"Nein Wochenlang wohl nicht, aber sein wir ehrlich. Der PU hat doch sowieso alles in der Hand und er macht nicht den Eindruck als würde er demnächst verschwinden. Von daher bin ich mir sicher Rom würde mich nicht allzusehr vermissen. Nebenbei ist der Kaiser auch nicht in Rom. Ich sollte also meinen Sitz vielleicht gleich nach Misenum verlegen.
Oder mich einfach selbst zum Kaiser ausrufen, dann kann ich mich selbst beschützen." meinte er scherzhaft.
Villa Terentia
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Der PU hat doch sowieso alles in der Hand. Nicht dass diese Einschätzung der politischen Lage in Rom etwas neues wäre... aber das von dem Mann zu hören, der nach dem Kaiser und dem Praefectus Urbi der wichtigste in Rom war, bedeutete doch noch mal etwas anderes als das Geschwätz auf der Straße und das Gejammer alter Senatoren.
Wie sie allerdings auf den folgenden Scherz reagieren sollte, wusste Seiana nicht. Sie wusste es einfach nicht. Sie wusste noch nicht mal, ob da nicht ein winziges bisschen Ernst mit drin steckte... er wäre immerhin nicht der erste Praefectus Praetorio, der versuchte seine Macht auszunutzen. Und auch wenn es ein reiner Scherz war: sie wusste dennoch keine adäquate Erwiderung. „Es hört sich einfacher an“, versuchte sie sich an einer ebenso scherzhaften Erwiderung, die allerdings... ziemlich lahm war. Sogar ihr fiel das auf.Sie versuchte die Peinlichkeit zu überspielen, suchte nach einem anderen Gesprächsthema, und ein wenig unterhielten sie sich noch – aber Seiana fühlte sich dennoch weiterhin unbeholfen, zu sehr, um sich wirklich entspannen zu können. Und so war sie sogar beinahe erleichtert, als ein Sklave kam und verkündete, dass das Bad vorbereitet war. Sie stellte ihren Weinbecher daraufhin ab und sah ihren Mann an. „Wollen wir?“
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Er trank seinen Wein aus und erhob sich."Ja lass uns gehen." Er nahm ihre Hand und führte sie zusammen mit den Sklaven ins Bad. Dort angekommen endkleidete er sich erstmal, um sich bäuchlings auf eine der Klinen zu legen und dann erstmal massiert zu werden. Und natürlich versuchte er auch ein wenig zu seiner Frau zu linsen. Das war hier ja nicht Rom wo man es getrennt machte, sondern sein eigenes kleines Reich. Wo er tun und lassen konnte was er wollte. Und zumindestens dafür dankte er den Göttern.
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Seiana erhob sich ebenfalls und folgte ihrem Mann und den Sklaven, war sie doch die einzige, die sich hier überhaupt nicht auskannte. Ganz kurz sah sie auf ihre Hand hinunter, die von seiner berührt, gehalten wurde. Es war so... ungewohnt. Und sie wurde nicht recht schlau aus ihm – einerseits war er in Gesprächen häufig so kühl wie sie, wirkte teils sogar desinteressiert... andererseits jedoch machte er Gesten wie diese, die... Vertrautheit ausdrückten. Eine Vertrautheit, die zumindest in ihren Gesprächen nicht da war.
Sie unterbrach ihren Gedankengang, als sie sich schon wieder beim Grübeln ertappte. Zeit, ermahnte sie sich. Gib dem Ganzen einfach Zeit. Es würde schon werden, wenn sie sich aneinander gewöhnt hatten, es brauchte nur... Zeit. Da brachte es nichts, ständig zu grübeln, und sich zu wünschen, dass es schon so weit war, ebenso wenig.Als sie das Bad erreicht hatten, stand Seiana zunächst ein wenig unschlüssig da, während ihr Mann sich schon seiner Kleidung entledigte und sich zuerst für eine Massage entschied. Zögernd tat sie einen Schritt nach vorn und zog sich dann ebenfalls vor, mit Hilfe einer Sklavin, die die Fibeln öffnete und den Stoff sorgsam zusammenlegte. Sie mied den Blick zu ihrem Mann, wollte nicht sehen, ob er sie ansah... aber als sie doch einen kurzen Seitenblick riskierte, bemerkte sie immerhin zu ihrer Erleichterung, dass er sie nicht offen heraus anstarrte. Auch etwas, was sie so nicht unbedingt erwartet hatte... und was es ihr schwer machte, ihn einzuschätzen.
