[Officium] Tribunus Laticlavius Titus Aurelius Ursus

  • Seine Hand zitterte, als ihm die Schriftrolle einfach entglitt, nachdem er sie gelesen hatte. So lange hatte Ursus keinen Brief von Zuhause mehr erhalten und sich auch schon große Sorgen deswegen gemacht. Und nun dies! Er schloß für einen Moment die Augen und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Wie konnte das nur sein? Wie konnte Fhionn so etwas tun? Und warum hatte es niemand verhindert? Er hatte doch geschrieben, was Matho für ein Tyrann war! Der Brief schien nicht angekommen zu sein. Anders konnte Ursus sich das alles nicht erklären. Und nun war nicht nur Matho tot, sondern auch Fhionn!


    Und Tante Camilla... Irgendwie ging die Nachricht über ihren Tod ein wenig unter durch den Schock über Fhionns Tat. Das hatte Tante Camilla auch nicht verdient. Ursus schloß abermals die Augen und atmete tief durch. Es schien fast, als würde ein dunkler Schatten auf der Aurelia liegen. Zürnten ihnen die Götter?


    Zögernd griff Ursus nach einer leeren Schriftrolle und zur Feder.



    Ad
    Marcus Aurelius Corvinus
    Villa Aurelia
    Roma
    Provincia Italia




    Salve, Marcus!


    Bestürzung ist wohl der einzige Begriff, der auszudrücken vermag, was mich beim Lesen Deines Briefes bewegte. Ich sitze, immer noch ganz betäubt von den Nachrichten, hier in meinem Officium und die Feder sträubt sich, vernünftige Worte auf das Papyrus zu setzen. Das wichtigste vielleicht vorneweg: Ich will Fhionns Tat, von der ich aufs äußerste entsetzt bin, nicht beschönigen. Doch was ich von Caelyn über Matho gehört habe, scheint mir eher noch eine Untertreibung gewesen zu sein. Wer weiß, was ich noch erfahren werde, wenn sie hört, dass er tot ist. Insofern scheint es zumindest erhebliche Gründe für Fhionns Tat zu geben, denn hier hat sie keinerlei Aggression gegen Matho gezeigt. Und das kann doch nur bedeuten, dass es seit dem Aufenthalt hier noch schlimmer mit ihm geworden sein muß. Leider wird dieser Brief Dich nicht mehr rechtzeitig erreichen, um etwas an ihrem Schicksal zu ändern, das sich wohl schon lange erfüllt hat.


    Hast Du eigentlich meinen letzten Brief gar nicht erhalten? So wie Du es schreibst, muß ich wohl davon ausgehen. Ich berichtete Dir darin, was ich über Matho gehört habe und was er Siv angetan hat. Vielleicht hätte dieser Brief beider Leben, Mathos und Fhionns, retten können, wäre er angekommen! Ihr Götter… was hat Fhionn nur getrieben, so etwas entsetzliches zu tun? Hier machte sie doch noch einen ganz vernünftigen und fleißigen Eindruck. Unfaßbar!


    Und Tante Camilla ist gestorben! Ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr diese Nachricht mich trifft. Dabei hatten wir doch so gehofft, dass sie sich wieder erholt! Nun, natürlich bin ich etwas enttäuscht, erst jetzt davon zu erfahren. Aber nüchtern betrachtet, was mir allerdings im Moment ausgesprochen schwer fällt, muß man sagen: Ich hätte doch ohnehin nichts zum Trost tun und nicht zur Bestattung kommen können, so gerne ich auch anwesend gewesen wäre. So bleibt mir nur, sie in meiner Erinnerung zu ehren und ihrer in meinen Gebeten zu gedenken.


    Ich habe mir schon seit einiger Zeit große Sorgen gemacht, weil kein Brief mehr kam. Und zu Recht, wie ich jetzt feststellen muß. Das schlimmste ist, dass ich so weit weg bin und nichts tun kann, um zu helfen. Doch mein Tribunat währt nicht mehr lange. Wir sind schon dabei, die Vorbereitungen für die Rückreise zu treffen. Dies wird dann wohl auch der letzte Brief sein, den ich euch aus Germanien schicke.


