[Habitatio] Centurio Marcus Iulius Licinus

  • Licinus, die Manierlichkeiten der römischen Legionen allgemein und den Grad, in dem sich die Soldaten an ihr "Zölibat" hielten im Besonderen kennend, meinte schmunzelnd zu erkennen, was das Problem war und meinte freundlich:
    "Du hast nicht zuuuufällig einen Liebhaber unter den Soldaten, Lucilla?
    Mach dir da mal keine Gedanken, wenn das verboten wäre, dann sollten wir die Tore verrammeln und gleich das ganze Lager als Arrestlokal hernehmen. Und die halbe weibliche Bevölkerung Mantuas könnten wir gleich mit arretieren.
    Du bist doch nicht verheiratet? Deinen Gensnamen bräuchte ich nämlich auch noch."

    Das mit dem verheiratet sein war dann nämlich unter Umständen wirklich ein Problem.


    Licinus überlegte einen Moment, ordnete seine Gedanken, trug zusammen, was er über zivile Gerichtsverfahren wusste. Viel war es ja nicht gerade, wie er sich nur zu bewusst war.
    "Zuerst geht mein Bericht an den legatus und die Stadtverwaltung.
    Zweitens warten wir ab, ob der Kerl wieder aufwacht.
    Drittens wird er in Ketten ins Tullianum geschafft.
    Viertens kommt es zum Prozess in Rom wo es
    fünftens sein kann, dass du Aussagen musst, damit er
    sechstens verurteilt wird.


    Wie genau die Strafe aussehen wird, kann ich dir nicht sagen, aber zum Vergleich wird ein Soldat, der einen Vorgesetzten angreift gesteinigt. Ob du Aussagen musst ist auch offen, vielleicht reicht meine schriftliche Aussage schon für die Höchststrafe, da kenne ich mich nicht aus.
    Wenn du wissen möchtest, was mit ihm geschieht, kann ich dir gerne eine Nachricht zukommen lassen. Dann müsste ich aber auch noch wissen, wo du wohnst. Keine Sorge, DAS wird er nie erfahren."

    Setzte er hintan, um alle Bedenken im Vorhinein auszumerzen. Nocheinmal überlegte er, ob er was vergessen hatte, meinte aber weiterhin, alles gesagt zu haben, was er wusste.

  • Lucilla wurde rot, wirklich rot, sie fühlte sich ertappt. Wobei es eigentlich nichts gab, dessen sie sich schämen müsste. Verheiratet? Nein. War sie nicht. Noch nicht. Und so schnell würde sich daran nichts ändern. Moment, der centurio dachte doch wohl nicht... Du meine Güte. "Nein, ich bin nicht verheiratet. Und er ist auch kein Liebhaber. Er... " Ja, wie sollte sie das erklären? Richtig verlobt waren sie nicht. Nur einmal meinte er, sie würden heiraten, aber erst nach seiner Dienstzeit. "Wir sind verlobt." meinte sie schließlich bestimmt. Niemand kannte sie hier, und was war schon eine Lüge mehr. Ihr Blick fiel auf den geschnitzten Armreif an ihrem Handgelenk. Nein, es war keine Lüge, es war ihre Wahrheit.


    Was den Gensnamen anging, das war schon eher ein Grund, rot zu werden, sich ertappt zu fühlen. Von ihrer eigentlichen Vergangenheit wußte sie nicht viel. Sich in der Kürze der Zeit einen Namen auszudenken, war sie nicht kreativ genug. Und lange überlegen würde sie verdächtig machen. "Einen Gensnamen gibt es nicht, ich bin nur Lucilla." Das musste reichen. Unterdessen hörte sie ihm zu, was alles auf den Verbrecher zukam und vielleicht auch auf sie selbst. Bei dem Gedanken, dem Kerl vielleicht irgendwann erneut gegenüberstehen zu müssen, wurde sie wieder bleich um die Nasenspitze. Noch ein Schluck aus dem Becher und sie fühlte sich gleich wieder ins Hier und Jetzt versetzt. Sein Angebot war da auch hilfreich. "Meine Adresse? Ich wohne in einer kleinen Casa, ist ein ganzes Stück von hier." Lucilla diktierte ihm die genaue Adresse, damit sich auch kein Fehler einschlich. Lesen und schreiben konnte sie ja zum Glück. "Das wäre wirklich nett, wenn du das tun würdest. Dann wüsste ich, dass ich mir keine Sorgen mehr machen muß." Für den Fall natürlich, der Kerl würde das Ganze nicht überleben.

