Das Schicksal nimmt seinen Lauf ...

  • Die Priesterin nickt aufmunternd, dass Tilla die Tafel ruhig öffnen könne. Das Mädchen vor ihr tut ihr etwas leid, doch so ist das mit der Wahrheit. Sie lässt sich nicht leugnen, nicht biegen und nicht aufblähen. Die Frage der Sklavin ist beantwortet wie jede andere Frage, die der Sibylle gestellt wurde, mit der Wahrheit.


    Schon viele Menschen hat die alte Frau von diesem Ort fort gehen sehen. Die wenigsten haben ihre Antwort nach dem ersten Lesen verstanden. Der Großteil von ihnen hat sie vermutlich niemals verstanden. Dennoch gingen viele mit einem Aufleuchten in den Augen, denn sie glaubten genau die Antwort erhalten zu haben, die sie hören wollten. Auch keine Antwort ist eine Antwort, doch der Interpretationsspielraum ist viel geringer.

  • Ein aufmunterndes Nicken. Die alte Frau sprach keine weiteren Worte. Langsam senkte Tilla ihren Blick zur Tafel hinunter, öffnete sie stückweise und hielt beim Anblick der leeren Schreibfläche den Atem an. Keine Antwort? Kein Schicksal? Tilla atmete aus und blinzelte mit den Augen: sie träumte diesen Anblick sicher nicht. Die Fläche auf der Tafel war vollkommen leer. Ihre Zeichnungen der Delphine und Haie, Stute Luna und die Münzen befanden sich auch nicht mehr darauf. Einfach nur leer, ganz und gar eine leere Fläche.


    Die Tafel rutschte aus ihren Händen, aber Tilla fing sie wieder auf, bevor sie den Boden erreichen und in viele Teile zerbrechen konnte. Nach der ersten Überraschung blickte sie Aurelia Prisca aus ihren dunklen Augen, sich ganz durcheinander fühlend, an. Und nun? Die Frau hatte den Weihrauch bekommen und keine Antwort mitgebracht. Keine Antwort auch eine Antwort? fragte sie sich selbst und die anderen beiden Frauen mit einem lautlosen Flüstern. Eine Träne perlte über ihre Wange hinunter bis zum Kinn, wo sie hängenblieb und sich ganz langsam daran machte der Schwerkraft nachzugeben, um irgendwann auf Tillas Tunika zu tropfen. Es war kein schönes Gefühl so in der Luft zu hängen, zu schweben zwischen Nichts und Sein, zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Fallen und Platzen, zwischen Überraschung und Ernüchterung.

  • Endlich macht sie die Tafel auf!, dachte sich Prisca voller Spannung und Ungeduld. Auf das aufmunternde Nicken der Priesterin hin, öffnete Tilla ganz langsam die Tafel. Und… was steht jetzt da? Prisca stand nun direkt neben ihrer Sklavin und hielt beim Anblick der leeren Schreibfläche den Atem an. Keine Antwort? Kein Schicksal? In dieser Sekunde glichen die Reaktionen und Gedanken beider Frauen sich wie ein Ei dem Anderen. Lediglich Prisca war es, die zuerst wieder durchatmete als sie spürte, wie die Anspannung von ihr wich. Kein Schicksal? Gab es das? Jeder Mensch hatte doch ein Schicksal! Oder hatten Sklaven kein Schicksal, weil sie eben keine …


    Prisca wollte nicht weiter darüber nachdenken, sie wusste auch keine Antwort. Die Geschichte um das Amulett war eben nur ein Hirngespinst. Eine Lügengeschichte so wie es die Bibliothekare damals in Athen gesagt hatten. Trotzdem - Prisca war enttäuscht, sehr enttäuscht. Aber nicht, weil sie letztendlich ihre Zeit mit einer Sklavin verschwendet hatte, sondern weil ihr das Mädchen leid tat. Da stand Tilla nun mit einer leeren Tafel in den Händen und wirkte so traurig und verlassen. Prisca bemerkte die Träne, die sich eben aus Tillas Augen stahl, um über ihr zartes Gesicht zu wandern und …


    … in dem Moment hob sie ihre Hand , strich sanft über die Wange des Mädchens und fing diese Träne auf bevor sie irgendwann auf Tillas Tunika getropft wäre. Hatte sie mit dieser Geste am ende das Schicksal schon wieder verändert? Es lag Jahre zurück, dass Prisca eine Sklavin so innig berührt hatte und eigentlich hatte sie sich geschworen es niemals wieder zu tun. Aber was brachten solche Gedanken, wenn am Ende nur eine leere Tafel übrig bliebe?


    "Komm jetzt Tilla! Wir haben noch einiges zu erledigen!", forderte Prisca schließlich ihre Sklavin mit warmer Stimme auf ihr zu folgen und nickte der Priesterin zum Abschied zu. War es das Schicksal, das sie heute hierher geführt hatte, oder war es nur reiner Zufall gewesen? "…nur die Götter allein wissen, warum sie dir diesen Blick auf dein Schicksal verwehren, Tilla. …"Mit diesen Worten drehte Prisca sich um und verlies gemeinsam ihrer Sklavin die heilige Stätte wieder . Trost konnten sie wohl beide nicht finden. Doch dieser Augenblick würde vorüber gehen und wer wusste schon wohin sie der Weg und das Schicksal noch führen würde ...

  • Sie starrte an der alten Frau vorbei ins Leere und hielt die Tafel an ihre Brust gedrückt fest. Die Träne fiel nicht auf Tillas Tunika hinunter, denn sie wurde aufgefangen von einer warmen Hand die zudem ihre Wange berührte und streichelte. Eine lang vermisste Erinnerung stieg in ihr auf. Sie kannte lediglich die Hand der alten weisshaarigen Frau, die sie damals getröstet hatte. Tilla neigte aus dem Impuls der Erinnerung heraus ihren Kopf dieser warme Hand entgegen und genoß mit nun geschlossenen Augen diese Berührung auf der Wange. Sie dauerte nicht lang, aber es war gut diese Berührung zu spüren. Für Tilla schien die Zeit stehen zu bleiben, so kam es ihr jedenfalls vor. Bleib da... bei mir. bettelte sie in Gedanken.


    "Komm jetzt Tilla! Wir haben noch einiges zu erledigen! Nur die Götter allein wissen, warum sie dir diesen Blick auf dein Schicksal verwehren, Tilla." Priscas Stimme zerriss den für Tilla so kostbaren Moment. Das stumme Mädchen öffnete die Augen und hob die eigene Hand, um sich selbst an der Wange zu berühren. Was für eine Geste! Sie verabschiedete sich mit einem Knicks von der alten Frau und wanderte Prisca hinterher. Auf dem Weg zurück ins warme Sonnenlicht verdrückte Tilla überwältigt von den Erinnerungen und Gefühlen noch die eine oder andere Träne, wischte sie allesamt vom Gesicht. Den Tränenstein verstaute sie zurück an seinen Platz unter dem Tunikakragen. Entgegen aller Gewohnheiten drehte sie sich mitten im Ein-Ausgang zwischen den Säulen stehend um und winkte der alten Frau. Bestimmt hatte die alte Frau, die aus dieser Entfernung kaum noch richtig zu erkennen war, ihr Bestes gegeben. Tilla drehte sich um und folgte Prisca die Treppe hinunter. Der Weg war vor dem Besuch des Orakels schon angekündigt worden... es sollte noch der Markt besucht werden. Tilla seufzte bedrückt auf und kuschelte sich tief in ihren Umhang hinein.

