Ein Kolloquium zum Examen Tertium

  • Die Einwände, die Avitus vorbrachte, die bestachen Marcus durchaus, denn er hatte ja durchaus Recht damit, immerhin hatte Augustus viele Grundlagen geschaffen, ein Gefüge des Imperiums, was bis heute noch überdauerte, selbst wenn Marcus nicht mal im Ansatz ahnte, wie und wo Augustus mit seinen Plänen und seinen Reformen das Imperium geprägt hatte; Marcus hatte sich nur in den Examina um das Militär gekümmert; grübelnd zog Marcus die Augenbrauen zusammen, dachte nach, was er erwidern konnte, doch schon schaltete sich der nächste Teilnehmer ein, auch das klang sehr plausibel; Marcus nickte bei den Worten von Cyprianus und wußte immer noch nicht, was er sagen sollte; schließlich lauschte er auch Florus, dachte über dessen Worte nach, selbst wenn ihm die Aussage nicht ganz aufging, aber daran war Marcus auch gewöhnt und wandte die Aufmerksamkeit dann Corvinus und Cyprianus zu, wobei er verblüfft blinzelte, dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er spürte ein Funken von Ärger in sich aufsteigen. Domitian sollte einfach nur Glück gehabt haben? Pah, von wegen, der war eben ein Flavier. Marcus wollte schon den Mund öffnen, um eine zornige Erwiderung zu geben, die nicht sonderlich fundiert war – da war Marcus immer im Nachteil, disputationes regten ihn einfach zu schnell auf! -, aber schon warf Macer einen anderen Fleischbrocken in die Arena der Diskussionslöwen und -tiger. Marcus sah das imaginäre Fleischbrocken an und da er – mit Freude – sich mehr mit seinen flavischen Verwandten beschäftigt hatte, fiel ihm dann doch endlich mal wieder etwas ein, er biß also an.


    „Doch, das hat er...also falsch gemacht, denn genau das war gerade ein Nachteil, der sich für den Kaiser als fatal erwiesen hat...“
    War fatal das richtige Wort? Marcus stockte eine Moment und befand, daß es doch paßte.
    „Vitellius hat seelenruhig in Rom abgewartet, während er seine Truppen in den Krieg geschickt hat. Er soll sogar noch im Palast Scherze getrieben haben, während seine Männer einer schlagkräftigen Truppe entgegen gezogen sind....denn...“
    Und schon lenkte Marcus auf sein Lieblingsthema, die flavischen Kaiser, vergeßend, daß er eigentlich Claudius verteidigen sollte.
    „...denn Vespasianus hat es mit seinem militärischen Geschick geschafft, ein enges Verhältnis zu den Soldaten aufzubauen. Er marschierte den Soldaten als Heerführer voran, er selber lief mit den Soldaten und benutzte kein Fortbewegungsmittel, er legte selbst Hand mit an und unterschied sich im Autreten kaum von einem miles gregarius. Gerade seine Bescheidenheit, sein Nahverhältnis zum Legionär hat zu seiner Erhebung zum Kaiser geführt. Außerdem sind doch...“
    Marcus geriet langsam in Fahrt und wurde richtig begeistert, als er über den Kaiser sprach.
    „...außerdem sind doch die Soldaten einem solchen Heerführer viel tiefer verbunden, sie sind in Sorge um das Wohl jenes Mannes, des Heerführer und princeps, solch einem Mann würden sie ihr Leben opfern, sich im Schlachtgetümmel vor ihn werfen, wenn ein Speer geflogen kommt und bis zum Letzten kämpfen, ohne jemals auf die Natter des Verrates oder der Fahnenflucht zu hören...“
    Energisch nickte Marcus.
    „Uns wäre es auch nicht anders ergangen in dem Partherkrieg!“
    , meinte Marcus und sah fragend zu Cyprianus und Avitus. Zudem fügte Marcus noch an:
    „Und einen verräterischen Heerführer hat sich Vitellius zudem geholt - für die Unternehmung!“

  • "Allerdings muß man denke ich hier auch einwerfen, daß Vitellus bei der Entscheidungsschlacht gegen Vespasian zwar selbst nicht Anwesend wr, aber auch nicht einen seiner beiden Heerführer geschickt hatte. Die Truppen als von unerfahrenen Offizieren geführt wurden. So hatte Vespasian natürlich leichteres Spiel. Wer weiß, wie es also ausgegangen wäre, wenn die Heerführer dagewesen wären.
    Sonst stimme ich aber zu, daß die Anwsenheit des Kaiser allgemein ziemlich motivierend für die Truppe ist für die."


