Ein winterlicher Ausflug...


  • Als sie das Stadttor verließen, brach Loki das Schweigen, das bisher zwischen ihnen herrschte.


    "Sind die Winter in Italia genauso kalt? Ich war einmal im Süden, und es war fast abartig heiss... dabei war es mitten im Herbst!"


    Während sie sich langsam von der Stadt entfernten, sog Loki mit vollen Zügen die kristallklare Luft ein, in der Stadt selbst herrschte schon ein vollkommen anderes Klima..

  • Und wie kalt es war. Nach ein paar Metern hatte sich Valentina in ihren Mantel eingewickelt und wünschte sich sie hätte einen noch dickeren angezogen. Aber sie war so neugierig gewesen, dass sie daran natürlich nicht mehr gedacht hatte. Aber sie beschwerte sich nicht. Sie war keine dieser verzogenen Gören und lächelte Lando zu als dieser sie ansprach. "Nein, so kalt wird es in Rom niemals." Sie selbst bließ in die kalte Luft und beobachtete die Luft wie sie sich in kleinen Wölkchen davonmachte. Nein, so kalt kannte sie es wirklich nicht.
    "Aber dafür ist der Schnee hier wirklich wunderschön." Sie deutete mit der Hand nach unten wo ihr Pferd gerade die glitzernde Schneedecke mit seinen Hufen zerstörte.
    "Aber sah, wohin geht der kleine Ritt?" Neugeirig drehte sie den Kopf und sah Lando von der Seite an. Soetwas hatte noch niemand mit ihr gemacht und sie freute sich wie eine kleines Mädchen.

  • Loki hatte Zeit seines Lebens nichts für die Schönheit des Schnees übergehabt, denn das Leben in seiner Heimat war hart und anstrengend gewesen, jeder Tag Schnee bedeutete einen weiteren Tag ohne Wild und ohne Zehr. Erst seitdem es in den letzten Jahren etwas milder geworden war, hatte er die Möglichkeit gehabt den Winter aus anderen Augen zu betrachten, und die Reaktion von Valentina sprach im Moment für sich.


    "Bemerkenswert dass Legionäre wie dein Bruder es hier überhaupt aushalten. Ich hatte in Italia das Gefühl zu schmelzen...", dafür war Loki um einiges luftiger bekleidet als seine schöne Begleiterin, "Wohin es geht? Das ist ein Geheimnis, aber keine Sorge, es ist nur einen Steinwurf weit entfernt..."


    Und das war es. Am Rande eines Waldstücks ragten zwei große Felsen weit in die freie Ebene hinein, und dazwischen hatte Loki ein kleines Lagerfeuer entzündet und zwei Körbe mit Kleinigkeiten dazugestellt. Aus dem windgeschützten Bereich heraus konnte man die Ebene, die Stadt und den Fluss überblicken.
    Man konnte sagen, Loki fuhr alle Geschütze auf...

  • Tatsächlich hatte sich Valentina sehr schnell wieder in ihren Mantel gemummelt und wäre ihr Pferd nicht so gutmütig gewesen, hätte sie den Ritt sicherlich nicht so unbeschadet überstanden. Ihre Hände brauchte sie nämlich zum Großteil dazu den Mantel auch wirklich schön zuzuhalten. Der Schnee mochte ja schön sein, doch die dazugehörige Kälte gefiel Valentina gar nicht. Am liebsten wäre sie wieder zurückgeritten und hätte sich ganz dicht vor den Kamin gesetzt. Doch Lando wollte sie mit etwas überraschen und da siegte dann doch die Neugier.


    Und ihr Durchhaltevermgögen wurde nicht enttäuscht. Als sie den freien Platz erreichten und die Römerin all die Kleinigkeiten sah, die ihr Begleiter dort arragniert hatte blieb ihr im wahrsten Sinne des Wortes der Mund offen stehen. Vollkommen perplex betrachtete sie das Feuer. "Hast du das etwa alles...?" Sie brach mitten im Satz ab als sie sich ihre Antwort selber gab. "Das ist wunderschön!"

