cubiculum | Flavia Celerina

  • Diese Antwort erstaunte mich zuerst, doch dann mußte ich mir eingestehen, ihn nicht halten zu können, wenn er nicht wollte. Es war ganz alleine seine Entscheidung, die er treffen mußte.
    Ich hatte mir nie Gedanken gemacht, wer Olorian wirklich war oder woher er kam. Er war einfach immer schon da gewesen. Man konnte es ihm nun nicht verdenken, wenn er andere Pläne hatte.
    "Du hast bewiesen,wie fähig du für diese Aufgabe bist!" antwortete ich. "Aber ich will dich nicht aufhalten. Was ich dir aber als Entlohnung bieten kann, ist ein monatliches Salär, Kost und Logis." Ich fand, dies war ein Angebot, das man nur schwer ausschlagen konnte. Doch ich würde seine Entscheidung akzeptieren. Vielleicht benötigte er einfach auch noch etwas Zeit. "Wenn du noch etwas Bedenkzeit brauchst, werde ich sie dir gerne gewähren. Hast du bereits in Rom eine Unterkunft gefunden?"

  • Olorian schaute einen kleinen Moment in eine Kerze die auf einem Nebentisch brannte, schliesslich sagte er leise zu sich selbst " Dann hast du hier den Platz für mich ausgesucht!"


    "Herrin Celerina, wenn ihr mich für würdig und fähig haltet, in einer so bedeuten Familie zu leben und zu arbeiten dann erfüllt es mein herz mit großer Freude. Aber ich muss euch eine Frage stellen!"

  • Ich trank noch einen Schluck und beobachtete ihn weiter. Als er dann schließlich meinte, erfreut über mein Angebot zu sein, war ich mir eigentlich schon sicher gewesen, er würde sogleich einschlagen. Doch dies tat er nicht, was mich wieder in Erstaunen versetzte. Stattdessen wollte er mir eine Frage stellen. "Nur zu! Was möchtest du mich fragen?" Mein Mund formte sich wieder zu einem Lächeln, was ihn ermutigen sollte, zu fragen.
    Ylva indes, verfolgte völlig unbeteiligt und ausdruckslos unser Gespräch. Sie wußte, wie wenig ich es schätzte, wenn sie sich ungefragt in Dinge einmischte, die sie nichts angingen.

  • Olorian wartete einen Moment und schaute in Richtung Ylves umd in ihrem gesicht einen Hinweis zu bekommen. Er sah ein leichtes Kopfschütteln, ganz leicht, für niemanden anderes als für ihn ganz allein.


    Schliesslich nahm er von seiner eigentlichen Frage abstand und fragte " Herrin, ich bin dann nur ihnen Rechenschaft schuldig?"

  • Ich schmunzelte bei dieser Frage. War es das nur, was ihn bisher davon abgehalten hatte, auf meinen Vorschlag einzugehen? Nun, d konnte ich ihn beruhigen! Er würde in diesem Haus nicht als Sklave leben. Nein, er war frei und mein Angestellter. Dann waren es auch nur meine Worte, die für ihn maßgeblich waren. "Nun, ich kann dich beruhigen! Du bist nur mir alleine Rechenschaft schuldig! Nun, was sagst du?"

  • Olorian merkte das seine Frage eher eine Notlösung wurde und wusste, das nun die Zeit gekommen war, eine Entscheidung zu treffen.


    "Herrin Celerina, es wäre mir eine große Ehre und eine noch größere Freude in ihrem Haus arbeiten zu können!"