    Parthien war da wohl das beste Beispiel.


    Sim-Off:

    hoffe ich habe da jetzt niemanden seinen Text geklaut

  • "Ich stimme tribunus Terentius zu"
    warf Avitus ein.
    "Es ist eine Sache, wenn man als imperator nicht dabei ist. Seine Feldherrn nicht zu den Truppen zu schicken und damit nicht nur sich, sondern auch diese vertreten zu lassen, ist ein großer Fehler gewesen. Das heißt aber eben nicht, dass es der Moral generell abträglich ist, wenn man als Kaiser fähige und bei den Truppen angesehene Legaten an Seiner statt schickt, aber es lässt sie wachsen, wenn man als Kaiser persönlich teilnimmt"
    In der Tat war Parthien ein gutes Beispiel gewesen. Ohne den Kaiser hätten die Milites nicht weniger gut gefochten, aber zu wissen, dass sie unter den Augen des Kaisers den Adler verteidigten, und durchaus in Gefahr gerieten, ihn an den Feind zu verlieren, zu wissen, dass der oberste Befehlshaber sie begleitete und zuweilen in derselben Gefahr schwebte wie sie, ließ sie bis zum Letzten gehen. Aber das sprach Avitus nicht aus, wollte er doch vermeiden, widersprüchlich zu wirken, wo er doch eben noch den Vorwurf kontern musste, Agustus habe es an Nähe zu den Milites gefehlt.

  • Marcus sah Cyprianus grübelnd an und dachte über das Gesagte nach, es erinnerte ihn an etwas aus seinen Schriften, aber auch aus der Erzählung seiner Familienchronik, was mit anderen Aufzeichnungen im Widerspruch lag, aber eben weil es einen seiner Verwandten betraf, hatte Marcus genauer nachgeforscht in den Tagen, zumal er alle Zeit der Welt hatte, sein Bein hatte ihn ja förmlich dazu gezwungen sich mit weniger körperlichen Dingen zu beschäftigen. Er hörte Cyprianus bis zum Ende zu und lauschte auch Avitus' Diskussionsbeitrag, dem er durchaus zustimmen konnte, aber zuerst war da noch etwas, was Cyprianus gesagt hatte und was Marcus dann doch noch selber kommentieren wollte.


    „Hm, ich habe da schon einige Diskrä..Diskro...einige verschiedene Faßungen des Schlachtenverlaufes gelesen, aber in den Aufzeichnungen, die die villa Flavia besitzt, stellt es sich doch etwas anders dar. Vitellius hat einen seiner Legionskommendanten zu der Schlacht geschickt. Niemand anderes als Caecina...hm...wie war noch mal sein ganzer Name...Aulus Caecina...Alinus...nein Alienus...Aulus Caecina Alienus. Ehemaliger Legat der Vierten, Kommandant der Legionen in Obergermanien, erfahren in einigen siegreichen Schlachten und sogar Consul gewesen. Aber eben einer, der am Ende ein Verräter geworden ist. Und eben weil der Kaiser nicht bei den Truppen war, konnte er nicht den verräterischen Legaten ersetzen und die Soldaten waren ohne Führung.“


    An Avitus gewandt nickte Marcus schließlich.