  • Schmunzelnd bemerkte Loki wie sein kleiner Fleck auf Valentina wirkte.


    "Naja... es ist Winter. Und normalerweise machen auch wir keine Ausflüge im Winter, weil man normalerweise immer Gefahr läuft zu erfrieren oder von wilden Tieren angefallen zu werden, aber hier ist das alles etwas.... anders.", er deutete auf zwei Felle, die neben dem Feuer ausgebreitet waren, und ließ sich auf einem davon nieder. Er nahm eine Kanne aus grober Keramik die noch im Aschekreis des Feuers stand, und somit warm gehalten wurde, sowie zwei Becher, und goß etwas gewürzten, und sehr warmen, Wein in die Becher.


    "Hier, bitte.", mit diesen Worten reichte er ihr einen Becher, "Sehr unorthodox, natürlich, aber ich habe mir gedacht dass etwas Abwechslung vielleicht genau das richtige für dich ist, und für mich sowieso. Im Sommer ist der Fleck hier natürlich noch ansprechender, aber so geht es... finde ich..."

  • Immer noch vollkommen überwältigt von der Schönheit des Ortes, von Lokis Bemühungen und von der Überraschung an sich, folgte Valentina ihrem Gastgeber zum Feuer und setzte sich auf das zweite Fell. Die kurze Erwähnung von wilden Tieren, die sie normalerweise in Panik hätte ausbrechen lassen müssen, überhörte sie komplett. Mit großen Augen sah sie sich um und versuchte jedes Detail für immer in ihrem Gedächtnis ablegen zu können. Es war zwar kalt, doch hier am Feuer war die Kälte erträglich und vor allem war sie nur zweitranging weil all das hatte Loki für sie getan.


    Dieser Gedanke ging ihr durch den Kopf als Valentina den Becher entgegennahm und sich die Hände daran wärmte. Sie lächelte und sah wieder auf. "Das hier ist wunderschön, Lando. Aber..." Sie druckste etwas herum, denn sie hoffte so sehr, dass dieses Zusammenkommen nicht nur aus dem Grund statt fand, weil Lando gerade keine andere Beschäftigung hatte. Aber eine Restgefahr bestand und so wollte Valentina zuerst gar nicht fragen. Dann jedoch meinte sie leise. "Warum machst du das alles?"

  • Die Frage nach dem Warum konsternierte Loki etwas.


    "Weil ich nicht möchte dass du deine Entscheidung, in den Norden zu kommen, bereust. Und ich dir einfach zeigen möchte dass dieser Flecken Land, so kalt und ungemütlich er auch zu sein scheint, durchaus auch seine guten Seiten hat...", zum Beispiel dass wir uns kennengelernt haben. Das sprach er allerdings nicht aus, sondern ließ es unausgesprochen in der Luft hängen, während er vom heißen Wein trank und Valentina gewinnend anschmunzelte.
    Selbst in viel Stoff eingekleidet sah Valentina immernoch atemberaubend schön aus, und Loki gab sich größte Mühe sie nicht gleich einer Göttin gleichzustellen, sie anzustarren oder einfach nur vor seinem inneren Auge auszuziehen (ja, Männer taten das mit Sicherheit auch schon vor 2000 Jahren!), sondern beschränkte sich darauf sie anzulächeln und dann den Blick wieder über die weite Ebene vor Mogontiacum streifen zu lassen...

  • Valentina spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg und sie senkte sofort den Kopf. Es ehrte sie ungemein so behandelt zu werden. Noch nie hatte sich ein fremder Mann so um sie gekümmert wie Lando es gerade tat. "Aber das hätte ich doch ohnehin nicht getan." Flüsterte sie nach einer Weile und sah ihren Gastgeber wieder an. "Dieses Land mag ganz anders sein als Rom und es wird sicherlich noch lange dauern bis ich mich hierher gewöhnt habe. Aber es bereuen werde ich ganz sicherlich nicht. Vor allem, weil die Bewohner hier sind äußerst charmant sind." Nun war sie es, die etwas auf Angriff überging und hielt ihren Becher fest umklammert.


