[Trans Tiberim] Eine kleine Taverne

  • "Geschwister und Freunde also... aha..." diese Antwort hatte der Domitier nicht erwartet, vielmehr wollte er ein Geständnis hören.
    Als er weiter nachhaken wollte kamen ihm die Tochter und ihr Vater zuvor, doch ließ Ahenobarbus sie jedenfalls nicht gehen "Diese Frau bleibt hier! Warum sollte ein ehrbarer Wirt sein eigen Fleisch und Blut vor die Türe setzen? Ich möchte jetzt endlich den wahren Grund für diese Versammlung wissen! Andernfalls dürft ihr gerne ALLE mitkommen und dann lasse ich diese Taberna schließen!" durch diese Drohung erhoffte er sich, dass zumindest der Wirt nachgeben wird, da dieser geradezu teuflisch friedfertige Kerl allen Fragen ausweicht.

  • Immer konnte ich auch nicht da oben sitzen und den Wolken nachschauen. Ausserdem war das Essen im Salamander so unschlagbar mies... Darum wagte ich an jenem Abend einen ganz kleinen Ausflug in die Nachbarschaft. Natürlich nicht ohne Leibwächter, und nicht ohne Bewaffnung, versteht sich. Schließlich fürchtete ich noch immer, jemand könne sich an mir rächen wollen, oder mich mundtot machen wollen, oder sich durch meine Ermordung bei Cornelius einschleimen wollen. Akadios, Pelias, Styrkar und Caluconius trotteten also mit mir durch die Gassen von Trans Tiberim. Nicht erkannt zu werden, war natürlich der beste Schutz. In der Herberge hauste ich unter falschem Namen, meine Leibwächter benahmen sich eher wie Kumpels, und wir waren allesamt sehr gewöhnlich gekleidet. Nur auf meine schöne Paenula mochte ich nicht verzichten. Gegen die Kälte, die mich ständig so plagte. Sie war aussen aus blauer Ziegenwolle und innen mit Eichhörchenfell gefüttert (und durchtränkt vom süßen Duft nach Opium).


    Ein Becher warmer Würzwein wäre jetzt gut. Mit diesem Gedanken steuerte ich eine kleine Gaststätte an. Ich öffnete die Türe und trat in den Schankraum, gefolgt von meinen Custodes. Da drin war gerade eine Menge los, ja, es war, als wäre ich mit einem mal mitten auf die Bühne eines Theaters gestiegen – Drama lag in der Luft, eine junge Frau und ein älterer Mann standen sich gegenüber, und ihren leidenschaftlichen Worten war zu entnehmen, dass es sich um einen Vater und seine verstoßene Tochter handelte. Und noch dazu waren da Urbaner, einer von ihnen bedrohte gerade lautstark eine um einen Tisch herum versammelte Gesellschaft.
    Es war... naja, irgendwie seltsam... so ganz aus der Nähe andere Menschen zu sehen, wie sie lebten und litten und stritten. Ich war da so gar nicht mehr daran gewöhnt. Meine Wächter und ich setzten uns an einen freien Tisch neben dem Tresen. Ich mit dem Rücken zur Wand.
    "Bedienung!" rief ich, damit wir bei dem ganzen Trubel nicht vergessen wurden. Was die Tochter wohl ausgefressen hatt? Ob der Vater ihr wohl doch noch verzeihen würde? Ja... Väter konnten ganz schön schwierig sein....

  • http://imageshack.us/a/img43/413/4wo9.gif Als sich nun der Urbaner auch noch in Simons Familienangelegenheiten einmischen wollte, war der Wirt kurz davor, rot zu sehen. Nicht genug, dass seine Gäste, die nun wirklich keine Schuld auf sich geladen hatten, von den Dreien belästigt wurden, nun wollte er ihm auch vorschreiben, wie er mit seiner Tochter, die eigentlich nicht mehr seine Tochter war, verfahren sollte!
    „Bei allem Respekt Herr, aber diese „Frau“ hat sich dem väterlichen Willen widersetzt und ist in diesem Haus nicht mehr erwünscht! Und diese „Versammlung“, wie du es nennst, ist ein ganz harmloses Treffen. Weshalb belästigst du und deine Männer meine Gäste?“
    Simon war über seinen Ärger wegen Rachel ganz in Fahrt gekommen und selbst Beroe war ganz erstaunt, ihn so zu sehen. So viel hatte er noch nie auf einmal gesagt, seit sie ihn kannte. Sie war heilfroh, dass sie nicht mehr direkt im Brennpunkt stand. Der Urbaner hatte ihr ganz schön zugesetzt und sein weiteres Verhalten bestätigte einmal mehr ihre Meinung über Männer in Uniform (mal abgesehen von einem bestimmten, der nun etliche Meilen entfernt war und den sie jede einzelne Minute schrecklich vermisste 8)).


    Inzwischen waren einige weitere Männer eingetreten und hatten sich an einem der freien Tische gesetzt. Beroe hatte ihnen anfangs wenig bis gar keine Aufmerksamkeit geschenkt. Warum auch? Die Fünf sahen nicht besonders auffällig aus. Außerdem war sie noch immer so eingeschüchtert, dass es ihr wohl kaum möglich war, sich von der Stelle zu bewegen.
    Doch nachdem sich sonst niemand um die neuen Gäste gekümmert hatte, blieb der Ruf nach einer Bedienung nicht aus.


    „Ja doch! Ich komm ja gleich!“, rief Beroe notgedrungen. Endlich hatte sie einen triftigen Grund, sich aus der Gefahrenzone zu entfernen. Vorsichtig schob sie sich an den Urbanern vorbei und eilte zu dem Tisch, an dem sich die fünf Männer gesetzt hatten.
    „Was darf’s denn sein?“ Sie versuchte den Schrecken, der ihr immer noch in den Knochen steckte, auszublenden und es gelang ihr sogar, ein zaghaftes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.

  • "Nun gut, vielleicht hast du recht... Kommt Männer wir gehen." doch verließen die Urbaner natürlich nicht gleich die Taverne, sondern setzten sich erst noch an ihren Platz und genossen Wein mit Brot und Käse.
    Dennoch dauerte es nicht lange bis sie alles verputzt hatten und die Taverne verließen. Ahenobarbus hatte immernoch dieses Gefühl, dass irgendetwas mit diesen Leuten nicht stimmte, insbesondere dieser Mann der sich augenscheinlich als Führer der Gruppe gab.
    So würde er seine Augen nach ihm offen halten und eventuell die wahren Gründe für dieses Treffen irgendwann herausfinden.

