An einem solch wunderschönen Tag, hielt mich nichts mehr in meinen Räumen. Es war einer der ersten wirklich sonnigen Tage des Jahres, der es einem erlaubte, von der Temperatur her , ohne etwas überziehen zu müssen, das Haus zu verlassen. Mir war heute nicht sonderlich zum Einkaufen zu Mute. Ylva, die stets um mein Wohlsein besorgt war, fragte sich schon, ob ich krank sei. Dies war aber nicht der Fall. Im Gegenteil, ich fühlte mich großartig, was unter anderem gewissen Entwicklungen der letzten Wochen und Tage zu verdanken war. Mich zog es hinaus, in den weitläufigen flavischen Garten, mit all seinen verborgenen Winkeln und seinen verträumten Plätzen, wo man sich ungestört für einen Nachmittag zurückziehen konnte, weitab vom Lärm der Stadt und vom Puls der Zeit.
Um diese Zeit blühte es an allen Ecken und der süße Duft der von diesem bunten Farbenmeer ausging, verzauberte meine Sinne. Die wärmenden Sonnenstrahlen taten ihr Übriges, um mir eine angenehme Zeit zu bescheren.
Ylva hatte veranlasst, dass man mir an einem stillen Plätzchen, nahe den Rosenbüschen eine Kline und ein Tischchen bereitstellte. Da sie mich gut versorgt wissen wollte, wurde auch eine üppig gefüllte Schale mit Obst und eine Kanne gemischten Weines, sowie einem Becher bereitgestellt. Nicht von ungefähr hatte ich diesen Platz im Garten gewählt. Die Rosen, besonders die Roten, drückten genau das aus, was ich derzeit empfand.
Ylva selbst, hatte ich mit einem Beutel Sesterzen in die Stadt geschickt und ihr erlaubt, sich neu einkleiden zu dürfen. Worauf sie natürlich freudestrahlend von dannen gezogen war. Glücklicherweise war sie mir in ihrer Überschwänglichkeit nicht noch aus Dankbarkeit um den Hals gefallen. Das hätte sicher meine Stimmung zum Wanken gebracht.
Als Ylva endlich fort war, begab ich mich noch auf die Schnelle, in die Bibliothek, um noch einige 'Freunde' mitzunehmen. Nachdem ich dem alten, griesgrämigen Bibliothekar hoch und heilig versprochen hatte, den Schriftrollen im Garten kein Unheil zuzufügen, begab ich mich in Begleitung mit Ovid, Vergil, Catull und Co. zu meinem verborgenen Plätzchen, um mich etwas der Muse hinzugeben. Ich freute mich bereits darauf, wie ein kleines Kind auf ein neues Spielzeug und war angenehm überrascht, über die Kreativität, die meine Sklavin gelegentlich an den Tag legen konnte.
Ich fand alles so vor, wie Ylva es mir zuvor noch geschildert hatte. Die Kline war mit einigen äußerst bequem aussehenden Kissen bestückt, die Obstschale forderte zum Zugreifen auf und die Kanne mit dem gemischten Wein war noch jungfräulich mit einem Tuch zugedeckt, damit der verführerische Duft des Getränks nicht noch unerwünschte Insekten anlockte, deren einziges Vergnügen darin bestand, sich in dem edlen Gesöff zu ertränken.
Mit einem wohligen Seufzer ließ ich mich in dem Meer aus Kissen nieder und schenkte mir etwas Wein ein. Nachdem ich einen Schluck gekostet hatte, widmete ich mich der ersten Schriftrolle, die ich in meinem Gepäck hatte- einen der ersten vier Bände von Vergils Aeneis.
Reserviert!