Das Schicksal kennt immer einen Weg …

  • Wenn ich dich viel früher am Stand gesehen hätte, wäre dein Händler verschont geblieben von der ganzen Aufregung. Es war außerdem eine Mutprobe für den Knirps, die er bis auf die verlorene Beute ganz gut erfüllt hat. erwiderte sie in Richtung Fiona, hielt ihrem finsteren Blick stand, bis Tilla zuerst den Blick senkte. Mein Name ist mein Name. Den darf keiner besitzen. fügte sie hinzu.


    Sie sah Pumillio an, nickte knapp zurück. Immer noch hatte sie keine Namensgebärde für ihn erfunden, außer dass sie ihn danach benannte was er vor ihren Augen gestohlen hatte. Denn dazu hatte sie eine Gebärde, ein kleiner Kreis mit Stiel und Wurzeln. Also gut, Äpfelchen, machen wir es so rum. Für dich heisse ich Mia und für Fiona eben Tilla. Und für Hektor Stupsnäschen. Und für Lucanus Mia-Tilla.


    Mit schiefgelegtem Kopf musterte sie den kleinen Jungen vor der großen Frau. Er und ich wollten machen, was wir am besten können, wenn man auf der Straße überleben will. nahm immer noch nicht das Wort in den Mund beziehungsweise in die Finger. Klar weiss ich, was die Soldaten machen werden wenn sie uns erwischen, aber wir sind so viele Straßenkinder. Du wirst es gar nicht glauben, aber man übersieht uns doch immer. Für die Passanten sind wir nichts und niemand. Oder hast du schon mal einem Straßenkind etwas geschenkt, was das Straßenkind brauchen könnte? Zum Beispiel deinen Umhang? Deine Schuhe? Ein paar Münzen für den nächsten strengen Winter? Eine ganze Wurst?


    Tillas Augen leuchten auf. Wir gehen Wurst essen. Oder wir gehen zurück, schauen nach ob Prisca wieder draussen ist. Ah verflixt, jetzt wusste Fiona warum sie hier auf eigene Faust herumstreifte. Sie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn und seufzte stumm. Das Leben in der Villa Aurelia machte sie unvorsichtig und weich, während die Starsse das Gegenteil forderte. Wir halten dich nicht weiter vom Einkaufen ab, Fiona. Stumm griff sie nach Pumillios Hand, nahm sie in die ihrige.

  • Einerseits hatte es Fiona ja sehr leid getan, solch harte Worte gegenüber den Kindern anschlagen zu müssen. Andererseits unterschätzten sie aber die Gefahr, in die sie sich begeben hatten. "Es geht nicht darum, ob es nur ein Apfel war, oder ob es ein Beutel mit Geldmünzen war. Diebstahl ist Diebstahl. Hast du denn niemanden, der sich um dich kümmert?" Sie hatte Mitleid mit dem Jungen. Beinahe hätte sie sich nun sogar selbst eingestehen müssen, welche Vorteile ein Sklavenleben hatten, verglichen mit denjenigen,die auf der Straße leben mußten.
    Tillas Gebärden zufolge hatte sie dem Anschein nach auch keine Einsicht gehabt. "Tilla, es ist völlig wurscht, ob du nun meinen Händler oder auch einen anderen Händler bestiehlst. Wenn ihr erwischt werdet, wird niemand mit euch Erbarmen haben. Du weißt doch wovon ich spreche!" Da sie nun schon einige Male mit Tilla zusammengetroffen war, kannte sie schon einiges aus ihrer Geschichte. Zumal sie Tillas Rücken immer noch sehr gut in Erinnerung behalten hatte.
    "Nein, ich muß gestehen, bisher habe ich ich noch nie jemandem, der bedürftig war, etwas geschenkt" Das mußte sie leider auch zugeben, aber der Grund dafür lag einfach an der Tatsache, daß sie ja selbst nichts besaß.
    Fionas strenge Gesichtszüge waren nun gänzlich verschwunden und ein sanftes gutmütiges Lächeln umschmeichelte nun ihre Lippen.
    "Ihr haltet mich nicht vom Einkaufen ab! Wißt ihr was, ihr könnt mir etwas behilflich sein. Einiges ist durch den Sturz kaputt gegangen.Das muss ich nun ersetzen. Aber ich habe noch etwas Geld übrig. Manchmal bekomme ich bei meinen Händlern auch etwas geschenkt. Wenn wir fertig sind, würde ich euch noch auf eine Wurst einladen! Na, was haltet ihr davon?"

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    Nachdenklich kratzte sich Pumilio am Hinterkopf. So ganz hatte er das jetzt nicht verstanden, warum er sie Mia und Fiona sie Tilla nennen sollten. Fragend und mit einem Schulterzucken blickte er zu Fiona, ob sie vielleicht wusste warum Til ... Mi … Tilla … Mia … du meine Güte, warum das Mädchen zwischen ihnen beiden einen Unterschied machen wollte. Andererseits war es auch egal, es waren schließlich ihre Namen und ihm persönlich gefiel 'Mia' ohnehin besser.


    Genauso egal war wohl auch die Diskussion um die Händler, und wen sie nun bestehlen durften und wen nicht. Tatsache war, dass Pumilio es wieder tun würde, auch wenn die Argumente der einen Sklavin durch aus plausibel klangen. Eher gelangweilt hörte Pumilio deshalb nur zu und machte sich so seine Gedanken, wie er am besten und schnellsten den Tränenstein wieder los werden könnte. Was wussten die Beiden eigentlich schon von dem harten Leben auf der Straße. So sauber wie die zwei Frauen gekleidet waren lebten sie sicher bei sehr reichen Herren, in sauberen Häusern, bekamen Kleidung, Schuhe und regelmäßig Essen!....Essen?


    Essen war genau das richtige Stichwort um darauf ein zu haken. "Au ja, eine Wurst wäre fein!", meldete sich Pumilio grinsend wieder zu Wort und nickte eifrig. Das wäre die Gelegenheit, um nebenbei schnell das Amulett bei dem Mann abzuliefern. "Ich weiß auch wo es einen guten Wurstverkäufer gibt! … nein, keine Angst ich werde ihn nicht bestehlen! …Es ist auch gar nicht weit von hier. Dort gibt es auch alles zu kaufen was du brauchst, Fiona", drängte Pumilio voller Begeisterung und deutete mit dem Finger in Richtung in die sie gehen müssten "Und solange ihr Frauen noch mit dem Einkaufen beschäftigt seid, kann ich mich ja schon mal um das Essen kümmern", meinte er noch ganz geschäftig und setzte sich damit auch schon in Bewegung ohne weiter darauf zu achten, ob Fiona und Mia ihm folgen würden.


    Sicher bliebe ihm genügend Zeit, um diesem Marduk das Amulett zu übergeben, die Belohnung zu kassieren und Mia davon etwas Schönes zu kaufen und das alles, ohne das es weiter auffallen würde … dachte Pumilio sich so einfach … wie so oft … zu oft ….

  • Ob Pumillio jemanden hatte, der sich um ihn kümmerte? Dem Anschein seiner Kleidung nach mit Sicherheit niemanden. Tilla rückte ihren Umhang gerade, den Pumillio schon gespürt hatte. Ich weiss, wovon ich spreche, aber hier auf der Straße, das ist ganz was anderes. Hier kannst du weglaufen und so schnell fort rennen wie deine Beine dich tragen. Bei deinem Herrn aber wirst du festgehalten, bis du das Wehren aufgibst und nicht weglaufen kannst. Es gibt überall Verstecke, in die man hineinschlüpfen und sich verstecken kann, sollten die Gegner zu nahe kommen. beharrte Tilla Fiona gegenüber. Vor allem die Verstecke, die in sich in gewisser Höhe und hinter Efeu oder anderes Pflanzengewächs sich befanden, waren meistens die nützlichsten.


