Eher zufällig kam Axilla am Balneum vorbei. Sie hatte eigentlich kein bestimmtes Ziel oder eine bestimmte Absicht, sie schlenderte einfach so einmal durchs Haus, um sich die Langeweile zu vertreiben. Der Abend war bereits fortgeschritten und Axilla hatte absolut nichts mehr zu tun, aber um zu Bett zu gehen war es zu früh.
Abgesehen davon kämen bestimmt nur diese unerwünschten Träume wieder. Axilla träumte in letzter Zeit sehr viel, und bei den Träumen, bei denen sie sich hinterher erinnern konnte, wachte sie in letzter Zeit schweißgebadet auf. Nicht, dass diese Träume besonders Furcht einflößend oder schrecklich gewesen wären, eher im Gegenteil. Aber sie wälzte sich dabei so im Bett, dass sie hinterher nackt und aufgedeckt dalag.
Und aus diesem Grund schob sie die Zeit fürs Schlafengehen gerne auf, bis es wirklich vollkommen dunkel war und ihre Verwandten schon alle im Bett.
Aber nun war sie erstmal an der Tür zum Balneum und wunderte sich. Das Bad lag im Halbdunkel verschiedener Kerzen, das Wasser war ganz ruhig und eine kleine Dampfschicht zeigte, dass es noch warm war. Aber Axilla sah niemanden. So ruhig, wie Silanus entspannt im Bad lag, hüllte ihn der sanfte Nebel ein und das Zwielicht der Kerzen tat sein übriges, damit er vor ihrem Blick verborgen blieb.
Axilla überlegte kurz, ob sie einen Sklaven rufen sollte, damit er die Kerzen löschte und das Wasser abließ. Aber andererseits, sie selbst hatte heute auch noch nicht die Vorzüge eines Bades genossen. Sie hatte zwar nicht die passende Unterkleidung dabei, aber es war ohnehin so spät, dass wohl keiner mehr zu ihr kommen würde. Und sollte ein Sklave das Bad betreten, scheuchte sie ihn einfach wieder raus. Solange sie im Wasser war, konnte man ohnehin nichts sehen. Und sie war heute zu bequem, um noch einmal in ihr Zimmer zu tapern, um ihre Badesachen zu holen. Dazu war das Wasser zu verlockend.
Axilla spähte also noch einmal links und rechts in den Gang, ob sonst wirklich niemand grade hier war, und trat leise ein. Ganz leise schlich sie zu einer Bank an der Seite, als wäre es verboten, so spät abends noch zu baden. Sie entkleidete sich vorsichtig und langsam. Zum einen, um noch rechtzeitig den Stoff wieder hochreißen zu können, falls gerade jetzt ein Diener hereinkam, und zum anderen, damit ihr Kleid nicht noch nass wurde. Da das Bad ja eingelassen und geheizt war, musste ja jemand gebadet haben, aber bei dem schwachen Kerzenlicht sah sie eventuelle Pfützen auf dem Boden nicht.
Als sie damit fertig war, warf sie noch einen prüfenden Blick in Richtung Eingang. Aber da war absolut niemand. Sie legte ein Lächeln auf und drehte sich dem Becken zu. Mit vorsichtigen, kleinen Schritten tippelte sie hinüber und stieg die Treppe hinein ins Wasser.