Insula Angularis | habitatio Aeliana

  • „Warum sollte sie nein sagen?“ fragte sie leise mit einem kleinen Seufzer dazu. Naja eigentlich vielen ihr schon einige Gründe ein warum sie nein sagen sollte, aber natürlich nannte sie diese nicht da sie ihn nicht noch mehr verunsichern wollte. „Sie wird ja sagen egal was du machst,“ meinte sie dann und hatte eine Idee, aber leider kam sie nicht mehr dazu diese zu nennen, vielleicht wäre sie auch gar nicht gut gewesen, obwohl…einem Gedicht kam ihre Idee sicher nahe.
    „Es lenkt dich aber ab wenn du im Büro bist,“ meinte sie mit einem Nicken und dachte sich im Stillen, dass sie dann wenigstens hier aufräumen konnte und es nicht mehr aussah als wäre eine Horde Rinder hier durchgerannt. Und dann noch ein wenig einkaufen und hoffen, dass der Herr etwas später nach Hause kam damit er nichts mehr anstellen konnte oder aber, dass der Herr seiner Geliebten endlich das sagte was er schon so lange machen wollte, denn das war doch nicht mehr mit anzusehen wie er sich quälte und die anderen um ihn herum mit, daran musste man ja auch denken. Ja so war es wohl wenn man verliebt war. Ein kleiner Stich ging bei diesem Gedanken durch ihr Herz, aber sie beachtete es nicht weiter.


    „Danke, ich werde mich drum kümmern, dass wir den Spaß auch haben werden,“ schmunzelte sie etwas frech und nahm sich vor gleich nach Seiana zu sehen um mit ihr und Firas und wer auch immer noch mitkommen wollte den Markt unsicher zu machen. Das Geld was der Herr hinlegte würde für eine Ewigkeit reichen und sie fragte sich ob er überhaupt gesehen hatte was er da alles hinlegte.
    „Öhh,“ machte sie als er an ihr vorbeiging und sie einfach mit einem Papierball beschmiss. Sie stand da wie vom Donner getroffen. Ihr Herr war einfach frech, sehr frech und sie würde sich noch etwas für ihn einfallen lassen, was gemeines, ja genau……irgendetwas. Verdutzt schaute sie auf den Boden in den großen Stapel von Papierknäulen und schüttelte nur mit dem Kopf. Dann ging sie in die Hocke und entknäulte eines um die wenigen Zeilen zu lesen die drauf standen. Was wollte er eigentlich? Es war doch schön was er geschrieben hatte, warum stellte er sich nur so an. Ophelia zuckte mit den Schultern und begann das Papier wegzuräumen. Die guten Papierbögen, das war der Herr.


    Nachdem sie endlich damit fertig war nahm sie das Geld vom Tisch und besorgte sich noch ein kleines Beutelchen und ging dann zu Seiana in den Raum. „Herrin?“ fragte sie zaghaft da sie sich nicht sicher sein konnte ob sie noch schlief.

  • Was hatte Katander gesagt? Dass er alle aufwecken würde? Irgendwie schien es Firas, als wären ohnehin schon auf den Beinen und sie alle waren in unmittelbarer Nähe. Nur wo? Der Sklave blinzelte immer wieder in das Dunkel. Elena war da, und auch Ophelia. Katander auch und Frau Seiana. Etwas unbeholfen tastete Firas an der Wand entlang. Er war im Flur. Oder doch noch nicht? Seine Schritten wurden vorsichtig, ganz so als würde er über Eis laufen. “Firas, kannst du bitte mal für Licht sorgen?“ Nein, das war gerade schlecht, denn war noch viel zu sehr mit seiner Orientierung beschäftigt. “Wo seid ihr denn?“, brachte er hervor und hielt inne, um zu lauschen. “Ophelia?“ Firas reckte den Kopf vor, als würde es dabei helfen, seine Sinne zu unterstützen. Sie redeten doch? Wo waren sie nur? Während die einen noch den Rahmen der Eingangstür ertasteten, hörten die anderen das Rumoren der erwachten Haushalts. Die Augen sahen gar nichts und die Gedanken waren beim Herrn Archias, der mit sehr großer Sicherheit irgendwo im Treppenhaus aufgeschlagen sein musste. Wahrscheinlich unten auf dem Treppenabsatz. Genau das musste geschehen sein! Es war logisch, auch wenn ansonsten jegliche Logik immer mal wieder in diesem Haushalt versagte.


    “Ich kann aber kein Licht machen,“ stellte Firas nüchtern fest und fixierte ein imaginäres Gegenüber, genau dort, wo er Katander vermutete. Irgendjemand war gefallen. Es war ganz genau zu hören und allmählich ballte sich die Spannung in dem Sklaven. Unangenehm und irgendwie gehetzt. Sie mussten doch endlich mal was tun! Sie brauchten Licht! ....Verdammt wo ist denn...“ Ja, ganz genau. Firas löste sich von der Wand und steuerte in eine Richtung, die ihn seiner Meinung nach nun endgültig au den Flur bringen würde. Nur seltsam, dass er ständig gegen Dinge lief, die er nicht mit dem Treppenhaus assoziierte. Etwas lief hier verdammt schief! “Wer zum Kuckuck hatte heute Lampendienst?“ Katander! “Na, du!“, plärrte Firas und strahlte dennoch erfreut. Nicht wegen der Worte, sondern weil er endlich wusste, wo sich Katander befand. Ein Jammerlaut ertönte und es stellte sich heraus, wie nah er Katander schon gekommen war.
    Firas wurde übel angerempelt, nachdem der Andere ihm beinahe auf den Fuß gesprungen war. “Huuuh!“, schrie Firas, der seinen sicheren Stand nicht wieder fand und über einen weichen Körper am Boden fiel. Elena? Ophelia? Frau Seiana? Egal! Er rollte sich zusammen, sodass er nicht darauf zu liegen kam und mit einem Scheppern, dem ein kreischender Schmerz an der Schläfe folgte, die gegen eine Kante gestoßen war, landete er auf dem Boden, neben einem der niedrigen Tische. “Auuuuu!“, quakte er wehleidig und tastete nach dem, was neben ihm war, wobei er sich mit der anderen Hand den Kopf hielt. Es musste Opheila sein, denn er hatte sie genau hier vermutet. Er erfühlte einen Haarschopf. “Ophe....li...“ Nein! Irrtum. Es musste Frau Seiana sein. Rasch zog er seine Hand zurück. “Entschuldigung!“, nuschelte er, bevor er sich mühsam versuchte aufzurappeln. “Wir müssen Herrn Archias finden!“, gab er kläglich von sich und bemühte sich weiter auf allen Vieren, dem Ausgang wieder näher zu kommen.