    Sie sah Fiona forschend an, erhob die Hände um 'weiterzusprechen'. Und warum hast du noch niemandem etwas geschenkt wenn er oder sie es bitterlich nötiger hatte als du? Ich kenne niemanden, der sowas macht. Alle denken an sich und ihren Tagesablauf. Tilla sah zu Pumillio, ob er denn einverstanden wäre mitzugehen? Das klingt gut. bestätigte sie rasch, lächelte schon wieder. Dann zeig ihn uns! meinte sie noch und wurde schon von Pumillio mitgezogen. Schmunzelnd folgte sie ihm hintendrein und fasste Fiona an der Hand, um diese ihrerseits mitzuziehen. Das wäre doch doof, wenn sie sich im Gewühl der hin und her eilenden Passanten verlieren würden.


    Tilla reckte den Hals, versuchte einen Blick zum neuesten Ziel zu erhaschen. Wenn sie noch recht in Erinnerung hatte war da tatsächlich ein Markt. Ihre Gedanken mitteilen konnte sie nicht, hatte sie doch ihre Hände dem Kleinen und der Großen übergeben. Nach vielen vielen Schritten erreichten sie den Markt und ihre Nase erfasste den vertrauten Geruch von Würsten. Sie zupfte an Pumillios Hand, löste ihre aus der von Fiona, deutete in die Richtung eines Grillstandes. Da, guck mal. Treffen wir uns dort? fragte sie alle beide, zog artig die Sesterzen heraus, ballte die Faust um die Münzen.

  • Der Junge war sofort Feuer und Flamme für Fionas Vorschlag, zusammen eine Wurst essen zu gehen. Tilla jedoch gebärdete immer mehr auf Fiona ein. Sie hatte etwas Mühe, ihr zu folgen. Was sie über das weglaufen sagte, berührte sie sehr. War sie selbst schon so weit, daß sie aufgegeben hatte? Ihre Sehnsucht nach der Freiheit war tatsächlich abgeebbt. War sie bereits so abgestumpft, daß es ihr gleich war, ob sie nun frei war oder unfrei? Nein, gleich war es ihr sicher nicht. Sie hatte es sich nur abgewöhnt, ständig an die Freiheit zu denken. Tillas "Worte" hatten etwas in ihr ausgelöst, das sie nur schwer unterdrücken konnte. Doch vorerst wollte sie nicht darauf eingehen.
    Fast schon anklagend klang Tillas Frage, weswegen Fiona noch nie etwas verschenkt hatte. Sie wußte nicht, was sie darauf antworten sollte. Ganz verlegen brachte sie dann doch einige Worte hervor. "Ich , ich hatte niemals...Es stimmt! Es ist nicht gut, wenn jeder nur an sich denkt. Selbst wenn ich nur wenig habe, habe ich doch mehr, als die die nichts haben." Fiona lächelte versöhnlich. Dann wurden beide von dem Jungen weggezogen. Zwischen den Passanten bahnten sie sich ihren Weg und schon bald, lag dieser unwiderstehliche Duft von gebratenen Würstchen in der Luft.
    Am liebsten hätte Fiona sich gleich eine Wurst gegönnt. Aber es war schon richtig, zuerst sollte sie einkaufen gehen. "Gut, dann treffen wir uns hier, wenn wir mit dem Einkauf fertig sind! Tilla magst du mitkommen?" Fiona zwinkerte dem Mädchen freundlich zu.

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    Pumilio wusste eigentlich gar nicht so recht worüber er sich im Augenblick mehr freuen sollte. Die Tatsache, dass er bald schon seine Belohnung in Händen halten würde, oder die, dass er mit den beiden jungen Frauen zwei sehr nette Menschen kennen gelernt hatte. Vor allem Tilla, …ehm … Mia oder wie auch immer sie sich auch nennen wollte, fand Pumilio sehr nett. Und das sollte schon was heißen, wo der Knirps doch sonst nichts für Mädchen übrig hatte. Noch nicht, aber wenn ich mal groß bin, dann könnte sie mir schon gefallen, vielleicht, glaub ich … oder beide? hmmm? .. Joo..., dachte Pumilio so bei sich, grinste in sich hinein und zog Mia und Fiona einfach weiter an der Hand hinter sich her.


    Während sie sich durch das Menschengewirr hindurch langsam vorwärts drängten, drehte er sich bewusst nur selten nach den beiden um, denn momentan konnte er nicht direkt in Tillas oder Fionas Augen sehen. Sicher würden die beiden Frauen sofort bemerken, dass ihn sein Gewissen plagte. Aber gestohlen hab ich das Amulett ja nicht wirklich. Ich bring´s ja nur seinem rechtmäßigen Besitzer zurück und von der Belohnung soll Mia auch was sehr schönes bekommen!, redete er sich weiter tapfer die Lösung für seine Gewissensbisse ein und schob gleichzeitig mit seinen Gedanken einen weiteren Passanten zur Seite, um endlich auf den kleinen Marktplatz zu treten.


    Hier ganz in der Nähe befand sich auch die Taverne, in der dieser Mann sich mit seinen Gefolgsleuten einquartiert hatte. Hoffentlich ist er da, betete Pumilio und ließ erst jetzt Mia´s Hand wieder los. "Hier ist es, seht ihr!... Hier gibt es jede Menge Händler. Ihr könnt euch also ruhig Zeit lassen mit dem Einkauf. Und dort drüben ist der Würstchenhändler, den ich gemeint habe. Sein Name ist Titus. Dort treffen wir uns dann wieder, in Ordnung? … Ich werde ihm gleich Bescheid sagen, dass er schon mal seinen Herd anheizt … ich … muss … nur noch mal schnell weg ..hm… meine Sesterze verstecken gehen. Ich bin gleich wieder da, versprochen! … Also, bis gleich ihr beiden." Jetzt musste es irgendwie schnell gehen. Also deutete Pumilio ganz geschäftig herum während er drauf los plapperte und sich mit den letzten Worten von Fiona und Tilla verabschiedete. Flugs rannte der kleine Kerl auch schon davon und verschwand, vor den Augen der Frauen, in der Seitengasse gleich rechts von ihnen.


    ~~ in der Seitengasse ~~


    Sie werden mir schon nicht folgen, die haben genügend mit ihren Einkäufen zu tun …, hoffte Pumilio zumindest, denn bei seinem Vorhaben hätte er die beiden Frauen nur ungern dabei. Denn genau genommen wusste er nicht, was ihn gleich erwarten würde. Tief atmete Pumilio durch, aber das half auch nichts gegen das Herzklopfen, das er bereits an seinem Hals spürte. Nun musste er seinen ganzen Mut aufbringen, wenn er gleich diesem unheimlichen Mann gegenüber treten würde. Und mit jedem Schritt den er sich der Taverne näherte wurden wieder die Erinnerungen an das erste Treffen mit Marduk geweckt und ebenso schnell wuchs der Wunsch einfach umzudrehen. … aber dafür war es jetzt zu spät denn … wenn das Schicksal einmal seinen Lauf begonnen hatte, gab es kein zurück mehr …


    Schon erblickte Pumilio einen von Marduks Gefolgsleuten, der gelangweilt neben dem Eingang zur Taverne auf einer Bank saß und scheinbar vor sich hin döste. In seinem kindlichen Leichtsinn ging der Knirps einfach auf den Mann zu und stellte sich vor ihn hin. Dieser schien ihn nicht wirklich zu beachten, also holte Pumilio tief Luft und wollte dabei so selbstsicher wie möglich wirken." Salve .. .ich bin Pumilio. Ich ... Ich habe da etwas für Marduk. Ist er da? … Wir haben etwas geschäftliches mit einander zu besprechen. Ich bringe ihm nämlich das, wonach er sucht...denTränenstein …." Und kaum hatte das letzte Wort ausgesprochen, bereute er es auch schon fast wieder den Namen des Amuletts genannt zu haben. Das schien das Stichwort für den Kerl vor ihm gewesen zu sein, denn plötzlich erwachte dieser zum Leben. Zwar sagte er kein Wort, aber dafür packte er Pumilio einfach am Kragen, hob ihn daran hoch und zerrte ihn mit sich mit ins Innere der Taverne und die Stufen hoch zu jenem Zimmer, in dem das Schicksal schon seit Jahren nur auf Pumilio und diesen einen Tag gewartet zu haben schien ….

