Dura Europos - Das Lager der Prima | Appell

  • Der Wind spielte in der crista von Marcus Helm, das Roßhaar bewegte sich verhalten, folgte der Bewegung von Marcus Kopf als er sich umsah und seine Soldaten anschaute, die ihm in den letzten Wochen und Monaten durch so viele Widrigkeiten gefolgt waren, immer in der Gewißheit, den Krieg für das Imperium und den Kaiser zu führen, für Größeres, etwas, was von Mars seine Zustimmung fand. War dem doch nicht so? Hatten sie sich alle geirrt, die Auguren, die Priester, die Berater des Kaisers? War das wirklich ein Zeichen, wie manche der Soldaten riefen? Doch der erneute Stoß von seinem signifer, der ihn aus den Grübeleien riß, brachte Marcus zurück auf den Platz, wo sich so viele verschiedene Stimmen erhoben, die einen, die nach Rache riefen, die Anderen, die schon den nächsten – vermeindlichen! - Imperator hoch leben ließen. Marcus Augenbrauen zogen sich zusammen als er das hörte – freilich nicht wegen dem neuen Imperator, Marcus hatte nur eine verschwommene Assoziation mit jenem Manne! - aber weil der Kaiser noch nicht wenige Stunden tot sein konnte. Marcus empfand es als nicht nur pietätlos, sondern beinahe frevelhaft, den nächsten Kaiser hoch zu jubeln, wenn noch nicht mal die Trauerzeit um den alten Kaiser vorbei war. Darum klang womöglich Marcus Stimme grimmiger als er es beabsichtigte, als er nach hinten rief.


    „Ruhe, milites. Der Legat ist noch nicht fertig!“


    Zumindest glaubte das Marcus; und dem war dann auch so. Natürlich ging es weder darum, den Kaiser zu rächen, den Kaiser zu betrauern oder etwas über seine Bestattung, sondern um Politik. Wer wurde der nächste Kaiser, wer erhielt von nun an das Szepter über die Macht? Marcus war wenig überrascht als er das vernahm, jedoch etwas irritiert, daß schon gleich ein Schwur geleistet wurde. Aber das war wohl auch Teil des politischen Ränkespiels, daß die Legaten sich erdacht hatten. Marcus Nasenflügel blähten sich auf, gerade erst hatte er von dem Tod ihres Kaisers erfahren und hatte noch nicht mal Zeit, die üblichen Trauermaßnahmen zu ergreifen und nun sollte er bereits dem Nächsten den Treueeid schwören? Marcus Mund öffnete sich und ehe er wußte, was das Ende seiner Gedanken waren, formte sich bereits der Eid aus seinem Mund, seine Stimme vermischte sich mit dem Meer an Stimmen, die zu einem Wirbel von Worten, einem Chor verschwammen.


    „Es schwören aber die Soldaten, daß sie alles entschloßen ausführen werden, was der Imperator Caesar Augustus...“
    Marcus zögerte, der Kaiser war gerade erst tot, er konnte nicht auf jemand anderen schwören ehe nicht die übliche Anzahl von Tagen verstrichen waren.
    „...befehlen wird, daß sie niemals den Dienst verlaßen werden und den Tod für den römischen Staat nicht scheuen würden.“


    Damit konnte Marcus leben, sollte in neun Tagen immer noch jener Mann, der hier hoch gelobt wurde, Kaiser werden, dann war der Mann Kaiser und Marcus würde ihm treu folgen, wie auch seinem Adoptivvater, aber vor dem Ende der Trauerzeit war der alte Kaiser noch der Kaiser für Marcus. Damit war Marcus Ehrgefühl zufrieden, wenngleich es ihm genauso, wie viele seiner Soldaten nach Rache dürstete.