  • Das war ja richtig niedlich, was sich im Gesicht seines Gegenübers abspielte.
    "Na, dann meinen Glückwunsch!" meinte Licinus trocken, an die zwanzig Jahre Wartezeit denkend. Seine Phantasie reichte nicht, sich einen großen Altersunterschied vorzustellen, sodass sie kürzer gewesen wäre. Manchmal war er einfach doch sehr naiv, auch wenn es in diesem Fall tatsächlich so war.


    "Peregrina?" fragte Licinus überrascht zurück. "Mmmh", machte er gedehnt. Licinus war es ja egal, aber wie die in Rom da dachten, falls der Angreifer römischer Bürger war? Einige dieser reichen Säcke dachten ja, ein Römer könne sich gegenüber Fremden alles erlauben. Aber der Angreifer nicht reich gewesen. Und ihn angreifen hätte er schon gar nicht dürfen.


    Bei der Wegbeschreibung meinte er erst nur:
    "Nun, die ganze Stadt ist ein Stück weit von hier, aber ich werde dich schon finden. In zwanzig Jahren Patrouille gehen lernt man die Stadt ein klein wenig kennen ;)"
    Dann besah er sich die Adresse genauer und erinnerte sich dunkel an einige äußerst unschöne Szenen. An eine Falle die zur Falle geworden war, um genauer zu sein.
    "Das Haus ist von dem Feuer betroffen gewesen?*", vergewisserte er sich.


    Sim-Off:

    Keine Magie, aber das Feuer hatte sich nicht weit ausgebreitet

  • "Danke." Wirklich glücklich sah sie dabei nicht aus. Ihr neues Leben hatte sie sich etwas anders vorgestellt. Mit dem unbeschwerten Leben, das sie führte, war es schon lange vorbei. Auch wenn es das Leben einer Sklavin war, es war ein gutes Leben. Sie wäre nie von selbst auf die Idee gekommen, daran etwas zu ändern. Faustina war wie eine Schwester, eine Freundin, wenn man von ein paar Macken absah, auf die Chio hätte verzichten können. Vielleicht war sie auch einfach noch zu jung.


    Was sie nun beunruhigte, war, wie Licinus darauf reagierte, dass sie eine Peregrina war. Dass das zu einem Problem werden könnte, kam ihr nicht in den Sinn. "Ja, Peregrina. Was ist? Macht das einen Unterschied?" Lucilla war ein wenig irritiert, musterte ihn mit einem Blick, als wollte sie versuchen, hinter seine Gedanken zu kommen. Alles Mögliche ging ihr durch den Kopf, nur das entscheidende Detail blieb im Dunkeln. Wenigstens ihre kleine Casa schien er zu kennen, was ihr nun doch ein stolzes Lächeln entlockte, während sie nickte. "Als wir hier ankamen, war ein Teil des Hauses überhaupt nicht bewohnbar. Das Dach war durch das Feuer beschädigt, ist später sogar eingestürzt. Mittlerweile ist nichts davon mehr zu sehen. Was genau ist damals denn passiert?" Unter den Nachbarn kursierten die wildesten Gerüchte.

  • „Na,Kopf hoch!“, antwortete Licinus, den Gesichtsausdruck völlig missdeutend. „Die zwanzig Jahre gehen auch rum. Und die meisten kommen auch durch.“


    „Wenn‘s nach mir geht nicht“, brummte Licinus „Der Kerl hat verdient, was er bekommen hat. Aber was die in Rom sagen werden, von wegen eine Fremde und so weiter.“
    Erst jetzt fiel Licinus auf, dass Lucilla tatsächlich etwas anders aussah, als die durchschnittliche Römerin, zwar nicht wirklich exotisch, aber bemerkbar, wenn man auf dergleichen achtete. Der primus pilus musste natürlich mit der Nase darauf gestoßen werden.
    „Mach dir keine Sorgen, er wird seine gerechte Strafe schon bekommen.“


