Wenn es dunkel wird in Rom, dann kommen die Strassenräuber und Halsabschneider aus ihren Löchern, wenn es Nacht wird in Rom, dann gehen vernünftige Menschen nicht ohne Begleitung und ohne verborgene Bewaffnung aus dem Haus. Also hatte auch ich mir jemanden mitgenommen, als ich mich spätabends, nach dem glücklichen Wiedersehen mit meiner Familie, wieder aufgemacht hatte, hatte ihm eine Fackel in die Hand gedrückt und ihm befohlen mich zu begleiten.
Aber so wirklich viel sicherer fühlte ich mich nicht gerade, in Ziaars Gegenwart. Ich konnte nicht anders als ihn genau im Auge zu behalten, als wir zusammen die unbeleuchteten Strassen durchquerten, in Richtung auf die belebteren Bereiche der Stadt, wo auch um diese Zeit noch einiges los war. Aus den Schenken fiel Licht auf die Strasse, und als wir gerade an einer vorübergingen wehte aus der Türe Gelächter, und ein Schwung heiterer, weinbekränzter Zecher. Ich wich ein Stück zur Seite, noch immer ganz unbehaglich mich so ungerüstet inmitten fremder Menschen zu bewegen. Dieses fröhliche, sorglose, chaotische Rom erschien mir mit einem Mal wieder ganz fremd, es war unwirklich plötzlich wieder hier zu sein, fast bedrohlich folgen die Eindrücke von allen Seiten auf mich zu, und kurz geschah es, dass ich mich tatsächlich in die Castra zurückwünschte, mit festen Linien, klaren Grenzen, und einem bemannten Wall, der alles andere fernhielt... Einzig und allein Ziaar hatte nichts unwirkliches an sich, der kam aus dem Krieg so wie ich, und bestimmt war für ihn alles ungefähr tausendmal fremder. Im Gehen wandte ich den Kopf zur Seite und blickte ihn nachdenklich an, ich hätte gerne gewusst welche Gedanken er hinter dieser hochmütigen orientalischen Stirn hegte. Irgendwie fand ich das Schweigen langsam bedrückend.
~"Hast Du Dir eigentlich die Stadt schon etwas angesehen, Tsiáhar?"~ , erkundigte ich mich - ein harmloses Thema, fand ich. Mein Griechisch war zuerst stockend, es musste erst mal wieder in Gang kommen. ~"Dort drüben, am Fusse des Quirinal - dieses Hügels da - liegt das Trajansforum, da will ich hin, es gibt grosse Märkte da und ich hoffe ein paar Läden haben noch auf."~
Ich brauchte nämlich wirklich was anderes zum anziehen, schliesslich spekulierte ich für den weiteren Verlauf des Abends noch auf ein Rendezvous. Ein Thermenbesuch vorher wäre auch nicht schlecht, da konnte ich Ziaar gleich mal die überlegene römische Badekultur demonstrieren.
~"Und dort weiter links sind das Kapitol und der Palatin mit dem Kaiserpalast... und dort das Forum Romanum"~, ich deutete in die Richtung, wo sich die prächtigen Gebäude und Tempelanlagen abzeichneten, ~"sozusagen das Zentrum und das Herz unseres Reiches. Soll ich es Dir mal zeigen?"~
Unterwegs mit meinem Parther - ein Streifzug durch Rom
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Schon später am Abend war Ziaar gerufen worden. Der Decimer drückte ihn einfahc so eine Fackel in die Hand und deutete Ziaar ihm zu folgen. So zogen sie durch die dunkle nStraße nRoms, die Ziiar inzwischen recht gut kannte. Seit er hier war litt er an Schlaflosigkeit. Es war doch ein Unterschied, ob man in enem Bett schlief, oder auf Stroh. Aber am Schlimmsten war wohl die Entfernung zur Heimat. Ziaar wischte die Müdigkeit beiseite und folgte dem Römer durch die Gassen Rom's. Unter seinem Gürtel hatte er eine kleine Fäustlingklinge versteckt, nur für alle Fälle. Aus einer Taverne strömte ein Schwung besoffener heraus. Der Decimer ging außenrum und Ziaar mittendurch. Wenn er auch nur Betrunkene rumschubsen konnte, hauptsache es waren Römer.
Auf die Frage von Serapio nickte Ziaar. Ja er hatte sich die Stadt schon reichlich angeschaut und sich auch schon genug in ihr verlaufen.