  • Im selben Atemzug den Tod unseres Imperators zu beklagen und seinem Nachfolger zu huldigen, das fand ich ganz schön schnöde. Aber diese schnelle Wendung, und dann der Schwur, dienten wohl der Rückkehr zur Disziplin, da das Raunen in den Reihen, die Rufe nach Rache und Tod den Parthern, schon gewaltig angeschwollen waren, so dass die Centurionen scharf Einhalt gebieten mussten.
    Ich heftete den Blick auf den Adler, hörte wie sich um mich herum mehr und mehr Stimmen erhoben die den Schwur leisteten, und wie die Rufe und die Klagen einfach untergingen in diesem Meer sich vereinender Stimmen. Ich zögerte einen Moment, denn von Gaius Ulpius Aelianus Valerianus wusste ich gerade mal dass er der Adoptivsohn des Imperators war, dass er wohl mal die Prima kommandiert hatte - sonst nichts...
    Der Imperator war tot. Ich war fassungslos und erschüttert, zugleich scheute etwas in mir davor zurück, so unwissend jemandem den Treueschwur zu leisten. Ob er wirklich der vom Imperator vor seinem Tod designierte Thronfolger war? Ich blickte zu meinem Centurio, dann zum Praefectus, und sah dass deren Lippen sich auch bewegten. Auch eine Pflicht die es zu erfüllen gilt, dachte ich resigniert, und mischte meine Stimme in den gewaltigen Strom, sprach mit all den anderen zusammen und wie alle anderen die Worte.
    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA"

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  • Der Stab hatte sich also tatsächlich schon entschieden, dass es keinen Streit um die Nachfolge geben sollte. Priscus fiel es nicht schwer, der Aufforderung zum Eid Folge zu leisten.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Er hoffte nur, dass alle Legionen im übrigen Reich dasselbe tun würden.

  • Wie alle anderen Miles leistete auch Sparsus seinen Eid auf den neuen Kaiser ab.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

  • Bis aus den letzten Reihen Drang der geschlossene Eid der Legion zu ihm, jeder von ihnen hatte die Worte schon mehrmals gesprochen und auch wenn so mancher noch seine Schwierigkeiten mit dem Namen des neuen Imperators hatte, war es doch immer noch beeindruckend diese Worte geschlossen aus tausemden von Kehlen zu hören. Und als die Wore der Prima verebbten, drang, einem Echo gleich, der gleiche Eid zu ihnen, gesprochen von den Soldaten der XII.


    "Soldaten der Prima !" setzte er wieder zu sprechen an. "Wir sind gekommen, um den Parthern zu zeigen, das sie nicht ungestraft den Frieden an Grenzen des Imperium in Frage stellen dürfen. Rom bestimmt ! Nicht Parthia !"


    "Diese Lektion haben wir sie gelehrt, in Edessa und in Circesium ! Und diese Lektion wollten wir sie auch hier lehren, doch nun haben wir eine wichtigere, eine heilige Aufgabe !"


    Kurz verharrte er, dann sprach er weiter.


    "Würdig und mit allen Ehren werden wir unseren Imperator zurück ins Imperium bringen ! Wir werden dafür sorgen, das er jene behandlung empfängt, welche seiner Stellung angemessen ist. Hier vor der Stadt werden wir ihn aufbahren, an seinem Totenbett Wache halten, so wie es unsere Aufgabe ist für unseren Pater Patriae ! Wenn die Frist, welche die Prieser uns nennen verstrichen ist, werden wir ihn auf einem langen Trauermarsch mit uns tragen, bis wir ihn, den Traditionen entsprechend den Flammen übergeben !"


    Wieder verharrte er, bevor er weiter sprach.


    "Doch dann ist unsere Pflicht noch nicht vorbei, gilt es doch, seine Urme zu seinem Sohn zu bringen, damit dieser sie in Rom beseitzen kann. Und welche Legion wäre dafür besser, als die Legion des Lucius Ulpius Iulianus ! Welche Legion ist dafür besser geeignet als die Prima !"


    Und auch wenn er es nicht explizt gesagt hatte, jeden sollte es klar sein : Es ging nach Hause...

  • Ganz sicher war sich Priscus nicht, was das nun zu bedeuten hatte. Sollte nur die Prima abgezogen werden, um den toten Imperator zurück zu bringen oder sollte die Belagerung tatsächlich abgebrochen werden, bevor sie richtig begonnen hatte? Auf seinem Gesicht ließ er die Frage nicht erkennen, aber eine Weile war er ziemlich ratlos. Erst langsam setzte sich von Mund zu Mund die Erkenntnis durch, dass es für alle Legionen erst nach Syria und dann zurück nach Hause gehen sollte. Gemischte Gefühle machten sich bei Priscus breit. Der Legat hatte recht, sich um den Leichnam des verstorbenen Imperators zu kümmern war die höchste Pflicht, die eine Legion haben konnte. Und doch war es ein unbefriedigendes Gefühl, einfach so abzuziehen und zu behaupten, die Parther hätten ihre Lektion gelernt. Hoffentlich würden diese es genauso sehen.


