Im Auftrag des Herrn unterwegs V oder: The road not taken

  • Der Geruch nach Schnee lag in der Luft. Siv sog sie tief in die Lungen und genoss das prickelnde Gefühl und das eigentümliche Aroma, das verriet, dass die Sonnenstrahlen morgen früh vermutlich auf gezuckerte Dächer treffen würden. Der Frühling hielt zwar auch hier langsam Einzug, trotzdem konnte es immer noch empfindlich kalt werden, und die Germanin freute sich schon auf das Schneetreiben, das der Wind ankündigte. Kühle Luft erfüllte die späten Nachmittagsstunden, und der Himmel war von einem hellen Blau, so kristallklar, dass es fast durchsichtig schien. Nur wenige weiße Streifen zeigten sich, weit entfernt und so schmal, dass sie sich kaum abhoben von dem ebenfalls hellen Hintergrund.


    Noch einmal atmete Siv tief ein, während sie mit einem prüfenden Blick in den kleinen Beutel, den sie bei sich trug, kontrollierte, was sie noch zu erledigen hatte. Nur um festzustellen, dass sie, bis auf eines, mit allem fertig war, und das schneller als erwartet – was zusätzliche Freizeit für sie bedeutete, sofern sie nicht den Fehler beging, gleich zurück zu gehen, sobald sie auch diesen letzten Botengang hinter sich gebracht hatte. Seit sie hier angekommen waren, war Siv im Grunde ständig unterwegs gewesen, jedenfalls hatte sie den Eindruck. Mogontiacum war eine römische Stadt, und im Gegensatz zu ihrer Reise war es hier kein Problem, mit Latein alles zu bekommen, was man brauchte – dennoch traf man überall auf Menschen und Orte, wo es sich zum Vorteil auswirken konnte, wenn man Germanisch sprach. Deswegen war Siv eigentlich immer mit dabei, wenn es in der Stadt etwas zu tun gab. Heute hatte sie, zusammen mit anderen Sklaven, eingekauft, und jetzt war sie, allein, unterwegs, um den Rest zu erledigen – in der Villa gab es ein paar Dinge, die repariert werden mussten, und sie hatte verschiedene Handwerker aufgesucht und Aufträge verteilt. Die Absprachen waren leichter gewesen als erwartet, von Matho erwartet, der ihr das eigentlich nicht zugetraut hatte. Siv hatte sich gefragt, warum er sie dann trotzdem losgeschickt hatte – vielleicht um dann hinterher hämisch grinsen und ihr seine Überlegenheit demonstrieren zu können, wenn sie ihm gestehen musste, dass sie es nicht geschafft hatte, seinen Auftrag auszuführen. Letztlich konnte ihr das egal sein, jetzt musste sie nur noch ein paar Briefe verteilen, einen noch, hieß das, dann war sie fertig und konnte, bis die Sonne unterging, tun und lassen, was sie wollte.


    Der Empfänger des Briefs, den sie bei sich trug, musste in dieser Gegend wohnen, wenn die Beschreibung richtig gewesen war, die ihr eine ältere Frau auf dem Markt gegeben hatte, und tatsächlich, nach nur wenigen Schritten bog sie um eine Ecke und sah die charakteristische Fassade einer kleinen Taverne, die die Frau ihr, genau wie den Rest des Wegs, sehr lebhaft und detailliert beschrieben hatte. Daneben, so die Alte schließlich, würde sie den finden, den sie suchte – und Siv hatte ein breites Schmunzeln unterdrücken müssen, weil die Alte fast enttäuscht zu sein schien, dass ihr kurzes Gespräch mit diesem Satz dann beendet war. Wieder schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie an die Episode zurückdachte, dann setzte sie sich in Bewegung und lieferte auch den letzten Brief ab, bevor sie wieder auf die Straße trat und ein drittes Mal, mit geschlossenen Augen, ausgiebig Luft holte. Mit der beginnenden Dämmerung wurde es kälter, was sich an den kleinen Wölkchen zeigte, die ihr Atem bildete, als sie die Luft wieder hinausließ. Einen Moment stand sie einfach da, dann ging sie los, in die entgegengesetzte Richtung zu der, aus der sie gekommen war. Wenn ihre Orientierung sie nicht täuschte, wäre es ohnehin ein Umweg, zurückzugehen, weil das Villenviertel woanders lag, aber davon abgesehen wollte sie einfach ein wenig durch die Gegend laufen. Sie folgte den Gassen, die hier schmaler waren und verschlungen, bis sie wieder auf eine breitere Straße traf – und dort etwas sah, was sie stehen bleiben ließ.


    Sim-Off:

    reserviert

  • Two roads diverged in a yellow wood,
    And sorry I could not travel both
    And be one traveller, long I stood
    And looked down one as far as I could
    To where it bent in the undergrowth


    Die Stadtmauer. Die Straße, auf die sie nun getreten war, führte zur nördlichen Stadtmauer, genauer auf eines der Tore zu, die hinausführten. Siv war bewusst gewesen, dass der Empfänger des letzten Briefs in den äußeren Bezirken der Stadt wohnte, aber dass die Mauer so nah war, hatte sie dann doch nicht erwartet. Langsam ging sie weiter, unbewusst und unwillkürlich auf das Tor zu, das noch in einiger Entfernung war. Mehrere Querstraßen kreuzten die, auf der sie sich bewegte, und viele waren unterwegs, Händler, die den Tag über auf den Märkten ihre Waren angeboten hatten und sich nun auf den Heimweg machten, um vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause zu kommen, Menschen, die aus irgendwelchen Gründen draußen gewesen waren und dasselbe wollten wie die Händler, nur dass für sie ihr Zuhause in der Stadt lag und nicht außerhalb, und Reisende, die in beide Richtungen unterwegs waren und deren endgültiges Ziel irgendwo in grauer Ferne liegen mochte.


    Siv bekam davon nichts mit. Sie glitt durch die Menge wie ein Fisch durch Wasser, ließ sich umbranden, wich unbewusst aus, wo es unumgänglich war, und zwang im Übrigen die Menschen, ihr auszuweichen, sie gleichsam zu umschiffen, da sie sich, selbst wenn sie gerade unter denen war, die dieselbe Richtung wie sie einschlugen, langsamer bewegte als die meisten. Ihr Blick hing wie festgesogen am Tor, oder besser: an dem, was dahinter zu sehen war. Die Straße, umrahmt von Feldern und Wiesen, und dahinter, beschienen von der untergehenden Sonne, der Wald. Sivs Herz begann schneller zu schlagen. Seit sie in Mogontiacum angekommen waren, war sie noch nie so nahe an der Stadtmauer gewesen, hatte nie einen Blick durch eines der Tore werfen können. Auf der Reise hierher hatte sie gar keine Gelegenheit gehabt, viel Gedanken daran zu verschwenden, was es letztlich bedeuten konnte, wieder in Germanien zu sein – zu viel Sorgen hatte sie sich gemacht um Merit-Amun, zu sehr waren ihre Gedanken darauf gerichtet, die kleine Ägypterin, die sie ohne deren Zutun bereits am ersten Tag so sehr in ihr Herz geschlossen hatte, einfach weil sie sich selbst in ihr gesehen hatte, nicht Hel zu überlassen. Und dann waren sie in der Stadt angekommen, waren zwischen Mauern aus Stein verschwunden.


