkaufen zu gehen. Du bist also wirklich sehr mutig." Ein kurzes Grinsen huschte über ihre Lippen. "Aber du solltest dir wirklich überlegen ob du mich öfter begleiten willst. Wie gesagt, das war eine Ausnahme und beim nächsten Mal kann es ganz anders laufen." Plötzlich wurde ihre Miene wieder ernst und sie sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an. "Auch wenn ich mich wirklich sehr freuen würde." Ihre Wangen röteten sich leicht, wenn das auch nichts im Vergleich zu dem Rot war, indem Flavius Lucanus' Wangen glühten. Helena beschloß das zu ignorieren und sah sich stattdessen nach ihrem Leibwächter um, der ganz in ihrer Nähe stand. Mit einer kurzen Handbewegung schickte sie ihn vorwärts, damit sie ungehindert ihren Weg fortsetzten konnten.


    Das was er über Glück gesagt hatte beschäftigte Helena. Man kann sich die Sorte Glück aussuchen... Gerade die letzten Wochen hatten ihr gezeigt, dass das eben doch nicht so einfach war. Sonst wäre das mit Marcus nie passiert. Gegen ihren Willen hob sie eine Hand und fuhr damit über die schmale Narbe an ihrem Handgelenk. Hätte sie es sich aussuchen können, dann wäre alles ganz anders gelaufen. Aber vielleicht hatten die Götter einfach beschloßen, dass sie kein Glück verdient hatte. Hatte sie sie irgendwie erzürnt? Andererseits, wenn dem so wäre, hätte sie dann Flavius Lucanus kennengelernt? Einen jungen Mann, der sie zum Lachen bringen konnte und ihr zeigte, dass das Leben nicht ganz so düster war wie sie es in den letzten Wochen erlebt hatte? Helena schüttelte kurz den Kopf und lächelte dann. Sie machte sich schon wieder zu viele Gedanken. "Du hast Recht mit dem was du sagst. Die meisten Menschen sind mit dem was sie haben nicht zufrieden. Immer muss es etwas Besseres sein. Ich muss zugeben, das es mir manchmal selbst schwerfällt mich an dem zu erfreuen was ich schon habe. Obwohl es ja bei Männern, was Macht und Karriere angeht noch einmal was ganz anderes ist." Er wollte also keine Karriere machen? Helena fragte sich, was Flavius Lucanus sich für seine Zukunft vorstellte und da sie nunmal recht neugierig war beschloß sie, ihn einfach zu fragen. "Wie siehst du dich denn in, sagen wir mal, zehn Jahren?" Auf seinen Vorschlag hin was ihren nächsten Zielort betraf lachte sie leise. "Zu Tiffanius? Meinst du nicht ich habe heute schon genug Geld ausgegeben? Aber naja, wenn du versprichst mich zurückzuhalten, dann können wir gerne dorthin gehen."

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    Einmal editiert, zuletzt von Aurelia Helena ()

  • Ich kichere: "Wer schnell Entscheidungen trifft, macht auch schnell Fehler. Die Kunst ist es, schnell und richtig zu handlen. Ich habe schon öfters von meinem Rückgaberecht Gebrauch machen müssen, die Strategie: rein in den Laden - sehen - kaufen - raus aus dem Laden ist nicht immer optimal."


    Trotz ihrer Einwände dirigiere ich sie zu C. Lucius Tiffanius, er wird sich freuen, wenn ich ihm eine neue Kundin mal vorbeibringe. "Wenn ich in der Nähe bin, schaue ich immer da vorbei. Ein netter Plausch unter Freunden, vielleicht eine Kleinigkeit kaufen, einfach so. Komm ruhig."


    Der Bürgersteig ist gerade einmal nicht von geschäftigem Treiben erfüllt, wir lassen uns gemächlich trieben, wir haben ein Ziel, aber das läuft nicht davon. Hie und da schaue ich in die Körbe und Kisten, schnappe ein paar Worte von Kunden und Händlern, Wirten und Gästen auf.


    "In zehn Jahren? Du liebes bißchen! Da ist es ja noch einen ganze Stange hin, meinst Du nicht auch? Ich hoffe, dann bin ich klüger und auf ein klitzekleinwenig weise, das wäre schon etwas. Meine Mutter wollte, daß ich mich in Rom ausbilden lasse und meine Pflicht tue. Also werde ich die nächsten Jahre lernen, lernen, lernen und die Aufgaben erledigen, die ich erledigen kann und die mir aufgetragen sind."


    Und dann gehe ich irgendwann auch wieder nach Hause, vielleicht aber erst in zwanzig oder dreißíg Jahren. Ein Landhaus baue ich mir, im zentralen Hof der Baum, den ich für meine Mutter gepflanzt habe, werde Vieh züchten, Fischen gehen mit meinem Freund und mein Leben genießen.


    "Karriere heißt ja Verantwortung und Pflicht - wenn meine Pflicht darin besteht, als primicerius oder einfach Priester meinen Anteil zu leisten, dann will ich damit zufrieden sein. Und wenn zu viel Verantwortung mein Leben zerstört, dann will ich dieses Zuviel an Verantwortung vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht, ich bin scriba und das ist jetzt das, was ich neben dem Lernen tun muß."



