[Trans Tiberim] Eine kleine Taverne

  • „Du hast mir auch gefehlt,“ raunte sie ihm ins Ohr. Sie war so glücklich. Endlich hatte ihr Warten ein Ende. Langsam löste er sich von ihr. Allerdings verschwand sein Lächeln unmerklich und machte dem ernsten Ausdruck Platz, den sie schon sehr oft bei ihm gesehen hatte. Sie spürte eine Veränderung, die schleichend kam, aber sie war da. Avianus begann zögerlich von Neuigkeiten zu sprechen.


    Nun wich auch langsam das Lächeln aus Beroes Gesicht. Neuigkeiten – sie hoffte doch, es waren gute Neuigkeiten… zum Beispiel was Avianus‘ Verwandter mit ihr vorhatte. Allerdings gab es da so eine Vorahnung, dass diese Neuigkeiten nichts Gutes verhießen. Wieder drängte sich ihr der Gedanke auf, dass der Iunier ihr zu viel versprochen hatte, was er schließlich doch nicht halten konnte.


    Seine Worte jedoch, übertrafen alles, womit sie gerechnet hatte und verhinderten anfangs jegliche Regung. Wortlos starrte sie in sein Gesicht, um zu begreifen, was er gesagt hatte.
    „Germania…“ brachte sie endlich nach einer Weile hervor. Das war aber dann auch schon alles, was sie sagen konnte. Germania, ein unwirkliches Land, weit weit weg von Rom, irgendwo im Norden. Im Grunde war das schon alles, was sie über Germania hätte vorbringen können.


    Beroe war nicht dumm und ahnte bereits, was das bedeutete. Zwar war sie hier in der Taberna noch sicher. Aber es war nur eine Frage der Zeit … und wenn sie für längere Zeit hier bleiben musste, dann musste sie sich früher oder später ein paar Sesterzen dazuverdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten… sonst würde der Wirt sie eines Tages ganz gvewiss auf die Straße setzen…
    All diese Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum und sorgten dafür, dass es ihr schier schwindelig wurde.

  • Gerade hatte Avianus begonnen zu erklären, was ihm die Sorgenfalten ins Gesicht grub, da verschwand bereits der fröhliche Ausdruck aus Sibels Zügen, genau wie bei ihm zuvor. Seine Nachricht musste sie vollkommen unverhofft treffen, waren es doch vollkommen andere Neuigkeiten, auf die sie eigentlich warteten. Der Befehl, nach Germania zu reisen, hatte ihm eindeutig einen Strich durch die ohnehin schon recht vage Rechnung gemacht. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Schicksal hinzunehmen und vielleicht noch irgendwie das Schlimmste zu verhindern.
    "Ich habe es heute erfahren. Morgen in aller Frühe reiten wir los", erklärte er, "Viel lieber würde ich hier bleiben, aber diese Entscheidung liegt nicht bei mir." Und außerdem musste er zeigen, dass er dazu in der Lage war, Prioritäten zu setzen. Sibel das zu sagen, wäre aber vermutlich weniger aufbauend.
    Er spürte, wie sie mit ihren Gedanken weit weg war. Und obwohl ihr Gesicht ausdruckslos blieb und sie nicht viel sagte, schien sie zu begreifen. Er würde nicht da sein, sie nicht beschützen können und ganz nebenbei konnte er nicht einmal für mehrere Wochen im Voraus das Zimmer in der Taberna bezahlen. Viel mehr wollte er sich gar nicht den Kopf darüber zerbrechen, was mit ihr solange sein würde, es würde ihm nur noch schwerer fallen, sich zu verabschieden, und egal was passierte, er wäre ohnehin machtlos. Er fasste sie an den Schultern und sah sie eindringlich an.
    "Bitte, gib' auf dich Acht, bis ich wieder da bin…", sagte der Iunier dennoch ruhig.

  • Wenn noch irgendetwas diese Hiobsbotschaft toppen konnte, dann war es ganz sicher der Moment, als er ihr sagte, dass er bereits morgen in der Frühe schon aufbrechen musste. Er würde also nicht die Nacht mit ihr verbringen. Vielleicht würde er nicht einmal lange bleiben können. Und dann? Für wie lange würde sie ihn dann nicht mehr sehen? Wie lange musste er in Germania bleiben? Und was, wenn er nicht wieder zurückkam? Der Weg nach Germania war so furchtbar weit und gefährlich!