    Aber jetzt stand sie hier. Merit befand sich auf dem Weg der Besserung, aber das fand in ihren Gedanken genauso wenig Platz wie die Leute um sie herum oder irgendetwas anderes. Fast schon traumwandlerisch ging sie weiter, kreuzte eine Querstraße, ihr Schritt noch langsamer werdend, das Tor immer noch in einiger Entfernung, und doch näherte sie sich ihm unaufhaltsam. Die Bäume des Waldes schienen zu schimmern. Das warme Licht, in das sie getaucht waren, ließ die Schatten weich werden und spielerisch zerfließen, verwoben mit dem dunklen Grün der Tannen, abgehoben in zartem Kontrast zum helleren der Laubbäume. Siv verlor sich in der Vergangenheit, verlor sich in Gedanken an Zeiten, in denen sie durch ebensolche Wälder gestreift war, frei und ungebunden. Ihre Erinnerung malte vieles strahlender, als es letztlich gewesen war, aber dennoch war die Tatsache nicht zu leugnen, dass sie den Wald immer über alles geliebt hatte, dass sie es geliebt hatte, Stunden, Tage dort zu verbringen, mit dem ein oder anderen Bruder oder Freund, oft aber auch ganz alleine, zu laufen, zu schwimmen, zu jagen. Sie wusste um die Gefahren, die dort drohten, war mit ihnen aufgewachsen und wusste, wie ihnen zu begegnen war. Im Gegensatz zu vielen, denen sie in den letzten Monaten begegnet war, hielt die Wildnis für sie keine unbekannten Schrecken bereit, lauerten dort keine unheimlichen Kreaturen. Sie kannte die Risiken, die es bedeutete, dort sein, dort leben zu wollen. Die Germanin war immer langsamer geworden und schließlich ganz stehen geblieben, während ihr Blick unverwandt auf das Tor gerichtet war. In ihren Augen begann der Wald, selbst auf die Entfernung hin, auf einmal zu strahlen, und der Lockruf, den er aussandte und den sie in ihrem Herzen hörte, schien übermächtig zu werden.

  • Es war so leicht. Sie müsste sich nur mit der Menge treiben lassen, das war alles. Sie war bei weitem nicht darauf vorbereitet, im Wald zu überleben. Sie hatte ein Messer dabei – das hatte sie bereits in Rom schon bald stets mit sich getragen, ohne jemandem etwas zu sagen; solange niemand davon wusste, konnte es ihr niemand verbieten, und solange es niemand verboten hatte, tat sie theoretisch nichts falsches. Und ein Messer war etwas, das man immer irgendwie brauchen konnte, ganz davon abgesehen, dass Siv nicht so blauäugig war zu glauben, dass sie vor Überfällen gleich welcher Art gefeit war, ob nun in einer Stadt, auf einer Reise über befestigte Straßen – oder in der Wildnis. Dennoch, hätte sie tatsächlich eine Flucht geplant, sie hätte ihre Schleuder dabei, ein Seil, das Netz, Proviant… Nicht zu viel, damit es nicht zu auffällig war, aber doch mehr als sie im Moment dabei hatte. Vor allem ihre Ledersachen hätte sie angezogen, die sie weit besser vor der Kälte geschützt hätten als die Tunika und der Umhang, die sie jetzt am Leib trug, zumal sie am Tor in römischen Kleidern eher auffallen würde. Aber es würde trotzdem gehen. Das Messer reichte. Alles was sie sonst noch brauchte, konnte sie sich irgendwie beschaffen. Und der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt sein können – jetzt, wo die Händler, Blondschöpfe wie sie und in den verschiedensten Gewandungen, aus der Stadt strömten, so viele, dass die Wachen am Tor sich nicht die Mühe machten, sie zu kontrollieren, jetzt war die beste Gelegenheit, um unerkannt hinauszukommen, selbst in Kleidung, die eindeutig römisch war und eindeutig besser als das, was sich Peregrini normalerweise leisten konnten. Wenn sie sich nur unauffällig benahm und sonst keine Aufmerksamkeit auf sich zog, standen die Chancen gar nicht mal so schlecht, dass die Wachen am Tor nicht auf sie achteten.


    Siv setzte sich wieder in Bewegung, unbewusst, unbestimmt, schien kein richtiges Ziel zu haben und näherte sich doch immer weiter dem Tor. Immer noch schien ihr klares Denken ausgesetzt zu sein. Sie dachte im Grunde gar nicht nach, sie ließ sich einfach treiben. In ihrem Kopf formulierte sich kein bewusster Gedanke, und so gab es im Grunde auch keinen Gedanken an Flucht, geschweige denn an das, was es nach sich ziehen könnte und würde. Sie sah nur den Wald, zum Greifen nah. Ihr Geist arbeitete im Moment nur in Bildern und Gefühlen, rein intuitiv. Gerade das machte ihr Verhalten auffällig. Die Germanin wirkte in der sie umspülenden Menschenmenge wie ein Fremdkörper, die einzige, die keine klare Bestimmung, kein Ziel zu haben schien, und obwohl ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Tor gerichtet zu sein schien, war sie gleichzeitig sonderbar abwesend. Und plötzlich verschob sich etwas in ihrem Kopf, schien wieder einzurasten, und ihre Gedanken begannen zu rasen. Der Wald lag zum Greifen nah – und mit ihm die Freiheit. Sie blieb erneut stehen, so abrupt, dass sie diesmal von ein paar Menschen angerempelt wurde, die nicht auf ihren plötzlichen Halt vorbereitet gewesen waren. Erst jetzt realisierte Siv, welche Möglichkeit sich ihr gerade bot, dass sie wieder frei sein konnte, wenn sie die Gelegenheit jetzt nur nutzte, dass sie wieder nach Hause konnte, zu ihrer Familie, ihren Freunden, zurück in ihre Heimat… Die Germanin fackelte nicht lange. Zum zweiten Mal ging sie weiter, diesmal mit zielgerichteten Bewegungen, sich dem Fluss der Menge anpassend. Wieder handelte sie mehr unbewusst, diesmal aber nicht, weil sie überhaupt nicht nachdachte, sondern weil ihre Gedanken so rasant dahin jagten, dass sie sie kaum bewusst registrierte. Sie zog den Umhang enger um sich und schloss sich einer kleinen Gruppe an, ein paar Händler mit ihren Frauen und einem Wagen, die Kleidung zwar nicht von der Qualität wie ihre eigene, aber immerhin römisch. Sie hielt in der Menge genug Abstand, dass es der Gruppe nicht auffallen würde, war aber doch nahe genug, dass jeder Außenstehende denken musste, sie gehöre dazu. So näherten sie sich dem Tor, immer mehr, und Sivs Gedanken rasten jetzt so schnell, dass ihr beinahe schwindlig wurde. Fetzen schossen an die Oberfläche, in ihr Bewusstsein, wie Blitze, die mögliche Szenarien stakkatoartig erhellten:


    ~ die Wachen kontrollierten ausgerechnet diese Gruppe ~


    ~ sie im Wald, frei, einen Jubelschrei auf den Lippen ~

    ~ die Händler, die auf sie aufmerksam wurden und sie ansprachen ~


    ~ ihre Brüder, die sie sprachlos anstarrten ~


    ~ sie auf Idolum, über eine Wiese rasend ~

    ~ eine Hand in ihrem Haar


    …vertraue dir…
    spielerisch eine Strähne drehend ~


    ~ sie, wie sie erwischt wurde ~


    Und dann waren sie vorbei. Vorbei an den Wachen, durch das Tor hindurch, auf dem Weg, der hinaus führte, hinaus aus der Stadt, in die Freiheit. Erst jetzt wurde Siv die Anspannung bewusst, unter der sie gestanden hatte, und im Nachhinein schlug die Aufregung und die Angst erst richtig zu, fing ihr Körper an zu zittern und verrückt zu spielen. Eine bebende Hand hob sich und strich ein paar Strähnen zurück, auf der Stirn bildeten Schweißperlen, ihr Herz begann zu rasen und in ihrem Magen flatterte es, während er sich gleichzeitig umzudrehen schien. Nur mühsam konnte Siv sich wenigstens halbwegs kontrollieren, während ihr Verstand langsam, unendlich langsam zu realisieren begann, was gerade geschehen war.