    Sim-Off:

    [klugscheißer] Den Juwelier-Discounter 'Tiffany & Co.' hat ein Mann, Charles Lewis Tiffany, gegründet. 'Tiffany' ist zwar auch ein Frauenvorname, hier aber der Familenname eines Mannes. :) [/klugscheißer]

  • "Du kennst den Besitzer von Tiffanius?" Helenas Augen bekamen einen seltsamen Glanz als sie das hörte. Sie war schon öfter in diesem Laden gewesen, denn die dort ausliegende Ware war immer einen Besuch wert. Die Begleitung eines Mannes, der den Besitzer als Freund bezeichnete eröffnete ihr geradezu ungeahnte Möglichkeiten. Doch dann schüttelte Helena kurz den Kopf. Es wäre nicht richtig Flavius Luvanus derart auszunutzen. Dafür war er einfach viel zu nett. Und sie hatte nicht gelogen als sie gesagt hatte, dass sie am heutigen Tag schon genug Geld ausgegeben hatte. Sie würde sich nur umsehen. Mehr nicht!


    Der Weg durch die Straßen war um einiges angenehmer als der kurze Gang über den Basar. Es war bei weitem nicht so voll, so dass sie nicht darauf achten musste gegen Flavius Lucanus zu stoßen, dem das ja scheinbar peinlich gewesen war. Ihr Leibwächter warf ab und zu einen Blick zurück, behielt den Abstand aber ein. Helena schmunzelte kurz. Wie sie Marcus kannte würde er den Armen sicher ausfragen was sie an diesem Tag so getrieben hatte. Wie würde er wohl reagieren wenn er erfuhr, dass sie in Begleitung eines jungen Mannes gewesen war? Das Lächeln verschwand plötzlich. Wie wohl! Es würde ihm vollkommen egal sein! Helena spürte, wie sich ein dicker Kloß in ihrem Hals festsetzten wollte. Sie schluckte ein paar Mal schwer und sah dabei zur Seite, damit Flavius Lucanus davon nichts mitbekam. Erst als sie sich sicher war, dass ihre Stimme nicht zittern würde antwortete sie ihm.


    "Ja, es ist noch eine ganze Weile hin, aber manchmal frage ich mich doch, wo ich in zehn Jahren stehen werde. Werde ich glücklich sein? Verheiratet vielleicht? Werde ich Kinder haben?" Helena schwieg kurz und strich eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr. "Lernen, lernen, lernen? Das klingt nicht gerade aufregend. Ich finde es bewundernswert, dass du so zielstrebig bist. Aber was ist z.B. mit der Liebe? Willst du nicht heiraten?" Ein recht gefährliches Thema, gerade für ein erstes Treffen, aber wenn sie schon über die Zukunft sprachen, dann gehörte das auch dazu. Zumindest für Helena. Und ja, es hatte auch noch einen anderen Grund. So würde sie nämlich vielleicht erfahren, ob sein Herz schon einer anderen gehörte.


    Sim-Off:

    Und wieder etwas schlauer! :D

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    Einmal editiert, zuletzt von Aurelia Helena ()

  • Was will ich eigentlich wirklich? Die Frage von Aurelia Helena, so berechtigt sie ist, stürzt mich in Verwirrung, ist doch alles, was ich mir je wünschte und erhoffte, mit dem Tod meiner Mutter und ihrem Wunsch, in die Fremde zu ziehen, zerbrochen. Oder zurückgestellt in spätere Jahre. Und bis dahin? Alles nur ein "Intermezzo"? Ein "Die-Dinge-Nehmen-Wie-Sie-Kommen"? Ein Spiel? Ein Nichts? Ein Haus, der vergeht? "Keine Ahnung, wo es hingeht - aber ich bin zielstrebig unterwegs", so könnte mein Motto lauten.


    "Tiffanius? Oh ja, warum auch nicht? Er ist ja meistens im Geschäft anzutreffen, da ergibt sich ein Gespräch wohl zwangsläufig, nicht?" Wobei er eigentlich nicht sehr gesprächig aussieht, eher so, als finde er sein Leben lebenswerter, wenn nicht andauernd irgendwelche Kundschaft in seinem Laden herumhängen würde. Ihm scheint es auch völlig gleichgültig zu sein, ob ich etwas kaufe oder nicht, er zeigt mir nicht einmal Ware, sondern schickt, wenn - denn, seine Gehilfen los. Wir reden meistens übers Theater - oder auch über ein wenig Politik, was ja zu ziemlich dasselbe ist.


    "Ich lerne gerne. Irgendwie muß ich einen Haufen aufholen, wenn ich an interessanten Gesprächen teilnehmen will, also erstmal hören, hören und nochmals hören. Man lernt immer wieder etwas, Kleines, Großes, alles fügt sich irgendwie ein und das Mosaik zu vervollständigen, das ist echt befriedigend. Auch wenn ich erst wenige Steinchen gesetzt habe."