  • Gegen Abend des folgenden Tages erreichte die Nordwind endlich den Hafen von Misenum. Die Mannschaft begann sogleich die Ladung zu löschen, doch für den Orakelbesuch war es schon zu spät. Die Fahrt dorthin würde locker noch ein bis zwei Stunden dauern. Kurz überlegte Prisca ob sie mit dem Reisewagen noch bis zum aurelischen Anwesen weiter fahren sollten, welches sich gut eine Stunde südlich von Misenum befand. Diesen Gedanken verwarf Prisca allerdings schnell wieder angesichts der Tatsache, dass das Anwesen genau in entgegengesetzter Richtung zum Orakel lag. Stattdessen buchte Prisca zwei Zimmer in einer der vielen Herbergen von Misenum. Die Behausung war zwar schlicht aber wenigstens sauber und für eine Nacht würde sie selbst einer verwöhnten Patrizierin genügen.


    Früh am nächsten Morgen ging es dann mit dem Reisewagen weiter zum Orakel. Die Anspannung in Prisca wuchs mit jeder Meile, die sie dem Tempel der Sibylle näher kamen und ihre Gedanken kreisten ständig um die Frage, ob sie das Richtige tat. Am Ende lässt der Spruch der Sibylle so viele Deutungen zu, dass ich so schlau bin wie vorher und was habe ich dann gewonnen? Naja … einen schönen und erholsamen Kurzurlaub auf dem Schiff - war das nichts? …


    Nach eineinhalb Stunden Fahrt erreichten sie endlich den Tempel und wie es Prisca vorher gesehen hatte, genügte der in Rom gekaufte Weihrauch natürlich nicht den hohen Ansprüchen des Orakels. Gleich mehrere geschäftstüchtige Weihrauch-Händler scharten sich um die potenzielle Kundin und stellten Kopfschüttelnd fest, dass die Körnung und die Würze leider eine Nuance zu schwach wären, um der Sibylle einen Spruch zu entlocken. Prisca schnaubte zwar genervt angesichts der horrenden Preise für einen einzigen Beutel, aber das war ja zu erwarten gewesen. Ohne großartig feilschen zu wollen entschied sich Prisca für einen Händler, der sie sogleich an seinen Stand führte wo die Beutel mit dem Orakel-Weihrauch sorgfältig aufgereiht waren.


    "Ich hatte so einen Ahnung, dass diese geldgierigen Händler keinen mitgebrachten Weihrauch akzeptieren würden. … Aber gut, dann kaufen wir hier eben Neuen", bemerkte Prisca leise und schmunzelnd zu ihrem Leibwächter und nahm es erstaunlich gelassen und mit Humor. Dann wirkte ihre Miene plötzlich nachdenklich, als sie Lyciscus in die Augen sah. Ob ihn auch etwas bewegt, das er gerne fragen würde? Sie hatte ihm ja davon erzählt, dass sie einst ihrer Sklavin erlaubt hatte das Orakel zu befragen und dieses Angebot wollte sie ihrem Leibwächter nun ebenfalls machen: "Also wenn wir schon Mal hier sind, … möchtest du der Sibylle auch eine Frage stellen? Abwartend blickte Prisca in Lyciscus´ Gesicht während sie dem Händler mit einem Wink zu erkennen gab, dass sie wahrscheinlich zwei statt einen Beutel kaufen würde.



    Sim-Off:

    WiSim: Bitte 2x (Orakel-geeigneten) Weihrauch + Rechnung als Angebot an mich - Danke! :)

  • Als die Nacht auf dem Schiff eingebrochen war, bewegte sich Lyciscus tatsächlich auf das Deck, sowie er es auch vorhatte. Der Himmel war so klar, das man jeden Stern gut betrachten konnte, auch der Mond schien in voller stärke. Es war so gut wie niemand sonst an Deck, selbst wenn, es war so Dunkel, das man kaum jemanden gesehen hätte. Und so wanderte er wieder zu den Balken, wo er Tagsüber mit seiner Domina stand. Sein Blick war diesmal in den Himmel gerichtet, man konnte sehr gut hören, wie die Wellen immer wieder gegen das Schiff schlugen. Doch plötzlich liefen dem Thraker Tränen die Wange hinunter, seine Gedanken beschäftigten sich mit seiner Familie, die er zur gänze verloren hatte. Bruchteile von Bildern durchströmten seinen Kopf, die das komplette Leid nochmal hervorriefen. Die Tränen wurden immer mehr, der Sklave tat sich schwer, diese wegzuwischen, kaum fuhr er mit seiner Hand durch sein Gesicht, war es auch schon wieder Feucht. Zum Glück konnte niemand den Thraker beobachten, man hätte den Leibwächter wohl ausgelacht, allein die Bezeichnung Leibwächter, hätte man ihm nicht vergönnt, bei so einem Schwächeanfall.


    Angekommen im Hafen von Misenum, war der Sklave nicht sonderlich überrascht, viele Häfen die er selbst gesehen hatte, waren weitaus prächtiger als dieser. Ein wenig sah er sich jedoch trotzdem um, konnte aber nicht wirklich sein Interesse für weitere Dinge wecken. In der Herberge selbst, die von der Aurelia gebucht wurde, schlief der Sklave schnell ein, so Schön die Fahrt auch gewesen ist, so anstregend war diese auch. Am nächsten Morgen ging die Reise weiter, Lyciscus war schon sehr gespannt, weder wusste er wie der genaue Ablauf stattfinden würde, noch ob besagtes Orakel denn wirklich eine Frage beantworten konnte. Er hoffte aber sehr, das seine Herrin eine zufriedenstellende Antwort bekommen würde, die glückliche Aurelia gefiel ihm so viel mehr, als die traurige.


    Als der Thraker den Tempel in sein Blickfeld nahm, war dieser sichtlich erstaunt, allein die Größe und Kunstfertigkeit die in diesem steckte, faszinierten ihn auf Anhieb. Plötzlich tauchten mehrere Händler auf die sich um seine Domina platzierten, rasch Schritt er möglichst nah an seine Herrin ran, schließlich war es immer noch seine Aufgabe, die Aurelia zu schützen. Doch anscheinend ging keinerlei Gefahr von den Händlern aus, abgesehen davon, ihren Kunden Münzen aus der Tasche zu ziehen. Mit einem etwas demütigen Blick, senkte Lyciscus seinen Kopf als man seiner Herrin erklärte, das der Weihrauch anscheinend nicht ausreichen würde, er konnte nur vermuten das sie vielleicht verärgert war, das er ihr Geld derart verschwendet hatte. Die Worte die von der Aurelia schmunzelnd weitergereicht wurden, besänftigten den Leibwächter ein wenig, er war froh darüber, das seine Herrin ihm sein Missgeschick nicht all zu übel nahm. Und plötzlich machte Lyciscus ein überraschtes Gesicht, hervorgerufen durch die Frage seiner Domina, wusste sie etwa von seinen Gedanken die er sich im Bezug auf das Orakel und seinem Gefühlschaos machte, oder war es reiner Zufall, das sie ihm ein Angebot machte, selbst das Orakel zu befragen. "Wenn... Wenn Du es gestattest... gerne." fast stotternd gab er seiner Herrin zu verstehen, das er ihr Angebot annehmen würde. "Du müsstest mir jedoch erklären, was ich zu tun habe, ich hab keinerlei Erfahrung mit Orakeln oder dergleichen." fügte Lyciscus schlussendlich hinzu, da er eigentlich keinen Glauben an solch Dinge verschwendete. Dennoch war er interessiert, nicht nur die Gesamte Prozedur zu begutachten, auch die Antwort die auf ihn wartete. Der Leibwächter machte sich nun Gedanken darüber, welche Frage er stellen sollte, eigentlich war es nicht bloß eine, es schwirrten so einige in seinem Kopf herum, wobei nicht alle bedingt ihn selbst betrafen. Vermutlich war noch genug Zeit vorhanden, um sich weiter Gedanken darüber zu machen, welche Frage er dem Orakel tatsächlich stellen wollte, und so wartete er Geduldig ab, bis seine Domina den Einkauf erledigt hatte, um danach dem Tempel entgegen zu schreiten.

