Am Mittag waren die Sklaven getränkt worden, doch nicht etwa mit Wasser in Krügen, nein, sondern mit Wasser aus den Himmelschleusen. Notdürftig hatte man die Käfige mit einigen Ballen Sackleinen abgedeckt. Titus selbst hatte den halben Tag über in seinem Zelt gesessen und Geld von rechts nach links und wieder zurück geschoben. Jetzt, am frühen Nachmittag, hatte er seine Bilanz gezogen und war zufrieden mit sich und der römischen Welt. Seine Einkünfte hatten sich im Laufe der Jahre vervielfacht, besonders griechische und keltische Sklaven verkauften sich bestens. Der Erste, der heute auf seiner Liste stehen würde, war ein junger Grieche den sie Sias nannten. Besonders bei den Käfigen der Sklavinnen viel dieses Wort ziemlich oft, und so wisperte es aus allen Ecken und Verschlägen "Mei, is' der sias!"
Titus aber wäre nicht Titus gewesen, wenn er den Jungen deswegen behalten hätte. Er selbst hielt nichts von Knaben, und auch mit Griechen konnte er sich nicht anfreunden. Aber hier in Rom schien man zu glauben, dass Sklaven griechischer Herkunft die besseren Lehrer waren. Manche glaubten sicher auch, dass sich das ein oder andere mit griechischen Knaben würde anstellen lassen, aber auch an solche abartigen Hirngespinste verschwndete Titus keinen Gedanken - er hatte schließlich den Beginn der Versteigerungen vorzubereiten.
Eine knappe Stunde später war es dann soweit. Sias wurde aus seinem Verschlag geholt und damit von den anderen Sklaven getrennt, mit denen er die letzten Tage oder - in manchen Fällen - Wochen verbracht hatte. Starcus und Maechticus geleiteten den ungebundenen Griechen auf die Bühne, wo Titus bereits stand und das Volk anstachelte. Als er Sias gewahr wurde und die beiden Handlanger in den Hintergrund traten, deutete er auf den Sklaven. "Schaut ihn euch an, verehrtes Publikum! Da steht er, ein griechischer Jüngling. Er ist besonders wachsam und kinderlieb, kann zweisparachig lesen und schreiben und ist treu bis ins Mark. Seht gut her, ihr Quiriten! Gesund und munter ist der Knabe - heb die Arme und dreh dich einmal! Wohl kann er zupacken, doch wäre eine solche Tätigkeit für einen Geist wie seinen wahrlich eine Verschwendung von Ressourcen. Das Startgebot liegt bei schlappen vierhundert Sesterzen, meine Damen und Herren. Nur vierhundert für diesen Prachtpurschen!"
Die Auktion geht bis zum Sa, 08.03.2008, 17:30:00 Uhr