Im Gegensatz zu ihm beschloss sie, gleich ins Bad zu gehen. Eine Massage konnte noch bis später warten, Seiana wollte erst mal den Schmutz der Reise endlich los werden. Langsam stieg sie die Stufen in das Becken mit warmem Wasser hinab, ließ sich hinein sinken und legte schließlich den Kopf in den Nacken, um ihre Haare komplett nass zu machen, damit diese von einer Sklavin gewaschen werden konnten. -
Durchaus bewundert folgten seine Blicke seiner doch sehr ansehnlichen Frau als sie nackt in das Wasser stieg, um sich zu entspannen und zu waschen. Nach kurzer zeit erhob er sich von der Massageliege und folgte ihr. Er selbst glitt in das für ihn doch sehr angenehme Wasser und schwam einige Züge dann schwam er zum beckenrand und betrachtete, durchaus mit einem unken Gier in den Augen seine frau und deren Körper:"Du bist schön Seiana." meinte er lapidar, als er seine Musterung beendet hatte.
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Seiana ließ sich von der Sklavin die Haare waschen und genoss das entspannende Gefühl, das sich in ihr ausbreitete. Das warme Wasser, die sachte Berührung auf ihrer Kopfhaut, mit der die Sklavin eine feinduftende Paste zum Waschen in ihre Haare rieb... mit einem leisen Seufzen schloss sie die Augen.
Erst, als sie erneut Wasser plätschern hörte, öffnete sie ihre Lider wieder – und als sie feststellte, dass sich nun auch ihr Mann ins Wasser begeben hatte, war ein Teil der Anspannung wieder da. Sie beobachtete ihn dabei, wie er einige Züge machte, und spürte die Anspannung in sich noch ansteigen, als er schließlich auf sie zukam und in ihrer Nähe blieb... und sie musterte. In seinem Blick war etwas... etwas, das ihr Gänsehaut verursachte.Sie schloss erneut die Augen und folgte dem sanften Druck, den die Sklavin nun auf ihre Stirn ausübte, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich die Haare ausspülen. Das Gefühl, dabei nun die ganze Zeit von ihm beobachtet zu werden... machte sie nervös und aufgeregt zugleich. Trotzdem zwang sie sich, ruhig zu bleiben, redete sich ein, dass er sich mittlerweile sicher auch seiner eigenen Körperpflege gewidmet hatte – obwohl sie im Grunde wusste, dass das nicht stimmte. Es war kein Geräusch zu hören, das darauf hingewiesen hätte, kein Plätschern aus seiner Richtung, nichts. Und da war dieser Ausdruck in seinen Augen gewesen, mit dem er sie gemustert hatte. Trotzdem versuchte sie nicht daran zu denken, bis... ja, bis die Sklavin fertig war und Seiana nichts anderes übrig blieb, als ihren Kopf wieder zu heben und die Augen zu öffnen. Und zu sehen, dass er sie immer noch musterte.
