[Ludi Scaenici] Megalesiaca zu Ehren der Magna Mater

  • Theater, die Bühne zur Welt. Selbst wenn es eine so riesige Bühne war, die von einer Unzahl an römischen Bürgern angegafft wurde, blieb diese Aufführung doch in einem gelinden Punkt aufregend und besonders. Gerade Bühnenstücke, die noch nicht zu bekannt waren, konnten die vergnügungssüchtigen Römer in Scharen in das Theater locken, und ich hatte mich ebenso locken lassen, nicht zuletzt, weil mein Vetter Gracchus diese Spiele mit organisiert hatte und auch für die Aufführung Sorge hatte tragen lassen. Allerdings - und das stellte sich alsbald als gewaltiger Fehler heraus - war ich spät dran und musste mir meinen Weg durch die teils stehenden, teils unwilligen Massen bahnen und bahnen lassen, sodass ich nach kürzester Zeit die unbändige Lust bekam, mir mit einer Peitsche den Weg frei zu räumen. Es schien nahezu unmöglich, zu jener Tribüne vorzudringen, auf der ich meinen Vetter samt Verwandtschaft wähnte, also beließ ich es dabei, mich Rang für Rang nach vorn durchzuwühlen, unterstützt von einem der Haussklaven der villa - und schließlich erspähte ich auch noch einen Platz samt bekannten Gesichtern, die mich jenen umso mehr ansteuern ließen.
    "Salve Corvinus, salvete, die Damen" erklang schon meine Stimme, als ich meinen Freund endlich erreicht hatte. "Ihr habt doch hoffentlich noch ein bisschen Platz für mich?" Damit zwinkerte ich dem Aurelier leicht zu, auch den Damen in seiner Begleitung freundlich zunickend, und zu meiner besonderen Freude war auch Prisca unter jenen, die Corvinus am heutigen Tag begleiteten. Vielleicht würde es mir sogar gelingen, neben ihr zu sitzen ...? Während unten auf der Bühne die Schauspieler sich anschickten, ihrem Tagewerk nachzugehen, wartete ich hoffnungsfroh auf die Gelegenheit, mich noch dazwischenquetschen zu können.

  • Seit jenem Tag, an dem sich mein Weg mit dem des Aureliers gekreuzt hatte, war mir endgültig bewußt geworden, daß es der Wille des Schicksals war, der mich von Lutetia nach Roma geführt hatte. In Lutetia hatte ich nun endgültig meine Vergangenheit hinter mir gelassen, um nun in Roma eine erstrebenswerte Zukunft zu finden. Gelegentlich ertappte ich mich bei dem Gedanken, sie vielleicht schon gefunden zu haben, noch bevor die Suche offiziell begonnen hatte.
    Keine Minute hatte ich gezögert, als Aurelius Corvinus mich darum bat, ihn zu den Spielen zu begleiten. Ich liebte das Theater über alle Maßen und ich hatte einen gehörigen Nachholbedarf nach allem Kulturellen. Nicht zuletzt, da die Spiele von einem meiner Onkel ausgerichtet wurden, war es selbstverständlich für mich, dem Ereignis beizuwohnen. Wenn dies dann auch noch in solch charmanter Gesellschaft geschah, so sollte es mir nur recht sein. Was ich nicht gewußt hatte, doch was meine Freude noch umso mehr steigerte, war die Tatsache, daß uns auch die beiden Nichten des Aureliers, Aurelia Prisca und Aurelia Minervina begleiteten: Letztere hatte ich erst kürzlich kennen gelernt und wir hatten uns angefreundet.
    Nun saßen wie dort in Erwartung des Stückes, welches soeben begonnen hatte. Schnell griff ich noch einmal in die Tüte mit den kandierten Nüssen.
    "Nun, in Gallien kursieren ja die merkwürdigsten Geschichten von solch tumben Gestalten, die menschenfressend und in Sümpfen hausend, durch die Lande ziehen. Glücklicherweise, bin ich noch keinem solchen Wesen begegnet" fügte ich zu Corvinus´ Bemerkung an. Fast im gleichen Moment stieß ein weiterer Verwandter zu uns, der neben Aurelia Prisca Platz nahm.
    "Salve, werter Onkel!" Es hatte wirklich etwas Amüsantes an sich, Flavius Aquilius als Onkel zu bezeichnen, war er doch nur einige wenige Jahre älter, als ich es war.

  • ~ in welcher eines zum anderen führt ~



    Erneut zeigte die Szenerie den Raum in des Königs Behausung, Faquus auf seinem Throne, der Magus auf der anderen Seite, den Zuschauern zugewandt.



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    "O weh, vorbei ist das Kämpfen und Messen,
    doch vom Sieg war ein einziger nur besessen.
    Ein Monster hat sie alle hernieder gerungen,
    die tapfersten Soldaten des Königs bezwungen!
    'Lasst mich zum König, ich muss ihn sprechen,
    fort mich euch, sonst werden Knochen brechen!'
    rief der Satyr, schwang Fäuste und Hufe,
    erklomm den Palast, Stufe um Stufe!
    Dort naht es schon, das Ungeheuer,
    fort mit mir, sonst kommt's mich teuer!"


    Während der Magus fluchtartig die Bühne verließ, drängte Kresh hinauf, die Arme erbost in die Seiten gestemmt.



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    "Lasst mich zum König, ich muss ihn sprechen,
    fort mit euch, sonst werden Knochen brechen!"



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    "Sieh an, da kommt der tapfere Streiter,
    der mutige Krieger, der furchtlose Reiter!
    Hufe statt Füße und Hörner sind mir gleich,
    Hauptsache er bringt die Frau in mein Reich."