  • "Ich, ich hatte niemals... Es stimmt! Es ist nicht gut, wenn jeder nur an sich denkt. Selbst wenn ich nur wenig habe, habe ich doch mehr, als die die nichts haben." Mhm.. irgendwie.. war da doch was wahres dran, grübelte Tilla, blickte zu Fiona auf, die noch ein bisschen größer war als sie. Schon gut, es ist in Ordnung... Nur wenn du etwas gibts können sie darauf aufbauen. meinte sie dazu und schloß das Thema ersteinmal ab. Sie standen auf dem kleinen Markt wie immer mitten im Gewühl. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich irgendwie noch bei Fiona entschuldigen musste, weil sie wegen dem missglückten Vorhaben kaputte Sachen hatte und diese deswegen neu einkaufen musste. Immer noch umklammerte sie die Münzen von Prisca in der Faust. Ja, ich komme mit dir.


    Tilla blickte Pumillio an, der schon drauflos sprach und versuchte seinem Finger zu folgen, der beinahe überall hindeutete. Sie war versucht ihm den Finger hinunter zu drücken und zu meinen, dass man nicht auf andere Menschen deutete. Da sauste er schon weg... mit einer guten Begründung. ..meine Sesterze verstecken gehen. Tilla legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und liess den Blick schweifen. Wo konnte man hier denn bloß ein Versteck haben?


    Nunja.. sie fühlte nach ihrem Amulett und ertastete den kleinen vertrauten Buckel, der iirrtümlicherweise der Knoten ihres Umhanges war. Sie wollte das Schmuckstück jetzt wirklich nicht hervorziehen, nahm die Hand runter und tastete nach Fionas Hand, um sie behutsam festzuhalten. Gehen wir zusammen los? Ich will dich nicht verlieren. gebärdete Tilla mit einer Hand. Zuerst die Eier? Und was noch? Sie zog die Ältere mit sich oder liess sich von ihr zu einem Stand lenken, der die Waren anbot. An einem Tuchhändlerstand entdeckte sie etwas, was ihr Herz höher schlagen liess. Ein blaues Tüchlein mit grau eingestickten Delphinen! Mit großen Augen sah sie zu, wie es im Wind flatterte und von anderen Menschen befühlt und in die Hand genommen wurde. Ein tiefer Atemzug verliess ihre Brust. Sollte sie es mit ihren Münzen erwerben? Guck mal.. stupste sie Fiona an.

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    Das Schicksal eines Menschen mag vielleicht nur ein Gesicht besitzen, der Wahnsinn jedoch kenn viele …


    Und wenn man in das Gesicht von Marduk blickte, konnte man IHN darin sehr wohl erkennen. Den Wahnsinn, der sich in vielen Jahren langsam entfaltet hatte und diesen Menschen zu dem gemacht hatte was er heute war. Ein bedingungsloser Fanatiker, bereit, sein Leben ausschließlich seiner Göttin Neith und der einzigen Sache zu widmen, die gleichermaßen irrsinnig wie fantastisch war:


    Die Suche nach der Träne Poseidons und dem Mädchen, dessen Schicksal schon bei ihrer Geburt hätte besiegelt werden sollen. Vielleicht hatte das Mädchen aus diesem Grunde gar kein Schicksal - war wie eine unbeschriebene Tafel ... wer konnte das schon wissen … nur eines war gewiss: Das Mädchen und die Träne Poseidons waren untrennbar mit einander verbunden. Sie bildeten den Schlüssel zu dem, was für Marduk Reichtum und Macht bedeutete und ihn gleichermaßen den Verstand kosten würde


    Aber noch war dieses Kapitel nicht geschrieben und somit alle Wege des Schicksal offen ...


    Wirklich alle? … Nein, einen Weg hatte Pumilio bereits eingeschlagen und nun stand der kleine Junge, zitternd und unsicher in einem dunklen stickigen Raum, in einer der zahllosen Tavernen Roms. Bereit das Schicksal seiner Freundin neu zu schreiben. Nur war ihm das nicht wirklich bewusst, noch hielt er es für Verrat was er da tat. Im Augenblick zumindest nicht, aber das Gefühl etwas Unrechtes getan zu haben war da - und es blieb. Auch nachdem der Hüne, der ihn her geschleift hatte, den Raum längst wieder verlassen hatte.


    Bin ich allein? überlegte Pumilio still und spürte im selben Augenblick eine Gänsehaut über seinen Rücken laufen.


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    "Was willst du, Wurm?", erklang ein Stimme, leise und bedrohlich ruhig, aus einer der dunklen Ecken des Zimmers.


    "Ich … ich ... Ich bin Pumilio. Ich bin geschäftlich hier .. W ..w..wir hatten doch eine Abmachung … erinnerst du dich nicht mehr?", stotterte Pumilio und er spürte, wie sein Herz vor Angst bis zum Hals schlug.


    "Ha ha ha ….", ein widerliches Lachen schallte durch den Raum, dann erstarrte die Stimme wieder zu einem eisigen Flüstern: "Ich mache keine Geschäfte mit Würmern …" - Stille -


    "ähm, also .. Ich …ich doch, hatten wir!", widersprach Pumilio auch wenn seine Stimme zu versagen drohte. Er räusperte sich und versuchte schnell irgendwie zum Punkt zu kommen . "Also ich sollte für dich nach etwas Ausschau halten … dem Tränenstein!" Nun war es heraus und Pumilio wollte gerade einen Kloß in seinem Hals hinunter schlucken, doch soweit kam er gar nicht mehr …


    Ein Stuhl bewegte sich und in der nächsten Sekunde schnellte aus dem Halbdunkel eine Gestalt auf ihn zu. Eine Hand legte sich um Pumilios Hals, riss ihn nach oben und presste ihn zappelnd und röchelnd gegen die Wand in seinem Rücken.


    "Was ist mit dem Tränenstein?" Marduks Augen fixierten Pumilio wie die Schlange die Maus, in der vollen Absicht diese in den nächsten Sekunden zu töten und zu verschlingen. "Rede! - wo ist er, wer hat ihn?"


    Reden war gut! Pumilio bekam ja kaum noch Luft und das versuchte er dem Mann irgendwie mitzuteilen.


    "aaarghh … ch … krrrg …knne Luffff!!", röchelte er und endlich lockerte Marduk seinen Griff soweit, dass Pumilio etwas durchatmen konnten. "Puuuhh ….aaahh … also … der Stein… ja, ich .. Ich weiß wer ihn dir gestohlen hat … hatte. Ein Mädchen namens Tilla … aber das spielt keine Rolle … mehr .. ich hab ihn hier und möchte eigentlich nur meine Belohnung haben und dann wieder gehen! … Hier, hast du ihn ..." haspelte Pumilio panisch herunter und da er eine Hand frei hatte, fingerte Pumilio das Amulett aus seiner Tasche und hielt es eiligst hoch …


    "Du hast was?" Für den Bruchteil einer Sekunde schien Marduk zu erstarren, dann löste sich seine Hand um Pumilios Hals. Die Augen des Mannes waren starr auf den funkelnden Stein in Pumilios Hand gerichtet. Ganz vorsichtig nahm Marduk das Amulett entgegen, wog es andächtig in seinen Händen und das Lächeln eines Wahnsinnigen zeichnte seine Lippen.