    Sie mochte vielleicht keine Erfahrung in solchen Dingen haben, aber selbst Valentina begriff, dass Lando das hier mit Sicherheit nicht nur machte, damit sie eine Winterlandschaft sah. Schweigend blickte auch sie über das Tal hinweg und nippte ab und zu an ihrem Getränk. "Es ist wirklich wunderschön hier oben."

  • Loki schmunzelte. Der Ort verfehlte seine Wirkung nicht.


    "Aye, das ist es. Im Sommer ist es noch schöner, aber du hast dir halt eine recht kalte Zeit ausgesucht um diese Stadt mit deiner Anwesenheit zu beehren.", ein Schauer lief ihm über den Rücken, allerdings konnte er nicht sagen ob es nun an der Kälte lag, die sich noch einmal gegen die vom Feuer und vom warmen Wein in ihm ausgehende Wärme sträubte.
    Doch bevor sie allzu vertraut wurden, und der Wein seine Sinne betäubte, wollte er noch ein ernsteres Thema mit ihr besprechen, um das kein Weg herum führte.


    "Wo wir gerade von deiner Anwesenheit reden. Valerian meinte ich solle mit dir dein Problem beseitigen, was dich alleine in eurer Casa gefangen hält. Was können wir da tun? Einen Sklaven willst du nicht, allerdings musst du es auch aus der Sicht eines Sklaven sehen. Ein Sklave bleibt ein Sklave, ob du ihn nun kaufst oder ein anderer. In deinem Fall, und in seinem, wäre es allerdings besser wenn DU ihn kaufst, als ein anderer. Erstens: es gibt schlimme Schicksale für Bürger, und es gibt noch viel schlimmere Schicksale für Sklaven. Der Viehhändler von der Via Bingia, Drax ist sein Name, behandelt seine Sklaven wie Tiere. Wahrscheinlich sieht er sie auch so. Und niemand kann etwas dagegen tun, weil sie sein Eigentum sind. Nun stell dir vor, du hättest einen von diesen Sklaven. Wäre er mit dir nicht viel besser dran?", er nahm einen weiteren Schluck von seinem Wein, und sah sie dann fragend an, er hoffte sie würde ihn verstehen, "Du beschränkst die Dominus-Servus-Beziehung allein auf die emotionale, aber denk an die Auswirkung, die deine Existenz auf sein Leben hat. Dein Widerstand gegen einen Leibsklaven beruht wahrscheinlich auf das Denken, dass viele Menschen über Sklaven besitzen, und ich kann nur allzu deutlich verstehen dass dir das widerstrebt. Nimm uns Duccier als Beispiel. Die Angestellten meiner Hros sind angestellt, und bekommen jede Woche Geld dafür dass sie mir helfen unsere Tiere zu dem aufzuziehen was sie sind, wenn sie ein stolzer Käufer in seinen Besitz nimmt. Ihre Loyalität gilt vor allem der Hros, da sie es ist, die ihr Arbeit gib, und ich ebenfalls nur als Besitzer an die Hros gebunden bin. Nun haben wir aber auch Marga, Lanthilda und Albin, die nach römischem Recht vielleicht Sklaven sind, nach germanischem Brauch aber viel mehr. Sie sind der Familie verbunden, keinem einzelnen Duccier, sondern der ganzen Familie. Lanthilda ist als kleines Kind zu uns gestoßen, Marga ist älter als jeder andere in der Familie und hat wahrscheinlich mehr Macht über die Familie als Dagmar. Albin ist ein Ding für sich, ich weiß nicht ob du ihm schon begegnet bist. Sein Vater war der Familie zur Treue verschworen, und er selbst ist es seit seiner Reife auch. Er hat beim Überfall auf die Familie mit anderen dafür gesorgt, dass der Großteil fliehen konnte, während die meisten anderen in den Kämpfen umgekommen sind. Albin hat überlebt, und Jahre in Gefangenschaft verbracht, nur um nach seiner Befreiung wieder zur Familie zurückzukehren und seinen Dienst zu versehen. Und das hat er mit Sicherheit nicht gemacht weil die Duccier ihm so grausame Herrscher waren, oder weil er selbst keinen freien Willen hat. Er hatte Gelegenheit genug gehabt zu fliehen und woanders als freier Mann zu leben, ist aber zu denjenigen zurückgekehrt denen er sich selbst zur Treue verpflichtet hat. Und darum geht es, ein Sklave bindet sein Leben an dich, genauso wie du dein Leben an einen Sklaven bindest, das ist eine Bindung voll Vertrauen und Verantwortung auf beiden Seiten. Das negative Bild was du von der Sklaverei hast, liegt daran dass du deine Gedanken nur auf Negativbeispiele beschränkst. Aber es gibt auch gute, und du kannst eins davon sein..."


