Sura | Ein besonderer Übergang

  • Auch Iuno durfte bei einer solchen Versammlung nicht fehlen und kam in ihrer üblichen majestätischen Art, würdevoll, hoch erhobenen Hauptes... bis ein gewisses Aroma in ihre göttliche Nase stieg.


    "Was stinkt hier denn so? Bei allen Opfern des letzten Jahres... PLUTO! Also wirklich! Kannst du dich nicht einmal baden? Das ist ja widerlich!"

  • “Das ist der liebliche Geruch des Todes und kein Wasser kann ihn abwaschen.“, zischte Pluto tonlos und hohl. Dabei bedachte er die arroganteste und, im wahrsten Wortsinn, hochnäsigste aller Göttinnen mit einem kalten Blick, der seine tiefe Verachtung für sie und seine ganze überirdische Sippschaft zeigte.

  • Ganz weit hinten und mehr am Rande standen zwei traurige Gestalten. Eigentlich war es nur eine Gestalt auf zwei Beinen und ein Kompagnon auf vier weichen Pfoten, die in den Armen von dem Zweibeiner ruhte. Blaß und hohlwangig stand Appius Carteius Cirenthius , optio des Rekrutierungsbüros, das es im Krieg nicht gab, weswegen er nun optio der Versorgungseinheit der ersten Kohorte war, inmitten der anderen Soldaten, die nicht kämpften, sondern dafür sorgten, daß die übrigen Soldaten kämpfen konnten. Immer wieder mußte Appius sein Taschentuch hoch heben und sich die Tränen der Trauer wegwischen, für die er sich nicht im Mindesten schämte. Schließlich war der Kaiser tot und wurde hier aufgebahrt, zudem hatte Appius jenen Mann abgöttisch verehrt.


    „Oh, Drusilla! Welch großer Mann scheidet von uns!“
    „Miau!“
    „Du hast vollkommen Recht, meine Drusilla!“


    Natürlich war damit nicht die Kaiserin Drusilla gemeint, sondern jene zierliche Katze, die die einzige Freundin von Appius war und ihm nun, in diesen schweren Zeiten, bei der Trauer um sein großes Idol half. Denn der Kaiser, der Imperator, dem er nun so nahe gedient hatte, war ein Gott in Appius Augen gewesen, das strahlende Licht für das Imperium, zu dessen Füßen sich der Senat wie kleine Schmarotzer tummelte. Ja, die Welt von Appius war sehr schwarz und sehr weiß, wenn es seine Ansichten betrafen. Er schnäuzte sich kräftig in das Taschentuch. Bewegt sah er nach vorne und konnte die Augen nicht von dem hohen Scheiterhaufen lösen, auf dem die göttliche, aber leider sterbliche, Gestalt des Kaisers ruhte. Immerhin würde der Kaiser nun zu seinen göttlichen Ahnen hinaufsteigen und selbst im Pantheon Einzug nehmen, daran zweifelte Appius nicht im Mindesten. Leider stand Appius nicht nahe genug, um auch die sterblichen Gesichtszüge auszumachen, aber es tat in seinem Schluchzen und in seinem leisen Wehklagen, was er immer wieder von sich gab, keinen Abbruch. Erst als die cornicen über die Männer hin weg klang, verstummte auch Appius, um bewegt, gerührt und völlig aufgelöst der weiteren Zeremonie zu folgen. Mit zitternden Händen hob Appius das voll geweinte Taschentuch und wartete bebend ab, ob das Opfer angenommen wurde, wenngleich Appius ob zweier der männlichen Opfertiere etwas verwundert war. Aber wer war er schon? Schließlich nur ein kleiner optio von der Versorgungseinheit und kein Priester. Selbst die Katze schien die Spannung zu merken und war für den Moment völlig still.



  • Spät aber doch traf auch Mercurius am Ort des Geschehens ein und reihte sich in die illustre, aber geruchsintensive Runde der Überirdischen ein. Kurz und knapp grüsste er die Verwandten und sah sich nach dem ein oder anderen fragenden Blick genötigt, eine Erklärung abzugeben.


    "Minerva schickt mich als Vertretung, sie ist leider verhindert."