    Pumilio war erleichtert, der Kerl hatte was er wollte und war überglücklich. "Ehm, gut nun da du ihn hast, was ist mit meiner Belohoooohh …." Der Schlag traf den kleinen Jungen unvermutet hart und schleuderte hn quer durch den Raum. Noch ehe Pumilio e so recht begriff wie ihm geschah, hörte er auch schon Marduks Stimme direkt über ihm und spürte dessen Fuß wie eine Schraubzwinge auf sein Gesicht hernieder drücken.


    "Nun hör mir gut zu, kleine Ratte! Ich werde dir jetzt nur einmal sagen was du nun zu tun hast. Und wenn du nicht folgst, dann zertrete ich dich wie einen Käfer! Verstanden? … Du bringst mich jetzt sofort zu dem Mädchen und keine Tricks, sonst schneide ich euch beiden die Kehle durch!", zischte Marduk mit eisiger Stimme und seine Drohungen verfehlten ihre Wirkung bei dem Dreikäsehoch nicht. Kunststück!


    ~~~


    Und so kam es, dass der völlig verschüchterte Pumilio den Irren und seine Gefolgsleute zu genau der Stelle auf dem Markt führte, an der er Tilla und Fiona zurück gelassen hatte. .. Und als sie aus sicherer Entfernung die beiden Frauen ausgemacht hatten, deutete Pumilio mit zitternder Hand in Richtung des Mädchens:."D..d..d..da,…d..d..d..das ist ... sie … bitte tu ihr nicht weh - ja??….bitte!"


    "Endlich! - nun kann der Kreis sich endlich schließen …", murmelte Marduk zufrieden ohne Pumilios Worte zu beachten. Seine kalten Augen fixierten nur noch das Mädchen und ließen es von nun an nicht mehr los ...

  • Zitat

    Original von Tilla Romania
    .... Gehen wir zusammen los? Ich will dich nicht verlieren. gebärdete Tilla mit einer Hand. Zuerst die Eier? Und was noch? Sie zog die Ältere mit sich oder liess sich von ihr zu einem Stand lenken, der die Waren anbot. An einem Tuchhändlerstand entdeckte sie etwas, was ihr Herz höher schlagen liess. Ein blaues Tüchlein mit grau eingestickten Delphinen! Mit großen Augen sah sie zu, wie es im Wind flatterte und von anderen Menschen befühlt und in die Hand genommen wurde. Ein tiefer Atemzug verliess ihre Brust. Sollte sie es mit ihren Münzen erwerben? Guck mal.. stupste sie Fiona an.



    Fiona nickte lächelnd und sie gingen zusammen los. "Nein, die Eier besorgen wir zum Schluß, sonst gehen sie wieder zu Bruch! Wir sollten zuerst die Gewürze besorgen und das Brot, dann noch das Fleisch, die Eier dann noch das Gemüse." Im Gedanken ging sie noch einmal die einkaufsliste durch. Hoffentlich hatte sie jetzt nichts vergessen! Aber noch ehe sie weiter darüber nachdachte, zog Tilla sie zu einem Stand. Es war ein Tuchhändler, der allerhand schöne Stoffe feil bot. Unter anderem fand sich dort ein blaues Tüchlein, das offensichtlich Tillas Aufmerksamkeit erregt hatte. Zwei Delphine waren darauf eingestickt. Fröhlich flatterte es im Wind.
    Tilla mußte nicht erst Fiona an stupsen, damit sie wußte, was in ihrem Kopf vor ging. Natürlich wollte Tilla das Tuch. Es war ja auch wunderschön und wirkte sehr edel. "Schön, nicht?", erwiderte Fiona.
    "Ich frage den Händler mal, was es kosten soll, ja?", bot sie an und sah sich sogleich nach dem Händler um.
    "Entschuldigung! Was soll das Tuch hier kosten?" Der Händler der bereits ein gutes Geschäft witterte, wandte sich mit einem freundlichen Lächeln an Fiona. "Für dich 20 Sesterzen, meine Schöne! Das ist echte Seide, weißt du!" Zwanzig Sesterzen! Das war sehr viel, wenn man kein Geld besaß! Unschlüssig sah sie zu Tilla, um ihre Reaktion zu sehen.

  • Vorletzt das Gemüse und zuletzt die Eier. Das Gemüse polstert dann die Eier... schlug Tilla neckisch lächelnd vor. Aufmerksam verfolgte sie wie Fiona den Händler ansprach. Ganz betroffen blickte sie den Händler an. 20 Sesterzen? In ihrer geöffneten Hand sah man fünf Münzen in der Sonne aufblitzen. Soviel? Und wenn ich ihm das hier gebe und dann den Rest abbezahle?? Das Tuch ist schön, ich würde es sehr gerne haben wollen. gebärdete sie Fiona entgegen, nachdem sie sich etwas vom Händler abwandte, um diesem nicht zu zeigen, dass sie stumm war. Die Menschen hielten nicht viel von Stummen. Den Restbetrag hatte sie sicherlich in ihrem Versteck des alten Stalles ganz in der Nähe vorhanden... hoffentlich!


    Vielleicht sollte sie der Älteren mehr davon erzählen, warum das Tuch sie so ansprach. Ich war neulich bei einem Ausflug von Aurelia Prisca am Strand und im Meer mit dabei. Sie war mit einem Mann baden. Ihr Leibwächter Hektor und ich waren in der Nähe, plötzlich waren ein Hai da. Ich wusste von irgendwoher, dass der geführlich ist. Ich habe die Delphine in höchster Not zu mir gerufen und versucht die Haie abzulenken. Da halfen die Säuger aus der Patsche und einer sprang aus dem Wasser mit funkelnden Augen mir entgegen. Hektor war plötzlich bei mir und hat mich aus dem Wasser gezogen. Ganz nass kamen wir an den Strand und Prisca hat mich nicht mehr angeguckt... dabei hab ich doch nur helfen wollen.


    Tilla liess einige Momente vergehen und 'erzählte' weiter. Viele Tage danach hat Prisca mich zu sich gerufen und ist mit mir in den Tempel zur Sybille gegangen. Ich habe die alte weisshaarige Frau nach meinem Schicksal gefragt, von ihr bekam ich eine leere Tafel zurück und habe geweint. Vom Tempel sind wir zurück in die Stadt gegangen. Prisca ist in gerade in einem Haus und ich soll mir, während ich auf sie warte, etwas schönes kaufen. Das Schöne ist dieses Tuch mit den Delphinen drauf... Tilla blickte sich suchend nach Pumillio um, trat von Fiona weg und sah schliesslich zu ihr auf, um ihre Antwort zu erhalten. Hilfst du mir mit dem Tuch? Ich mag es kaufen.

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    Jetzt nur keine Fehler machen! Ermahnte sich Marduk immer wieder selbst, während er sich durch die Menschenmenge hindurch auf die beiden Frauen zu bewegte. Der Hüne leckte sich über die trockenen Lippen und warf einen schnellen Blick in die Runde. Zufrieden stellte er fest, dass alle seine Männer ihre Posten bezogen hatten, denn keinesfalls durfte das Mädchen unbemerkt von hier verschwinden. Und damit dies nicht geschehen würde, hatte Marduk sich gleich mehrere Vorgehensweisen überlegt. Die Frage blieb nur, welche davon er einsetzen würde und müsste.


    Als er den Stand endlich erreicht hatte, sprachen die beiden Frauen gerade miteinander. Anscheinend wollten sie ein Tuch kaufen und feilschten um den Preis. Wer die rothaarige Frau war interessierte Marduk nicht wirklich, doch wenn es sein musste würde sie eben Teil seines Planes werden. "Salve! … ein schönes Tuch habt ihr euch da ausgesucht.", meldete sich Marduk mit durchaus sympathisch klingender Stimme hinter Tilla und Fiona zu Wort. Ja! Er konnte sich durchaus charmant geben, - sich verstellen, wenn es sein musste und dies war sozusagen ein Notfall.


