Hier befindet sich das Bad des Castellums. Dies gehört zu dem zusätzlichen Luxus, welcher in den Standlagern der beiden Hauptflotten in Ravenna und Misenum archäologisch nachweisbar eingebaut war.
Das Balneum (Bad)
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Nach dem Abstecher in seine Unterkunft traf Macer vor dem Bad wieder auf den Praefecten. "Gehen Soldaten der Flotte eigentlich auch gerne in die Thermen oder bevorzugen sie das naheliegende Meer?" fragte er scherzend, während sie die Eingangstür passierten.
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Ich würde meinen, sie bevorzugen die dafür vorgesehenen Teile des Hafens, zumindest für ihre Schwimmeinheiten. nahm ich den Scherz auf und zusammen betraten wir die Thermen.
In der Umkleide zeigte ich ihm den speziell für die hohen Offiziere abgesonderten Teil, wo wir uns unserer Tuniken entledigten, die hohen Holzsandalen anlegten und die notwendigen Utensilien mitnahmen.
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"Verständlich, in den Thermen wird man ja nicht gerade zum Langstreckenschwimmer", bemerkte Macer, während sie die Umkleide betraten. Es hätte ihn auch nicht gestört, wenn es keine gesonderte Umkleide für die Offiziere gab, denn im Bad selber war man ja ohnehin gemeinsam im Raum. Zumindest nahm Macer einfach an, dass es keine getrenten Badetrakte bei der Classis gab, denn bei der Legion hatte es das auch nicht gegeben. Vorsichtig klapperte er mit den Badesandalen über den Boden. "Auf eine Massage vor dem Bad werden wir wohl verzichten müssen, nehme ich an", stellte er als Vermutung in den Raum.
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Ja, leider ist das so. Wir können hier nicht den gleichen Luxus bieten, wie in den grossen Thermen Roms. Trotzdem hoffe ich, dass du dich hier gut erholen kannst.
Gemeinsam betraten wir die ersten Badesäle, wo sich auch einige Soldaten tummelten. Hier und da wurde ich gegrüsst, einige blickten uns neugierig nach, da ein neues Gesicht in Begleitung des Praefectus für die Truppe interessant war. Ein Gast? Ein wichtiger Bote? Verwandtschaft? Geschäft?
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Lächelnd winkte Macer ab. "Ganz besimmt. Auch in Rom nutze ich längst nicht jeden Tag die Möglichkeit zu einer Massage. Wenn man wie ich viel zu Fuß in der Stadt ist, ist man auch so recht entspannt. Nur die Füße und Beine brauchen dann Entspannung und die bekommen sie im Wasser sowieso." Daher verbrachte Macer in den Thermen die meiste Zeit auch im lauwarmen oder warmen Wasser, einfach im Becken sitzend, damit die Beine mal entlastet waren.
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Die beiden Männer suchten nach gemeinsamer Absprache daher erst das lauwarme Becken auf und setzten sich genüsslich. Es tat gut, auch mir, den Rücken und die Beine so zu entspannen und ich konnte dem Senator gut nachfühlen, was er meinte.
Ich würde dich also morgen gerne auch zu den Prüfungen der Probati einladen. Wir halten diese in Form von Wettkämpfen ab. Wenn du interessiert bist, begleite mich doch morgen auf den Exerzierplatz. Wann wir unsere "academischen" Themen besprechen, das obliegt ganz alleine deiner Präferenz.
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"Bei den Legionen machen wir es auch häufig in Form von Wettkämpfen", ergänzte Macer, dem dieser Form der Rekrutenprüfung daher nicht neu war. "Aber das kennst du sicher sowieso, du warst doch auch mal bei einer Legion, oder?" erkundigte er sich, da er sich diesbezüglich nicht ganz sicher war. Er hatte sich darüber zwar erkundigt, aber sein Gedächtnis vergaß solche Sachen auch ganz gerne schnell wieder.
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Ja, das schon, bei der IXten in Germania, aber nur als Praefectus Castrorum und dies erst noch während Kriegshandlungen und einem Feldzug. Da war keine Zeit für Rekrutenprüfungen. Wer die Schlacht überlebte, hatte bestanden. half ich dem Senator gerne mit meiner Lebensgeschichte etwas aus.
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"Immerhin, eine ehrlich Einstellung", stimmte Macer schmunzelnd zu. "Wie schrieb doch ein Geschichtsschreiber in jüngerer Zeit so gewandt: Unsere Übungen sind unblutige Schlachten und unsere Schlachten blutige Übungen." Mit griffigen Sprüchen hatte Macers Gedächtnis nicht ganz so große Probleme wie mit fremden Lebensgeschichten. Kurz schloss er die Augen, um das angenehm temperierte Wasser richtig zu genießen.
