Insula Angularis | habitatio Aeliana

  • Firas genoss es einfach nur einen Moment. Die Ruhe zwischen dem Chaos tat einfach nur gut. Irgendwie hatte es so im Nachhinein auch etwas Erheiterndes. Es war wirklich schön sie in den Armen zu halten, und ob er wollte oder nicht, begannen seine Gedanken leicht abzuschweifen. Ganz weit weg von dieser Situation. Genau so müsste es sein. Irgendwo draußen, unter einem Baum. Einer Palme vielleicht. Ein wenig Wein und sanftes Licht. Er musste nur die Augen zu machen. “Velleicht sollten wir uns bei der Legion melden. Die perfekte, lebendige Waffe. Die Zerstörung auf zwei Beinen.“ Ophelias Worte wehten seine Gedanken davon. Ihr Lachen kalng ehrlich und er stimmte nur zu gerne mit ein.


    Sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelegt. Es war schon ein merkwürdiges Bild, wenn er sie sich beide in Rüstungen vorstellte. “Die Idee ist gar nicht mal so schlecht!“, ließ er verlauten. “Wir werden ein Land erobern und dann gibt es einen Triumphzug.“ Ein wenig klang er schon verträumt, auch wenn er seine Worte keinesfalls ernst meinte. “Wir werden auf einem vergoldeten Wagen fahren und Katander wird den Lorbeerkranz halten.“ Warum erinnerten ihn die Lorbeeren wieder an die Küche? Es war zum Verrückt werden. Nicht mal in der eigenen Vorstellungswelt gab es ein Entkommen aus dieser Misere. Firas seufzte leise und zwang sich einfach, diese Idee weiter zu spinnen. “Wir werden uns in der Legion auf etwas spezialisieren müssen. Vielleicht sollten wir zusätzlich zu unserer heimtückischen Sellerie-Taktik noch mit Brandpfeilen schießen.“ Er nickte bestimmt und grinste Ophelia an.

  • Sie wusste nicht warum aber sie hätte Katander gerne nun einfach getreten. Sie mochte ihn, genauso wie sie hier alle mochte, aber seit dem er mit Elena zusammen war, hatte er sich verändert und manchmal hatte sie das Gefühl ein Kind vor sich stehen zu haben. Sie schluckte jegliches Kommentar hinunter als er mal wieder alles mögliche verkünden musste, vor allem,dass er Elena an der Hand hatte. Ophelia gab wieder einmal ein leise, brummeliges Geräusch von sich ab.
    Wenigstens wurde ihre Idee anscheinend angenommen und sie begannen sich an den Händen zu fassen. Das Kommentar von Firas hatte sie natürlich gehört, denn mittlerweile stand sie in unmittelbarer Nähe. Gott sei dank, dann musste sie sich wenigstens nicht länger an der Wand entlang tasten, denn bei ihrem Glück wäre sie sicher auch noch die Treppe dann einfach hinuntergesegelt und hätte den Herrn noch mehr Schmerzen bereitet und das wollte sie nicht.


    „Hier,“ flüsterte sie als Firas ihren Namen nannte und griff nach seiner Hand, als sie den leichten Windhauch zu spüren bekam den er durch das Hin und Herwedeln machte. Seine Hand war so warm musste sie feststellen als ihre Finger sich um sie schlossen und sie noch einen Schritt näher zu ihm kam. Es war komisch und es war so plötzlich da, dieses Gefühl…..es erinnerte sie an die Culina. Ophelia drückte seine Hand etwas und wenn er sie hätte sehen können, hätte er gesehen wie sie zu ihm aufschaute und wie ihre Augen geglänzt hätten. Doch sie rief sich auch gleich wieder zur Ordnung auch wenn diese Nähe, vor allem in der Dunkelheit, sie etwas verwirrte. Sie hatten alle eine Aufgabe der sie nachgehen mussten und zwar den Herrn Archias zu retten.

  • Nachdem Elena verneint hatte, dass es in der Küche noch Licht gab, schloss Seiana – trotz der Dunkelheit – erneut die Augen und zählte diesmal bis zehn. Als Katander gestand, dass es seine Schuld war, tat sie dasselbe noch mal. Ansonsten hätte sie nicht garantieren können, dass sie nicht einfach losbrüllte, um Ordnung in diesen Haufen zu bekommen. Von Ophelia kam der erste sinnvolle Vorschlag, aber Seiana war derzeit nicht in der Stimmung, um auf irgendwen zu hören. „Nein“, lehnte sie kategorisch ab. „Am Ende stolpert einer auf der Treppe und wir fallen wieder alle übereinander!“ Dann schwieg sie wieder und fing erneut an lautlos zu zählen, weil sie selbst merkte, dass sie etwas zu gereizt reagierte im Moment. Aber sie entschuldigte sich auch nicht für ihren Tonfall. Elena unterdessen kam wieder aus der Küche hervor und hielt wohlweislich den Mund, hatte sie doch schon am Tonfall ihrer Herrin erkannt, dass das im Moment einfach das Klügste war. Als Katander dann aber plötzlich ihre Hand ergriff und lauthals verkündete, er hätte sie, als sie dann auch noch Firas’ Kommentar hörte, konnte Elena nicht mehr. Sie fing an lauthals zu lachen. „Ooooh ihr Götter!“ Sie klammerte sich an Katander und barg ihren Kopf an seiner Schulter, um das Lachen wenigstens etwas zu unterdrücken, dann schob sie ihre Hand noch dazwischen und presste ihre Zähne gegen ihren Handballen. Das Lachen schüttelte sie, und schon traten die ersten Tränen aus ihren Augen.