  • Ja, der Herr Archias war auf sie angewiesen. Denn wer würde kochen und nähen und all die Dinge erledigen, die sonst einfach liegen bleiben würden. So wie das arme Hühnchen auf dem Boden. “Danke Firas, mach das. Ich werde sie so lange mit dem vorhandenen Wasser etwas kühlen.“ Firas nickte bekräftigend. “Ja, erst kühlen und dann verbinden!“ Endlich ein Plan! Entschlossen hielt er sogleich den zweiten Eimer, der neben dem Tisch stand auch noch in den Händen und stürzte in Richtung Tür. Es tat gut, sich zu bewegen und er stürmte die Treppen hinunter immer gleich zwei Stufen auf einmal nehmend. Haustür, Hof, Brunnen, Wasser schöpfen, abfüllen, Eimer nehmen, umdrehen. Einfache Handlungen, bei denen jedoch sein Herz raste. Das kam von dem hastigen Rennen, oder auch durch die Erkenntnis, dass mit dem zweiten Eimer etwas nicht stimmte. An seinem inneren Rand klebten Federn. Firas wurde schlecht und er verzog seine Miene zu einer Grimasse der reinsten Qual, während ihm ein fiepender Laut entwich. Der Federeimer! Er hatte den Federeimer erwischt! “Aaaarrrgh,“ schnarrte er und überlegte einen Moment, ob er nicht einfach in den Brunnen springen sollte, um diesem glorreichen Tag ein Ende zu setzen. Aber Nein! Die Hoffnung stirbt zuletzt.



    Oh ja. Nur kurz schaute er auf, an der Hauswand empor, an der an einer bestimmten Stelle, dunkele Schwaden gen Himmel trieben. Firas legte den Kopf schief. Soooo schlimm sah es von hier draußen auch schon nicht mehr aus. Es folgte ein tiefes Ringen nach Atem. Ruhig Blut! Nur ruhig. Alles würde sich von alleine regeln, wenn man nur einen kühlen Kopf behielt. Oder eine kühle Hand. Er musste wieder rauf und watete durch die Federn, die nun im Treppenhaus verteilt lagen und von seinem sanften Luftzog emporgetrieben wurden, nur um dann wieder gen Boden zu sacken. “Verdammt...noch....mal...“, knirschte Firas und umklammerte den Eimer. Es würde schon nichts passieren, denn Ophelia hatte Recht, und er selber auch! Der Herr Archias brauchte sie einfach. Und wenn es nur um des Quentchens....des Unverständnisses, ...Ärgernisses, ...alltäglichen häuslichen Unbills war, das ungelogen jung erhielt.
    Firas erschien wieder in der Küchentür und präsentierte Ophelia ein schiefes, verlegenes Grinsen. “Ich habe Wasser,“ stellte er als nüchterne Aussage in den Raum, bevor er den Eimer neben dem Tisch absetzte. “Den falschen Eimer habe ich unten gelassen.“ Er seufzte. “Ich glaube, ich brauche einen Besen!“

  • Sie war bei weitem nicht so motiviert bei ihren Gedanken wie sie es bei Firas eben gemeint hatte. In ihrem Kopf ging es drunter und drüber und während er das Wasser holen ging dachte sie nach und war sich nicht mehr sicher ob das ganze hier ohne Folgen bleiben würde. Sicher umbringen das tat Archias sie beide sicher nicht, aber gut heißen würde er das ganze hier wohl kaum und sie hatte die Befürchtung, dass sie den Mann das erste mal sehen konnte wie er einen Ausraster bekam. Ophelia fühlte sich mehr als schlecht und das war ihr auch. Die Übelkeit kroch langsam durch ihren Magen hindurch und sie hatte das Gefühl, dass sie sich immer weiter ausbreitete. Es war zum heulen und danach war ihr auch. Sie mochte ihren Herrn, denn er war ein sehr guter Mann, aber jeder der gut war hatte auch seine Schattenseiten und diese wollte sie beim besten Willen nicht kennen lernen. Resignierens hockte sie sich auf einen Schemel und hatte es aufgeben ihre roten Hände mit dem wenigen Wasser zu benetzen. Sicher würde Firas gleich wieder kommen und dann konnte sie sich darum kümmern….und um dieses….dieses….was auch immer, wie man es nennen wollte….Chaos zu kümmern.


    Tief in ihrem Inneren hatte sie wirklich Angst geschlagen zu werden, bestraft zu werden, denn es würde doch noch einiges an Geld kosten hier wieder klar Schiff zu machen und das war ihr auch bewusst. Sie hatte eben nur so zuversichtlich geklungen um Firas zu beruhigen und ja, vielleicht auch ein klein wenig sich selber. Ophelia wurde von Firas aus ihren Gedanken gerissen und sie schaute ihn mit einem merkwürdigen Blick an. „Falscher Eimer? Besen? Ich verstehe dich nicht,“ sagte sie erstaunt und blickte dann an Firas hinab, der an seinen Füßen und an der Tunika einige Federn kleben hatte. Ihr wurde immer weiter schlecht und das Wasser war erst einmal vollkommen vergessen und es war ihr langsam egal was mit ihren Händen war. Sollten sie rot bleiben und brennen, das würde sicher nichts sein zu dem was sie noch erwartete. Sie wurde bleich, wenn sie das nicht schon war und dann stand sie einfach auf und ging in eine Ecke wo sie sich zu Boden sinken ließ und ohne ein weiteres Wort einfach anfing zu weinen. Das war zuviel.

  • Seiana befand sich irgendwo auf dieser Schwelle zwischen Schlaf und Wachsein, als Ophelia hereinkam. Die Vorhänge waren einen Spalt offen, und die Sonne hatte schon seit geraumer Zeit an ihrer Nase gekitzelt, aber es war noch früh am Morgen, und so wachte sie nur langsam auf. Als die Sklavin allerdings hereinkam und sie leise ansprach, war sie aber schon weit aus den Tiefen des Schlafs aufgetaucht, um sie zu hören und, nach einem weiteren Moment, die Augen aufzuschlagen. „Mmh?“ Sie blinzelte verschlafen in die Sonne und versuchte, um sich zu orientieren, aber ihre Lider fühlten sich reichlich schwer an. Sie war kein Morgenmuffel, aber sie gehörte auch nicht zu den Menschen, die in der Früh aus dem Bett sprangen und vor Tatendrang und Energie nur so strotzen – ihr passierte das eher selten, zu selten für ihren Geschmack. Sie streckte sich etwas, vergrub dann ihren Kopf wieder im Kissen und seufzte tief. „Morgen“, murmelte sie, ohne dabei die Augen wirklich zu öffnen – in der Annahme, Elena sei hereingekommen, um sie zu wecken.

