Wirklich ein starkes Stück war dieser Artikel in der Acta! Zusammen mit meinen Contubernales hatte ich gleich einen geharnischten Leserbrief geschrieben. Das konnte doch nicht angehen, dass irgendein Zivilist das Bild der Prima so runtermachte. Und mit dem Leserbrief, einer Ausgabe der Acta als Corpus Delicti, und einer Imago ausserdem, zogen wir nun durch die Castra, kreuz und quer, von Centurie zu Centurie, von Cohorte zu Cohorte, während der Mittagszeit wo die Leute eher mal Zeit hatten. Wir zeigten den Artikel überall herum, oder Musca las ihn vor, die Stimme voll gerechter Empörung, besonders bei der Stelle:
"... nur wirres Gefasel. Da ist von Heimkehr die Rede, von Helden, vom Triumph blutüberströmter Schlachtfelder. Bitte? Ein flüchtiges Stirnrunzeln, mehr einem Kräuseln auf einer Wasseroberfläche gleich denn einem tatsächlichen Verziehen der Stirn. Von welchem Triumph ist die Rede, dem Rückzug aus Parthia? Oder gar dem Tod des Kaisers? Die Truppen sind heimgekehrt, das ist wohl wahr, so mag der etwas geneigtere Leser denken, aber weder sind die Soldaten – außer jenen, die den Überresten des Kaisers das letzte Geleit gaben – in Rom bisher eingetroffen, noch scheint Triumph das richtige Wort zu sein, um das Geschehen auf parthischen Schlachtfeldern angemessen zu beschreiben..."
Dann liessen wir den Leserbrief herumgehen, damit die Kameraden auch unterschreiben konnten.
"Das geht uns alle an!", sagte ich immer wieder, und "Commilitones, wir müssen da mit vereinter Stimme sprechen!" oder "Die sollen sehen dass wir von der Prima uns sowas nicht bieten lassen!"
Es war noch viel Platz auf dem Papyrus, und ich hoffte wirklich, dass wir viele Unterschriften sammeln würden, mit denen wir den Brief dann an die Acta schicken konnten.
An die Redaktion der Acta Diurna
Rom
Mit grosser Empörung haben wir, allesamt Soldaten der Legio Prima Traiana Pia Fidelis, in der letzten Acta in dem als "Frühlingsmärchen" titulierten Artikel die abfälligen Worte über unsere Leistungen, und die unserer Waffenbrüder der anderen Legionen an der Front in Parthia gelesen. Da wird erbittert über den herzlichen Willkommensgruss, den die Zeitung Imago anläßlich unserer Heimkehr auf die Titelseite gesetzt hat, hergezogen, da werden der Sieg von Edessa, die Erstürmung Circesiums, die Verteidigung Armeniens und unserer Grenzen im Osten gerade mal so lapidar als wohl kaum triumphal herabgewürdigt. Die Rückkehr der Legio Prima aus dem Krieg, die Ankunft in Italia, war der Acta hingegen wohlgemerkt keinerlei Notiz wert.
Mag diese tendenziöse Schreibe auch dem Zweck dienen, ein konkurrierendes Blatt mit aller Häme zu treffen, so ist solch eine Polemik der kaiserlichen Zeitung doch in keinster Weise würdig!
Jener Schreiber, der wohl kaum in seinem Leben ein Schlachtfeld von weitem gesehen hat, jener Mann, der in seiner Stube im sicheren Rom solcherlei Schmähungen verfasste, sollte sich besser auf den Patriotismus besinnen, der Rom gross gemacht hat. Er sollte nur einmal der Soldaten gedenken, die auf den Schlachtfeldern des Ostens ihr Leben gaben, um den Feind in die Schranken zu weisen. Sie sind für die Sicherheit unseres Römischen Imperiums gestorben, und für unseren geliebten Imperator - möge er seinen Platz unter den Göttern finden - aber auch für einen jeden Bürger des Reiches. Mit Fug und Recht sind sie als Helden zu bezeichnen, und jener Schreiber möge es sich zweimal überlegen, bevor er das Andenken unserer gefallenen Kameraden auf solch plumpe Weise verächtlich zu machen sucht!
Die Soldaten der Legio Prima Traiana Pia Fidelis:
F. Decimus Serapio, Optio
Q. Marius Musca, Miles
Sp. Luscius Silio, Miles
X X X (S. Velius Rupus, Miles)
L. Antius Dasius, Miles
Ser. Seius Nasica, Miles
K. Caecilius Macro
Marcus Iulius Sparsus
Optio, I Kohorte II Centurie
Bitte hier unterschreiben
edit: Macro und Sparsus mit freundlicher Erlaubnis eingefügt