    Die Legio I hieß eigentlich Traiana Pia Fidelis. Aber der Optio fragte sich, ob man sie nicht vielleicht in Ulpiana Pia Fidelis umtaufen sollte, so sehr wie sie sich den Ulpiern nun verbunden fühlen musste.

  • Sofort schworen auch Andronicus und die Soldaten der Reiterei den Eid auf den neuen Augustus:
    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Während das geschehen war hatte Andronicus mit Argusaugen beobachtet ob einer seiner Equites den Eid dem neuen Kaiser verwehrt hatte, doch dem war glücklicherweise so. Anschließend folgte eine Ansprache des Legatus. Sie würden also wieder zurück gehen, zurück nach Italia... Die Belagerung der Parther in Dura allerdings sollte abgebrochen werden, so wie es schien.


    Es ging wieder heim, jenes freute den Tiberier natürlich, aber anderes kam ein unbefriedigendes Gefühl bei ihm auf, einfach so abzuhauen anstatt es den Parthern noch einmal heimzuzahlen und damit den Tod des Kaisers zu rächen.


    Aber der Stab hatte nun mal anders entschieden und das mussten sie alle respektieren...

  • Es sollte also zurück nach Italia gehen. Ein Entschluss, den Licinus spontan nur begrüßen konnte, einerseits bedeutete es zwar, dass seine Karriere nicht mehr so steil weitergehen würde wie während des Feldzuges, andererseits und dies wog mehr, würde er dort keine Kameraden mehr sterben sehen müssen, davon hatte er wirklich genug.
    Außerdem gab es auch in Italia Wege seine Karriere voranzubringen.


    Plötzlich bemerkte er etwas anderes: Wenn die legiones den toten Imperator heimbringen sollten würde man den Krieg auch beenden müssen, ohne die Einnahme von Dura. Diese Aussicht ließ Licinus die baldige Heimkehr ein wenig schal schmecken, würde man sieh am Ende für feige halten.
    Sicher, sie hatten Edessa nach harter Schlacht gewonnen, hatten den blutigen Hinterhalt am Chaboras überlebt und Circesium, hieran erinnerte sich Licinus mit Stolz, durch eine Kommandooperation eingenommen.
    Sie waren keinesfalls feige. Aber wie würde man daheim, wie würden jene, die keine Felderfahrung hatten, diesen Rückzug beurteilen?
    Licinus sandte ein Stoßgebet zu Minerva, das die wichtigen Personen sowohl für Licinus persönlich, als auch für das Reich, die Bedeutung des Rückzuges richtig einschätzten.

  • Ein Raunen ging durch die Reihen hinter Marcus, viele Soldaten tauschten Blicke aus, manch einer murrte leise, denn das bedeutete schließlich, daß sie keine Rache an den Parthern üben würden - kein Gegenschlag und kein Niederbrennen ihrer Stadt. Auch Marcus zog einige Herzschläge lang seine Augenbrauen zusammen, so daß sich eine steile Falte zwischen ihnen bildete, eine tiefe Grube in seiner Haut, die von seiner eigenen Unzufriedenheit sprach, schließlich tobte auch in Marcus der Orkan des Zornes. Aber zwischen all dem Wüten tauchte ein kleiner Funke auf, denn es schwante ihm, daß sie nun nach Hause zurück kehren würden. Einen schalen Beigeschmack würde der Rückzug haben, es erschien Marcus weder glorreich, noch heldenhaft, aber es ging nach Hause. Zurück zu seiner Familie, zurück nach Rom und weg von diesem Krieg. Dennoch brodelte es noch unter der Oberfläche der Männer, selbst wenn Marcus mit Blicken und einigen mahnenden Worten sie zur Ruhe brachte. Als das getan war, sah Marcus nach vorne und wartete, ob der Tiberier die Legion nun entließ oder noch etwas zu sagen hatte.

