[Ravenna] Prima ante portas

  • Hier hatte die Prima vor langer Zeit Italia verlassen, hier sollte sie wieder an land gehen. Von hier aus war ihre Reise bis weit über die Grenzen des Imperiums hinausgegangen, von hier aus waren sie aufgebrochen, um die Grenzen des Imperioum zu sichern und noch ein Stück weiter nach Osten zu verschieben.


    Und hierher, in den Hafen vonb Ravenna kehrten sie zurück, jedenfalls jene, welche nicht im Krieg ihr leben hatten lassen müssen. Doch auch den Überlebenden konnte man die Zeit des Krieges ansehen, auch die, welche keine Verletzungen erlitten hatten, hatte der Krieg verrändert, aus Jungen waren Männer geworden, aus Probati gestandene Veteranen. Einjeder hatte den Toid gesehen, einjeder hatte den Tod in den Schlachten herbei geführt.


    Die Flotte glitt dahin, der Hafen von Ravena war in Sicht, es würde nicht mehr lange dauern, bis sie wieder Land betraten. "Bewegung, bewegung,.. abmarschbereitschaft herstellen," donnerten die Stimmen der Offiziere, woillten sieihre Männer doch so schnell wie möglich an Land führen.


    Im Hafen wusste man bescheid, das die Flotte mit der Prima an Bord bald einlaufen würde, doch der Vorlauf war nur kurz gewesen, doch vielleicht war die Kunde von der Heimkehr schon weiter ins Land getragen worden.

  • Erlerne, großes Glück gehörig zu ertragen!
    - Horaz, Carmina



    Italia, italischer Boden, italische Luft, die Sonne über Italia, die heimatliche Erde lockte, die Heimat! Schon den ganzen Morgen hatte Marcus an der Rehling gesessen, das höllisch schmerzende Bein ausgestreckt, aber die Augen fest auf den Streifen gerichtet, der immer klarer zu Tage trat und die Heimat bedeutete, die er schon so lange nicht mehr gesehen hatte, die ihm nur manchmal in den Träumen erschien und sich seltsam vermischte mit dem fremden und feindlichen Ländern um und in Parthia. Immer wieder spritzte das blaue Meer bis zu ihm hinauf, benetzte Wangen, Lippen und Haare mit dem köstliche Naß, das selbst hier schon nach Italia schmeckte, leckte doch das Wasser Tag für Tag an die Gestade der heimatlichen Erde, liebkoste die Braut Italia, um die Kunde von ihrem edlen Sein in die Welt zu tragen. Derart liebevoll und glücklich betrachtete Marcus den grünbraunen Landstreifen, der langsam vor seinen Augen auftauchte. Mit jedem kräftigen Blasen des Windes näherten sie sich dem Land. Wenn Marcus hätte gehen können, er wäre wie ein unruhiger Tiger auf dem Deck hin und her gestreunert, wäre immer wieder an den Bug gelaufen, um auf den Bugspriet zu steigen und näher schon an Italien zu sein. Quälend langsam schien es, daß sie sich der Stadt näherten, die sich auch aus der Ferne heraus schälte und sich als die schöne Lagunenstadt Ravenna entpuppte. Es ging Marcus entschieden zu langsam, obwohl er jetzt schon lange, lange und noch längere Zeit fern der Heimat gewesen war, so war ihm jede Minute zu kostbar, um sie noch auf diesem Schiff zu verschwenden, so sehr er auch das Meer und Schiffe liebte. Schritte ertönten und der Schreiber trat an seine Seite. In seinen Händen hielt er einen Korb, vorsichtig blieb er einen Schritt von der Bordwand entfernt stehen. Um nicht in das Wasser zu fallen! Marcus sog die Luft ein und meinte schon die Heimat zu riechen.


    „Ist es nicht schön, Italia. Ubi bene, ibi patria!“
    Einen verwunderten Seitenblick erntete Marcus mit dem Spruch. Dann ein Nicken von Naevius. Aus dem Korb fauchte es und lenkte tatsächlich den schwärmerischen Blick von Marcus auf den Gegenstand.
    „Was ist das?“
    „Na, der Löwe, centurio. Er wächst und wächst. Jetzt ist er nicht mehr das dürre kleine Ding, was ich noch vor einigen Tagen gekauft habe. Ich füttere ihn auch gut jeden Tag!“
    „Ein Löwe? Bei der Götter gnädigen Willen, wozu hast Du einen Löwen mitgenommen?“
    „Für Deinen Sohn!“
    Noch mehr verwundert starrte Marcus seinen Schreiber an und hob den Deckel an. In dem Korb saß tatsächlich ein kleines Löwenjunge. Weiterhin entgeistert sah Marcus zu seinem Schreiber.
    „Für meinen...Sohn?“
    „Jawohl, centurio. Wie Du es befohlen hast- in Antiochia!“
    „Ich...?“
    „Ja!“
    „Sicher?“
    „Ja!“
    „Oh!“
    „So hab ich Dich da auch erst angeschaut. Aber ich konnte doch nicht Deinem Willen widersprechen, centurio.“
    „Ähm...ja, ist schon gut...ein Löwe. Herrje!“


    Marcus ließ den Deckel wieder auf den Korb fallen, vielleicht, weil das schon Katzen große Tier mit seinen Krallen nach ihm greifen wollte und bedrohlich knurrte, selbst wenn es noch etwas drolliges an sich hatte- dieses helle, zischende Fauchen. Marcus konnte sich aber schon vorstellen, wie das erst in Monaten, gar in einem Jahr aussah. Er seufzte leise, aber laute Rufe der Matrosen lenkten ihn ab. Ruder wurden in das Wasser gestoßen und sie näherten sich der wunderbaren Stadt, die die Porta nach Italia für sie heute darstellen würden. Gebannt verfolgte Marcus das Treiben jener wirklich kundigen Männer – wie Marcus in der letzten Zeit, seitdem das Fieber ihn etwas mehr in Ruhe ließ und ihn nur noch die Schmerzen die Tage unerträglich machten, festgestellt hatte – und es dauerte dann wirklich nicht mehr lange, bis sie endlich landeten. Und schon brach ein Tohuwabohu an Land und rund um die Schiffe aus, die es schon bis zum Hafen geschafft hatten. Händler strömten an Land herbei - Menschen aus der Stadt, von anderen Städten oder dem Umland, die schon von der Kunde gehört hatten, daß die römische Flotte bald einlaufen würde. Boote kamen heran, um sich unten zu tummeln und die Soldaten schon mit Versprechungen, Waren oder anderen Verlustigungen zu locken, um ihnen als Erste das Geld und die angeblichen Schätze, die sie aus dem Orient mitbrachten, abzuknöpfen. Marcus grinste breit als er einen Kuppler unten mit seinen drei Frauen sah, die sich schon bereit machten, um die ersten Soldaten abzufangen. Mit einem schmerzhaften Stöhnen ließ sich Marcus aufhelfen und Krücken reichen. Bei jedem Humpeln zuckte Marcus heftig zusammen. Der medicus hatte ihm eigentlich die Krücken noch verboten, aber Marcus wollte Italien mit eigenen Füßen betreten. Doch noch dauerte es, bis die Planken auf den Steg geschoben wurde – Marcus' Schiff hatte glücklicherweise einen solchen Steg erwischt – und es währet noch länger, bis er schließlich an die Reihe kam, um über die Planke zu humpeln; den Schreiber im Schlepptau, der ihm bei jedem Schritt half und sich gleichzeitig an seinen Vorgesetzten klammerte, um nicht in das Wasser zu fallen, wo immer mal wider eine Möwe hinunter stürzte, um sich von den Abfällen oder den Fischresten, die die Fischer in das Meer geworfen hatten, zu bedienen.