    „Du hast schon Recht, praefectus. Ein Kaiser muß nicht bei jeder Schlacht dabei sein, ein Kaiser muß nicht jede Legion in das Feld führen und eine Legion kann durchaus auch ohne den Kaiser eine gute Moral aufweisen, aber die Legionen sollten wißen, daß der Kaiser es durchaus kann, daß er es schon getan hat und daß er es jederzeit wieder könnte. Außerdem, daß ihm die Legionen sehr am Herzen liegen, für solch einen Kaiser kämpfen die Soldaten doch sehr viel inbrünstiger, denke ich jetzt mal. Wie eben Vespasian oder Trajan. Und bei wichtigen Kriegen oder Schlachten sollte der Kaiser präsent sein!“

  • Er zuckte mit den Schultern, er hatte das Material der Akademie benutzt*:"Nun dann nehm ich an gibt es wohl, wie du sagst, unterschiedliche Interpretationen oder Erzählungen des ganzen."



    Sim-Off:

    *aka ir wiki, sollte man dann vielleicht noch dort ergänzen oder so:D
    edit: bei imperiumromanum.com steht wieder was anderes, man man man :D

  • Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Er zuckte mit den Schultern, er hatte das Material der Akademie benutzt*:"Nun dann nehm ich an gibt es wohl, wie du sagst, unterschiedliche Interpretationen oder Erzählungen des ganzen."


    Und was lernen wir genau DARAUS, also eben aus der Tatsache, dass über solche Dinge nach noch nicht einmal einem Menschenleben bereits verschiedene Versionen existieren?


    Die Frage war bewusst einfach so in den Raum geworfen. Bis jetzt hatten die Bewerber zwar brav ihre jeweiligen Kaiser etwas eingebracht, aber über direkte militärische Entscheidungen oder die direkte Anwesenheit des Kaisers waren wir noch nicht hinaus gekommen. Ein etwas erweiterter Horizont konnte meines Erachtens nur nützlich sein, denn die künftigen Entscheidungen dieser Herren sollten wirklich breit durchdacht sein und nicht auf einer einzigen Denkrichtung basieren.

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    CIVIS

    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • "Das die Leute, welche diese Geschichte niederschrieben nicht in der Lage waren ihre Geschriebenes vielleicht abzugleichen?Auch wenn ich jetzt nicht weiß, was uns es militärisch bringt, außer vielleicht daß es nichts bringt über Militärhistorie zu diskutieren, weil keiner von uns weiß, was nun richtig ist?" Er war sich sicher, daß der Präfect des wohl nicht hören wollte aber bei solch einer Frage konnte er einfach nicht wiederstehen.

  • "Es zeigt auf, dass man suich nicht auf eine einzige Quelle stützen, sondern auf mehreren bauen sollte", erwiderte ich. "Geschichtsschreibung ist eine wichtige Aufgabe, doch fließen bisweilen subjektive Empfindungen und Meinungen des Niederschreibenden mit ein. Vergleicht man mehrere Quellen miteinander, minimiert man das Risiko, sich auf eine Falschaussage zu stützen. Die Problematik gerade bei einem solchen Fall wie diesem hier ist allerdings, dass man sich kaum sicher sein kann, wessen Aussage richtiger ist."


    Was das weitere Thema der Kaiserpräsenz anging, so war ich mit dem Präfekten durchaus einer Meinung. Moral und Eifer wurden gestärkt, weilte der Kaiser unter seinen Männern. Ich selbst hatte zwar die Erfahrung nicht gemacht, auch während meines zweijährigen Tribunats in Germanien nicht, doch die Männer der Prima hatten sie in Parthien sicherlich gemacht.

  • Nach seinem Einwurf hatte Macer die Diskussion wieder schweigend verfolgt und die verschiedenen vorgebrachten Meinungen angehört. Wie zu erwarten gewesen war, stimmten sich die Teilnehmer nun häufiger gegenseitig zu und debattierten allenfalls über Details. Noch wollte Macer nicht zum Ende des Kolloquiums kommen, auch wenn er schon vieles Gute gehört hatte.


