Wenn allzu spät der Morgen graut...

  • Dies war wieder einer jener Tage, den es, wenn es nach mir gegangen wäre, nicht hätte geben müssen!


    Noch schlummerte ich süß in meinem Bett und träumte so vor mich hin. Es war ein wunderschöner Traum, so rosarot, mit vielen Blümchen und netten Vögelchen. :D War es meine Zukunft, die ich da träumte? Nun, das wäre schön gewesen! Doch irgendwann hatte jeder Traum ein Ende und ich erwachte.
    Nanu, ich erwachte? Man hatte mich nicht geweckt? Die Sonne schien schon! Es war bereits lichter Tag! Wo war Ylva!!! Warum hatte sie mich nicht geweckt!!! Hatte ich ihr am Abend zuvor nicht klarmachen können, wie wichtig dieser Tag heute für mich war???


    Wutentbrannt sprang ich aus meinem Bett und wutentbrannt zog ich mir etwas über, um so in die Kammer meiner Leibsklavin zu gelangen. Heute wäre es an mir, sie zu wecken und ihr anschließend gründlich den Kopf zu waschen!


    "YLVA!" Mein Gebrüll musste wahrscheinlich in der ganzen Villa zu hören gewesen sein, doch das tangierte mich nur peripher! "YLVA, was zum Henker…" Abrupt versagte meine Stimme, bei dem Anblick der sich mir bot, als ich Ylvas Kammer betrat. "Ylva! Ylva? Oh Ylvachen , was ist los mit dir?" Meine Wut war wie weggeblasen. Meine arme Ylva lag au ihrem Lager, ganz grün im Gesicht und wand sich vor Bauchschmerzen.
    Geistesgegenwärtig rannte ich zur Tür und riß sie auf. "Hilfe!" schrie ich. Als plötzlich am anderen Ende des Korridors eine Sklavin auftauchte, wollte ich sie herbeirufen "He, du! Herkommen, sofort! Na los, mach schon, sonst mach ich dir Beine!"
    Besorgt wandte ich mich wieder zu meiner Ylva um, die wimmernd da lag. In meiner Besorgnis war ich unfähig, etwas zu tun. Was konnte ich auch nur tun?


    Sim-Off:

    Reserviert! :D

  • Seit einigen Stunden war ich jetzt schon auf den Beinen und ich merkte, je dicker mein Bauch wurde, umso anstrengender wurde alles für mich. Arbeiten, die ich sonst mit einer Leichtigkeit zu leisten vermochte, ließen mich nun immer schneller erschöpfen. So war ich gezwungen, immer wieder kleine Pausen einzulegen. Auch die Übelkeit plagte mich fast jeden Morgen. Aber wem hätte ich davon erzählen können? Jede andere Sklavin in diesem Haus hatte genug mit sich selbst zu tun und mir ging es vergleichsweise ja noch ganz gut. Also versah ich meine Arbeit und beklagte mich nicht.
    Ich war still geworden, seit der letzten Unterredung mit Aquilius. Noch stiller als sonst. Ich begann in meiner eigenen Welt zu leben und vermied es, mit meinen Gedanken nach außen zu gehen. In meiner Welt war ich nicht verletzbar.


    Ich war auf dem Weg nach unten, um im Hof etwas Luft schnappen. Dort traf man nur selten auf einen der Flavier, der dann dumme Fragen stellte, warum man nicht arbeitete. Allerdings kam ich nicht weit.
    Ganz plötzlich wurde eine der Türen zum Gang aufgestoßen und eine Frau, noch im Morgenmantel gehüllt, die mir nicht bekannt war, kam wie eine Furie herausgestürzt. Bei ihrem Hilfeschrei sah ich gleich auf und blieb erst einmal stehen. Was war denn nur geschehen und wer war diese Frau?
    Nach ihrer Kleidung zu urteilen und der Art, wie sie mich dann regelrecht anfauchte, musste es sich hierbei um eine der Herrschaften handeln.
    Ich ließ nicht lange auf mich warten. Zielstrebig steuerte ich das kleine Zimmer an, in dem sie wieder verschwand. Es war eine Kammer, ähnlich der meinen. Der Raum war auch eher nüchtern gehalten. Einfache, praktische Holzmöbel. Ein schmales Bett, ein Tisch ein Stuhl, das war alles. In dem Bett lag eine blonde Frau, der es sichtlich schlecht ging. Sie jammerte vor Schmerzen und hatte eine ganz ungesunde Gesichtsfarbe. Fragend sah ich die Frau an, die mich gerufen hatte. Sie war völlig aufgewühlt und fuchtelte hektisch mit ihren Armen in der Luft herum.
    Dann ging ich zu der Kranken und beugte mich über sie. Ich prüfte ihre Stirn, um herauszufinden, ob sie fieberte. Doch sie war ganz kalt.