"Aber es stimmt schon, was gibt es besseres für einen Soldaten als sich in einer Schlacht zu bewähren? Jeder Drill verblasst, wenn man einmal einem echten Feind gegenüber steht."
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Ja, das stimmt definitiv! Ich selbst musste, nein durfte, dies in meiner Probatio auch erfahren. Damals in den Wirren in Hispania. Eine grausame Zeit, doch hat sie mich stark gemacht und meinen Vorgesetzten gezeigt, dass sie sich auf mich verlassen können.
Die Erinnerungen an diese Anfänge meiner Karriere liessen mich trotz des angenehm lauen Wassers erschaudern.
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"Ach richtig, die Sachen in Hispania." Macer begann in seinem Gedächtnis zu kramen. "Meridius hat einiges davon erzählt, ansonsten kam in Rom ja nur das an, was der Senat zu hören bekommen sollte. Oder was man sich auf anderem Wege selbst besorgt hat." Wobei Macers Motivation für eigene Erkundigungen damals nicht sehr hoch war.
"Da hast du mir jedenfalls im Prinzip etwas voraus. Ich habe erst als Kommandeur auf dem Schlachtfeld stehen müssen, als Laeca auf Rom zog."
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Davon haben wir wiederum nicht gerade viel erfahren. Muss aber ziemlich beängstigend gewesen sein, plötzlich angegriffen zu werden, wo man immer dachte, Italia sei sicheres Land.
Ob meine Erfahrung mir aber zum Vorteil gereichen wird, wird sich noch weisen müssen. Es könnte ja sein, dass auch auf uns wieder unruhige Zeiten zukommen.
Was ist an der Sache dran, der Kaiser soll verwundet worden sein? Weisst du da mehr?
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Macer schüttelte den Kopf. "Ich weiß auch nicht mehr, als in der Acta Diurna offiziell verkündet wird. Einer meiner Klienten ist zwar Tribun bei der Legion, aber über solche Dinge kann er mir natürlich auch nicht mehr berichten, als offiziell gewünscht ist. Soweit mir bekannt ist, wurde der Feldzug jedenfalls nicht unterbrochen, also kann die Verletzung nicht allzu schlimm sein."
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Hoffen wir es! Ich erhielt vorhin eine Mitteilung der Flotte aus Ravenna, der Kaiser sei verletzt, doch mehr stand da eben auch nicht drin! Im Falle von Wirren wären wir die einzige Militäreinheit in Italia. Das würde jede Menge Arbeit bedeuten.
Ich machte eine bedeutsame Pause.
Du hast gute Kontakte in Rom. Ich wäre sehr froh, wenn du an den richtigen Stellen sicherstellen könntest, dass man weiss, dass die Flotte dem Kaiser treu ergeben ist und man sie einsetzen kann, wenn es nötig wird, auch an Land.
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Macer blickte den Praefectus einen Augenblick an, bevor er antwortete. "Ich denke nicht, dass es irgendeinen Zweifel in Rom daran gibt, dass die Flotte treu zum Kaiser steht. Auch gehe ich nicht davon aus, dass es aufgrund solcher Meldungen zu Wirren kommen kann. Die Götter haben uns auf einige Prüfungen gestellt, aber wir sollten nicht immer mit dem schlimmsten rechnen."
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Ich hoffe es inständig!!
Dann legte ich mich wieder zurück und liess das warme Wasser die trüben Gedanken wegspülen.
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"Wie geht es eigentlich der Factio Albata?", erkunigte sich Macer, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten. "Ich sprach mit Modestus über ein mögliches Rennen in Mantua, welches die Factio ausrichten wollte, aber konkret ist bisher nichts geworden."
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Mit einem Ruck, so dass das Wasser am Körper des Senators bedrohlich hoch schwappte, setzte ich mich auf.
Oje, die Factio. Mir scheint, als wäre ich das einzige Mitglied. Bei all der Arbeit hier kann ich mich gar nicht richtig um die Factio kümmern. Es ist zwar schade, aber meine Aktivitäten in der Factio werde ich wohl erst so richtig ausbauen können, wenn ich irgendwann einmal, so die Götter dies wollen, in den Senat berufen werde.
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Ein leichtes Lachen konnte Macer sich nicht verkneifen, als der Praefect so plötzlich hochschreckte. "Na, kein Grund, gleich die Schiffe zum Kentern zu bringen! Wie gesagt, ich sprach mit Modestus darüber und es war sogar seine Idee gewesen. Aber ich kenne das Gefühl nur zu gut, der einzige Aktive in der Factio zu sein. Aber letztlich ist es dann doch immer so, dass man es entweder auch alleine geschafft bekommt oder im richtigen Augenblick dann doch alle anpacken." Immerhin, zu den Rennen mussten alle da sein, schließlich konnte auch ein princeps der Factio nicht alle vier Wägen auf einmal fahren.
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