  • Der Wirt stand seinen Mann, und ich sah die Urbaner schon ausrasten. Doch statt dessen wandelte sich das, was gerade noch nach Eskalation gerochen hatte, in ein besonnenes Auseinandergehen. Zu meiner Zeit hätte es das.... - auch gegeben.
    Na endlich, da kam ja die Bedienung.
    "Eine Runde heißen Gewürzwein bitte" bestellte ich bei dem dürren Mädchen, "und... Oliven, Eier und Garum für uns alle und ähm..." Eigentlich hatte ich gar keinen Appetit.....


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    "Für mich ein Bier, schöne Frau! Und eine ordentliche Scheibe Braten! Ich hab Hunger wie ein Wolf!" verlangte fröhlich der blonde Styrkar, wobei er dem Mädchen ein germanisches Grinsen von rustikalem Charme schenkte.


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    "Fleisch... für mir... auch" bat Caluconius, der nicht so gut Latein sprach, und fläzte sich träge auf seinem Stuhl.


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    "Nur eine Schale Puls" verlangte Pelias genügsam. Er lies die Umgebung nicht aus den Augen.


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    "Ich nehme das, was der da drüben hat" bestellte Akadios, auf einen Schlemmer am Nachbartisch deutend.


    Auf die Dauer... war immer nur Opium vielleicht nicht das geschickteste. Wenn ich noch mehr vom Fleisch fiele, wäre ich bald transparent. Oder gleich ein Gerippe. Was würde meine Schwester dann sagen? Also schloß ich mich meinen Sklaven an und bestellte: "Das Tagesgericht für mich."
    Und, hier so losgelöst von meinem alten Leben, mit einem Mal neugierig auf das Leben der anderen, erkundigte ich mich, mit einer Kopfbewegung zu dem Tisch wo sich gerade das Drama abgespielt hatte: "Was war denn da gerade los?"

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  • Wahrscheinlich war wohl niemand mehr erstaunter darüber, als Simon selbst, dass der Urbaner nach seiner gewagten Ansprache klein bei gab und sich samt seinen beiden Kameraden zurückzog. Sie verließen zwar nicht das Lokal, doch sie setzten sich an ihren Tisch zurück, um ihren Wein zu trinken und zu essen.
    Dort der Wirt war noch längst nicht mit seiner Tochter fertig. Wild gestikulierend konnte man ihn beobachten, wie er sich mit ihr in einer fremden Sprache stritt. Ioannis hatte noch versucht, auf Simon einzuwirken. Der Vater aber blieb gegenüber seiner Tochter hart und so konnte man nach kurzer Zeit beobachten, wie die junge Frau, weinend aus der Taberna flüchtete.


    Nur flüchtig hatte Beroe das weitere Geschehen am Tisch der Christen weiterverfolgen können. Allerdings hatte sie sich auch nicht wirklich auf die neuen Gäste konzentrieren können. Immer wieder erwischte sie sich dabei, wie sie versuchte, einen Blick in die andere Ecke der Taberna zu werfen. Dorthin, wo Rachel, ihr Vater und auch der Fremde noch diskutierten.
    Doch als derjenige zu bestellen begann, der auch nach ihr gerufen hatte, versuchte sie sich zusammenzureißen.
    „Fünfmal heißer Würzwein, Oliven, Eier und Garum…“, wiederholte sie. Dann ging ihr Blick weiter zu seinen Begleitern, die unterschiedlicher nicht sein konnten, doch alle eines gemein hatten, wie sie fand. Auf ihre ganz eigene Weise waren sie alle recht attraktiv. Wenn die Umstände andere gewesen wären, hätte sie vielleicht einen Gedanken daran mehr verschwendet. So aber bündelte sie ihre Aufmerksamkeit auf die Bestellungen, die die Männer nacheinander los wurden.
    „Ein Bier, Braten… äh wir hätten Lammbraten da, wenn´s recht ist… zweimal dann den Lammbraten?... Eine Schale Puls… und..“ Beroe wandte sich zum Nachbartisch um. Der Gast dort hatte einen leckeren Bohneneintopf mit Lammfleisch, an dem er sich gütlich tat.
    „Bohneneintopf mit Lammfleisch… und für dich das Tagesgericht… äh also zweimal den Bohneneintopf. Der ist wirklich lecker! Kann ich nur empfehlen.“ Sie versuchte lockerer zu werden, das Geschehene auszublenden, um sich dadurch besser den Gästen zu widmen. Aber das war leichter gesagt, als getan. Aber zum Glück waren die Fünf weder anzüglich noch aufdringlich.
    Gerade als sie sich umdrehen wollte, um zur Küche zurück zu eilen, sprach sie einer der Gäste an. Natürlich hatten die neuen Gäste auch bemerkt, das die Luft in der Schankstube recht dick gewesen war, als sie eingetreten waren.
    „Ach das..“ Beroe winkte abschätzig ab.“Die drei Urbaner da drüben haben sich aufgeregt, weil an dem Tisch dort ein paar Leute mehr sitzen, als normal. Die tun gerade so, als dürfe man jetzt auch nicht mehr zusammensitzen! Und das eben mit der jungen Frau ist ein schlimmes Familiendrama. Der Wirt ist ihr Vater und der hat sie verstoßen… echt, ich versteh‘ nicht, wie man nur so dickköpfig sein kann! “ Dabei schüttelte sie unverständig den Kopf und war mit ihren Gedanken für einen kleinen Moment wieder bei ihrer Freundin.
    „Und ihr? Ihr seid doch auch nicht hier aus dem Viertel, oder?“ Ihrem Aussehen und ihrer Sprache nach, waren wohl höchstens einer oder vielleicht auch zwei Römer, die anderen konnten von überall her sein. Das Imperium war ja ziemlich groß. Und in gewisser Weise hat sie auch ein Interesse daran, zu wissen, wer sich in der Gegend herumtrieb. Schließlich gab es ein paar Leute, die nicht wissen durften, wo Beroe Unterschlupf gefunden hatte.