    „Morgen schon?“ Beroe schlug die Augen nieder. Natürlich war ihre Enttäuschung riesengroß, hatte sie doch gehofft, dass von nun an alles nur noch besser werden konnte. Doch es war, wie es immer schon gewesen war und wie es auch immer wieder sein würde. Sie konnte ihm eigentlich nur dankbar sein, dass er sie aus Silanus‘ Klauen befreit hatte. Das war schon viel mehr, als sie hätte erwarten dürfen.
    Sie wollte ihm keine Vorwürfe machen, er tat nur das, was er tun musste. Noch weniger wollte sie jetzt in Tränen ausbrechen, um ihm noch ein schlechteres Gewissen zu bereiten, als er es wahrscheinlich eh schon hatte.


    Schließlich fasste er sie bei ihren Schultern und ermahnte sie, auf sich aufzupassen. Das Gleiche hätte sie tun können. Stattdessen nickte sie nur und ein leises „Ja“ folgte. Was konnte sie noch sagen, was tun? Gleich würde er gehen. Sie hatte ihm ihr Amulett gegeben, damit sie sich wiederfinden konnten. Ob dieses Amulett für eine so lange Zeit ausreichen würde, bezweifelte sie fast. Doch dann hatte sie eine bessere Idee.
    „Warte bitte noch einen Moment,“ bat sie ihn und wandte sich um. Auf ihrem Tisch stand noch der leere Teller von ihrem Abendbrot. Ein kleines Messer, mit dem sie den Käse geschnitten hatte, lag daneben. Sie griff nach dem Messer und schnitt sich eine Locke von ihrem Haar ab und band ein Schnürchen um die Haarsträhne.
    „Hier, bitte nimm das mit. Dann ist wenigstens ein kleines Stück von mir bei dir.“

  • "Ich weiß das kommt plötzlich…", sagte er und klang dabei fast schon ein wenig verzweifelt, denn er sah ihr ihre Enttäuschung an. Aber sie musste verstehen, dass er keine andere Möglichkeit hatte, so weh es ihm auch tat, kaum Zeit für den Abschied zu haben und sie derart unvorbereitet alleine zu lassen.
    Ihre leise Bestätigung auf sich aufzupassen reichte ihm kaum aus, dennoch ließ er sie gehen, als sie sich aus seinen Händen löste. Er wusste zwar nicht, was sie vorhatte, doch so furchtbar eilig hatte der Iunier es auch wieder nicht. Ein wenig Zeit blieb ihnen noch. Während er also wartete und ihr Treiben beobachtete, wollte er wenigstens noch versuchen, sie ein wenig aufzumuntern.
    "Aber in ein paar Wochen oder so… wenn wir wieder zurück sind… ", begann er und sah dabei zu, wie sie ein Bändchen um die bereits abgeschnittene Locke knotete, "… vielleicht gibt es dann ja auch den einen oder anderen freien Tag… " Er endete und nahm schließlich die Haarsträhne entgegen, die sie ihm reichte. Ein kleines Lächeln schob sich über den ansonsten so bekümmerten Ausdruck in seinen Zügen, als er ihr Geschenk betrachtete. Die kleine Geste bedeutete unfassbar viel. Und egal wie wenig sie besaß, sie schaffte es immer wieder, ihm etwas unglaublich wertvolles zu schenken.
    "Ich werde es immer bei mir tragen, wie das Amulett", meinte er nur und beugte sich etwas vor, um sie zu küssen. Er würde wieder da sein, sobald er konnte, aber daran glaubte sie hoffentlich auch ohne dass er es laut aussprach. Er würde nicht für immer weg sein, und vielleicht nicht einmal für besonders lange. Sie musste ihm einfach nur vetrauen.