  • Elena unterdrückte den Impuls, Katander den Ellenbogenstoß mit gleicher Münze heimzuzahlen – allerdings konnte sie einen Schmerzlaut nicht unterdrücken. Sie ahnte jetzt schon, dass die Stelle in naher Zukunft blau anlaufen würden. „Na wenn sie nach Firas’ Brüllerei nicht schon alle wach sind, dann spätestens nach deiner“, murmelte sie verschlafen und stand auf, um sich an die Tür zu schleppen und brummelnd nachzufragen, was los war. Warum machte hier keiner Licht? Irgendwo mussten doch die Öllampen herumstehen, oder hatte die irgendwer geklaut? Ein albernes Kichern kam über ihre Lippen, als sie sich vorstellte, wie jemand sich die Mühe machte, hier einzusteigen – und sich dann nur die Öllampen krallte. Nun, was hier seinen Lauf zu nehmen begann, versprach heiter zu werden. Elena hatte wenig Lust, sich in der Dunkelheit ins Getümmel zu stürzen, also machte sie geistesgegenwärtig die Tür frei – gerade rechtzeitig, wie sich herausstellte, denn im nächsten Moment kamen Katander und Ophelia heraus – lehnte sich an die Wand, schloss die Augen und genoss das Bild, das sich anhand der Geräuschkulisse vor ihrem inneren Auge langsam abzeichnete.


    Seiana dagegen kaute immer noch auf einem Fluch herum, während sie ihre Stirn hielt, als jemand (Ophelia) von hinten gegen sie rannte. Sie strauchelte, versuchte noch sich zu fangen, aber ein Kasten am Boden – war das diese vermaledeite Werkzeugkiste, die da immer noch herumstand? – machte diesem Versuch ein Ende. Mit einem leisen Aufschrei fiel sie hin, und noch bevor sie irgendetwas sagen – zum Beispiel die anderen warnen – konnte, hatte sie das Gefühl, dass kurz nacheinander zweimal jemand auf sie trat. Dem Knall und dem Jammern nach dem ersten Mal zu schließen hatte Katander ebenfalls Bekanntschaft mit der Werkzeugkiste geschlossen, was in Seiana für einen Moment beinahe hämische Schadensfreude auslöste. Immerhin hatte er sie wegräumen sollen, wenn sie sich richtig erinnerte, darüber hinaus war er kurz davor auf sie getreten. Im nächsten Augenblick waren sämtliche Gedanken daran verschwunden, als sie den nächsten Tritt abbekam. Sie stöhnte auf und dankte den Göttern, dass wer auch immer über sie gestolpert war, nicht auf ihr gelandet war, und fühlte dann eine Hand in ihren Haaren. Ophelia? „Nein“, knurrte sie missgelaunt. Was zu viel, war wirklich zu viel. In ihrem Kopf breitete sich ein dumpfes Pochen aus, und ihr Rücken schmerzte von der üblen Behandlung, die er kurz zuvor erfahren hatte. „Jetzt seid doch einfach mal still!“ In den Moment des Schweigens, der danach folgte, hörte sie ein leises Stöhnen von draußen, wo die Treppe war. Seiana legte die Stirn auf den Boden und zählte in Gedanken und mit geschlossenen Augen bis drei, dann rappelte sie sich auf. „Archias lebt noch, und das wird er auch noch weiter.“ Wer bei Pluto war für dieses heillose Chaos eigentlich verantwortlich? „Gibt’s hier keine Öllampen mehr, oder was ist los? Elena!“ raunzte sie. Nein, wenn Seiana so kurz nachdem sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen worden war so etwas wie gute Laune gehabt hatte, dann war diese nun definitiv verflogen. „Kannst du nicht irgendwoher Licht auftreiben?“ Die Antwort kam etwas verspätet und klang etwas gedämpft – während die anderen im Hauptraum sich ineinander verknäult hatten, hatte Elena sich in die Küche getastet und dort nach Lampen gesucht. „Tut mir leid. Die sind alle leer, scheint’s.“

  • So ein Leben musste man haben dachte sie sich schmunzelnd, aber sie konnte es Seiana nicht verübeln, dass sie ihr Gesicht wieder in das Kissen kuschelte um nichts zu sehen oder zu hören. Wie spät war es nun eigentlich? Sie hatte vergessen zu fragen, aber wenn der Herr noch da gewesen war dann konnte es ja noch nicht so spät gewesen sein. Naja aber vielleicht konnte sie die Herrin ja zum Aufstehen bewegen, wenn sie ihr sagte was sie heute machen konnten, immerhin hatte man nicht jeden Tag die Möglichkeit mit so einer Menge Geld den Markt unsicher zu machen. Das musste man doch nutzen und so früh wie möglich aufbrechen. „Guten Morgen, aufstehen Herrin. Ich habe gute Neuigkeiten,“ sagte Ophelia und trat nun ganz in das Zimmer hinein. Hach warum machte der Herr ihr nicht einfach einen ganz normalen Heiratsantrag? Er machte sich ja vollkommen verrückt und außer ihrer Idee die sie nicht hatte sagen können wusste sie auch nicht wie sie Archias das alles abnehmen sollte. Männer sie konnten wirklich einfach nur kompliziert sein und dabei war sie selber nicht einmal mit einem zusammen gewesen, aber was sie so mitbekam reichte es auch so.
    „Herrin, Seiana, der Herr schickt mich, dass wir heute auf den Markt gehen sollen. Er gab mir einiges an Geldstücken und wollte, dass wir einkaufen gehen,“ meinte sie während sie zu den Vorhängen ging um diese auf die Seite zu ziehen. Endlich wurde der Raum auch schon mit dem warmen Licht der Sonne durchflutet. „Herrin?“ Hatte sie sie überhaupt gehört oder war sie wieder eingeschlafen? Ophelia drehte sich langsam in Richtung Bett herum.