  • Vor einigen Tagen war Sparsus eingefallen, dass da noch diese "Angelegenheit" in Sachen Titus und Serapio zu erledigen war. So marschierte er am Morgen nach dem großen Apell zum Zelt von Serapio's Contubernium um eben jenen aufzusuchen. Ihm selber war es schon fast wieder unangenehm, das er das so lange hatte schlefen lassen, schließlich handelte es sich um einen ncht gerade minderschweren Fall von Verletzung der Disziplin. Es musste durchgegriffen werden, wenn Soldaten ihre Ausbildung vergaßen.


    "Faustus, in Fünf Minuen seh ich dich vor dem Zelt in sauberster Rüstung und mit Schwertgurt stehen. Bereit zum Mitkommen, wir haben da noch was zu klären. Age!"


    Sprach er ihn gleich im Befehlston an. Das im Schwertgurt auch Gladius und Pugio zu stecken hatten erwähnte Sparsus nicht extra und den Scutum würden sie nicht brauchen, wenn sie sich erstmal nur beschweren gingen. Die Rüstung war auch eher nur dafür da einene ordentlichen Eindruck zu machen. Schließlich war das keine Privatangelegenheit, sondern eine offizielle Beschwerde wegen Fehlverhalten.


    Sparsus zog während des Wartens mit seinen Fingern die Federn seines Helmes nach. Unglaublich wie schnell man sich an Macht gewöhnen konnte. Er war noch gar nicht so lange Optio und fühlte sich schon richtig wohl und vertraut in seiner Stellung, obwohl er im Endeffekt deutlich mehr zu tun hatte als früher als einfacher Tesserarius. Er atmete tief die noch kühle Luft ein. Die Temperatur war so früh noch recht erträglich, weshalb er das ganze auch so früh über die Bühne bringen wollte. Die Offiziere waren bei angenehmen Klima einfach verträglicher. Sparsus hoffte so unliebsammen ewigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Sie waren zwar beim Militär, wo man sich grundsätzlich kurz hielt, aber sicher war nunmal sicher.

  • Optio zu sein hatte Sparsus nicht unbedingt eine Nummer liebenswürdiger gemacht, stellte ich fest, als mir am frühen Morgen seine Befehle um die Ohren flogen. Nach einem "Age" sollte man nicht widersprechen, also nickte ich, schlüpfte ins Zelt und warf mich in die Rüstung. In fünf Minuten, der hatte Nerven, aber wenigstens war sie noch blitzblank vom letzten Appell. Was er klären wollte, das konnte ich mir schon denken. Verdammt, ich hatte gehofft er hätte es vergessen... Ich legte mir das Cingulum um, schloss die Schnallen des Schwertgurtes, so dass das Gladius zu meiner rechten hing, und währenddessen fielen mir ungefähr tausend Gründe ein, warum ich lieber im Zelt geblieben wäre.
    Schliesslich kam ich aber doch wieder an Tageslicht, mit einem Gesicht als hätte ich Zahnschmerzen, und trat auf ihn zu, ein bisschen weg von den Kameraden.
    "Sparsus... entschuldige.... Optio Sparsus... ich glaube jetzt ist ein ganz schlechter Zeitpunkt! Wo doch das ganze Lager trauert...", wandte ich mit einem leicht jammerigen Unterton ein. Ich war aber auch wirklich schwer erschüttert vom Tod des Imperators. "Gegen das Entsetzliche was passiert ist, da verblasst doch alles andere, zu einer Lappalie, einer absoluten Belang- und Bedeutungslosigkeit... alles, und ganz besonders das von dem ich meine dass Du es meinst..."

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  • "Paperlapap. Die Prima hat sich gestern auf einen neuen Augustus vereidigt. Also ist im Großen udn Ganzen alles beim Alten. Und bei solchen Sachen muss man schon drann bleiben. Schlimm genug, das ich das bis jetzt hab schleifen lassen."


    Sagte Sparsus und wischte Serapio's Einwände mit einer Handbewegung weg. Dann setzen sich beide in Bewegung in Richtung Praetorium, wo Titus pflegte, vor dem Zelt des Legaten Wache zu halten.