    "Zwanzig sind allerdings zu viel du Halsabschneider! … Ich gebe dir zwölf für das Tuch mit den Delfinen!", übernahm Marduk einfach ungefragt die Verhandlungen. Er warf dem verdutzen Händler nicht nur die Münzen, sondern kurz auch einen solch vernichtenden Blick zu, dass dieser hastig nickend das Geld einfach nahm und ihm das Tuch ohne Widerworte überließ.


    "Für wen von den beiden Damen war das Tuch denn gedacht? … Hier bitte, darf ich es euch zum Geschenk machen?", wandte sich Marduk sofort wieder freundlich lächelnd an Tilla und Fiona und hielt das Tuch dabei unvermittelt zwischen den beiden Frauen hoch.


    So nah am Ziel. Jetzt nur keine Fehler machen! … Mal sehen, ob sie diesen Köder schlucken würden. Und wenn nicht, dann gäbe es eben andere Mittel und Wege … denn einen Weg kannte das Schicksal immer!


    verspätetes edit: Bild eingefügt und TippEx

  • Man konnte dem Mädchen die Enttäuschung ansehen, auch wenn man sie nicht so gut kannte. Zwanzig Sesterzen waren eindeutig zu viel für Tilla und auch zuviel für Fiona. Das Geld, das sie noch übrig hatte, reicht gerade mal so aus, um die Lebensmittel, die sie neu kaufen mußte, zu bezahlen. Eigentlich hatte sie gehofft, sich selbst etwas von dem Restgeld kaufen zu können, doch die Hoffnung hatte sie in dem Moment begraben, als der Einkaufskorb, mit sämtlichen Lebensmitteln zu Boden gegangen war.
    Aber Fiona war eine Frau, die nicht gleich beim ersten Mal aufgab. Warum sie das jetzt für Tilla machte, konnte sie selbst nicht so einfach beschreiben. Wahrscheinlich war es das schlechte Gewissen, gegenüber dem ehemaligen Straßenkind, das sie dazu trieb.
    "Findest du nicht, zwanzig Sesterzen ist ein bißchen zu viel? Das Tuch ist ja wirklich schön, aber was hältst du davon, wenn sie dir jetzt etwas gibt und den Rest zahlt sie später? Sagen wir, fünf Seterzen?" Fiona setzte ihr süßestes Lächeln auf, um den Händler zu umgarnen. Der aber winkte gleich ab. "Ihr wollt in Raten zahlen? Nein, nein, so was mache ich nicht! Nachher renne ich noch wochenlang meinem Geld hinterher! Zwanzig Sesterzen und keine Sesterze weniger! Wenn nicht, nehmt doch ein billigeres Tuch! Das hier! Das kostet nur 5 Sesterzen." Der Händler deutete auf ein unscheinbares Tuch aus Leinenstoff, das in ein tristes Grün gefärbt war Was das Seidentuch anbetraf, so war hart geblieben und Fiona sah traurig zu dem Mädchen hin. Heute sollte es nicht sein, daß sie Glück hatten.
    Tilla versuchte ihr nun zu erklären, warum es so wichtig für sie war, gerade dieses Tuch zu haben und so unternahm Fiona einen weiteren Anlauf.
    "Für sie wäre dieses Tuch aber sehr wichtig, verstehst du? Erst kürzlich wurde sie von Delphinen gerettet! Und sie hat eben keine zwanzig Sesterzen, sondern nur fünf. Wenn du es uns nicht verkaufst, dann hat sie nichts davon und du auch nicht! Na, wie wär´s?" Der Händler musterte die beiden Sklavinnen. Er sah nicht besonders gewillt aus, sich auf dieses Geschäft einzulassen. "So, sie hat also nicht so viel! Ihr beide seid doch gut gekleidet! Ihr müßt nur nach Hause laufen und Geld holen, dann könnt ihr auch das Tuch bezahlen."
    Langsam wurde Fiona ungehalten. weil der Händler so stur blieb. Andererseits wusste er vielleicht nicht, dass sie Sklavinnen waren.
    "Wir können nicht einfach nach Hause gehen, und Geld holen! Wir sind Sklaven! Komm Tilla, der will uns nichts verkaufen!" Sie nahm das Mädchen und wollte sie von dem Stand weg ziehen. Plötzlich trat ein Fremder zu ihnen an den Stand des Händlers und mischte sich mit ein. Er drückte den Preis auf zwölf Sesterzen hinunter und war dann auch noch so dreist und warf dem Händler die Münzen zu. Der war so verdutzt und eingeschüchtert, so daß er nichts mehr sagen konnte und einverstanden war.
    Fiona war mehr als erstaunt und konnte es kaum glauben. Der Mann imponierte ihr, auch wenn er etwas unheimliches an sich hatte!"Das Tuch ist für Tilla hier! Sie wollte ers haben. Danke!", sagte sie ihm und sah wieder zu Tilla. Eigentlich wollte sie so schnell wie möglich gehen. Der Fremde machte ihr Angst auch wenn er so freundlich war. Gerade, weil er so freundlich war!

  • Tilla schüttelte den Kopf bei dem Anblick des billigen Tuches und deutete vehement auf das Tuch mit den Delphinen. Das da soll es sein! bestimmte sie mit diesem stummen Fingerzeig und liess die Hand sinken. Fiona begann mit dem Händler zu sprechen. Tillas dunkle Augen flogen wie ein auf und abspringender Ball zwischen den beiden Menschen hin und her.


    Unbewusst auf den Lippen kauend verfolgte sie die gesamte Unterhaltung mit gespitzten Ohren und drückte beide Daumen, dass alles gut ausging. Der Händler verlangte dann noch, nach Hause zu gehen und die fehlenden Münzen zu holen. Noch einmal schüttelte Tilla den Kopf und zeigte einmal mehr auf das Tuch. Nichts da.. der Händler wollte es ihnen nicht verkaufen. Weil sie zu wenig Geld hatten oder weil sie zu gut gekleidet waren oder weil sie Sklaven waren? Was denn nun? Mit gesenktem Kopf ergriff sie Fionas Hand und wollte weitergehen.


    Plötzlich trat ein Mann zu ihnen und verhandelte mit dem Händler. Der Mann bekam das Tuch für weniger Münzen als den ersten Preis verkauft und hielt es ihnen hin. Fiona erklärte, für wen das Tuch gedacht war. Tilla strahlte überrascht auf, versuchte das Tuch zu fassen und in die Hände zu kriegen. Danke, dominus... für das Tuch! versuchte sie dem Mann mit langsamen Gebärden zu verstehen zu geben. Woher wisst ihr es? Gerade dieses Tuch mit den Delphinen gefällt mir! Vorsichtig zog sie das Tuch aus den Händen des fremden Mannes und drückte es selig lächelnd an ihre Brust. So also fühlte sich Seide an! Die Delphine schienen gerade zu aus dem Tuch herausspringen zu wollen. Wo blieb Pumillio nur?!? Sollte er nicht schon längst bei ihnen sein? Fiona? Siehst du meinen Freund, den Jungen, irgendwo? fragte sie die Freundin schnell, sah sich forschend um und streifte mit mehreren Blicken den Mann.

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    Tilla? Welch seltsamen Namen trägt die 'kleine Träne' da, schoss es Marduk durch den Kopf als er den beiden Frauen gegenüber stand und hoffte, dass er irgendwie und ohne großen Aufsehens sein Ziel erreichen würde. Die Gelegenheit war so günstig wie nie, obwohl der Ort gleichermaßen ungünstig und unberechenbar war. Zwischen all den Menschen und im Trubel des Marktgeschehens konnten er und seine Männer relativ unbemerkt agieren. Doch ebenso schnell konnte sich das Ganze zu einem riesen Wirbel entwickeln, wenn sie zu ungestüm vorgingen. Und am wenigsten wollte Marduk riskieren, dass hier am Ende noch die milites herum wimmelten. Also hieß es Ruhe bewahren und versuchen, die beiden Frauen irgendwie von hier wegzulocken. Denn nicht weit von hier gab es eine kleine dunkle Seitengasse, mit einem noch dunkleren Eingang zu einigen vergessenen Katakomben. Und diese wären perfekt geeignet um die Beiden - zumindest jedoch Tilla - unbemerkt aus Rom 'verschwinden' zu lassen… Und bis jetzt lief es ganz gut.


