atrium | Aurelius Ursus et Flavius Lucanus

  • Was Aurelius Ursus immer mit diesem SKlaven hat ... ob er? Nicht den Hauch eines WImpernschlages rücke ich ab und ich versuche, ein um die Ecke huschendes Unbehagen fernzuhalten. Auch wenn meine Schwester es eher für eine "Verschwendung" hält - von was eigentlich? Leben? - denn für unnatürlich, habe ich ziemlich dezidiert andere Ansichten. Dabei wirkt Aurelius Ursus ganz normal, nicht so, so ... süßlich, lieblich ... wie Tassio, sondern ein rechter Mann, einer, der seiner Familie keine Schande bereiten will - und zum Militär geht er auch, wenn auch nur auf die Schreibstube als Tribun.


    "Hm, ja, Du hast natürlich recht. Und vielleicht will der neue Kaiser ja auch die Flavier loswerden - und ich bin schneller in Flaviobriga, als ich nur 'vox' sagen kann. Ein idealer Ort für die Verbannung - sowohl für den Verbanner wie den Verbannten." :D


    Zweifellos eine bedenkenswerte Option - wenn ich noch den cursus iuris machen kann, lasse ich mich als advocatus nieder, fahre frühmorgens zur See, frühstücke, mache ein Vormittagsschläfchen, schlichte ein paar Streitereien ("Nein, das ist meine Frau! Ich hab' sie zuerst gesehen!"), mache ein Mittagsschläfchen, gehe in die Taverne am Hafen, spiele mit Pedro Würfel und lese noch bis Sonnenuntergang. Et Ego In Elysio.


    "Großartig. Schwimmen ist Voraussetzung, auch wenn die meisten Fischer auch ohne diese Fertigkeit überleben, weiß Poseidon, warum. Jedenfalls will ich mir keinen Ärger einhandeln, wenn Du über Bord gehst. :) Dann ist das also abgemacht. Schön."

  • Natürlich ahnte Ursus nicht im Geringsten, was für Gedanken Lucanus da hegte. Für ihn selbst kam das auch überhaupt nicht in Frage, er hatte an Männern in dieser Hinsicht kein Interesse. Sertorio kam ihm heute nur so in den Sinn, weil er wie Lucanus aus Hispania stammte und Fischer gewesen war, bevor ihn das Schicksal zum Sklaven werden ließ.


    Da war es ganz gut, daß das Thema gewechselt wurde und Ursus jeden Gedanken an den Sklaven verdrängte. Er lachte, als Lucanus von Verbannung sprach. "Na, eben hattest Du noch Sehnsucht nach der Heimat und nun sprichst Du von Verbannung. Weißt Du, was Du willst?", er schüttelte den Kopf und lachte immer noch, während er nach ein paar Weintrauben griff.


    "Ich glaube, eines Tages mußt Du mir diesen denkwürdigen Ort zeigen, der einerseits solche Sehnsüchte wecken kann und andererseits sich so sehr für eine Verbannung eignet. Einsam und schön, wenn es recht verstehe? Klingt nach einem guten Ort für den Lebensabend." Von dem sie beide jedenfalls noch sehr weit entfernt waren.


    Ursus ahnte ja nicht, daß seine Schwimmkünste vielleicht nicht ganz ausreichend waren und so nickte er in festem Entschluß. "Ja, abgemacht. Jetzt brauchen wir nur noch einen Termin zu finden." Er grinste, das würde sicherlich schon ein wenig problematischer. Denn in nächster Zeit konnte er nicht aus Rom fort. Und dann war er vermutlich ein ganzes Jahr weg. Aber das war ja noch nicht sicher. Abwarten, etwas anderes blieb nicht.


    "Wirst Du auch zu dem Wagenrennen gehen? Es hat ja schon ewig keines mehr stattgefunden. Bist Du überhaupt schon einmal bei einem großen Rennen dabei gewesen? Oder interessierst Du Dich nicht dafür?"

  • Ich trinke mal wieder ein winziges Schlöckchen und angele nach einem Stückerl Fisch. "Flaviobriga ist nicht Tomi - und ich bin nicht Ovid" antworte ich spöttelnd.