  • Lammbraten!" strahlte Styrkar, "Ganz kolossal! Das hört man gern. Den ess ich nämlich am liebsten!"
    Lammbraten und Bohneneintopf.
    Es war... so merkwürdig... hier zu sein... unter Menschen, ganz normalen Menschen. Unwirklich. Die Qualen der Gefangenschaft schienen, hier, wenn ich hier in dieser belebten, hellen, ganz alltäglichen kleinen Taverne saß, nur mehr wie ein böser Traum. Ich war frei. Endlich wieder frei, und konnte dorthin gehen wo ich wollte, und selbst entscheiden was ich tun wollte. Das war... unendlich kostbar. Oder nicht? Und seien es nur die ganz kleinen Dinge. Zu entscheiden was ich essen wollte. Lamm oder Eintopf. Zum Beispiel.... -
    Oder... war ich noch immer dort...? War nicht vielleicht das, was ich hier zu erleben glaubte, auch nur ein weiterer Traum, der für einen Augenblick gnädig meine Verzweiflung linderte... und wenn ich dann aufwachte... dann würde ich wieder dort sein, zwischen den kalten Mauern, in der Dunkelheit, dem Gestank, der Angst, der Vergessenheit... Ein kalter Schauer durchlief mich, ein Anflug von Schwindel...
    Ruhig Blut, Faustus... Ich drückte den Rücken gegen die Wand, krallte die Finger um die Bank auf der ich saß. Rauhe Steine. Festes Holz.


    Das Schankmädchen erzählte ganz locker und freundlich, was der Auflauf da an dem anderen Tisch gerade bedeutet hatte. Ich wischte mir eine Spur klamme Feuchtigkeit von der Stirn. Sah die Frau an wie einen Geist. Eine seltsame Traumgestalt. Eben noch hatte ich sie ja etwas gefragt, jetzt auf einmal schien es mir unheimlich schwierig, irgendwie... normale Sätze zu formen.
    "Mhm. Aha." Urbaner, die kontrollierten, wie viele Leute an einem Tisch sassen? Das klang etwas dünn. Die Irritation riss mich wieder ein Stück zurück in... die Wirklichkeit? Den Traum? Sagen wir, mal in die Gaststube.
    "Es gibt Dinge, die sind eben.... unverzeihlich." bemerkte ich bitter, obgleich ich natürlich überhaupt keine Ahnung hatte was zwischen Wirt und Wirtstochter vorgefallen war. Aber dafür wußte ich wie es war, wenn der eigene Vater einen vor dem Senat den Lügen der Kaisermörder zum Fraße vorwarf. Und das war ja noch bei weitem der allermildeste Verrat, unter all den Hammerschlägen, die mich getroffen und meine Existenz zertrümmert hatten.
    "Nein..." sagte ich düster, noch immer den Zorn und die Enttäuschung und das Wissen, dass mich nun wirklich alle im Stich gelassen hatten, in mir hin und her wälzend, "Zugezogen. Aber ist ja ganz nett hier."
    Meine Sklaven sahen hungrig und durstig aus, und auch mich verlangte nach Wein, darum wollte ich das Mädchen nicht länger aufhalten. Ich verstummte, zog den Mantel fest um meine Schultern und lehnte mich angespannt zurück.


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  • „Das trifft sich gut! Mirjam, die Frau des Wirtes, macht den besten Lammbraten hier im Viertel!“ Mit einer gewissen Erleichterung nickte sie dem jungen Mann zu, der augenscheinlich mehr als zufrieden mit dem Angebot war, welches die Taverne an diesem Abend bot. Erst am Tag zuvor hatte sie sich mit ein paar Radaubrüdern herumschlagen müssen, die unbedingt auf Schweinebraten bestanden hatten. Wahrscheinlich hätten sich Mirjam und Simon eher die Hand abgehackt, als auch nur ein Stück Schweinefleisch anzufassen. Umso mehr war sie froh, dass die fünf Männer hier keine Extrawünsche hatten und eigentlich ziemlich unkompliziert waren.


    Inzwischen hatten sich auch am Tisch der Christen die Wogen wieder geglättet. Simon war hinter seinen Schanktisch zurückgekehrt und kümmerte sich um die Getränke. Auch Mirjam lugte wieder vorsichtig aus der Küche hervor und als sie sich sicher war, dass es keinen weiteren Ärger geben würde, trat sie wieder in die Schankstube hinaus um den Gästen ihr Essen zu servieren. In ihrem Gesicht war der Kummer noch erkennbar, der wieder zu Tage getreten war, als Simon seine Tochter erneut des Hauses verwiesen hatte.


    Beroes Blick streifte kurz die Wirtin, bevor sie sich wieder den Gästen zuwandte. Die Stimmung des einen, dessen Mantel etwas teurer aussah und der wahrscheinlich am Ende auch die Zeche zahlen würde, hatte sich unmerklich verändert. Sie hatte es bemerkt, denn schon früh hatte sie gelernt, solche unterschwelligen Stimmungswandlungen wahrzunehmen. Das hatte sie so manches mal vor Strafe bewahrt.
    Sie fragte sich natürlich, ob sie der Grund dafür war. Ob sie vielleicht etwas Falsches gesagt hatte, was ihn so seltsam werden ließ.
    „Ja… das mag sein“, erwiderte sie und musterte ihn dabei. Im Grunde hatte er recht. Auch in ihrem Leben wimmelte es nur so von Dingen, die unverzeihlich waren. Doch im Gegensatz zu manch anderen hatte sich für sie niemals die Frage gestellt, ob sie verzeihen konnte oder nicht. Verzeihen oder auch nicht verzeihen können, war daher ein Luxus, den sich einfache Sklaven und solche, die es einmal gewesen waren, nicht leisten konnten.


    „Zugezogen… aha.“ Ihre Frage nach dem Woher war nicht unbedingt auf Anklang gestoßen, was sie durchaus auch nachvollziehen konnte. Sie selbst hätte sich wohl ähnlich bedeckt gehalten. Dennoch barg seine Antwort auch etwas Beunruhigendes in sich. Allerdings machten die Fünf nicht gerade den Eindruck, dass sie auf Drängen eines gewissen Lupanarbesitzers vom anderen Ufer des Tibers nach Trans Tiberim gekommen waren. Nein, Beroe glaubte nicht, dass von ihnen große Gefahr ausging. Jedenfalls nicht für sie.
    Allerdings zeigte er ihr durch seine geschlossene Haltung, dass er auf einen weiteren Plausch keinen gesteigerten Wert legte. Ob Beroe da unbeabsichtigt eine empfindliche Stelle getroffen hatte? Sie wusste es nicht und sie machte sich auch darüber keine großen Gedanken, sondern entfernte sich nach einem kurzen Räusperer in Richtung Schanktisch.