  • Lupus stand mit 4 Mann seines Contuberniums Wache am Stadttor...ein tödlich langweilige Sache die sich zu allem Übel auch noch auf 4 Stunden hinzog.
    Stichprobenartige Untersuchungen in jedem verdächtig aussehenden Fahrzeug,...die üblichen Kontrollen bei verdächtig aussehenden Zivilisten. Die Hauptenergie ging dafür drauf einen grimmig entschlossenen Eindruck zu machen. Lups sah gerade nach draussen vor dem Stadttor als diese Gestalt an ihm vorbei glitt,...sie war gänzlich unauffällig,...zu unauffällig,...irgendetwas in ihm schrie ihm zu diese Frau aufzuhalten,...und da er gelernt hatte auf seine Innere Stimme zu hören nickte er seinem Kameraden zu und wies mit der Kinnspitze auf die Blonde Frau.
    Sie folgten ihr ein paar Schritte und Lupus legte ihr die Hand auf die Schulter,
    Quo vadis,...schöne Frau?!
    Er sah in ein ebenmäßiges, hübsches Gesicht,...doch etwas stimmt nicht mit ihr,...sie schien unter großem Stress zu stehen oder krank zu sein...ihre Körpersprache war entsprechend.

  • Drusus war laut Dienstplan zum Wachdienst an einem der zahlreichen Stadttore Mogontiacums eingeteilt und das war äußerst langweilig! Es war sogar ncoh langweiliger als selbst Wache zu halten, denn als Optio hielt Drusus nicht Wache vor dem Tor, sondern tat seinen Dienst in einer kleinen Wachstube. Dort kontrollierte er die Berichte seiner Untergebenen. Der Iulier selbst wurde nur gerufen wenn igrendetwas los war, jemand überfallen worden war, oder so etwas ähnliches, aber das kam nur sehr, sehr selten vor. Gelangweilt las der Optio sich gerade einen Bericht durch... Doch das würde vorerst der letzte sein, wenn er diesen fertig hatte würde er einmal bei den Wachen nach dem Rechten schauen...

  • Womit hatten wir nur diesen öden Wachdienst verdient? Aber den verdiente man sich nicht, den bekam man einfach zugeteilt. Und irgendwann griff jeder mal in die Latrine. Zwar war es gerade ziemlich stressig am Tor. Denn zu dieser Tageszeit strömten viele Menschen aus oder in die Stadt. Aber sonst gab es nichts bis fast nichts zu tun. Wenn man Glück hatte, wie ich, stand man an der Außenseite des Tores und konnte ein bisschen die Landschaft genießen. Aber im Grunde würde ich lieber dreimal irgendwelche anstrengenden Übungen auf dem Campus machen, als mir hier die Beine in den Bauch zu stehen.


    Ich war gerade mit der Überprüfung eines Händlers fertig, der die Stadt verlassen wollte. Alles schien seine Ordnung gehabt zu haben. Zufrieden ging ich zu meinem Platz zurück und blickte eigentlich nur aus Routine zu Lupus rüber, als ich seinen Wink mit dem Kopf sah. Ich nickte ihm nur zu und folgte ihm. Er würde schon wissen, warum er irgendeiner Person hinterher laufen musste. Zu meinem Erstaunen näherten wir uns einer Frau. Lupus, du alter Schwerenöter, dachte ich grinsend. Manchmal konnte der Wachdienst doch seine Vorteile haben. Man musste nur wissen, wie man es anstellen musste.


    Als wir ihr näher kamen, ahnte ich langsam, warum Lupus sie anhalten wollte. Die Frau schien am ganzen Körper zu zittern und fuhr sich mit einer Hand seltsam fahrig durch ihr Haar. Mein Grinsen verschwand vom Gesicht und machte einer ernsten Miene Platz. Während Lupus die Frau ansprach, nahm ich seitlich auf ihrer linken Seite meine Position ein. Wenn sie sich umdrehen würde, hatte ich ihre rechte Seite vor mir und könnte Lupus somit Deckung vor überraschenden Angriffen geben.

  • Lupus sah daß Probus seine Position eingenommen hatte und sich bereithielt um einem eventuellen Fluchtversuch in seine Richtung zu vereiteln.
    Sie war also mehr oder weniger eingekeilt und Lupus fragte erneut,...
    Quo vadis?
    Er hoffte inständig, daß die Frau keine Seuche in sich trug,...

  • Then took the other, as just as fair,
    And having perhaps the better claim,
    Because it was grassy and wanted wear;
    Though as for that the passing there
    Had worn them really about the same


    Sie war durch das Tor hindurch. Hindurch… und draußen, auf der Straße, die wegführte von der Stadt und von den Römern. Siv wurde für einen winzigen Moment beinahe schwarz vor Augen, als die Aufregung im Nachhinein erst wirklich zuschlug. Das letzte Hindernis, das sie von ihrer Freiheit trennte, lag hinter ihr… und der Wald vor ihr. Und doch blieb ihr Schritt verhalten, nicht etwa um weiterhin nicht aufzufallen, weil sie noch zu nahe am Tor war, sondern weil sie… etwas zurückhielt. Der Wald lockte, rief nach ihr, und inzwischen waren auch Bilder ihrer Familie vor ihrem inneren Auge aufgetaucht, ihr Vater, ihre Brüder, die nach so langer Zeit endlich wieder in greifbare Nähe gerückt waren, die sie wiedersehen konnte, wenn sie die Gelegenheit ergriff, die sich ihr bot. Und doch… mit ihnen waren andere Bilder aufgetaucht, von Menschen, die ihr inzwischen auch etwas bedeuteten, vor allem aber eines, eines, das klarer war als die der anderen, klarer als die ihrer Familie, und sie zurückdrängte. Was war sie im Begriff zu tun? Bevor ihre Gedanken aber weiter in diese Richtung gehen konnten, spürte sie auf einmal eine Hand auf ihrer Schulter. Die Germanin erstarrte. Quo vadis… Sie wollte sich nicht umdrehen, wollte nicht sehen, wer sie da aufhielt, denn solange sie es nicht sah, konnte sie sich einreden, es wäre nur irgendein Händler… Aber dann sah sie eine Bewegung aus ihrem linken Augenwinkel und sah unwillkürlich hinüber, und ihre Befürchtung bewahrheitete sich. Die Wachen. Die Soldaten… Wieder begannen ihre Gedanken zu rasen und überschlugen sich diesmal regelrecht, als Erinnerungen auf sie einschossen, Blitzlichter, Fetzen ihrer Vergangenheit, wie sie gefangen genommen worden war, wie sie nach Rom transportiert wurde, wie die Soldaten sie behandelt hatten. Sie hatte ihren Hass gegenüber Römern inzwischen weitestgehend abgelegt, aber nicht ihren Hass gegenüber Soldaten – genauso wenig wie ihre Angst vor ihnen. Zu schlecht waren die Erfahrungen, die sie gemacht hatte, die zumal die einzigen Erfahrungen gewesen waren, die sie mit römischen Soldaten je gemacht hatte.