    Schon mit dem ersten Humpeln auf dem italischen Boden wurde Marcus umschwärmt wie Honig von den Bienen – gleichwohl Marcus am Liebesten auf den Boden gefallen wäre und die Erde geküßt hätte, auf die er nun wieder schreiten durfte. Aber er wurde zu sehr bedrängt. Eine Schar von Römern, Händlern und sonstigem Gesindel – natürlich die üblichen Erleichterer von unnötigem Ballast, wie Geld und wertvolle Dinge, bis hin zu den kleinen bettelnden Kindern, die dreist sich bis an den Geldbeutel quetschten und mit flehender Stimme und mitleidserregendem Augenaufschlag sich eine Münze erschnorren wollten.


    „Na, Soldat, vielleicht erst mal ein Opfer für die Götter? Hier, Opferkekse für nur zwei Sesterzen!“
    „Hast Du von meinem Sohn gehört, Soldat? Er war auch auf dem Feldzug. Er heißt Lucius Varteius Prodestus! Kennst Du ihn? Dritte Kohorte, vierte Zenturie!“
    „N'Sesterz, Herr, nur'n Sesterz vom Schatz, deen De mit'jebracht hast?“
    „Du siehst mir aber wirklich einsam aus, Soldat. Die Frauen in Parthia waren bestimmt potthäßlich. Hier, meine Schwester...die hat noch Feuer unterm Hintern...Du weißt schon? Haha!“


    Wie Schmeißfliegen verscheuchte Naevius die Aufdringlichen, beziehungsweise, er versuchte es. Marcus warf der angeblichen Schwester nur einen müden Blick zu, an Frauen hatte Marcus momentan gewiß kein Interesse. Er spähte über all die Menschenköpfe und sog die Luft des Landes in sich ein...die ziemlich stank!! Nach Menschen, Abfall, Hafen und Möwen. Noch einige Schritte weiter humpelte Marcus als er meinte seinen Namen zu hören. Verblüfft sah er sich in der Menge um. Er blinzelte einige Male und spähte zu einem Mann, der sich - heftig durch die Menge drängend - ihm näherte, dann breitete sich ein breites Lächeln in seinem Gesicht aus. Seine treue Seele und der Mann, ohne den Marcus früher niemals etwas zustande gebracht hatte. Sein Sklave.


    „Erfreuliches mache nicht übermütig...“
    , begrüßte Marcus den Sklaven mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
    Salve, amicus!“
    Schon hob er einen Arm, zur freundschaftlichen Begrüßung und fing an zu straucheln.










    SimOff: Home sweet home! Hipphipphurra! :verbeug:

  • Genauso geordnet wie das Betreten der Schiffe war auch das Verlassen der Liburnen von der Legio I durchgeführt worden. Es ging doch nichts über gute Absprachen. Zusammen mit dem Legaten und seinem Gefolge verließ er das "Flagschiff" dieser kleinen Operation, die anscheinend zu allseitiger Zufriedenheit verlaufen war.


    Auch der Nauarch war froh und zeigte dies auch durch ein fröhliches Lächeln. Wenn er an Land einem seiner Männer begegnete klopfte er ihnen auf die Schultern - schließlich hatte es so gut wie keine Streitereien zwischen Teilen der Legio und Teilen der Flotte gegeben und sogar das Zusammenspiel der zwei Flotten hatte hervorragend funktioniert.


    Sicher wenn der Anlaß ein anderer gewesen wäre, die Rückkehr aus einem unfragwürdigen Sieg, wäre die Stimmung besser, aber anbetracht der Umstände war das beste draus gemacht worden. Der Nauarch freute sich - seine Chancen einmal Flottenpräfekt zu werden waren durch diese Operation sicherlich gestiegen.


    Jetzt wäre aber seine erste Aktion auf dem Festland einen Boten nach Misenum zu schicken - um von der gelungenen Aktion zu berichten. Einen Eilboten.

  • Durch dichtes Gedränge musste sich Hannibal stoßen. Zahllose Menschen hatten sich versammelt, um der einfahrenden Flotte zu Begrüßung entgegen zu eilen, mal von der üblichen Prominenz der Stadt abgesehen, die wohl das Gerücht vernommen hatten, dass angeblich die sterblichen Überreste des Kaisers mit den Schiffen kamen. Und die wohl darauf hofften, dass ein wenig von dem Nachglanz des Kaisers noch auf sie abfärbte, wenn sie sich besonders eifrig zeigten. Ratlos blieb der Sklave stehen, zwischen einigen Händlern, die ihre Waren auslegten, und einigen Tagelöhnern, die sich bereit machten, sollten Hilfskräfte für das Entladen benötigt werden. Schon landete das erste Schiff der Flotte und auch Hannibal strömte darauf zu. Rüstungen funkelten, müde und abgekämpfte Soldaten betraten das Land. Hannibal trat an einen der Soldaten heran, der sein Schild geschultert trug und ein unrasiertes Kinn hatte. "Entschuldige, Miles. Kannst Du mir vielleicht sagen, wo die zweite Centuria von der ersten Cohors landet? Und ihr Centurio?" Der Soldat kratzte sich ausgiebig am Kinn ehe er sich mit gelangweilter Stimme zu einer Antwort herab ließ. "Die Zweite ist auf dem Schiff dort drüben. Die gehen schon an Land. Aber den Centurio findest Du dort nicht. Der ist auf dem Lazarettschiff. Dort glaube ich...irgendwo da hinten...keine Ahnung!" Hannibal nickte und spähte nicht lange zu dem anderen Schiff. "Danke!", gab er noch zur Antwort und machte sich in die grobe Richtung auf, die ihm der Soldat gewiesen hatte. Noch einige Male musste sich Hannibal durchfragen, bis er endlich erfuhr, wo dieses Schiff mit den Verletzten landete.


    Schon seit einigen Tagen hatte Hannibal der Schiffe hier in Ravenna ausgeharrt. Seitdem die Gerüchte auf kamen, dass die Legion nach Hause zurück kehrte. Nun war es endlich so weit. Ein wenig Beklommenheit mischte sich mit der Sorge um seinen Herrn als er einige der bettelnden Kinder zur Seite schob und sich dem Steg näherte. Schließlich tauchte das bekannte Gesicht von Aristides auf. Hannibal stockte einen Augenblick, doch er schüttelte die Unbehaglichkeit ab und rief laut den Namen von Aristides. Der ihn jedoch nicht zu hören schien. Mit dem Einsatz seiner Ellbogen drückte er die anderen Neu- und Raffgierigen zur Seite und stand schließlich vor Aristides. Hm?, dachte Hannibal im ersten Moment, dann hellten sich seine Gesichtszüge auf. "...Missliches nicht mutlos!", gab Hannibal lächelnd als Antwort. "Oh, oh, oh! Marcus, vorsicht!" Schnell trat Hannibal heran und stützte seinen Herrn, der mit seinen Krücken nahe davor war in das brackige Meerwasser zu fallen. Als dieser den Halt verlor bei der Begrüßung. Hannibal erwiderte die freundschaftliche Umarmung und klopfte Aristides freundlich auf den Rücken. Wobei er ihn an einem Arm hielt. Mit deutlicher Sorge betrachtete Hannibal das eingesunkene Gesicht seines Herrn. Die fahle Farbe in seinem Gesicht und das bandagierte Bein. "Beschissen siehst Du aus, Marcus!", meinte Hannibal unverfroren, frei heraus und schief lächelnd. "Willkommen in der Heimat, Dominus!"