    "Ganz richtig, es ist immer eine Frage der Sichtweise und der Perspektive, die der Schreiber einnimmt. Meist stand er auf der Seite der Sieger. Aber nehmen wir diese Stichwort doch einmal auf und drehen unsere Eingangsfrage um. Nachdem wir diskutiert haben, was der erste Kaiser von seinen Nachfolgern hätte lernen können, müssen wir nun auch die andere Seite betrachten und uns fragen, was die anderen Kaiser schlechter gemacht haben als er. Immerhin hat keiner eine so lange Regierungszeit aufzuweisen wie er. Und bei nicht wenigen hängt das Ende ihrer Zeit mit dem Militär zusammen."

  • Ihm persöhnlich viel da nicht allzu viel ein, denn die meisten Kaiser waren nicht unbedingt "schlechter" gewesen, sondern halt anders an die Sache rangegangen als Augustus:"Nun ich würde vielleicht sagen, zum einen nicht diese doch sehr starke Abhängigkeit von der Prätorianergarde, wie sie bei anderen Kaisern der Fall war oder von diesen sogar ausgebaut wurde. Und dann vielleicht noch, daß er es mit der Auszahlung von Geld an die Truppen nicht übertrieb und so die Gier noch mehr anheizte."

  • "Wobei natürlich nicht alle Kaiser sich auf Praetorianer verließen"
    warf Avitus - nicht als Kritik, sondern eher ergänzend - ein.
    "Andererseits lässt sich darüber streiten, ob es wirklich so schlecht ist, diese behauptete Abhängigkeit von der Praetorianergarde. Irgendeine Garde muss es schließlich geben, die die Aufgabe und die Verantwortung trägt, für den Schutz der kaiserlichen Familie und Seiner selbst zu sorgen und bevor man wie Vitellius sein Leben barbarischen Södnern anvertraut, ist es doch angemessener für einen Kaiser Roms, sich auf Bürger Roms zu verlassen"
    das war schon eher als ein Kontern zu verstehen.
    "Ich denke, für den Bürger Roms ist es doch, wenn er schon der Garde begegnet, durchaus angenehmer, einem in eine Toga gekleideten römischen Bürger zu begegnen, als einem ungewaschenen Barbaren von wer weiß woher"
    fuhr Avitus fort. Vielleicht war das etwas überspitzt formuliert, aber das kümmerte ihn nicht. Als Römer hatte er diese selbstverständliche Freiheit eben, abwertend über Barbaren zu reden.
    "Dennoch könnte man Tiberius vorwerfen, sich gänzlich zurückgezogen zu haben und auf diese Weise dem damaligen praefectus praetorio Seianus zu viele Machtbefugnisse eingeräumt zu haben, sich voll und ganz auf einen einzigen Mann verlassen zu haben. Dass das nicht gutgehen kann, ist verständlich, fehlte ihm doch die Möglichkeit, die von Seianus an ihn vorgetragenen Berichte mit anderen zu vergleichen und sich so vielleicht ein etwas objektiveres Bild der Lage zu verschaffen. Aber dieser Umstand hat nicht grundsätzlich zu bedeuten, dass die Praetorianergarde per se gefährlich ist, obwohl zugegebenermaßen nicht geleugnet werden darf, dass ihr gewisses Potential nicht aberkannt werden darf. Aber es war ebenfalls ein praefectus praetorio, der den Untaten des Seianus ein Ende bereitete und ihn verhaften ließ"
    Dass Avitus, als Legionär, derart positiv über die Praetorianergarde sprach, war natürlich von einem gewissen Eigennutz geprägt, bedingt durch die Empfehlung seines Legaten für ein Tribunat dort.
    "Was so manche Kaiser eindeutig schlechter gemacht haben, als Augustus, ist einfach, dass sie dem Wahnsinn verfallen sind. Sei es Gaius, mit seinen immer weiter ausufernden Eskapaden, sei es Nero, der sich völlig von der Realität abgewendet hatte und in irgendwelchen unbekannten Sphären schwebte, sei es Galba, der seine Herkunft auf Iuppiter selbst zurückzuführen versuchte
    Bei diesen Worten tippte sich Avitus ein paar Mal mit dem Finger auf die Schläfe.
    "Schließlich Domitian, der paranoide Wahnvorstellungen entwickelte und nicht einmal seine engsten Vertrauten, falls man das Wort in diesem Zusammenhang überhaupt gebrauchen kann, schonte und zudem auf Traditionen pfiff. Augustus hatte es vorgemacht. Weitsicht und Organisationstalent, Entscheidungsfreude und strategisches, idealer- aber nicht notwendigerweise verbunden mit taktischem, Geschick, sowie ein gesundes Maß an Vorsicht, das macht einen guten Kaiser aus, wobei diese Aufzählung nicht abschließend, sondern nur beispielhaft sei soll, möchte ich betonen"
    Aber das waren natürlich schon krasse Gegensätze im Vergleich zu einem Augustus.
    "Man könnte noch die Schwäche erwähnen, die Claudius an den Tag legte, als er seinen Weibsbildern zu viel hat durchgehen lassen"
    Aber darauf wollte er nicht herumreiten.