    Er wartete gespannt ab ob sie auf seine Argumentation einstieg, schließlich führte kein Weg daran vorbei. Dann fiel ihm noch etwas ein...


    "Was möchtest du eigentlich erreichen, wenn ich fragen darf. Ich meine, du wirst Pläne gehabt haben als du nach Mogontiacum gingst, oder?"

  • Mit allem hatte Valentina an diesem zauberhaften Tag noch gerechnet. Aber damit, dass Lando das Thema Sklaven ausgerechnet jetzt und hier ansprach, das traf sie vollkommen unvorbereitet. Schnell drehte sie den Kopf beiseite und der Körper folgte ihr in einer unbewussten Drehung. Die Haltung, die sie nun annahm war abweisend. Warum musste er ausgerechnet jetzt damit anfangen? Schweigend hörte Valentina seinen Ausführungen zu. Sie wollte es nicht, doch je länger sie ihm zuhörte umso wässriger wurden ihre Augen und schließlich rann ihr eine Träne über die Wange. In ihrem Kopf hatten sich die Bilder von Rom so festgebrannt, dass sie nicht mehr zu löschen waren. Die Sklavenmärkte, die reichen Leute, die ihre Bediensteten wie Dreck behandelten und die fremdländischen Angestellten, die wunde Füße und Hände hatten, weil sie viel zu viel Arbeit hatten. Ausgemergelt, halb verhungert und kaum Kleidung am Leib. Während sich ihre Herren mit Gold wuschen.


    So wollte Valentina niemals sein. Damals, als sie sich auf dem Markt gegen eine Sklavenhändler gestellt hatte und einer Sklavin etwas zu trinken geben wollte, da hatte man sie gleich verhaftet. Natürlich wusste sie nicht, wie das hier war. Dazu war sie erst viel zu kurz im Lande. Und während ihres Aufenthaltes in der Cassa Duccia war ihr sehr wohl aufgefallen welchen Stand die Sklaven dort hatten. Aber in Valentinas Kopf wollte sich eben nicht das Bild des wiederwärtigen Herren vertreiben lassen. Sie war ebenfalls eine Römerin. Sicherlich hatte sich der Ruf dieser Leute unter den Sklaven herumgesprochen. Und wie würde jemand reagieren, der eine Römerin als Herrin hatte?
    Andererseits hatten sowohl ihr Bruder als auch Lando recht. Valentina hatte Angst in der Nacht, seit sie wusste, dass in der Nähe ihres Hauses ein Mord geschehen war. So ganz alleine war es eben auch nicht gut.


    Eine ganze Weile saß sie schweigend da und ließ ihren Blick über das Tal wandern. Die Beine angezogen und die Arme darum geschlungen, legte sie den Kopf etwas schief und dachte nach. Sie war eine Frau und musste sich dem Wunsch ihres älteren Bruders fügen. Schließlich nickte sie und meinte ohne ihren Begleiter anzusehen. "Also gut. Ich werde einen Hausangestellten suchen, der dann bei mir wohnt." Mehr gab es ihrerseits in dieser Hinsicht nicht zu sagen. Valentina kauerte ich noch etwas mehr zusammen, legte den Kopf auf die Knie und zog auf Landos letzte Frage nur die Schultern hoch. "Nein, ich hatte keine Pläne. Nur die Nähe zu meinem Bruder trieb mich hierher."