  • Kaum hatten die Luburnme angelegt und kaum da er die Hafenanlage betreten, sass Tiberius Vitamalacus wieder im Sattel seines Pferdes. Ajax, tänzelte unruhig, die Stallknechte, die während der Überfahrt ihn in ihrer Obhut waren nur zu froh gewesen, als sie ihn wieder seinem Besitzer übergeben hatten. Der schwarze Hengst mochte es einfach nicht länger als nötig im Stall zu sitzen und wenn es länger als eine Woche dauerte, wurde aus der Unruhe wirklich schlechte Laune.


    Doch jetzt, da sein Reiter wieder im Sattel sass, wurde aus der schlechten Laune nur noch ein unrihiges tänzeln, das aber Tiberius Vitamalacus schnell unter kontrolle brachte. Später würde es noch genug Gelegenheit geben, dem Hengst die nötige Bewegunmg zu verschaffen, doch jetzt überblickte der Legatus das Entladen der Schiffe.


    "Der Stab zu mir !" befahl der Legatus einem Melder, während sein Blick über die tausenden Köpfe wanderte, welche sich hier am Hafen versammelten. Soldaten der Legion und der Flotten bildeten ein schier unübersichtliches Meer von Menschen, in dem auch immer wieder vereinzelt Civilisten auftauchten. Und vom Rücken seines Pferdes hatte er einen guten Überblick und wurde auch gut gesehen.


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    Taranis, der Luchs, hatte es nicht so leicht, war er doch nur knapp Knie hoch und immer wieder hatte er das Gefühl, von den Füssen getreten zu werden. Eine Weile hatte er sich dicht bei seinem Besitzer gehalten, doch heute störte ihn dessen tänzelnden Hengst ungemein.


    So war er hatte er die erste gelegenheit genutz, war auf eine Kiste gesprungen, von da auf einen Mauervorsprung und dann auf das Dach einer einer Lagerhalle. Hier liess er sich nieder und betrachtet seelenruhig das geschehen.


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    Titus, der hünenhafte Schatten des Legatus, hatte schlechte Laune, wirklich schlechte Laune. Er hatte zwar den Optio vor Dura einfach stehen lassen, doch irgendwie hatte der Legatus doch von diesem Zwischenfall in Edessa erfahren und natürlich hatte es konsequenzen gehabt.
    Aber es war nicht die Strafe, die ihn so wütend gemacht hatte, es war vielmehr, das in seiner Logik das in Eddessa nur ein kleiner Schubser unter Männern gewesen war und nichts, weswegen man gleich zu seinem Optio rannte,... und auch nichts, für das man gross den Vorgesetzten raushängen lassen musste. So was regelte man unter Männern und das würde dieser Pimpf und sein Beschützer auch noch zu spüren beommen.


    Doch nicht heute, heute musste er bei seinem Legatus bleiben, er sass auch auf dem Rücxken eines Pferdes, das unter der Last des Reiters zu zerbrechen schien...

  • Für die Überfahrt aus dem fernen Syrien, die wir hinter uns hatten, fiel mir nur ein Wort ein: entspannt! Nicht dass Sparsus die Zügel hätte schleifen lassen. Aber es war dann halt doch etwas anders als unter dem Befehl des Centurios. Ausserdem jagte mich diesmal keiner die Masten hoch. Dazu das schöne Wetter... Ich hatte schon ganz vergessen wie es war, einfach mal nichts zu tun, den lieben Tag lang - ausser das Meer zu betrachten, Tagebuch zu schreiben, Fische zu fangen oder meinetwegen auch ein bisschen an der Ausrüstung rumzuwerkeln. Die Rüstungen setzten bei der salzigen Seeluft allerdings ganz schnell Rostflecken an, wenn man nicht aufpasste, so dass wir, als die Landung näherrückte, alle kräftig am scheuern und polieren waren. Schliesslich sollte die Centurie, wenn wir endlich wieder den Fuss auf heimatliche Erde setzten, auch gut aussehen.
    An der Reling stehend sah ich glücklich wie die Küste näherkam, wie sich der Hafen von Ravenna abzeichnete, wie dann die Häuser, und die Menschen, die sich da am Hafen drängten, immer deutlicher wurden. Die Leute von der Classis vollbrachten dieses Riesen-Manöver wirklich koordiniert. Überhaupt, für einen Laien wie mich war es schon ein kleines Wunder, dass bei der Vielzahl der Schiffe, die da im Pulk gesegelt und gerudert waren, nicht mal welche miteinander zusammenstiessen. Ja, ich konnte nicht umhin ein bisschen beeindruckt zu sein, und zudem einfach dankbar dass sie uns so schnell nach Italia zurück gebracht hatten.


    Die Vento velocior näherte sich dem Kai, und die Trommelschläge, die die ganze Zeit den Rhythmus der Ruderschläge vorgegeben hatten, wurden langsamer, bis sie ganz verstummten. Die Riemen wurden eingezogen. Langsam glitt das Schiff an der Kaimauer entlang, der Abstand wurde immer geringer, dann sprangen ein paar Seeleute an Land, mit dicken Tauen, die sie rasch um grosser Steinpoller herumschlangen. Die Taue strafften sich knirschend, und mit einem Ruck kam das Schiff zum Stillstand. Wir waren da.
    In blitzenden Rüstungen quoll die Centurie aus dem Schiff heraus, und rüber an Land. Da Sparsus den Centurio mimen musste, spielte ich Optio und machte noch eine Runde durch das Schiff, wie ich das bei Optio Priscus gesehen hatte, um vergessene Dinge einzusammeln. Und da hatte tatsächlich einer seine Paenula liegen lassen. Danach folgte auch ich hinüber auf das Kai, wo sich die Centurie um das Signum versammelt hatte. Ganz Ravenna - und wahrscheinlich auch die Leute aus den umliegenden Dörfern - schien heute auf den Beinen zu sein, umdrängten uns und versuchten schon jetzt uns das Geld aus der Tasche zu ziehen... Na, immerhin warfen sie nicht mit Steinen.
    Der Boden fühlte sich unter meinen Füssen, nach dem schwankenden Schiffsdeck, seltsam fest an. Ich hatte mir diesen Moment des an Land gehens sehr bedeutsam ausgemalt, aber jetzt war so viel Trubel um uns herum, dass ich ihn gar nicht richtig würdigen konnte. Immer weitere Schiffe legten an und spuckten Land- oder Seesoldaten aus, während andere schon wieder ablegten. Wie es schien war unsere Ankunft schon vorher angekündigt gewesen, denn ich sah einige ausgelassene Begrüssungen. Gerade aus Mantua, das ja nicht soo weit weg war, waren uns wohl einige entgegen gekommen. Rupus zum Beispiel wurde fast zerquetscht von einer Horde Kinder die ihn Papa nannten, und von einer ziemlich vierschrötigen Frau, die ihm dann auch noch freudestrahlend einen plärrenden Säugling in die Hände drückte. Rupus sah überwältigt aus, ganz kurz aber auch so als würde er sich gerade an die Front zurückwünschen.
    "Es sind jetzt alle von Bord, Optio", meldete ich, "Soll ich mal nachsehen was mit dem Centurio ist?"
    Vielleicht hatte er sich ja wieder erholt, unterwegs, zäh wie er war, und wollte übernehmen? Ganz abgesehen davon hätte ich auch so gerne gewusst wie es ihm ging. Mit zusammengekniffenen Augen spähte ich auf den Mastenwald, und hielt Ausschau nach der Fahne des Flaggschiffes mit den Verletzten.

  • Nun war es wohl soweit.


