Als man mich dann endlich eingelassen hatte suchte ich sofort das Gemach meiner Gattin auf....... klopfte und lauschte....
Cubiculum | Gäste
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...und es war wirklich etwas an der Tür zu hören gewesen. Als erstes ein "kleinen Augenblick bitte, ich bin gleich an der Tür," dann ein kleineres Plappern und Brabbeln, sechs große und kleine Füße, die fast gleichzeitig barfuß über den Fußboden gen Tür patschten. Zwischendrin noch immer Rufe der hoffnungslos unterlegenen Mutter doch nicht einfach immer zur Tür zu rennen und vielleicht mal zu warten bis Venusia an der Tür war um diese selbst zu öffnen. Doch es war ein aussichtsloser Kampf, den Venusia dort mit ihren Kindern focht. Sie würden wohl diesbezüglich ihre Neugierde nie überwinden können.
Was der Klopfende sah? Ganz einfach. Erst einen sich langsam öffnenden Schlitz zwischen Tür und Rahmen, dann ein Paar Augen welches neugierig nach oben sah. Die Tür öffnete sich dann noch ein Stück um auch dem zweiten Kind die Möglichkeit zu geben etwas zu sehen. Dann endlich öffnete sich die Tür weiter und Venusia selbst war zu sehen. Während die Kleinen freudig dreinschauten, machte Venusias Gesicht einige Veränderungen durch. Von freundlich, über überrascht und ungläubig hin zu einem glücklichen Strahlen war alles dabei. Natürlich dauerte es nicht lange bis die Tür nun gänzlich geöffnet war und Venusia ihrem Mann glücklich um den Hals fiel.
"Primus, endlich. Du bist wieder hier."
Mehr Worte fielen Venusia nicht ein und die wenigen, die es waren, ermangelten jedweder Qualität. Aber das war im Rahmen des Wiedersehens auch gänzlich egal. Was zählte war das Wiedersehen überhaupt. -
Ich hatte mir das Wiedersehen täglich ausgemalt und herbeigesehnt, doch auf so einen Augenblick kann man sich nicht vorbereiten, mag man noch so alt, so erfahren und so männlich sein.
Die Tränen kamen, als mich meine Kinder ansahen und hörten auch nicht auf, als mir meine Frau um den Hals fiel......Ich erwiderte die Umarmung, drückte und küsste Venusia, bevor ich sie wieder los liess um mich zu den Kindern zu beugen und nach beiden zu greifen, um sie ebenfalls in meine Arme zu schliessen....
"Sevilla, Lucius.... endlich habe ich euch wieder.... wie sie doch gewachsen sind....."
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Natürlich erwiderte Venusia die Küsse und trat dann bereitwillig zur Seite als die Kinder an der Reihe waren, welche mit großen Augen ihren Papa ansahen. Ein Gesicht, das sie schon gesehen hatten aber der Zeitpunkt so lang zurücklag.
"Sie sind in vielem nicht faul gewesen und im wachsen schon gar nicht. Aber komm doch erst einmal herein. Möchtest du etwas essen oder trinken oder einfach nur sitzen oder baden?"
Viele Fragen auf einem Haufen. Es sprudelte einfach so aus Venusia heraus. Die Freude ihren Mann nach all den Monaten wieder zu sehen war zu groß um auf irgendetwas Rücksicht zu nehmen und wenn sie ehrlich war, ein wenig mitgenommen sah er schon aus. Also es war jetzt nicht so, dass er schlecht aussah, aber man konnte offenkundig sehen, dass es eine lange Reise gewesen war. Nachdem Ausgang selbiger traute sie sich nicht zu fragen. nicht jetzt. Die Wiedersehensfreude sollte nicht durch eventuelle trübsinnige Gedanken oder schreckliche Neuigkeiten Schaden nehmen. Es war doch auch für die Kinder schöner einen glücklichen Vater wiederzusehen. Also beließ sie es bei dem ersten Schwall an Fragen und wartete ab bis alle wieder im Zimmer waren und sie vielleicht eine Antwort auf die Frage bekam.Die Kinder selbst untersuchten natürlich in ihre Neugierde alles. Sie machten auch nicht vor Nasen und Ohren und sonstigen zu Gesichtern gehörenden Dingen halt. Alles musste auf ihre Haltbarkeit überprüft werden und da die Mama es ihnen nicht verbot und die beiden blitzschnell auf den eigenen Arm nahm um Besucher vor dieser Folter zu schützen, wurde von dieser seltenen Möglichkeit natürlich sofort Gebrauch gemacht.