    Sivs Mund war auf einmal staubtrocken. Noch immer schien sie nicht klar denken zu können, aber eines war ihr bewusst: dass sie in Schwierigkeiten steckte. Nur wie sie am besten heraus kam, wollte ihr nicht einfallen. Stattdessen begann sich langsam, aber sicher ein Gefühl der Panik in ihr auszubreiten. In die Hände von römischen Soldaten zu fallen, war immer schlecht, hämmerte es in ihrem Kopf, es konnte gar nicht gut gehen, ihr Leben lang hatte sie gelernt, Römer und vor allem Soldaten zu fürchten, und diese Furcht hatte sich bei ihr auch begründet gezeigt. Immer noch tobte es in ihr, und gleichzeitig war ihr Kopf paradoxerweise wie leergefegt. Wenn sie sich aus dieser Situation überhaupt noch hätte retten wollen, dann nur mit kühlem Verstand, indem sie den Wachen etwas vorspielte, vorgab Händlerin zu sein, auf dem Weg nach Hause, oder auf einem Botengang… irgendetwas. Aber soweit dachte Siv gar nicht. Sie spürte die Hand auf ihrer Schulter, sah den Soldaten neben sich, und wollte nur eines: weg. Sie hatte sich halb umgedreht, sah den Soldaten von der Seite an, der sie angesprochen hatte, antwortete aber nicht auf seine Worte. Einen Moment starrte sie ihn nur fassungslos an, dann reagierte sie – wie ein Tier, das seinem Fluchtinstinkt folgte. Sie duckte sich, tauchte unter seiner Hand weg, wich dem anderen aus und war mit ein paar Sätzen in den Menschen verschwunden, die sie umgaben. Sie schlängelte sich durch die Menge, gehetzt, aber ohne sich umzublicken, und sie verlangsamte ihr Tempo erst, als sie zwischen mehreren Karren angekommen und dem Blickfeld der Soldaten völlig entzogen war. Siv schloss die Augen und holte tief Luft, und bereits zum wiederholten Mal innerhalb kurzer Zeit hatte sie das Gefühl, dass in ihrem Kopf alles verrückt spielte und sich erst langsam wieder so etwas wie Ordnung herstellte. Das alles, der Satz, der sie von den Soldaten weggebracht hatte, das Hetzen durch die Menge und jetzt das Durchatmen, schienen für Siv eine Ewigkeit zu sein – und doch war es innerhalb weniger Herzschläge geschehen.


    Als die Germanin die Augen wieder öffnete, stellte sie fest, dass sie gemustert wurde. Aus dem Wagen, der direkt vor ihr war, sah ihr ein Gesicht entgegen, dass einer Frau, etwa zwanzig Jahre älter als sie, schätzte Siv. Und als sich ihre Blicke begegneten, streckte sie die Hand aus und winkte ihr. "Komm! Na komm schon, im Moment sehen sie dich nicht! Wenn du reinkletterst, hast du eine Chance!" Siv starrte sie für einen Moment nur an, während sie versuchte zu begreifen, was die Frau gerade angeboten hatte. Aber sie brauchte nicht lange – noch befand sie sich zwischen mehreren Karren, vor allem hinter waren genug, so dass sie abgeschirmt war von Blicken vom Tor. Sie hatte keine Ahnung, wo die Soldaten gerade waren und was sie taten, aber dass sie ihr auf den Fersen waren, war ihr klar. Wenn sie jetzt in den Wagen kletterte, und dieser dann schneller wurde… wer sollte sie denn aufhalten? Und Siv brauchte dieses Versteck nicht lange, nur bis sie die Biegung erreicht hatten, dort wo der Wald begann… Bis die Soldaten sich Pferde organisiert hatten, könnte sie verschwunden sein… Mit einem Schritt war sie am Wagen, aber die hilfreich entgegengestreckte Hand nahm sie dann doch nicht an. Wieder drängten sich Bilder in ihr Bewusstsein, Bilder von dem, was sie erlebt hatte – aber weder von ihrer Heimat noch von ihrer Verschleppung. Es waren Bilder von Rom, von den Menschen dort. Cadhla war da, und ihr Gespräch im Garten, während sie die Blätter eingesammelt hatten… Tilla, die immer noch nicht ganz gesund gewesen war, als sie abgereist waren… Hektor, der immer fröhlich zu sein schien und stets da war, wenn man ihn brauchte, und Merit, die so trotzig sein konnte wie sie selbst, so aufsässig, und dann doch wieder so zerbrechlich zu sein schien… Und Corvinus. Sie sah ihn so deutlich, als ob er vor ihr stünde, sah die Augen, in denen gutmütiger Spott funkelte, der Mund, zu einem leichten Schmunzeln verzogen, meinte seine Haare unter ihren Fingern zu spüren und die Bartstoppeln unter ihren Lippen. Unbewusst hob sie die Hand und fuhr mit den Fingerspitzen sachte über den silbernen Anhänger an ihrem Hals. Ich vertraue dir. Siv schloss die Augen, die kurz zuvor noch ins Leere gestarrt hatten. Ich vertraue dir…


    "Na was ist nun, was hast du?" Vertrautes Germanisch drang an ihre Ohren, aber die Worte, die in ihrer Erinnerung klangen, zerstoben nicht, genauso wenig wie die Bilder. Siv öffnete die Augen und sah die Hand vor sich, die ungeduldig winkte, und obwohl sie etwas damit anfangen konnte, obwohl sie wusste, dass sie sie ergreifen sollte, musste, wenn sie überhaupt eine Chance haben wollte zu entkommen, starrte sie sie nur an und rührte sich nicht. Erst jetzt realisierte sie wirklich, was eine Flucht bedeutete, was für eine Entscheidung es tatsächlich war, die sie da treffen musste – sie hatte die Gelegenheit zu fliehen, frei zu sein, vielleicht – vielleicht! – nach Hause zu kommen und ihre Familie wiederzutreffen, sofern sie noch da und wohlauf waren. Aber gleichzeitig bedeutete das, die Menschen aufzugeben und nie wiederzusehen, die ihr in den letzten Monaten ans Herz gewachsen waren. Und nicht nur sie aufzugeben, sondern auch sie zu enttäuschen, vor allem einen. Siv war ein Mensch, der mit entgegengebrachtem Vertrauen behutsam umging, weil es kostbar war. Sie war kein Mensch, der es sich erschlich und dann ausnutzte. Sie war ehrlich, und sie stand zu ihrem Wort, egal was das für sie nach sich ziehen mochte, und zu realisieren, dass sie im Begriff war ihrem Wesen zuwider zu handeln, dass sie im Begriff war jemanden zu verraten, sein Vertrauen auszunutzen… noch dazu jemanden, der ihr viel bedeutete, so viel, dass sie es im Moment gar nicht ermessen konnte, mehr als ihr bewusst war. Siv stand da, sah die Frau in dem Wagen vor sich an und konnte es nicht, konnte diese Entscheidung nicht treffen, wollte sie nicht treffen und musste es doch. Ein paar schnelle Schritte brachten sie vorwärts, näher zu dem Wagen heran, der bereits ein Stück vorgerollt war, aber immer noch griff sie nicht nach der Hand, immer noch zögerte sie, zögerte sie, den endgültigen Schritt zu tun. Sklavin zu sein war nie etwas, was sie gewollt hatte – aber sie wollte auch nicht ihre Freiheit zurückbekommen, wenn der Preis dafür war, dass sie Vertrauen missbrauchte, und, weit wichtiger noch: sie wollte nicht das zurücklassen, was sie in den letzten Monaten gefunden hatte, wollte nicht manche Menschen – ihn – nie wieder sehen, sprechen, spüren können. Und noch während sie dastand und leise Worte hörte, sanfte Berührungen spürte, Augen auf sich gerichtet sah, die sie manches Mal verständnislos, aber immer ehrlich angesehen hatten, verschoben sich die Wagen um sie herum. Die einen waren schneller, die anderen langsamer, und die Konstellation, die ihr Sichtschutz bot, löste sich nach und nach auf, unendlich langsam in ihrer subjektiven Zeitwahrnehmung, in der Realität aber nach nur wenigen Momenten. Und als der Blick zwischen die Wagen wieder frei war, war Siv immer noch da, scheinbar planlos, während die Frau wieder in dem Wagen verschwunden war und es keinerlei Anzeichen für das Hilfsangebot gab, das diese gegeben hatte.