    Licinus erwiderte das Lächeln, allerdings mit einem Zug, als hätte er in eine Saure Zitrone gebissen, denn er hatte schon die Bilder aus jener Nacht vor Augen und grummelte:
    „Äußerst unschöne Sache das. In Mantua ging eine Mordbande um, wir haben ihr in einem der Häuser eine Falle gestellt. Was soll ich sagen, wir wurden entdeckt und diese Scheißkerle haben das Haus mit meinen Männern drin abgefackelt. Bilanz: Eine Brandnacht, drei abgebrannte Häuser, 2 Tote, die Bande entkommen und einige Kleinigkeiten.“
    Licinus Stimme wurde bei der Aufzählung immer bitterer, er hasste den Gedanken, dass die beiden Soldaten ungerächt bleiben würden und die Mordbande ihr Werk vielleicht woanders fortsetzte.
    Das Haus war jedenfalls ruiniert und er fand es recht dreist von dem Grundstücksbesitzer dergleichen weiter zu vermieten, auch wenn es für einen einfachen Soldaten immer noch ziemlich teuer sein würde.

  • Die meisten kommen auch durch? Da war sie wieder, ihre eigentliche Angst. Aber davon wollte sie sich hier bei ihm nichts anmerken lassen und nickte deshalb nur wieder. Dass es einmal Krieg geben konnte, daran glaubte Aretas zu keiner Sekunde seiner Entscheidung, oder wollte es nicht glauben. Oder wollte er sie nur beruhigen?


    Was den eigentlichen Grund ihres Besuchs betraf, nun wurde ihr klar, was Licinus meinte. Es war nicht der fehlende Name, es war, dass sie eine Fremde war. Er war höchstwahrscheinlich römischer Bürger und damit stand er über ihr. Hätte sie sich doch nur einen Gensnamen ausgedacht. Nun ärgerte sie sich, dass sie nicht besser vorbereitet war. Da half auch nicht, dass Licinus versuchte, sie zu beruhigen. Ihr Glück war viellleicht, dass auch der centurio von dem Kerl attakiert worden war. "Das hoffe ich. Ich kann mir vorstellen, was er mit mir vorhatte. Das sollte er keiner Frau mehr antun dürfen." Mit Schaudern erinnerte sie sich an das Gesäusel, als er da plötzlich hinter ihr stand und unmissverständlich klar machte, was er von ihr wollte.


    Chio schüttelte sich und wurde gleich mit der nächsten unangenehmen Geschichte konfrontiert. Eine Mordbande. Und sie war entkommen. "Das ist ja furchtbar. Und man hat sie nie gefasst? Sind sie denn noch in der Gegend?" Eine schreckliche Vorstellung, wenn sie zurückkommen würden. Immerhin lebte sie alleine in der Casa. Sie sollte mit Aretas sprechen. "Aber das Feuer... wieso hat es nicht mehr angerichtet?" Chio erinnerte sich dunkel an ein solches Feuer, konnte den Gedanken aber nicht lange genug fassen. Wenigstens wußte sie nun genau, wie es sich damals zutrug.

  • "Ja" antwortete Licinus langsam, in dessen Kopf gerate das Bild einer älteren Esquilina... Nein. Er weigerte sich den Gedanken zuende zu denken.
    "Ja, das muss verhindert werden. Und es wird verhindert werden."
    Seine Stimme war nun entschieden wie kalter Stahl.


    "Ich glaube nicht, dass sie noch in der Nähe ist," antwortete Licinus überzeugter, als er eigentlich war. Es hatte immerhin keine weiteren Vorfälle mehr gegeben seit dem Brand und Licinus gign nicht davon aus, dass sich der Blut und Goldhunger solcher Bestien so lange unter Kontrolle halten ließ.
    "Glück, das Eingreifen der Götter, ich weiß es nicht. Es war kein Wind, weshalb es sich nicht ausgebreitet hat, außerdem waren wegen der Seuche viele Soldaten in der Stadt, wir konnten schnell reagieren und die Nachbarhäuser wässern, sodass sie nicht auch entflammten."
    Licinus zuckte mit den Schulter. Er selbst hatte damals nur in der Eimerkette gestanden, die Koordination des Kampfes gegen das Feuer hatten andere, fähigere Hände übernommen.

  • Seine Entschlossenheit nahm auch ihr für den Moment jeden Zweifel daran, dass der Kerl seine gerechte Strafe bekam. Wenn er überhaupt wieder zu Bewußtsein kam und am Leben blieb. Chio wußte nicht, was ihr lieber wäre. Wohl eher, dass er sich nicht so einfach davonstehlen würde und sich ganz bewußt den Konsequenzen stellen musste. Licinus Bestimmtheit, seine Überzeugung, Chio (Lucilla) bewunderte diesen Mann dafür. Und es nahm ihr für den Moment auch jegliche Angst. Für den Moment...