    "König, hör mich an, ich will meinen Wald zurück,
    den du mir raubtest, Stück um Stück.
    Längst stehen deine Schergen vor meinem Haus,
    doch ich sage dir König, damit ist's nun aus!
    Meinen Frieden will ich und meine Ruh',
    doch dafür Sorgen kannst nur du!"


    "So bist du gar nicht der tapfere Streiter?
    Doch ist's mir gleich, mein Gedanke geht weiter.
    Bring mir Prinzessin Ofina an meine Hand,
    dann schenke ich dir dein Heim und dein Land.
    Weit hinter dem Meer ist sie im Turme gefangen,
    nur ein tapferes Herz kann dorthin gelangen."


    "Zeig' mir den Weg, ich hol dir jeden Tand,
    die Hauptsache ist, du lässt mir mein Land!"


    Der Vorhang wurde zugezogen, den ersten Akt zu beenden.

  • Endlich war es an der Zeit auch das kulturelle Vergnüngen der Bürger Roms kennenzulernen. Der Besuch im theatrum marcelli ließ Gemina`s Herz vor Aufregung höher schlagen. Noch nie hatte sie einer solchen Darbietung beiwohnen können. Mit Freude nahm sie das Angebot ihres Cousins an, ihm mit seiner Frau zu begleiten. Kurz bevor das Schauspiel begann, blickte sie sich fasziniert um und betrachtete wie diese große Masse an Besuchern platz nahmen und sich intensiv unterhielten.


    Terentius Cyprianus und seiner Frau Valeria Amatia schenkte sie nochmal ein zufriedenes Lächeln und legte die Hand aufs Herz. "Ich bin so glücklich darüber das ihr mich hierher mitgenommen habt." Ihr Blick ähnelte einem Kind das es vor Erwartung gar nicht mehr aushielt. Aber es kam ihr auch innerlich der Zweifel, ob sie Gefallen an diesem Theater finden würde. Als das Stück begann, schien es ihr als hätte sie alles um sich umher vergessen und widmete sich nur noch der Aufführung die sich vor ihr abspielte.

  • Nach den ersten Szenen war sich Macer sicher, dass es eine gute Entscheidung war, ins Theater zu gehen. Vielleicht sollte er das häufiger tun. Fast totenstill vor Spannung kam es ihm auf den Rängen vor, während die Schauspieler unten auf der Bühne ihre Verse vortrugen. Andererseits wusste Macer durchaus, dass Szenenapplaus wie im Circus oder der Arena im Theater nichts zu suchen hatte, so dass er sich ebenfalls zurück hielt und lieber schweigend genoss.

  • Serenus schmollte noch immer als er auf dem für ihn reservierten Platz in der ersten Reihe Platz nahm. Sein Platz war gut zu erkennen. Zwei dicke Sitzkissen lagen darauf, ebenso auf dem Platz daneben. Das waren die Plätze für Serenus und seine Leibsklavin Dido, welche den Platz von Flavius Furianus besetzen durfte. Letzterer war leider in Hispania ja unabkömmlich. Der Rest der ersten Reihe konnte nur ein Sitzkissen aufweisen.
    Da sie mit dem Onkel Gracchus und Tante Antonia gekommen waren, waren sie auch pünktlich. Und das obwohl es in der Villa zuvor noch eine längere Diskussion gegeben, welche sich auf die Anwesenheit von Serenus Molosserhund Nero bezogen hatte. Serenus hatte argumentiert, daß Nero schlauer war als die meisten Bewohner der Villa und insofern zur Erweiterung seines kulturellen Horizontes mit ins Theater müsse. Die Gegenseite argumentierte, daß Nero auf die Villa aufpassen müsse, damit niemand sie in der Zwischenzeit ausplünderte. Zusammen mit Leontius, dem kleinen Löwen von Serenus und Didos kleinem Molosserkampfhund. Dummerweise hatten die Erwachsenen sich durchgesetzt. Obwohl man Neros Intelligenz im Vergleich zu gewissen Bewohnern der Villa nicht sehr in Frage gestellt hatte. Und Serenus, und damit auch Dido, schmollten jetzt. Da halfen auch erst mal nicht die vielen Süßigkeiten als Bestechung. Na ja, zumindest nicht viel. Halt nur so halbwegs. Und so entschieden sich die Kinder zumindest Flavius Gracchus zu schädigen, indem sie die Süssigkeitenhändler mehrfach aufsuchten und sich eindeckten. Das hatte dieser nun davon, daß die Hunde nicht mit durften. Außerdem konnte man so der dicken Tante Antonia die Nase lang machen.


    Serenus drehte sich um. Das Theater war gut besucht. Ohne reservierte Plätze würde man es nun schwer haben noch einen freien Platz zu bekommen. Ob das Stück gut war? Serenus hatte versucht herauszubekommen, worum es ging. Aber Sciurus, der leibsklave seines Onkels, hatte dicht gehalten und das auch unter Androhung der Kreuzigung durch Serenus. Verraten hatte er nur, daß das Stück auf Latein vorgetragen wurde, damit auch alle Leute es verstehen konnten. Griechisch war im einfachen Volk nicht sehr verbreitet. Das wusste selbst Serenus.


    Dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem Stück, welches durchaus seinen Zuspruch fand. Es war halt eine Komödie. Er hatte von seinem Onkel etwas Komplexeres und kulturell Höherwertiges erwartet, aber andererseits musste das Stück Zustimmung bei den Plebeiern finden und deren Ansprüche waren ja nicht so hoch, zumal man ihren Intellekt ja auch nicht überfordern durfte.