    "Kunstausstellung in Athen" fügte er seufzend hinzu.

  • "Typisch Frau," kommentierte Mars und ignorierte dabei geflissentlich die Anwesenheit seiner Mutter, "Venus ist einkaufen. Aber der wäre es hier sowieso nicht schick genug."

  • Mit einem leichten Anflug von Zorn und Ungehaltenheit, aber trotzdem noch würdevoll mischt sich der Göttervater in das Geschehen ein. "Jetzt hört mal auf zu schwatzen! Das hier ist ein würdevoller und feierlicher Anlass, den es angemessen zu begehen gilt. Die Menschen geben, damit wir geben, vergesst das nicht."


    Seine Hand streicht langsam sein Kinn entlang und sein Blick wird wieder sanfter. "Und jetzt lass' mal jemand den Mann rein, der war immerhin Kaiser. Wir wollen gemeinsam Essen, was uns die Menschen darbieten."

  • Imperisosus war bereits bei vielen Opferungen dabei gewesen, doch solch eine große, wie er hier nun miterleben durfte, hatte er bisher noch nicht gesehen. Wäre der Anlass nicht so schlimm, wie er ist, könnte man diese Opferung sogar als sehr schön empfinden.


    Seine Blicke gingen nach vorne und in Gedanken betete er mit zu den Göttern, dass sie ihren Geliebten Imperator zu sich in ihre Reihen aufnehmen mögen. Die Stille die um ihm herum war, war grausam und innerlich hoffte Tiberius, dass es bald vorbei war.

  • Gründlich musterten der Tiberier und die anderen Legaten die Eingeweide der Tieres, überprüften ob nichts fehlte, ob keine schwarzen oder andersartig negativ zu deutetenden Stellen zu sehen waren. Doch so gründlich sie auch schauten, konnten sie nichts finden. Kurz blickten die vier Männer einander an, kein Wort viel, stumm stellten sie ihre einstimmige Meinung fest.


    Tiberius Vitamalacus reichte die Schale dem Tempeldiener zurück, trat einen Schritt vor, hob die Arme und sprach die erlösenden Worte :


    "Litatio!"


    Dann trat er langsam rückwärts zurück, schlug die Kapuze zurück, liess sich
    den Mantel wieder abnehmen und seinen Helm reichen. Innerlich spürte er
    Regelrecht die Aufmerksamkeit, welche die Götter diesem Ereignis
    beimassen, doch allein die Götter könnten die leichte Anspannung
    bemerken, welche er in diesen Momenten verspürte, nach Aussen war er so kühl und gelassen wie immer.


    Mittlerweile hatte sich die Sonne etwas weiter gesenkt, die Schatten der
    Soldaten waren immer länger geworden und wie es in diesen Breiten üblich war, war der Übergang von Tag zu Nacht kürzer, wesentlich kürzer, als er es im hohen Norden. Und so traten eigens dafür abbestellte Soldaten vor und entfachten in grossen Feuerschalen, welche rund um den Scheiterhaufen standen, flackernde und lodernde Feuer.

  • DIe Erleichterung in der Einheit war zu spüren und zu hören. Der Übergang im Einklang mit den Göttern war geschafft und die Legion hatte offenbar den richtigen Weg gewählt. Lautstark klopften die Soldaten wieder einmal mit ihren Händen beifällig auf die Schilde, um ihre Zufriedenheit auszudrücken.

  • Iuno rollte mit den Augen, als sie die Antwort des Unterweltgottes hörte. "Der liebliche Geruch des Todes... Soso. Wenn du schon zu faul zu einem Bad bist, stell dich das nächste Mal bitte so hin, dass meine Nase nicht mit deinem Geruch korrespondieren muss." Widerlich, wirklich widerlich.


    Und der Göttergatte war auch schon da. Iuno wollte gar nicht wissen, wo sich ihr Mann die ganze Zeit herumtrieb. Bei IHR gewiss nicht. Männer. "Na dann hoffe ich, dass du jetzt etwas anständiges zugelassen hast, Iuppiter. Das letzte Mal hattest du Magenschmerzen, weil du eher die Opfernde betrachtet hast als das Opfer."

