[Habitatio] Centurio Marcus Iulius Licinus

  • Bewusst hatte Reatinus eine der späten Nachmittagsstunden gewählt, um den Centurio Iulius in seinem Officium aufzusuchen. Er wusste selbst, dass die Offiziere und Soldaten zu den Mittagsstunden meistens mit alltäglicher Organisation des Lagers, Drills und Grundausbildungen beschäftigt waren. Eigentlich war er selbst zu dieser Zeit viel zu beschäftigt, als dass er Licinus hätte persönlich erreichen können.
    Doch mittlerweile wurde der Tagesablauf lockerer, die Wahrscheinlichkeit höher, den gesuchten Centurio in seiner Habitatio zu erwischen. So trat Reatinus dienstlich gekleidet und mit strammer Haltung vor die Unterkunft des Hauptmannes und klopfte kräftig an.

  • Und tatsächlich war der primus pilus in seiner habitatio, genau genommen stand er sogar direkt vor der Tür als es klopfte, denn just in diesem Moment hatte er das Gebäude verlassen und zum Markt gehen wollen. Stattdessen erkannte er den Artorier vor der Tür stehen und stand im Türrahmen stramm:
    "Salve tribunus Artorius! Was kann ich für dich tun?"
    In Gedanken verschob er seine Einkäufe schon mal auf einen der folgenden Tage.

  • Etwas überrascht, dass die Tür sich so schnell öffnete, stand Reatinus vor dem Eingang und überlegte kurz, was er noch sagen wollte. Nicht, dass er das nicht wusste - er war nur ein wenig aus dem Takt gebracht. "Salve, Centurio", grüßte er mit einem strammen Salut, "Steh' locker, wir haben etwas zu besprechen. Du hast gewiss mitbekommen, dass dieser Präfekt für einige Tage zu uns gekommen ist?"
    Der Centurio konnte seinen Einkäufe in der Tat verschieben, denn Reatinus' Anliegen würde ein wenig Zeit in Anspruch nehmen...

  • Licinus ging erstmal aus dem Weg und lud den tribunus mit einer Geste ein, hereinzukommen.
    "Komm ersteinmal herein!", sprach er. Auf dem Weg ins officium rückte er kurz seine Gedanken zurecht und referierte dort angekommen, was er wusste:
    "Also, ich weiß, dass ein praefectus aus Britannia (?) bei uns Station macht. Ich meine auch gehört zu haben, dass er angekommen ist. Und", so fügte er hinzu " er will für eien Woche bleiben, warum auch immer."
    Licinus fand die Zeitspanne merkwürdig, aber was sollte er machen.

  • Mit einem Nicken nahm Reatinus das Angebot des Centurios an und folgte diesem in sein Officium. Dabei fühlte er sich ein wenig an die alten Tage erinnert, an denen er selbst als Centurio gedient hat. Ja, die alten Tage... er vermisste sie schon ein wenig. Im Officium angekommen hörte er dem Iulier aufmerksam zu.
    "Dann weißt du in etwa so viel wie ich", begann er, "Dass er für eine Woche bleiben will, erscheint mir suspekt, aber das soll nicht deine Sorge sein. Ich werde versuchen, etwas aus ihm herauszubekommen. Im Grunde wollte ich, dass du dafür sorgst, dass deine Mannschaft ein erstklassiges Bild abgibt. Der Kerl hat Kontakte nach Rom und es wäre nur eine Untertreibung zu sagen, dass es höchst unangenehm wäre, wenn ihm etwas negativ auffällt. Die Truppe muss in perfekter Stimmung sein, Lästereien sollten unterlassen werden und jemand sollte die Latrinen und Häuserwände nach Kritzeleien prüfen, die den Praefecten oder den amierenden Praefectus Urbi betreffen. Letzterer scheint ziemlich gute Bindungen zu unserem Zeitgenossen hier zu haben."

  • "Ich verstehe", sprach Licinus langsam. "Was meine Mannschaft angeht mach dir keine Sorgen, die sind Einsatzbereit wie eh und je, darauf hab ich ein Auge." Jede andere Behauptung hätte Licinus zudem als persönliche Kränkung angesehen.
    "Offene Lästereien gegen den Kaiser wird es keine geben. Wobei die Betonung auf offene liegt, was die Männer unter sich sprechen, kann kein Offizier wissen.
    Beim praefectus urbi liegt die Sache anders. Da habe ich durchaus schond as ein oder andere gehört. Insbesondere, was dessen Vorliebe für Essen und junge Mädchen angeht. Ich werde dafür sorgen, dass sowas in nächster Zeit ausbleibt."
    Wobei beiden klar sein durfte, dass es kaum komplett abzustellen war.
    "Und um die Latrinen kümmer ich mich gleich selbst. Das dürfte wohl am besten sein. Ich werde auch im centurionatskollegium mit den Kameraden sprechen, dass sie bei ihren Kontrollgängen verschärft drauf achten."
    Licinus hielt inne, hatte er noch etwas übersehen?