    Sie hat kein Fieber. Was ist mit ihr passiert? traute ich mich zu fragen und war mir nicht sicher, ob ich mir damit nicht wieder einen Schwall übelster Schimpfworte eingehandelt hatte.

  • Ungeduldig wartete ich auf die Sklavin, die ich gerufen hatte. Als sie dann endlich Ylvas Kammer betreten hatte und mich dumm ansah, deutete ich mit einer energischen Geste auf meine Sklavin, die immer noch litt. Ihr Glück, daß sie sich Ylva sofort annahm! Ich indes ertrug das warten nicht. Vor der fremden Sklavin wollte ich mir aber nicht die Blöße geben und hilflos zu wirken.
    Kein Fieber, hatte sie gesagt! Den Göttern sollte mein Dank gewiss sein! Aber was erdreistete sie sich dann noch zu fragen? Ein Schauer der Empörung prasselte auf meinem Antlitz hernieder.
    "Was passiert ist? Was passiert ist, fragst du?! Nichts ist passiert! Was erlaubst du dir eigentlich? Wie sprichst du denn mit mir?" Noch ein falsches Wort und dann…ja dann... das musste ich mir noch überlegen. Wichtig war jetzt erst einmal, Ylva versorgt zu wissen! "Was ist mit ihr? Warum ist sie so grün im Gesicht?"
    Ich hielt diese Anspannung nicht länger aus! Ich wollte jetzt endlich wissen, was Sache war! JETZT SOFORT!
    "Ylva!" rief ich. "Ylva, kannst du mich hören? Was ist geschehen, Ylva?" Ich versuchte, auf meine Sklavin einzureden und hoffte, meine Fragen würden zu ihr durchdringen. Herrje, ich machte mir solche Sorgen! So lange Jahre hatte sie mich nun schon begleitet. Sie war auch in meinen dunkelsten Stunden bei mir gewesen. Auch wenn ich mich oft über sie ärgern mußte, es ging mir sehr nah, wie sie nun so da lag!
    "Ahh" entfuhr es Ylva und ich näherte mich ihr, um gegebenenfalls jedes Wort aus ihrem Mund zu erhaschen. "Mir is so schlescht!" Ganz leise sprach sie und krächzte so markerschütternd dabei.
    "Schlecht? Dir ist schlecht? Wovon ist dir schlecht?" Ich konnte mir das alles gar nicht erklären. Warum war es ihr nun schlecht? Hatte sie etwas Falsches gegessen. Nun, mir war nicht bekannt, womit die Sklaven der gespeist wurden.In dieser Beziehung war ich vielleicht auch etwas weltfremd. Doch hätte es tatsächlich am Essen gelegen, dann mußten auch andere Sklaven Schaden genommen haben.
    "Du, sage mir, ist auch dir schlecht?" fragte ich die fremde Sklavin,die auch so blaß um die Nase war und ach herrje, sie trug ein Bäuchlein vor sich her! Schwanger war sie also auch noch!

  • Diese Frau, wer immer sie auch war oder was sie war, konnte es nicht verbergen, wie aufgeregt sie war und wie sehr sie sich um ihre Sklavin sorgte. Denn das war diese Ylva wohl für sie. Das machte sie schon fast wieder etwas sympathisch. Doch diese Sympathie ließ schlagartig nach, als sie mich plötzlich anfuhr, so als hatte ich sie persönlich angegriffen. Erschrocken wich ich zurück.


    Es tut mir leid, domina!


    Ungeachtet meiner Entschuldigung begann sie auf Ylva einzureden und tatsächlich, nach einer Weile begann sich diese zu regen. Ganz offensichtlich hatte sie sich den Magen verdorben, was nicht sehr verwunderlich war, denn wenn man sich einmal den üblichen Sklaveneinheitsfraß genauer betrachtete, konnten einem schon Zweifel kommen, ob das alles koscher war. Im Laufe der Zeit hatte ich einen Weg gefunden, um auf Attalus´ Meisterleistungen in Sachen Sklavenspeisung verzichten zu können und einen weiten Bogen darum zu machen. Natürlich verlor ich in ihrer Anwesenheit kein Wort darüber, wie gut oder wie schlecht das Essen für die Sklaven war. Diese Frau war eine Fremde für mich und ich wusste auch nicht, wie ich sie einzuschätzen hatte.
    Als mich dann plötzlich ihre Frage nach meinem Befinden, wie aus dem Nichts kommend, traf, war ich erst etwas verwirrt. Warum wollte sie das denn jetzt wissen? Woher kam diese plötzliche Fürsorge?


    Ja, fast jeden Tag, antwortete ich wahrheitsgemäß, ohne einen Gedanken daran verschwendet zu haben, dass der Grund für ihre Frage ein ganz anderer gewesen war.