  • Das hier draussen war das reinste Kuddelmuddel von Körpern, Beinen, Armen und anderen Dingen die einfach nur im Weg standen. Ihr Fußzeh pochte dank dieser blöden Tür und sie fragte sich wie es in einer Nacht nur so dunkel sein konnte und wer überhaupt auf die Idee gekommen war mitten in der Nacht aufzustehen. „Ohhhhh….,“ entfuhr es ihr als sie merkte, dass der Körper den sie soeben angerempelt hatte anscheinend das Gleichgewicht verlor und plötzlich nicht mehr vor ihr war. Anscheinend war diese Person, sie hatte immer noch nicht feststellen können um wen es sich handelte, auf dem Boden gelandet. Da war sie doch froh, dass es nun dunkel war, auch wenn sie ja nichts dafür konnte.
    Und, dass Katander anscheinend mal wieder alles vergessen hatte war ja klar, dem Kerl standen die Gedanken anscheinend im Moment überall nur nicht bei seiner Arbeit. Brummelnd dachte sie daran, denn er war faul geworden und drückte sich öfters, wahrscheinlich weil er mit Elena in einer Ecke zusammen hing. Ophelia bließ sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blieb nun erst einmal da stehen wo sie war, denn während sie das tat stolperte Firas noch irgendwie über irgendwas oder wen und ….. naja eigentlich war es ein sehr extremes Gruppenkuscheln aus dem sie sich mal raushielt.


    Die junge Sklavin presste ihre Lippen fest aufeinander und merkte, dass diese Dunkelheit einem ganz schön auf den Kopf gehen konnte. Doch sie sagte erst einmal nichts denn die Stimmung war wirklich nicht mehr auf der Höhe, aber sie konnte es nachvollziehen.
    So wartete sie erst einmal bis sich die am Boden liegenden alle beruhigt hatten und bis sie feststellten, dass es kein Licht gab, absolut keines, erst dann ergriff sie das Wort.
    „Herrin? Es sollten erst einmal alle langsam aufstehen und dann stehen bleiben. Dann tasten wir uns zur Treppe vor. Einer geht voran die anderen halten sich an den Händen, dann wenn wir da sind können wir vorsichtig Stufe für Stufe runtergehen und nach dem Herrn sehen.“ So wenigstens mal ein anständiger Vorschlag, fand sie zumindest und spürte das Pochen in ihrem armen Fußzeh.

  • Nur langsam manifestierte sich in Seiana die Erkenntnis, dass es nicht Elena war, die hereingekommen war. Es war jedenfalls nicht Elenas Stimme, die da auf sie einredete. „Mmh?“ nuschelte sie erneut. Es dauerte noch einen Moment, bis sie realisierte, dass es Ophelia sein musste. Wirklich stören tat sie das nicht. Sie ließ die Worte der Sklavin einsickern, während sie ihren Kopf immer noch im Kissen vergraben hatte. Hätte sie geahnt, worüber Ophelia gerade nachdachte, oder was sie erst kurz zuvor in Archias’ kleinem Arbeitszimmer hatte aufräumen müssen, oder was dieser sie gefragt hatte, wäre sie nicht so ruhig liegen geblieben. Jeder in dieser kleinen Wohngemeinschaft wusste, was Archias umtrieb und woran er sich seit Tagen die Zähne ausbiss – selbst wenn sie gewollt hätten, für die Sklaven gab es keine Möglichkeit, das zu ignorieren. Nur Seiana bekam davon nichts mit, teils weil Archias sich in ihrer Gegenwart anders verhielt, teils weil sie selbst ihm gegenüber etwas unsicher war und oft gar nicht bemerkte, dass es ihm genauso ging. Sie wusste aber nichts von Ophelias oder Archias’ Gedanken, und so blinzelte sie nur in die Sonne, die nun ungehindert in das Zimmer strömte.


    Als jedoch die Bedeutung der letzten Worte Ophelias in ihr Bewusstsein drang, war Seiana schlagartig wach. Sie schnellte regelrecht hoch und setzte sich kerzengerade hin, während sie die Sklavin anstarrte. „Er hat was gesagt?“ fragte sie in einem Ton ungläubigen Staunens. Archias? Der notorische Einkaufsverweigerer? Der noch schlimmer war als sie? Der Krimskramsverabscheuer? Ausgerechnet er gab nun Ophelia Geld und schickte sie zusammen zum Einkaufen? Er musste doch wissen, was das bedeutete – Seiana konnte mit Klamottenkaufen nicht viel anfangen, dazu musste Elena sie meistens hinschleppen, aber ihr fielen eine Menge Dinge ein, die sie für diese Wohnung kaufen könnte, um sie ein bisschen ansehnlicher zu gestalten. Zum Markt gehen, gezielt Stände und Läden ansteuern, zuschlagen und wieder verschwinden, das war ihre Devise. „Er will, dass wir einkaufen gehen?“ echote sie, immer noch ungläubig.

  • Ophelias Augen wurden ein wenig größer als sie die Reaktion von Seiana sah. Diese schnellte ja regelrecht in die Höhe. Hatte sie nun etwas falsches oder doch etwas gutes gesagt? Sie kannte die Herrin nicht gut und sie war auch noch nie alleine mit ihr auf dem Markt gewesen. Ja sie hatte die Herrin ja nicht einmal gesehen, dass sie von eben diesem jemals gekommen war. Wollte sie nicht oder war sie hier einfach nur noch nicht auf dem Markt? Er war doch wundervoll. Zumindest sah das Ophelia so, denn hier gab es einfach alles, alles was man sich wünschen konnte. Sie hatte noch nie so viel Auswahl gesehen und eigentlich konnte man diesen Markt an einem Tag nicht durchsehen.
    Ja die beiden passten einfach zusammen. Nun wo sie ihre Herrin so betrachtete wusste sie es einfach. Vielleicht sollte man die beiden einfach in einem Zimmer einsperren und den Schlüssel wegwerfen bis der Herr endlich die Worte sagte die diese Frau sicher hören wollte. Das wollte doch eigentlich jede……Innerlich seufzte Ophelia und erinnerte sich an den Papierstapel und an die Bälle die sie letztendlich abbekommen hatte. Wie lange sollte sie dieses Chaos nur mit machen? Sie musste mit Firas und Katander reden, denn lange würde sie das nicht mehr aushalten. Wenn es die beiden nicht von alleine schafften dann mussten es wenigsten die Sklaven in die Hand nehmen. Ophelia würde irgendwann ansonsten durchdrehen und das wäre gefährlich, glaubte sie zumindest denn sie war noch nie durchgedreht.


    Da war noch etwas….


    ….die Herrin, auf dem Bett.



    „Das sagte er zu mir, er gab mir auch einiges an Münzen und nicht gerade wenige.“
    Sie nahm das kleine Säckchen und schüttete den Inhalt auf ihre Hand um sich dann dem Bett von Seiana zu nähern. „Er gab mir auch drei von den goldenen. Ich glaube er meinte es also ernst,“ sagte sie etwas belustigt, denn sie war sich nicht sicher, dass Archias wusste was er ihr da alles gegeben hatte. „Was hälst du davon?“ Wenigstens war die Herrin nun hellwach, das hatte seinen Vorteil. Klimpernd hielt sie ihr die Münzen hin.