  • Natürlich hatte sie ihm zugehört, als sie das kleine persönliche Andenken für ihn präparierte. Und nachdem sie ihm ihr Geschenk überreicht hatte und er sie geküsst hatte, nickte sie. „Ja, nur ein paar Wochen…“, wiederholte sie seine Worte. Eigentlich hatte sie dies zu sich selbst gesagt, um sich die Sorgen zu vertreiben. Dabei wusste sie doch selbst, wie schwer es ihr gefallen war, die wenigen Tage zu warten, die zwischen heute Abend und dem Abend lagen, an dem er sie hierher gebracht hatte. Und auch als Avianus davon gesprochen hatte, dass er nach seiner Reise vielleicht einige freie Tage hätte, behielt sie seine Worte von nun an in ihrem Gedächtnis. Das war etwas, woran sie denken konnte und worauf sie hoffen konnte. Viele lange Tage würden nun vor ihr liegen, die wahrscheinlich genauso schwer zu ertragen waren, wie die dunkelsten Stunden als sie noch Sklavin gewesen war.


    Diesmal war sie es, die ihn in ihre Arme schloss, sich an ihm schmiegte und ihr Gesicht in seiner Tunika vergrub. Jede Minute, die ihr noch blieb, wollte sie ihm so nah sein, wie es irgendwie möglich war. „Ich werde hier auf dich warten und darauf achtgeben, dass mir nichts passiert. Und jeden Abend werde ich für dich eine Kerze anzünden, damit du wieder zu mir zurückfindest. Das verspreche ich dir.“

  • Nur zu gerne legte auch er seine Arme um sie, um noch einmal ihre Nähe genießen zu können, selbst wenn es nur eine Umarmung war. Die Hoffnung, dass ihre kurze Begegnung am heutigen Abend für mehrere Wochen im Voraus reichen könnte, hatte er ohnehin noch nie gehegt. Wie sehr er sie jetzt bereits vermisste…
    "Tu' das, obwohl ich keine Kerze brauche, um dich wiederzufinden… mach' dir darüber keine Sorgen", sagte Avianus mit einem erneuten flüchtigen, gequälten Lächeln und lehnte seinen Kopf an ihren. Zumindest versicherte sie ihm noch einmal, darauf zu achten, dass ihr nichts zustieß. Er wollte daran glauben, sie würde aufpassen, und wenn schon nicht für sich selbst, dann zumindest für ihn.
    Er kostete den Moment noch so lange aus wie möglich und sah nach einer Weile wieder auf. Es war soweit. "Ich muss gehen, Sibel." Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, denn irgendwie wollte er selbst nicht hören, was er sagen musste. Aber irgendwann war es Zeit, sich zu verabschieden. Er befreite sich langsam aus ihrer Umarmung und sah sie mit entschuldigendem Blick an. "Bis bald. Danke für alles." Ein letztes Mal strich er sanft über ihre Haare, küsste sie und wandte sich ab. Bis bald. Hatte er es mit Absicht oder aus Gewohnheit gesagt? Er war sich selbst nicht sicher.

  • Die letzten gemeinsamen Minuten, waren wohl die schwersten. Der ewige Kampf zwischen Herz und Verstand, bei dem einmal mehr das Herz der Unterlegene sein musste, war grausam und so berechnend. Seine letzten Berührungen, der Abschiedskuss, er war so bittersüß. Wie sollte sie nur die kommenden Wochen überstehen? Avianus‘ Worte hallten noch eine ganze Weile in ihrem Kopf. Bis bald hatte er gesagt, so wie er es jedes Mal getan hatte, wenn sie sich getroffen hatten. Nur dieses Mal würden Wochen, ja sogar Monate dazwischen liegen.
    Als er gegangen war und die Türe hinter sich geschlossen hatte, verharrte Beroe noch eine Weile, mitten in ihrem Zimmer stehend. Langsam, aber unaufhaltsam, holte sie die Gewissheit ein, dass er nun fort war. Sie spürte, wie ihr Herz schwer wurde und ihre Augen sich mit Tränen füllten. Genau so würde jener Tag sich anfühlen, an dem er sie für immer verlassen würde...


    ~~~


    Die ersten Tage nach Avianus‘ Abschied hatte sich Beroe in ihrem Zimmer verkrochen. Sie aß kaum und wollte niemand sehen. Doch dann klopfte es eines Morgens an ihrer Tür.