  • Innerlich atmete Loki auf, das war bewältigt. In einer Gegend wie Mogontiacum war es nicht unsicher, aber eine quasi alleinwohnende Frau konnte sich schnell unter zwielichtigen Gestalten rumsprechen, und Loki wollte auf jeden Fall verhindern dass Valentina etwas zustieß, auch wenn er nicht genau sagen konnte warum.


    Als sie davon sprach dass sie keine Ahnung hatte was sie eigentlich mit ihrem Leben in Germania anfangen wolle, wurde Loki nachdenklich... er war in etwa mit genau demselben Plan hier gelandet.


    "Als ich im Reich ankam, das war vor zwei Jahren, wusste ich in etwa genauso viel mit mir anzufangen. Allerdings waren das andere Umstände, man trachtete mir nach dem Leben, ich sprach keinen Brocken Latein und ich hielt Eila für tot... da bist du schon etwas weiter...", er lächelte verschmitzt, "Hat dein Bruder irgendwelche Pläne für dich?"

  • Erst nachdem auch wirklich die letzte Träne getrocknet war, drehte Valentina den Kopf in Landos Richtung. "Nicht, dass ich wüsste." Gab sie zur Antwort. "Er hat zumindest noch nicht mit mir darüber gesprochen. Der Militärdienst hat ihn voll und ganz im Griff. Wahrscheinlich hatte er noch keine Gelegenheit darüber nachzudenken. Schließlich bin ich ja ziemlich überraschend hier aufgetaucht." Sie schaffte es sogar ihren Gastgeber sogar etwas anzulächeln. "Irgendwas werde ich mit Sicherheit finden." Meinte sie dann zuversichtlich und richtete sich wieder auf. "Du hast es ja auch geschafft."

  • Lächelnd nickte er mit dem Kopf...


    "Ja, das habe ich wohl. Ohne Hilfe meiner Freunde hätte ich das dennoch nicht. Sag," begann er nachzubohren, "Was hast du gemacht als du in Rom gelebt hast? Wie ist diese Stadt? Die Theater? Die Politik? Der Kaiser? Wie ist das Leben dort?"

  • "Ganz schön viele Fragen auf einmal, meinst du nicht?" Tadelte Valentina ihren Begleiter gespielt ungehalten und nippte von ihrem warmen Tee. "Aber gut, dann möchte ich deine Neugier mal stillen." Sie lächelte und wartete absichtlich noch einen Moment bevor sie begann zu erzählen. "Nun, wo fange ich denn am besten an? Da war mal ein kleines Mädchen, deren Vater ein Scriba hier in dieser Region. Die Mutter des Mädchens war schon lange krank und sie verließ deswegen die Cassa so gut wie gar nicht mehr. Irgendwann nahmen die Engel sie dann mit und das Mädchen war mit ihrem Bruder alleine in der Cassa. Die Verwandten hatten beschlossen ihr Heil in der großen weiten Welt zu suchen, sodass wir nur mit unserer Hausdame in Rom wohnten. Mein Vater hatte nie sehr viel Zeit, denn er war ja immer weit weg von Zuhause. So haben Valerian und ich uns eben die Zeit selbst vertrieben.
    Irgendwann hat der Bruder dann beschlossen zur Legion zu gehen und das Mädchen war alleine Zuhause. Mir wurde es da so langweilig, dass ich immer öfter ausgebüchst bin und mich unters Volk mischte. Einmal hab ich bei einem Sklavenmarkt einer Sklavin einen Apfel angeboten und die Soldaten haben mich verhaftet weil ich mich geweigert habe zu gehen." Sie zwinkerte frech. Noch heute war sie stolz auf ich selbst das durchgestanden zu haben. "Tja und irgendwann war ich dann wirklich alleine. Auch mein Vater war gegangen und da hielt mich nichts mehr in Rom. So bin ich hierhergekommen um wenigstens meinem Bruder etwas näher zu sein. Schließlich ist er alles was ich noch von der Familie habe."