  • Irgendetwas schien hier nicht mit rechten Dingen zuzugehen! Meine Augen hatten sich verengt und forschenden Blickes sah ich mir diese Sklavin an, die offensichtlich versuchte, mir einen Bären aufzubinden! "So so, jeden Tag ist dir also schlecht! Entweder muss der Koch ein Dilettant oder ein Psychopath sein!" Langsam begann ich auf und ab zu gehen und hatte dabei immer noch die Sklavin im Auge. Als ich mich dann hinter ihrem Rücken platziert hatte, machte ich meiner Rage Luft. "Wofür hältst du mich eigentlich, hmm? Du glaubst wohl, du könntest dich lustig über mich machen?"
    Nun, eigentlich hatte ich heute eigentlich nicht geplant, mich mit einer fremden Sklavin herumzuschlagen und je länger dieses Trauerspiel andauerte umso weniger Zeit bliebe mir für mein eigentliches Vorhaben. Noch einmal sah ich zu Ylva, deren Zustand sich nicht im Mindesten gebessert hatte. Etwas musste geschehen und zwar sofort!
    "DU!" Streng dreinblickend sah ich wieder zu der Sklavin. "DU wirst jemanden herbeischaffen, der sich um Ylva kümmert. Sofort! Hier in diesem Haus muß es doch jemanden geben, der sich mit so etwas auskennt! Danach wirst DU heute Ylva vertreten! Hast DU mich verstanden?" Wahrscheinlich würde der Herr dieser Sklavin es verschmerzen, wenn ich mir sie heute kurzerhand auslieh. Außerdem würde dieser schwangeren Sklavin ein wenig göttlicher Beistand auch nicht schaden.
    "Sobald Ylva versorgt ist, wirst du mich entsprechend ankleiden und mich begleiten! Wie heißt du eigentlich?" Ungeduldig wartete ich nun, bis daß die Sklavin sich dazu aufraffte und endlich Hilfe für Ylva holen würde.

  • Was hatte ich den jetzt schon wieder falsches gesagt? Ich hatte doch nur die Wahrheit gesagt und die hatte rein gar nichts mit Attalus, dem schlechtesten Koch der Welt zu tun. Es war sicher richtig, Attalus war eine Mischung aus beidem, sowohl Dilettant als auch Psychopath.
    Als sie mich dann noch hinterrücks zusammenstauchte, fuhr ich erschrocken zusammen. Was hatte ich denn nur getan? Ich konnte ja verstehen, dass sie wegen ihrer Sklavin aufgebracht war aber warum liess sie all ihren Unmut an mir aus?


    Mir ist wegen der Schwangerschaft jeden Tag schlecht, domina, fügte ich noch schnell mit zittriger Stimme hinzu. Wie sie mich nur anschautute! Wenn Blicke töten könnten, wäre ich wahrscheinlich auf der Stelle tot umgefallen. Am liebsten wäre ich an einem anderen Ort gewesen, nur weg von hier! Aber es gab kein Entweichen.
    Wieder erzitterte ich, als sie mir sagte, was ich tun sollte und dabei immer wieder das DU stark betonte.
    Naja, jemanden herbeischaffen, der sich um ihre Sklavin kümmern würde, das war sicher das wenigste, was ich tun konnte aber für den Rest des Tages die Launen dieser Frau zu ertragen? Das war einfach zu viel des Guten!


    Aber domina, ich ähm…ja.


    Weiter, ls bis zu diesem Gestottere kam ich nicht, denn ihr durchdringender Blick schüchterte mich regelrecht ein und so schwieg ich besser.


    Ich heiße Bridhe, domina. Ich gehe und suche jetzt jemanden, der Ylva weiterhelfen kann.


    Mit diesen Worten huschte ich erst einmal aus der Kammer und war heilfroh, ihr vorerst entkommen zu sein. Ich überlegte kurz, wen ich denn holen könnte. Doch da fiel mir nur Mama Cungah ein. Also lief ich zu ihr und schilderte ihr kurz den Fall. Zusammen gingen wir beide zurück zu der Römerin und ihrer Sklavin.


    Domina, das ist Cungah, sie kennt sich etwas mit der Heilkunst aus.

