In der Villa | Hilfe, wo bin ich?

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    Es waren nun schon einige Tage vergangen, seitdem Ylva mit ihrer Herrin in der Villa eingezogen war. Noch hatte sie nicht allzu viel von ihrem neuen Zuhause gesehen. Verglichen mit dem Haus des Ehemanns ihrer Herrin in Lutetia, war die Villa um ein vielfaches größer und auch unübersichtlicher. Die ersten Tage hatte sie eigentlich nur in Celerinas Nähe verbracht. Das Cubiculum hatte sie nur selten verlassen. Da Celerina darauf bestanden hatte, ihre Sklavin ständig zu jeder Tages-und Nachtzeit in der Nähe zu wissen, hatte sie einen Schlafplatz in der Kammer gefunden, die an das Cubiculum ihrer Herrin angrenzte. Aus diesem Grund hatte sie bislang auch noch keinen Kontakt zu den anderen Sklaven des Hauses gefunden.
    Doch nun hatte ihre Herrin angeordnet, sie solle sich mit den Gegebenheiten der Villa vertraut machen. Den ganzen Nachmittag hatte sie ihr dafür zur Verfügung gestellt. Ylva hatte sich natürlich gefreut, auf Entdeckungstour gehen zu dürfen und hoffte natürlich auch, auf andere Sklaven zu stoßen. In einem solch großen Haus gab es doch immer viele Neuigkeiten und Tratsch. Wo sonst, als unter den Sklaven erfuhr man mehr über die Herrschaften und das, was in der Villa so vor sich ging?
    So schlenderte sie gemütlich durch die Gänge und sah sich überall um. Sie versuchte sich die einzelnen Wege einzuprägen. Bald kam sie sich vor, wie in einem Labyrinth. Sollte sie sich etwa verirrt haben? Irgendwo mußte doch das Atrium sein! Aber wo nur?
    "Ach nää!" sagte sie leise zu sich selbst und ärgerte sich, weil sie nicht mehr wußte, wo sie war.


    Sim-Off:

    Wer möchte? =)

  • Sim-Off:

    Na gut, ich als Halb-Pfälzer bin mal so frei :D


    Pallas dies, Pallas sell, Pallas jenes... als wäre er der einzige Sklave im ganzen Haus. Von Zeit zu Zeit redete er sich ein, dass seine Herrin bevorzugt ihn herumschickte, weil sie ihm besonders vertraute... heute funktionierte das nicht und so zog er leise grummelnd von Punkt A nach Punkt B, um Besorgung dreitausendzweihundertfünfundreißig in dieser Woche zu erledigen.
    Zwischen beiden Punkten galt es natürlich eine gewisse Strecke zu überwinden, welche auch durch die Gänge der Villa Flavia führte. Wie das Schicksal - oder der Zufall - es so wollten, lief der Sklave somit direkt Ylva über den Weg. Das Gesicht kam ihm gänzlich unbekannt vor, also musste sie entweder einem Besucher gehören (was zur Frage führte, was die Frau hier allein tat) oder 'Frischfleisch', wie einer der Küchensklaven Neuzugänge zu nennen pflegte, sein. Wie eine Freie sah sie zumindest nicht aus.
    In jedem Fall wirkte sie ein wenig verloren, daher gab er sich einen Ruck und ging zu der Sklavin.
    "Salve.", sprach Pallas sie an. "Suchst du was Bestimmtes?"

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    Ylva wußte weder ein noch aus. Sie hatte komplett die Übersicht verloren. Wenn sie hier länger mit ihrer Herrin bleiben würde, mußte sie sich unbedingt einen Lageplan anfertigen! Als sie endlich eine erlösende Stimme vernahm, sah sie auf und erblickte einen jungen Mann, den sie bislang, wen wundert´s, noch nicht kennengelernt hatte.
    "Ach, was ä Glick, endlisch kummt mol ääner!" polterte sie in ihrem ureigensten Dialekt drauf los. Doch sie erinnerte sich an die mahnenden Worte ihrer Herrin, mit den Bewohnern der Villa, seien es nun Herren oder Sklaven, nachsichtig umzugehen, da man von niemanden verlangen könne, so ihre Herrin, daß er oder sie diesen grausligen Dialekt verstand.
    "Ach, isch ha-be misch ver-lau-fen, kannscht du mir sa-gen, wie isch widder zum cubiculum vun moiner Herrin kumm?" Ylva versuchte ihr Bestes und sprach langsam, doch ihre Bemühungen waren nicht ganz von Erfolg gekrönt, da sie letztlich doch wieder in ihrem Dialekt gelandet war. Aber vielleicht hatte sie ja der junge Mann verstanden!