  • Tausende und abertausende Hände und Schwerter schlugen auf die Schilde. Ich machte natürlich mit. Es schwoll an wie ein Donnergrollen, wie ein Lawine, wurde immer lauter und gewaltiger... Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken, ein ehrfürchtiger Schauer durch die Glieder, und ich spürte die Nähe von etwas kaum begreiflichem. Die Feuerschalen flammten rot, die Dämmerung kündigte sich an. Nach ein paar Momenten verdichtete sich der Lärm zu einem Takt, alle schlugen jetzt synchron auf die Schilde. Wie ein ungeheurer Herzschlag brandete es über das versammelte Heer.
    Ich blickte zum Scheiterhaufen und erinnerte mich daran wie ich den Imperator am Morgen der Schlacht von Edessa gesehen hatte, als er selbst das Opfer vollführt hatte, ein Bild der Erhabenheit. Auf die Dauer beharrt nichts in der Welt, dachte ich melancholisch, und dann ging mir die klagende Musik doch zu Herzen, und ich spürte meine Augen feucht werden. Er war ein grosser und gütiger Herrscher gewesen, ganz bestimmt hatte er sich einen Platz im Pantheon verdient.

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, die Schatten wurden immer länger. Das Feuer in den Schalen spendete nur ein schumriges Licht und zusammen mit den den donnernden Schlägen von abertausenden Milites auf ihre Scuti entstand eine beeindruckende Atmosphäre.


    Tiberius Vitamalacus blickte die anderen Legaten an, es war das Zeichen, das nun der letzte Akt dieses Überganges beginnen würde. Er setzte seinen Helm auf und Schritt von der Plattform herunter, gefolgt von en anderen Legaten. Jeder nahm an einer der Feuerschalen auftstellung, verharrte einen Moment und griff dann nach einer Fackel, welche ihnen von Tempeldienern aus der Stadt gereicht wurden.


    Kurz hielt jeder diese in die Feuerschale, bis die Fakceln brannten. Dann blickten sie einander wieder kurz an und traten dann an den Scheiterhaufen. In einer bogenartigen Bewegung führten sie ihre Fackeln über ihre Köpfe hinweg, bis sie den Scheiterhaufen berühren. Erst loderden nur kleine Flammen auf, doch nach und nach wurden sie grösser und grösser.


    Die Legaten traten zurück an die Feuerschalen, legten die Fackeln zurück und betrachteten die immer grösser werden Flammen, welche die weltlichen Überreste des Imperators umhüllten.

  • Hoch schlugen die Flammen des Scheiterhaufens, während sich zwei Priester näherten. Zwischen sich trugen sie die Urne, welche die Asche des Imperators aufnehmen würde, ein wahrhaftes Kunstwerk, welchem man die Eile, mit der es hergestellt wurde, mit Sicherheit nicht ansehen konnte. Die Hersteller von Urnen waren erfahren darin, auch schnell passende Verzierungen anzufertigen.


    Es dauerte erine ganze Weile, bis die Flammen wieder kleiner wurden, doch selbst dann liess man die Legionen nicht abtreten. Erst als nur noch das Glimmen der Asche zu sehen war, erst dann traten die Tempeldiener hervor, füllten die Überreste in die Urne und über gaben sie dann den Soidaten, welche die Barre aus dem Lager der Prima herraus getragen hatten.


    Und wieder sah man das gleiche, förmiliche Zeremoniel, in dem die Soladaten die Urne, gefolgt von den Adlern zurück ins Lager trugen. Erst dann Erging das Signal zum Abtreten. Die Legaten hingegen blieben noch, erst als sie und ihr engstes Gefolge die letzten waren, kehrten auch sie zurück in ihre Lager.

  • Die gesammte Zeremonie über stillzustehen war eine äußerst anstrengende Prozedur gewesen, dennoch hat sich keiner der milites dier Erleichterung anmerken lassen, die sie sicher befiel, als das Opfer angenommen wurde.


    Auch die anschließende Verbrennung war gut verlaufen und anschießend kehrten die miltes in die Lager zurück einige rissen sich noch unterwegs die Helme vom Kopf, was die meisten Vorgesetzten durchgehen ließen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!