    Sim-Off:

    sollte über manche Kaiser irgendwas verhängt worden sein, was verbietet, den Namen auch nur zu erwähnen, möge man die entsprechende Passage als SimOff-Text begreifen, was bei einem Kursus mMn durchaus vertretbar erscheint, und die Wiki mit entsprechendem Hinweis versehen. Danke

  • "Ich habe ja auch nicht davon gesprochen die Garde abzuschaffen, nur daß eine zu enge Bindung vielleicht nicht immer das Beste ist, was ein Kaiser machen kann.
    Eine Einheit mit so enger Bindung zum Kaiser unter falschem Kommando ist halt für ihn eine Gefahr, auch wenn sie sicherlich auch ihre guten Taten vollbracht hat, wie du ja schon sagtest.
    Was nun die Frage angeht ob Bürger oder babaren: Da stimme ich natürlich zu, daß eine Einheit mit römischen Bürgern sicherlich angemessener ist für einen Kaiser, als eine Einheit mit germanischen Babaren."

  • In einigen Punkten entfernten sich die Ausführungen der Prüfungsteilnehmer nun schon deutlich vom Aspekt des Militärs in der Laufbahn der Kaiser und fassten auch andere Aspekte der Amtsführung und des Lebenswandels ins Auge. Für Macer ein deutliches Zeichen, dass das Kolloquium langsam zu seinem Ende kommen durfte, ohne dass ein Kandidat am Ende klagen konnte, dass er sein umfassendes Fachwissen gar nicht zur Geltung bringen konnte. Sein Blick wanderte zu Aurelius Corvinus und Flavius Aristides, die zu der letzten aufgeworfenen Frage noch nicht Stellung bezogen hatten. Eine Gelegenheit zur Wortmeldung sollte schließlich jedem gegeben sein.

  • Die Zuweisung der einzelnen Kaiser an die anwesenden Personen schien nicht so gut geklappt zu haben, wie Macer sich das vorgestellt haben musste. "Die Aussagen des Präfekten decken sich mit meinem Empfinden", sagte ich daher und nickte. Aus meiner Sicht gab es tatsächlich nichts hinzuzufügen, die Dinge, die genannt worden waren, wären auch mir in den Sinn gekommen.
    "Es kann für einen angehenden Kaiser zudem nur gut sein, möglichst früh vielschichtige Erfahrungen zu sammeln. Beispiel Nero: Vielleicht hätten sich die Truppen nicht gegen ihn gewandt, hätte er ein wenig mehr Interesse gezeigt oder Erfahrung in militärischen Belangen gehabt."