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    Mirjam


    „Wenn du glaubst, du könntest hier die nächsten Monate versauern und in deinem Selbstmitleid ertrinken, dann hast die Rechnung ohne den Wirt gemacht… oder besser gesagt ohne die Wirtin!“ Mirjam hatte sich vor ihr aufgebaut und ihre Arme in die Hüften gestemmt. Ihre mütterlich-strenge Ansprache hatte Beroe regelrecht überrumpelt.
    „Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ fragte sie niedergeschlagen.
    „Ich könnte noch jemanden in der Küche brauchen und der gelegentlich auch in der Schankstube mit anpackt!“ Dass Beroes Finanzen demnächst wohl in der Krise stecken würde, erwähnte Mirjam erst gar nicht, da sie sich sicher war, dass Beroe dies auch ohne ihr Zutun wusste...


    So kam Mirjam zu einer Küchenhilfe und Beroe zu einer sinnvollen Beschäftigung, die ihren Lebensunterhalt sicherte.

  • Die Arbeit in der Taberna tat Beroe gut. Nicht nur, weil sie dadurch weiterhin dort wohnen konnte, auch weil die Beschäftigung sie so vom Grübeln abhielt. Außerdem half sie Mirjam gerne, denn die Wirtin war wie eine Mutter zu ihr, warmherzig und gütig.


    Die Gäste, die in die kleine Taberna kamen, waren fast ausschließlich Fremde, die meist aus geschäftlichen Gründen nach Rom kamen. Viel von ihnen waren ebenso Juden, wie Simon und Mirjam. Für sie war die Herberge ein Stückchen Heimat inmitten der Fremde.
    Beroe vermied es meistens, sich mit den Gästen zu unterhalten. Lediglich die üblichen Nettigkeiten tauschte sie mit ihnen aus, wenn sie den Leuten das Essen servierte oder eine Bestellung aufnahm.
    Eines Tages jedoch war ein neuer Gast angekommen, ein Mann aus dem Osten, wie man unschwer an seinem Aussehen und seinem Akzent erkennen konnte. Er hatte in der Taberna ein Zimmer bezogen, da er für einige Tage in Rom zu bleiben gedachte. Gleich bei seiner Ankunft war er der Lykierin aufgefallen. Vielleicht lag es an dem vertrauten Klang seiner Sprache oder an seinen Äußerlichkeiten, die sie an die Leute in ihrer alten Heimat erinnerten.


    Später am Abend, hatte er sich an einen Tisch gesetzt, um dort eine warme Suppe und frischgebackenes Brot zu sich zu nehmen. Nach einiger Zeit, so war Beroe aufgefallen, hatten sich einige andere Gäste der Taberna um ihn herum geschart.
    Normalerweise interessierte sie sich nicht, worüber sich die Leute in der Schankstube unterhielten. Doch diesmal versuchte sie, wenigstens ein paar Fetzen von dem aufzuschnappen, was an dem Tisch dort gesprochen wurde. Der Mann aus dem Osten sprach immer wieder von einem Herrn, dessen Güte angeblich bis an den Himmel reichte. Die Männer und Frauen, die sich zu ihm gesetzt hatten, hörten ihm aufmerksam zu, wenn er weiter über diesen gewissen Herrn sprach.


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    Mirjam


    Beroe hatte an diesem Abend nicht herausfinden können, um welchen kuriosen Herrn es sich dabei gehandelt und hatte. Schließlich fragte sieMirjam und die Wirtin hatte auch eine Antwort parat. „Das sind Christen!“, hatte sie unter vorgehaltener Hand geflüstert. Offenbar war ihr das unangenehm gewesen, denn weder sie noch ihr Mann wollten in Schwierigkeiten geraten. „Am besten erzählst du niemanden davon. Erst recht nicht deinem Freund in der schwarzen Tunika!“
    „Chrsiten...“, entgegnete sie nachdenklich. Beroe hatte bisher immer nur Gerüchte über diese Christen gehört. Angeblich beteten sie zu einem toten Gott der vor einigen Jahrzehnten von den Römern in Iudaea gekreuzigt worden war. Außerdem aßen sie sogar Menschenfleisch, wobei sie dabei überzeugt war, dass es sich hier um ein Schauermärchen handeln musste. Dennoch hatte dieser Fremde ihre Neugier geweckt.