"~Ja habe ich. Und wir sind schneller, wenn wir dort entlang gehen.~"
Ziaar deutete auf eine Gasse vor ihnen, die sich nach links zog. Eine Gasse weiter hatte er sich seine Klinge "organisiert". Doch der Römer plauderte munter weiter. Ob er es gezeigt haben wollte?! Eine Sightseeing-tour durch Rom war etwas, was Ziaar mal im harnisch vorgehabt hatte, aber nicht unbedingt als Sklave. Aber er wollte den Römer erstmal zufrieden stellen. Darum nickte Ziaar nur zustimmend. Mit der Fackel deutete er in die gasse und sah den Römer fragend an. Entweder sie gingen weiter gerade aus oder durch diese Seitenstraße. Ziaar's Meinung nach wären sie in der Gasse bestimmt schneller auf dem Markt, aber er wusste ja nicht, ob sich der Römer mit einem Sklaven in so eine dunkle Gasse traute.
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~"Äh - meinst Du?"~
Das wäre ja fast ehrenrührig, wenn der sich hier schon besser auskennen würde als ich! Andererseits war ich ja nun auch lange nicht mehr hier gewesen. Und da war noch was anderes was mich ein wenig zögern liess - diese Gasse war verdammt eng, krumm und dunkel, und man kennt ja die Heimtücke der Parther, wenn sie eine Gelegenheit für einen Hinterhalt wittern, dann können sie einfach nicht widerstehen! Allerdings, so sagte ich mir, war Ziaar doch bestimmt klar, dass er, fremd und exotisch wie er war, bei einer eventuellen Flucht bestimmt nicht weit kommen würde, und ausserdem - das war das wichtigste - sollte er keinesfalls glauben ich hätte Angst vor ihm. Hatte ich auch nicht, wirklich! Ich war lediglich ein wenig misstrauisch.
~"Gut dann nehmen wir Deinen Weg,"~, meinte ich achselzuckend, und bat ihn dann freundlich ~"Geh doch bitte voraus, zum leuchten."~ -
Ziaar konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Schon klar das er vorraus gehen sollte. Aber wenn er ihn hätte umbringen wollen, hätte er es schon früher gemacht, oder vielleicht doch lieber hier? Ach verdammt. Ziiar ging vorraus und leuchtete die Gasse entlang. Im vorbeigehen trat er gegen den Kopf eines Bettlers, der gerade am aufwachen war und bückte sich, um die zwei Sesterzen zu nehmen, die er in seiner Hand gehalten hatte. Wären es Ziaar's einzige Sesterzen gewesen hätte er sie wahrscheinlich auch so festgehalten, aber das beste Versteck war es wirklich nciht gerade. Nachdem er wiedermla eine arme Seele ausgenommen hatte, ging weiter.
"Nicht einschlafen dahinten."
murrte er in seiner Muttersprache nach hinten, als er merkte das Serapio etwas zurück lag. Sie bogen um zwei Ecken und kamen zu einer Gabelung. Hum, Scheiße. Hierran konnte er sich gar nicht erinnern. Ziaar leuchtete mit der Fackel nach rechts und nach links und dann nochmal. Er drehe sich zu dem Römer um und schaute ihn fragend an. Ziaar zuckte kurz mit den Schulter.
"~Weißt du wo lang?~"
Sie konnten natürlich auch zurück gehen, aber wo es der Decimer doch so eilig hatte. Ziaar wusste nicht, ob es ihm peinlich sen sollte, da er sich kurzerhand verlaufen hatte oder ob er grinsen sollte, weil der Römer es eilig hatte.
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Moment. Hatte ich da gerade recht gesehen?! Der Parther war ein Stück voraus, weil ich noch schnell einen Riemen an meiner Sandale festgezogen hatte, aber mir war doch, als hätte er den Mann, der da wie ein Bündel Lumpen in der Gosse lag, getreten, und ihm sogar was abgenommen! Ein vom Grind entstelltes Gesicht schälte sich aus dem Schatten, und mit brüchiger Stimme zeterte der Bettler los, und wünschte uns beiden herzlich die Pest an den Hals. Dabei hatte ich ihm doch gar nichts getan. Ziaar war schon um die Ecke, ich beschleunigte meine Schritte und holte ihn ein, wie er unschlüssig an einer Gabelung stand. Der Fackelschein huschte über eine Gasse, die nur ein schmaler Spalt zwischen fleckigen, grafittiverschmierten Wänden war, und an deren Grund ein stinkendes Rinnsal dahinplätscherte. Soviel zur Abkürzung. Na klasse. Und wie unschuldig er auch noch tat.
~"Tsiáhar!"~ herrschte ich ihn an, ~"Geht's noch?! In Parthia mag so was ja normal sein, aber dies hier ist ein zivilisiertes Reich, da kannst Du nicht einfach auf jemanden eintreten, nur weil er Dir im Weg liegt! Und ich hab genau gesehen, dass Du was eingesteckt hast!"
Wütend funkelte ich ihn an. Barbar! Ein Fensterladen quietschte über uns, jemand maulte verschlafen "Ruhe da unten".