  • All den Wortmeldungen lauschend, grübelnd und darüber sinnend, saß Marcus auf dem Stuhl, der um den runden Tisch platziert war; die Arme hielt er vor der Brust verschränkt und tippte sich mit dem linken Zeigefinger gegen den Oberarm; schwierig, sehr schwierig fand Marcus die Frage von Macer, denn es widerstrebte Marcus immer noch, einen Kaiser zu kritisieren. Der Hinweis von Avitus auf Domitian gefiel Marcus wiederum erneut nicht, eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen, aber die rechten Worte, etwas paßendes zu erwidern und seinen flavischen Verwandten in Schutz zu nehmen, das fiel Marcus – so uneloquent war er nun mal – einfach nicht ein. Er gab nur ein undefinierbares Brummen von sich und warf seinem Sitznachbarn – Avitus – einen ungnädigen Seitenblick zu. Ja, die claudischen Kaiser, die waren natürlich fast alle verrückt und hatten ihre komischen Seite, aber die Flavier, pah, nein, die doch nicht. 8) Marcus' Lippen bildeten in dem Moment auch einen schmalen Strich und seine Miene war für den Moment etwas verkniffen, ehe es sich glättete und er versuchte auch dem Rest zu lauschen. Als Cyprianus etwas anfügte, legte sich der Mißmut in Marcus schon wieder; er suchte derweil immer noch nach ein paßenden Antwort, bei Corvinus dachte Marcus einen Moment nach und spürte schließlich den Blick von Macer auf sich ruhen. Ach, herrje, sollte etwa jetzt etwas sagen? Aber was? Marcus schluckte und räusperte sich, rutschte etwas verlegen auf dem Stuhl hin und her und war für den Moment sprachlos, sein Geist war völlig blank für den Moment. So schwieg er ein paar Herzschläge.


    „Ähm...“
    , begann Marcus unschlüßig. Himmel, was sollte er nur sagen?
    „Also, die Garde...ja!“
    Marcus fixierte einen Punkt an der Wand und versuchte, all die Blicke um sich herum zu ignorieren, die ihn noch etwas nervöser machte.
    „Also, daß die Garde nur Römer sein sollten, das stimme ich zu, aber die Garde sollte die Garde bleiben und nicht Politikmacher! Also den Schutz der kaiserlichen Familie - und des Augustus selber - dienen! Ich denke mal, Augustus hatte das sicherlich auch so beabsichtigt, aber bei den nachfolgenden Kaisern wurde die Macht der Prätorianer zu groß, Tiberius fing damit an und den Höhepunkt fand die Macht sicherlich darin, Claudius auf den Thron zu setzen, entgegen des Willen des Senates. Somit haben sich die Prätorianer als eine stärkere Macht als der Senat erwiesen. Ist das wünschenswert?“
    , stellte Marcus die Frage in den Raum und sah nun wieder zu den anderen Teilnehmern. Himmel, hatte er gerade die Prätorianer kritisiert? Was war nur in ihn gefahren? Erneut rutschte Marcus hin und her und versuchte seinen Schnitzer, der unangenehme Konsequenzen nach ziehen konnte – schließlich hatte er ja gerade erwähnt, daß die Prätorianer mächtiger als die Senatoren sein konnten und ihm Gracchus bestimmt nicht helfen konnte! - , wieder glatt zu bügeln, oder zumindest zu vertuschen, indem er hastig weiter sprach.


    „Was Domitian angeht und der Vergleich zu Augustus, kann man wohl nicht sagen, daß Domitian nur ein paradi...ähm mißtrauischer, machthungriger Ursupta...Kaiser war, er hatte bis zum Schluß die Loyalität der Legionen unter sich, er vermochte die Verwaltung des Imperiums zu ordnen, gerade was die Verwaltung anging, konnte er sich durchaus mit Augustus meßen; sein Verhängnis war, wie schon bei vielen anderen Kaisern, daß er es sich mit dem Senat und der Garde verscherzt hatte.“
    Und wo er schon beim Senat war, fügte er an:
    „Nero hat den selben Fehler begangen, auch bei ihm war nicht die mangelnde Nähe zu den Soldaten ausschlaggebend für seinen Sturz, sondern daß er zu viele Männer aus den Reihen der Senatoren hat hinrichten laßen...denke ich!“
    , meinte Marcus zu dem Kommentar von Corvinus.