  • “Falscher Eimer? Besen? Ich erstehe dich nicht.“ Ophelia klang erstaunt und der Sklave meinte etwas Klägliches in ihrem Blick entdecken zu können mit dem sie ihn nun musterte. Er folgte ihrem Blick an sich hinunter und tatsächlich klebten noch einige Restfedern an ihm. Opheila wurde blass und nun sah man erst recht, wie schlecht es ihr mit diesen ganzen Geschehnissen ging. Hatte nicht einmal nachschauen können, was er sich gegriffen hatte? Doch für Vorwürfe blieb keine Zeit und auch Ophelia war weit davon entfernt, ihm Vorhaltungen zu machen. Dafür fehlte im Moment einfach die Kraft. Sie stand einfach und zog sich in eine Ecke zurück, in der sie zusammen sank und weinte. Firas stand noch einen Augenblick unschlüssig an Ort und Stelle, doch dann ging er auf sie zu, und hockte sich neben sie. Es war doch egal, wie es hier aussah. Das ganze war ein Unfall und hatte niemals in ihrer Absicht gelegen. Das hätte jedem passieren können! Kurz rümpfte er die Nase und runzelte die Stirn. Gut, vielleicht nicht jedem, aber zumindest jedem der in dieser Wohnung lebte. Sie waren einfach manchmal anders und .... dachten selten nach.


    “Hör mal, Opheila,“ sagte er leise und zog sie in seine Arme. “Ich werde einfach sagen, dass es allein meine Schuld und du rein gar nichts damit zu tun hast.“ Seufzend dachte er an die Federn im Treppenhaus. Das war nun wirklich bitter. Aber es war nichts was lange blieb, wenn man es denn weg kehrte und außer einem kleinen Ärgernis war es rein gar nichts. Die Mieter über ihnen schütteten immer ihren Nachtopf morgens auf die Straße, und eine Unachtsamkeit mit diesem Utensil war weitaus ärgerlicher für Unbeteiligte, als ein Eimer watteweicher Federn im Treppenhaus. “Es tut mir Leid, wegen der Federn, aber ich habe....nicht...hingesehen,“ sagte er dann und hielt Ophelia noch immer fest. “Vielleicht bin ich einfach manchmal, ab und zu und überhaupt ein...“ Firas legte den Kopf schief und dachte kurz nach. “Trottel!?“, stellte der dann in den Raum und schaute auf das Chaos in der Küche. Er war eben einfach für Hausarbeit nicht geboren und an Tagen wie diesen vermisste er die Pferde die eine weitaus robustere Wohnstatt hatten, als es die Küche des Herrn Archias der Fall war. Er seufzte wieder.

  • Ophelia schien, gelinde gesagt, überrascht zu sein, als Seiana sich so plötzlich aufsetzte. Die Decima grübelte kurz darüber nach, was Archias ihr erzählt hatte über die Sklavin – so weit sie sich erinnern konnte, war sie noch nicht lange hier. Allerdings genügten auch wenige Tag mit Archias, genauer, es genügte eigentlich schon ein Moment, wenn das Thema darauf kam, um herauszufinden, was er davon hielt, „unnützes Zeug“ zu kaufen. Und es, noch schlimmer, in seine Wohnung zu bringen. Aber nein, da stand die Sklavin vor ihr, bestätigte noch einmal, dass das die Worte des Aeliers gewesen seien, und zeigte ihr die Münzen, die er ihr gegeben hatte. Tatsächlich. Auf sein Geld war Seiana nicht angewiesen – wäre sie es, wäre sie nicht nach Ägypten gekommen –, aber es war nicht gerade wenig, und es zeigte ihr, dass Ophelia tatsächlich recht hatte: es schien ihm ernst gewesen zu sein. Oder war das nur eine Falle, um ihr dann am Abend spaßeshalber vorhalten zu können, was sie aus seiner Wohnung gemacht hatte?


    Letztlich war das egal. Und alles, was nun passierte, allein seine Schuld. Ein verhaltenes Grinsen flog über Seianas Gesicht. „Was ich davon halte… Na ja, ich denke er ist selber schuld, wenn er dir Geld gibt und ausdrücklich sagt, wir sollen einkaufen gehen…“ Sie stand auf und ging hinüber zu der Waschschüssel, zog sich die Schlaftunika über den Kopf und begann, sich für den Tag fertig zu machen. Die Anwesenheit der Sklavin störte sie dabei nicht, war sie doch von klein auf nichts anderes gewöhnt. „Was ist mit den anderen? Weißt du ob sie mitkommen möchten? Ich finde wir können die Gelegenheit nutzen und uns alle einen schönen Tag machen. Wir können ja später irgendetwas kaufen auf dem Markt, was wir dann heute Abend gleich essen können, ohne dass Elena oder du noch großartig etwas machen müsst.“ So verlockend die Aussicht für Elena war, auf den Markt gehen zu können mit einer Menge Geld in der Tasche, Seiana war sich ziemlich sicher, dass sie dieses Angebot ausschlagen würde. Sie und Katander würden sich sicher nicht die Gelegenheit entgehen lassen, alleine zu sein, dazu hatten sie viel zu selten die Möglichkeit. Aber Firas wollte vielleicht mitkommen.

  • Ophelia schien gar nicht mehr zu schluchzen aufhören zu wollen oder zu können. Das was heute geschehen war, war einfach zu viel für die junge Sklavin. Ihre Hände brannten weiter munter vor sich hin und die Culina blieb ein Schlachtfeld. Als Firas sie in seine Arme zog schluchzte sie noch einmal tiefer auf und vergrub ihr Gesicht einfach an seiner Brust. Diese Umarmung brauchte sie nun einfach und es tat gut im Arm gehalten zu werden. Warum waren die Götter heute aber auch so ungnädig mit ihnen? Hatten sie etwas verbrochen oder suchten sie nur einen mit dem sie ihren Schabernack treiben konnten? Vorsichtig hielt sie ihre Hände weg, da sie Firas wegen dem Brennen nicht umarmen konnte, doch so schnell wollte sie sich nicht mehr aus seinen Armen befreien. Es war sehr lange her, dass man sie überhaupt im Arm gehalten hatte und das spürte sie nun mit einem mal mehr als deutlich, was die ganze Sache nicht wirklich besser machte. Wenn es doch wenigstens andere Umstände gewesen wären warum sie in seinen Armen lag, aber solche Dinge konnte man sich einfach nicht aussuchen.