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Ich sah Venusia an und etwas leise sagte ich "Wir haben es geschafft.... Livianus ist hier...."
Ich wusse allerdings nicht, wo er sich gerade aufhielt, ob er ein Bad nahm, oder vielleicht im Atrium die Sonne genoss...... gerne hätte ich ihm meine Kinder gezeigt....
".... und wir werden bald wieder abreisen.... nach Rom..... ich möchte ihn wohlbehalten dort wissen."
Und das konnte ich nur garantieren, wenn ich ihn selbst dorthin bringen würde....
"Aber sag.... wie ist es euch ergangen? Corvus hat sicher gut auf euch aufgepasst?!"
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Hmm...eine Antwort auf ihre Fragen war nicht wirklich aus den Worten ihres Mannes zu erkennen. Dennoch war die Botschaft, die sie hier erfhr eine gute und ihre schlimmsten Befürchtungen waren entkräftet. Sie hatten es geschafft und ihr Schwager war zurückgekehrt. Hoffentlich ging es ihm gut und er musste keine schlimmen Dinge erleiden. Das jedoch würde sie wohl erst später erfahren. Sie ging davon aus, dass sie ihn wohl bald wiedersehen konnte.
"Das freut mich wirklich zu hören. Es erleichtert mich unheimlich. Natürlich kann ich verstehen, dass du ihn auf dem letzten teil der Reise noch begleiten willst. Roma soll ihn ja garantiert zurückbekommen."
So war das Wiedersehen also nur kurz und wahrscheinlich auch nur wenige Tage lang. Etwas Schwermut legte sich auf ihre Herz ihren Mann nun nach der freudigen Umarmung bald wieder verabschieden zu müssen. Allerdings würde sie ja selbst bald eine Reise antreten müssen. Die zu ihrer Familie. Dennoch lächelte sie weiter und zeigte nichts von den kleinen Kümmernissen. Die hatten hier keinen Platz.
"Corvus und Aelia haben sehr gut auf uns aufgepasst. Es hat uns an nichts gemangelt und sie hatten auch viel Geduld mit uns. Nachdem die Kinder das Laufen erlernt hatten, war nichts mehr vor ihnen sicher auch die anderen Zimmer und Räume nicht. "
Sie war ja nur ständig dabei ihnen hinterher zu laufen und wenn sie es nicht selbst war, dann jemand anderes. Unterwegs waren die beiden aber dennoch ständig gewesen und es hatte auch das eine oder andere Mal etwas Schaden genommen. -
Ich lachte..... konnte mir lebhaft vostellen,wie die beiden Kleinen alles hier unsicher machten..... und im gleichen Moment überkam mich ein leichtes gefühl der Trauer, dass ich diese Dinge nicht miterleben durfte..... und auch, sicher noch ein paar Wochen oder sogar Monate verpassen würde.....
"Ich werde versuchen, so schnell als möglich zurückzukehren...... schliesslich muss ich meinen Kindern das Reiten beibringen!"
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Jetzt war wohl der geeignete Moment auch von ihren Plänen zu sprechen, von der Einladung zu erzählen, die sie erhalten hatte und welche sie auch für einige Zeit von hier fortführen würde.