  • Der Händler war sichtlich erfreut über die kaufwillige Kundschaft und dementsprechend schnappte er sogleich zwei Beutel aus seiner Auslage und jonglierte sie kurz mit einer Hand in der Luft: "Zweimal Weihrauch für die Dame ... jawohl ... bitte sehr, bitte gleich, kommt sofort! ... hopp hopp", trällerte er gut gelaunt und warf die beiden Beutel kurzerhand zu Lyciscus. "Mögen diese Gaben das Orakel erfreuen und euch ebenso, wenn ihr die Antworten der Sibylle erhaltet" Mit seinen besten Wünschen bedachte der Händler seine geschätzte Kundschaft, wie er es stets zu tun pflegte und mehr noch schätzte er an seiner Kundschaft die Sesterzen, welche sie bei ihm ließen.


    Prisca schenkte dem Gehabe des Händlers nur wenig Interesse, vielmehr bereitete sie sich gedanklich bereits auf den Moment vor, wenn sie ihre Frage äußern müsste. So wie auch Lyciscus seine Frage stellen müsste und da er anscheinend unsicher war, wie das Ganze hier ablief, gab sie ihm bereitwillig Auskunft:


    "Also ... sobald wir den Vorraum des Tempel betreten haben, heißt es erst einmal warten, ... bis endlich eine Priesterin kommt. ... Diese Zeit sollten wir dazu nutzen, um uns - jeder für sich - eine gute Frage zu überlegen und zu formulieren." Prisca war die nervige Warterei noch vom letzten Mal in Erinnerung, aber heute nahm sie diese Aussicht relativ gelassen. Außerdem war sie alles andere als sicher, welche Frage sie eigentlich der Sibylle stellen wollte. Aber gut - der Reihre nach:


    "Entweder nimmt die Priesterin gleich beide Fragen mit, oder wir müssen eben wieder warten, bis sie erst die Eine und dann die Andere ...naja, ...vorausgesetzt der Händler hat uns nicht betrogen und die Priesterin lehnt den Weihrauch nicht von vorne herein ab" Auch das soll schon passiert sein, aber diesbezüglich war Prisca zuversichtlich, dass sie den guten Weihrauch dabei hätten.


    "Tja, und dann heißt es wieder warten, ...bis die Priesterin die Antwort der Sibylle auf einem Täfelchen überbringt", merkte die Aurelia schulterzuckend weiter an. So einfach war es im Grunde ... nur eben sehr zeitintensiv, was Prisca allerdings nicht sonderlich viel auszumachen schien. Nein, ganz im Gegenteil! ...Prisca hatte im Grunde Angst vor der Antwort und der Wahrheit, die womöglich auf der Tafel stehen würde und so wollte sie sogar ihrem SKlaven den Vortritt überlassen.


    "Erwarte allerdings keine klare Antwort auf deine Frage, noch eine Antwort überhaupt. Das Orakel spricht nur das, was es für richtig hält und was der Wahrheit entspricht" Tja was auch immer das heißen sollte. Prisca wusste es selbst nicht, aber das war ja das Besondere an einem Orakelspruch, dass man ihn im Grunde drehen und wenden und deuten konnte, wie man wollte.


    "Hast du denn schon eine Frage, die dich bewegt?", fragte Prisca schließlich durchaus interessiert nach (ohne bewusst darüber nachzudenken, ob Lyciscus ihr diese überhaupt mitteilen wollte). Vielmehr wandelte Prisca ganz in ihren eigenen Gedanken versunken und gemächlichen Schrittes dem Voraum des Tempels entgegen, wo nun die besagte Warterei begann ...

  • Lyciscus beobachtete das Spektakel der Verkäufer schmunzelnd, dabei dachte er sich nur, das diese auch nicht viel besser waren als andere, immer ging es ihnen nur um Münzen. Nun, wenn der Sklave an die Schatulle dachte, an der er sich bedienen durfte, war es der Aurelia vermutlich egal, das man nur ihre Taschen erleichtern wollte. Die zwei Beutel fing der Thraker mit Leichtigkeit auf, und behielt sie gleich in der Hand, da man sie bestimmt gleich wieder benötigen würde.


    Zu seiner Freude erklärte ihm seine Herrin, die Prozedur sehr genau, aufmerksam hörte der Thraker zu. Während er versuchte sich den genauen Ablauf einzuprägen, wiederholte er diesen Gedanklich für sich. Man würde also warten, bis irgendeine Priesterin sie empfängt, dabei sollte er sich bereits eine Frage überlegen, und dessen Formulierung. Nun, das könnte sich vielleicht wirklich als schwierig erweisen, da er noch immer nicht entschieden hatte, zu welchem Thema er das Orakel befragen wollte. Wenn es dann soweit war, das eine Priesterin die Fragen an sich genommen hatte, hieß es wieder warten, es schien als würde es wohl ein Geduldsspiel werden, so dachte Lyciscus zumindest. Zusätzlich bestand also auch noch die Möglichkeit betrogen zu werden, der Sklave stieß einen leisen Seufzer aus, während er den Kopf schüttelte. So viel Aufwand für eine Frage, irgendwie verstand der Thraker nicht, warum man sich überhaupt auf sowas einließ. Die Antwort also bekam man auf einem Täfelchen serviert, und diese konnte genau so gut Leer sein, wenn er seine Domina richtig verstanden hatte. Jetzt war Lyciscus auch klar, warum er eigentlich an solche Dinge nicht wirklich glaubte, allein die Prozedur selbst erschien ihm äußerst lächerlich. Wie auch immer, seine Herrin wollte es, und schien dem ganzen auch glauben zu schenken. "Ich danke Dir für Deine Erklärung, Domina." dabei verbeugte er sich leicht und respektvoll.


    Als der Thraker dann seiner Herrin folgte, in Richtung des Tempels, überforderte sie ihn ein wenig mit ihrer Frage. Für einen kurzen Moment glühten seine Wangen, während er verlegen versuchte, diese zu verbergen. Die eigentliche Frage, die er dem Orakel stellen wollte, betraf sein Gefühlschaos, im Bezug auf die Aurelia, das er seit dem ersten Tag mit sich herum schleppte. Doch das konnte der Sklave unmöglich seiner Domina einfach so sagen. Was würde sie sich bloß denken, wie würde sie darauf reagieren, nicht das Lyciscus nicht interessiert gewesen wäre, genau diese Punkte zu erfahren, doch noch hatte er keine klare Bestätigung, was diese Gefühle überhaupt genau zu bedeuten hatten. Außerdem, wusste er noch nicht sicher, das er dem Orakel diese Frage stellen würde, die Chancen dazu standen hoch, da er Gewissheit haben wollte, zugleich fürchtete er sich aber vor der Gewissheit, weil es genau diese war, die ihn womöglich ins Verderben stürzen würde. "Ich... Ich bin mir noch nicht sicher, Domina." antwortete er ihr nachdenklich, dabei schupfte er die Beutel ganz leicht mehrmals in die Höhe. "Welche Frage wirst Du dem Orakel stellen?" fragte er ganz plötzlich selbst. Ihm war bewusst das es wohl um ihren Traum gehen würde, schließlich war es der Auslöser dafür, warum sie überhaupt die Reise angetreten hatten. Doch es war eine gute Möglichkeit, seine Herrin davon abzulenken, ihm eine Antwort zu entlocken.