„Danke“, murmelte sie auf seinen Kommentar hin und wich seinem Blick aus. Sie wusste nichts besseres als Antwort, wie üblich, wenn sie mit Komplimenten konfrontiert wurde... bei ihm allerdings ging ihr das scheinbar häufig so. Wie oft hatte sie in dem kurzen Gespräch heute überlegen müssen, was sie sagen sollte? Lag es an ihm, an seiner Art, die sie verunsicherte – oder einfach an der Tatsache, dass sie mit ihm verheiratet, sie aber im Grunde nach wie vor Fremde füreinander waren?Seiana schob die Gedanken weg. Sie war es mittlerweile selbst leid, zu grübeln, weil sie gerade in den letzten Tagen vor der Hochzeit und seitdem kaum etwas anderes getan hatte. Faustus hatte Recht gehabt, als er gesagt hatte sie sollte damit aufhören. Und es gab eine Möglichkeit der Ablenkung, eine, die zum Greifen nahe lag. Zu der es ohnehin recht bald kommen würde, wenn sie seinen Blick richtig deutete. Nur wusste sie nicht so recht, was sie tun sollte. Sie war nicht völlig unerfahren, das nicht, aber: einem Sklaven konnte man einfach befehlen. Und das war jetzt nun wirklich keine Option. Sie sah ihren Mann wieder an, und nach einem weiteren Moment des Schweigens löste sie sich von ihrem Platz und näherte sich ihm langsam, bis sie nur noch etwa eine Armlänge von ihm entfernt war, musterte ihn, und hob schließlich ihre Hand, um mit ihren Fingern sachte eine Narbe zu berühren, die auf seiner Brust zu sehen war. „Woher stammt die?“
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Die Einladung, die Ursus von Decima Seiana und Terentius Cyprianus erhalten hatte, hatte er kurz beantwortet* und nun war der verabredete Zeitpunkt gekommen. Es war wirklich sehr schade gewesen, daß er an den Hochzeitsfeierlichkeiten nicht hatte teilnehmen können. Aber es hatte auch etwas für sich, die beiden hier im privaten Rahmen treffen zu können. Seiana kannte Ursus ja von der Arbeit an der Schola her, auch wenn sie sich nicht allzu oft begegnet waren. Doch Cyprianus war ihm noch vollkommen unbekannt. Ein Terentier. Kommandant der kaiserlichen Garde. Ein Posten, der wohl der Traum eines jeden Ritters war. Die Frage war: Wo stand der Mann? Treu hinter Vescularius, wie die meisten, die heutzutage wichtige Posten bekleideten? Eigentlich rechnete auch Ursus nahezu täglich damit, abgelöst zu werden. Er als Patrizier mußte dem PU doch ein mächtiger Dorn im Auge sein als Kommandant der Prima. Aber bisher war nichts dergleichen geschehen. Nicht einmal eine Andeutung eines solchen Planes.
Vornehm in eine elegante Toga gekleidet entstieg Ursus, leider ohne Begleitung durch seine Frau, der Sänfte, derer er sich bedient hatte, um zur Villa Terentia zu gelangen. Eigentlich war das nicht seine bevorzugte Fortbewegungsart, doch wer wußte schon, wie dieser Abend endete? Angetrunken wollte Ursus nicht zu Fuß durch die Straßen wanken. Ein Pferd wäre auch etwas übertrieben gewesen, fand er, für die kurze Strecke. Also war die Sänfte die richtige Wahl gewesen. Für die Soldaten war es ein ungewohnter Anblick, denn seit er hier war, hatte Ursus noch nie eine Sänfte benutzt.
Sein stetiger und zuverlässiger Begleiter Cimon war es, der für den Aurelier an der Tür klopfte und Einlaß begehrte.
Sim-Off: *wegen meiner langen Fehlzeit verzichte ich darauf, das jetzt noch auszuspielen.
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Der Ianitor der terentischen Villa öffnete die Tür und ließ den Legat auch sogleich ein, war er doch selbstverständlich informiert über den Gast, den sein Herr und dessen Gattin an diesem Abend erwarteten. Ein weiterer Sklave stand ebenfalls schon bereit, um Aurelius Ursus hinein zu führen ins Triclinium, wo Seiana bereits auf den Gast wartete. Sie hatte noch überlegt gehabt, davor, ob sie erst kommen sollte wenn die Sklaven berichteten, dass der Legat eingetroffen war... hatte das dann aber doch als zu unhöflich erachtet, insbesondere bei einer persönlichen Einladung an einen Gast diesen Rangs. So war sie also bereits da und lächelte den Aurelius an, auf jene höfliche, aber kühle Art, die ihr in den vergangenen Jahren so zueigen geworden war. „Legatus Aurelius“, begrüßte sie ihn. „Ich freue mich, dass du unserer Einladung gefolgt bist. Ich hoffe dir geht es gut?“ Sie winkte einen der Sklaven herbei. „Mein Mann wird sich gleich zu uns gesellen. Was möchtest du trinken?“
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Ursus versuchte gar nicht erst, seine Neugierde zu unterdrücken und blickte sich ungeniert im Atrium um, während er auf Decima Seiana zutrat, um sie zu begrüßen. „Decima, ich danke Dir und Deinem Gemahl für die Einladung. Und bitte die Abwesenheit meiner Frau zu entschuldigen, sie fühlt sich nicht ganz wohl.“ Diese Schwangerschaft machte ihr zu schaffen und Ursus betete täglich darum, daß sie dieses Kind nicht wieder verlieren mochte. „Mir geht es sehr gut, vielen Dank. Ich hoffe, die Deinen sind auch alle wohlauf?“ Höfliche Plauderei, wie es sich eben gehörte. Der Herr Gemahl würde also bald dazu kommen. Sehr gut. Ursus war nicht wenig neugierig auf den Mann, wenn er auch wußte, daß er in seiner Gegenwart besonders vorsichtig sein mußte. „Ein Becher stark verdünnten Weines wäre mir willkommen.“ Er zupfte leicht an seiner Toga. Ungewohnt war sie ihm geworden. „Wie gefällt Dir Mantua bis jetzt? Hast Du überhaupt schon etwas von der Stadt gesehen?“ Er hatte keine Ahnung, ob sie schon früher hier gewesen war oder sonst eine engere Beziehung zu der Stadt hatte.