    Für die Villa hier in Mogontiacum habe ich mittlerweile einen neuen vilicus eingestellt. Sein Name ist Sextus Satrius Livianus. Er wurde mir von verschiedenen Seiten als sehr zuverlässig empfohlen. Damit aber nicht noch einmal so etwas geschieht, wie mit dem letzten, habe ich Deinen Klienten Artorius Raetinus gebeten, hin und wieder mal nach dem Rechten zu sehen. Dein Einverständnis vorausgesetzt, habe ich ihm ebenfalls einen Satz Schlüssel übergeben. Ich halte ihn für absolut vertrauenswürdig und hoffe, dass Du darin mit mir übereinstimmst.


    Genaue Berichte über meine Erlebnisse hier gibt es dann nach meiner Rückkehr. Ich bin wirklich sehr erleichtert, dass ihr anderen wenigstens gesund seid. Bitte grüße alle von mir und umarme Minervina, Helena und Prisca in meinem Namen zum Trost.


    Mögen die Götter ihre schützenden Hände über die Aurelia halten.


    Vale,


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    Mogontiacum, ANTE DIEM XIII KAL IUL DCCCLVIII A.U.C. (19.6.2008/105 n.Chr.)



    Nachdem der Brief endlich vollbracht war, rief Ursus einen Legionär, übergab ihm das nötige Geld und die versiegelte Schriftrolle und schickte ihn, für die Versendung Sorge zu tragen.

  • Primus war wieder fit, nachdem er von der Wache geweckt worden war ist er wie jeden Morgen seine 10 Meilen gelaufen und hat sich eiskalt abgeduscht.
    Zwar war er dann kurz etwas kleiner,...aber bis in die Zellen frisch.
    Er stand nun, vor der Türe seines Kommandanten und sah an sich herunter,...er rückte nocheinmal die Spatha gerade und klopfte dann an.
    Debei ging ihm verschiedenes durch den Kopf,...sollte er den scheidenden Kommandeur um sein Einverständnis für sein Examen secundum einholen oder doch eher bei seinem Vorgestzten Decurio Gracchus?



    Sim-Off:

    Klopf#*# Klopf#*#

  • Ursus kämpfte sich gerade durch die Listen und Unterlagen, die er alle noch auf den letzten Stand bringen wollte, bevor er die Legio II verließ. Immerhin wollte er seinem Nachfolger einen ebenso ordentlichen Arbeitsplatz hinterlassen, wie er ihn vorgefunden hatte. Und so hatte er sich schon sehr früh am Morgen, direkt nach dem allmorgendlichen Training, ins officium gehockt und angefangen zu arbeiten. Natürlich rechnete er nicht damit, jetzt schon gestört zu werden.


    "Herein", rief er einigermaßen überrascht über die frühe Störung und blickte auf um zu sehen, wer da eintreten würde.

  • Primus tart ein und schloß die Türe wieder hinter sich.
    Dann trat er vor den Schreibtisch, salutierte und meldete,
    Salve mein Tribun! Nuntio!
    Alle 25 Mann und die Packpferde sind wieder im Castellum! Wir hatten auf dem Weg keinerlei Zwischenfälle , alle Equites und alle Pferde sind wohlauf.

  • Ursus erwiderte den Salut. "Salve, Duplicarius Terentius", erwiderte er den Gruß und hörte sich dann die Meldung an. "Hervorragend, ich wußte ja, daß ich mich auf Dich verlassen kann. Die Mission war eine anstrengende Angelegenheit. Ich gewähre den Männern der II. und III. Turma heute eine freien Tag, richte ihnen das aus. Ihr habt ihn euch wahrhaftig verdient. Wenn das alles war, darfst Du wegtreten." Anscheinend waren die Männer durchgeritten. Doch da mischte Ursus sich nicht ein. Wenn einer wußte, was er den Tieren und den Männern zumuten konnte, dann war es der Terentier.

  • Primus nahm das Lob an und erwiederte,
    Mein Tribun,...ich werde es den Männern ausrichten! Vielen Dank!
    Primus salutierte, zögerte kurz,...dann überwand er sich und fragte,


    Mein Tribun, darf ich dich in einer privaten Angelegenheit sprechen?

  • Seine verräterische Augenbraue hob sich, als er Primus angesichts dieser Frage überrascht musterte. "Ja, natürlich. Frage nur." Er war direkt neugierig, was der Terentier wohl für eine private Angelegenheit auf der Seele hatte.

  • Primus dachte sich, daß es hier nur um eine Formalie ging,...von daher kam er ohne Umschweife zur Sache.


    Mein Tribun, zum einen möchte ich das Examen secundum bei der Academia ablegen,...brauche ich dafür auch eine Empfehlung meines vorgesetzten Offiziers?