    Dann aber wechselte Valentina ihre Taktik. Schließlich war sie hier nicht beim Verhör und musste Rede und Antwort stehen. So also setzte sie sich so hin, dass sie Lando direkt ansah, nippte nocheinmal von ihrem Tee und sah ihn dann neugierig an. "So, jetzt aber genug von mir. Was ist mit dir? Du hast mich doch ganz bestimmt nicht hier herauf gebracht um mich auszufragen. Das hättest du in meiner Cassa auch machen können. Also, wenn wir nun schon ein Frage und Antwortspiel spielen bist du nun dran. Du sagtest als du hierherkamst hattest du nichts. Von wo bist du gekommen? Und wie kommt es, dass du dann jetzt zu einer der wohlhabensten Familien hier gehörst?" Sie schumzelte. "Ja, ich habe mich ein bisschen umgehört. Schließlich möchte ich doch wissen mit wem ich es zu tun habe. Also?" Abwartend nippte sie wieder von ihrem Getränk, es war wirklich hilfreich gegen die Kälte, und wartete, dass sie Antworten bekam.

  • Loki hörte sich ihre Ausführungen interessiert an, und zog bei der Geschichte vom Sklavenmarkt eine Augenbraue hoch: "Du bist verknackt worden, weil du einem Sklaven einen Apfel gereicht hast? Wahnsinn... der Händler muss ein harter Hund gewesen sein, wenn er selbst das nicht zuließ."


    Als sie dann auf seine Vergangenheit zu sprechen kam, nickte Loki nur verstehend, das war nur legitim...


    "Also,... die Römer nennen mich Tiberius Duccius Lando, mein 'richtiger' Name lautet allerdings Lando, Sohn des Landulf, von Freunden werde ich Loki genannt. Ich lebte mit meinen Eltern und meiner Schwester in der Nähe des Flusses, den ihr Amisia nennt, und gehörte zum Stamm den ihr Cherusci nennt. Vor einigen Jahren kam ein römischer Legionär zu uns, der sich nur Syrus nannte, wahrscheinlich ein Deserteur. Meine Eltern nahmen ihn an unserem Hof als Unfreien auf, was bei euch dem Status eines Sklaven gleichkäme. Das hat dem Ting unseres Dorfes, in etwa Vergleichbar mit eurer Curia, überhaupt nicht gefallen, und zu spät ist uns die Intrige des Richs aufgefallen, so etwas wie ein germanischer Duumvir. Unser Hof wurde des nachts überfallen, meine Eltern und Syrus getötet. Ich konnte mit meiner Schwester Eila fliehen, wir wurden allerdings auf der Flucht getrennt. Verwundet konnte ich noch durch den Rhenus schwimmen, und gelangte schließlich zur römischen Stadt Colonia Claudia, wo mich eine Priesterin namens Decima Valeria wieder gesundpflegte,...", er nahm einen weiteren Schluck von dem Trunk um den ganzen Informationen Zeit zu geben sich zu setzen, und sich selbst um Atem zu holen, "Dort traf ich auf Farold, von den Römern Ancius Duccius Munatianus genannt, Inhaber der Hros und wie alle Duccier Germane von Geburt und Herz. Er nahm mich auf und gab mir eine Anstellung als Stallbursche in der Hros. Das war vor fast zwei Jahren jetzt. Seitdem bin ich immer mehr in die Familie herein gewachsen, habe mit ihrer Hilfe eure Sprache und eure Schrift gelernt, bin immer vertrauter mit dem System des römischen Reichs geworden und habe schließlich ein kleines Geschäft aufgemacht. Als meine kleine Schwester Eila ins Reich kam, und wir uns wiederfangen begriff ich dass ich nicht nur für mich zu sorgen hatte, sondern auch für sie. Aus dem Gedanken erwuchs schließlich die Freya Mercurioque, das größte Handelsunternehmen in der Provinz und eins der größtem im Reich. Naja, man kann sagen dass ich viel geschafft habe in der Zeit. Vor wenigen Wochen sind wir dann ins freie Germanien aufgebrochen, um unsere Eltern zu bestatten und einige Freunde zu suchen, die dort verschwunden sind. Bei diesem Unternehmen wurde viel Blut vergossen, und meine Schwester bezahlte ihren Rachedurst beinahe mit dem Leben. Alles in allem... ich kann mich nicht über zu wenig Abenteuer in meinem Leben beschweren..."