  • Das war ihr Glück, daß sie sofort verschwand, um jemanden zu holen! Fassungslos sah ich der Sklavin hinterher. Es war mir einfach unverständlich, wie mancher doch so lasch im Umgang mit seinen Sklaven war. So etwas hatte es in Lutetia nicht gegeben! Mein Gemahl, so widerwärtig er auch zu mir immer gewesen war, hatte die Sklaven dort voll im Griff. Dort wagte niemand zu widersprechen, es sei denn, er wollte mit der Peitsche Bekanntschaft schließen! Ich persönlich hielt auch nicht viel von diesem dummen Gerede, über den humaneren Umgang mit Sklaven. Das war doch alles nur Mumpitz!
    Ungeduldig lief ich in Ylva Kammer auf und ab. Nach einer halben Ewigkeit kam diese Bridhe wieder und brachte noch eine weitere Sklavin mit, die so schwarz, wie die Nacht war. Nun war es wieder an mir, zu delegieren, so daß ich endlich angekleidet würde und man sich um Ylva kümmerte. "Na schön! Du wirst dich um meine Sklavin kümmern. Ihr ist schlecht. Tue, was du kannst! Notfalls schicke nach einem Medicus", befahl ich Cungah. Dann wandte ich mich wieder zu Bridhe. "Und nun zu dir! Du wirst mich nun ankleiden und dann wirst du mich in die Stadt begleiten! Verstanden?!" Mit dieser klaren Ansage, rauschte ich an der Sklavin vorbei, zurück in mein Cubiculum. Für mich war es selbstverständlich, daß sie mir sofort folgen würde. Ich wartete nur sehr ungern, besonders nach einem solchen Morgen!

  • Cungah sah mich nur ratlos an und ihr Blick sagte wirklich alles! Ich zuckte nur leicht mit den Schultern. Was hätte ich angesichts der impulsiven Dame auch anderes machen können.
    Die Nubierin beugte sich sogleich zu der Kranken hin und versuchte zu helfen. Währenddessen nahm Ylvas Herrin mich wieder in Beschlag und gab mir zu verstehen, wie der Rest meines heutigen Tages auszusehen hätte. Noch ehe ich mich versah, verließ sie auch schon die Kammer und stampfte zurück in ihre Räume. Missmutig folgte ich ihr. Das konnte ja heiter werden! Den ganzen Tag dieses Weib! Ich wusste nicht mal, mit wem ich es zu tun hatte und was sie heute alles in der Stadt vorhatte. Noch einmal sah ich mich zu Cungah um, die sich nun eingehend mit Ylva beschäftigte. Sie zwinkerte mir noch aufmunternd zu, was mir allerdings nicht wirklich half.
    Im Cubiculum der Flavierin sah ich mich erst einmal um. Geschmackvoll eingerichtet war es ja. Wie ich es bereits aber von Aquilius gewohnt war, ließ auch sie alles stehen und liegen, dort wo sie gerade gewesen war. Genauso auch ihre getragene Kleidung. Alles kreuz und quer im Raum zerstreut! Das musste so eine dieser flavischen Krankheiten sein. Wenn sie jetzt dachte, ich würde hier erst mal Ordnung schaffen, dann hatte sie sich aber gründlich geschnitten! Eigentlich hatte ich ja schon mit meinen eigenen Aufgaben genug zu tun. Da konnte ich nicht noch zusätzliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gebrauchen!
    Vorerst blieb ich mitten im Cubiculuim stehen, nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Weitere Anweisungen würden sicher nicht lange auf sich warten lassen.

  • Wenigsten hatte sie verstanden, was ich von ihr wollte! So manch einer dieser Sklaven stellte sich gerne etwas dümmer an , um sich so besser vor seinen Aufgaben drücken zu können.
    Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah ich mir sie erst einmal etwas genauer an. Dabei umrundete ich sie einmal, damit ich mir auch von allen Seiten ein Bild machen konnte. Trotz Schwangerschaft war sie doch recht dürr anzusehen! Wer sich nur an ihr vergriffen hatte, dachte ich verächtlich. Aber was interessierte mich das denn?
    "Nun gut! Wie ich bereits erwähnte, wirst du mir jetzt beim ankleiden helfen! Doch vorher wirst du mich dahingehend beraten, welche Farbe mir heute besonders gut steht, welche Tunika ich heute wählen soll, welcher Schmuck dazu passt und natürlich wirst du auch die passende Kosmetik dazu finden!"
    Wenn ich es hier nicht mit einem komplett vertrottelten Bauerntrampel zu tun hatte, würde sie nun sofort auf meine Garderobe stürzen und das Richtige finden. Falls sie so weit käme, würde sich alles andere von alleine finden. Ich war, was die Kompatibilität meiner Kleidung, dem Schmuck und dem Make up anbetraf, bestens ausgestattet.
    "Ja, was stehst du hier noch so herum? Dort drüben ist der Schrank mit meiner Garderobe!!" Dass man auch wirklich immer alles sagen musste! Als ob diese Sklaven nicht von selbst denken konnten!