    Sim-Off:

    An dieser Stelle sind alle im Geheimen lebenden Christen und solche, die es werden wollen (gerne auch NSC’s), sowie Spitzel und Denunzianten ganz herzlich eingeladen, mitzuposten. :) Aber Vorsicht, es könnte durchaus auch brenzlig werden. ;)

  • Ahenobarbus und zwei seiner Kameraden waren heute unterwegs, wie immer in Uniform, sie hatten vor ein oder zwei Kannen Wein nach diesem langen Tag zu genießen.
    Als die Drei die Taberna betraten, ist ihnen zwar dieser kleine Haufen bereits aufgefallen, aber dachten sich zunächst nichts dabei...
    Sie saßen sich einfach ein paar Tische weiter weg, um nicht das unnötige Geschwafel hören zu müssen und wollten erstmal etwas bestellen.

  • Noch immer warf Mirjam jenem Tisch, an dem sich diese „Christen“ versammelt hatten, einen besorgten Blick zu. Ausgerechnet im gleichen Atemzug öffnete sich die Tür und drei Urbaner traten ein. Mit einem Mal herrschte plötzlich eine unheimliche Stille. Mirjam, ihr Mann Simon, der gerade dabei gewesen war, eine Kanne mit Wein zu füllen, die Gäste, ja sogar die Christen hatten ihre Blicke zu der Tür geworfen. Auch Beroe blieb wie angewurzelt stehen, mit einem Teller heißer Suppe in der Hand. Erst als die Drei sich an einen freien Tisch gesetzt hatten, schien das „normale“ Leben wieder weiterzugehen. Simon widmete sich wieder der Kanne und dem Wein, Beroe servierte den Teller Suppe, die Gäste nahmen ihre Unterhaltungen wieder auf. Selbst die Christen steckten wieder ihre Köpfe zusammen und diskutierten weiter, allerdings wesentlich leiser, als sie dies zuvor getan hatten. Nur Mirjam hatte einmal wieder ihre bösen Vorahnungen und begann auf ihren Mann einzureden, er solle „diese Leute“ besser an die frische Luft setzen. „Geh in die Küche, Frau!“, knurrte Simon verärgert.


    Beroe indes näherte sich dem Tisch der drei Urbaner, um deren Bestellung entgegenzunehmen.
    „Salvete, was darf ich euch bringen?“, fragte sie lächelnd, aber mit gemischten Gefühlen.

  • "Salve! Wir nehmen vorerst eine Kanne Wein, außerdem etwas Käse und Brot." bestellte Ahenobarbus geradewegs für alle zusammen.
    Doch bevor die Bedienung gehen konnte, fragte der Domitier auch schon nach den Leuten die untereinander tuscheln "Warte noch einen Moment! Wer ist dieser Haufen da drüben? Ist doch wohl kaum normal das so viele Leute auf einmal zusammen sitzen. Dabei kam ihm erstmal nicht etwa in den Sinn, dass das Christen sind, sondern vielmehr Verschwörer oder etwas in der Richtung.

  • „Eine Kanne Wein, Käse und Brot“, wiederholte Beroe und wollte schon wieder gehen, doch der Urbaner kam gleich noch mit einer Frage. Natürlich hatte der Tisch an dem sich einige Leute um den Mann aus dem Osten gescharrt hatten, die Aufmerksamkeit der Urbaner geweckt. Beroe sah kurz zu ihnen hinüber und zuckte dann mit den Schultern. „Keine Ahnung wer das ist! Die sehe ich heute zum ersten Mal. Außerdem bin ich noch nicht lange hier.“ Natürlich erzählte sie ihm nicht, was sie über diese Leute zu wissen glaubte. Da sie hoffte, die Frage des Urbaners hinreichend beantwortet zu haben, kehrte sie zum Schanktisch zurück, um die Bestellung der Urbaner weiterzugeben.
    In dem Moment trat ein weiterer Gast ein, eingehüllt in einen wollenen Umhang, der schon wesentlich bessere Tage gesehen hatte, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Die verhüllte Gestalt näherte sich zielstrebig dem Tisch der Christen und nahm dort auch Platz.
    Als Beroe sich nun dem neuen Gast näherte, um ihn zu fragen, was er wollte, fiel ihr auf, dass es sich um eine Frau handelte. „Rachel?“ , fragte sie mit gedämpfter Stimme, in der Hoffnung, dass niemand sie gehört hatte. Bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, rief bereits Simon, der Wirt nach ihr.