    "Verbannung heißt ja nicht zwangsläufig, daß man sich da nicht wohlfühlen darf. Hauptsache, man ist weg, nicht? Aber, wenn es Dich beruhigt: ich will mich gerne dafür einsetzen, daß Du im Falle Deiner Verbannung irgendwohin verschickt wirst, wo es Dir garantiert nicht gefällt." :D Denn wozu hat man Freunde?


    Zum Bootfahren beispielsweise. Fehlen nur doch ein dritter Mann und ein Hund, aber dafür würde sich schon sorgen lassen.


    "Vor allem: wir brauchen ein Boot. :) Und einen netten Liegeplatz, aber ich denke, daß Onkel Aquilius gerne behilflich ist - der ist auch am Meer aufgewachsen und es müßte schon komisch zugehen, wenn er nicht auch ab und an mal wieder ein Segel und die Nase im Wind haben möchte." Womit der dritte Mann auch schon gefunden wäre. Fehlt nur noch ein Hund, aber da mache ich mir bei dem Tempo keine Sorgen drum.


    "Ich helfe sogar ein bißchen mit bei den kommenden Equirria", nein, nicht ohne Stolz; diese Rennen werden als die Lukanischen in die Geschichte eingehen. Wer, wenn nicht Flavius Lucanus hat die ganze Arbeit geschultert, derweil sich der Aedil an Pomeranzen labte?


    "Aber es stimmt: außer Obstkistenrennen die Hügelstaße von Flaviobriga hinunter habe ich keine richtigen Rennen erlebt. Aber das ist ja alles wohl nur eine Maßstabsfrage, nicht?" :D


    "Und lieber als Tierhatzen und Gladiatorenspiele sind mir Wagenrennen allemal."

  • Ursus lachte und verschluckte sich fast am Wein. "Ach, das ist zu liebenswürdig von Dir, daß Du dafür Sorge tragen willst. Aber ich will dann doch lieber versuchen, gar nicht erst verbannt zu werden, bevor ich am Ende noch Deinen wohlgemeinten Freundschaftsdienst in Anspruch nehmen muß." Lange hatte Ursus sich nicht mehr so amüsiert, wie bei diesem Gespräch. Lucanus hatte wirklich eine erfrischende Art. Ursus selbst fand sich viel zu ernst und humorlos, doch auch wenn er selbst nicht gerade vor Humor sprühte, so genoß er doch die Gesellschaft von Menschen, die diese angenehme Eigenschaft an sich hatten.


    "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ein Boot sollte doch wohl zu beschaffen sein. Wieviel kostet so etwas? Ich habe ein bißchen was gespart. - Das mit dem Liegeplatz... auch, auch das sollte sich organisieren lassen. Und Aquilius ist also auch ein verkappter Seemann? Hat er mir überhaupt nicht erzählt. Dann sollten wir ihn doch mal fragen, ob er auch mitkommen möchte?" Hörte sich doch nach einer echt netten Partie an. Auch wenn Ursus vom Bootfahren nicht die geringste Ahnung hatte. Mußte er ja auch nicht, wenn die anderen sich auskannten, oder?


    Dieses mal verschluckte er sich wirklich am Wein und hustete, während er lachte. "Obstkistenrennen?" Er hustete nochmal und schlug sich leicht mit der Faust auf die Brust. "Und hast Du nur zugesehen, oder auch mitgemacht?" Er konnte sich recht gut vorstellen, daß Lucanus bei solch einem verrückten Rennen mitmachen würde. Noch immer lachte er und schüttelte den Kopf. "Naja, Rennen sind Rennen, nicht wahr? Auf wen wettest Du bei diesem Rennen?" Wetten waren schließlich A und O bei einem Rennen, nicht wahr?


    "Oh gegen gute Gladiatorenkämpfe ist nichts einzuwenden. Wenn es um gute Kampftechniken geht und nicht ums reine Abschlachten. Zu oft werden völlig unerfahrene Kämpfer gegen gut ausgebildete in den Kampf geschickt. Und das hat wirklich nichts mehr mit Unterhaltung zu tun. - Aber auch ich habe weit mehr für Wagenrennen übrig. Viel zu lange habe ich kein großes Rennen mehr miterlebt. Es wird Dir bestimmt gefallen!" Daß Lucanus bei der Organisation mitarbeitete, fand er großartig. Da konnte dann ja nichts schief gehen...