  • Meine Mundwinkel zuckten und deuteten ein zufriedenes Lächeln an. Ich hatte nichts anderes erwartet! Es wäre einfach nur dumm gewesen, dieses Angebot nicht anzunehmen.
    "Nun gut! So sei es! Ich kann dir 25 Sesterzen in der Woche zahlen. Dazu kommt dann noch die kostenlose Unterbringung und die Verpflegung. Ich werde Ylva anweisen, dir ein Zimmer herrichten zu lassen. Darüber kannst du dann schalten und walten, wie es dir beliebt!
    Was ich von dir erwarte ist Fleiß und Ehrlichkeit. Bedingungslose Loyalität in allen Dingen.Wenn ich mit dir nicht zufrieden bin, bist du schneller wieder auf der Straße, als du es vorgestellt hast. Ich hoffe, wir haben uns verstanden."
    Gewiss, diese Worte hörten sich vielleicht hart an, doch es war nicht irgendein Haus, in dem er jetzt lebte und arbeitete.
    Ich winkte Ylva zu mir und und gab ihr Anweisung, ein Zimmer für Olorian herzurichten. Sie nickte nur und ging dann.



    Sim-Off:

    Schon mal an ein WiSim- Konto gedacht? ;)

  • Solche Worte kamen von Celerina nie besonders häufig aber Olorian wusste, das er nun nicht in irgendeinem Haus in Rom arbeitete. Von von nun an lebte und arbeitet er also im Hause Flavia und er würde sein bestes tun, um seiner neuen Aufgabe auch grecht zu werden.


    Er stand auf und senkte den Kopf vor seiner neuen Herrin und hoffte ein wenig darauf, sich bald in sein neues Zimmer in die Nacht verabshcieden zu können.

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    Es bedurfte einige Zeit, bis Ylva wieder zurückgekehrt war. Sie hatte in der Zwischenzeit ein Zimmer für Olorian hergerichtet, welches sich in unmittelbarer Nähe zum cubiculum der Flavia Celerina befand. So hatte die Flavierin binnen weniger Minuten die Möglichkeit, zu ihrem vilicus zu gelangen, wenn sie ihn benötigte.
    Die Germanin lächelte Olorian freundlich zu, als sie den Raum betreten hatte, wandte sich aber dann gleich zu ihrer Herrin.
    "Die Kammer ist fertig, Herrin!"



    Ich hatte dies mit Wohlwollen begrüßt. "Du kannst nun gehen, Olorian! Wenn du noch etwas brauchen solltest, scheue dich nicht, Ylva danach zu fragen!" Mit einer Geste hatte ich Ylva zu verstehen gegeben, daß sie Olorian nun zu seiner Kammer bringen konnte. Ich selbst erhob mich und zog mich derweil zurück.
    Ylva verließ indes mit meinem neuen vilicus den Raum.
    Die Zukunft würde zeigen, ob die nun eine weise Entscheidung war oder nicht. Für mich war es dies, in diesem Augenblick.

  • Meine Neuanschaffung hinter mir wissend, begab ich mich auf direktem Wege zu meinem Cubiculum. Das, was ich im Atrium bereits bewundern konnte, hatte mir überaus zugesagt. Nun blieb zu hoffen, daß der Inhalt bot, was die Verpackung versprochen hatte.
    Ylva öffnete mir die Tür, damit ich unverzüglich in meinen Gemächern verschwiden konnte. Sie schloß sie auch wieder, nachdem der Sklave eingetreten war. Sie selbst blieb auch, da ich sie stets um mir haben wollte.
    Das Fenster zu meinem cubiculum war abgedunkelt, damit sie Strahlen der Sonne nicht eindringen konnten und es einigermaßen erträglich blieb. Die Hitze um diese Zeit, war einfach unerträglich und die Sonne schadete schlichtweg meinen Teint.


    Erschöpft ließ ich mich in mein Meer aus Kissen gleiten und griff nach einem Becher, der mit einem Fruchtsaft-Wasser-Gemisch gefüllt war und auf einem Tischchen stand, welches direkt neben meinem Bett seinen Platz hatte. Das Getränk bot mir die nötige Erfrischung.
    Meine geliebte Saba kam sofort angelaufen, als sie mich kommen gehört hatte. Leise näherte sie sich auf ihren Samtpfoten meinem Bett und fand schließlich zu meinen Füßen einen Platz.
    Dann fiel mein Bilck auf den Skalven, der inmitten des Raumes stehen geblieben war.
    "Nun Chimerion, unterhalte mich! Erzähle mir etwas oder vollführe etwas, was mich begeistern könnte."
    Hoffentlich folgte nun nicht eine dieser unsäglich traurigen und zugleich langweiligen Sklavengeschichten. Dann hätte ich mit tatsächlich überlegen müssen, ihn wieder zuzück zu geben.