  • Bei der Erwähnung eines Fürsten, der nach einer Frau suchte, kam Durus plötzlich wieder seine eigene Situation in den Sinn. Für ihn würde es nicht so leicht sein - er konnte niemanden losschicken. Andererseits hatte er ja bereits jemanden im Auge, obwohl Fabius Vibulanus den Termin für eine Verlobung ständig verschob. Mal war er auf Reisen um seinen Sohn bei der Truppe zu besuchen, dann wieder lagen irgendwelche Festtage im Wege. Inzwischen zweifelte der Tiberier sogar schon daran, ob es jemals etwas werden würde mit Vibulana und ihm.


    Seine negativen Gedanken wurden jedoch wieder aufgehellt, als er voller Spannung auf die Vorführung blickte. Was würde wohl nun passieren? Normalerweise war der Held in einer Tragödie ein reiner Recke, der mit edlem Mut durch das Land zog - ob dieses Stück mit dem Satyr etwa eine Persiflage darauf darstellen sollte? Wie dem auch war - es versprach, unterhaltsam zu werden...

  • Da Varus kein ausgesprochener Theatergänger war und dies sonst eher als Pflichtprogramm von ihm abgetan wurde, war er überaus aufgeweckt gegenüber der Aufführung. Weit und breit konnte er niemanden bekanntes ausmachen und so versuchte Varus ein wenig die Handlung nachzuvollziehen.


    Einen kurzen Augenblick fiel ihm Stella ein, der ein Besuch des Theater`s auch gut getan hätte aber sie hatte sicherlich wieder einmal viel zu viel Arbeit.
    Dann hätte er auch jemanden zum philosophieren gehabt. Aber so musste er sich die dinge selber zusammen reimen.

  • Endlich wurde der Vorhang aufgezogen und die Wartezeit belohnt. Die Kulisse und die Masken der Schauspieler gefielen Prisca sehr und auch die Vortragsweise und das schauspielerische Talent der Protagonisten konnten sie von Anfang an begeistern. Dennoch hatte sie anfangs etwas Probleme der Vorführung zu folgen. Das lag aber weniger an dem Theaterstück selbst, sondern mehr an ihrem Onkel.


    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Kresh...ein ziemlich ausgefallener Name für den Protagonisten, ob das ein parthischer Name ist?" fragte ich sie schmunzelnd und knusperte weiter vor mich hin. ..."Sehr exzeptionell. Ich bin gespannt, was der weitere Verlauf mit sich bringt. Um ehrlich zu sein, mutet mir dieser Kresh fast wie ein Germane an."


    So fröhlich und ungezwungen habe ich ihn ja schon ewig nicht mehr erlebt. freute sich Prisca insgeheim mit ihm und nahm sich derweil eine von den kandierten Nüssen, bevor sie die Tüte an ihre Cousine weiter reichte. Ob das an seiner charmanten Begleitung liegt? ... Mit Sicherheit! Prisca warf einen kurzen Seitenblick auf Flavia Celerina. Marcus hatte sie zwar nur kurz vorgestellt, aber schon der erste Eindruck war durchwegs positiv gewesen. Sie ist wirklich sehr hübsch, gebildet und sie passt irgendwie gut zu Marcus … sie scheint ihm gut zu tun … hoppla, ich werde doch meinen Onkel nicht verkuppeln wollen … aber warum eigentlich nicht? ... :D , schmunzelte Prisca insgeheim für sich und wusste nur eines, dass dieser Abend sehr schön zu werden schien. Zufrieden lächelnd richtete Prisca also ihren Blick gerade wieder auf die Bühne, als eine vertraute Stimme sie erneut aufhorchen ließ. ...


    Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius
    "Salve Corvinus, salvete, die Damen" .... "Ihr habt doch hoffentlich noch ein bisschen Platz für mich?"


    "Salve Caius! Schön das du da bist...", begrüßte Prisca Caius Flavius mit einem strahlenden Lächeln und der Blick mit dem sie ihn bedachte wirkte sehr vertraut. Doch noch war ja nichts offiziell und so konnte sich Prisca nur ihrer eigenen geheimsten Gedanken ganz sicher sein. "Natürlich haben wir noch ein Plätzchen frei ... Hier! Setz dich doch gleich neben mich, wenn du magst..." Zur Not setze ich mich auch gerne auf deinen Schoß... Das sprach Prisca natürlich nicht laut aus, sondern dachte es sich nur. So wie vor einiger Zeit bei unserem gemeinsamen Ausritt auf Lapsus. Schon deutete Prisca auf den Platz direkt neben sich, zwinkerte ihm gut gelaunt zu und forderte ihn somit auf, sich zu ihr zu setzen. "Möchtest du vielleicht ein paar von den kandierten Nüssen probieren? … das Stück hat gerade erst begonnen, du hast also noch nicht viel versäumt. ", bot sie ihm gleich darauf etwas von dem Naschwerk an und musste wiederum feststellen, dass sie von der Szene gerade so gut wie gar nichts mitbekommen hatte. ...

  • Zitat

    Original von Terentia Gemina
    Endlich war es an der Zeit auch das kulturelle Vergnüngen der Bürger Roms kennenzulernen. Der Besuch im theatrum marcelli ließ Gemina`s Herz vor Aufregung höher schlagen. Noch nie hatte sie einer solchen Darbietung beiwohnen können. Mit Freude nahm sie das Angebot ihres Cousins an, ihm mit seiner Frau zu begleiten. Kurz bevor das Schauspiel begann, blickte sie sich fasziniert um und betrachtete wie diese große Masse an Besuchern platz nahmen und sich intensiv unterhielten.