    Am Tisch der Christen hingegen, erhoben sich die Ersten und verabschiedeten sich. In väterlicher Weise umarmte jener mysteriöse Mann, den sie Ioannis nannten, jeden einzelnen. „Friede sei mit dir!“, sagte er dabei jedem. Nicht nur Beroe hatte derweil kurz hinüber geschielt, während sie die Getränke auf ein Tablett stellte, es aufnahm und an den Tisch der Fünf hinübertrug.
    „So, hier ist dann mal der heiße Gewürzwein. Vorsicht, heiß! …und ein Bier!“, sagte sie und stellte das Tablett ab.

  • Während das Mädchen unterwegs war, um unsere Getränke zu holen, zählte Styrkar sein Taschengeld. Mit hochkonzentrierter Miene, die Stirn in Falten gelegt, die Zungenspitze zwischen die Zähne geklemmt, schob er die Münzen auf seiner großen Pranke hin und her. Dann schien er zu einer Entscheidung zu kommen.
    "Dominus?" fragte er, sich über den Tisch zu mir herüber beugend, "Kannst du mich mal fürn kleinen Moment entbehren?"
    "Meinetwegen" murmelte ich geistesabwesend. Dann wurde es still an unserem Tisch. Meine Sklaven schwiegen, ein bisschen befangen, und ich starrte eben so vor mich hin, in meine Schwermut gehüllt... Dann verfing sich mein Blick, und auch meine Gedanken, an einem Mann, der sich, an dem Tisch wo es vorhin den Aufruhr gegeben hatte, gerade von einigen anderen verabschiedete. Er sah gut aus, aber das war es gar nicht mal, was mich so fesselte. Eher die... diese Ausstrahlung, die er hatte, so was ganz ruhiges, gelassenes, sicher in sich ruhendes. Ich sah ihn an, und der Gedanke schoß mir durch den Kopf was ich geben würde, um all den Mist, der mir widerfahren war, und die grausamen Albträume die mich bis ins Wachsein hinein verfolgten, und all die Verzweiflung und den Zorn die an mir nagten... um all das hinter mir lassen zu können, und ebenso ruhig und... ja, ich möchte sagen "unangreifbar" wie dieser Mann da drüben sein zu können. Wenn ich mit ihm tauschen könnte, jetzt, in diesem Augenblick, mein beschissenes Leben einfach hinter mir lassen könnte, und jemand ganz anderes sein könnte, jemand glückliches...


    Heißer Gewürzwein. Das Mädchen war zurück. Ich legte die Hände um den Becher, spürte die Hitze versengend in den Fingern. Bona Dea... wie tief war ich nur gesunken... Hatte ich, Faustus Decimus Serapio, gerade wirklich den Wunsch gehabt, mit irgendeinem dahergelaufenen Kneipengast, irgendeinem armen und bedeutungslosen Peregrinen oder so, mein Leben zu tauschen?
    Si quisquis bibit, cetera turba est* hatte jemand schief an die Mauer über unserem Tisch gekritzelt. Na dann. Ich setzte den Becher an und schlürfte den Wein, auch wenn ich mir dabei die Zunge verbrannte. Ohne so recht wahrzunehmen wie er schmeckte. Nur dass er in meinem leeren Magen eine angenehme Wärme verbreitete.


    "Danke schöne Frau!" charmierte Styrkar, prostete ihr zu und trank. "Komm, setz dich zu uns, trink mit mir!" Wenigstens einer am Tisch hatte gute Laune. Er fackelte nicht lange, griff das Mädchen um die Hüften und zog es auf seinen Schoß, bot ihr von seinem Bier an...
    "Schau mal, du hast doch jetzt Verstärkung bekommen" argumentierte er "listig" mit einem Blick auf die ältere Frau, die jetzt auch bediente, "Da kannst du dich doch auch mal hinsetzen!" Verheißungsvoll klimperte er mit seinen Münzen und schlug freundlich grinsend vor: "Oder mit mir mal kurz verschwinden, und dir was dazuverdienen, hm?"


    Mir war das egal was er da veranstaltete, schließlich waren Schankmädchen normalerweise lose Weiber. Es galt ja nicht mal als Ehebruch sich mit solchen einzulassen. Ich hatte meinen Becher gelehrt, griff nach einem zweiten, und trank ihn ebenso zügig aus...




    *"Wenn einer trinkt ist ihm alles andere wurscht"

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  • Natürlich hatte Beroe von allem, was an dem Tisch vorgefallen oder gesagt worden war, nichts mitbekommen. Ganz unbefangen teilte sie daher die Getränke an die Männer aus. Sie lächelte dem Blonden freundlich zu, als er sich so nett bei ihr bedankte. Und sein Angebot, sich zu ihm zu setzen, hätte sie sicher auch nicht stutzig werden lassen. Hin und wieder gab es eben Gäste, die neben dem Essen und den Getränken noch etwas Gesellschaft suchten. Das war völlig normal.
    Doch als er sie plötzlich berührte und sie zu sich auf seinen Schoß zog, erschrak sie doch. Böse Erinnerungen an alte schlechte Zeiten wurden mit einem heftigen Ruck wieder ganz nach oben geschleudert. Das alles verwirrte sie so. Sollte sie einfach die Rolle spielen, die der Blonde ihr zugedacht hatte? Ein unsicherer Blick ging hinüber zu Simon, der aber so tat, als würde er von alldem nichts mitbekommen. Im Grunde konnte es ihm ja nur recht und billig sein, wenn sich seine Angestellte so intensiv um seine Gäste kümmerte. Und selbst Mirjam wich plötzlich ihren Blicken aus und konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit.
    „Nun ja, vielleicht für einen Augenblick... ,“ meinte sie mit einem gezwungenen Lächeln und versuchte ihre Ängste zu verbergen. Schließlich nippte sie sogar an seinem Bier. Aber dieses Gesöff schmeckte ihr nicht sonderlich.
    Beroe fand sich in einer Situation wieder, die sie schon viel zu oft erlebt hatte. Allein der Blick und das Gehabe des Blonden sprach Bände. Sie wusste genau, worauf er hinaus wollte und als er es endlich auch aussprach, traf sie es doch mehr, als sie vermutet hätte. Ihr erster Gedanke galt Avianus. Sie wollte sich doch von nun an nur noch ihm geben. Allerdings hatte das Geklimpere der Münzen die gewünschte Wirkung bei ihr erzielt. Inzwischen war all ihr Geld aufgebraucht und nur weil sie in der Taberna arbeitete, konnte sie dort auch wohnen. Für andere Annehmlichkeiten des Lebens reichte ihr Verdienst nicht. Sie war hin und her gerissen. Was sollte sie nur tun? Die Rolle der Lupa war sie doch mehr als überdrüssig geworden, seitdem sie jemanden gefunden hatte, dem sie all ihre Liebe geschenkt hatte. Doch nur von Luft und Liebe konnte man einfach nicht leben. Und das hatte nichts mit Liebe zu tun.