  • Argwöhnisch folgte Chimerion seiner neuen Herrin, die ihn in ihr Cubiculum führte. Hier war es ein wenig kühler als draußen, die Vorhänge waren zugezogen worden und ließen nur difuses Licht einfallen. Er hoffte, dass die Leibsklavin von Celerina nicht dablieb, aber sie schloss sofort wieder die Türe und stand wartend an der Türe.


    Während sich die Herrin auf einen Stapel mit Kissen legte, schaute sich Chimerion um. Die Wände waren prächtig geschmückt, es roch nach Gewürzen, die Chimerion nicht kannte. Und diese komische Katze lief schon wieder herum... Wie konnte man so ein Tier nur in einem einzigen Raum behalten?


    Und nun wollte sie auch noch unterhalten werden? Wie erniedrigend, beim Wort "vollführen" musste Chimerion an einen Zwerg denken, der einmal auf einem Sklavenmarkt in Germanien Kunststücke vollführt hatte, sehr zur Belustigung der Zuschauer. So weit war es also mit ihm gekommen. Er überlegte einen Augenblick, womit er die Herrin beglücken könnte. Sein Blick blieb wieder auf ihrer weißen Haut hängen, einen Moment betrachtete er sie fasziniert. Dann riss er sich zusammen und begann zu reden.


    "In meinem Land erzählt man sich die Geschichte des Orpheus, eines thrakischen Königssohns. Er war der Sohn der großen Erdenmutter und besaß eine so liebliche Stimme, dass die Bäume und Steine weinten, wenn sie ihm zuhörten. Die wilden Tiere des thrakischen Landes, Bären und Wölfe, kamen zu ihm hingelaufen, um zu seinen Füßen seinem Gesang zu lauschen.
    Sogar das wilde Meer hörte auf zu brüllen, als er mit den Argonauten zog, um das goldene Vlies zu suchen.
    Seine Geliebte war eine schöne Waldnymphe namens Eurydike, die er über alles liebte. Er liebte sie sogar so sehr, dass er nach ihrem Tod an einem Schlangenbiss in die Unterwelt hinabstieg, um sie zurückzuholen. Er bezwang den Höllenhund Cerberus allein mit seinem Gesang und seine Stimme erweichte schließlich Hades´Herz, der ihm seine Eurydike zurückgab.
    Aber er stellte eine Bedingung: Orpheus musste vorausgehen und durfte sich nicht nach ihr umsehen, bis sie die Unterwelt verlassen hatten... Sie liefen und liefen, aber Orpheus hatte Angst, seine Geliebte könnte ihm nicht folgen und drehte sich um. So entschwand Eurydike für immer in die Unterwelt.


    Zu Tode betrübt kehrte Orpheus in die Oberwelt zurück und fristete ein trostloses Leben. Man sagt, er habe der Liebe zu Frauen abgesagt, einige behaupteten sogar, er wäre der Knabeliebe verfallen. Aus diesem Grund wurde er von den berauschten Mänaden in Stücke gerissen. In der Unterwelt war er dann wieder mit seiner Geliebten vereint.....
    So die Legende. Aber ihr Römer kennt diese Geschichte wohl auch?"


    Er blickte fragend auf seine Herrin hinab, ob ihr die Geschichte wohl gefallen hatte.

  • Kam es mir nur so vor oder starrte er mich an? Ich konnte mich auch getäuscht haben. Nun, er war eben nicht nur ein Sklave, er war auch ein Mann und mir, einer Frau oblag es, über ihn zu entscheiden. Das musste wahrlich an ihm nagen. Zuweilen hatten Männer ihre Schwierigkeiten mit dominanten Frauen. Er hingegen hatte darin keine Wahl. Er hatte es zu akzeptieren. Wenn nicht, dann gab es Mittel und Wege, um ihn gefügig zu machen.
    Doch nun lauschte ich erst einmal seiner Gesichte, die er mir erzählte. Die Geschichte von Orpheus war mir nicht fremd. Bei dem, von mir so geschätzten Ovid, fand Orpheus und Eurydike Erwähnung in seinen Metamorphosen. Ich mußte ja eingestehen, alle fünfzehn Bände hatte ich noch nicht gelesen. Stets hatte ich mir nur die Rosinen herausgepickt und der Mythos um Orpheus gehörte eindeutig dazu!