  • Beraten? Ich? Ich kannte diese Frau doch gar nicht und hatte nun überhaupt keinen Schimmer, was denn jetzt so modern war und was die Frau von Welt trug. Ich war ja auch keine Frau von Welt und Aquilius auch nicht, worüber ich auch sehr dankbar war. Lieber hätte ich mich jetzt noch um zehn weitere Männer, wie Aquilius gekümmert, als um diese eine Frau. Und wieder einmal stellte sich mir die Frage aller Fragen, warum musste ich nur ständig an sämtliche Irre dieser Familie geraten?
    Unsicher näherte ich mich dem Schrank, da ich rein gar nicht wusste, was mich dort erwartete. Möglicherweise lauerten dort noch mehr Gefahren. Diesen Flaviern war mittlerweile alles zuzutrauen! Noch vorsichtiger öffnete ich die Tür und und ein Meer von Stoffen in allen möglichen Farben fiel mir ins Auge. Oh nein, in diesem Chaos jetzt das Richtige zu finden, war genauso schwierig, wie die Nadel im Heuhufen zu finden.
    Ich sah noch einmal zu ihr hinüber, um festzustellen, welche Farbe ihre Augen und ihre Haare hatten. Sie war in allem etwas dunkler als ich selbst. Also konnte ich nicht unbedingt von mir aus gehen, oder vielleicht doch? Wenigsten konnte ich von mir behaupten, auch ein weibliches Wesen zu sein. Also vielleicht etwas grünes oder blaues? Das hätte mir gefallen.
    Einen Versuch war es wert, dachte ich mir und zog eine seidene Tunika in grün heraus.


    Wie wäre es damit, domina?

  • Ich behielt die Sklavin genau im Auge und fragte mich, was ihre eigentlichen Aufgaben am Tage waren. Höchstwahrscheinlich war ich auf eines der Zimmermädchen gestoßen, die von alldem, was die Morgentoilette einer Dame betraf, schlichtweg keine Ahnung hatte.
    Erfreulicherweise fand sie doch bald den Weg zu meinem Schrank und begann darin herumzustöbern. Ungeduldig wartete ich. Es war schon spät genug und die Zeit drängte. "Nun, was ist?" fragte ich gereizt. Daraufhin präsentierte sie mir eine Tunika, die mir mehr als Zahnschmerzen verursachte. Ein Relikt aus lutetianischen Tagen, etwas, woran ich nicht erinnert werden wollte und so grün! Zu grün! Eigentlich wollte ich diese Tunika schon längst entsorgen lassen. "Bei allen Göttern, was ist in dich gefahren! Willst du mich vor aller Welt bloß stellen?" Voller Empörung ruhte mein Blick auf der Sklavin und ich konnte nur für sie hoffen, sie würde sich nun eines Besseren besinnen und dieses scheußliche Ding sofort aus meinen Augen zu entfernen. Offensichtlich hatte sie wirklich keine Ahnung, was aktuell en vogue war. Nun wollte ich ja auch nicht so sein. Für ihre Unwissenheit konnte sie am Ende gar nichts. Also bewies ich Großmut und half ihr etwas auf die Sprünge. "Derzeit ist in Rom die parthische Mode sehr im Kommen. Kein Wunder auch, schließlich haben unsere siegreichen Legionen diese Barbaren in die Flucht geschlagen!" Das behauptete ich einfach einmal, obwohl ich mir sonst nicht viel aus Politik machte. Auch den Kriegsverlauf hatte ich nur partiell verfolgt. Ich war nun eigentlich der Meinung, ihr damit geholfen zu haben.

  • Erwartungsvoll hatte ich ihr das Kleidungsstück entgegengehalten und so gehofft, die Sache auf die Schnelle lösen zu können. Mir hätte es gefallen. Auch die Farbe war schön. Aber ein Aufschrei der Ablehnung traf mich nur und ich zuckte zusammen. Was war denn nur falsch an der Tunika? Sie war weder zerrissen noch verschmutzt und hübsch war sie auch noch. Also was? Zu Fragen traute ich mich nicht. Tunlichst hing ich sie wieder weg, in den Schrank und schaute bei dieser Gelegenheit noch etwas genauer nach einer anderen Tunika um. Allerdings hier den Überblick zu behalten war ganz schön schwierig, angesichts der Massen an Kleidung, die in diesem Schrank untergebracht waren.
    Als sie dann noch erwähnte, was derzeit in Rom Mode war, sah ich sie nur noch verwirrter an. Parthisch? Was war das denn schon wieder? Darunter konnte ich mir nun gar nichts vorstellen. Bei der Erwähnung der Legionen, fiel es mir wieder ein. Natürlich, der Krieg gegen Parthia! Zu dumm, dass ich nicht mal wusste, wo Parthia überhaupt lag. Eines war sicher, im Nordwesten lag es sicher nicht, davon hätte ich gehört! Irgendwo hatte ich aufgeschnappt, dort wäre es so heiß, wie in einem Backofen. Nicht sehr angenehm! Aber wenn es dort wirklich so heiß war, welche Kleidung trugen die Menschen denn dort? Vielleicht etwas sommerliches, mit wenig Stoff? Aber wollte sie wirklich bei diesen Themperaturem etwas sommerliches anziehen? Dafür war es doch noch viel zu kalt. Sie würde sich einen Schnupfen holen und wäre dann krank, so wie ihre Sklavin jetzt. Aber was war das eigentlich mein Problem? Sollte sie doch tun und lassen, was sie wollte!
    Also suchte ich nach etwas sommerlichem und fand auch eine Tunika, aus einem locker fallenden violettfarbenen Stoff, die an beiden Schultern jeweils nur mit einer goldenen Fibel gehalten wurde. Die so entstandene Falte auf der Höhe des Brustbeines, gewährte so einen tiefen Einblick. Um das zu verhindern wurde sie mittels einer weiteren Fibel einfach zusammen gerafft.