    Im besagten Vorraum des Tempels, übergab der Sklave seiner Domina, einen der zwei Beutel mit dem Weihrauch. Wie es meist für ihn üblich war, lehnte er sich an irgendeine Wand oder Säule, die sich gerade in der nähe befand. Dabei verschränkte er die Arme, während er seine Hand zum Kinn führte. Nachdenklich überlegte er, welche Frage er nun wirklich stellen sollte. Dabei standen so einige zur Verfügung, was hatte sein Gefühlschaos zu bedeuten, würde er jemals wieder die Freiheit erlangen und was würde ihn erwarten, was hatte das Schicksal überhaupt mit ihm geplant, oder hatte der Alte Mann vom Marktplatz damit recht, das er so oder so nur Verderben finden würde. Wann würde seine Herrin ein Kind in sich tragen, von dem Lyciscus überzeugt war, das es mit Sicherheit noch passieren würde. Und würde er dieses auch jemals zu Gesicht bekommen, oder bis dahin bereits keinen Kopf mehr zwischen den Schultern tragen. Ja selbst eine Frage zu Gunsten seiner Domina war ihm in den Sinn gekommen, solch eine Antwort, wenn es denn auch die passende war, würde sie bestimmt mit Glücksgefühlen überhäufen. Doch der Thraker entschied sich, das Orakel in Bezug auf sein Gefühlschaos zu befragen, er wollte nun wirklich Gewissheit haben, und so konnte er nur hoffen, das die Antwort nicht noch mehr Fragen in seinen Schädel warf.


    Seine Blicke wanderten nun, zu der schönen Frau, die nicht weit von ihm entfernt stand. Vermutlich überlegte sie noch, wie sie ihre Frage genau formulieren sollte, dennoch wollte der Sklave sich mit ihr unterhalten. Doch vorerst, betrachtete er sie, wie er es eigentlich schon eine längere Zeit nicht getan hatte, da er viel zu beschäftigt war, sich seinen Kopf zu zerbrechen. Seine Blicke wanderten über ihre zarten Hände, in denen sie den Beutel mit dem Weihrauch hielt. Von dort wanderte der Blick weiter über ihre Schultern, dabei war der Thraker immer noch sehr fasziniert von der schönen weißen und Makellosen Haut. Der Nacken war das nächste Ziel, der dann zu ihrem wundervollen Schwarzen Haar führte. Ein grinsen machte sich im Gesicht des Sklaven breit, während seine Blicke rasch zum Boden wanderten, dabei betrachtete ihre Füsse sowie die Beine. Immer noch musste er schmunzeln, da diese so zierlich klein waren und zugleich aber auch äußerst sanft aussahen. Wie immer konnte man sehr wohl die Formen der Aurelia selbst durch die Kleider die sie trug, erkennen. Ja sie hatte wahrlich einen traumhaften Körper, der den Thraker sogar dazu zwang, kurz auf seine Unterlippe zu beißen. Letztendlich blieb sein Blick, wie nicht anders zu erwarten, an ihrem Rücken haften. Im selben Moment verdunkelte sich alles rundherum, und es war kein Laut mehr zu vernehmen, denn er befand sich sogleich wieder in einem seiner Tagträume. Doch dieser erfasste ihn gleich so heftig, das er seine Position verließ, und mit ausgestreckter Hand, in Richtung des begehrten Körperteils schwebte. Doch diesmal kam es tatsächlich dazu, das er in seiner Trance, den Rücken seiner Domina berührte. Seine Finger glitten sanft, aber nur minimal, über ein Schulterblatt, als Lyciscus sich fühlte, als hätte ein Blitz in ihm eingeschlagen. Rasch zog er die Hand retour und presste sie gegen seine Brust, und schon funkelten ihm zwei wundervolle Blaue Augen entgegen, die seiner Domina.


    Völlig verwirrt, und zusätzlich von Angst erfüllt, weil er seine Herrin aus den Gedanken riss, stellte er zugleich eine Frage, um einer Erklärung seiner Berührung aus dem Weg zu gehen. "Vergebung Domina... Ich wollte Dich nicht stören, hast... hast Du Deine Frage fertig?" die Worte verließen seine Lippen etwas zittrig, seine Augen waren auf den Boden gerichtet. "Also... wenn Du fertig sein solltest, würdest Du mir etwas mehr über unser nächstes Reiseziel, Antium, erzählen? Ich kenne diesen Ort nicht und weiß eigentlich gar nicht was uns dort erwartet." fügte er nun wieder etwas gefasster hinzu. Lyciscus wusste in der tat nichts über Antium, und es war eine möglichkeit, sich mit seiner Domina zu unterhalten, was er auch sehr gerne tat. Abgesehen davon, war er wirklich interessiert mehr über diesen Ort zu erfahren, zusätzlich sorgte die Frage für weitere Ablenkung.

  • Niemand sonst wartete im Vorraum des Tempels. Schon seit geraumer Zeit hatte das Orakel eine nachlassenden Zuspruch erfahren. Andere Kulte schienen den Menschen mehr zu versprechen oder auf eine andere Art und Weise angenehmer zu sein. Die Priesterinnen des Orakels störte dies jedoch nicht. Sie versahen ihren heiligen Dienst weiter mit derselben Freude und Genauigkeit, wie sie es schon vor Generationen getan hatten. Und offenbar hatte sie auch genug Nachwuchs, denn die Priesterin, die jetzt den Warteraum betrat, sah nicht allzu alt aus.


    "Ihr sucht den Rat des Orakels? Dann seid willkommen und erfreut euch an seiner ewigen Weisheit und Wahrhaftigkeit. Habt ihr die nötigen Gaben mitgebracht und eure Fragen vorbereitet?"


    Sim-Off:

    Aurelia Prisca hat das gewünschte Angebot in der WiSim.

  • Obwohl Prisca diesen Ort bereits besucht hatte kam es ihr so vor, als wäre sie das erste Mal hier und sämtliche Eindrücke von damals erschienen plötzlich so irreal angesichts dessen, was Prisca hier und jetzt wahr nahm. Die alten Mauern, das Lichtspiel zwischen hell und dunkel und die undefinierbaren Geräusche, die das Innere des Vorraumes in eine seltsam entrückte Welt tauchten. Dies alles sog Prisca innerlich auf und je länger sie an diesem Ort weilte, umso unsicherer wurde sie bezüglich der Frage, die sie dem Orakel hatte stellen wollen.


    Welche Frage? ..., hörte Prisca ihren Leibwächter sprechen und sie bemerkte, wie sie ganz im Gedanken versunken gewesen war. Hatte nicht ich ihn zuerst gefragt? Leicht verwirrt blickte Prisca zu Lyciscus als sie seiner Antwort gewahr wurde. Er war wohl genauso verunsichert wie sie selbst, doch nun gab es wohl kein zurück mehr.


    "Uns wird schon die richte Frage einfallen, ... wenn die Zeit gekommen ist", gab Prisca leicht verlegen lächelnd eine ausweichende Antwort, da sie gerade absolut keine Ahnung hatte, was sie eigentlich fragen sollte. Werde ich je Kinder haben? ...Wie viele Kinder werde ich haben? ...werden meine Kinder gesund sein? ... Oder wird mein Albtraum schreckliche Wahrheit werden? ....??? Ehrlich gesagt wusste Prisca nicht so recht, ob sie überhaupt eine Antwort haben wollte.


    Prisca war so sehr in ihren Gedanken gefangen, dass sie gar nicht mit bekam wieviel Zeit eigentlich vergangen war - zwischen der einen und der anderen Frage, die Lyciscus ihr stellte.


    Was uns in antium erwartet?, hörte Prisca ihren Leibwächter zum zweiten Mal sprechen und ihr Blick wirkte dieses Mal noch eine Nuance verwirrter. Doch ehe Prisca eine Antwort darauf geben konnte, erschien (wie aus dem Nichts) eine Priesterin und richtete das Wort an sie.


    "Ehm ...ja ...das tun wir. Wir sind gekommen um die Weisheit und das Allwissen der Sibylle zu erbitten. ... mmh, dürfen wir unsere Frage gleichzeitig stellen ...oder nacheinander .... Oh und ja, selsbtverständlich haben wir die nötigen Gaben mitgebracht", stammelte Prisca etwas durcheinander auf die Fragen der Priesterin hin, wobei sie gleichzeitig Lyciscus mt einem Fingerzeig zu vertehen gab, dass er den Weihrauch an die Priesterin aushändigen sollte.