    Sie schaute in sein grinsendes Gesicht, welches so unbekümmert schien und zweifellos ungemein attraktiv wirkte. In seinen blauen Augen hätte man versinken können, wenn man nur gewollt hätte. Schließlich verzog sie ihr Gesicht zu einem Lächeln.
    „Na gut, dann komm mal mit!“ Sie erhob sich langsam von ihrem Platz und wartete bis er ihr folgen würde. Keinesfalls würde sie ihn mit auf ihr Zimmer nehmen. Dieser Ort gehörte nur Avianus und ihr. Mit ihm würde sie nach draußen gehen und sich mit ihm in einer dunklen Mauernische zurückziehen, wo sie dann hoffentlich ungestört waren.

  • Auch wenn ich gerade sehr konzentriert dabei war, mich zügig zu betrinken – es fiel mir schon auf, das das Mädchen auf Styrkars Schoß, für ein loses Frauenzimmer, ziemlich hin-und-her-gerissen aussah. Eine tugendhaftes Tavernenmädchen, das wäre ja mal kurios! Nein, viel wahrscheinlicher war es ihre Masche um den Preis hochzutreiben.
    Meinen blonden Hünen schien es jedenfalls nicht zu stören, er grinste um so breiter und erhob sich ebenfalls, die Pranke auf ihrer Hüfte. Caluconius sagte irgendwas zu ihm in diesem schrecklichen Barbarenkauderwelsch, den sie unter sich sprachen (wobei man es nicht verstehen mußte um herauszuhören worum es ging) und begutachtete das Mädchen mit seinen kalten Augen, als wäre sie ein Braten den er gleich vor aller Augen auf einer Cena tranchieren würde.


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    Es lief gut. Styrkar zwinkerte seinem Kollegen verschwörerisch zu und folgte der Frau wie ein Hündchen – bis zu dem Moment, als sie Anstalten machte, ihn nach draussen zu führen. 8o
    "He warte, hast du denn keine Kammer? Gibts denn kein Hinterzimmer? Draussen ist kalt!" beschwerte er sich. "Und stockfinster! Und überhaupt, ich will dich nämlich auch sehen, Süße, weil nämlich du bist viel zu hübsch um es im Dunkeln zu tun!"
    Nein nein, er hatte schon einen gewissen Anspruch! Sonst hätte Styrkar ja auch zu ner pockennarbigen 3-As-Hure unter der Brücke gehen können! Das wäre viel billiger! War ja nicht so als ob er das Geld mit beiden Händen zum Fenster herauswerfen könnte...



    Der Wein, ja der Wein, warm, honigsüß und würzig, schwappte in meinen leeren Magen und umnebelte mich prompt. Gut. Nur, dass es noch längst nicht ausreichte. Ich knallte den wieder leeren Becher unkoordiniert auf den Tisch.
    "Mehr davon! Nochn Krug! Ach, was sag ich, nen Krug pro Mann. Bringt mir das beste was die Kaschemme zu bieten hat!"
    Akadios und Pelias Köpfe wandten sich mir synchron zu. Pelias sah furchtbar mißbilligend aus. Immer diese Asketen, die in ihrem freudlosen Verzichtsdasein anderen den kleinsten Spaß schon mißgönnten.
    "Was guckt ihr so trübsinnig!" fuhr ich sie an. "Gefällt es euch nicht in Trans Tiberim? Euch sticht wohl der Pissegestank der Gerber in die feinen Nasen! Ich sag euch was: tausendmal lieber riech ich hier die Gerber und Tuchwalker als... als den Pesthauch der Lügen, die da drüben von oben verordnet werden!"
    "Herr," versuchte Akadios mit gedämpfter Stimme begütigend auf mich einzuwirken, "Das Thema ist vielleicht in einer kleineren Runde besser aufgehoben..."
    Jetzt wollten schon meine Sklaven mir den Mund verbieten!
    "Zum Hades mit dem Schlangensumpf! Ich trinke auf Trans Tiberim!" rief ich unbeirrbar, und hob den Becher, dann fiel mir auf, dass er noch immer leer war.
    "Wo bleibt der verdammte Wein?!"

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  • Irgendwie schaffte es Beroe, ihre Bedenken für eine Weile zur Seite zu schieben. Sie konnte das Geld wirklich gut gebrauchen! Und außerdem, Avianus war nun schon so lange weg. Keiner konnte ihr sagen, wann er wieder zurückkommen würde… und ob er wieder zurückkommen würde… Auch wenn sie nicht viel darüber wusste, doch eines war ihr ganz klar, der Weg nach Germania war lang und nicht ganz ohne Gefahren.


    Der große Blonde folgte ihrer Aufforderung ohne weiteres. Bevor er aber den Tisch verließ, sagte einer seiner Freunde noch etwas in einer für ihre Ohren recht eigenartigen Sprache. Doch es genügte nur, in die Gesichter der beiden Männer zu schauen, um halbwegs zu verstehen, worum es wohl ging. Sie spürte die Augen des anderen, der sie mit seinen Blicken scheinbar auszog. Dennoch ließ sie sich davon nicht beirren. Beroe hatte es aufgegeben, nach Mirjam oder gar Simon zu schauen. Der Wirt duldete es, was hier vorging. Letztlich war es gut für sein Geschäft.



    Am Tisch der Christen saßen nur noch eine Handvoll Männer, darunter auch jener Fremde, um den sich alle geschart hatten. Er hatte einen bereits ziemlich abgewetzten Lederbeutel unter seiner Tunika hervorgeholt und kramte nun einige Münzen hervor, die er auf dem Tisch liegen ließ, bevor er und die anderen sich erhoben und ebenfalls die Taverne verließ.