    Seiana dagegen glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. „Elena!?“„Es tut mir ja leeeiiid.“ Inzwischen glich Elenas Lachen beinahe nach einem Schluchzen. „Aber du musst zugeben, dass das hier echt witzig ist. Stell dir das doch mal vor, wie wir grad aussehen!“„Oh ja, wirklich sehr witzig. Verzeih mir wenn ich erst morgen lache. Auf dich ist ja auch keiner draugetreten“, knurrte Seiana zurück, aber schon nicht mehr ganz so übel gelaunt wie zuvor. Während Elena sich weiter bemühte, ihren Lachkrampf endlich unter Kontrolle zu kriegen, tastete sie sich weiter, ungeachtet dessen, was die anderen tun mochten. Sie war nicht in der Stimmung, auf irgendwelche Vorschläge zu hören oder irgendwelche Hände zu greifen. Am nächsten Morgen würde ihr leid tun, dass sie Ophelias Vorschlag so wenig beachtet und die anderen drei so angeranzt hatte, einfach weil sie normalerweise niemand war, der Sklaven so behandelte, aber im Moment war sie einfach müde, und ihr Rücken schmerzte inzwischen fürchterlich. „Götter, morgen sind die Thermen dran“, murmelte sie halblaut, dann trafen ihre Hände auf etwas weiches, da, wo sie die Tür vermutete. Wer war noch mal an der Tür? „Firas?“ Egal. Sie schob ihn etwas zur Seite und tastete sich weiter, bis an die Treppe, wo sie langsam anfing, Stufe für Stufe hinunter zu gehen. Die Stille allerdings machte inzwischen auch sie etwas nervös. „Archias, sag was. Wo bist du?“

  • Langsam hatte sie wieder Tränen in den Augen, aber dieses mal waren es Tränen vom Lachen, denn nun konnte sie einfach nicht mehr. Die Vorstellung sie beide als Legionäre und vor allem als Geheimwaffe war einfach zu spaßig als, dass man ernst hätte bleiben können. Vielleicht wäre es gut wenn man dies auch dem Herrn Archias sagte, dann würde dieser auch lachen und sie würden keinen Ärger bekommen. Irgendwie bezweifelte sie zwar, dass das was nutzen könnte, aber ein wenig hoffen sollte man noch dürfen.
    „Katander hat doch gar keine Zeit dir den Lorbeerkranz zu halten, der glänzt doch durch Abwesenheit,“ kicherte sie und schmiegte sich weiter an Firas als hätte sie nie etwas anderes getan. Im Moment machte sich Ophelia auch keine weiteren Gedanken darüber. Sie genoss einfach nur die Nähe und die aufkommende Ausgelassenheit nach der Trauer darüber was geschehen war, und natürlich der Angst die nun erst einmal nach hinten gerückt war.


    „Welches Land wollen wir uns denn vornehmen?“ fragte sie ihn und wirkte dabei nicht weniger verträumt als er. Ophelia versuchte sich nicht weiter in diesem Chaos hier umzusehen und kicherte munter weiter. Alles eine Sache der Verdrängung……
    „Ja Brandpfeile hat was oder aber wir nehmen Bratpfannen und Hühnchen. Federn…..mit denen können wir unsere Feinde schmücken und vorführen,“ lachte sie nun, doch leider wurde sie von ihren eigenen Scherzen nur wieder in die Realität gezogen. „Ich glaube wir sollten anfangen aufzuräumen, nachdem wir mal meine Hände verbunden haben. Es hat keinen Sinn wir kommen nicht drum herum,“ meinte sie dann ganz leise, fast so als wollte sie schon vermeiden, dass er es überhaupt hörte, denn sie fand sich ja selber als Trampel weil sie es wieder zur Sprache brachte. „Vielleicht muss Archias heute ja länger arbeiten und kommt später nach Hause, bis dahin sind wir dann vielleicht fertig oder soweit, dass es nicht mehr so arg ist.“ Es war nur eine kleine Hoffnung die in ihr gekeimt war, aber besser eine Hoffnung als keine.

  • Ad: Caius Aurelius Archias in: Alexandria (PROV EGY), Via Orientalis


    M Aurelius Orestes C Aelio Archiae s.p.d


    Ein Klient und Libertinus von mir - Titus Aurelianus - hat mir von Deinem Angebot geschrieben, dass eine kleine Schafszucht beinhaltet. Das Angebot erscheint mir gut und ich will ihn in seinem Anliegen unterstützen. Daher möchte ich diesen Betrieb kaufen. Der mit Aurelianus ausgemachte Preis waren 800 Sesterzen. Diesen Betrag werde ich ihm auf anderem Wege übergeben, damit er in meinem Namen dies Zucht von Dir erwirbt. Damit Du Dir sicher sein kannst, dass dies ein ehrliches Schreiben ist - ich bin Priester des Irotes Gesicht :M im Tempel der kapitolinischen Trias. In der Hoffnung, dass wir dieses Geschäft durchführen können.
    Vale bene.

  • Gut, die Idee mit dem Eroberungszug war gar nicht so schlecht. Zumindest half es ein wenig, die innere Moral zu stärken. Firas rang theatralisch nach Luft, als Ophelia den abwesenden Katander erwähnte. Für den war das hier sicher wieder ein gefundenes Fressen für eine Predigt, auf die dann allgemeines Aufziehen folgte, welches man dann etappenweise immer wieder auf einem Tablett serviert bekam, wann immer mal etwas nicht so wollte, wie es eigentlich sollte. In diesem Haushalt hieß das dann: Mehrmals täglich. Firas rollte mit den Augen. “Wir werden niemanden mit Federn schmücken,“ sagte er bestimmt und nickte dann, nur um wieder zu grinsen. “Weil wir nämlich keine Gefangenen machen werden! Weißt du, die Gefahren, die von solchen Menschen ausgehen sind einfach zu....mannigfaltig!“ Er machte eine pathetische Geste. Gaius, sein ehemaliger Herr hatte dieses Wort ganz oft benutzt, denn er meinte, dass es besonders gebildet klang. Möglichkeiten waren immer mannigfaltig, auch Resultate. Die hatten auch immer....