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„Oh, das tut mir leid. Richte ihr doch bitte gute Besserung aus“, antwortete Seiana. Sie kannte die Tiberia zwar kaum, hatte sie allerdings doch damals bei deren Hochzeit getroffen – und ein paar Tage später erneut, als Seiana gekommen war um sich zu entschuldigen. Selbst wenn sie sie allerdings gar nicht gekannt hätte, wäre es dennoch angebracht gewesen, gute Besserung zu wünschen. „Ja, sind sie“, lächelte sie dann höflich auf die Frage hin. Nicht ganz die Wahrheit. Wie es Faustus ging, davon hatte sie keine Ahnung, und sie hoffte nur, dass es ihm gut ging, wo auch immer sein Auftrag ihn hingeführt hatte. Dem Rest der Familie allerdings ging es tatsächlich gut. „Insbesondere Livianus, meinem Onkel, scheint der Rückzug aus dem aktiven politischen Leben sehr gut zu tun, von dem was ich höre.“ Sie unterbrach sich kurz, als ein Sklave herbei kam mit Wein und Wasser, um zunächst dem Aurelius die gewünschte Mischung einzuschenken und anschließend ihr. „Nein, offen gestanden habe ich noch kaum etwas von der Stadt gesehen. Während des Stadtfests war zu viel los, um wirklich etwas besichtigen zu können, und wir sind erst seit wenigen Tagen hier.“ Wir. Es war so ungewohnt, in dieser Form zu reden, sich selbst als Ehefrau wahrzunehmen. Seiana fragte sich, wie lange sie wohl brauchen würde, bis sie sich daran gewöhnt hatte – aber vermutlich sollte sie sich deutlich mehr Zeit geben als die knapp zwei Wochen, die seit der Hochzeit erst vergangen waren.
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Appius kam etwas später dazu, bekleidet in einer Soldatentunika:"Salve legat, es freut mich, daß du unsere Einladung angenommen hast." Er ging zu eine der Klinen und nahm sich etwas Wein und was zu Essen.
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„Das werde ich gerne tun. Sie bedauert es wirklich sehr, daß sie nicht mitkommen konnte. Hier in Mantua gibt es kaum gesellschaftliche Ereignisse und Neuigkeiten aus Rom erreichen uns viel zu selten.“ Tatsächlich hätte Septima nur allzu gerne an dieser Cena teilgenommen. Sie vermißte das Leben in Rom sehr. Manchmal zu sehr, denn natürlich erwartete sie von ihrem Gatten, daß er ihr all das ersetzte, was sie vermißte. Was vollkommen unmöglich zu erfüllen war.
„Es freut mich zu hören, daß Deine Familie wohlauf ist. Was macht denn eigentlich Mattiacus? Ich habe sehr lange nichts mehr von ihm gehört.“ Der alte Freund hatte sich wirklich rar gemacht. Was Ursus sehr bedauerte.
Den Becher nahm er dankend entgegen und nahm einen kleinen Schluck, schon um das Mischungsverhältnis zu testen. Es war vollkommen nach seinem Wunsch geraten, wie er feststellte. „Die Seuche hat natürlich ihre Spuren hinterlassen, die noch nicht vollständig beseitigt werden konnten. Es hat Brände gegeben und Plünderungen. Aber dennoch ist Mantua eine sehr schöne Stadt. Ich hoffe, ihr bleibt lange genug, sie euch ansehen zu können.“ Noch während sie plauderten, trat der Ehemann der Decima hinzu und Ursus wandte sich ihm zu. „Salve, Praefectus Terentius. Ich danke auch Dir für die Einladung. Es freut mich sehr, Dich kennenzulernen.“ Neugierig musterte Ursus den Mann, der als Praefect der Garde eine der mächtigsten Positionen im ganzen Imperium inne hatte.