    Arvinia war von ihren Eltern von Sizilien nach Rom geschickt worden, zu ihren Verwandten der Gens Tiberia. Zwei Sklaven begleiteten sie, Ilias und Minos.
    Kaum hatten sie sich durchs halbe Roma gefragt waren sie schließlich in der Villa angekommen. Doch ihr Bruder und ihr neuer Vormund waren nicht zu gegen. Ein Angestellter der Villa namens Cato erzählte ihnen, dass die beiden mit der Prima am nächsten Tag in Ravenna an Land gehen würden. Die Rückkehr nach bene Italia aus Pathien. Somit machte sich Arvinia mit den beiden Skalven auf nach Ravenna.


    Ilias und Minos standen jeweils zu ihrer Rechten beziehungsweise zu ihrer Linken. Sie drängten die Menschenmassen beiseite, die sie bedrängten.
    Es war eineiges an Auflauf im Hafen. Raffgieriger Händler, Neugierige, kleine Bettelkinder und Familien, die die Ankunft ihrer Väter, Brüder und Ehemänner erwarteten.
    Als Arvinia sich mit ihren beiden Sklaven durch die Menge drängte, zog ihr ein kleiner Betteljunge an ihrem Kleid. "Schöne Frau .. ich habe noch nie so eine schöne Frau gesehen, und ich habe Hunger.." Die lachende Arvinia strich dem Jungen über sein Haar und gab ihm ein paar Sesterzen, sie war zwar Patrizierin, aber sie hatte ein warmes Herz und fand den kleinen jünglichen Scharm irgendwie süß.


    Etwa 50 Meter von ihr entfernt sah sie einen sehr großen Mann auf einem schwarzen Pferd sitzen. Um ihn herum tummelte sich ein Meer von Soldaten.
    "Ilias, Minos, da vorne, vielleicht ist das Quintus Tiberius Vitamalacus!" Ohne eine Aufforderung änderten die Sklaven den Kurs und steuerten das schwarze Pferd samt Reiter an. "Ja Herrin."


    Als sie bei dem Reiter ankamen, dachte sich Arvinia ohje, er ist noch größer als ich ihn in Erinnerung hatte und er mir beschrieben wurde und traute sich einen Schritt weiter heran an das schöne Pferd, das unruhig auf der Stelle tänzelte. Sie zupfte den Mann an seinem Umhang.
    "Salve! Seid ihr Quintus Tiberius Vitamalacus?"
    Währenddessen waren Ilias und Minos damit beschäftigt aufzupassen, dass sie nicht angerempelt wurde.

  • Ich hatte schon seit Stunden an der Reling gesessen, nur um einer der Ersten zu sein, der vertrautes Land am Horizont auftauchen sah. Umso näher dieser Moment gekommen war, umso unruhiger war ich geworden, umso fahriger waren meine Finger den Holzboden des Schiffes entlang gestrichen. Während der Überfahrt hatte ich begonnen ein wenig über meine Erlebnisse aufzuschreiben. Bevor wir nach Parthia gekommen waren, hatte ich mir nämlich ein gebundenes Buch besorgt in dem ich einiges hatte festhalten wollen, was geschah. Nur hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht bedacht, wie wenig mir nach schreiben sein würde, wenn ich überhaupt einmal einige wenige freie Minuten hatte. Nun aber hatte ich Zeit, es quälte mich zwar ein bisschen alles noch einmal durchzugehen, vor allem, da ich alles was ich beschrieb gleichsam sehr detailgetreu und in langen Sätzen festhielt, aber irgendwie gab mir auch das, was ich tat, das Gefühl es ad acta zu legen. Es machte die Zeit, die wir auf dem Schiff verbrachten kürzer und mehr als erwartet fühlte ich mich danach tatsächlich besser.


    An die klebrige Luft des Meeres hatte ich mich inzwischen längst gewöhnt, genau wie an die Gischt die ab und an mein Gesicht erreichte und vor der ich meine beschriebenen Seiten zu verstecken versuchte, doch das Geschrei von Möwen ließ mich schließlich aufsehen. Meine Augen weiteten sich und ich war aufgesprungen, um mich genau wie viele meiner Kameraden an die Reling zu drücken. Mein Herz schlug hart gegen meinen Brustkorb und mit jedem Schlag kamen wir der Heimat näher. Italia. Wir waren wieder zu Hause, wie lange war es her, dass wir hier abgelegt hatten? Für mich war das nicht in Zeit auszudrücken sondern nur in Erinnerungen. Wie naiv war ich gewesen, als wir abgelegt hatten. Wie sehr würde mich das hier verändert haben? Das konnte wohl nur die Zeit sagen. Meine Haare wehten mir aus der Stirn und ich atmete in vollen Zügen die italische Luft ein. Ich verspürte fast schon das Bedürfnis von Bord zu springen und los zu schwimmen, so langsam kam mir die Geschwindigkeit unseres Schiffes inzwischen vor, so drückend war das Gefühl nichts tun zu können, um schneller Italia zu erreichen. Die Männer um mich herum wurden unruhig, manche fielen sich in die Arme und das Strahlen das in ihren müden Gesichtern zu finden war, war inzwischen auch in meines getreten. Die Matrosen begannen die Segel zu raffen, riefen sich irgendetwas hoch über unseren Köpfen zu. Andere von ihnen waren an die langen Ruder gesprungen und mit jedem Augenblick wurde Ravenna vor uns größer, erwuchs aus den schwammigen Spiegelungen vor uns.
    Das Schiff war inzwischen so dicht an der Kaimauer, dass die Männer der Besatzung begannen auf die andere Seite zu springen und festzumachen. Und endlich, endlich wurde der Koloss von einem Schiff, wie auch der Rest der Flotte zum Stillstand gebracht. Jetzt erst fielen mir die Menschenmassen auf, die sich an Land tummelten, Familien, Händler und Schaulustige drängten sich aneinander, alle aus verschiedenen Gründen hierher getrieben. Ob wohl auch jemand von meiner Familie hier war? Vielleicht mein Onkel? Mein Bruder? Ich glaubte nicht wirklich daran, aber allein die Möglichkeit ließ mich die Menge absuchen. Die Planke wurde auf den Steg geschoben und irgendwo zwischen den anderen wurde ich von den jubelnden Soldaten an Land gespült. In dem Menschengedränge war es schwer überhaupt etwas auszumachen, ich wurde von so vielen Gestalten angesprochen, wie ich es nicht erwartet hätte. Angehörige, Bettler, Dirnen, Hehler, alle schienen der Meinung, dass ich ihnen weiterhelfen konnte. Ohne etwas zu sagen ging ich weiter, ignorierte sie, alles mögliche ging mir durch den Kopf, um sie konnte ich mich jetzt wirklich nicht kümmern. Aus den Augenwinkeln, sah ich, dass einer meiner Kameraden, Critonius Fronto sich von einem der Mädchen ein Stück weit mitziehen ließ, einen Ausdruck in den Augen, der mir nicht gefiel.