    Ja, sie hatte ja recht. Sie mussten einfach aufräumen, auch wenn doch lieber noch ein wenig philosophiert hätte. “Entschuldige Ophelia,“ sagte er dann und erhob sich. Wie hatte er nur ihre Verbände vergessen können? Vielleicht wegen der fernen Träume von der hühnchen- und gemüsegestützten Chaostheorie. Langsam erhob er sich und zog die Sklavin dabei vorsichtig mit sich. “Ich hoffe mal, dass er länger arbeiten muss.“ Er klang schon ein wenig gequält, doch die Hoffnung starb für gewöhnlich zuletzt und wenn Herr Archias heute nicht länger arbeitete, dann bestimmt morgen. Immerhin musste er ja das Geld für eine neue Toga...


    Nein! Keine Gedanken mehr daran! Firas ging zum Tisch und tunkte ein Stück Stoff ins Wasser. Er hatte keine Ahnung von Verbänden, doch es würde sicher kühlen. Etwas unsicher hielt er den Stoff Ophelia entgegen, um ihn ihr auf die Hände zu legen. “Ich hoffe, es tut nicht mehr weh,“ gab er dann nachdenklich von sich. “Also, ich meine nicht allzu sehr.“ Bestimmt würde es weh tun und gerne hätte sie einfach umarmt, anstatt hier gleich den Besen zu schwingen. Nur wenn der Herr Archias sie dann so vorfinden würde, dann wären sie garantiert bald an die Front verkauft. Als Köder für irgendwelche - garantiert Federn tragenden - Barbaren mit Steinäxten. Ein wenig wedelte er auffordernd mit dem Tuch. “Ich werde kehren und wischen,“ beeilte er sich dann ablenkend zu sagen und versuchte sich dann doch an einem Lächeln.

  • Ophelia kam aus dem Grinsen und Lachen nicht mehr raus. Diese Vorstellung zusammen mit Firas und dann in den Kampf ziehen….nein das war zu komisch und doch gefiel ihr diese vollkommen, verrückte Idee immer mehr. „Keine Gefangenen?“ fragte sie und zog die Brauen nach oben um kurz darauf zu blinzeln. „Mannigfalttig? Was bitte bedeutet denn das?“ fragte sie ihn, denn das war ein Wort welches sie noch nie gehört hatte. Alleine es richtig auszusprechen bedurfte schon eine gewisse Konzentration bei ihr. Sie war nicht dumm, schließlich konnte sie lesen und schreiben, aber sie hatte den Gebrauch mit solchen Wörtern niemals gelernt und kam sich nun ein klein wenig dumm vor als sie nicht verstand was es bedeutete. Es gab schon seltsame Worte, dachte sie sich. Oftmals verpackte man die einfachsten Dinge mit Worten die sich keiner merken konnte, dabei ging es doch auch viel einfacher.


    „Das musst du nicht,“ sagte sie sanft „Dich entschuldigen,“ fügte sie noch vorsichtig an und ließ sich dann von ihm nach oben helfen. Im ersten Moment fühlte sie sich etwas wackelig, zu lange hatte sie auf dem Boden gesessen und zu schnell war sie nach oben gekommen, aber schnell fasste sie sich wieder und das kurze Blitzen vor ihren Augen war auch schon wieder verschwunden. „Hoffen wir es einfach mal,“ gab sie leise zurück. Trotz allem müssten sie sich beeilen um hier wieder einigermaßen Ordnung zu machen, dann war der Ärger vielleicht nicht mehr ganz so groß.


    Zaghaft lächelte sie ihn an als er ihr den feuchten Streifen Stoff gab mit dem sie sich die Hände umwickeln konnte. Sogleich tat sie es auch und spürte wie es zu kühlen begann. „Es ist nicht mehr so schlimm,“ sagte sie um ihn zu beruhigen. Natürlich brannte es noch, aber vor allem jetzt mit den nassen Verbänden, war es auszuhalten und sie wollte nicht, dass er sich weiter sorgte oder sich noch Vorwürfe machte.“Ich werde versuchen die Wand sauber zu bekommen,“ sagte sie, denn das halbe Zeug klebte noch an der Wand und sah nicht mehr wirklich appetitlich aus. Mit eingebundenen Händen suchte sie sich einen halbwegs sauberen Lappen und ging hinüber zu der Wand. Es war jedoch zweifelhaft ob sie diese je sauber bekommen konnte. „Vielleicht sollten wir den Herrn Archias davon überzeugen, dass die Culina einen neuen Anstrich brauchte. Etwas freundlicheres, damit das Essen besser gelingt.“

  • Endlich! Er ist auf dem Gipfel angekommen. Nur dummerweise ist es hier oben ganz schön kalt. Zugiger Wind pfeift und rüttelt an seinem Umhang, den er sich um die Schultern schlingt. Doch für derartige Empfindungen hat er gar keine Zeit, sondern er sieht sich lieber um. Dennoch nagt die Kälte unablässig und er schnappt hastig nach Luft. Dünne, fahle, nach nichts als Schnee riechende Luft, doch er ist sich gewiss der Erste zu sein! Nach so langen Mühen hat er es endlich geschafft. In der Ferne blitzen Lichter und ein lautes Jubeln ertönt in den Lüften. Seine Hand umschließt den Wimpel, den er in der Hand hält. Er ist an einem rauen Stecken befestigt, dessen unteres Ende angespitzt ist. Ganz allein hat er es geschafft und er hört schon, wie die Menschheit ihn feiert. Bereits jetzt...nur noch wenige Schritte. Den Stecken hat er bereits in die Höhe gerissen. Firas! Der Erste auf diesem Gipfel. Sterne funkeln und auf einmal erscheint ihm alles heller als noch zuvor. Nur noch ein Schritt...klitzeklein...einen winzigen Schritt und eine Kraftanstregung und dann wäre es besiegelt. Einkaufen Ein wenig irritiert zögert er einen Moment. Herr Archias Nein! Niemand da. Nur noch einen Schritt. Seine Zunge wandert in seinen Mundwinkel und er grunzt zufrieden und stellt fest, dass es gar nicht mehr so kalt ist. Er schläft ja wieder fester als ihr alle zusammen... Um so besser. Er reckt den Stab in die Höhe. Firas! Firas der Held! Der Luftzug kitzelt. Ein wundervoller Traum. Firas zuckt und kichert. Hihi Der Stab...er ist weg...