"Ich habe eine Nachricht von meiner Familie erhalten. Zwei von ihnen werden bald heiraten und baten darum, dass ich zu diesen Zeremonien anwesend bin. Ich habe sie so lange nicht mehr gesehen und würde ihnen diesen Wunsch gern erfüllen. Vielleicht könnten wir uns danach in Roma treffen?"
Dann wäre ein Stück des Rückweges gemeinsam zu verbringen und wo sie so lange auf einander verzichten mussten, wäre das doch eine gute Möglichkeit etwas Zeit mehr miteinander zu verbringen. -
"So? wer wird denn heiraten? Wo? In Germanien? Du willst mit den Kindern eine solch lange und gefährliche Reise antreten?"
Ohne Schutz.... ohne mich.....
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Leise seufzte sie.
"Ja, die Hochzeit würde in Mogontiacum stattfinden. Es heiratet Lando und ein weiterer Vetter von mir."
Kurz sah sie ihren Mann an und dann zu den Kindern und dann wieder zurück.
"Ich weiß um die Risiken der Reise. Ich habe auch einige Zeit überlegt. Dennoch ist es für meine Verwandten ein wichtiger Moment und ich denke, dass es schon etwas komisch in der Provinz angesehen würde, wenn ich zu diesen Terminen nicht erscheinen würde. Du kannst doch auch gern nachkommen, wenn du Livianus abgeliefert hast, dann wäre nur ein Stück des Weges für mich allein zu bewältigen und ziemlich sicher bin ich ja nicht gänzlich allein."
Sie hoffte, dass ihre Argumentation einigermaßen nach zu vollziehen war. So irgendwo zumindest. -
Lando.... immer wieder dieser Wichtigtuer.....würde er auch die Verantwortung aus sich nehmen, wenn meiner Frau oder meinen Kindern auf der Reise etwas zustoßen würde....
"Nunja, die Provinz ist mir in diesem Fall herzlich egal.... schliesslich geht es um meine Familie..... und ich glaube nicht, dass der verehrte Lando eine glückliche Hochzeit verleben würde, wenn euch auf der Reise etwas zustoßen würde, meinst du nicht?"
Ich sah sich kurz an, doch fuhr fort, bevor sie antworten konnte
"Aber wie ich dich kenne, läßt du dich kaum von deinem Vorhaben abbringen, egal, wie ich dazu stehe....... nur eines sei gesagt.... sollte dir oder den Kindern etwas zustoßen, werde ich Lando persönlich dafür verantwortlich machen!"
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Livianus war der Einladung seines Bruders gefolgt und ließ sich, nach dem er sich frisch gemacht und neu eingekleidet hatte, zu den Unterkünften von Magnus Familie geleiten. Die Sklaven öffneten die Türen und ließen den Senator eintreten. Er war bereits gespannt darauf, die Kinder seines Bruders kennen zu lernen. So viel hatte er verpasst durch den Feldzug gegen die Parther und seine anschließende Gefangenschaft. Doch nun sollte endlich wieder Ruhe in sein Leben einkehren und er wollte nur noch in den Schoß seiner Familie zurückkehren. Langsam trat er ein. Magnus und seine Frau Venusia waren gerade in ein Gespräch vertieft und schienen ihn zuerst nicht zu bemerken. Daher räusperte sich der Senator und trat noch näher. Ein breites Lächeln trat in sein Gesicht als er die beiden dort so sah.
"Ich hoffe ich störe euch nicht."
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Genau so hatte sich Venusia die Rückkehr ihres Mannes vorgestellt. Kaum gesprochen und sich wieder gesehen, schon ein Streit. Wobei es in dieser Art eigentlich der Erste war. Sie versuchte sich zu erinnern, aber es wollte ihr kein anderer einfallen.