    Terentius Cyprianus und seiner Frau Valeria Amatia schenkte sie nochmal ein zufriedenes Lächeln und legte die Hand aufs Herz. "Ich bin so glücklich darüber das ihr mich hierher mitgenommen habt." Ihr Blick ähnelte einem Kind das es vor Erwartung gar nicht mehr aushielt. Aber es kam ihr auch innerlich der Zweifel, ob sie Gefallen an diesem Theater finden würde. Als das Stück begann, schien es ihr als hätte sie alles um sich umher vergessen und widmete sich nur noch der Aufführung die sich vor ihr abspielte.


    "Nun gern geschehen: Zum einem kann Kultur niemanden schaden, zum andren sind bei Theaterveranstaltungen meistens die einen oder an deren wichtigen Leute dabei, was bedeutet man kann dich gleich ihnen nach der Vorstellung vorstellen."

  • Und da ging sie auf, meine persönliche Sonne des Tages. Nicht nur, dass ich mich freuen konnte, meinen Freund Corvinus wiederzusehen - immerhin hatte mein Amt mir die letzte Zeit wenig Gelegenheit gelassen, einige freie Stunden zu genießen, die mich allzu weit von der heimischen villa hätten forttragen können - nein, ich hatte auch sogleich ein Lächeln von Prisca ergattern können. Meiner Nichte Flavia Celerina nickte ich leicht zu, ebenso freundlich lächelnd, wenngleich ich noch innerlich vermerkte, dass ich sowohl mit Corvinus als auch mit ihr über diese offensichtlich selbstständig entstandene Bekanntschaft sprechen sollte. "Ich hätte Dich eher bei Gracchus vermutet, Nichte - ist Lucanus mit Dir gekommen?" Zumindest sah ich ihn nicht - und der vage, in den Worten verborgene Tadel war harmlos genug, um als schlichte Frage aufgefasst werden zu können. Eine Flavierin, die alleine ausging, ohne irgendeinen Sklaven oder Verwandten zur Begleitung, selbst wenn es nur eine Unternehmung mit Freundinnen war, verhielt sich nicht standesgemäß.


    Dann galt meine Aufmerksamkeit Prisca, und als sie beiseite rückte, ließ ich mich nur zu gern neben ihr nieder, wohl wissend, dass es nun eng genug sein würde, den ganzen Auftritt der Schauspieler in wohliger Nähe zu ihr zu verbringen, ohne zu anstößig zu wirken. Immerhin war das Theater rappelvoll, die Plebejer auf den hinteren Rängen drängten sich noch viel schlimmer zusammen. "Sehr gerne," sagte ich und und griff in das mir angebotene Süßigkeitenbehältnis, um mir eine kandierte Nuss herauszuangeln, die ich sinnierend kaute. Priscas Nähe hatte mein Herz schneller schlagen lassen, so nahe bei ihr zu sitzen ließ mich auch ihren Duft wahrnehmen, und ich musste doch einige Momente lang mit mir kämpfen, sie nicht zu offen anzustarren - oder aus dem Theater zu entführen. Beides kam nicht in Frage, also tat ich, was Theaterzuschauer im allgemeinen so zu tun pflegten - mich auf das Stück zu konzentrieren. Zumindest sah ich so aus, als würde ich dies tun, ich gab mir auch redlich Mühe, den Eindruck zu erwecken. Unter der tunica jedoch hatte ich eine Gänsehaut und als ich wieder zur Seite sah, ihr Profil betrachtete, erschien es mir sicherer, etwas zu flüstern denn nur zu schauen. "Worum geht es denn eigentlich? Ich glaube, ich habe schon viel zuviel davon verpasst."

  • Schnell hatten sich die Ränge gefüllt und Marcus vernahm das Stimmenmeer um sich herum, die vielen Zuschauer, die gespannt dem entgegen harrten, was heute auf den Brettern zum Besten gegeben werden würde; noch vor einigen Herzschlägen hatte Marcus diese Vorfreude nicht geteilt, denn es gab für ihn kaum etwas öderes als einer der alten Schinken aus Griechenland, die immer wieder aufgeführt wurden, ganz besonders mit den ollen Kamellen und den trantütigen Tragödien konnte er nichts anfangen, waren sie dann auch noch auf Griechisch, war es am Schlimmsten, denn dann verstand Marcus nur die Hälfte von dem, was vorne gesagt wurde. Deutlich erhellte sich deswegen der Ausdruck auf Marcus' Gesicht als er hörte, daß es ein Stück für das Volk werden würde – und wer vermochte sich beßer in das Volk hinein zu versetzen als Marcus, der viele ihrer Schwächen und ihrer Vorlieben teilte, insbesondere für die leichte und unkomplizierte Materie einer Komödie? – Marcus lächelte selig, denn dann war die Chance, sich zu blamieren noch etwas geringer, wenn es eine zünftige Komödie war, schlief er womöglich nicht während der Vorstellung ein, er wollte ja auch seinen Vetter nicht in Verlegenheit bringen, indem er in dessen Theaterstück die Bretter mit seinem Geschnarche zu zersägen gedachte, dabei hatte Marcus genug andere Gewohnheiten, die die Schamesröte in Gracchus' Gesicht treiben könnten; oh, hoffentlich hatte Gracchus nicht darauf bestanden, daß die Komödie in griechischer Sprache verfaßt war!