  • Pallas war Brite, daher glaubte er, in seinem bisherigen Leben jede mögliche Art von sonderbarem Latein-Dialekt gehört zu haben. Von rollenden R-s über weiche W-s war alles dabei gewesen. Pfälzerisch war ihm hierbei allerdings nie untergekommen und so hatte er seine liebe Mühe, Ylva folgen zu können.
    Nach ihrem zweiten Satz formte er stumm ein "Sch" mit dem Mund, als würde ihm dies helfen, das ganze zu übersetzen. Jener Laut schien in ihrer Sprache vorherrschend zu sein.
    "Äh...", war dummerweise das einzige, das ihm dazu einfiel.
    Cubiculum und Herrin, das hatte er zumindest eindeutig verstanden.
    "Du... äh... suchst das Cubiculum deiner Herrin?", fragte er also noch einmal nach. Er glaubte zwar nicht, dass ihre Antwort ihm großartig weiterhelfen würde, doch einen Versuch war es wert.
    "Wer ist denn deine Herrin?"

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    Ylva sah den Sklaven forschend an und dachte sich ihren Teil. Ihr Lächeln das dann folgte, wirkte etwas gestellt. Offenbar hatte der junge Mann sie nicht richtig verstanden. Dabei hatte sie sich doch eine solche Mühe gegeben!
    "Rischdisch! Moi Herrin kennscht bschtimmt noch ned! Mer sinn nämlisch erscht seit ä paar Daach do!" Yla hatte ohne nachzudenken einfach drauf logeredet. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß der arme Kerl sie sicher wieder nicht verstanden hatte. Sie räusperte sich kurz und liefert dann die Übersetzung.
    "Ähn jo, rischtig, Moine Herrin, werscht du beschtimmt noch nicht ken-nen, ei weil mir erscht seit ein paar Tagen do sind! Hoschds jetzt?"
    Ein Moment verging und in Ylvas Kopf begann es zu arbeiten. Wenn der junge Mann hier nicht weiterhelfen könnte, was dann? Müsste sie dann ewig hier herum irren?
    "Wääscht was, bringscht misch ääfach mol ins Atrium!"
    Das wäre vielleicht eine Alternative. Von dort aus könnte sie dann auch noch die anderen wissenswerten Örtlichkeiten erkunden!

  • "Äh.", war erneut das Erste, das dem Sklaven in den Sinn kam.
    Atrium? Also doch nicht Cubiculum? Kannte sie überhaupt den Unterschied? Wollte sie vielleicht in Wirklichkeit in die Culina? Diese und ähnliche Gedanken schossen in Pallas' Kopf hin und her, als würden sie Flipper spielen.
    "Ääfach... ja... genau."
    Er beschloss, egal ob sie nun tatsächlich das Atrium meinte oder nicht, sie dorthin zu bringen. Unterwegs traf man vielleicht einen anderen Sklaven, der den Kauderwelsch übersetzen konnte. Mit einer Hand bedeutete er ihr, ihm zu folgen.
    "Ich bin übrigens Pallas.", sagte er, gedehnt und langsam, als würde er mit einem Schwerhörigen sprechen.

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    Dieser Pallas machte einen etwas unsteten Eindruck auf Ylva. Daß evetuell die Ursache hierfür in der sprachlichen Inkompatibilität liegen konnte, war für Ylva vorerst unverständlich. Ihre Devise lautetete die Schprooch veschteht doch jeder, wonn er will!
    Nur wenn sie von ihrer Herrin mehrmals darauf aufmerksam gemacht worden war, sich einer anderen, ordentlichen Aussprache anzunehmen, kam sie dieser Bitte nach.
    "Isch bin die Ylva. Moi Herrin is die Flavia Celerina." Sie sah den anderen Sklaven etwas skeptisch an. Etwas an ihm irritierte sie. Langsam begann es ihr zu dämmern.
    "Saach emol, verschtehscht misch eigentlisch?" fragte sie und sah ihn dabei forschend an. "O-der soll isch lieber so mit dir schpesch-en?"

