Erstaunt stellte ich fest, dass jetzt der Optio den Befehl übernommen hatte. Scheinbar bildete der Centurio ihn zum Ausbilder aus. Aber das konnte mir egal sein. Gespannt lauschte ich den sehr lauten Ausführungen des Optio und sah zu, wie er uns die Übung vormachte.
Kaum hatte er den Befehl gegeben, fingen die Probati an, die Grundstellung zu üben. So auch ich. Ich entschied mich, die Übung aus dem normalen Stand zu üben. Aus der normalen Grundstellung in der Reihe, bei der beide Beine parallel fast schulterbreit zueinander standen, vollführte ich einen Ausfallschritt mit dem linken Fuß nach vorne. Dadurch bewegte sich das Scutum mit nach vorne. Es war ungewöhnlich schwer, so dass es einige Kraft kostete, es kontrolliert mit nach vorne zu bewegen. Nachdem ich die Grundkampfstellung eingenommen hatte, ließ ich mir kurz Zeit und kontrollierte meine Ausführung. Mein Stand glich dem des Optio. Aber ich war nicht zufrieden und wiederholte die Übung mehrmals. Also zurück in die Grundstellung und von vorne. Am Anfang stieß ich mir ein paar Mal am unteren Rand des Scutums leicht schmerzhaft das linke Schienbein. Und ich merkte, dass man darauf aufpassen musste, mit dem hinteren rechten Fuß einen festen Stand auf dem Boden zu bekommen. Der linke Fuß wurde durch das Gewicht des Scutums förmlich an den Boden genagelt, solange man ihn kontrolliert nach vorne bewegte und aufsetzte. Sonst konnte es leicht passieren, dass der Ausfallschritt zu groß wurde und der Schuh auf dem sandigen Boden leicht anfing zu rutschen. Von Mal zu Mal war ich zufriedener mit meinen Ausführungen.
Dann fiel mir ein, dass man anstatt mit dem linken Fuß einen Ausfallschritt zu machen, auch den rechten Fuß nach hinten bewegen konnte, um in die Grundkampfstellung zu gelangen. Ich versuchte diese Variante sofort und merkte deutliche Unterschiede. Bei dieser Ausführung blieb das Scutum fast an der selben Stelle, da sich der linke Fuß nicht bewegte. Somit brauchte ich auch weniger Kraft. Allerdings lag das Körpergewicht jetzt auf dem rechten hinteren Fuß und nicht auf dem linken vorderen Fuß, wie bei der ersten Variante. Deswegen musste man noch mehr darauf aufpassen, mit dem rechten Fuß einen festen Stand zu erreichen, da man sonst nach hinten wegrutschte. Ich übte auch diese Version mehrmals hintereinander. Als ich der Meinung war, dass ich die Grundbewegung auch hier verinnerlicht hatte, fing ich an beide Varianten hintereinander anschließend zu üben. Das hatte auch den Vorteil, dass ich mich nun auf der selben Stelle vor und zurück bewegte und somit weniger Platz brauchte. Konzentriert übte ich weiter.
Plötzlich musste ich grinsen, denn mir kam der Gedanke, dass ein Außenstehender denken musste, dass hier Soldaten das Tanzen mit Gladius und Scutum beigebracht bekämen. Und tatsächlich, als ich kurz in die Runde der Probati schaute, sah es fast so aus, als übten sie Tanzschritte. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich mit einem leichten Lächeln wieder auf meine Übungen.