[Grundausbildung] Probatus Tiberius Germanicus Probus

  • Ich nickte stolz, als Lupus meine Fortschritte erwähnte. Aber er wusste, dass ich es nur aus Scherz gesagt hatte, dass ich zu den Equites wollte. Daher musste ich lachen, als er meinte, ich sollte es mal versuchen.


    „Ich glaube, ich lasse das mal lieber. Beim Fußvolk fühle ich mich ganz gut aufgehoben.“, antwortete ich ihm. Im Gegensatz zu Lupus, was ich natürlich nicht wissen konnte, war ich der festen Überzeugung, dass die Infantrie die Königin der Schlachtfelder war und für immer bleiben würde. Die Reiterei war dabei nur das Zünglein an der Waage. Sie brachte zwar den Sieg. Aber ohne die Infantrie wäre sie dazu nie imstande. Denn wir hielten den Gegner in Schach. Und häufig genug, nahm er reißaus, sobald er uns erblickte. Und die Reiterei hatte immer den Schwachpunkt des Pferdes. Töte das Pferd und du hast keinen Reiter mehr, erinnerte ich mich an die Anweisungen während der Formationsübungen.


    „Na dann werde ich die Übung nochmal ausprobieren.“, sagte ich zu Lupus und gab meinem Pferd die Fersen. Im leichten Galopp ritt ich auf die Pfähle zu und umrundete sie, in dem ich hart an den Zügeln riss und die Kommandos über die Fersen gab. Dabei streifte ich den einen Pfahl und Schmerzen schossen kurz durch mein Bein. Besorgt sah ich kurz hinunter. Es war nur eine kleine Schürfwunde. Dann bremste ich das Pferd etwas ab, wendete es und ritt wieder auf die Pfähle zu. Ich versuchte, sie in der Art zu bearbeiten, wie Lupus es mir vorgemacht hatte. Allerdings war das mit dem Zurückziehen des Pferdes nun etwas problematischer. Jedoch klappte es halbwegs und zum Glück blieb mein Gladius nicht wieder stecken. Dann wendete ich das Pferd und ritt zu Lupus über den Hals des Pferdes gebeugt zurück. Ich stoppte und sprang vom Pferd. Scheinbar hatte ich den Schwung dabei etwas unterschätzt, denn ich geriet ins Straucheln. Nur mit Mühe konnte ich verhindern, auf die Nase zu fallen und fing mich stolpernd. Verärgert über mich selbst sah ich Lupus an und musste dann lachen.


    „Tja, scheint so, als müsste ich das noch ein wenig üben!“, sagte ich grinsend zu ihm. „Aber wenigsten kann ich mich dank deiner Hilfe halbwegs auf einem Pferd halten. Und runter kommt man ja bekanntlicherweise immer!“ Dann hörte ich, wie der Centurio das Ende der Übung bekannt brüllte. “Schade. Ich hätte gerne noch weitergeübt.“ Denn es bedeutete, dass unser Zusammentreffen nun ein Ende hatte. „Was hälst du davon, wenn wir zusammen die Stadt etwas unsicher machen würden? Ich müsste ja bald Legionarius werden und dann Ausgang bekommen. Da könnten wir doch deine Abschiedsfeier nachholen!“ Gespannt wartete ich auf die Antwort von Lupus.

  • Lupus nickte ein wenig und ging zum Zaumzeug von Probus Pferd...sein verdacht hatte sich bestätigt,...der starke Gebrauch der Zügel hatte die empfindlichen Bereiche im Maulwinkel des Pferdes eingerissen,...nicht weit,...aber das Pferd litt sichtbar Schmerzen.
    Er sah Probus an und meinte,
    Die Zügel und die Trense sind nur Hilfsmittel Probus,...sie dienen dazu das Pferd im absoluten Notfall zu bändigen,...unter Schmerzen...wenn du also noch einmal reiten solltest,...reiss bitte nicht so stark an den Zügeln,...hier im Castellum ist das kein Problem, solltest du aber Tagelang unterwegs sein, kann dir das Pferd eingehen...
    Er löste das Zaumzeug und vorsichtig das Gebisstück aus dem Maul des Tieres, welches diese Tat mit einem Schnauben quittierte.
    Lupus betrachtete noch einmal die Maulwinkel und nickte,
    Naja, ein bisßchen Salbe drauf und die Sache ist in ein zwei Tagen vergessen...also,...nicht so reissen...
    Er zeigte Probus die Kandarre und meinte,
    Stell´dir mal vor du hast so was im Mund und dann reisst noch jemand daran,...wie gesagt, es ist nur für den Notfall gedacht!
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    Er kraulte dem Pferd die Mähne und meinte dann,
    Insgesamt würde ich sagen hast du das Zeug zum Kurier,...jedoch mußt du dir immer vor Augen halten,...ohne dein Pferd bist du entweder ein sehr langsamer Kurier oder ein bald toter Kurier,...auch wenn ihr Infanteristen am liebsten auf die Pferde zielt,...so bist du als Kurier kurze Zeit ein Equites und das Pferd dein Freund und Kamerad,...behandele es entsprechend...und es geht mit dir überall hin,...sogar in den Tod...
    Er nickte Probus zu und hoffte, daß er diesen Hinweis nicht wieder als Besserwisserei aufnahm.
    ...und Probus,...?! Klar machen wir einen drauf wenn du es geschafft hast...