    Ist diese hier besser domina?, frage ich sie, als ich mich mit dem Kleid in der Hand, zu ihr hin wandte.

  • Diese Sklavin verschwendete nur mein Kostbarstes, nämlich meine Zeit! Diesen Fetzen, den sie mir nun entgegen streckte war gänzlich inakzeptabel! "Meine Liebe, ich weiß nicht wo du herkommst, was du und deinesgleichen um diese Jahreszeit anziehst, oder was sonst in dich gefahren sein könnte, allerdings das hier ist eine glatte unverschämtheit. Damit hole ich mir ja den Tod! Wenn du mir also nicht augenblicklich ein geeignetes Kleid, meinetwegen in einem denzenten rot-Ton oder von mir aus auch etwas in einem angenehmen orange heraussuchst, dann wünschst du dir, niemals geboren worden zu sein!" Offenkundig halfen hier nur klare harte Worte und Drohungen, um bei diesem Beispiel an Inkompetenz weiterzukommen. Mir war natürlich im Traum nicht eingefallen, die Sklavin könnte etwaige Schwierigkeiten mit den Begriff parthisch haben. Aber was wußte ich schon, was alles im Kopf einer Sklavin herumspukte. Um ehrlich zu sein, belastete mich das wenig.
    Mein strenger Blick lastete auf der Sklavin, jedoch etwas in mir sagte, es würde den kompletten Tag in Anspruch nehmen, griff ich jetzt nicht ein.
    "Ach weißt du was? Komm, tritt zur Seite, ich suche mir selbst ein Kleidungsstück heraus." Unsanft schob ich die Sklavin zur Seite und legte selbst Hand an meinen Schrank.
    "Na siehst du, das wäre etwas passendes gewesen!"Mit einem Griff zug ich eine meiner Lieblingstuniken heraus und hielt sie ihr direkt vor die Nase. Dabei handelte es sich um eine grün-bläuliche Tunika, die mit kleinen Perlmuttblättchen bestickt war und in allen Farben schillerte. Ich nannte sie auch schrezhaft meine Nixentunika, da man vom aussehen einer Nixe glich, wenn man sich darin kleidete.
    Erwartungsvoll stand ich nun vor der Unwissenden und harrte darauf, daß sie wenigstens nun wußte, was zu tun war.

  • ICH WILL HIER RAUS!!!schrie es erbittert in mir. Allers sträubte sich in mir, noch länger hier zu bleiben! Mit jedem Wort wurde ich nervöser. Nein, ich hatte Angst! Darum, dass diese Irre mir oder meinem Kind etwas antun könne. Schnell ließ ich die Tunika wieder im Schrank verschwinden, als ich schon zur Seite geschupst wurde. Sie bediente sich nun selbst, da ich ihr ja anscheinend nicht das Richtige herausgesucht hatte. Etwas rotes oder orangenes wollte sie also. Gespannt sah ich ihr zu, wie sie mit einem Griff etwas herauszog, was alles andere als rot oder orange war! Es war eine Mischung aus grün und blau. Die Tunika sah noch nicht einmal schlecht aus, aber wie hätte ich auf solch eine Tunika kommen sollen? Diese Frau war unberechenbar! Sie machte mich krank! Ich fühlte auch schon wieder, wie es mir übel wurde. Hoffentlich ließ sie mich jetzt gehen!
    Aber ich hatte so das dumme Gefühl, sie wartete noch auf irgendetwas. Vielleicht sollte ich sie jetzt auch noch anziehen! Na schön, beim anziehen würde ich ihr ja noch helfen, aber dann musste ich irgendwie zusehen, dass ich Land gewann!
    Also nahm ich ihr das Kleid ab, das sie mir noch immer entgegenhielt. Vorerst legte ich es ab, denn zuwerst musste sie ja entkleidet werden, da sie ja immer noch im Morgenmantel ihr Unwesen trieb.