    Nun nähme das Schicksal wohl seinen Lauf ... wieder mal ...

  • Die Priesterin lächelte sanft und ließ nicht das kleinste Zeichen von Ungeduld erkennen, während die angesprochene Dame ihre Antwort stammelte. Sie wusste, wie verwirrend dieser ehrwürdige Ort sein konnte. Außerdem waren es oft Menschen mit Sorgen oder Ängsten, die den Rat des Orakels suchten und die deshalb so sehr mit sich selbst beschäftigt waren, dass die Umgebung sie umso mehr überraschte. Eine der heiligen Aufgaben der Priesterinnen war es, diesen Gästen den Aufenthalt so leicht und angenehm wie möglich zu machen.


    "Dann seid willkommen und vertraut darauf, dass die Sibylle alles tun wird was nötig ist, um eure Fragen mit dem Allwissen des Orakels zu beantworten."


    Sie streckte dabei beiläufig ihre Hand aus, um die Gaben entgegen zu nehmen. Es sollte nicht nach Bezahlung aussehen oder nach einem Tauschhandel, sondern wie die bescheidene Annahme einer Spende.


    "Ich kann eurer beiden Fragen der Sibylle vortragen und sie wird jedem von euch eine Antwort geben. Doch es wird freilich etwas länger dauern als bei einer Frage, denn selbst wenn ihr gleichzeitig sprechen könnt, so kann das Orakel doch nur eine Frage zur gleichen Zeit beantworten."

  • Genau in dem Moment als Lyciscus seine Fragen gestellt hatte, die eigentlich zur Ablenkung dienen sollten, kam auch schon eine Priesterin, die Beide empfangen hatte. Auch wenn die Aurelia anscheinend die Berührung gar nicht bemerkt hatte, so war der Sklave froh darüber, das die Priesterin nun für genügend Ablenkung sorgte. Als seine Herrin ihm zu verstehen gab, das er der Priesterin den Weihrauch aushändigen sollte, gab er ihr diesen sofort, nachdem sie ihre Hand ausgestreckt hatte. Nun das es jetzt noch etwas länger dauern würde, da man zwei Fragen stellt, störte den Thraker nicht, schließlich hatte ihn seine Domina bereits vorgewarnt.


    Die Priesterin selbst sah sehr jung aus, schien aber äußerst freundlich zu sein, dabei hatte sich der Sklave eigentlich erwartet, das wohl eine weitaus ältere Dame zum Vorschein kommen würde. Nun, vermutlich müsste er jetzt der Priesterin seine Frage übermitteln, aber... das konnte er doch unmöglich einfach hier machen, vor seiner Herrin. Der einzige Weg wäre es wohl, der Priesterin die Frage ins Ohr zu Flüstern, dabei würde wohl die Aurelia ein komisches Gesicht machen, aber Lyciscus wäre es äußerst unangenehm, diese Frage so zu stellen, das seine Herrin diese hören könnte. Abgesehen davon, wäre sie vielleicht selbst davon verwirrt, und würde ihn mit Fragen überhäufen, die er einfach, noch nicht, beantworten kann. Und so überlegte der Thraker nochmal kurz, und bewegte sich langsam auf die Priesterin zu, dabei legte er schon fast seinen Kopf in die Schulter der Priesterin und begann enorm leise zu sprechen "Geehrte Priesterin, ich möchte die Sibylle Fragen, ob sie mein Gefühlschaos deuten kann. Es bezieht sich natürlich auf meine Domina, doch ich kann es nicht genau zuordnen, da ich derartige Gefühle bisher nie erlebt habe." Es war in gewisser Weise eine Erleichterung für Lyciscus, bisher hatte er sich mit niemanden unterhalten, was das Thema betraf. Auch wenn er sich gerade einer völlig fremden Person anvertraut hatte, so hatte diese Aussprache einen gewissen befreienden Geschmack.


    Nachdem er der Priesterin zum Dank noch ein freundliches Lächeln entgegnete, wandte er sich kurz an seine Domina "Ich werde nach draußen gehen, damit Du mit der Priesterin in Ruhe reden kannst. Natürlich befinde ich mich in unmittelbarer Nähe." mit einem sanften Lächeln, gefolgt von einer respektvollen Verbeugung, entfernte sich der Thraker aus dem Vorraum. Gleich davor standen mehrere Bänke, auf eine davon setzte er sich sogleich, und atmete tief durch. Auch wenn Lyciscus dem ganzen keinen Glauben schenken wollte, so war er sichtlich Nervös. Wobei ihn nicht die Antwort, die er vielleicht erhalten würde, beunruhigte, vielmehr war es die Situation die er sich früher oder später stellen musste... nämlich die, seiner Domina das ganze erklären zu müssen, sobald sie danach Fragen würde. Wie es so üblich für den Sklaven war, wenn er keine Antwort hatte, kratzte er sich am Hinterkopf, dabei bemerkte er, das seine Hand mit einem leichten Zittern durch sein Haar glitt. Er hatte einige Schlachten bestritten, und selbst in Gefangenschaft am Podest, war sein Selbstbewusstsein klar zu erkennen, solch einen Zustand hatte er bisher noch nie erlebt.


    ...War es Angst?...
    ...Waren es die wundervollen Blauen Augen, die ihn durchbohrten?...
    ...War es die makellose Schönheit seiner Herrin, die ihn schon so oft verzauberte?...
    ...Oder war es tatsächlich, der Mensch, der in dem zarten Körper gefangen schien, und sich nach und nach Lyciscus anvertraute?...

  • Es war soweit. Nun gab es kein Zurück mehr! Prisca spürte wie eine Unruhe und Unsicherheit sich in ihrem Körper auszubreiten begann. Welche Frage sollte sie dem Orakel nun stellen? Welche Formulierung wäre die Richtige? Völlige Leere breitete sich diesbzüglich in Prisca´s Kopf aus und da half das sanfte und verständnisvolle Lächeln der sympathischen jungenm Priesterin leider nur wenig, um die Verwirrung in Prisca´s Gedanken zu ordnen.


    Glücklicherweise wagte ihr Sklave den Vortritt und allzu gerne überlies Prisca ihm diesen, nur um etwas Zeit zu gewinnen. Seine Frage konnte Prisca weder hören, noch interessierte sie sich ehrlicherweise gerade dafür, was Lyciscus wohl gerade bewegte. Alles drehte sich in Prisca nur um den einen Gedanken ...den einen Wunsch ... Ein Kind!


    "Ich ...",begann Prisca endlich ihre Frage gedanklich zu formulieren, doch sie stoppte, just, als Lyciscus ihr zu raunte er würde draußen auf sie warten. "Nur ein paar Minuten, ...dann komm bitte wieder zu mir!", flüsterte Prisca ihrem Leibwächter zu, ohne es wie einen Befehl klingen zu lassen. Mehr wie einen Wunsch und letztendlich gebührte es auch ihm, hier anwesend zu sein, wenn die Priesterin die Antworten überbringen würde.


    Mit einem tiefen Atemzug sammelte Prisca noch einmal all ihre Gedanken, die sie der Priesterin schließlich als Frage an das Orakel mit gab, nachdem Lyciscus den Vorraum zwischenzeitlich verlassen hatte.


    "Mein sehnlichster Wunsch wäre es von der Sibylle zu erfahren, ob mir in diesem Leben noch das Glück vergönnt sein mag, einem Kind das Leben zu schenken ... " Prisca blickte der Priesterin gleichermaßen erwartungsvoll wie hilflos in die Augen, wohl wissend, dass auch die Priesterin keine Antwort auf diese Frage wüsste und sie sich noch eine Weile in Geduld üben müsste, bis das Orakel endlich gesprochen hätte ...