    „Viele Kaiser verloren jedoch tatsächlich leider nachdem sie princeps wurden, ihren Bezug zur Legion, Tiberius ging es zum Beispiel so.“
    , ergänzte Marcus.
    „Der größte Fehler, den Augustus selber nie getan hatte, war wohl, den Senat noch mehr zu entmachten, Hochverratsprozesse am laufenden Band zu führen und sich nicht nur als erster Bürger zu zeigen, die Bescheidenheit des Augustus fehlte ihnen. Wenn jemand zu dieser Bescheidenheit zurück kehrte, konnte man das wohl von Claudius sagen...“
    Marcus mußte ja noch was zu seinem Kaiser sagen.
    „Er lehnte den Rang des Imperators auf Lebenszeit ab, selbst wenn er den Triumph einige Male feiern ließ. Aber auch einige andere Dinge im Militär machte Claudius richtig. Er reformierte die Laufbahn für Ritter, er führte neue Soldstufen ein...hm....und die Kriegsführung, wie in Britannia, ließ er auch nicht ruhen.“
    Was könnte er noch sagen? Marcus verstummte und ihm fiel einfach nicht mehr zu Claudius ein, herrje. Er sah nun doch zu Macer und hoffte, genug geredet zu haben; nach der langen Rede und der immer wieder zurück kehrenden Verlegenheit war Marcus' Gesicht von einer gesunden Röte überzogen.



    Sim-Off:

    Selbiges wie Avitus gesagt hat, gilt auch bei mir.

  • Macer ließ noch diesen Worten der beiden Prüfungskandidaten noch einmal den Blick über die Runde schweifen und blieb dann bei Florus stehen. "Ich denke, wir können die Runde nun beenden. Oder was meinst du?" fragte er seinen Stellvertreter, falls dieser noch eine Frage oder abschließende Bemerkung in die Runde werfen wollte.

  • Da sein Stellvertreter keine Anstalten machte, noch etwas hinzuzufügen, drückte Macer sich mit den Händen leicht auf der Tischplatte ab und erhob sich. "Nun, dann schließen wir die Runde also. Ich habe mich über die rege und teilweise sehr schön kontroverse Debatte gefreut. Wir werden uns nun noch kurz beraten und die Ergebnisse der Prüfung dann im Laufe des Nachmittags bekannt geben."

  • Die Hände an der Tunika verkrampft wartete Marcus einige Herzschläge, doch dann war alles vorbei, etwas verblüfft blinzelnd sah Marcus in die Runde und atmete kaum hörbar, aber sehr erleichtert aus; dann war es vorbei, so oder so, egal, ob er bestanden hatte oder nicht, Marcus war einfach froh, ein marginales Lächeln streifte seine Lippen und er erhob sich etwas langsam, seiner Verletzung wegen und stützte sich am Tisch ab.
    „Ähm...ja, dann vielen Dank!“
    , meinte Marcus, er wußte nicht recht, was er sonst sagen sollte. Mit einem freundlichen Kopfnicken wandte er sich Florus und Macer zu.
    Vale, Senator, vale, praefectus!“
    Auch mehr als das, vermochte Marcus nicht mehr von sich zu geben, er war auch recht erschlagen von all den Worten, die er hatte finden müßen in der Debatte. Langsam verließ er jedoch den Raum, blieb noch einen Augenblick vor dem Raum stehen und sank auf einer der Bänke, die im Gang standen. Im war ganz flau im Magen; sich Parthern stellen, im Schlachtgetümmel zu bestehen, das war doch etwas ganz anderes als eine Prüfung, eine Mündliche, zu absolvieren. Schrecklich! Dann erhob er sich und verabschiedete sich auch mit einem Nicken und einem persönlichen vale an jeden der Teilnehmer, die er ja von der Legion oder einem Fest durchaus kannte, ehe er langsam sich nach draußen begab.

  • Nun er war gespannt ob er bestanden hatte. Im Laufe des Nachmittags. Nun dann konnte er noch eine Kleinigkeit Essen und Entspannen, bevor er das Ergebnis sah. So erhob auch er sich:"Vale Patron." und nickte auch dem, wie es schien, etwas abwesenden Präfectus der Flotte zum Abschied zu.

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