  • "Gut, ich vertraue auf Dich, Primus Pilus", nickte Reatinus und setzte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck auf. Nicht, dass er dem Iulier nicht blind vertraute. Es war nur, dass es Reatinus sehr beschäftigte, was der Praefectus aus Britannien wohl hier trieb und was er hier zu suchen hatte. Eine Woche lang... man rastete unter normalen Umständen doch keine geschlagene Woche!
    "Mal ganz unter uns", sagte er verschwörerisch und verschränkte fest die Arme ineinander, "Kannst Du Dir einen Reim auf die Sache machen? Meinst du, der wurde mit irgendwas beauftragt, vielleicht uns zu observieren?"

  • Wieder einmal stand Celsus vor der Tür zur habitatio centurionis. Dieses Mal wieder als legionarius. Nachdem, was er alles hinter sich gebracht hatte, war er nun gespannt, was sein alter und wieder neuer centurio für ihn vorbereitet hatte.

  • "Natürlich, tribunus!" Licinus würde seinen Vorgesetzen wohl kaum im Stich lassen. Erstens weil das hieße selbst eine schlechte Figur abzugeben und zweitens tat man das nicht. In einer legio schon gar nicht.
    Licinus sah dem Artorier fest in die Augen bvor er zu einer antwort ansetzte. Seine Stimme hatte einen ähnlichen Klang, wie die des anderen, ein Hauch Unsicherheit aber auch Gereiztheit konnte man vielleicht heraushören.


    "Ich weiß es nicht. Möglich wäre es." er sprach langsam, wollte Zeit haben, sich seine Antwort genau durch den Kopf gehen zu lassen. Fast schon trotzig kamen die weiteren Sätze aus seinem Mund
    "Ich weiß es aber nicht.
    Aber ich werde dafür sorgen, dass sie hier nur eines finden werden. Eine perfekt funktionierende legio!"

    Die Tatsache, dass hier eventuell heimlich die Funktionstüchtigkeit der legio, also seine Arbeit, kontrolliert wurde, packte Licinus ein wenig am Schlaffitchen. Unterstellte ein solches Vorgehen doch, dass er seine Arbeit nicht richtig machte.

  • "Ja, herein," antwortete Licinus auf das Klopfen.
    Als dann ein Soldat vor seiner Tür stand sah er ihn an und meinte:
    "Wer und warum?"
    Er hatte zwar eine Versetzungsmeldung bekommen, aber konnte das Gesicht nun nicht mehr zuordnen, es war einiges an Zeit vergangen seit dem letzten Mal.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Wer und warum?"


    Celsus war eingetreten. Er machte korrekt Meldung und beantwortete gleichzeitig die ihm gestellte Frage.


    "Legionarius Decimus meldet sich auf Befehl des legatus, centurio."


    Somit war für ihn die Frage nach dem Warum abgegolten, zumal davon auszugehen war, daß sein neuer Vorgesetzter diesbezüglich in Kenntnis gesetzt worden war.

  • "Ah ja, der ehemalige eques, der nun zu meiner Truppe gehört.
    Willkommen bei der ersten der ersten."

    Licinus stand kurz auf, um die Besetzungstafeln zu holen, da er vergessen hatte, in welchem contubernium er den Decimer platzieren wollte.
    Während er so mit dem Rücken zur Tür stand entschied er:
    "Nimm vorläufig mal Platz. Du warst bisher bei der turma prima. Warum wolltest du zurück zur Infantrie? Gibt es sonst etwas, was ich wissen sollte, das aber nicht zum offiziellen Teil gehört?"
    Licinus ließ bewusst offen, was er damit meinte, hatte aber zwei Hintergedanken.
    Ah, da war ja auch der Belegungsplan. Licinus nahm sie aus dem Regal und begann darin zu blättern, während er dem anderen Mann zuhörte.


  • Reatinus nickte langsam, unerschütterlich in seiner Sicherheit, dass er genau mit dem richtigen Mann gesprochen hatte, wenn es darum ging, dass die Legio einen guten Eindruck machen sollte.
    Er seufzte... der Praefectus aus Britannien würde schwer auszuquetschen sein. "Wir müssen sehen, was die Zeit uns bringt." Er sah erneut verschwörerisch drein. "Und vielleicht auch die Frumentarii beauftragen. Ich halte Dich auf dem Laufenden." Damit kehrte er dem Iulier den Rücken zu.
    "Vale, Iulius. Wir werden das Kind schon schaukeln."

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    " ... Warum wolltest du zurück zur Infantrie? Gibt es sonst etwas, was ich wissen sollte, das aber nicht zum offiziellen Teil gehört?"


    Celsus setzte sich und anwortete.


    "Ich bin ein Reiter und werde es auch bleiben. Aber das alles hilft mir nicht weiter. Ich will vorwärtskommen und das geht nun mal nur bei der Infanterie. Das ist alles, nicht mehr und nicht weniger, centurio."