    Ich hatte keine Zeit mich weiter groß umzusehen oder dem Trubel zu entgehen, den von irgendwo her rief ein Melder auf, uns bei unserem Legaten zu sammeln. Da ich jeden weiteren Ärger vermeiden wollte, schlängelte ich mich durch die Menschenansammlung gleich durch zu dem Punkt an dem er auf einem dunklen, anmutigen Tier stolz saß. Wo kam denn jetzt das Pferd her? Und wie schaffte er es auch jetzt noch so hochherrschaftlich auszusehen, jetzt nachdem wir soeben erst heimgekehrt waren? Ich sah an mir selbst herunter, die Strapazen der letzten Monate waren mir klar anzusehen, es war gut, dass ich keinen Blick in den Spiegel wagen konnte. Ob der Legat wohl schon von meinem Wunsch, zur CU versetzt zu werden gehört hatte? Wenn ich so in sein Gesicht sah, kamen mir meine Chancen doch recht gering vor. Ich musste husten vom aufgewirbelten Staub, vielleicht auch, weil ich noch immer nicht ganz gesund war, stellte mich aber brav, wie es sich für einen Legionarius gehörte mit hoch erhobenem Kopf auf. Erst jetzt bemerkte ich die junge Frau, die sich an Vitamalacus gewandt hatte, ihrer Kleidung nach zu urteilen eine Patrizierin. Irgendwie war es seltsam nach so langer Zeit eine Römerin, gekleidet in feines Tuch zu sehen. Ihre dunklen braunen Haare, fielen in einzelnen Wellen um ihren Nacken. Eine Verwandte von unserem Legaten? Eine allzu große Familienähnlichkeit wies sie zum Glück nicht auf, aber allzu vertraut schien sie sich nun auch nicht an ihn zu wenden. Ich besann mich, wandte meinen Blick ab und sah vorsichtshalber schnell wieder in eine andere Richtung.

  • Endlich war es soweit. Nach einer scheinbar endlosen Überfahrt, bei der Sparsus ungefähr sein dreifaches Körpergewicht an die Fische verfüttert hatte, kamen sie endlich in der Hafenstadt Ravenna an. Als die Flotte die ersten Centurien in dne Hafen einfuhr, ließ Sparsus schonmal alles vorbereiten. Schließlich wollte er nicht unbedingt länger auf dem Kahn bleiben, als unbedingt nötig. So donnerte seine Stimme über das Deck und unter Deck gleichermaßen.


    "Auf dem Deck abmarschbereit angetreten und zwar sofort, ihr faules Pack! "


    Erst kurz vor der Landung fingen die meisten an, ihre Ausrüstung auf Vordermann zu bringen. Das Sparsu dass Ganze noch nciht so intus ahtte, war ihm klar gewesen, aber das die alle so schlampgi wurden...


    "In aciem venite et state* !


    Sarcinarum Sumite! **


    In duo ordines, pergite! *** "


    und so scheuchte Sparsus die Truppe, die Landeplanken runter auf den Pier. Von dort aus zerstreuten sich die Soldaten schneller als man Scheiße sagen konnte. Irgendwas hatte er falsch gemacht bei der Überfahrt, da konnte Sparsus nicht herum sich das selber vorzuwerfen. Gerade als Serapio neben ihn trat, um ihn etwas zu fragen erklomm Sparsus eine kleine Kiste, wodurhc er anderthalben Kopf über der Menge hinaus ragte und schrie mit allen, was noch in seiner Lunge übrig war über den Hafen.


    "Zweite Centurie der Ersten Kohorte sofort hier sammeln, in Dreierreihen. Ihr Idioten steht hier die ganze Landezone zu. Alle Verwundeten, die laufen können ebenfalls hierher und ab ins Glied!!"


    Mit stinksaurem Gesichtsausdruck, der viel über seinen aktuellen Gemütszustand erraten ließ, sah er, wie die Miles langsam wieder zurückzockelten und sich ein kleiner Freiraum bildete. Sparsus führte dann die Centurie weiter Richtung Flaggschiff, was kein großes Problem darstellte, den wer stellte sich schon knapp 80 Miles in den Weg? Ob der Weg zum Flaggschiff allerdings der wirklich cleverste war, wusste Sparsus nicht, aber wo sollten sie denn sonst hin. Anweisungen lagen nicht vor und wenn sie in die Stadt gingen, konnte er mit Sicherheit sagen, das sich das letzte bisschen Disziplin auflöste. So kamen sie in die Nähe des Flaggschiffes und Sparsus schaute sich nach enem Tribun, oder sonst etwas Brauchbarem um. Der Legat saß auf seinem Pferd, was aber keinem so recht half, wenn man keinen Platz hatte um eine Legion darum zu versammeln. Daher war Sparsus froh, das er den Tribun Cyprianus (seit Circesium sein absoluter Favorit) ausfindig machen konnte. Schnell gab er den Männern ein Zeichen hier zu warten, wobei er hoffte, dass sie das auch wirklich tun würden, und ging zum Tribun.


    "Salve Tribun, haben wir irgendwo eine Art Treffpunkt?


    Denn hier können wir unmöglich bleiben - die Legion wird hier keinen Platz haben, selbst wenn wir alle Zivilisten vertreiben und das Gebiet absperren."


    Sagte Sprasus, der sich parallel dazu gegen einen Bettler wehrte, der etwas von seinen Reichtümern abhaben wollte. Sparsus verpasste ihm einne Schlag mit dem Ellenbogen in die Rippen - Notwehr, ganz eindeutig!




    Sim-Off:

    * in Reihe angetreten und still gestanden
    ** Gepäck aufnehmen
    *** in zwei Reihen - Marsch
    sollten Fehler drin sein - ich bitte um Verzeihung, hatte einfach mal Lust auf Latein


  • Centurio Sextus Saufeius Simplex
    --------------------------------


    In das Stimmengewirr und die Geräuschkulisse am Hafen mischten sie die donnernden Stimmen von Saufeius Simplex, Centurio des Vorrauskommandos, das schon mal das Lager für die erste Nacht in Italai organisiert hatte. Organisiert war nicht das richtige Wort, Simplkex hatten einfach beschlossen, das dort Stellung und Lager bezogen wurde, wo sie es vor der Abreise schon getan hatten.


    "Bewegung, Bewegung, ihr faulen Hunde ! Steht hier nicht faul rum, macht die Kaianlagen frei !"


    Simplex hatte wirklich schlechte Laune, seit Antiochia war sie noch schlimmer geworden, das hatte seine Centurie auf der ganzen Überfahrt zu spüren bekommen. Eigentlich hatte der alte Centurio sich naoch mal so richtig in einem Lupanar vergnügen wollen und die Lupa, die er sich aus gesucht hatte, war wirklich nicht von schlechten Eltern gewesen. Aber, als er sie sich so richtig vornehmen wollte, hatte er vor seinem inneren auge ein Bild gesehen, das sein Gladius dazu brachte, den Dienst zuverweigern. Und keine Bemühung der Lupa konnte das ändern.


    "Ihr wisst wo`s hingeht ! Da wo wir schon mal waren ! Es wird eng, es wird stickig,.. aber es ist nur für eine Nacht ! Bewegung, Bewegung ! Wer hier rumgammelt, den tret ich in den Arsch !!"