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"Nun Legta mich freut es nicht minder. Ich habe einige Zeit in der Legion gedient war mit ihr auf Feldzug. Wie geht es ihr? Hat sie die Seuche gut überstanden?"
Das interesierte ihn schon aus beruflicher Sicht. -
„Mattiacus ist vor einiger Zeit nach Griechenland gegangen, um dort seinen Studien nachzugehen“, antwortete Seiana, und aus ihrer Stimme war leichtes Bedauern zu hören. Derzeit war kaum ein Decimer mehr in Rom, und schon gar keiner, der wirklich die Gens hätte vertreten können. Aber irgendwann würde ihr Bruder wieder kommen, davon war sie überzeugt – daran musste sie einfach glauben. Den Gedanken, Faustus könnte eines Tages nicht mehr wieder kehren, ließ Seiana gar nicht erst zu.
Sie lauschte dem Legaten bei seiner kurzen Darstellung über Mantua, aber bevor sie etwas erwidern konnte, tauchte jetzt ihr Mann auf. Seiana lächelte ihm kurz zu und wartete die erste Begrüßung der beiden Männer ab, dann wies sie auf die vorbereiteten Sitzgelegenheiten. „Möchtest du nicht Platz nehmen?“ Gemeinsam mit den Männern setzte sie sich auf den Korbstuhl, der für sie bereit gestellt worden war, und auf einen Wink von ihr hin begannen Sklaven, die Vorspeisen zu servieren.
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Zitat
Original von Decima Seiana
Seiana ließ sich von der Sklavin die Haare waschen und genoss das entspannende Gefühl, das sich in ihr ausbreitete. Das warme Wasser, die sachte Berührung auf ihrer Kopfhaut, mit der die Sklavin eine feinduftende Paste zum Waschen in ihre Haare rieb... mit einem leisen Seufzen schloss sie die Augen.
Erst, als sie erneut Wasser plätschern hörte, öffnete sie ihre Lider wieder – und als sie feststellte, dass sich nun auch ihr Mann ins Wasser begeben hatte, war ein Teil der Anspannung wieder da. Sie beobachtete ihn dabei, wie er einige Züge machte, und spürte die Anspannung in sich noch ansteigen, als er schließlich auf sie zukam und in ihrer Nähe blieb... und sie musterte. In seinem Blick war etwas... etwas, das ihr Gänsehaut verursachte.Sie schloss erneut die Augen und folgte dem sanften Druck, den die Sklavin nun auf ihre Stirn ausübte, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich die Haare ausspülen. Das Gefühl, dabei nun die ganze Zeit von ihm beobachtet zu werden... machte sie nervös und aufgeregt zugleich. Trotzdem zwang sie sich, ruhig zu bleiben, redete sich ein, dass er sich mittlerweile sicher auch seiner eigenen Körperpflege gewidmet hatte – obwohl sie im Grunde wusste, dass das nicht stimmte. Es war kein Geräusch zu hören, das darauf hingewiesen hätte, kein Plätschern aus seiner Richtung, nichts. Und da war dieser Ausdruck in seinen Augen gewesen, mit dem er sie gemustert hatte. Trotzdem versuchte sie nicht daran zu denken, bis... ja, bis die Sklavin fertig war und Seiana nichts anderes übrig blieb, als ihren Kopf wieder zu heben und die Augen zu öffnen. Und zu sehen, dass er sie immer noch musterte.