    “Aufstehen , Langschläfer, du kommst jetzt mit mir!“ “Was?“, brüllte er in den Raum hinein, den er blinzelnd, sich windend und gleichzeitig kichernd gar nicht so schnell erfassen konnte. “Ohh...ophh...eee..liii...aaaa“ lachte er hervor, auch wenn sein ernster Unterton dieses Lachen Lügen strafte. Es war der Tag, an dem er wunderbar hätte ausschlafen können. Kurz blitzte noch einmal der Traum in ihm auf. So oft hatte er davon geträumt, doch war er nie wirklich auf den Gipfel gelangt. Firas schnaufte und blinzelte und schon war das Bild auch schon wieder verschwunden, als wäre es nie da gewesen. Musste ein blöder Traum gewesen sein. Vor sich hin maulend strafte er Ophelia mit einem müden Blick und wollte sich die leichte Decke wieder über den Kopf ziehen. “Ich mag nicht aufstehen.“ Entfernt dämmerte ihm irgend etwas. Einkaufen. Irgendwo zwischen Schlafen und Wachen war das Wort aufgetaucht. “Und ich mag nicht einkaufen,“ nölte er halblaut ins flache Kissen. Dann musste er wieder tragen und schleppen, das kannte man ja. Obwohl.... Egal. Er seufzte. “Was willst du denn einkaufen?“ Es hatte keinen Sinn mehr. Für einen wohligen Schlummer war er nun zu wach und er wandte seinen Blick Ophelia zu, wobei er auch Elena und Katander endlich wahr nahm und ein wenig dümmlich angrinste, wie immer, wenn er mal wieder völlig woanders gewesen war.

  • Ophelia zuckte total zusammen als er so plötzlich so laut aufschrie. Herrjeh was war denn mit ihm los? Wahrscheinlich ein äußerst schlechter Traum, oder hatte sie ihn etwa erschreckt? Der Gedanke ließ sie frech grinsen und sie dachte nicht daran aufzuhören ihn durchzukitzeln und machte einfach weiter. Ob er nun lachte weil er es lustig fand oder nicht, das spielte keine große Rolle, denn sie achtete nicht weiter auf seinen Unterton. Er musste so oder so aufstehen ob er wollte oder nicht, denn wenn die anderen beiden schon nicht mitkamen so hatte Firas leider Pech und musste mit. Ophelia fand das natürlich nicht schlimm, denn sie mochte es mit ihm zusammen zu sein, machten sie das meiste doch eh zusammen.
    Als sie dann aber sah, dass er versuchte sich wieder unter seiner Bettdecke zu verkriechen griff sie nach dem oberen Ende der Decke und packte diese, wobei sie sich nun etwas zu ihm legte, beziehungsweise mit ihrem Oberkörper auf seine Brust so, dass er die Decke nicht mehr wegziehen konnte.


    Sie schmunzelte ihn an. „Du musst aufstehen,“ sagte sie „Aber du musst nicht einkaufen,“ folgte dann sogleich der zweite Teil mit einem frechen Grinsen dazu „Aber du musst mitkommen,“ sagte sie zum Schluß und kicherte dabei auf. Ja sie hatte wieder gute Laune, außerdem hoffte sie noch irgendwann mit Firas wegen dem Herrn und Seiana reden zu können, denn sie hatte keine Lust och öfters mit Papier beschmissen zu werden wie heute morgen. „Der Herr Archias schickt uns zusammen mit der Herrin Seiana raus auf den Mercatus. Er gab mir eine Menge Geld damit wir uns einen schönen Tag machen, das sollten wir nutzen, meinst du nicht auch?“ fragte sie mit ihrem frechen Grinsen und hing immer noch halb auf ihm. „Komm schon…..raus aus dem Bett mit dir,“ lachte sie wieder ein wenig und schob ganz frech erneut eine Hand unter seine Decke um ihn zu kitzeln. Ja auch Opehlia konnte wenn sie gute Laune hatte eine freche Seite an den Tag bringen mit der so mancher nicht rechnete.

  • Firas schaute sich ein wenig um und suchte nach einem Besen. Als er ihn erspäht hatte, begann er halbherzig das Reisigbund über den Boden zu kratzen. Es war wirklich die falsche Gelegenheit, um Spekulationen anzustellen. Auch wenn Ophelia sagte, dass er sich nicht entschuldigen musste, so war im dennoch danach. Aber es war schon richtig, dass sie sich beide den Löwenanteil an Entschuldigungen wohl besser für den Herrn Archias aufheben sollten. Im Geiste sah er schon dessen hochroten Kopf und die geschwollene Ader am Hals. Bald würde er vor ihnen stehen, herumbrüllen und dann soetwas wie fassunglos sein, bei schnell einsetzender Schnappatmung. Doch vielleicht irrte der Sklave sich auch und nichts dergleichen würde geschehen. In einer anderen Vorstellung war der Herr Archias ruhig und vernünftig. So vernünftig wie er es halt zustande brachte. Firas seufzte.


    Zumindest war es gut, dass Ophelias Verletzungen an den Händen nicht mehr so schlimm waren, auch wenn er ihrem beruhigen Tonfall nicht wirklich glauben konnte. Sein Blick wanderte wie von selbst zu Ophelia hinüber. Noch immer wollte er sich lieber davon ablenken, wie es in der Culina aussah: Chaotisch, schrecklich, unhygienisch und einfach nur schlimm. Bestimmt würde der Herr Archias am meisten unter der Tatsache leiden, dass es nichts, aber auch absolut gar nichts zum Essen gab. Er runzelte die Stirn. “Ich weiß nicht, ob er einem neuen Anstrich zustimmen würde. Bestimmt sollten wir ihn überhaupt ersteinmal irgendwie „stimmen“. Wir bräuchten ein tolles Abendessen, um ihn abzulenken.“ Er redete nur Blödsinn und schaute wieder auf den Besen, den er stetig sein Werk verrichten ließ. Ein trauriger Haufen Essensreste friste nun sein Dasein zu seinen Füßen. Ihm selber war der Appetit gehörig vergangen, und das kam nicht sehr oft vor.

