Etwas verhangen waren der Morgen noch, der Tau und Nebel auf die Wiesen und Wälder rund um Mogontiacum zauberte. Dennoch war es an der Zeit, ein Opfer für die Götter darzubringen, denn die Bürger Mogontiacums brauchten ihren Schutz zu dieser Zeit besonders. Der Rhenus durfte nicht über die Ufer treten, anonsten gäbe es erhebliche Beieinträchtigung auf Seiten des Handels, zudem es auch noch gefährlich war was andere Dinge anbelangte, aber welcher Gott würde die Gemeinde Mogontiacums besser in Schutz nehmen als Rhenus selbst?
So hatte sich die Gemeinde Mogontiacums an der Rhenusbrücke eingefunden, um an dem öffentlichen Opfer teilzunehmen.
Phelan, der als Pontifex der Stadt für die Organisation und durchführung verantwortlich war, hatte beschlossen das Opfer direkt auf der Brücke - somit schwebend über dem Wasser - das Opfer zu vollziehen.
Er hatte sich einige Ministri, vor allem jüngere Knaben, beordert, die ihm dabei zur Hand gehen würden. Natürlich hatte er sich auch um die musikalische Begleitung gekümmert, nämlich die Flöten- und Lautenspieler.
Ein reges Gebrabbel herrschte in der großen Menschenmenge, so ergriff der junge Duccius kurz das Wort, um Ruhe zu schaffen und die Zeremonie einzuleiten. Nach der rituellen Reinigung seiner Hände folgte das Voropfer, bei dem die Bitten der Gemeinde vorgetragen wurden - nämlich das der große Rhenus sie vor dem übertreten des Rhenus auf die Ufer schützen solle - und kleine Dankesgaben wie Wein, Brot und Weihrauch dargebracht wurden. Nachdem der Pontifex das Voropfer mit der Drehung nach rechts abgeschlossen hatte, prozessierte er mit seinen Ministri und den Musikanten zu dem provisorischen Podest, auf dem ein einfacher Altar aufgebaut worden war.
Auf dem Altar war ein Ziegenbock, den ein Bauer der umliegenden Höfe gespendet hatte, angekettet und fieberte unruhig seinem ehrenvollen Ableben entgegen.
Als alle Opferhelfer ihren Platz eingenommen hatten sprach der Pontifex "Oh großer Rhenus, nimm diesen prachtvollen Ziegenbock an als dein gerechtes Opfer der Gemeinde Mogontiacums, lass den Rhenus nicht zum unkontrollierten Biest werden, welche die Ufer unter ihre Klauen zieht."
Während seinen Worten trafen die Ministri alle weiteren Vorkehrungen, damit der Victimarius "Agone?" verlauten lassen konnte, worauf Phelan dramatisch mit "Age!" antwortete und ihn somit aufforderte den tödlichen Schnitt an der Kehle des Ziegenbocks zu vollziehen. Das Blut floß zu seinem gerechten Zwecke..
Als es ausgeblutet war wurden die Vitalia entnommen und wurden nach Verus Gutachten in die Obhut des Haruspex gegeben, welcher nach gründlichen Prüfen "Litatio!" verkündete.
"Rhenus hat unsere Gebete erhört und das Opfer angenommen!" rief Phelan der Gemeinde entgegen, welche sich mit freudige Rufen äußerte. Jetzt galt es nur noch das Fleisch zu verteilen.