„Danke“, murmelte sie auf seinen Kommentar hin und wich seinem Blick aus. Sie wusste nichts besseres als Antwort, wie üblich, wenn sie mit Komplimenten konfrontiert wurde... bei ihm allerdings ging ihr das scheinbar häufig so. Wie oft hatte sie in dem kurzen Gespräch heute überlegen müssen, was sie sagen sollte? Lag es an ihm, an seiner Art, die sie verunsicherte – oder einfach an der Tatsache, dass sie mit ihm verheiratet, sie aber im Grunde nach wie vor Fremde füreinander waren?Seiana schob die Gedanken weg. Sie war es mittlerweile selbst leid, zu grübeln, weil sie gerade in den letzten Tagen vor der Hochzeit und seitdem kaum etwas anderes getan hatte. Faustus hatte Recht gehabt, als er gesagt hatte sie sollte damit aufhören. Und es gab eine Möglichkeit der Ablenkung, eine, die zum Greifen nahe lag. Zu der es ohnehin recht bald kommen würde, wenn sie seinen Blick richtig deutete. Nur wusste sie nicht so recht, was sie tun sollte. Sie war nicht völlig unerfahren, das nicht, aber: einem Sklaven konnte man einfach befehlen. Und das war jetzt nun wirklich keine Option. Sie sah ihren Mann wieder an, und nach einem weiteren Moment des Schweigens löste sie sich von ihrem Platz und näherte sich ihm langsam, bis sie nur noch etwa eine Armlänge von ihm entfernt war, musterte ihn, und hob schließlich ihre Hand, um mit ihren Fingern sachte eine Narbe zu berühren, die auf seiner Brust zu sehen war. „Woher stammt die?“
Ihm war auf einge gewise Weise nicht ganz wohl be der Sache. Körperliche Nähe war ihm als Soldat meistens nur im Zusammenhang mit dem käuflichen Gewerbe passiert und so zuckte er fast ein wenig zurück als ihn seine Frau berührte."Die Narbe habe ich wahrscheinlich aus Germanien, noch aus meiner Miles Zeit. Ich habe so noch einige Narben."
Er betrachtete sie:"Du bist schön ,weißt du das eigentlich?!" -
Wich er leicht zurück, als sie ihn berührte? Seiana war sich nicht ganz sicher, aber allein der schwache Eindruck reichte schon aus, um sie zu verunsichern. Sie fühlte sich schutzlos in diesem Augenblick, nackt wie sie war, verletzlich, weil es gerade nichts gab wohinter sie sich verstecken könnte – auch innerlich. Sie würde sich ja gerne einreden, dass es sie nicht interessierte, was er von ihr dachte, von ihr hielt. Oder dass es sie nicht kümmerte, wie ihr Verhältnis zueinander war oder besser: wie es sich entwickelte. Aber die Wahrheit war, dass es sie sehr wohl interessierte. Sie konnte nicht damit umgehen, wenn ihr jemand Komplimente machte, und sie sah sich vor allem selbst bei weitem nicht so, aber natürlich wollte sie, dass er einen guten Eindruck von ihr hatte. Dass er sie respektierte, sie vielleicht sogar irgendwann als Ratgeberin sah. Und sie wollte, dass sie eine gute Ehe hatten... trotz der Umstände, unter denen diese geschlossen worden war. Aber sie wusste noch viel zu wenig von ihm und wie er war, und sie hatte zu wenig Erfahrung, was Zwischenmenschliches betraf, wusste nicht, wie sie das angehen, wie sie sich verhalten sollte. Und diese beiden Dinge kombiniert führten dazu, dass sie sich jetzt nicht nur recht hilflos, sondern eben auch verletzlich fühlte... nackt, wenn man so wollte, in mehr als nur physischer Hinsicht. Sie wusste ja noch nicht mal, wie sie es anstellen sollte ihn zu verführen, ohne dass es etwa plump oder zu forsch wirkte oder sie ihn überrumpelte... also einen schlechten Eindruck bei ihm hinterließ.