    "Wir informieren usn erstmal, ob er zum Gefolge des LEgaten gehört, oder ein Soldat der Prima ist. Wenn Letzteres der Fall ist, werden wir seinen Centurio auf den Fall ansprechen."


    Sparsus klopfte Serapio beim gehen auf die Schulter, wovon er sich eine beruhigende Wirkung für Serapio versprach. Er musste unbedingt noch lernen sich nciht alles gefallen zu lassen. Obwohl es wirklich eigenartig war. Gegen eine partische Armee konnte er antreten, aber vor einem Kameraden, der einen Sandsack nicht von einem Apfel unterscheiden konnte, da traute er sich nicht.


    Nach einem kurzem Spaziergang durchs Lager kamen sie vor dem Zelt des Legaten an, wo auch brav wie en Schoßhündchen, eben jeder gescuhter Titus Wache hielt.


    "Salve, sag mir, gehörst du zur Legio Prima, oder zum Gefolge des Legaten Vitamalacus?"


    Der Vorteil vom Offizier-sein war, das man selbst die blödesten Fragen stellen konnte, ohne irgendetwas begründen zu müssen. Sparsus legte seine rechte Hand auf den Schwertknauf und den linken Daumen hakte er in seinem Waffengürtel ein. Geduldig wartete er, bis Titus die Frage verdaut und verstanden hatte und bereit war ihm zu antworten.

  • Ob Sparsus mich für einen Feigling hält? Ob ich ein Feigling bin? Diese Fragen drängten sich mir auf, während ich schicksalsergeben neben ihm her tappte, Richtung Praetorium. Früher hätte ich wahrscheinlich zu einem 'Ja' tendiert. Aber inzwischen, so im Krieg, war viel passiert, und manchmal war ich dabei über mich selbst hinausgewachsen. Manchmal aber auch nicht. Von Natur aus erst mal kein Held zu sein, heisst das automatisch dass man feige ist? Wobei - kann man überhaupt wirklich mutig sein, wenn man keine Angst überwinden muss? Fragen über Fragen. Wenn es drauf ankam hatte ich doch immer ganz gut geschlagen, fand ich... Aber als mir Marcus so freundlich auf die Schulter klopfte, erinnerte mich die ganze Situation auf einmal fatal an früher, als ich klein war, wenn mir irgend jemand ein Unrecht getan hatte, und Seiana, oder Drusus, oder Scaurus, mich dann an die Hand genommen und verteidigt hatten... Ja, bei so vielen wehrhaften grossen Geschwistern, die sich immer gleich energisch um so was gekümmert hatten, da war es doch kein Wunder dass ich, naja... in so Sachen eben nicht so geübt war...
    "Ach, aber das bringt doch sowieso nicht..." zagte ich, doch Sparsus strahlte förmlich vor Entschlossenheit und liess sich kein bisschen beirren. Sicher meinte er es auch noch gut.
    Das Praetorium kam in Sicht, und davor auch der Tonto dessen Schuld das alles war. Als ich diesen Muskelberg allein schon sah lief es mir gleich kalt den Rücken herunter. Diese klobige Visage! Die Fäuste wie Backsteine! Alles an ihm sprach von Stumpfsinn, gepaart mit Brutalität.
    Äusserst unbehaglich blieb ich neben Sparsus stehen, wippte kurz nervös auf den Fusspitzen, und versuchte möglichst kühl und unbeteiligt zu schauen, während Sparsus dem Koloss seine Frage stellte.

  • Titus
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    Titus stand zwar am Eingang zum Praetorium, allerdings Wache hielten zwei andere Milites, die nicht wirklich deutlich kleiner als Titus waren. Im Gegensatz zu diesen beiden stand er nicht stramm, sondern lehnte eher locker an einem Pfahl, kaute gelangweilt auf einem Stückchen Holz. Und genauso gelangweilt musterte er den Optio vor sich.


    "Wer will das wissen ?"


    Als sein Blick auf Serapio fiel, grinste er, denn natürlich hatte er diesen nervigen Pimpf aus Edessa nicht vegessen, der so lustig hinter ihm her gezettert hatte. Warum hatte er ihn damals überhaupt geschubst, fragte er sich, bis ihm einfiel, das ihm der Kerl einfach auf die Nerven gegangen war.