Aber ich war noch nicht fertig. Aufgebracht starrte ich dem Parther ins Gesicht und verlangte:
~"Das wirst Du zurückgeben. Sofort. Und Dich ausserdem entschuldigen bei dem Mann!"~ -
Sim-Off: Asche über mein Haupt, hatte das voll vergessen
Ziaar zuckte leicht zusammen. So rum zu schreien, und das mitten in der Nacht. Er hob die Nase, als eine Urinwolke vorbei zog. Das zum Thema zivilisiertes Reich. Kurz war er versucht, den Römer zu tadeln, hier so rumzubrüllen, aber das war dann doch vielleicht etwas zu viel des Guten. So schüttelte er innerlich nur den Kopf. Gut, die Römer mochten nicht solche Barbaren sein, wie er es immer Gedacht hatte. Aber Rom war trotzdem ein Loch. Und er war an dieses Loch gebunden und hatte dem Römer folge zu leisten. Was auch immer sich Ahura Mazda dabei gedacht haben mag.
Wütend funkelte Ziaar zurück und drückte Serapio die Fackel in die Hand. Wilde, alle samt. Ziaar ging langsam zurück, zu dem leicht ächzenden Bettler, der da in der Pisse lag. Ein Blutgerinnsel zierte seine Stirn. Ja so sollte ein Römer aussehen. So und nicht anders. Ziaar beugte sich über den Bettler, der seine Hände schützend vor das Gesicht zog. Er ließ die Münzen in die Hände des Bettlers fallen."~'Tschuldige Alterchen~"
"Ach leck mich doch am Arsch du!"
... war die weniger zivilisierte Antwort, die Ziaar entgegen kam. Der Bettler hatte Glück, dass Ziaar kein Wort Latein verstand, sonst hätte er wahrscheinlich für nichts garantieren können. Nachdem das erledigt war, ging er wieder zu Serapio zurück und nahm die Fackel wieder an sich.
"~Und nun?~"
Sim-Off: EDIT: wer hatte eigentlich diese Idee mit der Rechtschreibung?
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Sim-Off: *g* Kein Problem
Wir starrten uns grimmig gegenseitig an, und einen Augenblick lang befürchtete ich ersthaft, der Parther würde mir als nächstes mit der Fackel eins überziehen und sich davonmachen. Aber dann gehorchte er doch, gab der zeternden alten Vogelscheuche zurück was er ihm weggenommen hatte, und erleichtert spürte ich, wie die Anspannung aus meinen Schultern wich.
~"Gut. Jetzt nehmen wir aber den normalen Weg"~, meinte ich, und schlug den Rückweg ein, raus aus dieser vermaledeiten Gasse, zurück auf die grosse Strasse.
Von da war es ein leichtes den Weg zum Trajansforum zu finden. Unter den Arkaden war an vielen Stellen noch Licht. Zwar waren es kein Vergleich zu dem Leuchten, das Antiochia nachts erfüllte, aber es wirkte doch auch sehr mondän. Im Vorübergehen wies ich mit der Hand hinauf zu dem Reiterstandbild des grossen Trajanus, das sich imposant gegen den nächtlichen Himmel abzeichnete.
~"Das ist der göttliche Imperator Marcus Ulpius Trajanus, der Bezwinger der Daker"~, informierte ich meinen Parther. ~"Und jetzt brauch ich was zum Anziehen... Nimm das bitte mal."~Ich drückte Ziaar meine Paenula in die Hand, trat unter die Bogengänge zu den Märkten und steuerte gleich auf ein schickes Bekleidungsgeschäft zu. Wie schön, endlich mal wieder etwas anderes zu tragen als meine Militärtuniken! Ich liess mich von einem überfreundlichen Verkäufer beraten was denn gerade so angesagt war, und entschied mich nach längerem hin und her schliesslich für eine helle Tunika mit blaugoldenen Schmuckclavi und mit weitem Halsausschnitt, der sich in einer legeren Falte nach links legte, als ich sie überstreifte. Dazu eine passende Lacerna, dann noch ein Paar weiche Soleae mit apart beschlagenen Riemen... Kritisch drehte ich mich vor dem grossen Metallspiegel, liess die Lacerna schwingen und zupfte die Falten der Tunika hinter dem lockeren Gürtel zurecht. Ein bisschen nervös war ich schon, jetzt wo meine Verabredung später immer näher rückte. Naja, eigentlich ziemlich nervös. Und um keinen Preis wollte ich dieses langersehnte Wiedersehen mit einem modische Fauxpas eröffnen!
"Hm. Also ich weiss nicht. Diese Spangen an den Schultern sind schon etwas gewagt..."
Mit spitzen Fingern schob ich sie tiefer, dann wieder höher. Da ich dem Verkäufer nicht vertraute, wandte ich mich hilfesuchend an meinen Sklaven. Dem vertraute ich zwar auch nicht, aber ihm konnte es ja egal sein, ob ich hier was kaufte.
~"Was meinst Du, Tsiáhar? Geht das so?!"~
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