Schon vor längerer Zeit hatten sie das Drängen der Menschen auf den Märkten verlaßen und sich durch die Straßen von Rom geschlagen, der Hauptstadt, aus der so manch einer der Soldaten stammte, die noch vor wenigen Wochen im fernen Parthia gegen die feindlichen Truppen gekämpft hatte. Während Hannibal einige Schritte vor jenen parthischen Kriegsgefangenen lief, der das Pech hatte dadurch in die Sklaverei gekommen zu sein, sah er immer mal wieder über seine Schulter zu dem Mann zurück. "Sprichst Du besser Griechisch oder Latein?", fragte Hannibal als er die Straße entlang schritt, die an der Villa Flavia vorbei führte. Vorbei an dem Tor ging Hannibal, das zur Porta der Residenz führte. Denn jener Eingang war etwas für die Herrschaften und Besucher. Hannibal marschierte weiter an der Mauer vorbei, die mit eisernen Spitzen versehen war. Die die Diebe der Nacht abhalten sollten, aber auch störrischen Sklaven die Flucht erschwerten. Dahinter waren die Wipfel so mancher Bäume zu sehen, die um die Villa herum gepflanzt waren, damit sie den Bewohner Schutz vor dem nächtlichen Lärm boten. Über den Seiteneingang, einer großen Hofeinfahrt, betrat Hannibal das Gelände, den Sklaven im Schlepptau und immer darauf achtend, dass jener sich nicht davon machte oder gar versuchte, ihn mit den Fesseln zu erwürgen.
Vorbei an den Stallungen kamen sie und direkt auf den Eingang zu, der für Lieferanten, Angestellte und eben auch Sklaven gedacht war. Einige Kieselsteine knirschten unter Hannibals Sandalen, als er sich dem Nebeneingang näherte und schließlich die Tür öffnete. Erneut ging er voraus und in die weniger prachtvollen Trakte der großräumigen Villa, die mehr vorne ihre Prunkräume hatte, ebenso die Cubicula der verschiedenen Herrschaften. Hannibal führte den neuen Sklaven direkt in einer der Sklavenunterkünfte, ein Raum, der kaum schmuckloser sein konnte. Nur schmale Fensterschlitze ließen Licht von Draußen in das Innere des Raumes, in denen gut ein Dutzend Menschen schlafen konnten. Holzkisten standen hier, in denen Stroh gestreut war, das als Nachtlager für die Sklaven dienten, schlicht und schmucklos. Zwei Truhen säumten die Wände, in denen grobe Lacken aufbewahrt wurden, zu dem auch frische Sklaventuniken. Hannibal ging bis zur Mitte des Raumes und dreht sich dann zu Cassim um. Seine Hand wanderte zu seinem Gürtel, wo Pugio und Caestus steckten. Er zog den Dolch hervor, der gerade geformt war und keinerlei Verzierungen aufwies, dafür umso schärfer war. Ohne ein Vorwort zu sprechen, trat Hannibal auf Cassim zu und durchschnitt mit einer schnellen Gestik das Seil. Dann steckte Hannibal den Dolch wieder in die dunkelbraune Dolchscheide, die an seinem Gürtel hing. "Das hier wird Dein neues Zuhause sein, Cassim. Die Villa Flavia." Hannibal deutete mit seinem Kinn auf einer der Lager, die auch nur mit Stroh gefüllt waren, drei von ihnen schienen noch frei zu sein. "Du kannst Dir hier ein Lager aussuchen, wo Du nächtigst. Was mein Herr mit Dir vor hat, weiß ich auch nicht, darum werde ich Dir kaum sagen können, was Deine Aufgaben sind!" Hannibal verstummte und betrachtete den Parther aufmerksam von oben bis unten. Dabei eher auf andere Dinge achtend als die strammen Waden oder die gute Figur, die der andere Mann machte. "Du bist verletzt?", fragte Hannibal darum.