    Beroe sah diesen seltsam anmutenden Gästen noch nach, bevor sie sich wieder auf den Blonden einließ, der plötzlich, als er begriff, dass sie mit ihm nach draußen wollte, lautstark zu protestieren begann. Kurz vor der Tür hielt sie inne und suchte nach Worten, um ihm vom Gegenteil zu überzeugen. Sie wollte doch nur, dass alles schnell vorbei war, nur ein paar Sesterzen extra verdienen und dann schnell wieder vergessen, was sie getan hatte. Doch was der Blonde nun verlangte, war zu viel.
    „Aber… aber…“ Sie überlegte lange und kam zu dem Schluss, dass es vielleicht doch besser war, wenn sie ihn mit auf ihr Zimmer nahm, bevor er es sich noch anders überlegte.
    „Na gut. Dann komm mit!“



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    Mirjam


    Mirjam hatte versucht, von all dem nichts mitzubekommen. sie hatte ihre Augen und Ohren vor dem verschlossen und konzentrierte sich darauf, den Gästen ihr Essen und die Getränke an ihre Tische zu bringen. Lediglich sah sie der jungen Lykierin kurz nach, als diese doch nicht die Taverne verließ sondern mit dem Blonden nach oben zu den Zimmern ging. Jedoch wurde sie vom Gegröle aufgeschreckt, welches von genau dem Tisch ausging, von dem der Blonde aufgestanden war. Der Dunkelhaarige, der auch einen Tick feiner gekleidet war, als seine Begleiter schrie nach Nachschub. Kannenweise verlangte er nach Wein, so dass Simon, der am Schanktisch stand, kaum nachkam, die Kannen zu füllen.


    „Ja. schon gut! hier kommt er ja schon!“ rief Mirjam, als sie die ersten Kannen mit ihrem besten Wein brachte. „Sooo, hier ist er ja schon! Ist zwar kein Falerner, schmeckt dafür aber noch viel besser!“, meinte sie, als sie die Kannen auf dem Tisch abstellte.



    Beroe öffnete sie Tür und trat in ihr Zimmer ein. Schnell war eine Öllampe entzündet, die mit ihrem schummrigen Licht den Raum beleuchtete. „Komm rein!“, forderte sie den Blonden auf und schloss hinter ihm die Tür.
    „Und? Was jetzt?“ Etwas unschlüssig verharrte sie schließlich einige Schritte von der Tür entfernt, die immer noch nah genug war, um schnell das Weite suchen zu können, wenn die Wünsche des Blonden doch zu sehr von der Norm abweichten.

  • [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img189/2050/styrkar.jpg]
    Na also! Die Süße hatte ein Einsehen und ging nun doch mit ihm aufs Zimmer. Während sie das Licht entzündete, betrachtete Styrkar voll Vorfreude die Bewegungen ihrer schlanken Gestalt, und malte sich aus, wie sie unter dem Gewand aussah. Zu mager zwar, aber gut gebaut, ohne Frage! Er trat ein, die Türe schloss sich hinter ihnen, und Styrkar griff sogleich an die Schnalle seines Gürtels, um diesen zu öffnen, löste ihn und ließ ihn auf den Boden gleiten. Auf die unschuldige Frage des Mädchens hin trat er grinsend an sie heran, und legte seine Pranken um ihre schmalen Schultern. Doch auch wenn man ihn mit Fug und Recht als groben Klotz bezeichnen konnte, so entging dem Germanen nicht, wie angespannt die Kleine war. Und als geschulter Masseur, der sein Handwerk wirklich verstand und seinen Stolz dahineinsetzte, ging ihm das dann doch ein wenig gegen den Strich. Er strich mit den Daumen erstaunlich feinfühlig die Konturen ihrer Nackenmuskeln nach, und neckte das unentspannte "scheue Rehlein" ein wenig:
    "Na komm schon, Kleine! Ich will dich ja nicht fressen! - Nur vernaschen!"
    Styrkar lachte herzlich über sein eigenes kleines Späßchen. Er streifte dem Mädchen das Gewand seitlich von den Schultern, entblößte ihre Brüste und schnalzte anerkennend mit der Zunge.
    "Ah! Was für eine Pracht! Und das wolltest du vor mir im Dunkeln verstecken?! Du kleines Luder..."
    Genießerisch liebkoste er die ganze Herrlichkeit, und beugte sich, zunehmend angetörnt, herab, um schon mal mit dem Naschen zu beginnen.


    * * *


    "Schenk ein Wirtin!" rief ich, ihr den Becher hinstreckend, "Schenk ein!!"
    Was gab es noch zu tun, was blieb noch, in einer Welt von Irrsinn und Verrat, ausser, sich zur Besinnungslosigkeit zu trinken!?
    "Auf Trans Tiberim!" Ich hob den Becher, dass der Wein überschwappte, und deklarierte es als Opfer: "Für das blinde Chaos, für die blutgierigen Keren, für den Wahnsinn, der in Wahrheit unsere Welt regiert..."
    Und bitte schwadronierte ich, trinkend, trinkend...
    "Ja, gesegnetes Viertel, jenseits des Stroms, abseits des elendes Morasts elender Lügen....!"
    Die beschwichtigenden Blicke meiner Sklaven machten mich zornig. Ich legte Pelias den Arm um die Schultern, und befahl mit lärmender "Fröhlichkeit":
    "Trink! Trink und sei fröhlich, vergiss... vergiss... morgen schon geht alles endgültig den Bach runter, morgen schon kannst du tot sein mein allzu pflichtbewußter Freund..."
    Pelias tauschte einen gequälten Blick mit Akadios und trank ein paar Schluck. Der hielt sich ebenfalls zurück. (Sie waren eben Profis im Dienst.) Aber Caluconius, der ließ sich nicht lange bitten und becherte mit mir wie ein Weltmeister.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der Germane, der im Gegensatz zu Beroes Körpergroße wie ein Riese erscheinen mochte, zog sie bereits mit seinen Augen aus. Die Lykierin blieb wie angewachsen stehen und wirkte ein wenig hölzern. Auch als der Germane seine Hände um ihre Schultern legte und sie unerwartet sanft mit seinem Daumen streichelte, fühlte sie nur ein fast unangenehmes Kribbeln.
    Sie versuchte, seinem Blick auszuweichen, als er ihre Tunika öffnete und der wollene Stoff an ihrem Körper herab in die Tiefe stürzte. Ihre Nacktheit kümmerte sie nicht weiter. Nur als der Germane sich bediente, um sie zu vernaschen, wie er sagte, empfand sie einen Ekel. Nie wieder, so hatte sie es sich selbst versprochen, wollte sie sich wieder für Geld verkaufen müssen. Nun nun? Nun war sie hier, mit diesem Mann, der seine Gelüste an ihr befriedigte.
    Beroe erlangte schließlich die Gewissheit, dass sie immer eine Lupa bleiben würde, ganz gleich, wie sie es wenden würde. Sie brauchte das Geld, was der Germane ihr für ihre Dienste geben würde. Doch im Augenblick war es mehr der Germane, der sich selbst bediente und nicht bedient wurde. Am Ende würde er ihr ihren Lohn verweigern, wenn sie sich nicht endlich zusammen riss.