  • Mit zusammengekniffenen Augen, als würde ihm dies beim Verständnis von Ylvas Worten helfen, sah Pallas seine Mitsklavin an.
    "Flavia Celerina? Kenne ich nicht, nein.", bestätigte er ihre vorige Äußerung, ohne zu wissen, dass sie diese vorige Äußerung getätigt hatte. Wie sie selbst nun hieß vermochte er noch nicht genau zu sagen. "Isch" sagte sie recht oft. Vielleicht aber auch "Moi". Moi klang nach einem Namen. Ylva allerdings auch. Schwierig.
    Das äußerst unintelligente Gesicht, dass er nach der nächsten Frage aufsetzte, war vermutlich bereits Antwort genug. Kein Wort hatte er verstanden.
    "Schpesch-en?"
    Der flavische Sklavengeschmack war wirklich ein sonderbarer. Wie kommunizierte ihre Herrin bloß mit ihr? Die Ankunft im Atrium riss ihn jedoch aus diesen Gedanken.
    "Ah, hier sind wir. Das Atrium. A-tri-um."

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    Ylva war es nicht verborgen geblieben, dass ihr Gegenüber offensichtliche Schwierigkeiten mit ihrer Aussprache hatte. Das bedeutete für sie, sich noch besser anzustrengen. Warum können die hier eigentlich keine Fremdsprachen, dachte sie verächtlich. Aber gut, man konnte nicht von jedem verlangen, alles zu verstehen.
    "Das wundert misch gar nischt! Mir sinn geschtern, ähm isch meine gestern erscht angekommen. Moi Herrin Flavia Celerina und isch sind mit dem Schiff aus Massalia gekommen. Vorher habben mer in Lutetia gewohnt," versuchte sie zu erklären.
    Dann, endlich erreichten sie das Atrium. Ylva atmete erleichtert auf. Hier kannte sie sich einigermaßen aus. Von hier aus wußte sie wieder, wie sie zu ihrer Herrin gelangte.
    "Saag emol, wenn isch jetzt noch in die Kisch will, wo muß isch dann do hie?" Ohne lange darüber nachzudenken, entfuhr ihr die Frage nach dem Weg zur Küche. Doch glücklicherweise bemerkte sie doch noch, daß sie mal wieder in ihre Munart zurückgekehrt war.
    "Was isch fragen wollt, wo geht´s denn von hier aus zur Küsche?"

  • Es war faszinierend, je mehr sie redete, desto mehr verstand man mit der Zeit. Zumindest glaubte Pallas, es zu verstehen.
    Massilia. Lutetia. Gallien. Kein Wunder, dass die nicht anständig sprechen konnte. Als Britannier hatte der Sklave eine natürliche Abneigung gegen alles, was aus Gallien kam. Dass Ylva mehr in Richtung Germanien gehörte wusste er natürlich nicht.
    "Ahja. Sicher schön da.", antwortete er jedoch diplomatisch.


    Kisch? War das etwas zu essen? Küsche? Ob es half, das Wort zu zerlegen? Kü - sch - e. Küche?
    "Die Küche? Culina? Ja?"
    Die Furchen auf seiner Stirn verrieten, wie angestrengt er nachdachte. Doch, sicher, die Küche musste es sein.
    "Äh...also, die Küche. Du gehst in den Gang da-", mit einer Hand deutete er in die entsprechende Richtung, "-dann gleich links, nächste rechts und dann nochmal rechts. Und dann immer geradeaus. Und dann nochmal links. Kann man nicht verfehlen."
    Wenn man sich auskannte.

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    "Ja die Kisch, ähm, isch mään, die Küsche!" Ylva widerholte sich noch einmal. War ihre Aussprache denn wirklich so unverständlich oder lag es einfach nur an ihrem Gegenüber? In Lutetia war es ja oftmals vorgekommen, daß sich so mancher Sklavenbegel über sie und im besonderen über ihre Sprache lustig gemacht hatte. Aber bei diesem hier hatte sie nicht den Eindruck, ins Lächerliche gezogen zu werden. So prägte sie sich also seiner Wegbeschreibung ein und hoffte einfach einmal darauf, sich hier in diesem Wirrwarr zurecht zu finden.
    "Jo, alla hopp, isch werd´s finne, wonn ned kumm isch widder!", sagte sie und grinste ihm ins Gesicht. Wahrscheinlich hatte er wieder nichts verstanden. Aber das machte ja auch nichts. Wie sagte doch ein Sprichwort in ihrer Heimat: mer muß ned alles verstehe im Lebe!
    "Dankschee aach noch emol!" Sie nickte ihm freundlich zu und verschwand in Richtung Küche, so sie denn dort jemals angekommen sein mochte.

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