    Sim-Off:

    2x Orakleweihrauch ist in der WiSim als Angebot eingestellt :)

  • Es dauerte schon ein wenig bis sich der Sklave wieder etwas beruhigt hatte, dabei blickte er hoch in den Himmel, das Wetter war immer noch äußerst gut, ob seine Herrin dann noch vor hätte hier zu bleiben, oder gar gleich die Reise nach Antium anzutreten, konnte er nicht einschätzen. Dabei fielen dem Thraker die Worte ein, die seine Domina ihm noch beim verlassen des Vorraums zuflüsterte. Vermutlich war die Aurelia aufgeregter als er es zuvor noch war, schließlich hatte sie einen Alptraum der sie ganz schön mitgenommen hatte, und auch wenn sie auf der Reise hier her einen ziemlich Glücklichen eindruck machte, so konnte eine falsche Antwort sie wieder in ein Loch fallen lassen. So entschied der Thraker auch gleich, der bitte seiner Herrin nachzukommen, denn wenn es so sein sollte, wäre er wohl der einzige, der denn Sturz in dieses Loch etwas dämpfen könnte. Und so erhob sich Lyciscus, blickte noch einmal durch die Gegend, um sich zu vergewissern, das keine Gefahr sich in unmittelbarer nähe befand, und bewegte sich wieder in den Vorraum.


    Sehr langsam trat der Thraker ein, schließlich wollte er seine Domina nicht stören, und außerdem wollte er sich vergewissern, das sie bereits ihre Frage gestellt hatte. Für den Sklaven schien es so, als hätte seine Herrin ihre Frage bereits gestellt, doch besonder fröhlich war ihr Blick nicht. Nun, bestimmt beschäftigte sie sich weiterhin mit ihrer Frage, und zugleich auch mit der Antwort, wie es auch der Sklave schon zuvor tat. Und so lehnte er sich wieder an eine Wand, nickte seiner Domina zu, um seine Anwesenheit zu verkünden. Seine eigene Frage beschäftigte ihn nicht mehr, seine Aufmerksamkeit war wieder komplett seiner Herrin gewidmet. Natürlich war der Thraker neugierig, und hätte wohl gerne gewusst, welche Frage die Aurelia gestellt hatte, doch er fragte nicht nach. Lyciscus wollte zwar immer noch in Erfahrung bringen, was wohl in Antium auf ihn wartet, aber auch hier schwieg er. Seine Domina schien wirklich stark in ihre Gedanken versunken zu sein, schon seit sie hier angekommen waren, also wollte er sie nicht weiter mit unnötigen Fragen belästigen, schließlich würde er schon sehen, was sich in Antium befindet. Nun hieß es wieder Geduldig warten, dabei verschränkte der Thraker die Arme, und sah Gedankenlos auf den Boden.

  • Dass ihr die erste Frage ins Ohr geflüstert wurde, war für die Priesterin nichts ungewöhnliches. Häufig trauten sich Menschen nicht, ihre Fragen laut auszusprechen, vor allem nicht in Gegenwart anderer Personen. Manche flüsterten dann so wie dieser Mann, andere hatten sie auf einer Tafel vorbereitet und manche schienen geradezu überrascht von der Tatsache, ihre Frage überhaupt irgendwie einem anderen Menschen offenbaren zu müssen. Die Priesterin ließ sich in ihrem Dienst davon nicht beirren und behielt ihr sanftes Lächeln bei, als sie die Frage mit einem Nicken quittierte.


    "Ich werde der Sibylle deine Frage übermitteln."


    Ungewöhnlich war die Frage nicht. Junge Menschen kamen vielfach in diesen oder zumindest sehr ähnlichen Angelegenheiten und das Orakel schien vielen von ihnen eine befriedigende Antwort geben zu können. Ein Kommentar dazu stand der Priesterin aber nicht zu, denn sie war nur Mittlerin zwischen den Menschen und dem Orakel.


    Auch die Dame schien verunsichert, wie schon ihre ersten gestammelten Worte offenbar hatten. Die Not, ihre Frage in Anwesenheit fremder Ohren zu stellen, wurde ihr zwar genommen, aber im Gegenzug dazu schien ihr die Aussicht auf einen Aufenthalt ganz alleine im Vorraum ebenfalls Unbehagen zu bereiten. Ihre Frage war dann jedoch eine, die die Priesterin ebenfalls schon von mehreren Frauen gehört hatte. Und wieder verbot ihr Amt jeglichen Kommentar bis auf ein Nicken zur Bestätigung der Frage.


    "Auch diesen Wunsch nach Antwort werde ich der Sibylle übermitteln. Wartet beide hier, bis ich mit einer Antwort zurückkehre."


    Damit machte die Priesterin kehrt und ging mit ruhigen, leisen Schritten ebenso geräuschlos wie sie gekommen war wieder zum einen Ende des Vorraums, von dem aus ein mysteriöser Gang ins Innere der Orakelstätte führte und aus dem bald leise, nicht zu deutende Geräusche drangen.

  • Kaum war die Frage ausgesprochen kamen Prisca Zweifel. War die Frage zu direkt? War sie richtig formuliert? War dies überhaupt DIE richtige Frage? Doch zu spät! Die Priesterin hatte die Frage bereits angenommen. Jetzt gab es also kein zurück mehr und Prisca würde mit der Antwort leben müssen oder zumindest mit den Deutungen, welche der Orakelspruch eventuell zulassen würde. Würde sie am Ende überhaupt Gewissheit haben, wie es um ihren sehnlichsten Wunsch stehen würde oder würde die Ungewissheit bleiben? Schon wieder Fragen über Fragen, auf die Prisca keine Antwort fand. Es blieb ihr also ncihts anderes übrig als zu warten und zu hoffen.


    Gedankenverloren blickte Prisca der jungen Priesterin nach, bis diese in dem dunklen Gang verschwunden war und ein leichter Schauer rann ihr über den Rücken bei der Vorstellung, durch welch dunkles Labyrinth der Weg zum Orakel wohl führen mochte. Ob es tatsächlich ein Labyrinth gab wusste Prisca natürlich nicht und sie würde es auch nie erfahren, denn niemand kannte das Geheimnis das hinter diesem dunklen Durchgang lag. Allein die Phantasie beflügelte Prisca in dem Bild von einem Labyrinth aus Gängen, von denen ein einziger zur Sibylle führen würde und auch von dem Orakel selbst hatte Prisca ein bestimmtes Bild vor Augen ohne zu wissen, ob es das Orakel überhaupt gab.


    Just in dem Moment ertönten undefinierbare Geräusche aus dem dunklen Gang und ließen weitere Schauer über Prisca´s Rücken laufen. Es klang so wie ein Röcheln und Stöhnen, dazu ein Kratzen von Nägeln auf Stein, vermischt mit einem dumpfen Pochen und Rauschen, als ob weit entfernt ein Wasserfall zu strömen begonnen hätte. An dem Punkt hörte Prisca lieber auf ihre Phantasie spielen zu lassen, denn sie wollte sich gar nicht vorstellen, was da hinter dem schwarzen Loch in der Wand genau vor sich ginge.


    Zum Glück war Lyciscus zwischenzeitlich zurück gekehrt und seine Anwesenheit bewahrte Prisca davor, zu sehr ins grübeln zu geraten. Vielmehr vermittelte seine ruhige und gelassen wirkende Art und Haltung ein gutes Gefühl der Sicherheit. Prisca lächelte ihrem Leibwächter (auf sein Nicken hin) kurz zu und ihr Blick ruhte weiterhin auf dem Thraker, dem das Warten augenscheinlich weitaus weniger ausmachte wie ihr. Andererseits kein Wunder, denn als Sklave musste er wohl oder übel geduldig sein und warten können.