    "Danke, das beruhigt mich. Was das Feuer angeht, da kann ich den Göttern nur danken. Und den fleissigen Soldaten natürlich. Es ist schon schlimm, dass die Seuche so viele Leben genommen hat, das Feuer hätte uns auch das Dach über dem Kopf nehmen können." Was es teilweise auch hat, wenn man an das Dach der culina dachte. Lucilla sah ihr Gegenüber lächelnd an. "Ich sollte dir nicht deine Zeit stehlen. Aber ich bin doch froh, nicht weiter Gerüchten glauben zu müssen." Abwartend blieb sie sitzen, ob er noch weitere Fragen an sie hatte.

  • Licinus sah freundlich zurück, zu einem Lächeln reichte es ihm nicht ganz, aber man konnte erkennen, dass er sich für die junge Frau freute, auch wenn dies von den Erinnerungen an die pestis-Zeit überlagert wurde.
    „Es freut mich, dass ihr trotz allem so glimpflich davon gekommen seid.
    Und keine Sorge, du stiehlst mir meine Zeit nicht. Unser Job ist es, die Sicherheit des Reiches und seiner Bewohner zu schützen. Und da gehört so was auch dazu.“

    Es war Licinus feste Überzeugung, dass das Soldatsein durch mehr ausgemach wurde, als das Töten von Barbaren, die die Grenze bedrohten. Für ihn galt die uralte Maxime. „Keine Disziplin, keine Armee, keine Zivilisation, kein Rom“. Oder anders gesagt: Der Kaiser war, unterstützt durch administratio und Senat der Kopf, die Armee die Arme und Beine. In zynischen Moment fügte er den Satz an: Und das Geld seine Sehnen, die es braucht, damit die Arme und Beine sich bewegen.
    Galt aber mehr für die Prätorianer als für die prima.


    Offensichtlich war der Wissensdurst der jungen Frau befriedigt. Auch Licinus hatte nichts mehr, was er fragen wollte und so schloss er:
    „Nun, von meiner Seite aus war das dann alles. Wenn ich sonst nichts mehr für dich tun kann, dann darfst du jetzt gehen.“

  • Dass ihm das Ganze noch zu schaffen machte, konnte sie deutlich sehen, was auch ihr das Lächeln aus dem Gesicht wischte. Dabei dachte sie vor allem an die beiden Toten, die sicher auch Soldaten waren und vielleicht sogar seine Freunde. Auf den Gedanken an die Verluste durch die Seuche kam sie in dem Moment nicht. Man könnte ihrem Gesichtsausdruck zufolge aber durchaus meinen, dass sie dabei an die ehemanligen Bewohner ihrer Casa dachte, die durch die Seuche den Tod fanden. Eine Familie, komplett ausgelöscht. Offiziell die Familie des Onkels. "Ja, wir hatten Glück. Und ich, dass es Männer wie dich gibt. Ich kann dir gar nicht genug danken."


    Da sie tatsächlich keine Fragen mehr hatte, stand sie auf. "Ich erwarte dann also deine Nachricht. " Ansonsten war alles gesagt. Blieb ihr nur noch, sich zu verabschieden, dann ging sie zur Tür, nickte ihm noch einmal freundlich zu und verließ sein Büro.

  • Leicht hob Licinus die Hand vom Tisch um das Lob abzuwehren.
    „Keine Ursache, wie schon gesagt es mein Job“, sagte er, um zu verbergen, dass ihm das Lob doch sehr schmeichelte. Es kam selten vor, dass man in der Armee Dank ausgesprochen bekam. Ein Lob schon eher, aber Dank… Das war was besonderes.
    „Jawohl“, bestätigte Licinus und verabschiedete sich seinerseits. „Mögen die Götter immer mit dir sein!“

  • Vom Tor kommend hielt Servianus auf das Quartier des primus pilus zu. Glücklicherweise waren diese Lager ja alle gleich aufgebaut, wenn man eines kannte, dann kannte man die anderen auch.
    Er atmete noch einmal durch und klopfte dann an.
    Nach dem Eintreten und einem kurzen Räuspern sprach er:
    "Salve pater!
    Hier bin ich also"

    unbewusst strich er sich wieder über die tunica und zog einen weiteren ebenso imaginären Fussel ab.
    "Es schien ja dringend zu sein. So klang zumindest der Brief." So knapp, dass er schon das Gefühl hatte herbefohlen zu sein. Sein leiblicher Vater war redseliger gewesen, sein neuer Vater schien ein wortkragerer Mensch zu sein.
    "Was ist geschehen?" fügte er hinzu, als er den dunklen Schatten auf dem Gesicht des Licinus wahrnahm.