  • "Ich gehe davon aus, daß Onkel Aquilius auch mal wieder aufs Meer hinauswill. Tarraco liegt am Meer und er ist kaum so unvernünftig, nie einen Fuß auf ein Boot gesetzt zu haben, oder?" Und wer einmal auf einem Boot oder Schiff war, will entweder immer wieder oder nie wieder Planken unten den Füßen spüren. Und eigentlich wäre "blöde" das passendere Wort gewesen, aber dem Kollegen meines Onkels gegenüber werde ich als scriba meines Onkels kaum diesem Blödheit unterstellen.


    "Wie wär's, wenn wir vor dem Abendessen einen kleinen Spaziergang im Garten machten? Langsam kommen die ersten grünen Triebe aus dem Boden und es ist ja heute etwas milder als sonst?" Außerdem können in der Zwischenzeit die Kulissen und die Ausstattung für die neue Szene umgruppiert werden. Kurze Pause zwischen zwei Akten oder so.


    Zugesehen? Mann, Du traust Dir was! "Pfft. Natürlich hab' ich mitgemacht. Jeder macht da mit, der wenigstens einen Arm hat, jedenfalls vor dem Rennen" :D entgegne ich. "Ein Anschieber und ein Lenker, ich und mein Freund haben uns abgewechselt. Und die Kisten wie jeder andere auch selbst umgebaut." Und wieder zusammengeflickt, wenn wir mal aus der Kurve geflogen sind ... und wenn man nicht gegen den verwunschenen Obstbaum gedonnert und somit für den Rest des Tages ausgefallen war, gab's Abends immer ein Essen mit dem Siegespreis: ein Huhn oder ein Karnickel am Spieß.


    "Wetten? Nein, meine Mutter hat immer gesagt, daß sei unrecht. Außerdem habe ich ja noch keine Rennen mitgemacht, ich würde ja nur blindlings auf irgendwas setzen." Das mit dem Wetten hat sie mir aber nie wirklich austreiben können. 'Ich wette mit Dir, daß Du nicht zum Grund tauchen kannst', 'Ich wette mit Dir, daß ich schneller fertig bin als Du', 'Ich wette mit Dir, daß ich heute nicht wette'. Im Grunde waren Wetten bei uns die Aufforderung und der Auftakt, irgendetwas absolut dämliches, komisches, heldenhaftes oder überflüssiges zu tun. Es ging um Muscheln, eine Portion Puls mit Garnelen, ein junges Kaninchen, meist aber auch nur um die Ehre oder um nix.

  • Dann wußte Lucanus das also gar nicht so genau, ob Aquilius auch so begeistert von der Seefahrt war wie er selbst? Doch natürlich hatte er recht, die Vermutung lag nahe, da auch Aquilius am Meer aufgewachsen war. "Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn Aquilius auch mitkommen würde." Er mochte den Amtskollegen sehr gut leiden und hatte den Nachmittag in den Thermen damals nicht vergessen.


    "Ein Spaziergang durch den Garten hört sich sehr gut an. Es ist heute ja wirklich schon einigermaßen mild draußen. Es wird nicht mehr lange dauern und wir stöhnen über die Hitze." Er lachte, denn die Hitze machte ihm eigentlich wenig aus. Um dieser Aufforderung zum Spaziergang nachzukommen, erhob Ursus sich schon einmal und ordnete kurz seine Toga.


    "Du bist also auch mit solchen Gefährten diesen Berg hinuntergebrettert. Ich kann mir vorstellen, daß das ein riesiger Spaß gewesen ist. Ich hoffe, Du hast Dich dabei nie ernsthaft verletzt? Ich stelle es mir etwas schwierig vor, solche Dinger zu bremsen." Vermutlich benutzte man zum bremsen alle Gegenstände und Personen, die sich einem in den Weg stellten. Eine gefährliche, aber auch ziemlich komische Vorstellung. "Hat denn schon eine der hiesigen factiones Deine Sympathi erringen können?"

  • Ich erhebe mich,ebenfalls meine Falten an der Toga ordnend, um so eine gewissen weltmännische Gesinnung wie Aurelius Ursus an den Tag zu legen und mittels dieses kleines Rituals unsere Gemeinschaft zu festigen.


    "Dann laß uns mal die Beine vertreten" meine ich auffordernd, und wir wenden uns in den Garten. "Genau, wie Darvinius schon darlegte ..."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!