    Tilla war ja schon mal hellauf begeistert von dem unvermuteten Geschenk und schien nichts böses zu ahnen. Gut! Sehr gut! Nur weiter so … , freute sich Marduk insgeheim, während er sich ein ein wenig Small Talk mit den Beiden ein ließ. Die Zeichensprache der Stummen, sie war ebenso die Sprache der Straße und der Diebe, kannte Marduk nur zu gut. Also hatte er keine Probleme, die Gesten und Gebärden des Mädchens richtig zu verstehen. "Woher ich das mit dem Tuch weiß? Nun der sehnsüchtige Glanz in deinen Augen hat es mir verraten Tilla. … Du scheinst Delfine zu mögen, nicht wahr?", meinte Marduk mit süßer Stimme und ließ das Tuch, durch seine Finger hindurch, in die Hände des Mädchens gleiten, das schon ganz freudig danach gegriffen hatte.


    "Möchtest du nicht auch eines, hübsche Frau? Bitte nur zu, such dir eines aus! Nicht, dass es deiner natürlichen Schönheit irgend einer Zierde bedürfte, aber es wäre mir ein Freude und Ehre auch dir ein schönes Tuch überreichen zu dürfen. Man nennt mich übrigens Marduk und wie ist dein werter Name?", wandte er sich im selben Atemzug wieder gönnerhaft an Fiona. Hoffentlich hatte er damit nicht zu dick aufgetragen, denn die Rothaarige war anscheinend skeptischer wie die kleine Träne. Wobei das Kompliment an Fiona nicht einmal gelogen war, auch wenn es momentan nur als Mittel zum Zweck diente.


    Allerdings brachte ein kurzer Seitenblick auf Tillas Gebärden an Fiona, Marduk auf eine weitere Idee. Ach ja der Kleine genau! Den habe ich ja auch noch als Trumpf im Ärmel, fiel es ihm schlagartig wieder ein und so beschloss der Mann kurzerhand, die Neugier der Mädchen auf die Probe zu stellen. "Ach redet ihr da zufällig von Pumilio? … Ich weiß wo er ist und ich glaube er hat da etwas, was dir gehört Tilla.", warf er ganz nebenbei ein und war insgeheim froh, dass er sich vorhin den Namen dieses kleinen Wurms gemerkt hatte….

  • Natürlich war Tilla glücklich! Auf wundersame Weise war sie doch noch zu ihrem Tuch gekommen. Wer hätte ihr das auch verdenken können? Fiona freute sich auch für sie. Doch dieser Fremde war ihr unheimlich. Sie konnte nicht verstehen, warum dieser Mann so freundlich zu zwei unbedeutenden Sklavinnen war. Tillas Wachsamkeit, wohl ein Relikt aus ihrer Zeit als Straßenkind, war auf einmal wie weggeblasen. Ein paar freundliche Worte, die so zuckersüß waren, so daß man daran festkleben mußte, ließen Tilla aber auch Fiona unachtsam werden. Nun fehlte nur noch der Junge, dieser Pumilio. Fiona hielt Ausschau nach ihm, konnte ihn aber auch nicht erspähen. "Tut mir leid, Tilla. Ich kann ihn nicht erkennen."
    Diese ganze Situation war ihr äußerst suspekt! Als nun der Fremde auch sie ansprach und ihr ebenso eines der Tücher kaufen wollte, war Fiona erst davon angetan. Jede Frau wünschte sich ab und an etwas Hübsches. Warum also sich nicht auch eines der Seidentücher erwählen? Eine solche Gelegenheit kam nicht jeden Tag! Doch dann war es wieder da, ihr Mißtrauen, das sie nur selten im Stich ließ.
    "Ach nein, lieber nicht! Mein Herr ist sehr streng und wenn er das Tuch bei mir findet, denkt er sicher, ich hätte es gestohlen." Die Sklavin lehnte freundlich aber bestimmt ab.
    "Angenehm Marduk. Mein Name ist Fiona. Wie kommt es eigentlich, daß du…" Fiona konnte ihre Frage nicht zu Ende stellen, da Marduk mit einem Mal Pomilios Namen erwähnte. Rom mußte offensichtlich ein Dorf sein, dachte sich Fiona noch, wenn dieser Marduk ganz zufällig auch diesen Jungen kannte. Für Fionas Geschmack waren das einige Zufälle zu viel! "Äh, Tilla, ich glaube wir sollten besser..." Doch nun, da er den Namen des Jungen erwähnt hatte und noch mehr, er machte Tilla regelrecht neugierig, mit etwas, was der Junge angeblich von ihr besaß, war das Mädchen wohl nicht mehr länger zu halten. Jedes von Fionas warnenden Worten war nun nutzlos. Sie konnte aber Tilla auch nicht alleine in ihr Unglück rennen lassen. Also blieb sie bei ihr. Allerdings wollte sie auf der Hut bleiben, um nicht in eine Falle gelockt zu werden. Ganz unauffällig fühlte sie an ihre Tunika. Ja, es war noch da, ihr geheimes Messer, welches sie für gewöhnlich unter ihrer Tunika trug. "Du kennst also Pumilio? Das ist ja interessant! Woher denn, wenn ich fragen darf?"

  • An den Augen hatte der Mann ihren Wunsch das Tuch zu besitzen angesehen? Wenn sie einen Spiegel zur Hand gehabt hätte, hätte sie den verdächtigen Glanz ihrer Augen sicherlich überprüft. Fest drückte sie das erhaltene Tuch an sich und nickte. Si, ich mag Delphine... sie sind schön schlank und rank, können sich ganz schön schnell durchs Wasser bewegen und spritzen einen von oben bis unten nass. gebärdete sie feststellend, dass der Mann ihre Zeichensprache 'lesen' konnte. Die Beschreibung würde auch auf ihr ehemaliges Leben auf der Straße passen. Wenn Hunger und Durst qüälten versuchte man besser flinke Finger und schnelle Beine einzusetzen, bevor es allzu schlimm mit den eigenen Bedürfnissen wurde, die befriedigt werden wollten. Der Händler des Tuchstandes widmete sich längst anderen Käufern. Offenbar war ihr Exemplar das einzige Stück mit Delphinen drauf, denn der Händler zog keinen Nachschub hervor.


    Sie sah sich nach Fionas Worten selbst noch einmal nach dem Jungen namens Pumillio um. Er kommt bestimmt noch nach. Es ist gerade ziemlich voll. Äpfelchen weiss zudem, wo wir hinwollen. Nämlich zu dem Grillstand mit den Würstchen. Marduk bot auch Fiona an ein Tuch zu kaufen, doch diese lehnte ab. Tilla sah sie forschend an und legte sich dabei das neue Tuch um die Schultern, knotete es zusammen. Jetzt erfuhren sie auch noch, wie der Mann hiess. Nur kurz zog Tilla ihre Augenbrauen zusammen... seit wann stellten sich Zufallsbekanntschaften wie Marduk sich ihnen vor? Die meisten Passanten wollten dann eigentlich wieder ihrer Wege gehen.