  • Mit Sparsus war heute nicht gut Kirschen essen. Aber eine ganze Centurie von Männern zu bändigen, die alle wie besoffen waren von dem Glück der Heimkehr, und alle die Köpfe reckten, um bekannte Gesicher in der Menge auszumachen, um dann dahin zu laufen und ein grosses Hallo anzustimmen - das war gewiss kein Spass. Ich zog den Kopf ein, als er über die Menschenmenge brüllte, und reihte mich in den sich bildenden Reihen wieder ganz hinten ein. Er führte uns ein Stück durch den Hafen, und ich achtete darauf das keiner zurückblieb. (Ich kam mir dabei vor wie einer dieser zottigen Hirtenhunde, die hinter der Herde hertraben, und die Schafe, die gerne eine kleine Pause zum Grasen machen möchten, in die Fesseln zwicken, um sie vorwärts zu treiben).
    "Weiter da vorne! Los vorwärts!", stimmte ich in den Chor der Scheuchenden ein, und auch als wir dann auf Sparsus warten mussten, der sich mit dem Tribun Terentius besprach, tat ich mein bestes um die Männer auf einem Fleck zu halten.
    "Nein! Wir wollen diese gebratenen Würste nicht kaufen!", wehrte ich einen aufdringlichen Händler ab. Obwohl sie sehr gut rochen.
    Und da kam schon der nächste Schwung Hafendirnen.
    "Mädels, kommt später wieder! Silio, hiergeblieben und zurück in die Reihe, aber sooofort! - Heda Bengel, Finger weg von meinem Gepäck! - Nein verdammt, nicht die Sarcinae absetzen!"
    Die Stimme des alten Simplex schnarrte durch den Lärm. Die hätte ich unter tausenden wiedererkannt; manchmal verfolgte sie mich sogar in meine Albträume. (Gut, eher in die harmloseren, aber schön ist das auch nicht gerade, zu träumen man wäre auf einmal wieder mitten in der Grundausbildung...) Wir würden also wieder in den Lagerhallen mit den Ratten unterkommen, nun ja, von der Schiffsreise her waren wir an diese Tierchen ja schon gewöhnt.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Die Krücke polterte zur Seite und wäre beinahe in das dreckige Wasser gefallen, das immer wieder gegen die Kaimauer schlug und sich auf schäumte, grau, trüb und stinkend, und doch dabei den Salzhauch mittragend, das das Meer eine ganz eigenen Note gab. Doch Naevius fing die Krücke auf, ehe sie in den Fluten versank und verloren wäre, um eines Tages doch an irgendein Ufer geschwemmt zu werden oder einfach im Schlamm zu versinken. Währenddessen half ihm sein Sklave nicht dem möglichen Schicksal seiner Gehhilfe zu folgen. Mit einem „Uff!“ krallte sich Marcus an die Schulter seines Leibsklaven und hielt sich an ihm fest. Marcus holte tief Luft, da ihm ganz schön schwindelig wurde. Am Rande bemerkte er das Klopfen auf seinen Rücken und nickte matt. Eine Grimasse schnitt Marcus dann doch und spähte brummelnd zu Hannibal.


    „Pff!“
    , murmelte Marcus.
    „Du sprühst mal wieder vor Freundlichkeit, servus!“


    Marcus' Mundwinkel hoben sich jedoch. Das Gedränge wurde immer dichter, zudem wurden sie nun mehr oder minder dezent darauf aufmerksam gemacht, daß sie ihm Weg standen. Mit Hilfe von Naevius und Hannibal bewegte sich Marcus noch ein Stück weiter und zwischen die Menschen. Mit den Augen beobachtete Marcus, daß immer mehr an Schiffen landeten und die Soldaten an Land gingen. Viele Mienen waren freudestrahlend und leuchteten vor Glück, heil und insbesondere lebendig wieder nach Italia zu kommen. Der Krieg war vorbei, selbst wenn er nicht die ersehnte Beute, noch den erhofften Sieg gebracht hatte. Hauptsache, man hatte überlebt. Marcus wandte sich seinem Leibsklaven zu.


    „Kennst Du eine gute taberna in Hafennähe? Ich habe keine Lust, mich noch mal zwischen die Verletzten zu quetschen.“
    Marcus sah sich nach seinem Schreiber um.
    „Naevius..ach...Naevius, das ist Hannibal, mein Sklave. Hannibal, das ist Cnaeus Naevius Vafer, ein sehr tapferer und aufrechter Soldat meiner Einheit!“
    Bei der Vorstellung richtete sich Naevius auf, deutlich stolz so von seinem Vorgesetzten mit Worten bedacht zu werden. Gar schon hoheitsvoll nickte er Hannibal zu, während Marcus bereits weiter sprach.
    „Naevius, sei bitte so gut und sage dem medicus, wo ich sein werde. Dann kannst Du natürlich zu den anderen Soldaten zurück kehren. Falls irgendetwas ist, richte auch Sparsus aus, wo er mich finden kann.“


    Nach einem zackigen Salutieren wandte sich der Schreiber um und verschwand zwischen einer Schar von Schaulustigen, die sich die Landung der Prima nicht entgehen lassen wollte. Marcus ergriff die andere Krücke und klemmte sie sich unter den Arm, um sich Schritt für Schritt an dem Hafenkai entlang zu arbeiten und von all den Menschen weg zu bewegen, aber auch, um mal wieder etwas anständiges zwischen die Zähne zu bekommen. Sein Magen meldete sich auch prompt mit einem tiefen Knurren. Aber Marcus wußte auch schon nicht mehr, wann er das letzte Mal etwas anständiges gegessen hatte. Es schien Wochen her zu sein. Dabei musterte er ab und an seinen Sklaven von der Seite, immer wenn er eine Pause machen mußte, um Atem zu schöpfen. Irgendetwas war an ihm anders! Aber Marcus konnte nicht benennen, was es war.


    „Du mußt mir unbedingt erzählen, was in meiner Abwesenheit vorgefallen ist. Wie geht es allen? Was machen meine Kinder? Warst Du in Baiae in letzter Zeit...nein, ich will nichts kaufen...wie steht es so in Rom? Wo ist die taberna?“

  • Es waren zwei gekreuzte Pila, die der jungen Frau den weiteren Weg zum Legatus versperrten, die kleine Leibwache vernahm aufmerksam ihren Dienst und zwei hünenhafte Milites versperrten ihr mit den Schäften der Pila den Weg. Und auch der schwarze Hengst versah treu seinen Dienst, denn ohne das sein Reiter etwas unternahm, tänzelte der Hengst ein Schritt zur Seite.


    Der Legatus hingegeb blickte nur einmal kurz zu der jungen Frau, blickte dann wieder über die Köpfe der Truppen hinweg. Er vernahm die Stimme von Centurionen, die ihre Befehle brüllten und er stellte beruhigt fest, das das Vorrauskommando seine Arbeit verrichtet hatte und für die Nacht ein Quartier bestand. "Ist der Hafenkommandant schon zu sehen ? Der Praefectus der Classis ?" fragte er barsch einen seiner Begleiter. ES gba fiel zu tun, es galt eine Legion zu versorgen und zurück in ihr Castellum zu brinfgen und nicht in die Lupanare der Stadt. "Nur das keine Missverständnisse entstehen : KEINER hat heute die Erlaubnis, sich ausserhalb des ihm zugewiesen Quartiers aufzuhalten ! Gib das weiter an alle Cohorten !"


    Erst dann drehte er sich der jungen Frau zu. "Wer bist Du ? Was willst du ?" Er fragte harsch, ohne viele Worte zu verlieren, ohne viel Zeit zu verlieren.

  • In Arvinia kamen mehrere Gefühle zugleich auf.
    Zum einen das Gefühl, völlig fehl am Platz zu sein, zu stören.
    Zum anderen das Gefühl von Angst und Unbeharrlichkeit.
    Die Schäfte der Pila der Milites versperrten den Weg zu ihrem Vormund.
    Sie hatte Angst. Ilias und Minos konnten die beiden Milites ja nicht einfach beiseite schieben wie die zivile Menschenmasse. Sie wollte nicht stören, sie kannte den Umgang mit Soldaten nicht, sie hatte bis jetzt nur auf dem Landgut ihrer Eltern gewohnt. Wenn sie Soldaten gesehen hatte, dann nur von der Ferne und jetzt waren Hunderte von ihnen dicht gepfärcht um sie herum.