    Seine Art, die Geschichte wiederzugeben, gefiel mir. Er schien über ein gewisses Maß an Bildung zu verfügen. Das war gut. Ein hirnloser Muskelprotz hatte zwar durchaus seine Vorzüge, jedoch ein Muskelprotz mit Bildung noch viel mehr!
    "Ja, die Geschichte von Oprheus und Eurydike ist mir wohlbekannt. Ovid hat den Stoff in seinen Metamorphosen verarbeitet," sagte ich beiläufig, während ich mich an der bereitsehenden Obstschale gütlich tat. "Nun, das war überaus gekonnt vorgetragen! Gelangweilt hast du mich jedenfalls nicht. Hat man dir in der Vergangenheit den Weg zur Bildung ermöglicht? Kannst du schreiben und lesen?"
    Ich überlegte immer noch, was ich mit dem Burschen anstellen sollte. Vielleicht gab eine Unterhaltung noch mehr Aufschluß darüber.
    "Komm her und setzt dich!" Ich winkte ihn herbei und gebot ihm, auf der Kante des Bettes Platz zu nehmen.

  • Chimerion hatte die Geschichte noch von seinem Großvater erzählt bekommen, damals, als die Römer schon ihre gierigen Hände nach Thrakien ausgestreckt hatten. Das stolze Volk der Thraker war aber trotz seiner Mythen und Legenden besiegt worden, dachte der Sklave für sich...
    Die Folgen dieser Eroberung hatten ihn in das Haus dieser Frau geführt, der er nun zu gehorchen hatte. Zumindest schien ihr die Geschichte gefallen zu haben, wenn sie gelangweilt war, zeigte sie es jedenfalls nicht.


    "Ja Herrin, ich kann lesen und auch recht fehlerfrei schreiben, mein früherer Herr brachte es mir bei, damit ich einen Teil der Schreibarbeit machen konnte, die bei seiner Centuria anfiel... Aber andere Bildung habe ich nicht genossen, mein Herr war sehr darauf bedacht, meine körperliche Ausbildung voranzutreiben", antwortete er kühl.


    Dass diese harte Ausbildung aus Schlägen, Entbehrungen und körperlicher Schwerstarbeit bestanden hatte, vergaß er zu erwähnen. Oft hatte er sich damals gewünscht, nicht auf dieser Welt zu sein, doch sein Körper hatte sich daran gewöhnt, war kräftig und stark geworden.


    Chimerion leistete der Aufforderung, sich hinzusetzen, nur zögernd Folge. Er setzte sich auf den äußersten Rand des Bettes, kerzengerade und schaute geradeaus. Einen Moment später stieg ihm der aufregende Geruch seiner Herrin in die Nase. Sie roch wie eine Wildblume, dachte er für sich und der Kloß in seinem Hals wurde größer.