    Alexandria! Athen! Warum ich in Rom? Ich habe schon einige Leute kennengelernt, die ihre Jugend in Athen verbringen durften, ich bin uralt, wenn ich dahin komme, wenn ich dahin komme. Bald werde ich zwanzig, ihr Götter! Das halbe Leben ist vorbei, und ich habe noch nicht richtig angefangen, zu lernen ...


    "Natürlich werden wir heiraten." Ahäh. Ich verfärbe mich. "Ich meine: jeder heiratet doch, das ist ganz natürlich. In zehn Jahren werden wir alle Familie haben, Kinder, Mädchen, Jungen, das ist das, was wir für unsere gens tun können. Und Familie ist etwas wunderbares, meine ich. Ich hätte gerne Geschwister gehabt. Meine Kinder werden Geschwister haben. Ich plane etwa ein Dutzend." :D Ich schaue Aurelia Helena an, nicht ganz ernst, aber auch nicht völlig unernst. Meine Mutter soll - auch wenn sie sie nicht auf den Schop nehmen kann - viele Enkel bekommen.

  • Natürlich ergaben sich Gespräche mit Händlern fast zwangsläufig. Helena kannte das nur zu gut, doch trotzdem würde sie keinen dieser Männer oder Frauen gleich als einen Freund bezeichnen. Entweder vergab Flavius Lucanus einen Freundschaftsbonus also recht schnell, oder aber er war sehr oft in diesem Laden. Was er dort wohl suchte? Vielleicht Geschenke für andere Frauen? Aus den Augenwinkeln musterte Helena ihren Begleiter, bevor sie mehr für sich selbst den Kopf schüttelte. Nein, das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Es sei denn Flavius Lucanus hatte das ein oder andere Geheimnis, das er sehr gut verbergen konnte. Helena war so in ihren Gedanken vertieft, dass sie seine nächsten Worte fast überhört hatte. Deswegen antwortete sie auch erst etwas verspätet.


    "Interessante Gespräche...ja, das ist so eine Sache. Mir ist es schon oft genug passiert, dass ich mir ziemlich dumm vorkam, weil ich bei einem bestimmten Thema nicht mitreden konnte. Meistens handelte es sich dabei um Politik. Ja ich weiß, die meisten Frauen interessieren sich dafür einfach nicht und bis jetzt war es bei mir genauso. Aber ich habe mir vorgenommen etwas daran zu ändern. Mhhh was meinst du? Vielleicht kannst du mir sogar ein wenig dabei helfen?"


    Wenn er wirklich so viel lernte, dann musste er doch sicher dazu in der Lage sein auch ihr etwas davon zu vermitteln. Ob er dazu Lust hatte war natürlich eine ganz andere Frage. Sie wusste schon jetzt, dass er wahrscheinlich sehr viel Geduld mit ihr haben musste. Aber jemanden aus der Familie fragen? Nein, das kam für sie irgendwie nicht in Frage. Bei seinem Versprächer stockte Helenas Schritt kurz. Etwas ungläubig sah sie Flavius Lucanus an, bevor ihr helles Lachen erklang. "War da vielleicht der Wunsch Vater des Gedanken?" Sie zwinkerte ihm zu, denn selbstverständlich konnte man bei einem ersten Treffen noch nicht wirklich über soetwas nachdenken. "Ein Dutzend Kinder?! Du meine Güte! Ich hoffe, du teilst deine Pläne deiner Frau vor der Hochzeit mit." Sie kicherte leise, bevor sie wieder ernst wurde. "Ich glaube nicht, dass eine Heirat soetwas natürliches ist. Früher, als kleines Mädchen habe ich immer davon geträumt später nur den Mann zu heiraten, den ich wirklich liebe. Aber heute weiß ich, dass das nur sehr selten passiert. Eine arangierte Ehe ist wesentlich häufiger und vielleicht sogar besser. Liebe kann so schnell vergehen..." Helenas Augen flackerten kurz und ein trauriger Ausdruck huschte über ihr Gesicht, bevor sie sich wieder gefangen hatte. Obwohl es ihr schon wesentlich besser ging würde es wohl noch eine ganze Weile dauern bis sie über die ganze Sache hinweg war.


    "Eigentlich sind junge Frauen in meinem Alter meistens schon verheiratet. Mir Sicherheit plant mein Vormund schon etwas, auch wenn ich noch nichts davon weiß. Aber eines sag ich dir: Sollte er mir einen dicken, fetten, hässlichen, alten Kerl aussuchen, dann kann er mich erleben. Nicht umsonst sind Tiger meine Lieblingstiere."


    Nun war auch das fröhliche Grinsen wieder da. Sollte es wirklich soweit kommen wusste Helena nicht, ob sie wirklich den Mut dazu haben würde Einwände zu erheben. Aber, so die Götter es denn wollten, würde sich vielleicht bald ein junger und gutaussehnder Mann für sie interessieren. Sojemand wie Flavius Lucanus vielleicht?

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