    „Sehr gut! Ein wenig Erheiterung paßt vortrefflich für den heutigen Tag!“
    , sprach er und griff schon nach den Oliven, um eine Handvoll davon zu eßen; erst, als er diese herunter geschluckt hatte, konnte er auch angemeßen Antonia antworten. Er lächelte ihr freundlich zu; ja, die Claudiae hatten alle wirklich ein schönes Äußeres, aber allesamt leider auch den Hang, etwas zu dünn zu sein – für Marcus' Geschmack -, sowohl Epicharis, als auch Antonia könnten noch ein paar Pfund zulegen, was ihnen bestimmt gut stehen würde.
    „Um nichts in der Welt hätte ich die Aufführung heute verpaßt, so ein Kratzer am Bein hält mich da nicht auf!“


    Marcus wollte noch etwas weiteres sagen, doch schon verstummte es neben ihm und er bekam – unverschämterweise – von dem griechischen Sklaven einen Wink, in dem dieser ihn in die Seite stubste; Marcus sah den Sklaven indigniert an, der jedoch schon gebannt nach vorne schaute, so folgte Marcus dem Blick von tausenden Zuschauern, schob sich dabei ein paar Früchte in den Mund und lauschte gespannt dem, was jener Mann zur Einleitung von sich gab. Kauend vernahm er die Worte, die zwar im Reim geschrieben waren, aber für ihn dennoch deutlich und verständlich war, vergnügt lächelte Marcus und lehnte sich etwas zurück, wobei ihm unangenehm ein Fuß in den Rücken stieß; Marcus grummelte leise und lehnte sich wieder vor. Schon begann der erste Akt, Marcus, immer noch den Weinbecher in der Hand, ließ sich nicht von dem pikierten Blick seines Sklaven stören und trank einen tiefen Schluck und während er mit wachsendem Interesse dem Stück folgte, aß er – natürlich auch ab und an leise raschelnd! - ungeniert aus dem Behältnis mit Oliven. Immer mal wieder beugte sich Marcus vor, zu seinem Vetter, und konnte sich leise Kommentare nicht verkneifen, aber Marcus war schon von je her ein Mann gewesen, der auch wirklich an den Theaterstücken Anteil nahm, wenn er sie mal verstand.


    „Weißt Du in welchem Land das spielt, Manius?“
    , fragte Marcus gleich zu Beginn.
    „Ach, Athen...!“
    , murmelte er schließlich.
    „Das ist ein Satyr! Bestimmt!“
    , meinte er, als Kresh auftrat, dabei schon wieder vergeßend, daß der Magus das am Anfang durchaus schon gesagt hatte.
    „Ja, so sind die Griechen, gemeine Kerle...!“
    , raunte er, als der arme Kresh in Gefahr war, sein Schlammloch zu verlieren. Marcus schüttelte den Kopf und ihm tat der arme Kresh schon Leid, selbst wenn er nicht ganz verstand, was es mit dem Schlammloch auf sich hatte, aber womöglich war das ja für einen Satyr ganz großartig. Marcus aß noch ein paar Früchte, die Oliven waren mittlerweile leer, als die zweite Szene begann; Marcus lehnte sich zurück als er erneut den Fuß an seinem Rücken spürte. Herrje, was sollte denn das immer? Marcus drehte sich nun um und sah zu dem Mann hinter sich, Claudius Tucca.
    „Verzeihung!“
    , raunte Marcus brummelnd.
    „Du trittst mir ständig in den Rücken, guter Mann.“
    Marcus schüttelte verärgert den Kopf. Was für Barbaren im Theater!!, dachte er sich und aß noch eine Frucht. 8)


    „Pah! So sind die Griechen! Laßen andere für sich kämpfen, typisch!“
    War schon der nächste Kommentar an den armen geschundenen Gracchus. Vetterlich um die magere Gestalt seines Vetters besorgt, der wohl immer das Essen vergaß, wie sonst erklärte es sich, daß Gracchus auf die Naschereien verzichtet hatte, wahrscheinlich war er ganz nervös wegen der Vorstellung, also so besorgt hielt Marcus ihm das Behältnis mit Früchten und Nüßen hin.
    „Möchtest Du?“
    , flüsterte Marcus und sah dabei gespannt auf die Bühne. Marcus reckte und streckte sich als schließlich der Satyr bis zum König kam.
    „Ja, hau ihm eine rein!“
    , gab Marcus beifällig von sich, dabei etwas lauter als das Flüstern, was er vorher an Gracchus gerichtet hatte. Wenn es gut lief, dann würde es vielleicht noch Mord und Totschlag auf der Bühne geben, was wohl weniger zu einer Komödie paßte, aber daran dachte Marcus in dem Augenblick nicht. Doch schon war der erste Akt vorbei und Marcus spürte erneut etwas in seinem Rücken und er drehte sich, in der Pause, zu dem Mann hinter sich um.
    „Guter Mann, ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du Deine Füße etwas woanders läßt, ja? Wäre das möglich?“
    , grollte Marcus.

  • Das Stück gefiel mir bisher ganz gut. Ich war froh über die Abwechslung nach den anstrengenden und nervenaufreibenden letzten Tagen.


    Auf den Rängen konnte ich Senatoren und Ritter erkennen. Scheinbar waren heute die großen Namen des Imperiums hier um ihre Freizeit zu verbringen. Vorsichtig blickte ich mich um und schaute nach bekannten Gesichtern. Aber wen sollte ich schon erkennen? Es war viele, lange Jahre her, dass ich in Rom war. Und die Freundinnen von damals waren nun junge Frauen wie ich. Verstreut im Reich. Ausgewandert in die Provinzen mit ihren Familien. Oder bereits im eigenen Haushalt.


    Ich dachte über mein Leben nach, über meine Bestimmung. Keinem Mann war es gelungen mein Herz zu erobern. Meine Eltern waren tot und meine restliche Familie hatte ich erst vor kurzem hier in Rom kennengelernt. Und dann dachte ich wieder an die Träume, die mich manchmal in der Nacht heimsuchten. Träume voller unbekannter Stimmen, Träume voller gesichtsloser Menschen und fremden Wesen. Bevor ich aber zu sehr in Gedanken versank, blickte ich auf und zur Bühne.