    Es könnte ja sein, daß er mit Bestehen des ersten Examens automatisch zur Berechtigung einer weiteren Teilnahme gelangt war.


    ...und zum anderen möchten wir zu Ehren deines Abschieds ein kleines Hockeyspiel zwischen den Infanteristen und der Reiterei veranstalten,...die IV. würde es wagen...

  • Lange hatte Reatinus überlegt, was er dem scheidenden Tribun als Abschiedsgeschenk überreichen wollte. Der Centurio erachtete es als selbstverständlich, dem Mann etwas zum Abschied zu überreichen, hatte Ursus ihn doch aus einer unheilvollen Situation gebracht, gut gearbeitet und sich als ehrenvoller Mann erwiesen. Nach langem Kopfzebrechen, was er dem Aurelier kaufen sollte, entschied sich Reatinus für eine nicht ganz günstige Statue. Reatinus trug sie unter dem Arm, als er anklopfte. Sie hatte ungefähr die Größe seines kräftigen Oberkörpers und war sehr dekorativ gefertigt. Scheinbar aus einem wertvollen Stoff gefertigt, so viel verriet zumindest der Preis des Gegenstands. Als Dreingabe hatte Reatinus in der anderen Hand noch eine volle Amphore Wein, laut Händler aus dem sonnigen Hispania. Das hatte ihn nun nicht übertrieben viel gekostet.


    So mit vollen Händen musste Reatinus also mit den Fußen aklopfen...


    *klopf, klopf, klopf*


  • Ursus runzelte nachdenklich die Stirn. "Nun, wenn Du bereits das erste Examen abgelegt hast, gehe ich doch davon aus, daß Du auch die weiteren ablegen darfst. Sollte es da Probleme geben, stelle ich Dir gerne eine entsprechende Empfehlung aus. Ich glaube aber, daß sie unnötig sein wird." Vor allem, wenn Primus wirklich befördert wurde, wäre es sehr angebracht, daß er mit der Ausbildung an der Academia weitermachte.


    Die weiteren Worte von Primus entlockten Ursus ein erfreutes Lächeln. "Ich weiß zwar nicht genau, was dieses Hockey sein soll, doch ich freue mich sehr darüber, daß ihr dies zu meinen Ehren abhalten wollt. Natürlich wird es anschließend ordentlich was zum feiern geben, das hatte ich ohnehin geplant. - Nach einem solchen Spiel schmecken Fleisch und Bier doppelt gut."

  • Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Lange hatte Reatinus überlegt, was er dem scheidenden Tribun als Abschiedsgeschenk überreichen wollte. Der Centurio erachtete es als selbstverständlich, dem Mann etwas zum Abschied zu überreichen, hatte Ursus ihn doch aus einer unheilvollen Situation gebracht, gut gearbeitet und sich als ehrenvoller Mann erwiesen. Nach langem Kopfzebrechen, was er dem Aurelier kaufen sollte, entschied sich Reatinus für eine nicht ganz günstige Statue. Reatinus trug sie unter dem Arm, als er anklopfte. Sie hatte ungefähr die Größe seines kräftigen Oberkörpers und war sehr dekorativ gefertigt. Scheinbar aus einem wertvollen Stoff gefertigt, so viel verriet zumindest der Preis des Gegenstands. Als Dreingabe hatte Reatinus in der anderen Hand noch eine volle Amphore Wein, laut Händler aus dem sonnigen Hispania. Das hatte ihn nun nicht übertrieben viel gekostet.


    So mit vollen Händen musste Reatinus also mit den Fußen aklopfen...


    *klopf, klopf, klopf*


    Das Klopfen klang ja schon ein wenig merkwürdig. Doch dachte sich Ursus nichts weiter dabei. Bei der Legio hatte er nun schon so viele Merkwürdigkeiten erlebt, daß es auf eine weitere schon gar nicht mehr ankam. Nichts ahnend forderte er den Besucher mit einem deutlichen "Herein" zum eintreten auf.

  • Endlich ertönte das "Herein!" von innen, welches der Tribun in seiner Laufbahn sicherlich perfektioniert hatte, denn klang dieses immer besser und vor allem unüberhörbarer. Mit dem Ellenbogen drückte Reatinus die Türklinke runter und schob die Tür mit der Schulter, bis sich diese öffnete und Reatinus freie Bahn in die Schreibstätten des Tribunen gewährte. Mit kurzen, schnellen Schritten, beladen mit Amphore und Statue eilte er zum Schreibtisch des Tribunen, noch im Laufen grüßend: "Salve, Tribunus!". Ein wenig grinsen musste Reatinus bei dem Gedanken ja schon, wie er so chaotisch in das Officium raste.