    And both that morning equally lay
    In leaves no step had trodden black.
    Oh, I kept the first for another day!
    Yet knowing how way leads on to way,
    I doubted if I should ever come back.

  • Lupus hatte keine Ahnung welche Probleme die junge Frau plagten,...jedoch als sie sich der Kontrolle entzog gesellte sich ein weiteres, jedoch gravierendes Problem hinzu.
    Houwouwouwouw! rief er in seiner ersten Überraschung und winkte Probus und zwei weitere Kameraden zu einer Klammerbewegung auf. Er behielt die Frau im Auge und sah, daß sie bei einem Wagen stehenblieb aber nichts weiter tat als nur hineinzublicken. Und während sie sich aus allen Richtungen näherten gab Lupus dem Ochsen einen Schlag auf die Flanke, sodaß der Wagen anzog.
    Die Insassen müßte nicht unbedingt auch noch in die Angelegenheit verwickelt werden.
    Die beiden Kameraden der Prima griffen sich das Mädchen und gingen dabei nichgt zimperlich mit ihr um.
    Lupus trat zu ihnen und winkte Probus heran. Er sah den beiden Kameraden von der Prima in die Augen und meinte,
    Ich wäre etwas vorsichtiger mit der Frau!
    Warum?...bellte der Legionär, dem es offensichtlich Spaß machte, wie sich die junge Frau in seinen Armen wandt.
    Zum einen scheint sie nicht ganz gesund zu sein,...vielleich Thypus,...oder wer weiß... Sumpffieber,...und außerdem hat sie im Nacken ein kleines Brandmal,...sie scheint irgendjemanden zu gehören,...dir nicht,...mir nicht,...aber kannst du es dir leisten die Ware zu beschädigen und sie dann zu ersetzen,...falls der Besitzer das verlangt?
    Teil angewidert, teils erschrocken stieß der Legionär die Frau auf das schmutzige Strassenplaster.
    Lupus sah sie kopfschüttelnd an und gab Probus sein Scutum und sein Pilum. Solange sich die Legionäre wie Herrenmenschen aufführten,...dürfte es im Verhältnis zu den Menschen in den Provinzen immer wieder zu Rebellionsaspekten führen.
    Er beugte sich zu ihr hinunter und sagte,
    Welchem Haus gehörst du an?
    zugleich bot er ihr die Hand und sah ihr freundlich in die Augen,...

  • Plötzliche vertraute klänge, Waffengeklirr und laute Stimmen rissen Drusus von dem Bericht hinfort. Etwas, dass der Iulier ansich begrüßenswert fand, auch wenn der eigentliche Anlass für diesen Umstand warscheinlich überhaupt nicht begrüßenswert war. Schnell setzte der Optio seinen matt glänzenden, mit zwei langen Federn geschmückten Helm auf, griff sich den langen Holzstab mit einer metallenen Kugel an dessem Ende, die Insignie seiner Macht und eilte nach draußen. Irgendetwas schien passiert zu sein. Doch was?


    Nur wenige Augenblicke hatte Drusus den Schauplatz des Geschehens erreicht. Sofort sah er was hier vor sich ging, doch er verstand nicht recht warum eigentlich. Eine hübsche, offenbar aus dem germanischen Raum stammende Frau lag am Boden: Rundherum seine Männer. Lupus, Probus und die anderen. Der Terentier schien sich um die Frau zu kümmern. Doch wie war es nur zu diesem Umstand gekommen? Nun, einer seiner Untergebenen würde es ihm bestimmt gleich erzählen... "Probatus Germanicus!", sprach er Probus kurzerhand an. "Schildere mir kurz und bündig was hier vor sich gegangen ist!"

  • Die Frau erschien mir wirklich sonderbar. Ich konnte es nicht genau beschreiben. Aber irgendwie schien sie mir nicht bei klarem Verstand zu sein. Als Lupus mir ein Zeichen gab, verstand ich. Wir sollten die Frau einkreisen, während sie zu einem Wagen ging. Aber sie stieg nicht ein, so dass sie von den anderen beiden Kameraden geschnappt werden konnte. Bei Lupus Erwähnung der Krankheiten machte ich unbewusst einen Schritt nach hinten. Also die Frau würde ich bestimmt nicht anfassen. Doch als er meinte, dass sie ein Brandmal auf dem Nacken hatte, hob ich erstaunt die Augenbrauen. Denn ich hatte keines gesehen. Aber Lupus hatte auch näher bei ihr gestanden. Jedenfalls bedeutete es, dass sie eine Sklavin war.


    Die Kameraden warfen die Frau auf die Straße, als hätten sie sich die Finger an ihr verbrannt. Plötzlich gab mir Lupus sein Scutum und sein Pilum. Ich sah in etwas verwundert an. War ich jetzt sein Waffenständer geworden oder was? Während ich versuchte, die Sachen halbwegs bei mir zu behalten, damit sie nicht auf den Boden fielen, sah ich kopfschüttelnd auf Lupus, wie er sich der Frau näherte und ihr eine Hand anbot. Hatte er nicht gerade etwas von ansteckenden Krankheiten erzählt, fragte ich mich erstaunt. „Nicht, Lupus.“, rief ich ihm zu. „Du hast doch selbst gesagt, dass sie krank ist. Und wer weiß, welche Krankheit sie hat.“ Ich wollte nicht, dass er sich bei ihr ansteckte und dann jämmerlich an irgendeiner bescheuerten Krankheit krepieren würde.