"Sie sind doch aber auch meine Familie..."
dann brach sie ab und schwieg. Sie war sich sicher gewesen zu fahren. Doch im Moment wankte sie ein wenig. Mit dem Dickkopf hatte Primus gar nicht so unrecht. Im Moment würde sie noch immer reisen. Wollte sie doch ihre Familie wieder sehen. Allerdings hatte sie keine Lust sich auf die Zuweisung von Schuldgefühlen einlassen. Wenn er der Meinung war Lando persönlich dafür haftbar zu machen, dann wird es wohl so sein müssen. Von einem Problem auf der Reise ging Venusia nicht aus. Es war Frühjahr und es ging auf den Sommer zu. Das Wetter stabilisierte sich. Dann würde ihr Verwandter ja noch mitkommen. Allein war sie ganz sicher nicht.Das Thema war dann auch schnell beendet, da ihr verloren gegangener Schwager eintrat. Sie war sogar ein wenig froh darüber, dass der Punkt vorerst beendet war. Ihr Blick ging zu Livianus, welcher gerade eingelassen worden war. Das Gesicht hellte sich auf und mit einem offenen Lächeln ging sie auf ihn zu um ihn zu umarmen und Willkommen zu heißen.
"Du störst ganz sicher nicht. Es freut mich, dass du hier bist. "
Nach einem kurzen musternden Blick gab sie das Feld wieder frei und trat etwas zurück. -
Der Senator erwiderte mit freunden die Umarmung seiner Schwägerin und fühlte sich dabei zum ersten Mal wieder so richtig zurück bei seiner Familie. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt in den Arm genommen worden war. Ihr musternder Blick entging ihm dabei nicht. Er hatte zwar auf der Flucht einige Zeit gehabt die Wunden zu versorgen, doch hatten ihm die lange Gefangenschaft und die Strapazen der Flucht deutlich gezeichnet. Sein Gesicht war braungebrannt, wirkte jedoch eingefallen und müde. Dazu waren am Körper noch deutlich die Stellen der Folter zu sehen, die Livianus über sich ergehen lassen musste.
"Mich freut es auch Venusia."
Dann sah er kurz zu seinem Bruder und wieder zurück zu seiner Frau. Erst dann viel seine Aufmerksamkeit auf die andere Ecke des Raumes, in der zwei Kinder saßen und spielten. Livianus Augen wurden größer und sein Gesicht wurde wieder ernst. Es war ein bewegender Moment für ihn, zum ersten Mal die Kinder seines Bruders, seinen Neffen und seine Nichte, zu sehen, was selbst seine Augen etwas feucht werden ließ. Da sie ihn nicht kannten scheute er sich jedoch davor auf sie zuzugehen und beobachtete sie vorerst nur aus der Entfernung. Magnus und Venusia ließ er dabei im Moment vollkommen außer acht.
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Dass Livianus gerade jetzt herinkam, war mir mehr als unrecht, wollte ich doch solche Diskussionen nicht einfach abbrechen.... aber was blieb mir anderes übrig.... was blieb mir überhaupt übrig.... ich würde nach Rom reisen und meine Frau ohnehin machen, was sie für richtig hielt..... nunja, das hatte man davon, wenn man aus Liebe heiratete und nicht aus Kalkül....
Doch es war an der Zeit Livianus meiner Familie vorzustellen.... Venusia übernahm ihre Vorstellung selbst und als Livianus zu den Kindern blickte sagte ich nur kurz "Sevilla und Lucius, das ist euer Onkel Livianus.... "
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Als ragin von der Arbeit in die Regia gekommen war, hörte er Stimmen aus Venusias Teil des Cubiculums. Zum einen hörte er Dagmar und ihre Kinder, aber er hörte auch noch zwei Männerstimmen. Da sollte er besser nachschauen, nicht dass es noch Gerede geben würde, schließlich war ihr Mann ja seit einiger Zeit abwesend.
Als er dann dort ankam sah er zwei ihm unbekannte Männer, die Kinder und seine Cousine. Sie wirkten vertraut, wenn auch nicht allzu sehr, als würden sie sich kennen. Vielleicht waren es zwei Bekannte von früher, oder Freunde ihres verschollenen Mannes.