  • "Salve", erwiderte Licinus.
    Er forderte seinen Sohn nicht auf, sich zu erheben sondern stand seinersetis nun auf. Er blickte seinen Sohn ernst an, bevor er mit fester Stimme weiter sprach.
    "Zuerst mal das wichtigste:
    Der Kaiser ist tot, in Rom wurde der Notstand ausgerufen.
    Schlimmer noch, er wurde samt seiner gesamten Familie ermordet und wir wissen nicht, wer es war. Die Lage ist also mehr als ernst und ich fürchte wir müssen damit rechnen, dass uns ein Bürgerkrieg bevorsteht. "


    Er gab ihm einen Moment, bis sich die Informationen setzen konnten.


    Eine Weile später sprach er weiter:
    "Davon abgesehen können wir derzeit nicht viel tun als warten, weshalb mein patronus dich heute Abend kennen lernen möchte. Wir sind bei ihm zum Abendessen eingeladen. Du bist ja wie ich sehe passend gekleidet."
    Licinus würde als Soldat in Paradeuniform ohne Rüstung zum Essen gehen, wie er es immer tat. Daher wandte er sich nun von seinem Sohn ab, und nahm die goldenen armillae von der Wand und zog sie sich über die Handgelenke. Die tunica trug er bereits, aber "mit den Dingern kann man so schlecht schreiben" wie er seinem Sohn beiläufig erklärte.

  • Geradezu überfallen fühlte sich Servianus, als sein Vater ihm die Neuigkeiten in einer sehr direkten Art mitteilte. Erstmal stand er reichlich unintelligent mit offenem Mund im Raum, dann musste er schlucken, bevor er sprechen konnte.
    "Das ist ja, ... das ist ja schrecklich.


    Was sollen wir nur tun?"


    Die Antwort darauf kam denn auch sofort. Nichts. In einem Versuch nüchterner Überlegung kam er zu dem gleichen Ergebnis. Er war nicht wichtig oder bekannt genug, sich um seine Person sorgen zu müssen. Und für seinen Vater blieb die Hoffnung, dass es doch zu einer Lösung ohne Krieg kam, aber auch das lag kaum in ihrer Hand.


    "Ja, die Wache am Tor war bei der Durchsuchung vorsichtig und hat die Falten nicht zu sehr durcheinander gebracht.Wenn du nur mal hier... Und da...


    Ich danke dir."


    Dann wartete er ab, bis sein Vater dir Auszeichnungen angelegt hatte und folgte ihm zum Haus des legatus. Auf dem Weg zog er sich noch schnell einen Fussel von der Toga.


  • Esquilina


    Esqulina betrat leise den Gang der habitatio und zog ihre Freundin hinter sich her. Bevor sie den Gang betreten hatten, hatte sie ihre Finger an die Lippen gelegt und leise gemurmelt:
    "Wir dürfen die anderen Männer nicht stören und wenn jemand bei Marcus im officium ist, dann müssen wir ganz schnell durchhuschen und gar nicht auffallen."
    Gemeinsam schlichen sie also über den Gang und an der Tür zu Licinus officium klopfte das kleine Mädchen gegen die Tür
    *tock* to-tock* tönte es leise und von drinnen erschallte ein "Komm rein!", als Licinus das Klopfsignal seiner Tochter erkannt hatte.
    Diese schob die Tür auf und Licinus meinte noch:
    "Nanu, Esquilina? Schon wieder zurück?"
    Als er durch die Tür einen zweiten Haarschopf wahrnahm.
    "Ah, hast du Marei mitgebracht? Na, kommt schon rein, ihr zwei es ist keiner da!"
    Nach diesen Worten schob Esquilina die Tür weiter auf und ließ ihre Freundin eintreten, dann machte sie die TÜr zu und ging selbst auf ihren Adoptivvater zu, hielt sich aber neben Marei.