  • "Aha" antwortete Ahenobarbus knapp und wandte sich wieder seinen Kameraden zu um die Bedienung nicht weiter von ihrem Geschäft abzuhalten.
    "Normal ist das doch nicht." meinte er zu den beiden dann.
    "Meinst du wir sollten mal rüber gehen?" sagte Marcus darauf hin, doch diese Meinung teilte Tiberius nicht "Ach kommt schon lasst sie doch machen, wird schon nicht so schlimm sein, außerdem haben wir doch Feierabend..."
    "Sei mal nicht so weinerlich Tiberius. Wir sind Vertreter Roms und wenn es hier Rebellen gibt, dann müssen diese ihrer gerechten Strafe zugeführt werden!" antwortete der junge Domitier etwas schroffer.
    "Dann lass uns doch wenigstens einen Schluck Wein nehmen." kam dann wieder von Tiberius zurück.
    'Tststs dieser Junge hat überhaupt nichts gelernt...' dachte sich Ahenobarbus "Wenn du jetzt etwas trinkst und es zum Kampf kommt, wirst du unterlegen, auch wenn der Gegner schwächer sein mag als du..."
    "Du und dein besserwisserisches Gehabe... Dann gehen wir halt jetzt dort rüber!" sagte Tiberius letztendlich und erhob sich bereits.
    Auch Marcus und Ahenobarbus standen auf und alle drei bewegten sich dann auf die Versammlung zu...

  • Natürlich hatte Simon sie ausgefragt. Was die Urbaner wollten, ob sie schon das Essen an Tisch fünf serviert hatte und wer der Gast war, der als letztes gekommen war. Bis auf die letzte seiner Fragen hatte sie immer eine Antwort parat gehabt. Doch sie traute sich einfach nicht, ihm zu sagen, dass seine eigene Tochter dieser seltsame Gast war. Dass sie hierhergekommen war, nur um jenen Mann aus dem Osten zu sehen und ihm zuzuhören.


    Zwischenzeitlich hatten sie den Urbanern schon mal die bestellte Kanne Wein gebracht. ;) Dabei hatte sie ein wenig von deren Unterhaltung aufschnappen können, undwas sie dabei erfahren hatte, hatte sie sehr beunruhigte. Die Drei redeten davon, hinüber zu den Christen gehen zu wollen, weil ihnen ihre Zusammenkunft dubios vorkam. Wieder sah sie hinüber, dorthin, wo Rachel saß. Wenn sie sie nur irgendwie hätte warnen können!


    Als die Drei sich schließlich von ihren Plätzen erhoben hatten und bereits einige Schritte auf den Tisch zugegangen waren, war es höchste Zeit für Beroe, zu handeln. Schnell griff sie nach einem Teller, auf dem etwas Käse angerichtet war und stellte sich damit den Urbanern in den Weg.
    „Aber hallo! Wo wollt ihr denn hin? Hier ist euer Käse und wenn ihr wollt, auch noch etwas mehr!“ Dabei warf sie den Urbanern ein aufreizendes Lächeln zu.

  • Bevor sie auch nur annähernd an den Tisch kamen, wurden sie auch schon von der Kellnerin ausgebremst.
    "So? Auch noch etwas mehr? Was hast du denn zu verstecken, wenn du uns solch ein Angebot machst? Steckst du etwa mit denen unter einer Decke?" während Ahenobarbus sie ausquetschte ging er weiter auf sie zu, drängte sie nahezu in Richtung des Tisches.
    Der Domitier konnte deutlich die enttäuschten Blicke von seinen Kameraden spüren, doch er hatte ein Ziel und das war herauszufinden, warum sich diese Leute da trafen.

  • Unglücklicherweise gingen Beroes Bemühungen nicht auf. Einer der Urbaner, der offenbar der Anführer der anderen beiden war, ließ sich durch ihre Offerten nicht stoppen. Ganz im Gegenteil! Er drängte sie immer weiter in Richtung des Tisches, an dem auch ihre Freundin Platz genommen hatte und verhörte sie dabei geradezu.
    „Äh, ja… noch..noch … viel mehr!“ begann sie zu stammeln. Doch als er sie bezichtigte, mit jemanden unter einer Decke zu stecken, begann sie sich lautstark zu verteidigen. „Was? Ich hab nichts zu verstecken! Mit wem soll ich unter einer Decke stecken? Ich stecke mit niemanden unter einer Decke!“