    Darf ich dich entkleiden, domina.


    Oh, wie ich das hasste! Zu dieser Schnepfe musste ich jetzt auch noch freundlich sein! Das viel mir besonders schwer. Aber wie sagte mein Vater immer, die Freundlichkeit bringt uns weiter. Na, hoffentlich hatte er da recht!

  • Süffisant kräuselten sich meine Lippen. Dieses kleine einfältige Ding ließ sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. Das mußte man ihr schon lassen. "Natürlich darfst du das," antwortete ich ihr herablassend und streckte ihr meine Arme entgegen, damit sie sogleich beginnen konnte. Natürlich war Ylva ihr haushoch überlegen gewesen, wenn es darum ging, mich zufrieden zu stellen. Darin konnte niemand ihr das Wasser reichen. Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei ihr um eine kleine Küchenmagd, die nur ganz zufällig auf dem Flur zu den cubicula der Familienmitglieder herumgegeistert war. Allerdings war sie für eine Küchenmagd doch recht gut und ansprechend gekleidet. "Du, sage mir, was ist deine Aufgabe in diesem Haus? Und wer ist dein Herr oder deine Herrin?" Möglicherweise war sie auch einfach nur die Gespielin einer meiner männlichen Verwandten. Das hätte dann auch einiges erklärt, wie zum Beispiel auch ihren schwangeren Bauch. Welch delikate Geschichte! Ich hatte einfach eine Vorliebe für Klatsch und Tratschgeschichten. Selbst dann, wenn er sich um Vorgänge handelte, die sich in der eigenen Villa zutrugen. Auf diese Weise war man ständig genauestens informiert. Ich war sogar dazu übergegangen, Ylva dafür anzusetzen, um mir die neuesten Neuigkeiten zu erfahren und diese dann mir zu berichten.

  • Vielleicht hatte ich ihr ja wirklich den Wind aus den Segeln genommen. Jedenfalls war sie nicht mehr so aufbrausend. Es musste etwas dran sein, was mein Vater gesagt hatte.
    Vorsichtig begann ich ich sie zu entkleiden. Dieses Szenario erinnerte mich doch sehr stark an meine jüngeren Geschwister. Nach dem Tod meiner Mutter war es meine Aufgabe gewesen, mich um das Wohl der Kleinen zu kümmern. Dazu gehörte dann auch das allmorgendliche Anziehen. Bei meinen kleinen Geschwistern konnte ich es ja noch verstehen. Sie waren einfach noch zu klein, um sich selbst anziehen zu können, aber sie hier war eine erwachsene Frau. Selbst Aquilius konnte sich alleine anziehen und der war auch noch ein Mann! Nur bei der Toga, dem unpraktischsten Kleidungsstück, das es auf der Welt gab, brauchte er Hilfe.


    Ich legte die getragenen Kleider zur Seite und griff nach der grün-blauen Tunika, die sie ausgewählt hatte. Schönes orange, dachte ich spöttisch und wollte sie ihr schon anziehen. Ihre Frage jedoch, ließ mich innehalten.


    Ich bin die Leibsklavin von Flavius Aquilius, domina.


    Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
    Wenige Minuten später hatte ich ihr die Tunika angezogen. Sie sah darin gar nicht mal so schlecht aus. Wenn ihr jetzt noch jemand die Haare hochsteckte und ihr ein wenig Farbe ins Gesicht malen würde, wäre sich ganz ansehnlich gewesen. Warum hatte ich nur dieses seltsame Gefühl, dass ich diejenige war, die das machen sollte?
    Oh Ylva, du schuldest mir nicht nur einen Gefallen!

  • Ich mußte ihr wohl ordentlich Respekt eingeflöst haben. Mit äußerster Vorsicht ging sie vor. Etwas anderes hätte ich auch nicht geduldet.
    Es erstaunte mich, zu hören, wem sie gehörte. Offensichtlich war sie nicht die Gänsemagd, für die ich sie zuerst gehalten hatte.
    "So, Flavius Aquilius! Das ist ja....interessant!" Während sie mir meine Tunika anzog musterte ich sie und mußte gestehen, daß mein Onkel durchaus Geschmack hatte. Nun ja, sie war vielleicht etwas blaß und dürr und... schwanger. Aber sonst, machte sie einen recht guten Eindruck.
    Mich beschlich der Gedanke, dieses Mädchen dachte schon, sie sei fertig! Weit gefehlt! Da meine Ylva heute leider unabkömmlich war, lag es nun an ihr, mich zufrieden zu stellen. Wahrlich keine einfache Aufgabe, die ich ihr stellte! Doch so war nun mal das Leben. Außerdem verschaffte ich ihr dadurch etwas mehr Abwechslung. Sollte sie doch froh sein, mir über den Weg gelaufen zu sein!
    "Ich nehme an, dein Herr wird die Villa bereits verlassen haben. Nun, dann darfst du mich heute in die Stadt begleiten, nachdem du mich noch frisiert und geschminkt hast," wies ich sie mit einem süffisanten Lächen an.
    "Dort drüben findest du alles, was du benötigst." Ich deutete auf meinen Komodenschrank, auf dem alle Utensilien zum Frisieren bereit lagen. Ich selbst begab mich auch dorthin und ließ mich auf dem davorstehenden Stuhl nieder.