Und in diese Situation hinein kam der Eindruck, dass er vor ihr ein wenig zurückwich, und natürlich verunsicherte sie das. Sie presste die Lippen aufeinander und hätte die Hand wohl zurückgezogen, wenn es nicht schon zu spät gewesen wäre und sie seine Haut nicht schon berührt hätte. So allerdings ließ sie ihre Finger dort liegen, zumal er dann doch blieb wo er war. Trotzdem machte sie sich aber wie von selbst sofort wieder Gedanken. Ob es an ihr lag, ob es ihm unangenehm war, von ihr berührt zu werden, ob er sie eigentlich gar nicht wollte... und das wurde nicht besser, als er keinerlei Anstalten machte, im Gegenzug sie zu berühren. Zwar wiederholte er erneut, dass er sie schön fand... aber er berührte sie nicht, und er tat auch sonst nichts, um zu zeigen, dass es mehr als nur Worte waren. Stattdessen fragte er sie, ob sie das wusste, was ihre Verunsicherung nun komplett machte. „Nein“, antwortete sie zunächst langsam, um sich dann gleich zu verbessern: „Ja. Nein, ich meine...“ Sie brach ab, als sie ins Stottern geriet, wich seinem Blick aus und starrte auf die Wasseroberfläche zwischen ihnen, während sie ihre Hand sinken ließ, die gerade noch seine Brust berührt hatte. Was sollte sie auf diese Frage denn antworten? Es machte sie schlicht verlegen, das zu hören, und sie konnte nicht damit kokettieren wie sie es bei anderen Frauen schon erlebt hatte, wenn ihnen Komplimente gemacht wurden, oder gar auf eine Art reagieren, die darauf abzielte noch mehr Komplimente und Aufmerksamkeiten von Männern zu bekommen. Sie hatte das noch nie gekonnt – das Aufwachsen mit drei Brüdern und deren Freunden und rauen Spielen hatte dafür gesorgt, dass sie in dieser Hinsicht andere Erfahrungen gemacht hatte als andere Mädchen, und später dann hatte ihre kühle Art das Übrige dazu getan, dass sie in dieser Hinsicht stets unbeholfen blieb. Und auch jetzt wusste sie nicht weiter, wusste nicht, was sie sagen sollte. Natürlich wusste sie, dass sie nicht hässlich war. Sie achtete auf ihr Äußeres, darauf, stets gut auszusehen, ihrem Geschmack entsprechend gekleidet, frisiert und geschminkt zu sein. Und ihr war auch klar, dass sie zufrieden sein konnte mit ihrem Körper, auch wenn das etwas war, woran sie eher wenig Gedanken verschwendete, zumeist jedenfalls. Trotzdem wusste sie nicht, was sie sagen sollte. „Du... würdest du...“ Nein. Oh nein. Sie konnte ihn doch nicht einfach fragen, ob er mit ihr jetzt schlafen wollte. Zu direkt. Zu plump! Seiana wurde ein wenig rot, und obwohl sie eigentlich wollte, dass er näher kam, dass er sie berührte, war es jetzt sie, die ein winziges Stück zurückwich. „Wie lange möchtest du hier bleiben?“ versuchte sie abzulenken, mit einer Frage, die völlig unsinnig war, denn natürlich wusste sie, wie lange sie bleiben würden, sie hatten ja schon in Rom darüber gesprochen, als sie diese Reise organisiert hatten. Und sie verfluchte sich innerlich gleichzeitig dafür, dass ihr nichts Besseres einfiel – und erst recht dafür, dass sie überhaupt abzulenken versuchte... und dass sie so unbeholfen war.
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Zitat
Original von Decima Seiana
„Mattiacus ist vor einiger Zeit nach Griechenland gegangen, um dort seinen Studien nachzugehen“, antwortete Seiana, und aus ihrer Stimme war leichtes Bedauern zu hören. Derzeit war kaum ein Decimer mehr in Rom, und schon gar keiner, der wirklich die Gens hätte vertreten können. Aber irgendwann würde ihr Bruder wieder kommen, davon war sie überzeugt – daran musste sie einfach glauben. Den Gedanken, Faustus könnte eines Tages nicht mehr wieder kehren, ließ Seiana gar nicht erst zu.Sie lauschte dem Legaten bei seiner kurzen Darstellung über Mantua, aber bevor sie etwas erwidern konnte, tauchte jetzt ihr Mann auf. Seiana lächelte ihm kurz zu und wartete die erste Begrüßung der beiden Männer ab, dann wies sie auf die vorbereiteten Sitzgelegenheiten. „Möchtest du nicht Platz nehmen?“ Gemeinsam mit den Männern setzte sie sich auf den Korbstuhl, der für sie bereit gestellt worden war, und auf einen Wink von ihr hin begannen Sklaven, die Vorspeisen zu servieren.
Auf die Frage des Praefecten nach der Seuche legte Ursus den Kopf leicht schief. „Die Seuche hat einige Löcher gerissen, die schwer zu stopfen sind in diesen Zeiten, in denen es junge Männer kaum noch zum Militär zieht. Aber die Prima ist voll funktionsfähig und die Männer haben sich gut mit der etwas außergewöhnlichen Situation arrangiert. Es wird einfach eine Weile dauern, bis wir wieder die alte Stärke erreicht haben.“ Im Grunde konnte er nicht klagen, es hätte weit, weit schlimmer kommen können, so hinterhältig wie die Krankheit gewesen war.