  • Ohjah, fliegen zu können und alles von oben zu sehen. Vielleicht sollte sie sich wünschen im nächsten Leben ein Vogel zu werden. Marei schüttelte den Kopf. "Nein, die Puppen kann man nicht baden." Sie fand gut was Esquilina beschloß. "Finde ich gut, dass du dich um die Puppe kümmern magst." Die Geschichte von den drei Göttern beeindruckte sie. "Eine Göttin die so mächtig war, dass nichts wuchs? Pof! was hat die Mama gemacht, wenn ihre Tochter bei dem anderen Mann war?" fragte Marei nach. Die Frau musste ja was zu tun haben, sonst würde sie vor Langeweile eingehen. Auch sie kicherte über die roten Haare der Puppen. "Ja, es ist lustig." Enttäuscht Licinus nicht in Aktion zu sehen, liess sie sich von Esquilina mitziehen. "Du, Esqui, hast du deinen Papa schon mal drillieren gesehen? Oder in kompletter Rüstung?" Sie hatte vergessen, dass sie Licinus schon einmal in Rüstung gesehen hatte und das war auf dem Fest nach der Pest gewesen. "Ja, lass uns gucken gehen."


    Nach dem Passieren der Wache-Soldaten bekam sie einen Hinweis, wie sie sich zu verhalten hatte und bemühte sich daran zu halten. Doch das 'Durchhuschen' verstand sie nicht, was sollte das sein? Das 'nicht auffallen' dagegen war glasklar, das kannte sie vom Dienst. "Salve, Lici." grüßte sie Esquilinas Papa. "Wir haben gerade über die Puppe gesprochen, die du von deinen Männern geschenkt bekommen hast und ich wollte sie sehen. Hast du sie mit her gebracht? Sie liegt hoffentlich nicht in der Kiste drin?" Sie blieb direkt vor dem Schreibtisch stehen, legte die Hände auf der hohen Kante ab. In die Höhe gewachsen war sie zwar, fand sich selber aber immer noch arg klein. Die Schultern ragten knapp zweieinhalb Handbreit über den Schreibtisch. Ein rascher Blick zu Esquilina, ob die immer noch an ihrer Seite stand. "Und sind noch Honigkirschen übrig?" fragte sie unschuldig. "Zwei Wochen musste ich drinnen bleiben! Stubenarrest!"

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    Esquilina


    Ein Achselzucken beantwortete die Nachfrage nach der Mächtigkeit der Göttin. "Sie ist eine Pflanzengöttin, wenn sie nichts tut, dann wächst eben nix."
    Und wann wurde sie mit einer Frage überrumpelt, mit der sie nicht gerechnet, über die sie sich nie Gedanken gemacht hatte. Nachdenkend zog sie die Nase kraus.
    "Puh, das weiß ich gar nicht. Der alte aedituus hat immer nur gesagt, dass sie getrauert hat, aber was sie sonst getan hat... Ich frag ihn, wenn ich ihn wieder sehe und erzähl es dir dann."


    "In Rüstung klar, immer wenn irgendwas besonderes ist und ich hier bin.
    Aber drillieren hab ich ihn bis jetzt nur ganz selten mal gesehen, meistens mit Batti, wenn er mich gebracht oder geholt hat. Meistens bleib ich lieber in dem Zimmer. Auf dem campus is es so laut. Und ich glaube Papa findet das auch besser."

    Womit das kleine Mädchen durchaus Recht hatte. Was sie nicht wusste, war der Grund dafür. Dieser ging gerade neben ihr und wenn Licinus trainierte tat dies seine centuria meist auch, da waren wenig Leute da zum aufpassen.


    "Salve", wiederholte Licinus nochmal und schaute dann verdutzt. Natürlich lag die verdammte Puppe noch in Kiste.
    "Ähm, doch, da liegt sie noch." antwortete er etwas verwirrt und konnte sich gerade noch beherrschen nicht zu sagen, dass sie dort auch bleiben würde, wenn es nach ihm ginge.
    "Na, kommt, ihr müsst nicht da drüben stehen bleiben, wie Soldaten, die nen Auftrag bekommen."
    Mit diesen Worten schob er seinen Stuhl zurück und klatschte er sich mit den Händen auf die kräftigen Oberschenkel, sie den Kindern gleichsam als Sitzgelegenheit anbietend.
    Als die erwartungsgemäße Frage nach Esquilinas Lieblingsnascherei kam, sah er seine Tochter sanft an.
    "Wärst du so lieb und holst uns eine kleine Schale? Dann kannst du auch gleich die Puppe mitbringen." Den letzten Satz sprach er mit einer Schicksalsergebenheit, die einem Stoiker alle Ehre getan hätte, aber was sollte es, da käme er wohl doch nicht wieder heraus.