  • „Mhm“, murmelte Elena nur auf die Frage, ob sie und Katander hier bleiben würden, während der nur ein ebensolches Grinsen zur Schau trug wie sie und gar nichts sagte, sondern sie nur an sich zog. Mit einem Lachen sah sie dann aber doch noch einmal hoch, als Ophelia begann, Firas zu kitzeln, und dieser mit einem Schrei hoch schreckte. Grinsend beobachtete sie, wie die beiden anfingen zu diskutieren, während Ophelia immer wieder ihre Geheimwaffe einsetzte, aber dann spürte sie Katanders Finger an ihrer Seite. „Untersteh dich“, kicherte sie leise, ließ dann aber Ophelia und Firas Ophelia und Firas sein und schmiegte sich wieder an Katander, im Grunde nur darauf wartend, dass die beiden endlich gingen.


    Im anderen Raum hingegen war Seiana inzwischen fertig mit ihrer Wäsche und den sonstigen Vorbereitungen, was bei ihr nie allzu lange dauerte – sie legte Wert auf ein angemessenes Erscheinungsbild, aber sie verschwendete selten wirklich viel Zeit darauf, zumal sie es dezent ohnehin lieber mochte, was Schminke und Kleidung betraf. In ihren Augen war der Punkt schnell erreicht, an dem eine Frau nur noch überladen wirkte. Nachdem sie also fertig war, ging sie hinüber in das große Zimmer, an das die übrigen grenzten, und wartete darauf, dass Ophelia wieder kam, in Begleitung von Firas, denn dass ihre Sklavin und Katander dankend auf diesen Einkauf verzichten würden, wenn sie im Gegenzug die Chance hatten, alleine zu sein und frei zu haben, war ihr klar.

  • Nach einem schönen Traum fiel im das bewusste Denken immer besonders schwer, doch als sein Blick auf Elena und Katander traf reifte die Wirklichkeit um ihn herum, wie eine bittere Frucht. Ja, er musste wirklich aufstehen, um einkaufen zu gehen. Was er sah zeigte ihm auch deutlich, dass die beiden anderen weitaus mehr Glück hatten als er, auch wenn sie wohl schon länger wach waren. Zu mehr Erkenntnissen konnte er nicht gelangen, denn Ophelia hatte nach dem Zipfel seiner Decke gegriffen, den er nur halbherzig verteidigte und seine Bemühungen ganz einstellte, als er ihren warmen Körper auf dem seinen spürte. Der Druck auf seine Brust verstärkte sich, als sie zur Gänze auf ihm lag, doch es war angenehm und der Wunsch, einfach daheim bleiben zu können wurde übermächtig.


    “Du musst aufstehen. Aber du musst nicht einkaufen.“ Seine Hand verfing sich in einer von Ophelias Haarsträhnen. Sie war ganz weich und fühlte sich seidig an und glatt. Der Sklave schmunzelte verträumt und blinzelte Ophelia an. Es war so schön, dass sie ihm so nah war, doch er verkniff sich einen Kommentar. “Aber du musst mitkommen.“ Was? Ach ja, das Einkaufen. Ein abgrundtiefer Seufzer entwand sich ihm. Fast hätte er es einfach wieder vergessen, genauso wie die Anwesenheit von Katander und Elena. “Der Herr Archias schickt uns zusammen mit der Herrin Seiana raus auf den Mercatus. Er gab mir eine Menge Geld, damit wir uns einen schönen Tag machen, das sollten wir nutzen, meinst du nicht auch.“ Noch ein Seufzen. Dieses Mal noch lauter und sehnlicher. Es gab einfach Dinge, die auch ohne Geld glücklich machten und einem weitaus mehr boten als der Mercatus. Aber das war wohl eine rein persönliche Empfindung, dieser Wunsch einfach hier liegen zu bleiben. Warum nur er? Katander und Elena sollten nicht mit? “Komm schon...raus aus dem Bett mit dir!“


    Firas kicherte wieder leise, als Ophelia ihre Hand unter die Decke gleiten ließ, um ihn an der Seite zu kitzeln. Er regte sich unter ihr und ihr Gewicht stellte kein Hindernis dar. Es war verlockend, wenn sie sich so gab und es reizte ihn, einfach mit ihr herum zu scherzen. “Du machst es mir aber wirklich nicht einfach, Ophelia,“, lachte er und keuchte gespielt, als würde er mit ihrem Gewicht eine zu große Last tragen. Mit einem Ruck richtete er sich auf, alle anderen Wünsche vergessend und zog sie dabei mit sich, sodass sie in seinen Armen hing. “Ich meine, wenn du so auf mir liegst. Du weißt doch, wie schwach ich manchmal bin.“ Er entblößte eine Reihe weißer Zähne, als er ihr Grinsen ebenso frech erwiderte. Erst dann entsann er sich, dass die beiden anderen ihnen zu schauten. Es fiel ihm immer schwer, über seinen Schatten zu springen, was Ophelia anbelangte. Aber große Menschen hatten eben einen großen Schatten. Seine Augenbrauen hoben sich kurz und er runzelte über seine eigenen, ungewollt zweideutigen Gedanken die Stirn. Dann lachte er darüber. Gut, dass er das nicht auszusprechen brauchte.


    “Gehen wir auf den Mercatus.“ Er nickte Ophelia zu und hob sie gänzlich in Höhe, sodass sie auf ihren Füßen zum Stehen kam, während er sogleich die Decke abschüttelte, die sich gleich mit erhoben hatte. Dann gähnte er und richtete seinen Blick neidvoll auf Katander und Elena. “Ist Frau Seiana schon so weit?“, versuchte er ablenkend anzubringen, als er nach seiner Tunkia griff und sie überstreifte und zwanghaft an etwas anderes dachte. Nein, er wollte sich gar nicht vorstellen, wie die beiden ihre Freiheiten an diesem Tag genossen. Aber einkaufen mit Ophelia und Frau Seiana und jeder Menge Geld war sicher auch nicht zu verachten. Langsam dämmerte sogar ein wenig die Vorfreude in ihm, doch zuerst brauchte er wohl einen Kamm, wie er feststellte, als er auf seine Stirn schielte, in der ihm einige inzwischen recht lang geratene, verquere Strähnen hingen.