    "Du wolltest vorhin wissen, was uns in Antium erwartet …", griff Prisca unvermittelt die Frage ihres Sklaven wieder auf, deren Beantwortung nun eine willkommene Ablenkung von der Warterei darstellte: "Nahe Antium besitzt meine Familie einen kleinen Landsitz direkt am Meer. Ich … ich war schon ewig nicht mehr dort und soviel ich weiß auch niemand aus meiner Familie", kurz stockte Prisca in Erinnerung an ihre letzte Reise dorthin. Das war so lange her, dass Prisca die Bilder von damals nur noch schemenhaft in Erinnerung rufen konnte und sie wunderte sich nur, weshalb sie überhaupt an diese eine Reise denken musste. War es wegen dem Anlass oder wegen ihrer Begleitung … oder einfach nur wegen der Sehnsucht nach ein wenig Erholung? …egal …


    "Naja, es liegt ja auf dem Rückweg und ich denke es ist längst an der Zeit, wieder einmal persönlich nach dem Rechten zu sehen. Außerdem ist der letzte Bericht des Hausverwalters längst überfällig, was bisher noch nie vorgekommen ist" Ein fehlender Bericht war noch kein Grund zur Sorge, oder sollte er es gerade deswegen sein, weil es der Erste fehlende war?


    Eine (unerwartete) Antwort darauf sollten die Aurelia und ihr Leibwächter bald schon erhalten - doch zunächst galt es erst einmal die Antworten der Sibylle abzuwarten.

  • Lyciscus sah der jungen Priesterin hinterher, wie sie in der Dunkelheit verschwand. Also wurde jede Frage für sich beantwortet, was natürlich hieß, man müsste doppelt solang warten. Natürlich konnte sich der Sklave vorstellen, die Zeit besser zu nutzen, dennoch blieb er ruhig und geduldig an der Wand stehen. Etwas merkwürdig war es schon, das er noch draußen zitterte, und hier in der gegenwart seiner Domina, völlig gelassen war. Lag es daran, das er sich weder mit der Frage noch der möglichen Antwort auseinandersetzte, da seine Aufmerksam nur seiner Herrin galt. Oder lag es womöglich daran, das es ihm unangenehm wäre, so unsicher vor der Aurelia aufzutreten, nun, auch dies blieb unbeantwortet.


    Der Thraker wusste das seiner Herrin dieser Besuch sehr wichtig war, doch ihr Gedankenloses starren, überraschte selbst ihn. Andererseits, zeigte es ihm nur, das sein Bauchgefühl bezüglich des inneren Kern der Aurelia, doch nicht falsch lag. In diesem Moment hatte Lyciscus großes Mitleid mit seiner Herrin, denn er konnte sich gut vorstellen, wie schwer sie es wohl generell hatte. Auch wenn er ihr Sklave war, so war sie eine Sklavin der Gesellschaft, die auch nicht alle Freiheiten genießen konnte. Ob er ihr dies jemals ins Gesicht sagen würde, die Wahrheit, selbst wenn sie wüsste das er damit wohl recht hätte, wer weiß was ihn dafür erwarten würde. Zumindest auf dem Schiff hatte sich die Aurelia ein wenig gehen lassen, wenn auch nur minimal. Vielleicht würde sie in Antium noch etwas mehr aus sich heraus gehen, schließlich hatte der Sklave sie eigentlich noch nie dabei beobachtet, Spaß zu haben.


    Schon kurz nachdem der Gedanke von Antium in seinen Kopf schoss, ergriff seine Herrin das Wort, und erzählte ihm zugleich was sich dort befindet. Selbst dort hatte die Familie einen Landsitz, nun, auch wenn Lyciscus wusste, das sie sehr wohlhabend war, so überraschte es ihn trotzdem ein wenig, auch wenn Mara bereits in der Villa Flavia ihm schon mal erzählte hätte, wie die Aurelia zu diesem Reichtum kam. Das die Beiden sich dann direkt am Meer befinden würde, konnte nur bedeuten, das man dort für weitere Entspannung sorgen würde, etwas, was der Thraker sehr gerne und ausgiebig genoss. "Heißt das, wir werden uns ein paar Tage am Meer entspannen?" grinste er ihr entgegen, wobei er gar nicht wusste, ob sie es ihm überhaupt gestatten würde. Die weiteren Erzählungen, verunsicherten den Sklaven ein wenig, sollte das etwa heißen, das womöglich was vorgefallen sei, oder gar eine Gefahr bestand, diesen Ort zu besuchen, nun man würde es noch erfahren. "Willst Du damit sagen, das es möglich wäre, sich einer Gefahr auszusetzen? Wenn dem so ist, würde ich Dich bitten, auf dem Schiff zu bleiben. Lass mich vorerst zum Landsitz schreiten, um die Lage zu begutachten." mit ernster Miene aber Fürsorglicher Stimme, unterbreitete Lyciscus seinen Vorschlag. Ob sie ihn annehmen würde lag bei ihr, für den Thraker wäre es jedoch wesentlich einfacher sich nur um sein eigenes Leben zu kümmern, sollte tatsächlich etwas vorfallen. Was die Situation jedoch auch nicht verbesserte, war zusätzlich das mulmige Gefühl das der Sklave plötzlich bekam, wobei er sich weniger Sorgen um sein eigenes Leben machte, als wie um das, der Aurelia.

  • Ein paar Tage am Meer entspannen?! ... "Ja genau das werden wir tun …", entgegnete Prisca auf die Frage ihres Leibwächters knapp und versonnen lächelnd. Eine gewisse Vorfreude war der Aurelia durchaus anzumerken, angesichts der Aussicht auf ein paar erholsame und besinnliche Tage. Fernab von Rom und all dem Trubel der Großstadt! Warum verbringe ich eigentlich nicht viel mehr Zeit am Meer? Eine gute Frage, denn Antium war selbst auf dem Landweg in kurzer Zeit erreichbar. Seltsamer Weise hatte Prisca schon lange nicht mehr daran gedacht, aber das wollte sie ändern. Spätestens mit Beginn der Sommermonate, sobald die Hitze in Rom wieder unerträglich werden würde.


    Bei der Erwähnung des fehlenden Berichts des Verwalters hatte sich Prisca eigentlich nichts weiter gedacht. Erst die Bemerkung von Lyciscus und seine ernste Miene brachten die Aurelia ins Grübeln, ob auf dem Landsitz wirklich alles in Ordnung wäre. Vielleicht hatte der Hausverwalter nur vergessen den Bericht rechtzeitig abzuschicken, oder der Brief war auf dem Weg nach Rom verloren gegangen. Könnte ja sein. Anderseits lag Antium nicht am anderen Ende des Reiches und auf dieser kurzen Distanz wäre es schon sehr ungewöhnlich, wenn ein Brief samt Bote unbemerkt und spurlos verschwinden würde. War am Ende doch etwas ernstes vorgefallen? Hatte gar verbrecherisches Gesindel das Landgut überfallen und alle Angestellten und Sklaven getötet? Ein derartiges Verbrechen würde wohl kaum lange unbemerkt bleiben, doch gänzlich auszuschließen wäre es dennoch nicht.


    Prisca fröstelte bei dem Gedanken daran, dass sie am Ende völlig unbedarft in eine Falle tappen könnten und verunsichert blickte sie Lyciscus in die Augen: "Eine mögliche Gefahr? So hatte ich es eigentlich nicht gemeint. Allerdings, … je länger ich darüber nachdenke, … seltsam ist es schon, denn auf den Verwalter war stets Verlass und der Weg zwischen Antium nach Rom ist weder lang noch sonderlich gefährlich. … normalerweise." Nachdenklich kaute Prisca auf ihrer Unterlippe. Sollte sie Lyciscus wirklich alleine vor schicken, um nach dem Rechten zu sehen? Das wäre schließlich die originäre Aufgabe eines Leibwächter und doch … verspürte Prisca plötzlich eine undefinierbare Angst um Lyciscus und entsprechend besorgt wirkte sie nun: "Nun, ich bin nicht begeistert davon, Lyciscus, ... aber wenn du es für notwendig hältst, dann wird es so gemacht. … Aber wenigstens ein paar von den Matrosen sollten dich begleiten, ja?" Es klang mehr wie ein Vorschlag, wie ein Wunsch und nicht wie ein Befehl, schließlich ging es darum sie zu beschützen und diesbezüglich hatte ausnahmsweise ihr Sklave das letzte Wort.