„In Griechenland ist er? Dann ist es ja kein Wunder, daß ich so lange schon nichts mehr von Mattiacus gehört habe. Ich hoffe, er läßt sich einmal hier blicken, wenn er nach Italia zurückkehrt.“ Mattiacus war nicht nur ein langjähriger Freund der Aurelier, sondern Ursus zählte ihn auch zu seinen persönlichen Freunden.
Gerne ließ Ursus sich auf einer der vorbereiteten Sitzgelegenheiten nieder, nahm die von einem Sklaven gebotene Gelegenheit wahr, sich die Hände zu waschen und probierte dann etwas von den servierten Vorspeisen. „Wie sieht es in Rom aus? Ich habe selten Gelegenheit, mich mit so gut informierten Personen auszutauschen, wie der Praetorianerpraefect und die Auctrix der Acta es zweifellos sind. Man muß es leider sagen: Kaum verläßt man Rom, ist man von allem abgeschnitten. Briefe trudeln nur spärlich ein und enthalten kaum mehr als Stichworte.“ Tatsächlich hatte er mit diesen beiden Gesprächspartnern einen wahren Glücksgriff getan.
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"Nun Rom ist was es immer ist. Ein Pfuhl voller korruption, lauter menschen, und stinkender Häuser. Und doch gleichzeitig der Mittelpunkt von allem. Alle sind besorgt wegen des PUs. Hast du denn eine Meinung über ihn?"
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„Das wird er sicher“, lächelte Seiana bezüglich Mattiacus'. Und verschwieg, dass sie bezweifelte, dass dieser so bald wieder zurückkehren würde. Mattiacus' Schreiben hatte recht endgültig geklungen – und allein schon die Tatsache, dass er nur ein Schreiben hinterlassen hatte, zeigte schon recht deutlich, dass ihn nicht mehr viel in Rom hielt. Aber nun, vielleicht änderte sich ja gerade das in Griechenland, wer wusste das schon.
Sie wollte gerade etwas zum Thema Rom sagen, als ihr Mann die Frage schon beantwortete – und das auf eine Art, die sie dazu brachte zunächst einmal zu schweigen. Zum einen legte er eine Offenheit an den Tag, die jeden ihrer Kommentare – die mit Sicherheit diplomatischer und freundlicher ausgefallen wären – lächerlich hätten wirken lassen. Zum anderen stellte er zum Abschluss eine Gegenfrage, die es in sich hatte... und bei der sie doch darauf gespannt war, wie der Aurelius nun reagieren würde.
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Sehr erschöpfend waren die Auskünfte über die Vorgänge in Rom immer noch nicht. Eher im Gegenteil. Seiana hüllte sich darüber völlig in Schweigen und ihr Mann konterte mit einer Frage, die einen leicht aus der Fassung bringen konnte. Ursus hatte zwar damit gerechnet, in dieser Beziehung ausgehorcht zu werden, aber eine so direkte Frage hatte er nicht erwartet. So griff er hilfesuchend nach einer Dattel und verspeiste sie genüßlich, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Dabei erwiderte er offen den Blick des Praetorianerpraefecten.
„Ich war nun schon einige Jahre nicht mehr richtig in Rom. Vor meiner Ernennung zum Kommandanten der Prima war Senator Vescularius im Senat eher zurückhaltend. Ein persönliches Gespräch zwischen uns ist niemals zustande gekommen. Du kannst Dir sicher denken, wie unzuverlässig nun alles ist, was ich über ihn weiß. Schon am Mittag ist nicht mehr viel Wahrheit an einem Gerücht, das am Morgen in Rom in die Welt gesetzt wurde. Bis nach Mantua brauchen alle Nachrichten Tage. Wieviel Wahrheit findet sich darin noch? Ich habe sehr viel über den Praefectus Urbi gehört. Und ich gebe zu, vieles davon gefällt mir nicht. Aber mir eine abschließende Meinung über ihn zu bilden, fällt mir schwer, da ich von hier aus nicht beurteilen kann, wieviel wirklich wahr ist, welches wirklich seine Entscheidungen sind. Der Kaiser vertraut diesem Mann, dafür muß es gute Gründe geben. - Wie steht es mit Dir? Du sagst, alle sind besorgt wegen des PUs. Das schließt Dich offenbar mit ein? Du kennst ihn persönlich und arbeitest doch sicherlich eng mit ihm zusammen? Was kannst Du über ihn sagen?“
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