"Venusia? Ist alles in Ordnung? Ich habe fremde Stimmen gehört und da wollte ich mal lieber nachschauen ob es dir und den kleinen gut geht. Störe ich?"
Er stellte sich mal nicht selbst vor, denn wenn Venusia das für angebracht hielt, würde sie es selbst machen. Offenbar schämte sie sich seiner sowieso, denn ihren Gastgeber den Präfekten hatte er selbst jetzt, kurz vor seiner Abreise, noch nicht kennen gelernt. Ob er wohl zu germanisch für die feine römische Gesellschaft war?
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Die wenigen Schritte bis zu den beiden spielenden Kindern war Venusia schnell gegangen und so nahm sie Sevilla auf den Arm und Lucius an die Hand um mit ihnen zu ihrem Onkel und ihrem Vater zu gehen. Der ganze Rummel, der sich eigentlich auch zum Teil um sie drehte, schein sie nicht wirklich zu interessieren. Nun aber wurden sie sich der besonderen Situation gewahr und musterten mit großen Augen den Auflauf in ihrem Spielreich. Eigentlich ja das Schlafzimmer, aber das waren ja nur Kleinigkeiten, die gern ignoriert wurden. Natürlich wollte nun auch Lucius auf dem Arm. Die Sicht war doch oben viel besser als von unten. So gab sie Sevilla an ihren Papa weiter und nahm dann Lucius hoch.
"Seht, euer Onkel ist wieder da. Den dürft ihr immer ordentlich auf Trab halten wenn er da ist."
Man konnte schon für einen Moment ein kleines gehässiges Grinsen in ihrem Gesicht erkennen. Aber nur für einen kleinen Moment. Auf Trab halten konnten sie auch ganz gut ein ganzes Haus. Das wusste sie aus Erfahrung.
Livianus selbst sah nicht wirklich gut aus, aber vermutlich besser als vorher, wenn sie sich das Gesamtbild so betrachtete. Es war kein Ort und kein richtiger Moment um darüber zu sprechen oder gar nachzufragen. Auf diese Art hinterlassene Spuren, waren immer mit Schmerzen verbunden, die kaum jemand nachvollziehen konnte. Vielleicht dann, wenn man ähnliche selbst erlebt hatte. Venusia wäre es damals ganz und gar nicht recht gewesen danach gefragt zu werden und war es heute auch nicht wenn jemand ihre unverhüllte Rückseite sah. Weitere Gedankengänge in diese Richtung wurden ihr aber auch abgenommen als Rufus eintrat. Ihr Verwandter schien ein gutes Gespür für Menschenansammlungen zu haben.
"Rufus, darf ich dir meinen Mann vorstellen und seinen Bruder Marcus Decimus Livianus. Sie sind beide vor Kurzem erst zurückgekehrt. Primus, Livianus? Das ist mein Verwandter Marcus Duccius Rufus. Er weilt zur Zeit auch in Alexandria. "
Nach einander hatte sie auf die entsprechenden Personen gedeutet. Da sie davon ausging, dass ein jeder wusste wie Magnus hieß, hatte sie hier den Namen ausgelassen. Auch irgendwelche Stände oder Posten hielt sie in dieser Vorstellung für Fehl am Platz. Es war die Familie. Da spielte doch so etwas keine Rolle. -
.... und noch einer..... diese Duccier waren überall.... wie.... naja....
"Salve Duccius! Danke für deine Sorge um meine Familie, aber es ist alles in Ordnung"
Um mich abzulenken, beschäftigte ich mich mit Sevilla, die schön langsam auftaute in meinen Armen....