  • Irgendwie merkte sie schnell, dass der Lappen an dieser Wand nicht mehr wirklich viel brachte. Sie trat einen Schritt nach hinten und schüttelte nur mit dem Kopf, denn es war reine Zeitverschwendung dort etwas zu machen. Es brachte rein gar nichts und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sich durch das Schrubben an der Wand nur noch alles verschlimmerte. Sie seufzte und zuckte dann mit den Schultern. Natürlich ging es ihr nahe aber es brachte auch nichts wieder anzufangen zu heulen, auch wenn ihr wirklich danach war. Am besten war sie schrubbte nun das Fett von der Feuerstelle sonst würde die Culina beim nächsten mal erbärmlich stinken. Wobei der Gedanke beim nächsten Mal wirklich herrlich klang, denn wer sagte, dass es überhaupt ein nächstes Mal geben würde? Ophelia zwang sich zu anderen Gedanken, denn der Herr konnte sie doch gar nicht dafür bestrafen, nein durfte es nicht, schließlich hatten sie es doch gar nicht mit Absicht getan.


    „Wunschträume,“ sagte sie leise auf die Worte von Firas. „Wir werden es ihm sagen und dann sehen was geschieht, da hilft auch kein Abendessen mehr um ihn abzulenken oder glaubst du wirklich seine Nase riecht so schlecht, dass ihm das hier nicht auffallen würde?“ fragte sie ihn wobei sie dabei etwas belustigt klang. „Ich bekomme die Wand nicht sauber,“ meinte sie dann und tunkte den Lappen in das Wasser, wobei sie die eh schon feuchten verbände nun erst recht tränkte. Aber auch das war doch jetzt egal, dann musste sie eben mal die Zähne zusammenbeißen damit es hier einigermaßen ordentlich wird. „Wieviel Zeit haben wir nun eigentlich schon verplempert?“ fragte sie ihren Mitsklaven und schaute zu ihm während sie den Lappen auswrang den sie eben noch in das Wasser getaucht hatte. Das Wasser hatte außerdem schon eine leicht gelbliche Färbung angenommen wegen dem Fett und den Gewürzen die sie bis jetzt aufgewischt hatte.


    Dann hielt sie inne und schaute Firas an. „Warum gehen wir nicht zu Katander? Ich weiß es ist das gefundene Fressen für ihn aber vielleicht kann er uns helfen? Vielleicht kann er den Herrn Archias aufhalten zu früh nach Hause zu kommen?“

  • Ophelia kitzelte ihn immer weiter und dachte sich nichts dabei. Es war einfach wie immer. Gut sie war ihm noch nie so nahe gewesen, aber das machte ja eigentlich auch nichts. Oder doch? Sie spürte selbst durch die Decke wie sein Herz schlug und wie er atmete. Einen Moment stockte sie einfach nur und schaute ihm in seine Augen. Ihr war noch nie aufgefallen wie schön sie eigentlich waren und sein Blick, er kam ihr ein wenig seltsam vor. „Träumer, raus aus den Federn,“ meinte sie nun etwas leiser und etwas schien sich in ihrem Blick verändert zu haben. Es schien mehr Wärme als sonst in diesem zu liegen und ihr Lachen wurde noch etwas fröhlicher als sonst, auch wenn sie eben einen Moment lang ein klein wenig irritiert gewesen war.
    „Nein? Mach ich das nicht?“ fragte sie ich frech angrinsend und lehnte sich auch weiterhin auf ihn um ihn besser kitzeln zu können und kühle Finger konnten doch manchmal wirklich Wunder bewirken, vor allem andere Leute wach machen oder so. „Wo bist du denn schwach hmm?“ fragte sie und kicherte auf. Die anderen hatte sie ausnahmsweise einfach mal vergessen. Es zählte gerade nicht, zu sehr war sie in diesem kleinen Spaß gefangen, der vielleicht viel mehr als nur das sein konnte.


    „Huch,“ kam es von ihr, als er sich zusammen mit ihr erhob und sie nun sozusagen in seinen Armen hing oder lag. Sie verschränkte hinter ihm ihre Hände damit sie einen besseren Halt hatte und verlor sich wieder einmal einen kleinen Augenblick in seinen Augen. Kurz änderte sich wieder ihr Blick, wurde auf einmal etwas nachdenklich nur um gleich drauf wieder zu schimmern wie immer. Ophelia fühlte sich ein wenig merkwürdig aber nicht schlecht, aber dazu sagen wollte sie natürlich auch nichts. Es ging ganz schnell, da stand sie auch schon auf ihren eigenen Füßen als Firas sich nun vollends erhob. Auf der Stelle ließ sie ihn los und folgte kurz mit ihrem Blick der Decke die nun hinter ihm herunterfiel.