    Während das eine Mädchen sich aufmachte, alles zu holen, wandte sich Licinus an das andere:
    "Nanu, was hast du denn angestellt?"
    Wenn sei schon so unvermittelt von ihrem Arrest sprach, dann war es doch sicher gewollt, dass er nachfragte, oder?

  • "Aaaaccccchhsssooooooo... na klar, wer nichts saet, erntet nichts." Das leuchtete ein. Wer keine Samen einlegte, der bekam keine blühenden Blumen. "Undoder kann sich nicht erfreuen..." fügte sie hinzu. "Ja, frag ihn bitte, ich würde es gerne wissen," Sie zog die Nase kraus. "Das ist ja seltsam, dass du ihn noch nicht drillieren gesehen hast. Dann müssen wir uns zusammen hin schleichen. Warst du schon auf der Mauer? Es ist ganz leicht hinaufzukommen.. Man muss die Wachen unten am Eingang ablenken.. am besten geht das mit Kiesel werfen. Dann kann man in eine Zwischenetage klettern und zwischen den Ritzen hinausspähen. Wir müssen nur gucken, dass wir den richtigen Turm erwischen, der dem Trainingsplatz zugewandelt ist." Wieder entwischte ihr ein lustiges Wort mitsamt einem spannenden Plänchen für einen gemeinsamen Ausflug. Eigentlich konnten und brauchten sie nur die 'Großen' zu fragen, ob sie zuschauen durften. danach würden sie nie mehr diese Frage fragen.


    "Die liegt immer noch da drin? Warum hast du sie nicht längst herausgeholt? Die braucht ganz schnell Luft und Licht." Nein, Lici war kein guter Puppenmama-Mann. Jetzt war sie ihm böse. Und sie sollte nicht hier stehenbleiben? Marei sah auf seine Oberschenkel und wagte sich zaghaft ein paar Schritte ganz nahe zu ihm heran. So nahe ran traute sie sich eigentlich nur bei Baldemar und Cimon. Aber was war mit Lici? Er hatte sie gerettet und dafür war sie ihm dankbar. Sie sollte es wenigstens probieren und gab sich einen kleinen Ruck, wenn es ihr nicht gefiel, konnte sie immer noch ganz schnell runter rutschen. "Hebst du mich rauf?" fragte sie leise immer noch unsicher und mit klopfendem Herzen.


    Seine Nachfrage zum Stubenarrest lenkte sie ab. "Ich hab nichts angestellt.. ein anderer hat was angestellt, aber alle glauben, dass ich es war. Esquilina, erzählst du vom Salz und Zuxcker? Das ist echt ein blöder Junge... der kann nicht lesen. Stell dir das vor! Dabei ist er viel älter als ich!" rief Marei empört aus und wartete sehnsüchtig auf die Honigkirschen. Und auf die Puppe! Ob sie unversehrt war?

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    Esquilina


    "Papa hat mich mal mit hoch genommen und mir von da die Stadt gezeigt, aber nur einmal."
    Fairerweise hätte man erwähnen müssen, dass Esquilina ihn auch nie danach gefragt hatte, sie nochmal dorthin mti zu nehmen. Es hatte sie nicht wirklich gereizt.