    Wenige Sekunden später legte Reatinus die Statue und die Amphore vor dem Aurelier ab. Dann erklärte er, weshalb er gekommen war: "Verzeih bitte meine Eile, ich wollte nur, dass nichts zu Schaden kommt.", er legte eine kurze Pause ein, "Ich habe lange überlegt, ob und was ich dir zum Abschied kaufen sollte. Mir ist die Idee gekommen, etwas zu kaufen, was lange währt. Und da kam diese hübsche, reich verzierte Statue doch sehr in Frage. Als Dreingabe noch eine Amphore Vinum. Laut Händler aus dem sonnigen Hispania. Hoffentlich freut dich mein Abschiedspräsent, Tribunus.". Darstellen sollte die Statue Iuppiter, den wichtigsten Gott eines jeden Römers.


    Sim-Off:

    -->WiSim! :)

  • Ursus staunte nicht schlecht, als die Tür etwas rüde aufgestoßen wurde und Raetinus hereinstolperte und seine Last schließlich abstellte. Schmunzelnd beobachtete Ursus die kleine Szene und hörte dann aufmerksam zu. "Oh... Das... das ehrt mich sehr", sagte er mit ehrlicher Freude. Die Statue war wirklich wunderschön! Und hatte gewiß nicht wenig gekostet. Doch natürlich sagte er das nicht, das hätte Raetinus nur beleidigt, denn immerhin hatte er sich wohl etwas dabei gedacht. Auch wenn er Ursus damit ein wenig beschämte, denn er hatte kein Gegengeschenk. Zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht. "Hab vielen Dank, diese Statue ist ein wahres Kunstwerk. Sie wird einen Ehrenplatz erhalten, dessen kannst Du Dir sicher sein. Wollen wir nicht gleich einmal testen, ob der Händler die Wahrheit gesagt hat?" Er nahm zwei Becher vom Regal und stellte sie auf den Tisch. Dann öffnete er die Amphore und füllte die Becher. Natürlich verdünnte er den Wein mit Wasser, sie wollten sich ja nicht betrinken.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus


    ...vor allem, wenn Primus wirklich befördert wurde, wäre es sehr angebracht, daß er mit der Ausbildung an der Academia weitermachte.
    Die weiteren Worte von Primus entlockten Ursus ein erfreutes Lächeln. "Ich weiß zwar nicht genau, was dieses Hockey sein soll, doch ich freue mich sehr darüber, daß ihr dies zu meinen Ehren abhalten wollt. Natürlich wird es anschließend ordentlich was zum feiern geben, das hatte ich ohnehin geplant. - Nach einem solchen Spiel schmecken Fleisch und Bier doppelt gut."


    Primus nickte verstehend und beschloß im Notfall darauf zurück zu kommen.
    Die Unkenntnis des Aureliers war nur zu verständlich...
    Nun dieses Spiel kommt aus Gallien und ist ein Zeitvertreib der Schäfer...sie treiben mit ihren Stöcken einen kleinen Ball in ein Tor,...jede Mannschaft hat ein solches Tor und versucht den gegner daran zu hindern den Ball im eigenen Tor einzubringen,...ich habe es schon ein paarmal gesehen,...es ist leicht zu erlernen und sehr schnell.


    Er nahm Haltung an und meldete sich ab,...
    Vale,...mein Tribun!

  • Das klang ja durchaus spannend. Ursus nickte Primus zu. "Vale, Duplicarius Terentius." Dieses Spiel würde sicher eine amüsante Sache werden. Es war doch wirklich nett von den Männern, so etwas zu seinen Ehren zu veranstalten und Ursus fühlte sich dadurch ziemlich geehrt. Zeigte es doch, daß sie den "Etappenhasen" - er hatte mittlerweile herausgefunden, daß senatorische Tribune diesen Spottnamen trugen - anerkannten. Und das war so gut wie eine Auszeichnung, denn die Soldaten waren durchaus wählerisch.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Ursus staunte nicht schlecht, als die Tür etwas rüde aufgestoßen wurde und Raetinus hereinstolperte und seine Last schließlich abstellte. Schmunzelnd beobachtete Ursus die kleine Szene und hörte dann aufmerksam zu. "Oh... Das... das ehrt mich sehr", sagte er mit ehrlicher Freude. Die Statue war wirklich wunderschön! Und hatte gewiß nicht wenig gekostet. Doch natürlich sagte er das nicht, das hätte Raetinus nur beleidigt, denn immerhin hatte er sich wohl etwas dabei gedacht. Auch wenn er Ursus damit ein wenig beschämte, denn er hatte kein Gegengeschenk. Zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht. "Hab vielen Dank, diese Statue ist ein wahres Kunstwerk. Sie wird einen Ehrenplatz erhalten, dessen kannst Du Dir sicher sein. Wollen wir nicht gleich einmal testen, ob der Händler die Wahrheit gesagt hat?" Er nahm zwei Becher vom Regal und stellte sie auf den Tisch. Dann öffnete er die Amphore und füllte die Becher. Natürlich verdünnte er den Wein mit Wasser, sie wollten sich ja nicht betrinken.