    "Hoffentlich ist die Pause bald vorbei", flüsterte ich.

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides


    Das Stück begann und Gracchus' Aufmerksamkeit wandte eben jenem sich zu. Es begann in sonderbarer Art und Weise, gehörte ein Satyr doch nicht eben zu den häufig gewählten Protagonisten, doch gleichsam erinnerte dies ihn an eine Nymphe, deren Wesen er noch immer nicht hatte durchdrungen, von welcher er sich bisweilen fragte, wo sie alltäglich zu finden war, und er wandte unwillkürlich den Kopf, im unmöglichen Bestreben, ihrer allfällig im Theater habhaft zu werden. Er fand ihren Anblick naturgemäß nicht, doch er wurde sich der enormen Masse der Zuschauer gewahr, was zurück ihn brachte auf den Gedanken der um so größeren Schmach bei Scheitern des Stückes. Ob dessen überhörte er die ersten Kommentare seines Vetters Aristides, die weiteren dagegen ignorierte er in vollem Bewusstsein, denn er wusste ohnehin, dass es vergebliche Mühe würde sein, ihn auf einzuhaltende Stille hinzuweisen, wäre dies Marcus doch im ersten Moment womöglich nur unnötig unangenehm, währenddessen er im nächsten Moment es bereits wieder würde vergessen haben. Die leisen Worte seines Vetters in die hinter ihnen liegende Reihe dagegen weckten Gracchus' Indignation über den Frevler, welcher im Theater, insbesondere in den vorderen Reihen, nicht sich zu benehmen wusste, gleichsam richtete sich dies als leises Missvergnügen kurze Zeit später allmählich doch ein wenig gegen seinen Vetter, welcher die Lautstärke seiner Kommentare in unbewusster Manier erhöhte.
    "Marcus, etwas leiser"
    , raunte er Aristides zu und reichte die Schale mit Nüssen weiter in Richtung seiner Gemahlin und Serenus. Schließlich jedoch schloss der erste Akt und Gracchus registrierte zufrieden, dass die Zuschauer noch nicht hatten begonnen, ihre Speisen zur Bühne hin zu werfen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • ~ in welchem wir über das Schicksal Prinzessin Ofinas erfahren ~



    Als der Vorhang erneut sich bei Seite schob, zeigte der Bühnenhintergrund die Ausläufer einer Insel, welche mit dem endlosen Meer verschmolzen. Linker Hand sah der Zuschauer ein großes, schlangenartiges Getier liegen, von welchem jedoch derzeit nicht viel mehr war auszumachen denn eine lange, dunkle Stoffbahn. Der durch Felsbrocken skizzierte, triste, felsige Grund der Insel endete mittig an einer angedeuteten Türe, welche auf eine Empore hinauf führte, auf welcher Ofina stand, die schöne Prinzessin in zarten, roséfarbenen Gewändern, über und über behängt von Schmuck.



    [Blockierte Grafik: http://img253.imageshack.us/img253/9454/ofinajg2.jpg]
    "Wo sind nur all die guten Männer hin,
    Göttersöhne und Heroen? Mit Abenteuer in ihrem Sinn,
    Mut im Herzen und Stärke in ihrem Schwert?
    Ist das Schicksal einer Prinzessin keine Rettung wert?
    Mit einem Fluch belegt, der mich zum Monster macht,
    die schönste Frau am Tag, Medusa in der Nacht,
    warte ich auf den Helden, der mich erretten muss,
    denn den Fluch lösen kann nur wahrer Liebe Kuss!
    So sitz' ich Tag um Tag, gefangen in meinem Turm,
    und zu meinen Füßen der schreckliche Drachenwurm!
    Ich träumt' von einem Helden, mutig, groß und stark,
    der in seinen Händen das Todesschwerte barg.
    Erwache ich am Morgen, ist alles nur dahin,
    und ich muss erkennen, dass ich alleine bin.
    Kein Mann will mich erretten, kein noch so kleiner Wicht,
    auf dass ich einsam weile und mir das Herz bald bricht."



    [Blockierte Grafik: http://img385.imageshack.us/img385/9201/magusyz7.jpg]
    Der Magus trat von der Seite her vor die Szenerie, außerhalb des Geschehens.


    "Doch irrt Ofina in diesem Augenblicke, da ihre Hoffnung schwand,
    denn während sie verzweifelt, trat Kresh bereits an Land.
    Nichts konnte ihn aufhalten, kein See und auch kein Berg,
    kein Meer, kein Fluss, kein Sumpf, kein Riese und kein Zwerg,
    keine gewundene Schlange, und kein gehörnter Stier,
    keine noch so schöne Sirene und auch kein Hades-Getier.
    Kein Wüstenland, kein Regen, kein Sturm und keine Flut,
    denn was ihn trieb war nicht Stärke, war nicht Heldenmut,
    sondern einzig die Aussicht auf sein ruhiges Stück Land,
    frei von Gesellschaft, unberührt von Menschenhand."


    Um den Wechsel der Szene zu verdeutlichen, das Anhalten des künstlerischen Atems, in welchem die Spannung unweigerlich ein Stück weit ansteigt gleich der Neugier auf jenes Geschehen, welches zweifelsohne muss folgen, schob der Vorhang sich für einige Augenblicke zwischen das Geschehen auf der Bühne und die Zuschauer.

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    Doch schon war der erste Akt vorbei und Marcus spürte erneut etwas in seinem Rücken und er drehte sich, in der Pause, zu dem Mann hinter sich um.
    „Guter Mann, ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du Deine Füße etwas woanders läßt, ja? Wäre das möglich?“
    , grollte Marcus.