  • Ich wunderte mich, warum Lupus zum Kopf des Pferdes ging und sich dort irgendetwas anschaute. Dann hörte ich von ihm, was ich falsch gemacht hatte. Konnte ich doch nicht wissen, dachte ich. Trotzdem war ich darüber beschämt, wieder etwas nicht richtig gemacht zu haben. Das man nur mit seinen Schenkel das Pferd steuern sollte, hatte ich nicht beobachten können. Zumal ich die Zügel ja beim Reiten rückwärts auch benutzt hatte. Aber damit erklärte sich auch, warum das Pferd dabei gegen seine Natur handelte. Aus Schmerz.


    Als Lupus dem Pferd das Zaumzeug abnahm, schien es mir fast, dass es erleichtert aufatmete. Ich tätschelte leicht seine Kruppe. Erleichtert hörte ich, dass es nicht so schlimm wäre. Nochmal Schwein gehabt, dachte ich. Lupus hielt mir das Teil entgegen. Interessiert mich doch nicht, dachte ich und zuckte mit den Schultern. „Ich bin kein Pferd. Also werde ich so ein Ding nie im Mund haben. Hoffentlich. Und wenn es so schmerzhaft ist, warum stopft ihr das den Pferden erst in ihr Maul?“, fragte ich ihn. „Mir ist klar, dass ich das Pferd damit verletzt habe. Das ist nicht gut und wird nicht mehr vorkommen. Weil ich damit seinen Nutzen mindern würde. Oder wie du es gesagt hast, es würde eingehen.“ Denn ich hatte gelernt, dass Vieh Nutzen bringen muss. Und das war auch der Grund, warum man es pfleglich behandeln sollte. Bringt es keinen Nutzen, kommt es weg. So einfach.


    Ich freute mich, dass Lupus zusagte. „Na dann kratze schon mal deine Sesterzen zusammen. Nach meiner ersten Soldauszahlung als Legionarius werde ich dann mal bei dir vorbei schauen und dann geht es auf in die Stadt. Dann lassen wir mal so richtig die Sau raus!“Ich grinste ihn an.


    „So jetzt muss ich aber wirklich zurück zu den anderen. Also bis dann. Vale Lupus!“, verabschiedete ich mich von ihm und ging zu den anderen Probati, von denen die meisten schon in der Linie in Reih und Glied standen. Bei ihnen angekommen reihte ich mich schnell ein und wartete gespannt darauf, was der Centurio als nächste Übung vorgesehen hatte.

  • Leider wartete Probus vergebens auf neue Übungen, denn weitere neue Übungen gab es nicht mehr.
    Geduldig wartete Reatinus, bis sich alle Probati wieder zurück meldeten, nachdem sie sich von den Equites verabschiedet hatten. Für die Pferde war das sicher ein harter Tag, aber der war nun hinter ihnen. Und die Probati hatten nun die Grundausbildung hinter sich. Reatinus merkte sich die Gesichter der Probati, welche sichtlich Freude an dieser Lektion hatten. Würden sie zu den Equites wechseln wollen, würde Reatinus daran denken, sie versetzen zu lassen. Auch wenn er es ungerne wollte. Stolz beäugte Reatinus die antretenden Bald-Legionäre und freute sich, was für Männer doch aus ihnen geworden ist! Grinsend dachte er noch darüber, was für ein komischer Haufen das doch war, als er Reatinus zusammengewürfelt wurde.


    Nachdem alle Probati angetreten waren, feuchtete Reatinus seine Kehle an und sammelte für die letzte Rede die richtigen Worte. Als er die hatte, marschierte er autoritär vor der Reihe auf und ab.


    "Probati, ihr hattet einen langen und steinigen Weg! Am Anfang der Grundausbildung habe ich noch angekündigt, dass ich euch die Steine auf euren steinigen Weg legen werde! Doch ihr könnt euch glücklich schätzen, denn ihr habt alle die Steine überwunden! Ihr wurdet im Kampf unterwiesen, ihr habt gelernt was Kameradschaft bedeutet und ihr habt gelernt, wie die Legion funktioniert! Nun könnt ihr stolz auf euch sein, denn ihr werdet euch nach diesem Tage schon als vollwertige Legionäre in den Dienst des Kaisers stellen und Rom gegen seine Feinde beschützen! Doch ruht euch nicht auf euren Lorbeeren aus! Ein eingerosteter Legionär ist KEIN guter Legionär! Und jetzt: Abite... Legionarii! Gönnt euch ein Bad zu eurer Beförderung!