    Schluchzend lauschte sie seinen Worten und sie wusste, dass sie das sicher nicht zulassen konnte. Nein es war die Schuld von ihnen beiden gewesen und darauf würde sie auch bestehen, aber es konnte doch nicht einfach sein, dass alles was sie anfassten so in die Hose ging. Nein,“ flüsterte sie mit von Tränen heiseren Stimme. „Wir sind beide Schuld an dem ganzen hier und werden es auch so sagen. Keiner nimmt etwas alleine auf sich,flüsterte sie fast während sie durch einen Tränenschleier blinzelte. „Heute ist wirklich nicht unser Tag und wir sollten gar nichts mehr anfassen. Alles geht schief und ganz sicher bist du kein Trottel,“ sagte sie und hob nun doch ihren Kopf von seiner Brust „Hörst du?“ fragte sie ihn und versuchte ihn dabei ernst anzusehen was ihr aber wahrscheinlich nicht wirklich gelang so verheult wie sie ausschaute.


    "Es , es tut mir leid aber ich konnte eben einfach nicht mehr," sagte sie leise und versuchte sich zu entschuldigen, weil sie sich in die Ecke gehockt hatte um sich auszuweinen.

  • Ophelia hatte wahrscheinlich bis jetzt mit so vielen anderen Dingen zu tun gehabt, dass ihr nie aufgefallen war welche anderen Eigenarten der liebe Herr noch hatte, aber davon abgesehen war sie auch noch nie wirklich einkaufen gewesen. Sie hatte mal auf dem Markt Essen und dergleichen besorgt und musste sich zu Anfang auch Kleidung holen aber das war es dann auch schon gewesen. Und heute kam ihr nichts mehr seltsam vor, aber warum das so war konnte sie Seiana ja nicht einfach auf die Nase binden, zumindest nicht wenn sie ihren Kopf noch auf den Schultern weiter tragen wollte. Trotz allem behielt sie ihre Gedanken im Kopf und diese würde sie zu gegebener Zeit mit Firas und Katander teilen, denn die beiden wussten sicher, dass es so nicht mehr weiter gehen konnte. Aber auch Seiena war da nicht besser als der Herr, sie schien es nicht zu sehen was doch so offensichtlich war, oder kam es einem nur so offensichtlich vor weil man nicht selber davon betroffen war? Ihre Gedanke verwirrten sie nun aber selber langsam, deswegen ließ sie die Münzen wieder klimpernd in das kleine Säckchen fallen.


    Ophelia schmunzelte nun selber als Seiana begann zu grinsen. Also ging es doch, sie würden sicher ihren Spaß haben und so war sie froh als die Herrin endlich aus dem Bett stieg und begann sich fertig zu machen. „Ich werde die anderen gleich fragen gehen Herrin. Und das klingt verlockend wenn wir uns etwas vom Markt mitnehmen und später hier essen,“ meinte sie und meinte es auch so. Seit dem Unfall in der Culina ging sie nur noch mit ziemlichen Argwohn an die ganze Sache ran. „Es wird sicher ein schöner und amüsanter Tag werden Herrin und ich denke, dass Firas ganz sicher mit kommt, aber die anderen….naja du kennst sie ja,“ sagte sie mit einem leicht schiefen Lächeln. Katander und Elena konnten manchmal mit ihrem Geturtel genauso anstrengend sein wie Herr und Herrin aber davon ließ natürlich keiner etwas verlauten.


    „Ich freue mich auf jeden Fall und ich werde nun mal die anderen fragen gehen und dann können wir ja los,“ sagte sie und ihre Augen strahlten dabei wirklich. Ja ein wenig Abwechslung konnte sie nun wirklich sehr gut gebrauchen und deswegen freute sie sich umso mehr. Mit einem letzten Blick auf die Herrin, es sah aus als käme sie sehr gut alleine zurecht, verließ sie schnell das Zimmer um in das andere zu gehen wo sie und die anderen Sklaven schliefen. Und scheinbar taten sie das immer noch? Kopfschüttelnd betrat sie deswegen den Raum und machte sich nun einen kleinen Spaß. „Aufstehen, hopp, hopp alle raus aus den Betten. Wer hat Lust mit der Herrin Seiana und mir einkaufen zu gehen?“ fragte sie mit Absicht lauter und konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen.

  • Seiana nickte zustimmend, als Ophelia davon sprach, die anderen gleich zu fragen. „Ja, mach das.“ Im Moment brauchte sie sie ohnehin nicht, sie hatte noch nie viel davon gehalten, sich beim Anziehen oder Waschen helfen zu lassen von Sklaven – es sei denn sie musste sich für einen größeren Anlass fertig machen. Sie schmunzelte, als Ophelia weitersprach. Das Verhältnis sowohl zwischen ihr und Elena als auch Katander und Archias war vertraut genug, dass die beiden Sklaven sich auch vor ihnen kaum mehr Mühe gaben als vor dem Rest der Welt, zu verheimlichen, wie es zwischen ihnen stand. „Ja, ich kenne sie… Und ich bezweifle, dass sie mitkommen werden, wenn sie die Wahl haben. Auch wenn zumindest Elena vermutlich kurz darüber nachdenken wird.“ Das Schmunzeln wurde zum Grinsen, und sie nickte Ophelia noch einmal zu, woraufhin diese verschwand, während Seiana damit fortfuhr, sich anzuziehen.


    Im Zimmer der Sklaven unterdessen machte Elena, als Ophelia hereinkam, fast genau das gleiche wie Seiana wenige Augenblicke zuvor: „Mmh?“ Mit dem winzigen Unterschied, dass es bei ihr wesentlich brummeliger klang. Wie konnte man so früh am Morgen schon so nervtötend gut gelaunt sein? Vormittags, ja, mittags, nachmittags, abends – bitte! Es gab viel zu viele Leute, die den Tag damit verbracht miese Laune zu haben. Aber morgens? Wenn man gerade erst aufwachte? Gab es denn niemanden, der – ein – b i s s c h e n – RESPEKT hatte vor der Schlaftrunkenheit anderer Menschen? Sie brauchte ja nicht lange, wirklich nicht, bis sie morgens in die Gänge kam und ihr übliches strahlendes Wesen zum Vorschein kam, aber ein bisschen brauchte sie eben doch, die Sonne schien ja auch nicht von jetzt auf gleich, nun ja, sonnig vom Himmel herab, sondern brauchte etwas, bis sie dort angekommen war und ihre volle Stärke entwickelt hatte. Und Elena brauchte eben auch. Etwas. Je nach Umständen auch weniger. Wesentlich weniger. Diesmal brauchte sie nur, bis sie realisierte, was Ophelia gesagt hatte, dann war sie wach. Sie richtete sich halb auf und stützte sich auf einem Ellenbogen ab „Bitte? Mit Seiana einkaufen gehen? War das ihre Idee?“ Elena kicherte. „Mh, das heißt ja, wenn du fragst ob wir wollen, haben wir frei…“ Sie tauschte einen Blick mit Katander. „Verlockend. Seiana über den Markt zu schleppen ist eindeutig verlockend.“ Noch ein Blick zu Katander. „Aber ich glaub momentan würd ich lieber im Bett bleiben… Wir können ja nachkommen…“ Mit diesen Worten ließ sie sich wieder zurücksinken, auf den Lippen ein eindeutiges Grinsen, und begann an Katanders Hals zu knabbern.