    Die Frage nach etwas, was der centurio wissen sollte, überging Celsus. Wie lautete sie noch? Nicht zum offiziellen Teil gehörig? Und da war Vorsicht angesagt!

  • Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    ...


    "Ich werde die Augen offen halten," versprach Licinus.
    Die Idee mit den frumentarii gefiel Licinus nicht besonders gut, denn wenn der Mann ein Spitzel war, dann würde er auch sicher wissen, wie man andere Spitzel bemerkte, abschüttelte oder sogar ausfragte.
    Aber noch bevor er dazu kam, verabschiedete sich der tribunus auch schon. Licinus blieb nurnoch ebenfalls "vale!" zu sagen, dann war er auch schon aus der Tür hinaus.
    Licinus beruhigte sich mit dem Gedanken, dass die frumentarii gut ausgebildete Männer waren und es sicher besser war Bescheid zu wissen, als im dunkeln zu tappen. Dennoch war er mit der ganzen Situation nicht wirklich glücklich.

  • Zitat

    Original von Caius Decimus Celsus
    ...


    Ein Karrierist. Nun, wenigstens wusste Licinus un, wo er dran war. Etwas anderes gefiel ihm da aber sehr viel weniger. Die Frage eines Vorgesetzten ignorierte man nicht. Daher war der Ton etwas schärfer, als er fortfuhr:
    "Miles Decimus! Wenn ich dir das nächste Mal eine Frage stelle, dann erwarte ich eine Antwort darauf, verstanden?
    Also nochmal: Gibt es etwas, was ich wissen sollte?!
    Ein Liebchen in der Stadt, besonders gute Kontakte zu jemandem von der Versorgung, persönliche Feinde, sonst irgendetwas?!"

    Formulierte Licinus direkter. Er wollte über seine Mänenr möglichst allumfassend Bescheid wissen, denn schließlich trug er die Verantwortung für sie.

  • Celsus sah den centurio wegen dessen erhöhter Stimmlage erstaunt, dann aber verständnislos an. Seiner Meinung nach hatte er die ihm gestellten Fragen beantwortet. Wurde er nicht verstanden, wollte man ihn nicht verstehen oder sollte er nicht verstanden werden?


    Um seine zweite infanteristische Laufbahn nicht schon zu Beginn durch den Unmut eines Vorgesetzten zu gefährden, beantwortete er die von diesem nun präzise gestellten Fragen.


    "Es gibt nichts, das du nicht wissen solltest. Ich habe kein Liebchen in der Stadt, ich habe keine besonders guten Kontakte zu jemanden von der Versorgung und ich habe keine persönlichen Feinde, centurio."


    Um bei seiner Antwort nichts falsch zu machen, hatte er die Wahl der Worte des centurio übernommen.

  • Nun, das war nicht viel, wie Licinus feststellte. Andererseits war es auch weniger für ihn zu beachten, also konnte es ihm eigentlich nur recht sein.
    Mittlerweile war er auch in den tabulae fündig geworden.


    "Gut, dass war es dann. Du kannst dein Quartier beziehen, drittes contubernium.
    Abi, miles!"


    Licinus trug während Celsus das Quartier verlassen würde noch dessen Namen in die Listen ein, damit war der formale Akt der Aufnahme in eine nue Einheit dann abgeschlossen.

  • Direkt im Anschluss auf das Gespräch mit dem Praefectus Castrorum marschierte der Tribun den Unterkünften des Primus Pilus entgegen. Ihm kamen immer wieder die muskulösen, durchtrainierten Veteranen der ersten Centurie der ersten Cohors entgegen. Erfahrene, gezeichnete Kampfmaschinen waren das, Bilder von Soldaten. Reatinus mochte den Anblick, doch er würde erst mit der Hauptkampfmaschine, dem Primus Pilus, arbeiten. Sofern dieser Zeit entbehren konnte.
    So trat er in strammer Haltung vor die Unterkünfte des Iuliers, zupfte sich seine Tunika zurecht und klopfte dreimal kräftig an. Es war ihm wichtig, dass der Iulier ihn bei seinem Auftrag begleitete, denn er er hatte Erfahrung um die Lage in Mantua. Mehr als Reatinus sogar - aber das wollte er wiederum auch nicht zugeben, nicht einmal gegenüber sich selbst.

  • Im Gegensatz zu anderen Personen, die in einem dreimaligen Klopfen ein böses Omen sahen, sah es Licinus schlicht als die Bitte eintreten zu dürfen. Also quittierte er es mit einem schlichten, aber noch immer etwas müden "Ja, herein!"
    Als er den Artorier eintreten sah erhob er sich von seinem Stuhl, was er gerade getan hatte, war nicht grade ersichtlich, aber er salutierte in gerader Haltung vor seinem vorgesetzten Offizier.

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