  • Nun, das war mehr, als man erwarten durfte! Ein Leibwächter, der des Schreibens und Lesens mächtig war und auch noch so verwegen aussah, das gab es auch nicht alle Tage in Rom. Damit würde ich in jedem Fall Aufmerksamkeit erregen.
    Ich nickte nachdenklich und während ich mir eine weitere Traube in den Mund schob, kam mir eine Idee! Warum sollte dieser Bursch nicht vielseitig verwendbar sein. Eine Katze schnurrte ja auch nicht nur den ganzen Tag!
    "Gut! Nun, diese Villa verfügt über eine recht umfangreiche Bibliothek. Der Bibliothekar ist zwar ein Hausdrache, doch wenn man nett zu ihm ist, offenbart er seine Schätze. Du hast von mir die Erlaubnis, dich in der Bibliothek aufzuhalten, während deiner freien Zeit. Dort kannst du dir Wissen aneignen und dir neuen Stoff für deine Erzählungen besorgen. Ich möchte, daß du mich in Zukunft mit solchen Geschichten unterhältst, wenn mir danach ist."
    Mittlerweile hatte er sich neben mich gesetzt. Er hatte dies nur zögerlich getan. Nun saß er kerzengerade da, so als sei es ihm unangenehm. Ich fragte mich, wieso das so war. Ein solches Verhalten kannte ich nur von kleinen Mädchen, die sich vor fremden zierten.
    "Was ist? Ist es dir so unangenehm, in meiner Nähe zu sein? Bin ich etwa in deinen Augen unansehnlich?" Natürlich scherte es mich nicht, was ein Sklave dachte oder fühlte, doch wenn es um mein Aussehen ging, konnte ich äußerst nachtragend sein!
    Saba, meine geliebte Katze und der lebende Beweis von Corvinus´ inniger Zuneigung, war von dem Sklaven weniger angetan. Nachdem er Platz genommen hatte, begann sie zu fauchen und mit einem Satz hüpfte sie von meinem Bett und suchte sich ein anderes Plätzchen.

  • Chimerion nickte, als er die Erlaubnis für die Bibliothek erhielt.
    "Du bist sehr gütig, Herrin", sagte er gleichgültig. Was erwartete diese Frau nun von ihm? Freudensprünge, dass er in seiner "Freizeit" lesen durfte? Nun, vielleicht waren einige Bücher über Ausbrüche oder Flucht dabei, es konnte sich ja vielleich lohnen.
    Außerdem musste er ja den Stoff für die Geschichten irgendwo herbekommen, er glaubte nicht, dass sich die Herrin mit einigen Kindergeschichten seines Volkes zufrieden gab.


    Nun zeigte Flavia Celerina auch noch Interesse an seinem Befinden? Natrülich war ihm die Situation unangenehm, was von der Tatsache noch unterstrichen wurde, dass dieses Katzenvieh ihn anfauchte. Chimerion mochte diese Katze nicht, die scheinbar nie Tageslicht sah und wahrscheinlich alles in seiner Umgebung kratzte.


    "Nein Herrin, es ist mir nicht unangenehm... Ich tue, was du mir aufträgst, meine Empfindungen spielen keine Rolle"
    Doch in Wirklichkeit war er ganz betört von ihrem Duft, der zu ihm herüberschwebte. Langsam wurde ihm in ihrer Nähe warm. Die meisten Römerinnen waren auffällig geschminkt und dekadent, seine Herrin musste die Königin dieser Frauen sein... Trotz allem spürte er das Verlangen, ihre milchweiße Haut zu berühren...


    Er riss sich auf seinen Träumen. "Herrin, ich muss zugeben, dass du eine der schönsten Frauen bist, die ich je gesehen habe", antwortete er wahrheitsgemäß.

  • Nun ja, was sollte man davon halten? Besonders erfreut war er von dieser Nachricht nicht gerade gewesen! Bildung bedeute ihm wohl doch nicht so viel, wie ich gedacht hatte. Doch wenn ihm eines Tages die Geschichten ausgingen, gab es wohl keinen Hinderungsgrund mehr, nicht die Bibliothek aufsuchen zu wollen.
    Etwas irritiert sah ich meiner Katze nach, die Reißaus genommen hatte. Das war äußerst eigenartig! So hatte sie sich noch nie verhalten. Saba mochte ihn offenbar nicht. Glücklicherweise gehörte ich nicht zu den Menschen, die aus der Reaktion einer Katze ihre Schlüsse zogen.
    "Hier, möchtest du eine getrocknete Feige? Sie kommen direkt aus Griechenland. Aus Thessaloniki, um genau zu sein. Über die Via Egnatia hat man sie nach Rom gebracht." Ich hielt ihm die Frucht entgegen. Er konnte sie nehmen oder es lassen. Falls er sie nicht mochte, würde die zuckersüße Frucht in meinem Mund verschwinden.
    Soso, es war ihm also nicht unangenehm und er tat nur, was ich ihm auftrug! Na, das war doch gut zu wissen! Süffisant lächelte ich ihn an. "Nun, ich wüßte aber schon gerne, was deine Empfindungen sind!"
    Ich fühlte mich doch sehr selbstsicher, diesem Sklaven gegenüber. Keine Minute dachte ich daran, er könne mir etwas zuleide tun. Und wenn, würde er das bitter bereuen.
    Doch sein Geständnis, meiner Schönheit betreffend, schoben alle wirren Gedanken wieder beiseite.
    "Sag Chimerion, gab oder gibt es eine Eurydike?"