    "Na kleener,.. alles Stramm ?"

  • Sparsus zog eine Augenbraue hoch. -.^ Hier schien wirklich jemand vergessen zu haben, was er in der Grundausbildung gelernt hatte. Wer das wissen wollte konnte dem doch eigentlich Scheiß egal sein. Er war Optio (eindeutig zusehen an seinem Helm mit den beiden Federn), dieser Titus irgendwas, was unter ihm in der Nahrungskette stand.


    "Optio Sparsus, und nimm gefäligst Haltung an, wenn du mit einem Offizier redest. Sonst kannst du dich nachträglich ausmustern lassen!"


    Als diese Evolutionsbaracke anfing Serapio anzulabern schnippste Sparsus ein paar mal mit den Fingern vor Titus' Gesicht. Sparsus hatte ihm eine Frage gestellt und die wollte er beantworet haben.


    "Ich hatte dir eine Frage gestellt, also antworte auch dementsprechend. Und außerdem heißt es nicht >Wer will das wissen?<, sondern >Wer will das wissen, Herr<!! Haben wir uns da verstanden?


    So und jetzt nochmal - Gehörst du zur Legio oder zum Privatgefolge des Legaten Vitamalacus?"


    fuhr Sparsus den Klotz an. Sein Ton wurde langsam schärfer und sein Optiostab schlug rythmisch gegen sein Bein. Wenn man das Jemanden mit voller Kraft gegen die Kniescheibe schlug, hörte dann derjenige besser zu, wenn man mit ihm redete? Sparsus entschloss sich, das bei der nächsten Unverschämtheit direkt mal auszuprobieren. :evil:

  • Wenn Blicke töten könnten! Ja, wenn Blicke töten könnten, dann wäre der Tonto in jenem Moment mit durchspiesstem Herz zu Boden gegangen und hätte qualvoll sein Leben ausgeröchelt.
    Aber natürlich war dieser Klotz viel zu ignorant um solcherlei subtile Attacken überhaupt zu bemerken. Ich presste die Lippen zusammen und überliess Sparsus das Reden. Er machte das wirklich gut, liess sich keinen Deut von dem Gehabe des Kolosses einschüchtern. Sparsus, mein Held. Anfangs hatte ich ja gefürchtet er könnte etwas unüberlegtes tun, aber irgendwie wandelte sich das gerade, und die Vorstellung wie er - nein, natürlich wie wir beide gemeinsam - diesem Armleuchter unüberlegterweise die Hackfresse polierten, die erschien mir gerade in leuchtenden Farben, und ganz ungemein reizvoll.

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  • Natürlich schwor auch Numerianuns auf den neuen Imperator,er würde ihm treu folgen, sowie auch schon dem alten Imperator, und so treu wie er und seine Brüder, und sein Vater Rom schon immer gedient hatten.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Titus
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    Titus richtete sich zu seiner voillen Grösse auf, blickte auf den Optio herab. Der mochte gross sein, doch Titus war deutlich grösser als eigentlich jeder andere. Er war auch schwerer und breiter als die anderen, allerdings war er auch langsamer als alle andere, zumindest was seine Art zu denken betraf. Nicht das er Blöd war, er war langsam und hatte seine besiondere Art zu denken.


    Schnell war er nur, wenn es darum ging, seine Fäuste zu benutzen, dazu musste er nicht denken, die bewegten sich wie allein. Das war auch der Grund gewesen, warum er nie mehr als ein einfacher Miles gewesen war. Und auch jetzt war sein Faust kurz davor, direkt vorzufahren und Sparsus direkt am Kiefer zu treffen. Denn nichts konnte er weniger leiden, als wnn ein Optio anfing, grosse Töne zu spucken und kleiner Centurio spielte.


    Doch etwas hielt ihn davon ab, er spuckte einfach nur das Holzstück aus.


    "Leck mich !" meinte er nur und ging ins Praetorium, zwei riessige Wachen versperrten den Weg.


    Er mochte nun weg sein, doch es hies nicht, das der Vorfall in Edessa keine Konsequenzen haben würde.

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