Lichtflecken tanzten über den Boden. Streiften die Gestalten, die in der Sklavenunterkunft waren, es waren nicht viele und so hatte der Medicus kaum Zuschauer. Erst als Cassim der Anweisung des Griechen nach kam, wandte Hannibal den Blick von dem parthischen Rücken ab und betrachtete ein schmales Fenster, durch das das wenige Sonnenlicht in die Unterkunft der Servi hinein fiel. Ein unbestimmtes Lächeln war auf Hannibals Gesicht zu sehen. Hannibal betrachtete die grünen Blätterflecken, die sich vor dem schmalen Fenster abzeichneten. Die eines Baumes, der davor wuchs und ihnen noch mehr von dem Licht stahl. "Die einzige Möglichkeit?" Der Grieche lachte. Es klang ziemlich schrill und gackernd. "Aber natürlich ist das nicht die einzige Möglichkeit, Sklave!" Der dicke Grieche beugte sich etwas nach vorne und fixierte Cassim. "Die andere Option wäre, das wuchernde und mit bösen Säften angefüllt Fleisch sich selber zu überlassen. Eventuell wächst es sich hinaus, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass der Weg Dich über den letzten Fluss führt, den die Menschen zu Gesicht bekommen in Anwesenheit des Fährmannes. Mir scheint, dass Du Deinem Herrn wohl teuer genug bist, dass ich Dich behandeln soll. Schließlich sind meine Dienste nicht kostenlos, nicht so wie bei Sklaven. Pfff! Zu einem Sklaven werde eigentlich nicht gerufen." Atheus schüttelte indigniert den Kopf. Atheus war natürlich nur einer von vielen Medici in Rom und jeder Medicus propagierte seine eigene Meinung und sein eigenes Vorgehen bei der Behandlung. Aber es waren nicht die Methoden, die zählten, sondern der Erfolg. Der in mancher Hinsicht bei Atheus gegeben war, selbst wenn er bei solchen chirurgischen Eingriffen durchaus mehr als die Hälfte der Patienten verlor. Dennoch war Atheus sehr von sich eingenommen, was 'seine' Schule der Heilkünste an ging. Gerade kam der Junge wieder herein und schleppte einen kupfernen Kessel mit sich, aus dem es heiß dampfte.
Sorgfältig begann Atheus alles vorzubereiten, er tauchte die Instrumente in das heiße Wasser, legte sie auf ein Leinentuch, er wusch sich sogar noch die Hände und betrachtete kurz den Sklaven. Etwas Opium zum betäuben? Atheus schüttelte den Kopf. Zu viel Ausgaben, die Atheus zudem für einen Sklaven als unnötig erachtete, würde der Flavier sicherlich nicht schätzen. Und eigentlich hoffte Atheus, dass er weiterhin in diesen Haushalt gerufen würde, schließlich waren gut bezahlende Kunden für Atheus unschätzbar wichtig und er wollte sie sich möglichst warm halten. Atheus sah auf und zu Hannibal. "Halte ihn an den Schultern fest!", wies er Hannibal herrisch an. Dieser erhob sich schweigend und trat von hinten an das Lager heran, um seine Hände auf die blossen Schultern von Cassim zu legen. Wobei Hannibal sich bemühte, einen vollkommen neutralen Ausdruck zu behalten. Atheus beugte sich vor und langsam näherte sich das Skalpell dem wuchernden Fleisch. Ohne Vorwarnung schnitt Atheus in das eitrige Fleisch hinein.