    „Seiana hat sich eben angezogen und müsste schon draußen auf uns warten. Du bist der Letzte,“ meinte sie mit einem frechen Grinsen. „Wie immer brauchen die Männer am längsten,“ gab sie ihm eine freche Antwort während er sich seine Tunika überstreifte. „hopp, hopp,“ war von der kleinen Ophelia noch zu hören bevor sie ganz schnell aus dem kleinen Raum verschwand bevor Firas noch auf dumme Gedanken kommen konnte. Kichernd lief sie in den Flur nur um gleich darauf wieder etwas ernster zu werden, da sie nun den anderen Raum betrat in dem die Herrin auf sie beide wartete. „Wir sind gleich so weit Herrin,“ meinte Ophelia dann und kam nicht drum herum vor sich hinzuschmunzeln. „Und du hattest Recht die anderen werden nicht mitkommen.“

  • Er war also der Letzte? Firas grinste ölig und ihm lag die Bemerkung auf den Lippen, dass er ja wohl unmöglich der Letzte sein könne, wenn zwei weitere Kandidaten noch in den Kissen lagen und herumturtelten. Den Blick auf Katander und Elena gerichtet, schmunzelte er vor sich hin, jedoch nicht ohne den Anflug einer leichten Eifersucht. Aber Einkaufen war durchaus etwas Schönes! Schließlich lachte er auf Ophelias Bemerkung hin. “Wie immer brauchen die Männer am längsten.“ Wie frech! Er kicherte. “Ophelia,“ begann er dann gespielt belehrend. “Wenn Männer zum Einkauf genötigt werden, braucht sich die Frau nicht zu wundern, dass sie immer drei Schritte hinterher sind!“ Er griente sie breit an. “Das kommt aber wegen der vielen Sachen, die auf ihren Schultern lasten und die sie der werten Dame hinterher tragen dürfen!“ Dabei griff er nach einem Kamm und fuhr sich damit ein wenig nachlässig durchs Haar. “Sieh es so. Ich bereite mich hier nur gründlich auf diese Rolle vor!“


    Seufzend nahm er zur Kenntnis, dass Ophelia kichernd in den Flur lief und verkündete, dass sie nun bald soweit waren. Nun beeilte er sich doch um hinterher zu kommen, jedoch nicht ohne den beiden Zurückbleibenden einen neidvollen Blick zuzuwerfen. “Es kann ja nicht jeder das Haus hüten, nech?“ Ein Grinsen und ein Augenrollen folgte und dann war er auch schon im Flur. “Ich hätte auch nie angenommen, dass Katander freiwillig das Bett verlässt,“ frotzelte er. “Der ist in manchen Situationen nämlich noch viel schwächer als ich.“ Dann räusperte er sich und schaute erwartungsvoll drein, während er mit dem Gedanken spielte, Ophelia den Arm um die Schultern zu legen. Stadtbummel. Klang gar nicht so schlecht. Nur kurz streifte sein Arm Ophelia und als er ihre Schulter berührte, ließ er ihn schnell wieder sinken, tat so, als ob er ihr nur ein wenig Staub vom Gewand tätscheln wollte. Die Herrin würde dabei sein, also keine gelöste Stimmung und kein Anschluss an das Herumgealbere. Firas seufzte und lächelte wehmütig der Frau Seiana entgegen. Bestimmt gäbe es andere Gelegenheiten, die er dann garantiert beim Schopfe packen würde.

  • Ilías eilte zu der Insula Angularis, denn Caius hatte gesagt, dass ein Tabellarius Dispositus immer pünktlich, schnell und höflich arbeitet. Da Caius ihm auch den Weg gut beschrieben hatte, hatte er die Insula schnell gefunden und kopfte auch schon an deren Tür.


    *KLOPF**KLOPF*

  • An
    Caius Aelius Archias
    Insula Angularis
    Alexandria, pars Neapolis (Broucheion), Aegyptus


    Salve Caius Aelius Archias, mein lieber Vetter zweiten Grades!


    Zuvorderst muss ich Dich vielmals um Entschuldigung bitten, weil ich Deine herzlichen Briefe so lange unbeantwortet gelassen habe. Dafür gibt es keine Ausrede und darum bin ich auf Deine selbstlose Nachsicht angewiesen.
    In Deinen Briefen hast Du von einer Dame namens Decima berichtet und mich gefragt, wie ich zu einer Verbindung zwischen unseren gentes stehe. Die Antwort ist, dass ich sehr angetan wäre, denn die Decimer sind ein wohlanständiges Geschlecht mit nach wie vor großem Einfluss. Deshalb war ich auch sehr erfreut, als erst vor kurzem ein Sohn dieses Hauses zu mir kam und darum bat, mein Client werden zu dürfen. Natürlich habe ich angenommen. Sein Name ist Marcus Decimus Flavus und er ist der Sohn des Feldherrn Decimus Livianus.
    Wie Du vielleicht gehört hast, amtiere ich zurzeit als Consul. Aber die Wahlen stehen hier in Rom vor der Tür. Dennoch könnte ich auch im nächsten Jahr wieder Consul sein, denn mit dem Segen des Imperators Caesar Augustus kandidiere ich erneut.
    Ich hoffe, Dir geht es in Alexandria nach wie vor gut. Hast Du den Praefectus Alexandriae et Aegypti Germanicus Corvus inzwischen schon kennen gelernt? Auch er ist mein Klient. Wenn Du ihn einmal siehst, dann übermittle ihm doch bitte meinen Gruß.
    Nun habe ich bereits viel geschrieben und doch kein einziges Wort über den Grund verloren, weshalb ich Dir ausgerechnet heute schreibe. Mein Herz wird mir schwer, wenn ich wieder daran denke. Daran mag es liegen.
    Es ist Dein Vetter Publius Aelius Pulcher – er ist gestorben, noch bevor er das vierzigste Lebensjahr erreicht hatte. Die Götter prüfen uns, doch beten wir darum, dass sie seiner Seele gnädig sind.
    Sein Bruder Aelius Callidus, dem er so ähnlich sah und von dem er doch so verschieden war, ist auf Reisen. Von dem Narren im Fass abgesehen, gibt es nun außer mir keinen männlichen Aelier mehr in Rom. Vielleicht ist es an der Zeit, dass Du heimkehrst.


    gez. Lucius Aelius Quarto



    ROMA - ANTE DIEM X KAL DEC DCCCLVIII A.U.C.
    (22.11.2008/105 n.Chr.)