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Das war Dagmars Mann? Irgendwie hatte Ragin ihn sich größer und imposanter vorgestellt. Schließlich war es der Mann seiner Cousine, aber der war ja kleiner als er selbst! Im hause der Duccier wären wohl nur die Frauen kleiner als er gewesen. Aber das machte ihn nicht unsympathisch, schließlich mchte er auch den zwergenwüchsigen Griechen Nikolaos gerne, aber ein wenig enttäuscht war Ragin schon. Den Mann seiner geliebten Cousine hatte er sich wie einen großen strahlenden Held aus den Geschichten seiner Mutter vorgestellt, der nun ausgeritten war um jemanden aus den Händen der Parther zu befreien...aber so sah der Mann vor ihm irgendwie nicht aus. Und als er ihn dann noch ein wenig despektierlich nur mit dem Familiennamen ansprach, obwohl Venusia ihn ja vorgestellt hatte, war sich Ragin sicher, dass er genau so einen Römer vor sich hatte, die den Auftrag zu Sveijas Entführung gegeben hatten und ganz gewiss kein Familienmitglied. Trotzdem blieb er natürlich höflich und freundlich, denn auch wenn er den Römer nicht mochte, war er immer noch Venusias Mann.
"Salve. Es ist mir eine Ehre euch beide kennen zu lernen und eine ganz besondere Freude endlich den Ehemann meiner Cousine persönlich kennen zu lernen."
Da stand er nun ein wenig verloren und wusste nicht so ganz was er noch sagen sollte. Offenbar schien er hier nicht wirklich willkommen zu sein, aber auf der anderen Seite konnte er nicht einfach so schnell wieder abhauen.
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... legte sich ein erschöpfter Mann auf das ihm zu weiche Bett. Er hatte nur die Schuhe abgestriffen und den Mantel beiseite gelegt. Ansonsten völlig bekleidet, streckte er sich auf dem breiten Bett aus und drückte unter Schmerzen den Rücken gerade. Viele Monate Tag ein und aus auf dem Rücken eines Reittieres zuzubringen war schon hart. Dazu noch auf den Römern ungewöhnlichen Rücken zu balancieren eine Schandtat für die eigenen Gebeine. Er rutschte herum, dachte an eine Massage und ein wunderbares Bad. Aber er hatte auch Gerüchte gehört, die die römische Administration in Alexandria verunsicherte. Er wollte lieber im Palast bleiben. Genug Abwechslung, Abenteuer und Gefahren hatte er in den letzten Monaten durchlebt. Nun ging es ihm erstmal um Ruhe, Entspannung und vorallem darum nicht schonwieder zwischen irgendwelche Fronten zu geraten.
Er starrte an die Decke. Fast unvorstellbar still war es hinter diesen dicken Mauern. Nur selten klang ein Laut von den marmorierten Gängen herein. Oft ein klacken von Schuhen oder ein leichtes Tuscheln der Haussklaven im Dienste ihrer Arbeit und unter der fälschlichen Annahme allein zu sein. Nach einer Weile drehte er sich auf die Seite, blickte zum Fenster hinaus. So wie er nichts von den Gebäuden ringsum sehen konnte -sie waren einfach niedriger gebaut- fühlte sich auch die Zukunft an. Blieb er in Abhängigkeit oder machte er sich frei? Welches Tor würde das Richtige sein, welche Tür die A-Karte.
Zurückgedreht auf den Rücken nahm er sich vor weniger Gedanken darüber zu vergeuden und das Leben wie bisher einfach laufen zu lassen. Es hatte sich immer etwas ergeben. Mal waren es Höhen die er erklomm, dann watschelte er durch Tiefen und doch reckte sein Kopf immer wieder aus dem Treibsand dieses Reiches hinaus. Wer wußte schon, ob jetzt nicht doch ein Ast erschien, an dem er sich aus den klitzekleinen Kieselsteinen herausziehen konnte.
Noch über den Gedanken verweilend, schlief er ein. Schon bald ertönte ein sanftes Schnarchen, das sehr bald unüberhörbar laut wurde und ab und an mit einem Hüsterle durchbrochen wurde. Die Träume verließen die Gedankenstraße und tauchten ein in das Bedürfnis nach einem Bad und einer intensiven Massage...
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