    Reatinus sah an der Gestik des Tribunen, dass das Geschenk ihn wirklich erfreute, was Reatinus seinerseits in Freude versetzte. Er sputete sich, noch schnell die Türe zu schließen, ehe er sich die Freiheit nahm, vor dem Tribunen Platz zu nehmen. "Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich so frei bin und mich setze.", scherzte Reatinus. Da Ursus jedoch vor hatte, Wein einzuschenken, verstand er es als in Ordnung, sich zu setzen. "Da sage ich nicht nein, Tribunus! Danke sehr!", bedankte sich Reatinus und nahm einen Schluck des Weines zu sich... er war köstlich. Der Händler schien nicht gelogen zu haben. "Scheint, als hätte der Händler die Wahrheit gesprochen.".

  • "Entschuldige. Natürlich, setz Dich nur", wäre eh zu spät, etwas dagegen zu sagen, nicht daß er das vorgehabt hätte, "Ich bin so überrascht, daß ich ganz meine gute Manieren vergesse." Ursus lachte. Das war ihm wirklich schon sehr lange nicht mehr passiert.


    Er hob den Becher, prostete Raetinus zu und trank dann von dem Wein. Und der war wirklich ein hervorragendes Tröpfchen. Ursus nickte anerkennend. "Nein, hat er wahrhaftig nicht. Das ist ein ausgezeichneter Wein. Ich weiß gar nicht so recht, was ich sagen soll zu diesen herrlichen Geschenken, Raetinus. Außer... danke." Er hatte die vertrauliche Form der Ansprache gewählt und hoffte, daß Raetinus es so verstehen würde, daß er im Gegenzug ebenso diese Form wählen durfte.


    Für einen Moment entstand eine Gesprächspause, während sie einfach den Wein genossen. Dann kam Ursus auf eine Sache zu sprechen, die ihm schon seit einiger Zeit auf der Seele lag. "Sagt Dir eigentlich der Name Duccius Lando etwas?"

  • Reatinus lachte mit dem Tribunen. "Mach dir nichts daraus. Manchmal vergisst man es einfach!", stellte der gebürtige Centurio fest und nahm im Anschluss darauf doch gleich noch einen Schluck Vinum und ließ ihn die Kehle hinuntergießen. Gutes Vinum war doch immer wieder etwas Feines!


    Als sich Ursus bei ihm bedankte, senkte Reatinus ein wenig verlegen den Kopf. Er stotterte zuerst, was er denn darauf sagen sollte, dann jedoch kam er wirklich zu Wort... "Ach, Tribunus... nichts zu danken, ich schulde dir eh so Einiges.". Es freute Reatinus, dass sich der Aurelier so herzlich bei ihm bedankte. Das geschah nicht oft in der Legion. Instinktiv wusste Reatinus, dass sie ein Privatgespräch hatten und bemächtigte sich auch der privateren Form der Konversation. Reatinus blickte jedoch erstaunt drein, als Ursus Duccius Lando ansprach. Von diesem Geschlecht hatte er durchaus etwas gehört, doch so ganz wollte ihm der Name nichts sagen. "Ich habe schon von den Ducciern gehört, doch der Name sagt mir nicht besonders viel, Ur...", unterbrach Reatinus, "...Tribunus.".

  • "Ursus ist schon ganz in Ordnung", grinste Ursus und hob den Becher zum anstoßen. "Wir sind hier ja unter uns. Und überhaupt ist meine Dienstzeit hier so gut wie abgelaufen." Da konnten sie doch wirklich auf die Förmlichkeiten verzichten, auch wenn Ursus wußte, daß sie da draußen vor den Männern notwendig waren.