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    Es war Elena, die die Tür öffnete. Genauer gesagt, hastig aufriss. Sie war gerade in der Küche gewesen, denn Ophelia und Firas waren beide heute nicht da, Katander auch nicht, und so blieb es an ihr hängen, für das Essen zu sorgen. Seiana unterdessen hatte es sich im Wohnraum bequem gemacht und war ganz vertieft in irgendwelche Unterlagen, ob es nun die von ihren Geschäften waren, irgendwelche Briefe, oder Dokumente der Schola oder des Museions, wusste Elena nicht. Seit Seiana vorhatte, bei beiden Institutionen angestellt zu werden, vergrub sie ihren Kopf tagsüber fast nur noch in irgendwelche Papyri – jedenfalls solange Archias arbeitete. Es war zum Auswachsen. Nicht dass Elena langweilig geworden wäre, irgendwas gab es immer zu tun, und da war ja auch noch Katander… den sie zu selten sah, wie sie fand, also zu selten im Sinne von sehen und wirklich Zeit füreinander zu haben. Aber was Seiana trieb, konnte nicht gesund sein für sie.


    Jedenfalls, dass Elena kochen musste, davon war sie weniger begeistert, obwohl sie es konnte, und das sogar ziemlich gut. Prinzipiell machte es ihr auch Spaß, aber nicht, wenn es draußen so heiß war. Wie auch immer, sie war in der Küche gewesen, hatte rumhantiert und hatte das Klopfen zunächst überhört – sie konnte nicht sagen, wie oft schon geklopft worden war, aber sie hoffte inständig, dass es nicht zu lang war. Ein kurze Blick zu Seiana gab ihr die Gewissheit, dass diese das Klopfen entweder gar nicht gehört hatte, oder es gekonnt ignorierte, weil sie ihren dunklen Schopf nicht einmal ansatzweise gehoben hatte. An der Tür angekommen, riss Elena sie also hastig auf und holte gleichzeitig tief Luft, um ihren Atem etwas zu beruhigen. „Salve. Und Entschuldigung, dass es etwas gedauert hat. Was kann ich für dich tun?“

  • Caius hatte es gar nicht gefallen, dass Seiana bald ausgezogen war. Dass sie dabei direkt über ihm bei der alten Dame wohnte, zählte dabei nicht. Natürlich hatte er versucht, sich nicht anmerken zu lassen, dass er es schade fand, allerdings hatten da keine Versicherungen geholfen, gern im Wohnzimmer zu schlafen oder sich beim Essen mit den anderen an den viel zu kleinen Tisch in der Küche zu quetschen.


    Als er heute nach Hause kam, hatte Firas einen Brief für ihn gehabt. Quarto hatte geschrieben! Caius hatte seinem Sklaven den Brief förmlich aus den Händen gerissen. Seitdem wirkte er wohl ein wenig geknickt, denn Katander hatte sich mehrmals erkundigt, ob er nicht irgendetwas tun konnte. Caius hatte abgewunken und stattdessen Wein geordert. An seiner Beziehung zu Seiana hatte sich immer noch nichts geändert, aber wenigstens hatte er das Wohlwollen von Quarto nun schriftlich. Allerdings gab es dann jetzt auch keine Ausrede mehr für ihn, nicht endlich zu fragen. Denn dass sie darauf wartete, war nun ja eigentlich klar, da sie nicht heimgereist war. Trotzdem hatte er da ein wenig Schiss.


    Ein Rumoren an der porta ließ Caius dann aufhorchen. Waren das Seiana und Elena? Katander hatte erzählt, dass die beiden vor einer halben Ewigkeit zum Einkaufen aufgebrochen waren und gefragt hatten, ob er sie begleiten wollte. Vielleicht hatten sie ihre Einkäufe nun hoch gebracht und kamen zum Abendessen.
    »Seiana?«

  • Seiana und Elena waren tatsächlich einkaufen gewesen, immerhin, so hatte Elena argumentiert, bräuchte Seiana neue Sachen – wegen der Schola und dem Museion und sowieso und überhaupt. Und was Kleidung betraf, da musste Seiana ihrer Leibsklavin Recht geben, hatte sie sich in Alexandria bisher noch kaum umgesehen – anders sah es da schon mit diversen Gegenständen aus, die sie begeistern konnten. Allerdings, einmal auf dem Markt, wusste Seiana wieder, warum sie bisher so selten hier unterwegs gewesen war, um sich Kleidung zu kaufen. Weil sie es einfach nicht leiden konnte, dieses Rumgerenne, von einem Stand zum nächsten Laden, und dann musste natürlich anprobiert werden, denn wenn sie sich schon etwas Neues kaufte, wollte sie selbstverständlich, dass es auch wirklich passte und gut aussah. Elena hatte diesmal aber nicht locker gelassen – dafür hatte sie im Anschluss mit Seiana erst mal eine Stunde in einem Park im Schatten einiger Palmen verbringen müssen, die die Decima mit dem Schmökern einiger ebenfalls neuerstandener Papyri verbrachte, während Elena, nun ja, da saß und sich im Großen und Ganzen langweilte. Was Seiana nur als gerecht empfand, gemessen an dem Spaß, den Elena die Stunden zuvor gehabt hatte, im Gegensatz zu ihr.


    Jetzt waren sie wieder zu Hause angekommen, hatten die Sachen nach oben gebracht, und während Seiana es Elena überließ, die neuen Dinge aufzuräumen, hatte sie selbst sich kurz gewaschen und eine der Tuniken angezogen, die sie heute gekauft hatte – aus einem leichten, fließenden Stoff, in dunklem Weinrot gehalten, mit unauffälligen Verzierungen am Saum und an den Nähten. Zwei schlichte Spangen hielten die Tunika an den Schultern zusammen, und an der Taille war sie leicht gerafft. So selten Seiana dem Einkaufen selbst etwas abgewinnen konnte, so sehr freute sie sich dann daheim, wenn sie tatsächlich etwas gefunden hatte und die Sachen anprobieren konnte. So verabschiedete sie sich kurz von Elena und ging dann hinunter, um den Abend mit Archias zu verbringen. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, hörte sie schon seine Stimme, und sie lächelte, obwohl er das noch nicht sehen konnte. „Ja, ich bin’s.“ Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging sie hinüber in den Wohnraum. „Wie war dein Tag?“

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