    http://imageshack.us/a/img28/5536/e9dg.gif Als Beroe immer weiter zu dem vollbesetzten Tisch gedrängt wurde, stieß sie schließlich mit ihrem Rücken an einen der Gäste. Der Mann, es war derjenige, um den sich alle geschart hatten, erhob sich langsam und hielt einen Arm schützend um Beroes Rücken, damit sie nicht nach hinten stolperte. Mit einem äußert ruhigen Blick wandte er sich an den Urbaner, der die Kellnerin so sehr bedrängt hatte.
    „Gibt es ein Problem, Miles?“

  • "Das wüssten wir auch gerne. Welchem Zweck dient diese Versammlung? Und sollte ich Zweifel an deiner Antwort haben oder sollte sie mir nicht gefallen seid ihr allesamt schneller hinter Gittern als euch lieb ist." fragte Ahenobarbus ganz ungehemmt mit einer gewissen Härte in seiner Stimme. Beroe hatte der Domitier unterdessen in dem Augenblick vergessen, als der Mann ihn ansprach.
    Er legte darob auch seine linke Hand auf den Knauf seines Schwertes, um noch einmal zu verdeutlichen wie ernst ihm diese Lage hier war.

  • http://imageshack.us/a/img28/5536/e9dg.gif Jener Mann, der den Mittelpunkt dieser ominösen Versammlung darstellte und dessen Name im Übrigen Ioannis lautete, machte einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Sein Mund umschmeichelte ein sanftmütiges Lächeln, als er dazu überging, dem Urbaner zu antworten.
    „Dies ist ein ganz harmloses Treffen, Miles. Wir sind hier friedlich zusammengekommen, um gemeinsam das Mahl einzunehmen, zu trinken und über Philosophie zu diskutieren. Du siehst also, es gibt keinen Grund zur Besorgnis.“ Seine ganze Haltung wirkte entspannt und von seinem Wesen ging etwas sehr friedvolles aus.




    http://imageshack.us/a/img21/1086/w6jj.gif In der Zwischenzeit, nachdem Beroe aus dem Fokus des Urbaners gerückt war, hatte sie sich schnell ihrer Freundin zugewandt. Solange Ioannis dem Urbaner Rede und Antwort stand, bestand für sie die Möglichkeit, herausfinden was Rachel hierher getrieben hatte und was sie mit diesen Leuten zu schaffen hatte. Rachel jedoch versuchte Beroes Fragen auszuweichen.
    „Komm, lass uns von hier verschwinden, Rachel!“, flüsterte sie ihr zu. Solange ihnen niemand größere Beachtung schenkte, hatten sie noch die Möglichkeit, ohne größeres Aufsehen zu verschwinden. Doch Rachel schüttelte nur den Kopf. „Mein Platz ist hier, Beroe. Hier, bei meinen Schwestern und Brüdern.“ Mit allen hatte Beroe gerechnet, nur nicht damit. Ihr verständnisloser Blick hing an ihrer Freundin, als wollte sie darauf warten, bis Rachel ihr endlich lachend erklärte, dass sie es diesmal geschafft hatte, sie sprachlos zu machen. Rachels Gesicht aber verzog sich zu keinem Lachen, nicht einmal ein sanfte Lächeln.



    http://imageshack.us/a/img43/413/4wo9.gif Als es in der Schankstube laut geworden war, konnte auch der Wirt nicht tatenlos zusehen. Wenn es hier Ärger mit den Urbanae gab, dann stand auch seine Taberna auf dem Spiel. Vorsichtig näherte er sich von der Seite dem Urbaner, der die Initiative ergriffen hatte und nun seinen Gast ausfragte.
    „Herr, bitte hör mich an. Ich bin ein ehrbarer Mann, der immer seine Steuern zahlt und dieser Mann hier ist Gast in meinem Haus. Er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen … und diese Leute…“ Sein Blick schwenkte über die Gesichter, die sich ihm und dem Urbaner entgegenstreckten. „...einige von ihnen sind Mitglieder der jüdischen Gemeinde, Herr.“
    Schließlich fiel auch sein Blick auf seine Aushilfe, die sich mit dem verhüllten Gast unterhielt, derzuletzt die Taberna betreten hatte. Täuschten ihn seine Sinne oder hatte er da etwa das Gesicht seiner eigenen Tochter unter dem Umhang hervor lugen sehen? Die Tochter, die er vor einigen Monaten verstoßen hatte und die für ihn nicht mehr existent war. „Rachel?“ Seine Stimme war im Begriff, zu versagen. „Rachel!“