    Als das Stück begann wurde es ruhig im Theater, und nur noch vereinzelt war Flüstern oder Knuspern zu vernehmen. Meine Lider waren halb gesenkt und ich hatte den Kopf leicht gedreht, das rechte Ohr der Bühne zugewandt, und lauschte wie all die anderen Zuschauer. All zu viel geschehen konnte dort vorne nicht, denn ich kam sehr gut mit auch ohne etwas zu sehen. Zumindest bildete ich mir das ein. Außer auf den Text von der Bühne lauschte ich auch den Kommentaren um mich herum. Ich machte das nicht bewusst, aber was in meinem Ohr ankam, das wurde nun einmal verarbeitet. Direkt vor mir saß ein Kerl, der seinen Mund nicht halten konnte, und das Theaterspiel ständig kommentierte. Diese Menschen mochten bei ernsten Zuschauern nicht sonderlich beliebt sein, doch mir gaben solche Kommentare zusätzliche Anhaltspunkte, was außer dem Text auf der Bühne geschah. Dass ich vermutlich seinen Rücken erwischte, als ich die Beine ein Stück nach vorne strecken wollte, war deswegen auch keine Absicht. Irgendwo musste man hier doch seine Füße unterbringen können. Die zweite Szene lenkte mich ab und ich hatte die mangelnde Beinfreiheit schon wieder vergessen, was dazu führte, dass ich noch einmal versuchte, meine Beine auszustrecken und wieder mit geradezu famoser Treffsicherheit meinen Vordermann erwischte.


    "'tschuldigung", murmelte ich, zog meine Füße zurück und versuchte den Faden beim Theater nicht zu verlieren.


    Die dritte Szene brach an und ich freute mich, dass die Schauspieler immer wieder erwähnten wer sie waren oder wer gerade die Bühne betrat. Das machte es mir besonders einfach, die Stimmen immer wieder den Protagonisten zuzuordnen. Das Rascheln von Stoffbahnen beendete den Akt und da aller guten Dinge stets drei sind, schob ich meine Füße nochmals nach vorne. Dieses Mal war ich mir allerdings darüber bewusst, denn ich versuchte vorsichtig den Platz abzuschätzen, der mir zur Reihe nach vorne blieb.


    Der Versuch endete darin, dass ich zu weit ging. Ich hatte gerade mal einen Fuß vor den anderen gesetzt als die Stiefelspitze auf Widerstand stieß. Sofort zog ich meine Füße zurück als hätten sie Feuer berührt, aber es war schon zu spät und ich kassierte natürlich prompt einen Rüffel - ausgerechnet von demjenigen, der die ganze Zeit über tuschelte - Flavius Aristides.


    "Entschuldige bitte, das war keine Absicht. Ich versuche nur irgendwo meine Füße unterzubringen."
    Wie meist war mein Blick nicht auf mein Gegenüber gerichtet, sondern irgendwo nach unten. Vielleicht auf meine Füße.
    "Zwei Fuß, njaatigi", kommentierte mein dunkelhäutiger Sklave Tuktuk, die freundliche Stimme aus dem Hintergrund.
    Ich wusste, dass er sich nicht auf das Längenmaß bezog, sondern auf meine Füße, denn von abstrakten Längenmaßen hatte ich wenig Vorstellung. Trotzdem hätte er das ruhig vorher erwähnen können. Das Theater in Ravenna hatte breitere Gänge zwischen den Sitzreihen, ein bisschen mehr als drei Fuß, so dass man bequem die Beine ausstrecken konnte. Vermutlich war es deswegen so geräumig, weil es ein großes Theater für eine kleine Stadt war und die gesamte Einwohnerschaft Ravennas das Theater gerade eben mal so füllte.
    "Zwei Fuß nur? Aber es ist doch ein Theater zum Sitzen, nicht zum Stehen?"
    "Es sitzen alle anderen auch. Nur ganz oben, wo die Menschen mit dem Stein verschmelzen, da stehen sie."
    "Es wird nicht wieder vorkommen", wandte ich mich wieder an meinen Vordermann, was nur dadurch deutlich wurde, dass mein Gesicht sich leicht in seine Richtung drehte, wenn auch nicht so weit, dass meine Nasenspitze auf ihn wies.
    "Aber zwei Fuß Beinfreiheit in einem römischen Theater, das ist auch nicht gerade viel, das musst du wohl zugeben."

  • Helena war mit den anderen ihrer Familie angekommen. Sie freute sich auf das Theaterstück und hatte wie immer bei solchen Anlässen Stunden damit verbracht sich dem Anlass entsprechend herrichten zu lassen. Und doch löste sich genau in dem Moment, als sie den Gastgeber und die schon anwesenden Gäste begrüßen wollte, ein Teil ihrer Frisur. Helene errötete peinlich berührt und zog sich unter gemurmelten Entschuldigungen ein wenig zurück. Hinter einem großen Blumekübel bemühte sie sich, ihre Haare wieder so in Form zu bringen, dass sie sich sehen lassen konnte. Wenn sie an diesem Abend nach Hause kam, würde Marina etwas zu hören bekommen. Wie peinlich!