    Tilla nickte Fiona zu. Ja, wir sollten weiter. Ich muss auch bald wieder zurück von da wo ich herkomme. stimmte sie zu. Marduk sprach schon wieder zu ihnen. Pumillio hatte etwas was ihr gehörte? Ein Lächeln überzog Tillas Gesicht. Ach nein.. wirklich? Mit den Händen tastete sie ihre Kleidung ab, suchte festzustellen, was denn fehlte. Ihre Fingerkuppen erkannten asbald die fehlende Schnur an der ihr Tränenstein hing. Das stumme Mädchen schüttelte entsetzt den Kopf, vergewisserte sich anhand ein zweites Nachtasten, dass ihr Amulett tatsächlich fehlte. Tilla wandte sich mit zorniger Miene an Marduk. Wo ist er? Er ist ein kluger Junge wenn er das mir gehörige wieder zurück gibt. Diebe bestehlen sich nicht einander! Die halten gehörig zusammen! Ich will ihn sofort sehen! gebärdete Tilla zornig aber auch enttäuscht. Mein Stein gehört mir alleine! Eine Lücke tat sich im vorbeiflanierenden Menschenstrom auf. Tilla deutete drauf und zog an Fionas Hand. Fiona, gehen wir zurück und suchen ihn! Das neue Tuch flatterte durch einen Windstoß auf und über Tillas Kopf hinweg, es versperrte Tilla die Sicht nach vorne.

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    Mit gleichbleibend freundlicher Miene musterte Marduk die beiden Frauen und nickte zu dem was Tilla ihm von den Delphinen erzählte. Es wunderte ihn nicht, im Gegenteil, Tillas Neigung für die Tiere und das Wasser bekräftigen sogar Marduks Überzeugung, dass sie die Richtige wäre für das, was sie vor hatten und wofür er jahrelang nach ihr, nach lacrima, der kleinen Träne gesucht hatte.


    "Nun wenn dein Herr so streng ist will ich natürlich nicht, dass du wegen einem einfachen Tuch in Schwierigkeiten kommst", wandte Marduk sich in der nächsten Sekunde wieder an Fiona und machte gar keine Anstalten sie weiter zu überreden. Gut sie wollte kein Tuch und das war ihm sogar recht. Es hätte sicher nur weitere Zeit verschwendet bis sich die Frau für ein Tuch entschieden hätte. Frauen brauchten doch immer eine Ewigkeit zum einkaufen und die Geduld hatte Marduk nicht.


    Er wollte hier so schnell wie möglich weg und von daher kam es ihm nur gelegen, dass auch die beiden wieder aufbrechen wollten. Seine Bemerkung über Pumilio zeigte auch Wirkung, wobei die Rothaarige weiterhin misstrauisch blieb.


    "Woher ich Pumilio kenne? Nun wir machen zusammen Geschäfte und in unserem Gewerbe ist Rom wie ein Dorf wenn du verstehst was ich meine … ", erwiderte Marduk nur lapidar und zwinkerte Fiona kurz zu. Seine Anspielung auf das Diebesgesindel würde sie wohl verstehen und wenn nicht würde ihn das auch nicht weiter jucken. Im Augenblick wollte er nur eines, nämlich weg von hier.


    Da kam unvermutet ein Windstoß und das Tuch flatterte hoch und über Tillas Gesicht. Jetzt oder nie! Nun setzte Marduk alles auf eine Karte und handelte:


    "Hoppla, na so was … warte ich helfe dir mit dem Tuch" Mit einer flüchtigen Handbewegung streifte Marduk das Tuch aus Tillas Gesicht, ordnete es wieder um ihren Hals und griff in der selben Bewegung auch schon nach Tillas Hand. Gleichzeitig gab er mit der anderen Hand das vereinbarte Zeichen an seine Männer.


    "Komm! Ich bring dich zu Pumilio … siehst du, dort drüben steht er schon!", rief Marduk hilfsbereit aus und zog Tilla an der Hand einfach mit sich mit. Quer über den belebten Markt hinweg bahnte sich der Hüne seinen Weg, hin zu einer kleinen dunklen Seitengasse, an deren Eingang tatsächlich der kleine Junge stand und zu ihnen herüber winkte.


    Was sie jedoch von hier aus nicht sehen konnten war das Messer, welches einer von Marduks Männern im Dunkeln an Pumillios Rücken hielt. Vielleicht bemerkten die Frauen auch nicht die übrigen acht Gestalten, die sich fast zeitgleich in Bewegung setzten und sich unauffällig hinter Marduk einreihten um ihn und die beiden Frauen abzuschirmen.


    Nun hing es ganz von Tilla und Fiona ab welchen Weg das Schicksal nähme. Je mehr sich Tilla sträuben würde, um so stärker würde Marduk zupacken und sie zur Not auch hinter sich her schleifen. Aber Marudk ging davon aus, dass sie freiwillig mit käme, da sie ja ihren Stein zurück haben wollte. Fiona hingegen beachtete er gar nicht mehr. Würde sie zeinfach stehen bleiben, hätte sie ihre Freundin hier zum letzten Mal gesehen. Würde sie dagegen Marduk hindern wollen oder ihn gar angreifen, wären seine Männer sofort zur Stelle.


    Am Eingang der Seitengasse angelangt wurde es dann für alle offensichtlich was Marduk geplant hatte.


    "Los los Beeilung, wir brechen sofort nach Ostia auf! Ihr Drei da, packt den Wurm zurück in seinen Sack und steckt auch die Frauen in Säcke, wir nehmen sie alle mit. Aber passt vor allem auf die kleine Träne auf. Iason, reite voraus und mach das Schiff klar zum auslaufen. Spätestens morgen Nacht will ich auf hoher See sein ...", erteilte er hektisch seinen Männern Befehle, von denen es plötzlich nur so wimmelte.


    "TILLA!! … ich wollte das nicht!", hörte man Pumilio kurz wimmern, dann wurde der kleine Junge gepackt, in einen der Säcke gesteckt und auf der Schulter eines Mannes davon getragen. Wieder andere entzündeten derweil Fackeln und schoben einen unscheinbaren Stein zur Seite, der einen Geheimgang verborgen hielt.


    Alles verlief schnell und scheinbar reibungslos. Vor ihnen lag der Weg hinab in die Ungewissheit, doch war das Schicksal damit schon besiegelt? Nun einen (Aus-)Weg gab es immer, zumindest für Eine …

  • Fiona wurde immer misstrauischer, je länger sich Tilla mit dem Fremden aufhielt. Das roch förmlich nach Ärger und am liebsten hätte sie das Mädchen von diesem schmierigen Kerl weg gerissen. Dieser Marduk war ihr überhaupt nicht geheuer! Was sich auch nicht änderte, als er ihr erklärte, woher es den Jungen angeblich kannte. "Aha, ihr macht Geschäfte! Soso!" Spätestens jetzt hätte sie Tilla nehmen und von hier fort bringen sollen. Aber sie tat es nicht. Das Mädchen was so vertrauensselig und hing förmlich an seinen Lippen. Eigentlich hätte sie doch vorsichtig sein müssen, denn schließlich war die doch einmal ein Straßenkind gewesen und hätte die Tricks solcher Gauner kennen müssen. Aber nichts von alledem. Tilla wich nicht von Marduks Seite. Fiona wurde immer unruhiger. Vielleicht war sie auch einfach zu übervorsichtig und später würde sich sogar herausstellen, daß dieser Marduk am Ende doch nur ein 'netter Kerl' war.
    Plötzlich erfaßte ein Windstoß die Gasse. Tillas neues Tuch wollte sich selbstständig machen, doch der nette Marduk kam ihr zur Hilfe. Was Fiona leider erst zu spät bemerkte, war Marduks Griff um ihr Handgelenk. Er zog sie mit sich fort. Fiona aber ließ er achtlos stehen. Sie folgte den beiden in eine Seitengasse. Und siehe da erschien ganz plötzlich Pumilio.
    Da stimmt was nicht, dachte Fiona noch. Nein! Da war etwas ganz gewaltig faul! Fiona versuchte die beiden aufzuhalten. Dieser Kerl hatte irgendetwas mit Tilla vor. Aber was wollte er denn mit einem Sklavenmädchen anfangen? Ihren Herrn erpressen, oder gar weiterverkaufen? Wenn sie jetzt nichts unternahm, dann verschleppte er Tilla einfach! Das konnte Fiona nicht zulassen. "He, du! Laß sie sofort los! Hörst du!"
    Aber zu spät! Einige Männer, die wie aus dem Nichts auftauchen, stürzten sich auf sie, und rissen sie mit sich fort. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, wollte schreien, aber ehe sie sich versah, hatte sie einen Knebel im Mund und fand sich kurze Zeit später in einem Sack wieder. Wo war Tilla? Was hatten die Kerle mit ihr vor? Und was geschah, wenn sie jetzt nicht wieder in die Villa zurückkehrte? Dann würde es heißen, sie sei geflohen. Fiona konnte sich ausmalen, was das hieße! Sie mußte sich ganz schnell etwas einfallen lassen! Nur was?