  • Chimerion sah noch der Katze nach, als sie ihm die Frucht anbot. Er sah seiner Herrin in die Augen, nur um gleich wieder seinen Blick niederzuschlagen. Wieso war die Herrin denn so freundlich zu ihm? Wenn sein früherer Herr nett zu ihm war, dann hatte er meist getrunken und schlug ihn dann hinterher noch schlimmer als sonst.
    Aber diese Frau sah nicht so aus, als könnte sie ihm etwas tun.


    Als er die Feige aus ihrer Hand nahm, streiften seine Fingerspitzen nur einen winzigen Augenblick ihre weiche Haut. Sie war weich wie Seide und warm...
    Schnell blickte Chimerion wieder geradeaus und aß die Feige langsam auf, während er über seine Empfindungen nachdachte.
    Dann sagte er: "Es ist sehr bequem auf diesem Bett und auch dieser Raum gefällt mir. Es muss sehr angenehm sein, hier zu wohnen", antwortete er ausweichend. Er zögerte einen Moment, bis er weitersprach: "Es gab noch nie eine Eurydike, in meinem Leben. Die Sklavinnen, die mir für meine Dienste zur Verfügung gestellt wurden.... Sie berührten meinen Körper, aber nicht mein Herz..."


    Das war eigentlich noch untertrieben. Er hatte nur wenig körperlichen Kontakt zu Frauen gehabt, das Leben bei dem Centurio ließ keinen Raum für die Liebe und seit seiner Flucht aus Spanien war er nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen. Und nun hatte er das Gefühl, eine Maus zu sein, unter den wachen Augen einer Schlange.

  • Keiner konnte mir nachsagen, ich wäre ein Sklavenschinder! Wer das behauptete, kannte mich nicht wirklich. Ein Sklave hatte von mir nichts zu befürchten, wenn er ehrlich und demütig war und vor allen Dingen, wenn er nicht vergaß, wo sein Platz war.
    Chimerion machte so den Eindruck auf mich, als wüßte er genau, wo sein Platz war und das war auch gut so. Warum sollte ich mich dann nicht ab und an erkenntlich zeigen und ihn an den Vorzügen des Lebens teilhaben lassen?
    "Wie ich sehe, schmeckt sie dir, nicht war? Hier, möchtest du noch eine Frucht? Greif ruhig zu. Du hast nichts zu befürchten!" Ich sah, wie er sie ganz langsam aß. Einen solchen Leckerbissen mußte man einfach genießen. Jemand wie er, konnte es sich nicht leisten, die Feige einfach achtlos hinunterzuschlucken.
    "Oh ja, in der Tat! Dieser Raum und alles was du hier siehst, ist nach meinen Wünschen gestaltet worden. Es ist mein Rückzugsgebiet. Der Platz an dem ich neue Kraft schöpfe und an dem ich mich der Entspannung hingebe. Und ja, das Bett ist sehr bequem!"