    Seiner Antwort entnahm sie, dass er ihr Vormund Quintus Tiberius Vitamalacus war. Mit zittriger aber lauter Stimme rief sie "Ich .. ich bin Arvinia, die kleine Schwester von Gaius Andronicus, er muss auch heute hier an Land gekommen sein. Meine Eltern haben mich mit zwei Sklaven nach Rom zur Villa Tiberia geschickt, aber ein Angestellter sagte, dass ihr nicht zugegens seid und am heutigen Tage in Ravenna an Land gehen solltet. " Sie hörte kurz auf, da sie von hinten angerempelt wurde. Es herrschte dauerhaft Bewegung im Hafen.
    "Nun, hier bin ich .. du bist mein Vormund, ich hoffe du weisst darüber Bescheid meine Eltern haben dir einen Brief zukommen lassen. Es tut mir Leid, ich weiss es ist gerade sehr unpassend für so viele Informationen. Ich bin nur froh dich schnell gefunden zu haben und ich habe Angst vor der ganzen Menschenmenge." Bei ihren letzten Worten funkelten ihre Augen den großen kaltwirkenden Mann auf dem schwarzen Pferd um Hilfe bittend an.

  • Hannibal konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. So, so. Hatte sein Herr mal wieder ein Mädchen für alles gefunden. Jemand, der ihm die Krücke auffing und der für ihn Laufbursche spielte. Und was sonst noch anfiel. So schlecht fand das Hannibal nicht. Womöglich würde er dann in nächster Zeit noch verschont bleiben. Er stützte seinen Herrn noch etwas, ehe dieser sich wieder berappelte und wieder mit drei Beinen stehen konnte, zwei Hölzernen und einem Menschlichen. Auf die Vorstellung reagierte Hannibal auch mit einem Nicken. Er betrachtete sich den Soldaten. Etwas unsoldatisch sah er schon aus. Dabei überlegte Hannibal, wo eine gute Taberna lag. Weit würde sein Herr nicht kommen. Nicht mit dem Gehumpel auf den Stöcken. Hannibal runzelte die Stirn. Er sah sich um und deutete mit seiner Rechten auf ein Haus am Ende der Hafenanlagen. "Dort! Die Taberna zu den hüpfenden Nereiden.", sprach Hannibal auch noch vorsorglich zu dem Schreiber. Damit er auch wusste, wo er hin kommen konnte. Langsam, um seinen Herrn nicht zu überfordern, ging Hannibal an der Seite von Aristides entlang. Immer bereit ihn zu stützen, sollte er fallen. Dabei drängte er auch hin und wieder einen aufdringlichen Römer zur Seite. "Musst Du nicht bei Deinen Truppen sein?" Hannibal war, was Militär anging, ahnungslos. Er hätte viel aus Caesars Schriften zitieren können. Aber was ein Soldat tagtäglich tun musste, das war ein Rätsel für den Sklaven. "Ich meine, ihnen Befehle erteilen. Ähnliche Dinge?"


    Weitere Fragen, die Hannibal auf der Zunge brannten, erloschen. Denn die Erwähnung der Kinder machten Hannibal nicht frohgemut. Er warf Aristides einen schiefen Seitenblick zu und nickte stumm. Also hatte sein Herr immer noch nicht von der schlimmen Nachricht erfahren. Hannibal sah in den blauen Himmel. Er fürchtete sich schon davor, es Aristides berichten zu müssen. Als sie an der Taberna ankamen, öffnete Hannibal schnell die Tür. Über der Tür hing ein großes Schild, auf denen Meernymphen gemalt waren, vollbusig und mit schillernden Fischschwänzen. Um einen Kommentar zu verhindern, meinte Hannibal schnell: "Ich habe hier schon einige Male gegessen. Einen grandiosen Eintopf haben sie hier. Und der Wein ist auch nicht übel!" Vorsorglich hielt Hannibal Aristides die Tür auf und folgte ihm anschließend in den Schankraum, der noch leer war, außer ein paar alte Seematrosen, die schon lange ihren Dienst beendet hatten (vor Jahren) und nun ihren 'guten, alten' Zeiten hinter her hangen. Mit den Lippen am Bierhumpen und große Sprüche klopfend, was sie schon alles an großen Schlachten erlebt haben. Manchen Erzählungen nach zu urteilen könnte man meinen, sie wären noch bei Actium dabei gewesen. Hannibal winkte nach der dicken Schankmaid, die gemächlich hölzerne Humpen ausputzte. Dann half Hannibal seinem Herrn auf einem der Stühle Platz zu nehmen.

  • Das Drängen all der Menschen wurde Marcus immer mehr zuviel, außerdem war es dadurch um so schwieriger, sich durch das Gewusel hindurch zu arbeiten – mit Krücken und dem furchtbar schmerzenden Bein, daß er am Liebsten wieder hochgelegt hätte. Am Liebsten hätte Marcus sich sogar wieder hingelegt und einige Stunden geschlafen, er fühlte sich immer noch matt und erschlagen, aber dann wiederum war er viel zu aufgeregt, die Neuigkeiten zu erfahren. Die Möwen kreischten über seinem Kopf, immer mal wieder eilten Meldeboten hin und her, die sich um die Organisation kümmerten, eine ganze Legion, zudem noch all die Matrosen – wie Marcus vermutete – unterzubringen. In dem Augenblick war Marcus froh, das alles erst mal seinem Stellvertreter zu überlaßen, der gewiß alles wunderbar auf die Reihe bekommen und die Soldaten unterbringen würde. Den Seitenblick bemerkte Marcus darum nicht, wahrscheinlich hätte er sich über den Ausdruck durchaus gewundert. Aber so schüttelte er nur den Kopf und sah einigen Frauen hinter her, die nach heimkehrenden Soldaten suchten. Eine junge Brünette fiel einem Heimkehrer um den Hals und schluchzte, was sogar Marcus rührte und zum Lächeln brachte.


    „Befehle erteilen? Nein...nein!“
    Marcus schüttelte den Kopf und riß die Augen von der Begrüßung jenes Soldaten los. Er deutete mit seinem Kinn auf das Bein.
    „Der medicus würde mir aber eine Standpauke halten, wenn ich schon anfangen würde zu arbeiten. Ich bin im Moment vom aktiven Dienst befreit, bis ich wieder laufen kann! Zumindest mit den Krücken! Womöglich in einer Woche geht es schon wieder!“


    Marcus verschwieg dabei, daß es sich wohl eher noch um Wochen handeln würde. Und daß der medicus – obwohl Marcus immerhin nicht gestorben war! - noch sehr pessimistisch war. Stöhnend humpelte Marcus bis zu der taberna. Seine Augen streiften das Schild, er grinste marginal und ging in den Schankraum hinein, in dem es deutlich nach Bier roch und nach Seeluft. Wahrscheinlich trieben sich auch hier die Soldaten der classis nach Dienstschluß herum. Ächzend ließ sich Marcus auf den Stuhl fallen und bedauerte es, daß hier keine cline war, wo er sich gemütlich hinlegen konnte, aber dafür hätte er wohl vom Hafen weg humpeln und in eine gehobene taberna einkehren müßen. Und das hätte er nicht mehr geschafft heute; so war er seinem Sklaven sehr dankbar für die Wahl des Lokals. Natürlich überließ es Marcus seinem Sklaven, sich um Bestellungen und ähnliches zu kümmern. Mit einer Krücke holte er sich einen Hocker heran und legte ganz langsam sein Bein hoch, das mit drei langen Stangen fixiert war und mit einem schier togalangem Verband bandagiert war. Erschöpft und mit kaltem Schweiß auf der Stirn lehnte sich Marcus gegen die Mauer hinter sich. Das Sonnenlicht fiel von einem Fenster auf seine Wangen. Die Fensterläden standen weit offen, so daß die Geräusche des Hafens in das Haus hinein drangen. Von Marcus' Sitz aus konnte er sogar beobachten, wie weitere Schiffe in den Hafen kamen und die Soldaten an Land strömten, es war ein wundervoller Anblick in Marcus Augen, so viele gute Männer, die endlich nach Hause kamen; immer noch bitter keimte es in Marcus, wenn er an all die Männer dachte, die sie in der Fremde bestatten mußten. Als er seinen Sklaven betrachtete, stach es ihm endlich in die Augen.