    Oh weh, da hatte er wohl einen großen Fehler gemacht, dachte er, während zornig blitzenden Kinderaugen auf ihn gerichtet waren. Kläglich versuchte er sich zu retten, in dem er sagte "Ich wusste nicht, was Puppen alles brauchen. Kleine Jungen haben ja keine und ich hab keine Schwester" Er war sich jedoch nicht sicher, ob er so nicht doch nur alles schlimmer machte.
    Er sah, wie Esquilina zögerte, sich dann aber einen Ruck gab. Er hatte eine Befürchtung, woran sie gerade gedacht hatte und bemühte sich so sanft wie möglich zu sein. "Natürlich, komm er." Mit Bedacht packte er sie nicht an den Hüften, sondern unter den Armen und setzte sie auch nicht zu nahe an sich heran.
    Ganz anders Esquilina, die jetzt ankam, in einer Hand die Puppe, in der anderen ein Tonschälchen. Letzteres drückte sie Marei in die Hand und meinte "Halt mal bitte!" dann stellte sie sich vor ihren Papa, der es irgendwie schaffte, den Arm so vor Marei anzubrigen, dass Licinus das Mädchen auf sein anderes Bein setzen konnte. Mit dem Arm auf ihrem Rücken hielt er sie fest, während Marei allein sitzen konnte, wenn sie wollte,a ber auch nach dem Arm greifen, wenn sie halt brauchte.
    "Moment, kann ich gleich machen!", kam auf die Anforderung Mareis Geschichte zu erzählen zurück.
    Esquilina ihrerseits setzte sich die Puppe auf ihren Schoß und beugte sich dann vor, um den Deckel von dem Tongefäß zu nehmen. Im letzten Moment zögerte sie und sah Licinus fragend an. Der nickte lachend.
    "Nun, mach schon, ich habs ja erlaubt."
    Blitzschnell war der Deckel verschwunden und Esquilina hatte eine Kirsche in der Hand, die sie Marei vor die Nase hielt.
    "Sieht lecker aus, gell? Willst du?", fragte sie und wenn man genau hinsah, dann bemerkte man ein kleines Funkeln von der Kirsche in Licinus Richtung.
    Was hatte das kleine Mädel nun wieder vor.

  • "Ja, stell dir vor, du stehst auf der Mauer, hast dich überfressen und wirst so dick wie eine Kugel. Dein rundgewordener Körper kann dich nicht mehr auf dem Boden halten und beginnt wie ein Ball durch die Luft zu fliegen. Wie spannend wäre denn das sich alles von oben anzugucken! Frei wie ein Vogel durch die Luft schweben und selber entscheiden können wohin man fliegt. Ich würde dir mein zu Hause zeigen und du zeigst dir meins!" fantasierte Marei mit Schalk in den Augen.


    Böse sah sie Licinus an. "Warum haben kleine Jungen keine Puppen? Dann wüssten sie immerhin wie sie mit ihnen umzugehen haben. Ich meine gesehen zu haben, dass Septima für ihren Sohn eine Puppe mit Kopf und ohne Körper und ohne Haare gemacht hat. Warum hast du keine Schwester bekommen, Lici?" Wenn Marei wüsste, dass der primus pilus sie mit Esquilinas Namen verwechselte. Sie verfolgte intensiv mit, wo er sie anfasste und wie er sie auf den Schoß hievte.


    "Jupp!" erwiderte sie zu Esquilina und nahm das Schälchen an. Sie hielt sich mit der anderen Hand am Stoff fest, der auf Licinus Schulter ruhte und wartete bis Esquilina auch auf Licinus Oberschenkeln saß. Grinsend versuchte sie mit dem Mund nach der Honigkirsche zu schnappen, welche von Esquilinas Hand gehalten wurde. "Ja.. ich will..." Dann kam ihr eine Idee und sie griff sich ebenfalls eine Honigkirsche. "Zuerst aber noch jemandem größerem und stärkeren die Kraft der Honigkirschen schenken... Muunndd aauuufff.." forderte sie Licinus auf und bedeutete ihrer Freundin auch ihre Kirsche in Licinus Mund zu stecken.


    Feixend beobachtete sie wie Licinus mit zwei Kirschen im Mund zu tun hatte und steckte sich zudem die nächste in den eigenen Mund. Genießerisch zerkaute und schluckte das kleine Sklvenmädchen die Leckerei hinunter. "Was mir noch zu vorhin eingefallen ist. Nein, Puppen kann man nicht baden. Cimon hat gesagt, wenn zu oft Wasser dran kommt, dann wird das Holz dick und platzt. Puppe Nina sitzt dann beim Baden auf der Bank und guckt mir zu." Marei freute sich, dass Esquilina sich nun auch als Puppenmama betätigen wollte. Ihr gefiel es, dass die unbekannte Puppe auf deren Schoß hocken durfte. Sie sah hübsch aus. "Kümmere dich gut um sie und vergiß nicht ihr einen Namen zu geben. Ich kann Mama Frija fragen, ob sie ein Kleid für deine Puppe näht. Oder habt Ihr einen Schneider auf dem Landgut?"

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