  • Das war wirklich eine verschlafene Gesellschaft hier. War sie denn die einzigste die immer schon in der Früh aufstand. Aber wenigstens konnte sie ihren Tag dann ohne Stress beginnen außer sie begegnet Archias der momentan ja ein wenig durch den Wind erschien. Ophelia rollte leicht mit den Augen musste aber grinsen, denn jeder schien es heute für sehr merkwürdig zu halten, dass sie sich alle einen schönen Tag machen sollten. „Nein es war die Idee des Herrn Archias Elena. Er gab mir Geld und er schickt uns sozusagen raus,“ meinte sie und musste noch mehr grinsen denn mit dieser Reaktion die nun kam hatte sie schon fast gerechnet. Es war doch irgendwie klar, dass Elena etwas finden würde um nicht mitgehen zu müssen, denn dann hatten sie und Katander alle Zeit der Welt um diese miteinander zu verbringen. Sie konnte es den beiden nicht verübeln. „In Ordnung also bleibt ihr beide da? Hmm dann schmeiß ich mal den anderen Herrn aus seinem Bett, er schläft ja wieder fester als ihr alle zusammen,“ meinte sie und schmunzelte vor sich hin als Elena schon wieder an Katander zu kleben schien. Bei den beiden war es so einfach und wie sah es bei dem Herrn und der Herrin aus? Innerlich seufzte sie wieder einmal auf und ging die zwei Schritte an das Lager von Firas. Er musste was an den Ohren haben, aber den Spaß würde sie sich nun auch nicht mehr nehmen lassen, zumal sie gerade guter Laune war.


    Ophelia hockte sich einfach neben Firas auf das Bett und begann ihn ohne groß rumzumachen zu kitzeln. Ja ihr war gerade danach, so konnte sie die kleinen Gemeinheiten des Herrn ein wenig auslassen und der gute Firas musste drunter leiden. „Aufstehen, Langschläfer. Du kommst jetzt mit mir,“ sagte sie und ihre Finger fanden ziemlich schnell den Weg an seine Seiten und kitzelten ihn durch.

  • Firas hoffte, sie würde sich beruhigen. Auf jeden Fall tat ihre Nähe gut und er zog Ophelia noch ein wenig näher an sich. Vielleicht war es das heldeshafteste, was er in dieser Situation noch tun konnte. Die Schuld einfach auf sich zu nehmen und zu schauen was passierte. Das Schluchzen erklang in der Küche und er fühlte sich elend und matt. Wie dumm musste man sein? Es sah aus wie nach einer Schlacht. Genauso musste es im Zirkus Maximus aussehen, nach den Tierkämpfen. Sicher waren sie beide Schuld. Ophelia hatte recht, doch immerhin hatten sie sich und sie waren sich nah, und das war gut. Das beste an der ganzen Situation. Heute war wirklich nicht ihr Tag und es wäre tatsächlich besser, wenn sie ihn aus dem Kalender strichen und nie mehr an ihn dachten. Es sei denn, der Herr Archias würde ihr Gedächtnis sein, doch zum Glück vergaß der auch immer so viel. “Hörst du?“ Was? Was sollte er hören? Er war völlig in Gedanken gewesen.


    Ophelias Gesicht war von Tränen gezeichnet. “Es, es tut mir leid, aber ich konnte eben einfach nicht mehr. Der Sklave schüttelte den Kopf. “Muss es nicht,“ sagte er. Ihm ging es ja genauso, nur er konnte eben nicht weinen. Mit einer sachten Bewegung strich er ihr über die Wange. “War meine Schuld....dieses Mal wirklich.“ Firas grinste schief und seufzte dann. Noch einmal sah er sich in der Küche um. Das alles hatte schon etwas seltsames. Jetzt, wo er es noch einmal betrachtete, lachte er leise und glucksend. Dieses Mal klang es sogar amüsiert. Dann schaute er Ophelia wieder an. “Ich glaube, gemeinsam könnten wir ganze Landstriche verwüsten!“ Es klang fast so wie ein Kompliment und er grinste erneut, nur um dann über sich selber den Kopf zu schütteln. Er saß auf dem Boden, mit Ophelia in seinen Armen. So nah waren sie sich noch nie gewesen. Irgendwo war es schön. Bizarr, aber schön.

  • Katander grummelte Elena an und hielt sich nur weiter sein Knie. Die Erkenntnis, selbst den Lampendienst verpennt zu haben, traf ihn ebenso wuchtig wie der Werkzeugkasten zuvor sein Bein.
    »Oh«, machte er nüchtern, dann sprang er vor Schreck beinahe einen halben Meter in die Höhe, als Firas ihn mit seinem Ausruf des Remplers wegen erschreckte. Kurz darauf schepperte und krachte etwas ungeheuer dicht an Katanders Ohr, und er grummelte wütend irgendwas in sich hinein, bis Seianas Schrei alle augenblicklich zum Schweigen brachte.