    Sie begann sein Haar sanft zu streicheln, währen er sich vor ihr beugte. „Komm, wir legen uns auf mein Bett.“ Sanft aber bestimmt zog sie ihn an seiner Schulter, auf dass er ihr folgte.
    Sie legte sich vor ihm auf das Bett und lockte ihn lächelnd mit einem Fingerzeig zu sich.


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    Mirjam


    Unten in der Schänke indessen ging es hoch her. Inzwischen waren nahezu alle Tische wieder besetzt. Mirjam und Simon hatten ordentlich zu tun.
    Der Wein floss in Strömen, besonders an dem Tisch an dem der seltsame Gast mit seinen noch seltsamer wirkenden Gesellen saß.
    Mirjam schenkte den Wein in die Becher und scherte sich nicht groß darum, was der Gast in seinem beginnenden Rausch von sich gab. Solange er friedlich blieb und die Einrichtung nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, war alles gut.

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    Styrkar folgte dem süßen Luder, zog dabei schon seine Tunika über den Kopf, und präsentierte seinen muskelbepackten Luxuskörper mit unverholenem Stolz. Ja, da konnte die Kleine mal sehen. Kunden wie ihn hatte sie bestimmt nicht alle Tage!
    Er bleckte, noch breiter grinsend, die Zähne, als sie ihn lockte, und legte sich zu ihr. Gierig liebkoste er ihren Leib, dann stemmte er sich über sie, packte ihre Beine und kam zur Sache. Das Bett knarrte und ruckte, der Germane keuchte wie ein Keiler als er seine Lust stillte, dann sank er gähnend, mit sich und der Welt rundherum zufrieden, neben Beroe auf die Matraze.
    Da wäre er gerne noch etwas länger geblieben, aber die Pflicht rief... So raffte er sich auf, hob seinen Gürtel mit der Börse vom Boden auf und zählte der Lupa die Sesterzen auf das Laken. Er überlegte, ob er noch etwas Trinkgeld hinzufügen sollte, doch sein Peculium war zwar nicht schlecht, aber soooo üppig ja nun auch wieder nicht, und wenn er es sich recht überlegte, war die Kleine ja schon etwas zu mager, und ihre Hüftknochen zu spitz. Darum beließ er es bei der versprochenen Summe.
    "Also dann Süße. War schön." Er gab ihr einen anerkennenden Klaps auf den Hintern. "Bist ein heißer Feger, du!"


    Wohlgemut und entspannt kehrte der Germane in die Schankstube zurück. Er gesellte sich wieder in die Runde, wo gegessen und getrunken wurde, und wo sein Herr mit schwerer und immer schwererer Zunge von den 'Dingen' schwadronierte, die er wisse, und wenn er sie laut sagen würde, dann, ja, dann würden einige Herren sich wundern... und à propos Huren: Rom... ganz Rom sei eine Hure, eine sieche, alte, angemalte Hure die schamlos die Beine breit mache für die infamsten Verbrecher...
    Armer Teufel dachte sich der Germane, Der geht vor die Hunde. So ganz ohne seine Sippe, das ist gar nicht gut. Und jetzt wird das noch kälter, da oben in dieser Bruchbude. Wenn er ins Gras beisst – wem gehöre ich dann? Der Schwester? Hoffentlich nicht, das ist eine Strenge, eine harte Frau! Seinem Vater dem Konsul? Der ist ein guter Herr. Aber ob ich dann immer noch genug Peculium bekommen, um mir so eine süße Kleine wie eben zu leisten? Jaja, die war schon scharf. Rattenscharf!


    Und Styrkar kratzte sich versonnen im Schritt und verputzte seinen Eintopf. Später stützte er seinen bis zur Besinnungslosigkeit betrunkenen Herrn, während Akadios die Zeche beglich, und dann schleppte er seinen Herrn auch noch zurück in die Herberge, und trug ihn die Stiegen hinauf. Alle vier Stockwerke.




  • Irgendwann hatte er damals auf seiner Reise einen Punkt erreicht, an dem er sich vorgenommen hatte, den Gedanken an Sibel zu verdrängen. Nicht weil er sie nicht vermisste oder sich nicht mehr um sie sorgte, sondern weil genau diese Sorge ihn von innen zu zerfressen gedroht hatte. Sein Vorhaben war natürlich nur von mäßigem Erfolg gekrönt gewesen und seit ihrer Rückkehr fiel es ihm immer nur noch schwerer, klare Gedanken zu fassen.
    Mit gemischten Gefühlen näherte er sich der Taberna. Wie lange war es her? Viel zu lange. Das wüsste er auch wenn er nicht jeden einzelnen Tag gezählt hätte. Hatte er aber – selbst als er sich bereits dazu entschlossen hatte, nicht mehr immerzu an sie zu denken. Und ständig hatte er sich einzureden versucht, dass sie satt, gesund und in Sicherheit in ihrem kleinen Zimmer saß, so wie es geplant war. Aber seit wann lief auch nur das kleinste Detail wie geplant, wenn es um Sibel ging. Nichts von alldem, was zischen ihnen passiert war, war jemals geplant gewesen – von Anfang an ein Chaos, inmitten welchem er stets behauptet hatte, alles im Griff zu haben.
    Schon jetzt vor der Tür beschlich ihn ein seltsames Gefühl. Diese Stille. War normalerweise nicht schon von Draußen die Geräuschkulisse der Taberna zumindest zu erahnen? Vielleicht war er auch einfach viel zu lange fort gewesen. Doch als er die Tür bereits auch nur einen Spalt weit geöffnet hatte, bestätigte sich seine Ahnung. Er starrte vollkommen perplex in einen leeren Schankraum. Der befremdliche Anblick hielt ihn allerdings nicht davon ab, langsam einzutreten. "Salve... ?" Irgendwer musste ja da sein, wenn schon offen war ... möglicherweise. Auf die Erkenntnis hin, dass wohl wirklich etwas gewaltig schief gelaufen war, musste er sich erst einmal auf den nächstbesten Stuhl setzen.