    Da tauchte der Optio auf einem Mal neben mir auf und befahl mir, kurz die Vorgänge zu schildern. Ich wandte meinen Blick von Lupus ab und sah den Iulier an. Viel bewegen konnte ich mich ja nicht, denn ich hatte noch die Ausrüstung von Lupus festzuhalten. „Jawohl Optio Iulius! Probatus Lupus ist diese Frau dort aufgefallen. Wir sind ihr gefolgt und sie wollte sich scheinbar der Überprüfung entziehen, in dem sie in einen Wagen einsteigen wollte. Die zwei Legionarii dort konnten sie aber festhalten. Die Frau ist scheinbar krank oder verwirrt. Oder beides. Lupus konnte auch noch feststellen, dass sie ein Brandmal im Nacken hat und somit eine Sklavin ist.“

  • Siv stand da und starrte noch immer die – inzwischen wieder heruntergelassene – Plane an, als sie auf einmal Hände auf sich spürte, die sie grob packten und umdrehten. Die Germanin erstarrte nur für einen Moment, dann versuchte sie sich loszureißen, was allerdings nur zur Folge hatte, dass einer der beiden Soldaten ihr die Arme schmerzhaft auf den Rücken drehte. Sie verbiss sich einen Schmerzlaut und bäumte sich in dem Griff auf, wehrte sich dagegen und konnte doch nichts ausrichten. Die Angst schlug zu und vernebelte erneut ihr klares Denken – die Soldaten hatten sie wieder, das war das einzige, was in ihrem Kopf hämmerte. Sie hatten sie, und sie war ihnen ausgeliefert. Ihr kam gar nicht die Idee zu versuchen, sich irgendwie heraus zu reden, so gering diese Chance auch sein mochte – nicht dass sie doch noch frei kam, aber wenigstens den Soldaten entkam und unbehelligt zur Villa zurückkehren konnte. Inzwischen waren auch noch die zwei hinzugekommen, die sie gerade eben angehalten hatten, und die kurze Unterhaltung der Männer, die sie umzingelt hatten, rauschte an ihr vorbei. Sie hörte zwar was gesagt wurde, aber die Worte schienen nicht viel Sinn zu ergeben, nicht im Moment, und sie ging selbst nicht darauf ein. Stattdessen wehrte sie sich nach wie vor gegen den Griff, der sich allerdings urplötzlich lockerte und dann in einen Stoß verwandelte, der sie auf den Boden schickte. Diesmal konnte sie einen kleinen Aufschrei nicht mehr unterdrücken, als sie unangenehm Kontakt mit den Pflastersteinen machte und sich das Handgelenk aufschürfte. Das Brennen brachte sie allerdings wieder einigermaßen zu Besinnung und half ihr die Panik zurückzudrängen. Nur änderte das nicht sonderlich viel an ihrer Einstellung gegenüber den Soldaten.


    Zeit zum Aufstehen hatte sie nicht, denn schon beugte sich einer der Männer zu ihr hinunter und sprach mit ihr, und für einen Moment starrte sie ihn nur an. Sie bemerkte die Freundlichkeit nicht, weder in der Miene, noch in der Geste oder den Worten. Sie sah nur einen Soldaten, und eher unbewusst wich sie zurück. Ihr Inneres begann zu brodeln, als altvertraute Wut in ihr hochstieg und sich mit ihrer Angst zu etwas Explosivem zu vermischen begann. Noch währenddessen ruckte ihr Kopf hoch, als wieder Worte fielen, und wütend funkelte sie den anderen Soldaten an. "Ich bin nicht krank", fauchte sie, und im nächsten Augenblick tauchte noch jemand auf, noch ein Soldat. Fünf waren es jetzt. Fünf Soldaten, alle um sie herum. Sie hatte eine Chance gehabt zu entkommen, aber sie hatte sie nicht genutzt, und jetzt war es zu spät. Siv presste die Zähne aufeinander. Sie mochte hoffnungslos unterlegen sein, aber es gab keinen Grund, warum sie vor ihnen auf dem Boden rumliegen sollte, um das noch mehr zu symbolisieren. Während einer der Soldaten zu erklären begann, was passiert war, sprang Siv – die entgegen gestreckte Hand ignorierend – mit einem Ruck auf, so heftig, dass offenbar der Soldat hinter ihr darin einen erneuten Fluchtversuch vermutete und sie prompt wieder in einen festen Griff nahm. Siv bäumte sich erneut auf und begann nun auf Germanisch zu schimpfen. "Lass mich los, du Idiot! Die Thursen* sollen euch anfallen, wenn ihr so scharf auf Krankheiten seid, aber lasst mich los, lasst mich doch einfach laufen, verdammte Soldaten…"


    Sim-Off:

    *germanische Riesendämonen, verursachen Krankheiten und Irrsinn

  • Aufmerksam folgte Drusus den Ausführungen des Germanicers und warf währenddessen immer wieder einen Blick auf die seltsame Germanin. Wenn das mit dem Brandmal stimmte war sie also tatsächlich eine Sklavin, die, so schlussfolgerte der Iulier wohl versuchte hatte zu fliehen, dabei aber bei weitem nicht entschlossen genug vorgegangen war. Im Gegenteil, durch ihr merkwürdiges Verhalten hatte sie Lupus' Aufmerksamkeit auf sich gezogen und befand sich nun in einer äußerst unerquicklichen Lage. "Wem gehört sie wohl?", schoss es Drusus durch den Kopf. Sie war sehr hübsch, im Kopf schien sie auch etwas zu haben. Vielleicht verstand sie auch was von der Heilierei, die die Germanen oft praktizierten. Wenn ihre Besitzer sie über den Sklavenmarkt bekommen hatte, dann war er bestimmt kein armer Schlucker... Die Duccier vielleicht, Patrizier wären auch eine Möglichkeit, die waren ja schließlich immer reich, aber von denen gab es doch keine Mogontiacum.... Moment, das hieß doch! Der senatorische Tribun war Patrizier! Konnte das sein? Misstrauisch beäugte der Iulier die bildschöne Sklavin. Nun, sie würden es sicher bald herausfinden...


    Inzwischen hatte die Germanin offenbar ihre Sprache wiedergefunden. Doch sie dachte nicht darin mit ihnen in ihrer Sprache, Latein zu reden, sondern sprach germanisch. Aber wenigstens nicht so einen Hinterwäldlerdialekt wie die Leute in Wigands Dorf damals. Von irgendwelchen Thuren sprach sie und davon, dass sie sie gehen lassen sollten. Wer diese Thuren waren wusste der Optio nicht. Warscheinlich irgendwelche Götter, die Germanen hatten ja unzählige davon, oder Geister. Nun, wie auch immer, Drusus dachte jedenfalls nicht im Geringsten daran Siv ziehen zu lassen.


    "Ich denke ja nicht daran, dich gehen zu lassen", erwiderte der Iulier ruhig in einem zwar nicht perfekten, aber doch halbwegs passablen und relativ flüssigem germanisch. Ein spöttisches Lächeln umspielte die Züge des Iuliers. "Zumindest nicht einfach so." Eine kurze Pause folgte und der Optio fasste sich, um seine Worte zu unterstreichen mit der rechten Hand symbolisch an den Knauf des römischen Kurzschwertes. "Wie heißt du?", fragte Drusus mit Nachdruck. "Und wer ist dein Besitzer?"