    Was zu hören war, war das Rauschen von Katanders Blut in seinen Ohren, das Pochen seines Herzens und ein gar gräueliches Wimmern von weiter unten. Plötzlich streifte etwas, das nach Seiana roch, seine Seite, und Katander zuckte zusammen. Seiana schien nicht gerade gut gelaunt zu sein, was angesichts der Umstände aber auch nur zu verständlich war. Katander, der sich immer noch über sein Knie rieb, runzelte missmutig die Stirn, und auch Elenas bemerkung machte das alles nicht besser.
    »Ja ja JA«, nörgelte er.
    »Ich hab's vergessen, na und? Darf ich nicht auch mal was vergessen? Ich denke immer an alles, da wird man ja wohl mal vergessen dürfen, das blöde Öl in die doofen Lampen zu füllen!«


    Neben ihm brummelte jemand, und Katander brachte dieses Grummeln augenblicklich mit Ophelia in Verbindung. Die brummte nämlich immer öfter, auch wenn Katander keine Ahnung hatte, was mit der eigentlich los war. Vermutlich war sie genervt, weil das mit ihm und Elena so gut lief, und Firas es einfach nicht auf die Reihe bekam, endlich mal klar Schiff bei Ophelia zu machen. Katander grummelte zurück und schnappte sich Elenas Hand. Das hieß, er griff dahin, wo er meinte, Elenas Hand zu finden, erwischte dafür aber etwas anderes und brach kurz in ein albernes Kichern aus. Dann angelte er sich schließlich doch ihre Hand.
    »Also, ich hab Elena«, verkündete er und hielt die andere Hand in Wartestellung vor seinen Körper, damit wer anders sozusagen zuschnappen konnte.



    Am Fuße der Treppe hatte Caius inzwischen aufgehört, zu jammern wie ein Insulagespenst. Er lauschte. Was machten die da oben? Wollten die nicht kommen und ihn bergen? Warum diskutierten die so lang? Sein Hintern tat ihm irre weh, und wenn Licht da gewesen wäre, hätte Caius auch festgestellt, dass sich um ihn herum alles drehte. Und dann war da noch sein großer Onkel. Der pochte wie toll. Vielleicht war es doch nicht so verkehrt, dem Schmerz Ausdruck zu verleihen. Also seufzte er wieder ganz arg und blieb liegen, bis der Rettungstrupp nahte.

  • Die Tränen kullerten einfach so über ihre Wangen, auch wenn sie das gar nicht gewollt hatte. Aber es tat gut sich einfach fallen zu lassen, denn das was nun alles hier geschehen war, war eine wirkliche Katastrophe und es schien als könnte so was wirklich nur ihnen beiden passieren. Da wollte sie am liebsten gar nicht wissen was noch so alles auf sie irgendwann einmal zu kam. Die Berührung die dann von Firas folgte fühlte sich,…….seltsam gut an. Er strich ihr sanft über die Wange, nahm ihr damit einige der Tränen die einfach weiter liefen und sie blickte ihn an. Nein, es war sicher nicht seine Schuld, denn er hatte doch nichts getan. Es war eine Verkettung von dämlichen Zufällen, so was kam sicher im Leben eines jeden Menschen einmal vor, naja zumindest hoffte sie das. Ophelis versuchte ein wenig zu lächeln, es sah gequält aus, aber immer noch besser als wenn sie schluchzte.


    „Unserer Schuld,….nicht deine. Ein blöder Zufall oder wir zur falschen Zeit am falschen Ort,“ sagte sie leise und blieb auch weiterhin in seinen Armen, wobei sie so schnell auch nicht weggekonnt hätte. Sie konnte sich ja mit ihren Hände nirgends abstützen und hielt sie ja immer noch so ein wenig hoch, dass sie auch Firas nicht berührte, ansonsten war sie einfach nur in seinen Armen, an ihn gekuschelt. Noch nie war sie ihm so nahem gewesen, denn es hatte nie einen Grund geben. Zwar verbrachten sie die meiste Zeit zusammen, aber das war es dann auch. Es störte sie aber nicht, es fühlte sich gut an, so geborgen und ja beschützt.


    Bei seiner letzten Bemerkung musste sie leise auflachen und gleichzeitig schluchzen zusammen. Er schaffte es wirklich einen in den unmöglichsten Momenten noch zum kichern zu bringen. „Vielleicht sollten wir uns bei der Legion melden. Die perfekte, lebendige Waffe. Die Zerstörung auf zwei mal zwei Beinen,“ sagte sie und begann zu lachen. Ja es war auf einmal ein herzhaftes Lachen und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter an und versuchte sich vorzustellen wie sie beide vor dem Tor eines Castellums standen und fragten ob man sie nicht aufnehmen wollte.

  • Das allgemeine Verlangen nach Licht stand greifbar im Raum. Firas krabbelte noch immer tapfer vorwärts, dem verunglückten, jammernden Herrn entgegen. Die Meinung der Frau Seiana mochte er nicht einfach so unbedarft teilen. Sicher würde der Herr Archias noch eine Weile leben, doch im Moment lag er irgendwo im Treppenhaus. Allein und hilflos. Schließlich musste man schnell handeln. Dass die Lampen leer waren, war bedauerlich, um nicht zu sagen sehr ärgerlich. Doch Katander konnte ja wirklich mal was vergessen, vor allem weil er in letzter Zeit sowieso immer nur Elena im Kopf hatte. Was zählte da schon Licht. Auch dass sie alle übereinander gepurzelt waren, war der Rettung des Herrn nicht sonderlich zuträglich. Aber so langsam sollten sie wirklich etwas unternehmen. Firas Hand ertastete etwas, von dem er meinte, es wäre die Türschwelle und er gab ein triumphierendes Glucksen von sich.


    Auf Ophelias Idee hin, hielt er inne. Es war wirklich eine gute Idee, sich ersteinmal zu sammeln. Doch er war nun schon so weit gekommen. “Ich bin schon an der Tür!“, gab er etwas maulig von sich. “...dann, wenn wir da sind, können wir vorsichtig Stufe für Stufe runtergehen und nach dem Herrn sehen.“ Firas nickte und verzog den Mund. “Ich glaube, ohne Lampen wird es schwer, im Treppenhaus überhaupt etwas zu sehen.“ Herr Archias war zwar nicht unbdingt etwas, was man übersah, aber immerhin konnte man den Schmerzenslauten folgen, um so die Spur aufzunehmen. Firas lauschte auf das plötzliche Schweigen im Treppenhaus. Trotz allem rappelte er sich auf, um wieder auf seinen Beinen zu stehen und in einer nachlässigen Geste streckte er eine Hand aus, um sich anfassen zu lassen, während er in die Finsternis vor ihm starrte. “Also, ich hab Elena,“ tönte es von Katander. “War ja klar!“, rutschte es Firas vernehmlich heraus und räusperte sich dann, als wäre es ein reiner Zufall gewesen. Die Worte waren einfach da. Na und? “Ophelia?“, fragte er dann und ruderte mit der ausgestreckten Hand. “Herr Aaaarchias! Wir kommen gleich!“ Dieser sollte wenigstens wissen, dass sie sich reichlich bemühten. Wahrscheinlich wussten es nun auch alle anderen Hausbewohner. Doch das war ja nun wirklich egal!

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