  • Nachdem der Missionar gefangen wurde, ging Ahenobarbus mit einigen seiner Männer noch einmal zu der Taverne.
    Sie gingen rein und direkt zu dem Wirt...
    "Ich glaube ich hatte bereits erwähnt, sollte etwas mit diesem Mann nicht stimmen... würde ich diese Taberna schließen lassen.
    Der Mann hat nach § 3 Missionstätigkeit des Codex Universalis eine Straftat begangen, für die Unterbringung und schützen des Täters, bist du der Mittäterschaft beschuldigt, die Taberna wird geschlossen und du verhaftet."
    sagte Ahenobarbus zu dem Mann und ließ ihn in Ketten legen.

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    Mirjam


    Nachdem Simon, der Wirt verhaftet worden war und die Taberna hatte schließen müssen, herrschte eine gespenstige Ruhe in dem Haus, in dem bis vor wenigen Wochen noch so viel Leben gewesen war.
    Eine dünne Staubschicht lag bereits auf den Tischen der Schankstube. Auf einigen Tischen befanden sich noch halbvolle Becher und Teller mit Essensresten, die niemand weggeräumt hatte. Ein Fest für Maden und anderes Ungeziefer. In der Küche war seit Wochen der Herd kalt geblieben. Auch hier vergammelten Lebensmittel, die keiner mehr aß. Die Gäste, die ein Zimmer gemietet hatten, waren entweder verhaftet worden oder überstürzt abgereist.


    Nur Mirjam, Simons Frau hauste hier noch. Völlig abgemagert und ungepflegt geisterte sie in der Nacht durch das Haus.
    In der Nacht, als die Stadtwache ihren Mann abgeholt hatte, war sie um Jahrzehnte gealtert. Laut klagend hatte sie sich die Haare gerauft, hatte die Soldaten angefleht, Gnade walten zu lassen. Ohne Erfolg. Jammernd und weinend hatte man sie zurückgelassen. Nunn hielt sie sich versteckt, traute sich nicht mehr auf die Straße hinaus und vertrieb jeden, der es wagte, nach ihr zu sehen.


    Als an diesem Tag der Prätorianer die Schankstube betrat, hielt sie sich zuerst vor seinen Blicken verborgen. Insgeheim beobachtete sie ihn durch den Türspalt und wunderte sich nach einiger Zeit. Er hatte einfach nur Platz genommen und verhielt sich so, als warte er auf die Bedienung.
    „Was willst du hier?, rief sie schließlich. Sie wollte eigentlich nur, dass er endlich wieder ging und sie alleine ließ.

  • Es waren höchstens ein paar Minuten vergangen, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis die Wirtin etwas von sich hören ließ. Es dauerte etwas, bis er sie in der Tür erkannte. Nur noch ein Schatten ihrer selbst war sie, leistete damit lediglich einen Beitrag zu der Verwirrung des Iuniers und bewies ihm aufs Neue, dass nichts mehr war, wie zuvor.
    Avianus lehnte sich zurück, als wollte er sich selbst beweisen, dass er vollkommen ruhig war, dabei spürte er regelrecht wie sich Angst in ihm breitmachte, und mehr als die Ruhe, die dazu nötig war sitzenzubleiben und keine Miene zu verziehen, könnte er vermutlich nicht einmal aufbringen.
    "Was ist hier passiert?", fragte er, anstatt der Wirtin eine Antwort zu geben und musterte sie mit durchdringendem Blick. "Die Lykierin, Beroe… die, die hier ein Zimmer hatte, … wo ist sie?"
    Sein Ton machte klar, dass er nicht ohne eine Erklärung gehen würde. Ihm war vollkommen egal, ob er einen für die Wirtin günstigen Zeitpunkt erwischt hatte oder nicht, so wie es hier aussah war wohl jeder Augenblick ungünstig. In erster Linie war er nur noch auf Antworten aus, um vielleicht das Schlimmste zu verhindern. Noch konnte er sich jedoch einbilden, dass die Dinge gar nicht so schlecht standen, doch derartige Illusionen schmolzen nur zu schnell dahin, meist ehe er sich versah.

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    Mirjam


    Zögerlich öffnete sich die Tür und heraus trat eine beklagenswerte Gestalt, die einen vollkommen verwahrlosten und verwirrten Eindruck machte. Anfangs verharrte sie noch an der Tür, um schneller die Flucht ergreifen zu können. Auch wenn dieser Eindringling einen friedlichen Eindruck machte, so war doch ihr Vertrauen in Männer, die in Uniformen daher kamen, zutiefst gestört.


    Ihre Frage, die eigentlich darauf ausgerichtet war, den Fremden wieder zum gehen zu bewegen, wurde nur mit einer Gegenfrage beantwortet. War es denn nicht offensichtlich, was hier geschehen war? Die Wirtin beantwortete seine Frage mit einem irren Lachen, welches zwangsläufig in ein markerschütterndes Heulen münden musste. „Sie haben meinen Mann mitgenommen und fast alle verhaftet, die nicht rechtzeitig das Weite gesucht hatten…“ begann sie zu schluchzen.
    Als der Prätorianer die Lykierin erwähnte, verstummte sie abrupt. Ihre verheulten Augen musterten sein Gesicht. Endlich schien sie sich dunkel an ihn erinnern zu können. Es mussten bereits Wochen, nein bestimmt schon Monate vergangen sein, seit er hier gewesen war.


    „Beroe? Ich habe keine Ahnung, wo sie steckt. Zum letzten Mal sah ich sie, als sie mit diesem Gast nach oben auf …“ Mirjam verstummte. Wenn sie sich recht erinnerte, war der junge Mann etwas mehr für die Lykierin gewesen, als nur ein Wohltäter, der ihr damals geholfen hatte.
    „Der Gast... er hatte darauf bestanden... Normalerweise haben wir so etwas nicht in unserem Haus geduldet… Aber... sie war ja nicht mal Jüdin… und da haben wir… es zugelassen,“ fügte sie noch rechtfertigend hinzu. Und selbst wenn sie es verhindert hätten, hätte das nichts daran geändert, was danach geschehen war. Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, wenn sie an diesen Abend dachte, an dem all ihr Unglück seinen Anfang genommen hatte.

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