  • Das warten hatte noch lange kein Ende gefunden, auch wenn es den Sklaven nicht störte, so fragte er sich ob die Sonne überhaupt noch scheinen würde, sobald man den Tempel verlässt. Natürlich fragte er sich zusätzlich, wie wohl die Gemütszustände der Beiden, nach Erhalt der Antworten, sein würden. Irgendwie hoffte er, das die Aurelia ihre Antwort zuerst bekommen würde, doch es wäre nur logisch, das er selbst die erste Antwort erhält, da er sie auch zuerst gestellt hatte. Doch vielleicht war es auch möglich das beide Antworten gleichzeitig kommen, was auch die Wartezeit etwas verkürzen würde.


    Als seine Herrin bestätigte, das sie sich entspannen würden, und dabei selbst scheinbar erfreut war, lächelte Lyciscus ihr entgegen. Es war nicht so, das die Aurelia ihren Leibwächter schwere Aufgaben auferlegte, ganz im gegenteil, bisher hatte er wirklich nicht viel zu tun. Natürlich war der Thraker froh darüber, schließlich war sein Leben ständig in Gefahr, auch wenn sie bisher meist ruhige Orte besucht hatten, wäre es durchaus möglich, das jemand die schöne Frau angreifen wollte. Lyciscus wollte nicht unbedingt sterben, auch wenn sich dadurch nicht nur nachteile ergeben würden, doch es sollte nur dann der Fall sein, wenn es das Schicksal so vorgesehen hatte.


    Anscheinend hatte seine Domina den Gedanken der Gefahr gar nicht im Sinne, umso besser das ihr Leibwächter sie darauf aufmerksam machte. Doch die Worte der Aurelia verstärkten nur seine Vermutung, es klang tatsächlich so, als wäre etwas vorgefallen. Wobei die Möglichkeiten ziemlich breit gefächert sein konnten, der Verwalter konnte schließlich wirklich vergessen haben, oder vielleicht hat er das weite gesucht, nachdem er sich an Reichtümern bedient hatte. Es waren viel zu viele Möglichkeiten, um herauszufinden, was wirklich vorgefallen sei, war es wirklich das beste, den Leibwächter voran zu schicken. "Ist in Ordnung Domina, jedoch nicht mehr als drei oder vier." es hatte schon seine Gründe warum Lyciscus mit einer kleinen Gruppe los ziehen wollte, auf dem Schlachtfeld, und auch herum, konnte er gute Erfahrungen sammeln, die selbst in solch einer Situation nützlich waren. "Wir können den genauen Ablauf dann noch besprechen, doch lass uns zuerst auf unsere Antworten warten, denkst Du, es wird schon dunkel sein wenn wir den Tempel verlassen?" Nun, scheinbar sorgte der Thraker für nicht genügend Ablenkung, es war klar das die Fragen sowie die Antworten dazu einen sehr beschäftigten, zugleich sprach er aber offen aus, das vielleicht Gefahr in Antium bestand, was wiederum für weiteres bedenken sorgte. Also musste Lyciscus sich etwas anderes einfallen lassen, mit seinen Fragen bestand die Gefahr das er sie noch mehr zum nachdenken anregte.


    Die Idee die ihm nun in den Sinn gekommen war, schien äußerst lächerlich zu sein, zugleich konnte es aber durchaus sein das seine Domina es als lustig empfand, so oder so würde es sie bestimmt ablenken. Lyciscus bewegte sich ein Stück weg von der Wand, und stellte sich aufrecht hin, schloss die Augen, und begann mit seinen Händen äußerst langsam herum zu fuchteln. Es folgten ein paar rasche Kniebeugen, bevor er wieder seine Augen öffnete, und der Aurelia breit entgegen grinste. Schon richtete er seinen Körper den Boden zu, und begann Liegestütze zu vollziehen, vermutlich würde ihn seine Herrin als Geisteskrank einstufen, aber solang es seinen Zweck erfüllte, störte es Lyciscus nicht. Während sein Körper sich auf und ab bewegte, blickte er nochmal zu seiner Domina, weiterhin mit seinem Grinsen im Gesicht "Komm schon, setz Dich, der Sitzplatz ist für Dich reserviert." sie durfte schon verstanden haben, das er meinte sie solle sich auf seinen Rücken setzen, um die Liegestütze etwas schwerer zu gestalten. Die Aurelia hatte er meist nur mit ernstem Blick gesehen, ob sie diesen Spaß mitmachen würde, und das mitten in diesem Tempel, ja es war definitiv eine lächerliche Aktion, und dennoch, ihre Gedanken umkreisten bestimmt gerade den Geisteskranken vor sich, also wäre die Ablenkung gelungen.

  • Undefinierbare Geräusche drangen immer wieder aus dem Gang, in dem die Priesterin verschwunden war. Zu leise, um ihre Art oder Herkunft auszumachen und zu laut, um sie nicht zu bemerken. Die diffuse Dunkelheit des Ganges schien ebenso ihr Spiel mit dem Beobachter zu treiben und erschien bald abweisend und bald anziehend und blieb doch stets vor allem ein Mangel an Licht. Genauso undefinierbar wie die Quelle der Geräusche und die Dunkelheit war auch die Zeitspanne, die die beiden Ratsuchenden im Vorraum warten mussten, bis die Priesterin zurückkehrte.


    Ihre Gesichtszüge verrieten nichts und nur die Tatsache, dass sie in jeder Hand eine Wachstafel hielt kündete davon, dass das Orakel Antworten preisgegeben hatte. Als erstes wandte sich die Priesterin an den wartenden Mann, da dieser seine Frage auch zu erst gestellt hatte.


    "Diese Antwort ist für dich."


    Damit überreicht sie ihm eine der beiden Tafeln.


    Wer den Flug der Vögel kennt, findet sicher den Weg durch die Wüste.
    Kein Weg steht auf der Karte, den niemand eingezeichnet hat.
    Wer ein Bild verkaufen will, muss erst einmal Farben besorgen.
    Niemand führt das Steuer, bevor er die Taue geprüft hat.
    Die Brücke trägt den am besten, der den Balken mit eigener Hand gesägt hat.
    Wer den Faden in die Nadel führt, braucht sich um den Stoff nicht zu sorgen.
    Bücher enthalten viele Sprüche, doch nicht jeder passt zum Tag.
    Der Bote trotzt Wind und Wetter, wenn das Wachs erst die Schrift bewahrt.
    Holz gibt keine gute Suppe, aber der Topf braucht das Feuer.
    Wer den ersten und siebten der vier kennt, findet die Löwen.


    Anschließend wandte sie sich an die warten Dame.


    "Die Antwort des Orakels auf deine Frage ist hier niedergeschrieben."


    Mit diesen Worten überreichte sie die zweite Tafel.


    Der große Hase sitzt vor dem Haus und die Möhren lagern im Keller.
    Das Huhn darf nicht auf dem Zaun sitzen, aber der Bär in der Schaufel.
    Nicht nur die Buchstaben sind bunt und der mittlere Finger ist die Acht.
    Der blaue Teller ist besser als der gelbe, aber vergiss nie den zweiten Saft.
    Beide kuscheln!


    Dann trat sie zwei Schritte zurück und blieb schweigend stehen, für den Fall, dass es noch Fragen gab.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!