  • Oh nein! Nicht auch das noch! Ich hatte doch gar keine Erfahrung damit, wie man eine Dame frisierte oder schminkte! Ich sah schon, der Tag endete in einer Katastrophe! Heute bereute ich es, nicht einfach nur eine gewöhnliche Küchensklavin zu sein. Dann hätte ich zwar Attalus ertragen müssen, aber das wäre leichter zu ertragen gewesen, als das hier!


    Ja, er hat schon früh das Haus verlassen, antwortete ich eintönig, ohne eine Emotion zu zeigen.
    Was blieb mir als anderes übrig, als zur Kommode zu gehen und eine Bürste zu nehmen und dann damit zu beginnen, ihre Haare zu bürsten? Ich tat es einfach und bürstete, was das Zeug hielt. Mit einigen Haarnadeln versuchte ich, ihre Haare hochzustecken, so wie ich es bei mir getan hätte. Ich gab mir dabei die größte Mühe. Allerdings bezweifelte ich, dass sie damit zufrieden war. Nach mehreren Versuchen hatte ich endlich etwas zustande gebracht, was sich sehen lassen konnte.
    Mit dem Schminken hatte ich nun gar keine Erfahrung. Schminke besaß ich nicht und brauchte sie eigentlich auch nicht. Sie würde das sicher anders sehen. Aber mir blieb nichts anderes übrig. Ich sah mir die Schminke in den Tieglchen an und überlegte, wofür man was brauchte.
    Das Rote war sicherlich für die Lippen. Das schwarze Pulver mußte dür die Augen sein.
    Ich schminkte einfach drauf los, so wie ich es für richtig hielt. Das Ergebnis war....grauenhaft! Wie bekam man das Zeug wieder ab? Mit Wasser? Vielleicht gefiel es ihr aber auch so!


    Domina, ich glaube, ich bin fertig!

  • Eine wahre Stimmungskanone war diese Sklavin nun wahrlich nicht! Allein der Klang ihrer Stimme verkündete von wenig vorhandener Motivation. Jede andere Sklavin wäre in einen hysterischen Freudentaumel verfallen, hätte man ihr aufgetragen, mich in die Stadt zu begleiten. Diese hier machte überhaupt keine Anstalten, sich darüber zu freuen.
    Wenigstens war sie eifrig damit beschäftigt, meine Haare zu frisieren. Zwar war sie etwas grob dabei, doch wenn das Ergebnis akzeptabel war, wollte ich dies gerne über mich ergehen lassen. "Au! Zieh mir nicht so an meinen Haaren," zischte ich sie an, damit sie nicht übermütig wurde.
    Nachdem sie meine Frisur fertiggestellt hatte, nahm ich meinen Handspiegel zur Hand, um zu begutachten, was sie geschaffen hatte.
    Eigentlich war ich ganz zufrieden, mit dem, was ich sah. Meine Miene verriet nichts über mein gefallen oder missgefallen. Ich nickte nur absegnent und erwartete nun, geschminkt zu werden. Damit fing sie auch sofort an. Ich war schon guter Hoffnung, dieser Tag, so schrecklich er auch begonnen haben mochte, würde doch noch eine Wendung erfahren. Eine Wendung zum Guten. Ich wähnte mich bereits in einer der flavischen Sänften, die mich hinein in die Stadt trug.
    "Du hast wohl Erfahrung damit, wie man eine Dame frisiert. Wem hast du vorher gedient, bevor du in den Haushalt meines Onkels kamst?" Noch war ich zufrieden mit ihr. Noch hatte ich nicht in den Spiegel geschaut. Jedoch war es nur eine Frage der Zeit, bis ich das tat. Als ich es getan hatte, war ich mehr als erschüttert!
    Ich stieß einen spitzen Schrei aus und warf angewidert meinen Spiegel zu Boden. "Was, was hast du aus mir gemacht? Mach das weg! Mach das sofort weg!" Das Bild, welches sich mir geboten hatte, war gelinde gesagt, verabscheuenswürdig! Mein Gesicht war völlig entstellt. Glücklicherweise handelte es sich nur um Schminke, die auch wieder leicht zu entfernen war.

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