    edit: Fehler

  • Die Antwort ließ Ahenobarbus nicht weniger zweifeln bezüglich der Versammlung, doch wandelte sich seine Ansicht als der Wirt ihm sagte es seien "jüdische" Anhänger...
    "So so... aber warum trifft sich die jüdische Gemeinde zum philosophieren nicht in einem Tempel, sondern ausgerechnet in einer Taberna zu dieser späten Stunde? Es sei denn sie sind keine Juden im herkömmlichen Sinne!" Der Domitier glaubte hier den richtigen Ansatz gefunden zu haben, nun wartete er nur noch die Reaktion der Gläubigen ab.

  • http://imageshack.us/a/img28/5536/e9dg.gif Ioannis, dessen Antlitz unverändert freundlich gesinnt wirkte, ließ sich durch die Fragen des Urbaners nicht aus der Fassung bringen, auch wenn er bereits die Situation und die Gefahr, die sie für alle mit sich brachte, erfasst hatte. Dennoch antwortete er ruhig und besonnen, ohne belehrend zu wirken. „Dies ist keine Versammlung der jüdischen Gemeinde. Es ist ein Treffen unter Geschwistern und Freunden.“ Er selbst zum Beispiel war kein Jude, sondern stammte aus einer lykischen Familie, die bis vor wenigen Jahren noch dem alten Glauben angehangen hatte.
    Jedoch ging Ioannis‘ weitere Aufmerksamkeit in dem Moment verloren, als die Dinge zwischen dem Wirt und seiner Tochter ihren Lauf nahmen.




    http://imageshack.us/a/img21/1086/w6jj.gif Noch ehe Beroe ihre Freundin dazu bewegen konnte, ihre Entscheidung zu überdenken und schleunigst mit ihr von hier zu verschwinden, drang bereits Simons Stimme zu ihnen herüber. Es wäre wohl auch zu vermessen gewesen, wenn der Vater sein eigenes Kind nicht erkannt hätte, selbst dann, obwohl er sie verstoßen und sie aus seinem Bewusstsein verbannt hatte.
    Erschrocken sah Beroe auf, aber noch ehe sie etwas tun konnte, war die junge Frau von ihrem Platz aufgestanden. Dabei war ihr Umhang, der sie bislang geschützt hatte, zu Boden gefallen. „Ja Vater, ich bin es! Deine Tochter Rachel, die du verstoßen hast!“ Sie trat ihrem Vater entgegen und stand nun zwischen Ioannis, dem Fremden aus dem Osten und dem Urbaner.




    http://imageshack.us/a/img43/413/4wo9.gif Simon indes, der einfach seinen Augen und Ohren nicht trauen wollte, war hin und hergerissen. Der Urbaner, die vermeidliche Chrsitenversammlung und selbst die Zukunft seiner Taberna waren inzwischen zur Gänze aus seinem Blickwinkel gerückt. Nur er und Rachel waren in diesem Moment wichtig. Natürlich hatte er sein eigen Fleisch und Blut geliebt und diese Liebe bestand immer noch. Dennoch hatte sich seine Tochter gegen ihn und die Traditionen ihres Volkes gestellt, was einfach unverzeihlich war. Umso mehr schmerzte es ihn, sie nun zu sehen und es zerriss ihm das Herz, als er handelte, wie es seine Traditionen von ihm verlangten.
    „Was suchst du in diesem Haus? Du bist hier nicht willkommen! Geh! Verschwinde!“
    Zwangsläufig war Ioannis und wohl auch der Urbaner Zeugen dessen geworden, was sich zwischen dem Wirt und seiner verlorenen Tochter stattfand. Und so war es auch keinesfalls verwunderlich, dass die Szenerie den Fremden wohl unweigerlich an ein Gleichnis erinnerte, welches er damals zum ersten mal gehört hatte, als er sich entschieden hatte, Christ zu werden.

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