Eisig war der Wind auf dem Sklavenmarkt von Mogontiacum, wo der Händler seine Ware wortreich feilbot. Daß es überhaupt Länder gab, in denen es derartig kalt sein konnte! Noch dazu am hellichten Tag! Und dann überall dieses kalte, nasse, weiße Zeug. Schnee nannte man es, hatte ein anderer Sklave ihm verraten. Es sollte angeblich Regen sein, der wegen der Kälte dann eben so aussah. Naja, das konnte schon stimmen, denn es fielen immer wieder mal feine oder dicke Flocken vom Himmel. Dann war er sogar fast schön. Wenn man so eine Flocke mit dem Ärmel auffing und ganz genau anschaute - wobei man aufpassen mußte, sie nicht anzuatmen, sonst schmolz sie zu Wasser - dann konnte man ganz feine, filigrane Sternchen erkennen. Im Grunde ein Wunder. Doch so richtig daran erfreuen konnte Bashir sich nicht. Dafür war ihm einfach zu kalt. Seine Füße waren die reinen Eisklumpen und sein Knie schmerzte höllisch von den tagelangen Märschen.
Es war schrecklich erniedrigend, ständig gemustert und immer wieder angegrapscht zu werden. Es kaufte ihn doch ohnehin niemand, wenn er merkte, daß Bashir schwer hinkte. Wann immer der Händler ihn nach vorn zog und anpries, winkten die Interessenten ab. Er war eben nicht exotisch genug, um den Makel in Kauf zu nehmen. Am Anfang hatte Bashir die Kaufinteressenten noch bittend angesehen. Zumindest manche. Die, die nett aussahen. Doch inzwischen blickte er nur noch auf den Boden vor sich und hoffte, daß das hier bald ein Ende haben mochte.
Wieder hatte leichter Schneefall eingesetzt. Nur einzelne Flocken sanken langsam dem Erdboden entgegen und bedeckten nach und nach den schmutzig getretenen Schnee mit einer hauchdünnen, reinen, weißen Schicht.
reserviert