  • Sivs Augen blitzten auf, als der Neuankömmling ihr auf Germanisch antwortete. Überrascht war sie tatsächlich, war er doch der erste Römer, dem sie begegnete, der ihre Muttersprache konnte – oder es zumindest zu erkennen gab. Aber es störte sie nicht, dass er sie verstanden hatte, ganz im Gegenteil. "Oh, du verstehst was ich sage – das ist großartig, auf Latein kann ich euch nicht halb so schön verfluchen und ich will doch, dass wenigstens einer weiß, was ich euch an den Hals wünsche!" Eine leise Stimme begann langsam, sich zu melden, versuchte sie darauf hinzuweisen, dass sie ihre Situation keineswegs besser machte, wenn sie jetzt begann sich derart aufzuführen. Aber die Angst hatte sie viel zu sehr in ihrem Griff, als dass sie logischem Denken jetzt wirklich zugänglich wäre – ganz im Gegenteil. Angst war ein schlechter Ratgeber, und Siv reagierte darauf, wie sie immer darauf reagiert hatte: Sie verbarg sie, ignorierte sie, und konzentrierte sich auf das einzige, was ihr dabei half – Trotz, Wut und Hass. Sie verspürte nur den Wunsch, wegzukommen, irgendwie. Die vergangenen Monate, in denen sie ruhiger geworden war, in denen ihr Hass auf alles, was römisch war, abgenommen hatte – einfach durch das Leben mit Römern, das sie mehr oder weniger gezwungen hatte zu sehen, dass nicht alle gleich waren, egal ob sie es zugeben wollte oder nicht –, diese Monate, die Entwicklung, die mit ihr passiert war, schienen auf einmal vergessen zu sein. Die Siv, die jetzt die Oberhand in ihr hatte, war das widerspenstige, wütende und tief im Inneren angsterfüllte Mädchen, das in einem anderen Teil von Germanien vor gar nicht allzu langer Zeit gefangen genommen und nach Rom verschleppt worden war.


    Das spöttische Lächeln, mit dem der Römer sie ansah, machte sie nur noch wütender, weil es ihr mehr als alles andere ein Gefühl der Ohnmacht vermittelte, das Wissen, nichts tun zu können… Siv bäumte sich erneut auf in dem Griff des Soldaten, der sie hielt, wand sich und zerrte mit ihren Armen, um wenigstens eine Hand frei zu bekommen, aber sie erreichte nur, dass auch der zweite Legionär zugriff und sie festhielt. Trotzdem wehrte sie sich noch einmal, warf sich in dem Griff so weit nach vorne, wie es möglich war, und spuckte dem Soldaten ins Gesicht, dessen spöttisches Lächeln in ihren Augen auf einmal zu einer Grimasse zu werden schien. Die Hand auf dem Schwertknauf dagegen registrierte sie nicht einmal am Rande, und selbst wenn – es hätte sie in diesem Moment kaum interessiert. "Soll Hel dich holen und ihren finstersten Kreaturen vorwerfen!"

  • Das spöttische Lächeln auf Drusus' Gesicht erstab innerhalb von wenigen Augenblicken. Nach Außen hin versuchte der Iulier möglichst ruhig zu bleiben, innen aber kochte er! Was hatte sich dieses verfluchte Miststück da nur erlaubt? Der Optio kam ihr entgegen, sprach auf germanisch mit ihr bot ihr die Möglichkeit sich noch halbwegs glimpflich aus der Affäre zu ziehen und sie spuckte ihm ins Gesicht! "Verdammte Huhre!", dachte er sich. Und das auch noch vor seinen Soldaten... Das würde vermutlich noch einiges an Spott hinter dem Rücken des Optios nach sich ziehen. Unter Umständen ließ sich sogar einer einen Latrinenspruch dazu einfallen?


    Drusus' sichtbare Reaktion folgte nur wenige Augenblicke nach der Tat selbst. Sie hielt sich jedoch vom Zeitlichem her in Grenzen, doch sie hatte es in sich. Der Iulier holte kurz aus und verpasste der Sklavin eine schallende Ohrfeige, warf ihr einen kurzen feindseligen Blick zu. Ihr ebenfalls eine Ladung Spucke zu verpassen unterließ er dann aus irgendeinem Grund doch. Noch immer sehr wütend wandte sich der Iulier von der hübschen, aber eindeutig zu temperamentvollen Sklavin ab, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und ging ein paar Schritte. Drusus blickte sich kurz um. Ein paar Schaulustige hatten sich mittlerweile um die kleine Gruppe versammelt. Sollte der Optio sie wegschicken? Nein, sie sollten sehen das mit römischen Soldaten nicht zu spaßen war und schon gar nicht deren Offizieren! "Nun wenn uns die geheimnisvolle Fremde nicht verraten will wer ihr Besitzer ist, werden wir das eben selbst herausfinden müssen. Probatus Terentius und Probatus Germanicus! Haltet sie so fest, dass ich ihr Brandmal unter die Lupe nehmen kann!"

  • Die Situation schgien ein wenig zu eskalieren als die Germanin dem Optio in´s Gesicht spie,...auch schien dem Optio nicht so sehr zu gefallen was die junge Frau ihm an den Kopf warf,...Thursen,...Hel,...
    Lupus ging zu Probus nahm sein Scutum und Pilum wieder an sich und nickte dem Kameraden dankbar zu.
    Lupus staunte über die plötzlich Wandlung von einer lethargischen in eine fuchsteufelswilde Person. Ein Umstand der auch einigen Schaulustigen aufgefallen war, welche nun die Gruppe umringten.
    Ein mulmiges Gefühl stieg in Lupus hoch,...
    Da kam der Befehl des Optio die Frau zu fassen,...und wieder gab Lupus seine Waffen ab, diesmal bei einem der Primas,...schließlich brauchte man bei der Frau beide Hände, so schien es. Und während Lupus die Frau versuchte zu bändigen, kam ihm zum ersten Mal im Leben der Gedanke eine Frau bewußtlos zu schlagen...er bezweifelte daß sein Cingullum seine wertvollsten Teile vor diesem auskeilenden Beinen schützen konnte...jedoch gelang es ihm schließlich sie fest zu halten und er wußte sich nicht anders zu helfen als ihr die Handgelenke schmerzhaft zu verbiegen, damit Probus unter dem Blonden Schopf nach dem Mal suchen konnte.
    Es tat ihm in der Seele weh, diese Frau zu quälen,...aber ihr ungestühmes Verhalten ließ leider keine anderen Maßnahmen zu. Er raunte ihr zu...
    Im Namen deiner Götter, gib´es auf,...du machst es nur noch schlimmer!

  • Die Frau schien von einem Augenblick zum anderen zu ändern. Sie hatte sich in so etwas wie eine Wildkatze verwandelt und sagte irgendetwas auf germanisch. Ihrem Tonfall nach war es bestimmt nichts erfreuliches. Erstaunt hörte ich, wie der Optio ihr auf germanisch zu antworten schien. Denn ich wusste nicht, dass er das konnte. Sie redeten miteinander, bis die Germanin ihm auf einem Mal ins Gesicht spuckte. Ist die lebensmüde, fragte ich mich. Und sie bekam prompt die Antwort mitten in ihr Gesicht.


    Alles klar, dachte ich, als ich den Befehl des Optio hörte. Jetzt kommt der lustige Teil, der bestimmt nicht sehr komisch werden wird. Ich folgte Lupus Beispiel und übergab mein Scutum und mein Gladius an einen Kameraden. Vorsichtig näherte ich mich der Frau mit ernster Miene. Lupus war mal wieder schneller als ich und hatte sie überwältigt, noch ehe ich ihm dabei helfen konnte. Bei den beiden angekommen sagte ich zu Lupus. "Warte, ich helfe dir! Gib einen ihrer Arme. Schließlich will der Optio nachschauen, was das für ein Brandmal sein soll." Die Frau mochte zwar tapfer sein, so wie sie sich wehrte. Aber sie war auch dumm. Glaubte sie wirklich, sie würde gegen die Gruppe der Legionarii eine Chance haben?