    Reatinus wandte sich gemächlich und wandte sich zu seinem Optio. Er klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und nickte Lupus zum Dank zu. Wieder eine Welle Rekruten geschafft! Doch da fiel ihm noch etwas ein, weswegen er sich schnell wieder an die frischgebackenen Legionäre wendete...


    "Ach ja... heute gibt´s Ausgang für euch alle!".

  • Gespannt wartete die Schar der Probati, was als nächstes folgen würde. Das Staunen unter uns wurde immer größer, je weiter die Rede des Centurio voran schritt. Erst Ungläubigkeit, dann langsame Erkenntnis wurde von strahlender Freude abgelöst. Endlich hatten wir es geschafft. Wir waren ab morgen Legionarii. Ich dachte kurz an die Ausbildung. Wie alles angefangen hatte. Wie dumm wir uns angestellt hatten. Wie wir Tag für Tag dazu gelernt hatten. Und rückblickend erschien mir die Zeit gar nicht so lang.


    Nachdem der Centurio seine Rede beendet hatte, jubelten die Noch-Probati auf. Wir lachten, strahlten über das ganze Gesicht, schlugen uns gegenseitig anerkennend auf die Schultern, reichten sich die Hände, um uns gegenseitig zu beglückwünschen. Mit einem Wort, wir freuten sich. Am liebsten hätte ich meinen Helm in die Luft geschmissen. Aber ich tat es lieber nicht, denn einerseits ließ er sich schlecht wieder auffangen und andererseits hätte er jemanden verletzen können.


    In dem allgemeinen Freudentaumel bekamen wir fast nicht mit, dass der Centurio ihnen Ausgang gewährte. Da brandete eine Jubel los, der die Wände des Castellums zum Vibrieren gebracht haben könnte. Sofort beeilten sich alle, in die Thermen zu kommen, damit man noch so viel wie möglich vom Ausgang hätte. Ich fragte mich, ob Lupus noch auf dem Campus wäre. Denn wir wollten schließlich feiern gehen. Da war er. Schnell rannte ich freudestrahlend zu ihm.


    „Das ist ein Ding oder?“, fragte ich ihn. „Vorhin haben wir uns noch darüeber unterhalten. Und jetzt habe ich wirklich Ausgang bekommen. Und bin ab morgen Legionarius. Wie sieht´s aus? Meinst du, dein Vorgesetzter würde dir heute auch Ausgang genehmigen?“

  • Lupus lächelte Probus an und freute sich für ihn,...doch dann zuckte er die Schultern,
    Ich gratuliere dir zur Beförderung Probus! ...ob ich allerdings so plötzlich Ausgang bekommen kann,...keine Ahnung!? ...weißt du was,...ich kläre das und wir treffen uns in 4 Stunden bei den Unterkünften,...dann ist meine Wache beendet und ich denke einem Ausgang steht nichts im Wege...aber nochmal,...versprechen kann ich´s dir nicht!
    Er nickte ihm zu und stieg dann auf sein Pferd, Probus Reittier hatte er im Schlepptau...
    Bis dann also! ...und ritt davon.

  • “Danke Lupus!”, antworte ich ihm. “Na dann drücke ich dir die Daumen. Ich warte dann vor meinem Contubernium auf dich. Dann stieg er auf sein Pferd.“Bis dann!“, rief ich ihm hinterher, als er wegritt.


    Dann drehte ich mich um und begab mich auf dem schnellsten Weg zu meinem Contubernium. Mann, werden die Augen machen, wenn ich ihnen sage, dass ich ab morgen Legionarius bin, dachte ich an die Reaktion meiner Kameraden. Und es gab noch soviel zu tun, bis ich mich mit Lupus treffen würde. Als erstes in die Therme gehen, schließlich wollte ich nicht nach Schweiß stinkend Mogontiacum unsicher machen. Ich musste grinsen. Armes Mogontiacum, dachte ich. Heute abend wirst du von einer augehungerten Schar Probati heimgesucht werden. Doch ich musste noch meine Ausrüstung putzen. Und schließlich brauchte ich noch den Ausgangsschein vom Centurio. Aber vier Stunden würden dafür schon reichen.

  • Hiermit wird bekannt, dass der Probatus



    Tiberius Germanicus Probus



    unter der Aufsicht von



    Centurio Servius Artorius Reatinus



    und



    Optio Tiberius Iulius Drusus



    die Grundausbildung erfolgreich absolviert hat!





    Servius Artorius Reatinus


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