    "Schade, daß Du ihn nich kennst. Er... beunruhigt mich irgendwie, auch wenn er nichts getan hat, was wirklich verwerflich wäre." Er blickte in seinen Becher und zuckte mit den Schultern. "Zum einen ist er einer der Geschäftsführer der Freya Mercurioque. Sie bewegen sich im Rahmen der Gesetze, ja. Aber sie sind ganz klar dabei, ein Monopol zu bilden. Kleine Händler haben es inzwischen sehr schwer, gegen sie zu bestehen, irgendwann werden sie den Markt hier in Germanien vollständig beherrschen. Und das kann dann Preisdiktat bedeuten." Doch das war vielleicht nur die Spitze des Eisberges.


    "Ich weiß natürlich nicht alles über ihn. Eigentlich nur, was er mir selbst erzählt hat. Er ist ein Germane. Vom Volk der Cheruski. Und die sind doch unsere erklärten Erzfeinde seit dem Verrat des Arminius. Seinen Worten konnte ich entnehmen, daß er wohl von dort geflohen ist, doch wollte er auf die näheren Begebenheiten nicht eingehen. Er erzählte, daß er bei den Ducciern Arbeit gefunden hätte. Und hier kommt der erste Punkt, der mich irgendwie mißtrauisch machte. Sie haben ihn adoptiert, weil er gut gearbeitet hatte. Ich meine... eine Adoption, zumal wenn sie mit der Verleihung des Bürgerrechts einhergeht, sollte schon irgendwie ... bedeutendere Gründe haben, findest Du nicht? Er wollte mir auch nicht sagen, zu welchem germanischen Volk die Duccier eigentlich gehören. Weißt Du, ob auch sie Cheruski sind? Ich meine, sie haben ziemlich viele hohe Positionen inne in dieser Provinz, findest Du nicht? Ich will niemanden beschuldigen, sie haben bisher nichts ungesetzliches getan. Doch ich finde, man sollte die Aktivitäten dieser Familie - und vor allem von Duccius Lando - im Auge behalten." Er hatte sehr ernst gesprochen und nahm jetzt noch einen Schluck Wein. "Ich hatte schon überlegt, mit dem Legaten darüber zu sprechen. Doch im Grunde ist es albern und er würde mich wohl auch für paranoid oder so halten. Es ist nicht mehr als ein ungutes Gefühl. Dieser Lando ist ein undurchsichtiger Kerl, der sehr intelligent und ständig auf der Hut ist."

  • "In Ordnung.", sprach Reatinus lächelnd und war sich gewiss, zumindest innerhalb der vier Wände von Ursus auf persönlicher Ebene mit ihm sprechen zu können. Danach stieß er mit dem Tribunen an.
    Reatinus war nicht diese Art von Wirtschaftskenner, als dass er sich qualifiziert über die Freya Mercurioque äußern konnte. Aber er erkannte, dass Preisdiktatur in übertriebenen Rahmen für niemanden gut gehen konnte. "Nunja, um Preisdiktatur mache ich mir keine Sorgen. Ein breiter Teil der Bevölkerung verdient weniger als du oder ich, und wenn sie nichts verkaufen, ist das ein Stich in das eigene Fleisch.", dachte Reatinus laut nach, "Aber ich kann deine Bedenken verstehen.". Danach lauschte Reatinus weiterhin aufmerksam den ernsten Worten des Aureliers. Dass die Duccier Germanen waren, oder zumindest einige bei sich hatten, war nun nichts absolut Neues, doch sie bekleideten gute Positionen. Ursus schien ein gesundes Misstrauen gegen diese Familie zu hegen, doch nicht ganz unbegründet, wie Reatinus schien.
    "Ich denke, wenn die Duccier zu weit gehen, wird man sie schon in ihre Schranken weisen. Die absolute Macht haben im Imperium als auch in Germanien andere Leute. Der Kaiser, die Statthalter, aber auch das Militär. Letzteres ist hier in Germanien allgegenwärtig und übt auch einen Teil davon aus, was die Ausübung von Gesetzen angeht. Ich würde mir keine Sorgen machen, solange es im Rahmen bleibt, Ursus. Sollten sie etwas Falsches im Schilde führen, werden sie vielleicht an Grenzen stoßen. Und diese Grenzen sind kalte, harte Mauern, auf die man lieber nicht prallt. Mach dir nicht so viele Sorgen, Ursus.".

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