    Es hatte also bisher keine Eurydike gegeben. Nun ja, das war nicht weiter schlimm. Schließlich war er ja auch kein thrakischer Prinz, sondern nur ein thrakischer Sklave. Doch mit der körperlichen Liebe schien er schon in Kontakt gekommen zu sein. "Für deine Dienste? Welche Dienste waren das?" Das stürzte mich nun in arge Bedrängnis! Welche Sklavinnen hatte ich denn zur Verfügung, die ich ihm für seine Dienste zur Verfügung stellen konnte? Ich dachte einmal nach. Mhhm, da war zum einen Ylva. Nun ja, wenn ich es ihr befehlen würde, dann würde sie sicher nicht zögern, meinen Wünschen nachzukommen. Dann war da noch die Sklavin meines Onkels, dieses störrische Ding. Ach nein, sie war ja schwanger! Wie man so hörte, hatte sie Aquilius´ Aufmerksamkeit bereits geweckt. Nun, dann gab es noch diverse Küchenmägde, die nicht ganz so schrecklich aussahen. Doch da befiel mich ein Gedanke...
    "Oh, du gibst dich doch nicht etwa der Knabenliebe hin, wie Orpheus?"

  • Chimerion verschluckte sich am letzten Bissen, würgte ihn mit tränenden Augen hinunter und hustete heftig. Wie kam seine Herrin nur auf einen solchen Gedanken?
    Er blickte sie ganz offen an. "Nein Herrin, bei der Erdenmutter, ich fröhne nicht der Knabenliebe, ich habe nur mit Frauen mein Bett geteilt. Und in letzter Zeit auch das nicht. Meine .....Reise... ließ mir keine Gelegenheit dazu." Ein wenig verlegen wischte er sich die Tränen aus den Augen, die nach dem Verschlucken noch in seinen Augen standen. Er war immerhin Thraker und kein verweichlichter Grieche, diese Sodomisten, kein Wunder, dass sie Rom schon so früh anheim gefallen waren.


    "Mein früherer Herr meinte, es sei nicht gut, wenn ein Mann nicht ab und zu seine Bedürfnisse befriedigt. Schließlich macht nicht nur allein der Kampf einen Mann zum Mann...Das war zumindest seine Meinung und ich sehnte mich nach...", nach was denn eigentlich, überlegte Chimerion verdutzt. Dann hatte er es: "...nach Nähe und Wärme. Immer wenn der Herr in Feierlaune war, an den Saturnalien, ließ er mir eine Frau zukommen."


    Dann schwieg Chimerion, lehnte mit einem Kopfschütteln die ihm angebotene Frucht ab. Für heute hatte er den Hals voll von Feigen.

  • Nun, der Knabenliebe gab er sich wohl nicht hin. Nicht nach dieser Reaktion. Aber im Grunde tangierte mich dies auch nur peripher, welchen Neigungen sich meine Sklaven hingaben. In dieser villa gab es eine Unzahl von Sklaven beiderlei Geschlechtes. Wenn er seine 'Bedürfnisse befriedigen musste', wie er sagte, würde er hier sicher fündig werden.
    "Deine Reise?" fragte ich überrascht. "Du meinst, deiner Flucht! Sage mir, was hättest du getan, wäre deine Flucht geglückt. Wärest du dann in deine Heimat zurückgekehrt, wo du dann hättest feststellen müssen, daß nichts mehr so ist, wie es war?" Sklaven! Ich verstand nicht, weswegen sie sich überhaupt dem Gedanken der Flucht hingaben. Sie hatten es doch gut, er hatte es doch gut, solange er tat, was man von ihm verlangte!
    Ich überlegte noch immer, wozu ich ihn noch benutzen konnte. Geschichtenerzähler und Leibwächter waren ja schon wichtige Dinge. Aber wie konnte ich ihn noch lukrativer einsetzten? Vielleicht konnte er mich ja bei meinen Einkäufen begleiten. Natürlich nicht nur als einer der Sklaven, die die Einkäufe schleppten, nein vielleicht konnte er mich auch beraten, wenn er einen Sinn für Farben und Formen hatte. Oder konnte er massieren? Es ging doch nichts über eine gute Massage nach dem Bad. Dann müsste ich nicht immer die Thermae Agripae aufsuchen. Das hieße allerdings auch, Abschied von Minos nehmen. Nun ja, das konnte ich gerade noch verkraften.
    "Sag mir Chimerion, verfügst du noch über besondere Fähigkeiten, die mir nützlich oder die meiner Entspannung dienlich sein könnten?"

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