  • Es half alles nichts,...gut zureden erst recht nicht. Vielleicht war es wirklich besser, wenn Probus mit anfasste...obwohl er sie eigentlich jetzt in einer schmerzhaften Starre hatte.Die handgelenke waren inzwischen derart verbogen, daß jede Bewegung gegen den Griff große Schmerzen bedeuteten.
    Lupus hatte massive Skrupel weitere Mittel gegen die Frau einzusetzen, denn das war sie trotz allem,...eine Frau...er sagte zu Probus der inzwischen bei ihnen war,
    Probus, ich habe sie,...versuch mal im Nacken das Brandmal freizulegen,...aber paß´auf,...sie keilt aus wie ein Maultier!

  • Das spöttische Lächeln verschwand, aber Siv hatte nicht wirklich Gelegenheit, diesen kleinen Triumph auszukosten. Schon im nächsten Moment wurde ihr Kopf herumgeschleudert, als sie die schallende Ohrfeige traf, und hätte der Legionär sie nicht festgehalten, wäre sie vermutlich gestolpert. Ihr Mund füllte sich mit leicht metallischem Geschmack, weil sie sich auf die Unterlippe gebissen hatte, ihre Ohren klingelten von der Wucht des Schlags, und ihre Wange brannte, während sie für einen Moment so verharrte, den Kopf zur Seite geneigt, die Haare ein schützender Vorhang vor ihrem Gesicht und damit auch ihren Augen, in denen sich kurz Tränen des Schmerzes sammelten, die sie aber sofort wieder zurückdrängte. Sie schürte die Wut in sich nur noch mehr an, um jedes Zeichen von Schwäche und Angst unterdrücken zu können, um den Soldaten nicht zu zeigen, wie sie sich wirklich fühlte – und es gelang ihr, hatte sie doch genau darin mehr als genug Übung. Als sie mit einer so schnellen Bewegung, dass ihre Haare flogen, den Kopf wieder hob und den Römer vor sich erneut anfunkelte, zeichnete sich zwar der Abdruck seiner Hand deutlich auf ihrer Wange ab, aber das einzige, was auf den Schmerz hinweisen könnte, waren ihre zusammengepressten Lippen – und die waren ebenso Ausdruck ihrer Wut.


    Die Schaulustigen, die sich inzwischen um sie versammelt hatten, heizten Sivs Temperament eher noch an. Sie wusste, dass sie keine Hilfe erwarten konnte, nicht von Menschen, die im römischen Teil Germaniens lebten und mit den Römern Geschäfte machten oder gar selbst schon welche waren. Sie waren sensationslüsterne Gaffer, mehr nicht, und Sivs Blick drückte nur Verachtung aus, wenn er die Menschen streifte – und als er den eines Mannes traf, der beifällig nickte und grinste, schickte sie ihm ebenfalls einen Fluch auf Germanisch nach. "Geh nach Hause und friss Dreck!" Inzwischen gab der Soldat, den sie angespuckt hatte, die Anweisung sie so festzuhalten, dass er das Zeichen in ihrem Nacken sehen konnte, und die Germanin bäumte sich wieder auf, versuchte den Griff zu sprengen. Es waren Römer, römische Soldaten, und sie wehrte sich schon aus Prinzip gegen sie, aber sie wollte auch nicht mehr festgehalten werden, wollte die Hände nicht mehr auf sich spüren, wollte nur noch weg, nicht so sehr irgendwohin, sondern erst mal nur weg von ihnen – was hätte sie dafür gegeben, sich jetzt einfach auf den Heimweg machen zu können, keinen Gedanken mehr an den Wald, die Freiheit zu verschwenden, sondern einfach in der Villa Aurelia verschwinden zu können. Aber wenn die Römer erst einmal das Zeichen sahen, herausfanden, dass sie tatsächlich eine Sklavin war, dann würden sie sie erst recht nicht mehr gehen lassen. Dann würden sie sie, zumindest vorerst, behalten, wer wusste schon wie lange, und wer wusste wohin sie sie bringen oder was sie mit ihr machen würden… und dann, irgendwann sicher, würde sie zur Villa Aurelia kommen – aber sie würde von den Soldaten hingebracht werden, als Sklavin, die versucht hatte zu fliehen, und dann… Sivs Mund wurde auf einmal staubtrocken, und ihre Augen weiteten sich, als ihr langsam klar zu werden begann, was für Konsequenzen ihre unbedachte Aktion wirklich nach sich ziehen würde. Matho würde sie nicht mehr aus dem Haus lassen, wahrscheinlich nicht einmal mehr aus den Augen, Ursus würde sie vermutlich so schnell wie möglich nach Rom zurückschicken, und Corvinus… daran wollte sie gar nicht denken, genauso wenig wie sie an die Reaktionen denken wollte – Matho würde sich nur bestätigt sehen, aber Ursus wäre enttäuscht, und ein paar der anderen wohl auch, selbst wenn sie sie verstehen konnten. Und davor graute es Siv noch mehr als vor der Strafe, die sie erwarten würde.


    Also keilte sie aus, wehrte sich weiter. Sie hörte die Worte des Soldaten – gib auf, du machst es nur schlimmer –, aber ihre einzige Antwort bestand darin, dass sie mit dem Fuß nach ihm trat. Nur, je stärker der Soldat zudrückte, desto schwächer wurden ihre Bewegungen. Sie konnte einen Stöhnen nicht mehr unterdrücken, und schließlich wurden ihre Arme so stark auf den Rücken verdreht, dass sie sich nach vorne beugen musste, um dem Druck auszuweichen. Wieder begann sie zu schimpfen, diesmal in einem Kauderwelsch aus Latein und Germanisch – und diesmal auch mit einem verzweifelten Unterton, der zwar von der Wut überdeckt wurde, aber dennoch da war. "Nein, nein! Lass mich… Nein, lass, lass los! Aaah, Mistkerl!" Siv keuchte, als der Druck auf ihre Arme noch stärker wurde, und als auch noch der andere zugriff, ließ ihre Gegenwehr endlich spürbar nach. Die beiden Soldaten hatten sie in einem Griff, gegen den sie nichts mehr ausrichten konnte außer sich selbst Schmerzen zuzufügen, und sie hätte am liebsten geheult vor Wut und Hilflosigkeit. Stattdessen biss sie sich nur auf die Unterlippe, die prompt wieder zu bluten begann, und presste die Lider zusammen, als ihr Kopf nach unten gedrückt wurde und eine Hand ihre Haare beiseite schob, um den Nacken freizulegen.

  • Die Frau tat Lupus in der Seele leid,...jedoch war er gezwungen sie dermaßen zu bändigen,...warum hatte sie den Optio angespruckt?
    Er warf einen Blick auf Probus und auf die teils grinsende, teils schockierte Menge,...alles schien wie in Zeitlupe an ihm vorüber zu laufen,...der Widerstand der jungen Frau erschlaffte zusehens und er ließ den Druck etwas nach,...sie mußte unter unmenschlischen Schmerzen leiden,...hoffentlich würde sie die Lockerung des Griffs nicht als Aufforderung sehen wieder aufzubegehren...

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