  • Marduk half ihr wegen dem aufgeflatterten Tuch, dass er ihr gekauft hatte. Sie liess sich helfen und wurde plötzlich von einer Hand erfasst, die zu dem Mann gehörte. Ehe sie sich versah, wurde sie rasant mitgezogen und musste mitlaufen, um nicht zu stolpern odrr zu Boden zu fallen. Lass mich... ich kann alleine laufen! gebärdete sie heftig den Kopf schüttelnd und versuchte seine Hand loszuwerden. Vergeblich, sein Griff war zu stark. Ich sehe ihn selbst. Lass mich endlich los! forderte sie noch einmal und überlegte sogar Marduk gegen Schienbein zu treten. Ihren Erfahrungen nach eine empfindliche Stelle der Männer und Frauen! Jetzt sah sie Pumillio und runzelte die Augenbrauen bei dem Anblick des Mannes hinter ihm. Du kennst aber viele Männer... gebärdete sie ihm kopfschüttelnd entgegen und brach ihre Gebärden abrupt ab, denn der Junge wimmerte ihr etwas zu, was gar nicht zu seinem Auftreten passte. Marduk rief weiteren Männern etwas von einer Reise nach Ostia und dass sie schnellstens verschwinden sollten.


    Tilla sah mit entsetztem Gesichtsausdruck mit an wie Pumillio vor ihren Augen in einen Sack gesteckt wurde. Dasselbe geschah mit ihrer Freundin Fiona! Nein! Lasst sie doch! rief Tilla stumm, wie betäubt. Sie konnte nicht fliehen! Einerseits wegen dem Tränenstein den sie zurückhaben wollte andererseits die Freunde nicht im Stich lassen. Sie wehrte sich emsig zappelnd gegen den Sack und sah als letztes die brennende Fackel, bevor der Sacköffnung über ihr zugezogen wurde. Uff... stöhnte das Mädchen auf wie es unsanft auf eine Schulter abgesetzt wurde. Tilla zappelte weiter, der Griff des unbekannten Trägers wurde stärker. Mit großen Augen versuchte sie durch die leinernen Sackwände zu spähen, irgendetwas zu erkennen. Sie hörte Pumillios Stimme und pfiff mit spitzen Lippen drei lange Töne. Ich bin hier! sollte dies heissen. Hoffentlich hörte Fiona sie! Tilla konnte nicht nach Hilfe schreien... sie war ja stumm. Die Töne kehrten als Echo wieder. Sie bekam einen Schlag auf den Rücken. AU! In ihrem Beutel klimperten die Münzen, die Prisca ihr geben hatte.

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    War es Zufall oder Schicksal, vielleicht beides? - Wie konnte es sonst sein, dass nach fast fünfzehn Jahren die Auserwählte wieder gefunden wurde und das Ritual somit endlich vollzogen werden konnte …


    Die Zeit, um darüber nachzugrübeln hatte Marduk nicht. Er machte sich augenblicklich nur Gedanken, wie er schnell und unbemerkt das Land verlassen und zurück nach Sais kehren konnte wo seine Königin Neith auf ihn wartete. Aber auch wenn Marduk darüber nachgedacht hätte was er da eigentlich tat, es hätte für ihn keinen Zweifel daran gegeben, dass er den rechten Weg beschritt. … In Wahrheit der Weg des Irrglaubens und des Wahnsinns, dem bereits so viele gefolgt waren und immer wieder folgen würden, wenngleich sie allesamt für die Geschichte der Menschheit nur Schall und Rauch waren …


    Für die Nachwelt vielleicht, doch für diese Fanatiker und einem Mädchen namens Tilla war es das Schicksal, welches nun geschrieben werden sollte….



    ~ In einem Pinienwald nahe Roms … ~


    Auf verborgenen und geheimen Wegen hatten sie die Stadtmauern hinter sich gelassen und nun streifte die Gruppe mit den drei Geiseln fast geräuschlos durch das kleine Wäldchen. Mittlerweile war es später Nachmittag und die Sonne warf immer längere Schatten zwischen den Bäumen hindurch. Marduk und seine Männer waren angespannt, denn die Zeit drängte und doch durften sie keine Fehler begehen. Endlich erreichten sie den vereinbarten Treffpunkt, eine Lichtung auf der bereits mehrere angebunde Pferde auf sie warteten.


    Marduk verschwendete keine Sekunde, er schwang sich auf das erstbeste Pferd und erteilte dabei knapp und leise gestikulierend seine Befehle:


    "Die kleine Träne kommt mit mir!", winkte er vom Pferd herunter und sofort wurde der Sack mit Tilla darin, quer über den Rücken seines Pferdes gelegt. Bequem war das sicher nicht für sie, doch darauf konnte nun keine Rücksicht genommen werden,


    "Und was machen wir mit dem Kleinen und der Rothaarigen?", wollten die übrigen Träger wissen.


    "Den Wurm nehmen wir vorerst mit und die Rothaarige?! … Hmm, … Scarus komm her! … Schneid ihr die Kehle durch und sorg dafür, dass man sie nicht sofort findet … Komm nach, so schnell du kannst denn wir werden sicher nicht auf dich warten, verstanden!", entschied Marduk nach kurzer Überlegung mit kalter Stimme und hob die Hand gleichzeitig zum Zeichen des Aufbruchs für die Anderen.


    Pumilio wäre eventuell noch hilfreich um Tilla gefügig zu halten. Eine dritte Geisel erschien dem Hünen jedoch zu riskant. Ohne auf eine Antwort zu warten trieb Marduk sein Pferd an und kurz darauf waren er und die übrigen Männer bereits auf dem Weg nach Ostia.


    Scarus nickte nur und sah seinen Kumpanen hinterher. Er dachte nicht darüber nach, warum ausgerechnet er die Frau töten sollte. Eigentlich dachte Scarus so gut wie nie, er führte nur Befehle aus und folgte der Verheißung seiner Königin. "Endlich geht es nach Hause …", brummte der Riese schließlich zufrieden und dabei zog er geübt einen Dolch unter seiner Tunika hervor. Damit drehte er sich um und schlurfte zu dem Baum hinüber, unter den er vorhin den zugebundenen Sack mit Fiona unbeaufsichtigt abgelegt hatte. Dass Fiona ein Messer bei sich trug wusste er ja nicht. Er hatte die Frau weder durchsucht noch hatte er in all der Hektik Zeit gefunden sie zu fesseln. Lediglich einen Knebel hatte man ihr verpasst.


    Leichtsinn? Nein, Scarus war groß und stark und hielt sich selbst für unbesiegbar. "So Kleines nun halt schön still, dann wird es auch nur ein bisschen weh tun!", rief er schon auf halben Weg und lachte laut über seinen eigenen schlechten Scherz. … Doch das Lachen sollte ihm schnell vergehen, als er den Baum endlich erreicht hatte …

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