• Quelle: http://www.spiegel.de/wissensc…sch/0,1518,537086,00.html


  • Ein sehr interessanter Artikel. Wenn auch, meiner Meinung nach, an einigen Stellen etwas überzogen. Künstlich wird eine Fremdheit aufgebaut, indem man wiederholt klarmacht, dass es sich nicht um Liebeshochzeiten handelte. Doch das war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts auch in Europa noch üblich und ist es in vielen Teilen der Welt heute noch. Auch in Deutschland soll es ja durchaus noch Ehen geben, welche aus Kalkül geschlossen werden. ;)


    Auch wage ich zu bezweifeln, dass diese Beschreibungen auf die gesamte römische Gesellschaft zugetroffen haben, sondern vielmehr auf die höhere Gesellschaft, wie es dann ja auch in späteren Zeiten war.


    Die Frau in der Rolle als (biologische) Mutter soll wohl auch ein „Schocker“ sein, Frauen allein darauf zu reduzieren ist natürlich aus heutiger Sicht inakzeptabel. Doch biologisch ist es einfach zutreffend. Bedenklich finde ich ehr das in unserer Gesellschaft eine völlige Entfremdung von Mutterschaft eintritt. Dies soll nun aber nicht heißen das „Frauen an den Herd“ gehören, wenn Frauen nicht ausgebildet werden und am Leben der Gesellschaft teilnehmen, so entgeht dieser die Hälfte ihres Potentials. Als logisches Ergebnis muss also für eine Frau beides möglich und moralisch empfehlenswert sein.

  • Zitat

    Original von Kassandros
    Auch wage ich zu bezweifeln, dass diese Beschreibungen auf die gesamte römische Gesellschaft zugetroffen haben, sondern vielmehr auf die höhere Gesellschaft, wie es dann ja auch in späteren Zeiten war.


    Ich frage mich, warum überlieferte Moralvorstellungen Deiner Meinung nach nur auf die Oberschicht zutreffen sollen. Gut, die Quellenlage für die "normalen" Gesellschaftsschichten ist meistens recht schlecht, so dass man darüber eigentlich keine Aussagen machen kann. Doch warum soll für die Plebejer nicht das selbe gelten wie für Patrizier?


    Die Oberschichten haben mit Sicherheit andere Probleme als die unteren und mittleren Schichten, doch das "Überleben" ist für alle genau gleich wichtig. Es spielt im Grunde keine Rolle, ob es um politische Macht, Landgüter, oder im Falle eines italischen Bauern um ein Hektar Land geht. Es gibt schlichtweg keine andere soziale Absicherung als das soziale Netz, welches von der Familie gestellt wird. Dies ist ALLEN Gesellschaftsschichten gleich.


    Ob der Handwerker Marcus dann also sehr erfreut ist, wenn sein Sohn sich in eine mittellose Livia verliebt, mag ich bezweifeln. Ihm wird es darum gehen, den Betrieb an seinen Sohn zu vererben und wenn möglich das maximale herauszuholen. Eine Iulia, Tochter eines Gerbers, die eine gewisse Mitgift mitbringt, dürfte daher bessere Karten haben.


    Was das Thema Liebe betrifft: Wenn die moralischen und ethischen Eliten in der "Verliebtheit" eine Gefahr sehen, und statt dessen andere Werte hervorheben, die für die Bildung einer Ehe sprechen, warum sollte da dann einfache Bauern und Handwerker anders denken?


    Die Kindheit hört in der Antike ziemlich schnell auf. Im Alter von zwölf, dreizehn sind "Jugendliche" quasi schon an allen Arbeitsprozessen beteiligt (abgesehen von der Oberschicht). Der Bauer wird seine Tochter mit 13 verheiraten, alleine schon aus dem Grund, damit sie ihm nicht mehr auf der Tasche liegt, und da sie schon in frühem Alter Kinder bekommen kann, wäre es "Ressourcenverschwendung", sie nicht gleich früh fürs Kinderkriegen heranzuziehen. Liebesheiraten mit 13? Verbindungen werden da in der Tat auch auf dem Land von den Eltern geschlossen.


    Dies schließt nicht aus, dass es hin und wieder zu Liebesheiraten kommt. Doch dies dürften eher die Ausnahmen gewesen sein. Zumal das Denken der damaligen Zeit wesentlich weniger idividualistisch ausgerichtet war, wie heute. HEUTE zählt das Individuum und seine Gefühle extrem viel, in unserer Gesellschaft wird vornehmlich das EGO gepflegt, so dass Verliebtheiten ein viel größerer Platz zukommt. In der Antike dürfte jedoch das Kollektiv der Familie, der Sippe, der Gemeinschaft stärker im Mittelpunkt gestanden haben. Denn ohne dieses kam man in diesen Gesellschaften nirgendwo hin.

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