    Er schmunzelte sie an, bei soviel Gelegenheit sich den Hals oder schlimmeres zu brechen kam man nicht um eine gehörige Portion Galgenhumor herum.

  • Das waren wirklich eine Menge Informationen und vor allem eine Menge Abenteuer. Beeinduckt sah Valentina ins Feuer. Und sie dachte sie hätte ihn mit ihrer spannenden Geschichte vom Sklavenmarkt beeindrucken können. Aber das er so ein Abenteuer geprüfter Mann war konnte sie nicht wissen. Irgend eine Geschichte musste es ja geben, dass er hier wohnte. Aber gleich so eine spannende? Lange sagte sie nichts, ließ die Worte erst einmal sinken. Es gab wirklich Lebensgeschichten, die man nicht jeden Tag hörte.
    "Tja..." Sie sah wieder auf und zog die Schultern hoch. "Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Zu hören welche Abenteuer du schon erlebt hast ist beeindruckend. Es freut mich für dich, dass du deine Schwester wieder gefunden hast. Und die Tatsache, dass dir das größte Handelsunternehmen der Provinz gehört ist auch nicht gerade eine Neuigkeit, die man leicht verkraftet."
    Sie sah wieder ins Feuer und da wurde ihr etwas bewusst. Ob er wohl dachte?...
    Valentina hob den Kopf und sah ihn ernst an. "Wir sitzen doch jetzt nicht etwa hier, weil ich zu keiner besonders reichen Familie gehöre, oder?" Der Ton mit dem sie das sagte bedeutete nichts gutes. Wenn er ihr helfen wollte, hatte er sich mit der Falschen angelegt.

  • Verwirrt blickte Loki sie an. Was sagte sie da gerade? Er hätte beinahe laut gelacht, so absurd klang der Gedanke.


    "Ich bin es gewohnt Almosen zu verteilen in dem ich ein paar Münzen in offene Hände fallen lasse, nicht in dem ich denjenigen aus der Stadt lotse und ihn am offenen Feuer wärme, wenn man es doch genauso gut in einem Armenhaus tun könnte."


    Er grinste sie schelmisch an, aber ein Hauch Bitterkeit war dabei.
    "Wenn ich ehrlich bin, habe ich gedacht dass deine Familie reich bis zum geht-nicht-mehr sei, und mit dir ein guter Fang zu machen sei. Ihr seid nicht reich? Oh, das tut mir leid... tja, ich hab dann auch schon wieder zu tun, mach's gut.", seine Worte trieften vor Ironie.

  • Wütend stellte Valentina den Becher zurück auf den Boden und sah Lando erboßt an. "So etwas muss ich mir nicht bieten lassen!" Sie stand so schnell auf, dass es schon fast als aufspringen bezeichnet werden konnte. "Du kennst bereits meine gesamte Familie! Da gibt es nur noch Valerian und mich!" Sie wurde lauter und blaffte Lando wenig damenhaft an. "Und verzeih, aber ich habe noch keinen vergrabenen Schatz unterhalb meiner Casa gefunden!" Sie stieß zornig mit dem Fuß in den Schnee und einige Flocken fielen ins Feuer wo sie zischend verdampften. "Ich dachte wir wären hier weil... weil..." Valentina ballte die Hände zu Fäusten. "Ich dachte weil du mich magst sind wir hier oben!" Und damit drehte sie sich um und stapfte durch den Schnee zu den Pferden.

  • Ohne zu warten, stapfte Valentina weiter zu dem Pferd, das sie hier her gebracht hatte. Wäre sie eine geübtere Reiterin gewesen, wäre es ihr gelungen schneller aufzusteigen. So jedoch kämpfte sie noch mit den Zügeln.

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