    Es dauerte eine ganze Weile bis Helena mit dem Ergebnis zufrieden war. Ohne Spiegel war es sehr schwer und vielleicht würde sie Prisca im Laufe des Abends bitten ihr noch einmal helfend zur Hand zu gehen. Demenstprechend kam Helena erst zu dem Theaterstück, als es schon längst angefangen hatte. Sie ließ ihre Blicke über die Gäste schweifen und suchte sich dann so unauffällig wie möglich einen Weg zu Prisca und den Anderen. Glücklicherweise hatten die ihr einen Platz freigehalten, so dass sie sich direkt niederlassen konnte. Die Masken auf der Bühne zogen sie sofort in den Bann, doch zuerst grüßte sie den Gastgeber und die nahesitzenden Gäste mit einem charmanten Lächeln. Eigentlich konnte es jetzt nur noch besser werden.

    teeeeeeeeeeeeeeeeeeeessssssssssssssssssssssssttttttttttttttttttt

  • Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius
    Und da ging sie auf, meine persönliche Sonne des Tages. Nicht nur, dass ich mich freuen konnte, meinen Freund Corvinus wiederzusehen - immerhin hatte mein Amt mir die letzte Zeit wenig Gelegenheit gelassen, einige freie Stunden zu genießen, die mich allzu weit von der heimischen villa hätten forttragen können - nein, ich hatte auch sogleich ein Lächeln von Prisca ergattern können. Meiner Nichte Flavia Celerina nickte ich leicht zu, ebenso freundlich lächelnd, wenngleich ich noch innerlich vermerkte, dass ich sowohl mit Corvinus als auch mit ihr über diese offensichtlich selbstständig entstandene Bekanntschaft sprechen sollte. "Ich hätte Dich eher bei Gracchus vermutet, Nichte - ist Lucanus mit Dir gekommen?" Zumindest sah ich ihn nicht - und der vage, in den Worten verborgene Tadel war harmlos genug, um als schlichte Frage aufgefasst werden zu können. Eine Flavierin, die alleine ausging, ohne irgendeinen Sklaven oder Verwandten zur Begleitung, selbst wenn es nur eine Unternehmung mit Freundinnen war, verhielt sich nicht standesgemäß.


    Selbstverständlich wußte ich , was sich gehörte! Deshalb war ich auch in Begleitung meiner Ylva unterwegs gewesen, die unglücklicherweise in jenem Augenblick, da Aquilius zu uns gestoßen war, nicht zugegen war. Ich hatte die Gute losgeschickt um noch eine weitere Tüte mit diesen äußerst leckeren Nüssen zu besorgen. Wo sie nur wieder blieb? Sicher trieb sie sich mit irgendwelchen anderen Sklaven herum.
    "Aurelius Corvinus hat darauf bestanden, mich zu begleiten. Das konnte ich doch unmöglich ablehnen! Nein, Lucanus habe ich noch nicht gesehen. Ich dachte er wäre mit Gracchus und Antonia gekommen" antwortete ich auf Aquilius´ Nachfrage. Und das war nicht einmal gelogen! Von dieser ersten Begegnung mit dem Aurelier ging ein Funke aus, der, so schien es jedenfalls, auf uns beide übergesprungen war.
    Dann, längst schon überfällig, kehrte nun auch meine Ylva zu mir zurück. Leider so, wie es manchmal ihre Art war, in recht bäurischer Manier. Theater und germanische Sklaven paßten nun mal nicht zusammen!
    "Isch hab kää Niss mää kriegt, Herrin!" rief sie laut, als ich mich zu ihr umdrehte. Worte halfen hierbei nicht mehr, nur noch ein grimmiger Blick meinerseits sollte sie in die Schranken weisen. Doch weit gefehlt!"Isch mein, isch hab keine Nüss gek.. bekommen, Herrin Die waren all all!" Angesichts der lautstarken Äußerungen seitens meiner Sklavin, begannen sich die Zuschauer um uns herum zu beschweren. "Pssst, Ruhe da vorne!" "Halt endlich die Klappe, da oben!" Mein Blick wurde noch grimmiger und so fauchte ich sie in dezenter Lautstärke an:"Sei still und setz dich endlich!" Immer öfter spielte ich mit dem Gedanken, mir eine neue Sklavin zuzulegen. Eine mit Stil!

  • Gebannt verfolgte sie die Inszenierung und stellte fest, dass sie so langsam Gefallen an diesem Theaterbesuch fand. Aber nicht nur die Geschehnisse der Vorführung fesselten sie, sondern es gingen ihr auch immer wieder die Worte ihres Cousins durch den Kopf, dass sie nach der Vorstellung einige wichtige Persönlichkeiten kennen lernen würde und dieser Gedanke erweckte ein etwas unruhiges Gefühl in ihr.


    Natürlich betrachtete sie das eine oder andere Gesicht genauer, doch niemand kam ihr bekannt vor oder erkannte sie aus ihrer Kindheit wieder, als sie sich für einige Zeit hier in Roma befand. Fieberhaft sehnte sie dem Ende der Pause entgegen und als der Vorhang sich abermals öffnete, wandte sie sich wieder erwartungsvoll der Aufführung zu.

  • Varus hatte irgendwie das Interesse an der Vorstellung, sagen wir, nicht verloren aber es fesselte ihn auch nicht. Dies war aber nicht letzten endes die Schuld des Stückes. Varus war eben so. Eine ganze Zeit konnte er sich dafür begeistern, doch mittlerweile ließ auch die Konzentration bei Varus nach.


    So beobachtete er die Menschen. Varus hatte schon vor langem feststellen müssen. Das er darüber Studien schreiben könne. Er schaute auf den Rang, wo die Senatoren ihre Plätze eingenommen hatten und da, wo der Pöbel sich dicht drängte. Seine Sitznachbarn waren auch nicht gerade die gesprächigsten. Irgendwie war das doch nicht sein Tag. Vielleicht war er einfach auch noch zu grün hinter den Ohren oder einfach nur ein Kulturbanause.
    In Begleitung hätte sich Varus auf jeden Fall wohler gefühlt.

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