    „Du hast Dir Deinen Bart abrasiert, hm?“



    An anderer Stelle:
    Naevius, der sich beim medicus gemeldet hatte und von den Plänen von Aristides berichtet hatte – der medicus hatte zerstreut genickt und schien ganz überfordert zu sein, denn paßende Unterkünfte für die Verletzten zu finden hatte sich ihm noch nicht aufgetan. Schließlich konnte er die fiebrigen Männer nicht in die kalten und feuchten Räume stecken, schon die Seefahrt hatte vielen nicht gut getan, so daß die eine oder andere Seebestattung notwendig war – dann hatte sich Naevius aufgemacht zu Sparsus, dem Stellvertreter von Marcus, auf deßen Schultern nun die ganze Verantwortung für die Zenturie lag. Nach einer Weile hatte er sich bis zu ihm durchgekämpft. Brav und eifrig salutierte Naevius, denn im Grunde war Naevius nur im Rang eines einfachen miles.


    optio! Ich soll Dir von centurio Flavius Aristides ausrichten, daß er sich im Moment in die taberna zu den hüpfenden Nereiden zurück gezogen hat. Dort hinten am Hafen - sollte etwas anfallen. Ich denke, er wird sicherlich später in der Unterkunft der Soldaten vorbei kommen - sofern ihm das der medicus erlaubt.“


  • Appius roch die italische Luft, ein erhebendes Gefühl wieder in einem Land zu sein wo er nicht hinter jeder Ecke der Tot lauerte und nicht zu vergessen, es war immerhin, zumindestens zu einem Teil, seine Heimat. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als ihn einer der Optionen ansprach:" Nun Optio, soweit ich weiß wird die Nacht jetzt wieder in den Unterkünften verbracht, wo die Legion auch auf dem Hinweg untergebracht war. Folge mit deinen Männern einfach diesem brüllenden Centurio." Er zeigte auf Simplex. "Er wird euch den Weg weisen Optio."

  • Hannibal hob die Hand und fuhr an seinem Kinn entlang. Der Schatten eines Bartes war dort durchaus zu spüren. Schließlich war er jetzt schon seit Tagen in Ravenna und nicht jeden Tag beim Barbier gewesen oder hatte sich jeden Tag die Prozedur mit Öl, Wasser und Klinge gegeben. Er nickte. "Ja.", antwortete er und sah sich suchend nach der Schankmaid um und ob sie sich endlich bequemt hat, zu ihnen zu kommen. Tatsächlich bewegte sich die Frau träge auf sie zu und blieb an seiner Seite stehen. Die Hände in die Taille gestemmt. "Wasch willschte?", nuschelte sie und richtete ihre glanzlosen Augen auf Hannibal. "Einen Krug Wein, einen Krug Wasser und zwei Mal den Eintopf, bitte!" Die Frau nickte und verschwand wieder im Hintergrund. Hannibal nahm ebenfalls Platz und stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab. Dabei musterte er seinen Herrn eine Weile aufmerksam, der immer noch sehr blass aussah. "Wie ist denn das passiert?", fragte Hannibal und deutete auf das Bein. Das auch sehr übel aussah.


    Vor dem Fenster sah Hannibal einige Soldaten vorbei marschieren. Eine Gruppe von Seesoldaten verließen geordnet eines der Schiffe. Segel wurden gerafft. Hannibal schauderte es schon, wenn er nur die Schiffe betrachtete. Er hasste Seereisen und gerade die Letzte nach Hispania war ein Grauen gewesen. Ehe ihm die Erinnerung noch den Appetit trübte, sah er von all den Schiffsmasten weg und zu seinem Herrn. "In Rom ist es recht ruhig, in Anbetracht der Lage, dass der Kaiser verstorben ist. Die Menschen waren sehr verstört, als sie davon erfahren haben. Der Kaiser wurde doch von vielen sehr geliebt!", begann Hannibal seine Berichterstattung. Für den Kaiser hatte Hannibal nie viel übrig haben können, aber auch nichts gegen ihn. Er bedeutete Hannibal schlicht nichts. Aber es hatte ihn immer interessiert, die Menschen zu beobachten. Zu erkennen, wer in echter Trauer ausgebrochen oder wer einfach nur ein Meister der Heuchelei war. "In der Villa Flavia sind natürlich viele nervös geworden, aber die Zeit wird zeigen, was die neuen Umstände mit sich bringen wird." Hannibal betrachtete seinen Herrn prüfend, ob er ihn verwirrt ansah oder wusste, was Hannibal damit meinte.


    Gerade knallte die Schankmaid zwei Krüge auf den Tisch und watschelte wieder von dannen. Um einen Moment später auch zwei Becher zu bringen. Hannibal griff nach der Weinkaraffe und schenkte in den Becher von Aristides ein. Aber nur ein Viertel füllte er damit. Den anderen Teil vermischte er mit Wasser. "Dein Sohn ist vor kurzer Zeit von Baiae wieder nach Rom gekommen. Deine Mutter hat ihn nach Rom geschickt. Es geht ihm gut und er ist ein gutes Stück größer geworden, während Du weg warst, Marcus." Schließlich füllte sich auch Hannibal von dem Wein ein, wobei er seinen Anteil noch stärker verdünnte. "Die Villa hat einige neue Bewohner bekommen. Ein Neffe von Dir, Flavius Lucanus, ist eingetroffen. Aus Hispania. Zudem seine Schwester, Flavia Celerina. Kennst Du sie?" Hannibal führte den Becher an seine Lippen und sah Aristides fragend an.

  • Endlich war diese verfluchte Schiffsreise vorbei, dachte sich Licinus. Es war einfach nur der Horror gewesen, aufgrund der Eile, die der legatus und der Stab an den Tag gelegt hatten waren noch mehr Männer als normal in die kleinen Kajüten gedrängt worden, dazu kam noch, dass das Aeolus ihnen wohlgesonnen war, was sich darin äußerte, dass er eine äußerst Steife Brise geschickt hatte, die sie schnell voranbringen sollte.
    Auf Licinus dagegen hatte sie die Wirkung, dass die Seekrankheit, unter der er auf der ersten Reise kaum zu leiden hatte diesmal mit aller Härte zuschlug.
    Irgndwann hatte sich dann einer der classis-Unteroffiziere seiner erbarmt und ihm eine Wurzel gegeben, die zwar scheußlich schmeckte, aber die Seekrankheit, wenn auch nicht ganz, vertrieb.


    Immernoch leicht wackelig auf den Beinen verließ Licinus am Ende derersten centuria das Flaggschiff und machte sich auf zum Sammelplatz.
    Dann erreichte ihn ein Melder mit der Nachricht, dass am heutigen Tage Ausgangssperre herrschte und Licinus Laune fiel noch weiter. Er konnte sich nämlich vorstellen, dass die meisten milites heute Nacht eine Zechtour geplant hatten und einige Spezialisten würden sicherlich trotz Ausgangssperre versuchen diese Planung war zu machen, also würde er heute Nacht abwechselnd mit dem primus pilus die Stuben kontrollieren müssen, denn beide waren sich in einem einig: Keiner ihrer milites würde ihnen Schande machen und die Ausgangssperre brechen, oder zumindest würden sie es auf's bitterste bereuen.

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